Spreeblick

Alle paar Jahre wieder versuchen sich Künstler und Produzenten an „interaktiven Musikvideos“, oft scheitert die massenhafte Verbreitung der Videos jedoch an zu langen Ladezeiten und der Tatsache, dass man die technisch meist sehr aufwändigen Produktionen nicht auf anderen Websites zeigen kann – ein Einbetten, wie es mit YouTube-Clips Gang und Gäbe ist, ist selten möglich. Den Labels kann das jedoch recht sein, schließlich landet der Kunde somit auf der offiziellen Seite inkl. Kauflinks und Newsletter-Registrierungen.

Nachfolgend ein paar Links zu sehenswerten neuen Produktionen, für die sich das Warten auf Daten lohnt:

Pharrell Wiliams – Happy

Unter 24hoursofhappy.com gibt es ein tatsächlich 24 Stunden dauerndes Video zu Pharrell Williams‘ Beitrag zum „Ich, unverbesserlich 2“-Soundtrack zu bestaunen. In Echtzeit tanzen der Künstler, einige prominente Gäste und andere Menschen an allen Tages- und Nachtzeiten durch die Stadt, als Zuschauer kann man die Timeline beeinflussen (bzw. den Zeitpunkt wählen, den man sehen möchte) und einzelne Momente teilen. Und hat man die ganzen 24 Stunden gesehen, dann kann man den Song nicht mehr hören …

Auf YouTube gibt es einige Stunden des Clips auch als lineares Video zu sehen.

Bob Dylan – Like a rolling stone

Keine technische Sensation, dennoch sehr unterhaltsam: Im interaktiven Clip für Dylans 65er Klassiker kann man zwischen derzeit 16 Fernsehstationen wechseln (weitere sollen nach und nach hinzugefügt werden), jeder Sender persifliert dabei bekannte TV-Formate und funktioniert als ganzer Clip für den Song. Bemerkenswert dabei ist die Detailliebe der einzelnen Produktionen, nach anfänglichem Gähnen blieb ich dann doch recht lange auf der Seite.

Arcade Fire – Just a reflektor

Arcade Fire (nein, ich war nicht beim Berliner Hype-Gig am vergangenen Dienstag, ich habe stattdessen Jake Bugg zugehört) haben ja schon viel ausprobiert in Sachen Digitalkunst, das neue Experiment Just a reflektor nutzt titelgemäß die Kamera des Laptops oder Desktop-Rechners in Verbindung mit der eines Smartphones. Nach erfolgreicher Koppelung der beiden Geräte übers Internet kann man sein Smartphone benutzen, um eine Art Licht-Spot auf dem Screen des Computers zu steuern. Irgendwie irre und beeindruckend, irgendwie aber auch nicht. Trotzdem: Einfach mal ansehen.

U2 – Ordinary Love

Das Video zum neuen U2-Song ist kein interaktives, aber sehr schönes, und in Verbindung mit einem tollen Song ist das ja auch was wert.

Blöderweise wurde die YouTube-Version des Videos noch während des Schreibens dieses Artikels gesperrt, denn das Video lief als Premiere auf Facebook (von wo aus man es nicht auf anderen Sites einbinden kann) und danach nur auf anderen Industrie-Kanälen ohne Embed-Funktion. Und da mir dieser ganze Musikvideostreit und seine Folgen gehörig auf den Senkel geht, soll sich die Musikindustrie halt selbst verlinken, ich tue das in solchen Fällen nicht mehr. Ihr findet das schon.