101

Das trägt man jetzt so

vogue

Hat ja lange genug gedauert, bis es der „State of Emergency“ zur sicherlich von Art Directoren der Welt als „wahnsinnig provokativ“ gefeierten Mode-Strecke der italienischen Vogue gebracht hat. Sicher ganz uncool, das zu sagen, aber: Das ist ekelhaft. Und komme mir bitte keiner mit dem Kunst- und Provokationsauftrag der Modefotografie.

(Flash-animierte Fußtritte gibt es hier, Scans hier)

[via]

101 Kommentare

  1. 01

    wird interessante kommentare geben, vermute/hoffe ich. ich für meinen teil finde das billige effekthascherei. ^^

  2. 02
    martin

    Erinnert mich an die Benetton Werbung vor ein paar Jahren… die Absicht dürfte wieder ähnlich plump kommerziell sein, um ein paar Handtaschen mehr zu verkaufen.

    Eventuell hat aber selbst solch eine zynische Kommerzialisierung des Terrors etwas positives, weil sie (in diesem Fall höchstwahrscheinlich ungewollt) hilft, dem Terror etwas von seinem Schrecken zu nehmen. Ich ziehe das zumindest deutschen Politikern vor, die solche Schreckensszenarien momentan noch verstärken und für ihre Zwecke mißbrauchen.

  3. 03
    Kunstee

    Für unpolitsche Menschen sicher eine großartige Modestrecke.

  4. 04
    heidrun

    @ martin: ???
    fußtritte von bullen sind gar nicht so schlimm, weil man dabei immer noch gut aussieht? oder wie?
    ansonsten bin ich wenig überrascht. bezeichnend auch die ganzen kommentare drunter. dass viele frauen sich mit sowas identifizieren können, will einfach nicht in meinen schädel. ich finde ja schon die bloße existenz von frauen- und männerzeitschriften fast erschreckend.

  5. 05
    heidrun

    @ kunstee: in diesem fall würde ich eher sagen: für nichtdenkende

  6. 06

    Oh ja, lasse mir demnächst auch von einem Polizisten unters Kleid fassen, in den Hals treten und ach ist das geil.

    S/M?

    Ja. Rollenspiele.

    Und wo gehören Rollenspiele hin – in den S/M – Keller.

  7. 07
    leo

    In der Manteuffelstraße 99 in Berlin soll es eine Boutique mit todschicken Accessoires geben. Wer nicht von gestern ist muss dort gewesen sein. Für die Wintersaison 06/07 führt kein Weg daran vorbei.

  8. 08
    westernworld

    finde ich eigentlich noch ganz harmlos, das noch niemand abu ghraib für solche zwecke ausgeschlachtet hat wundert mich eher.

    ekelhaft finde ich herrn bush.

    ekelhaft finde ich das elende selbstgerechte geheule der amis, für die nur das amerikanische leben heilig ist und alle anderen nur verschleißteile oder collateralschäden sind.

    ihre eigenen terroranschläge und massenmorde waren selbstverständlich
    für eine gerechte sache.

    das ein großteil der amerikaner opfer der heimischen plutokratie ist, und viele andere differenzierungen, steht auf jenem anderen blatt das teil eines dicken buches über u.s. geschichte und politik ist das den rahmen dieses kommentars sprengen würde.

  9. 09

    Kann mir gar nicht vorstellen, dass das vorher noch niemand gemacht hat, so vorhersagbar ist das ganze. War langweilig, ist langweilig, bliebt langweilig. Interessant höchstens als weiterer Beleg dafür, dass die ADs dieser Welt eben einfach gar nix mehr merken.
    Erinnert mich an die lustige Kir-Royal-Folge, als Senta Berger die langen Haare lassen und sich in Camo verkleiden muss, um dem angesagten Military-Look zu genügen…

  10. 10

    Mode als Fotos -> Fotos als Kunst -> Kunst als Provokation -> Provokation aus Langeweile -> Langeweile aus Kreativlosigkeit -> Kreativlosigkeit aus Belanglosigkeit -> Belanglosigkeit aus Masse -> Masse aus Magazinen -> Magazine für Mode -> Mode als Fotos

  11. 11

    Alte Masche, immer gleich. Man schockt die, die sich schocken lassen, und dann wird darüber geredet – jetzt auch hier. Und solange das funktioniert, wird sich daran auch nichts ändern.

  12. 12

    Besser als gar nicht drüber reden.

  13. 13

    Endlich bekommen die Models, was sie verdienen!
    Ach Gott, mit all der Gewalt in den Medien heutzutage ist das doch nichts schockendes oder ekelhaftes mehr. Der Art Director hat sich eben der Zeit angepasst, Johnny.
    Guck mal fern, schau dir an, was im Kino läuft, alles wird immer gewaltverherrlichender.
    Ich verteidige keinesfalls die Kampagne, aber *sooooo* aufregend ist die auch wieder nicht… Imho.

  14. 14

    Military läuft wohl am POS sehr gut. Wobei Camouflage ja nur der auffälligste Teil davon ist. Schnitte, Prints und Accessoires greifen das Thema meist dezenter auf.
    Deshalb finde ich es wenig überraschend, diese Motive in einer Mode-Strecke auftauchen. Etwas Orientierung am Kunde darf man ja erwarten.

    Aber die cleaneren Looks sind ja schon angekündigt.

  15. 15
    Art Director

    wow geiiil! chicks with guns, yesss!

  16. 16
    memo

    Johnny, wenn dir klar ist, dass diese Werbung provozieren und in den Medien diskutiert werden soll, wenn dir ebenfalls klar ist, dass du mit Spreeblick als einem der größten deutschen Blogs inklusive trackbackender Satelliten Teil der Medien bist, dann frage ich mich: Wieso bedienst du die Intention der Werbung anstatt sie einfach zu ignorieren?

    Nebenbei: Ich habe noch keine abschließende Meinung, aber ich denke, man kann die Bilder auch gut finden kann. Ästhetisch sind sie auf jeden Fall und das Thema hat man meines Erachtens weniger deshalb genommen, weil es ein aktuelles politsches ist, sondern weil es stark medial präsent ist. Und in diesen virtuellen Alltag, mit dem man mittlerweile leider so vertraut ist, hat man hübsche junge Frauen mit hübschen Klamotten gesteckt; ein Glamour, der nicht so recht ins Bild passen will. Klassische Werbung.

  17. 17

    Hier findet statt, was uns bewegt. Dabei eine Schere anzusetzen, die alles ausklammert, was Promo für etwas „Falsches“ sein könnte, wäre Wahnsinn und müsste in letzter Konsequenz dazu führen, dass man nur noch über tolle Dinge schreibt. Hab ich schonmal probiert, hat nicht geklappt.

  18. 18
    leo

    „Hab ich schonmal probiert, hat nicht geklappt.“

    Gibt’s das noch irgendwo zu lesen? ^^ ;)

  19. 19
    Jan(TM)

    Abgesehen davon das es wie der Anfang eines Pornos für Vergewaltigungsfetischisten wirkt, find ich die Idee gar nicht so schlecht. Selbst als Model hat man keine Ruhe vor dem Heimatschutz, mal über den Überwachungsstaat nachdenken der uns vor den bösen Terroristen schützen soll – ist auch nicht verkehrt.

    Johnny du hast doch sicher auch noch Bilder aus deiner „1/3 Heizöl – 2/3 Benzin“ Phase in der Designerschrankwand stehen oder nicht?

  20. 20

    Nr.19: „Abgesehen davon das es wie der Anfang eines Pornos für Vergewaltigungsfetischisten wirkt, find ich die Idee gar nicht so schlecht.“

    Johnny: Hast du schon Spam von Frauenrechtlerinnen?

  21. 21
  22. 22
    dizplay.net

    Modefotografen haben das gleiche Problem wie Schaufenstergestalter bei Hörakkustikern.

  23. 23
    dizplay.net

    Hörgeräteakkustikern. (wann kommt die Editierfunktion?)

  24. 24
  25. 25
    Ralfi

    Hey, die Ladies werden bestimmt nur gefoltert weil mit den Infos viele unschuldige gerettet werden können…

    Ist also alles ok, oder? Benni von den Hundertern würde sich im Grabe umdrehen. Haupsache viel mageres Fleisch, ist ja gesünder. Sorry für den Sarkasmus.

  26. 26

    Schön fotografiert, ansonsten grossartig geschmacklos.

  27. 27
    mark

    also mir gefällts. ist doch schick… nicht neu, nicht spektakulär, aber besser als diese ewig gestrigen androgynen bulimie-shootings bei denen man einschläft, oder sich fragt, wer das kaufen soll…
    halt ne kulisse…wie ich finde weder unkreativ, noch schlecht gemacht, klar auf „aufmerksamkeit erwecken“ kalkuliert; why not?

  28. 28
    thc

    diese ab und zu bereits probierte masche der inszenierten grenzüberschreitung (oder auch inszenierten geschmacklosigkeit) haben wir vermutlich den ergebnissen der hirnforschung in den letzten jahrzehnten zu verdanken: wird ein eindruck von einer starken emotion – egal welcher – begleitet, bleibt er länger im gedächtnis.

    die zusätzliche, persönliche aufregung führt dann über mundpropaganda (oder web 2.0) zur vergrößerung des publikums.

    damit wird in der summe vermutlich ein größeres publikum (mit nicht negativ beeinflusstem konsumverhalten gegenüber der beworbenen marke) erreicht als ohne diese grenzüberschreitung – also aus meiner sicht alles eiskalte kalkulation.

    als mann und potentielle zielperson finde ich diese präsentation abstoßend widerlich und eine verhöhnung von gewaltopfern und frauen in aller welt. da helfen auch die „alibi“-motive der „terroristin in aktion“ nichts.

    es ist schlimm genug, dass folterknechte, selbsternannte gotteskrieger, vergewaltiger und misshandler ihre taten im rausch der macht oft selbst in bildern oder filmen festhalten – aus welchen abstoßenden motiven auch immer.

    auf dieses prinzip als werbemasche kann ich vollständig verzichten.

  29. 29

    Johnny: Ich verstehe den link zur Guten Woche nicht ganz. Klär mich auf.

  30. 30
    leo

    @sunny: könnte sein, dass sich das auf meinen Beitrag (18) bezieht…

  31. 31

    In der „guten Woche“ wollten wir nur über Dinge schreiben, die uns aktuell positiv aufgefallen sind. Was ziemlich schwer für Dauernörgler wie uns war. Dann passierten die Anschläge in London.

  32. 32

    heroinschick vor weisser wand — booooring!
    street shootings von coolen hipstern — gäääähn!
    ästhetische terror bilder — neu — gut!
    das ist WERBUNG, mann!
    funktioniert doch tadellos.
    zweck erfüllt!
    das ganze noch geknipst von steven meisel — besser geht es doch gar nicht mehr.

  33. 33

    Das Problem, das ich mit diesen Bildern habe: Ich arbeite für Amnesty International und es gibt verdammtnochmal Leute, die solche Situationen am eigenen Leibe erfahren (haben) und sich dabei höchstwahrscheinlich keine Sorgen um Mode gemacht haben.

  34. 34
    heidrun

    @ alecks: neu???
    seit wann ist die provo-masche bitte neu? die ist unglaublich alt. und unglaublich einfallslos! provo machen alle, denen sonst nichts einfällt, in der kunst, in der literatur (houllebecq!), in der werbung. und das seit den 60ern. bei houellebecq hab ich mich auch schon gefragt, warum die leute sowas noch schockierend finden. so auch hier. es ist einfach dumm und eigentlich langweilig.
    und @ mark: klar, hier gibt’s endlich wieder echte kerle und echte frauen (=opfer), statt der öden androgynie (die ich ja wiederum gut finde, weil sie einen geschlechterklischees überdenken lässt, im besten fall).
    und die models enstprechen immer noch genau den gleichen maßen wie in den hochphasen des heroinschicks. da hat sich gar nichts geändert. nur die augenringe sind vielleicht nicht mehr ganz so stark. und etwas mehr brustansatz erlaubt. oder so. aber so sind halt mode-strecken, weitgehend überraschungsfrei.

  35. 35
    heidrun

    kann sich noch jemand an diese „hunger“-kampagne erinnern, mit „echten“ hungernden in klassischer mode-umgebung? die fand ich zwar zwiespältig, aber tausendmal besser und origineller als das hier (zumal es ja um was anderes ging als prada-fetzchen für 2500 euro.

  36. 36

    Die Fotos versteh ich nicht. Fashion Victims, die Ärger mit der Style Police haben? Ist in New York (oder wo das spielen soll) Kotzen auf bzw. in öffentliche Toiletten strafbar? Oder wird „Pro Ana“ mittlerweile als terroristische Vereinigung eingestuft?

  37. 37
    heidrun

    achja, und alecks: die gleichsetzung neu = gut sollte man nochmal überdenken.

  38. 38
    sunny3d

    RAF – Shit.
    Frage: „Und was trug Herr Baader bei seiner Verhaftung?“

    Kommt vermutlich nicht einmal den aktuellen tatsächlichen Kleidungsstilen der tatsächlichen/aktuellen TeRRoristen nah. So ein Quatsch.
    Alles aufgewärmte Scheiße.

  39. 39
  40. 40
    leo

    @34, 35, 37: vielleicht noch mal die Ironie-Detektoren durchpusten… ;)

  41. 41
    typ vonna ecke

    also ich finde genua ist nunmal praesent, auch wenns nicht zu sehen ist. warum dann nicht zeigen?
    und warum sollen sich betroffene angepisst fuehlen? besser so als ignoriert zu werden !

  42. 42

    @heidrun:
    ich weiss schreiben und etwas sprechen sind zwei unterschiedliche dinge.
    speziell in blogs ist es schwer sarkastisch zu sein.
    zur erklärung: ich habe jahrelang als modefotograf und später in einer werbeagentur gearbeitet. ich musste mir solche scheissaussagen wie oben von mir gepostet täglich anhören. eines tages hatte ich genug und den lukrativen job aufgegeben und seitdem nie mehr mit solchen arschlöchern zusammen gearbeitet.

  43. 43
    heidrun

    @ leo: ach, ich glaube, eigentlich sind die noch ganz fit. aber immer alles ironisch sehen macht alles so ein bisschen…. ein bisschen…. egal? :-)

  44. 44
    heidrun

    alecks: das mit der ironie im netz klappt in der tat nicht so recht. da bin ich auch schon mehrfach auf die fresse gefallen. jetzt musste ich die andere seite mal am eigenen leib erfahren :-)

  45. 45
  46. 46
    leo

    @42, 43: Stimmt wohl, speziell im geschriebenen ist das wohl immer stark von der jeweiligen Vorbelastung abhängig. Es gab da mal einen TP-Artikel, in dem es um eine Studie ging, die gezeigt hat, dass ein brachialer Prozentsatz der Probanden Emails komplett falsch aufgefasst hat… wenn ich jetzt den Link hätte… Smilies helfen da auch nicht immer („Ey, lachst du über mich ?!?“). Es geht doch nichts über ein gutes Gespräch =)

  47. 47
    heidrun

    @ leo: aus genau dem grund habe ich mich aus der einzigen „community“, deren mitglied ich je war, ganz schnell wieder verpisst, weil ich ständig angepöbelt wurde wegen falsch-/nicht verstandener ironie. und immer diese smilies sind doch auch keine art. nee nee. ich finde die kommunikation im netz wirklich anstrengend, kann sich da nicht mal jemand was einfallen lassen?
    aber ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass mir das nun auch widerfährt. vielleicht sollte ich einfach weiterarbeiten und die fresse halten :-)

  48. 48

    nee,nee, heidrun, solche diskussionen sind wichtig.
    hier geht so was (obwohl off topic).

  49. 49
    heidrun

    alecks: meinst du? oder war das schon wieder ironisch? nunja, letztendlich kann man nur zu dem schluss kommen, dass texte nicht gesichter und stimmen ersetzen könne, wenn man nicht gerade {hier den namen eines verehrten autors einsetzen} heisst.
    jedenfalls muss ich aber trotzdem arbeiten…

  50. 50

    neee, war nict ironisch.
    ich gehe jetzt pennen.
    war ein langer tag.
    hier ist nämlich schon nacht (china).
    gute nacht!

  51. 51
    heidrun

    gute nacht (geht es noch off-topicer? :-)

  52. 52

    …versteh die aufregung nich – sind doch abgefahrne männerphantasien, ey, da stehen wir drauf, dünne weiber an die haare ziehen, und mal ordentlich einen geben und so, un die weibchen, die wolln das doch auch…und außerdem, schaut die mal an, was denkt ihr, warum die jungs so helme tragen und zeug – so frauen, die sind gefährlich!

  53. 53
    TriIIian

    Die Bilder sind wirklich ekelhaft und natürlich sexistisch. Was die beabsichtigte Provokation angeht: ich finde, das ist in der Regel (wie auch hier) so dermaßen aufgesetzt, dass es mich einfach nur noch langweilt. Diese Magazine, Vogue insbesondere, versuchen immer mit derselben Masche, noch eins draufzusetzen. Gähn.

    Diese Bilder sind die logische Fortsetzung der Modefotos von Helmut Newton. Und in ein paar Jahren dürfen wir sie dann vermutlich auch in der Nationalgalerie „bewundern“ und es wird Debatten geben, wie ästhetisch/künstlerisch/whatever diese Bilder wohl sind? Na danke.

    Ich kann nur immer wieder aufs Neue feststellen, dass ich mit dieser Art der Rollenklischees so überhaupt nichts anfangen kann.

  54. 54

    Der Beißreflex setzt ein („sexistisch, ekelhaft, Skandal!!“) und keinem kommt in den Sinn, dass das evtl. so geplant war… die macher könnten ja extra dieses Setting genutzt haben, um auf eben diese Mißstände aufmerksam zu machen… Mode von Männern in Szene gesetzt, die sich Machtphantasien bedient, die auf bestimmte Männer wie auf bestimmte Frauen gleichermaßen anziehend wirkt? Vielleicht… vielleicht suchten sie auch nur einen gerade aktuellen Bezug für die sowieso in Szene zu setzenden BHs und knappen Kleidchen… Mode als Kunstform ist mir persönlich eh ne Spur zu abgefahren, da sie maximal 1% der Bevölerung erreicht (gibts halt nicht alles bei Zeemann) und zuviel Deutung möglich macht… aber gerade das ist es doch, was wir sonst an Kunst schätzen… die kulturelle Vielschichtigkeit, die keine genaue Lokalisierung zulässt und dabei doch so vielsagend ist…

    Im Endeffekt haben die Macher zumindest eines erreicht: Wir sprechen/schreiben drüber und selbst Johnny der alte Punk (sorry ;) ) wird noch zum Modekritiker…

    Und vielleicht, aber nur vielleicht, war das ja auch alles, was mit diesem Setting angestrebt wurde… vielleicht auch nicht… vertrackt!

    :)

    Gruß
    Robert

  55. 55
    asoli

    Ich finde diese Fotos gut!
    Und ja ich denke Kunst darf und soll provozieren, obwohl sie dazu sicher keinen (Provokations-)Auftrag braucht.

  56. 56
    Acid

    Ich finde die Serie – aus fotografischer Sicht – schlicht brillant. Amateur-Look (Point & Shoot) vom Feinsten.

    Sexistisch – ja, aber hallo! Na und? Das Deppen-TV strotzt nur so vor Sexismus, all die Print-Magazine ebenso. Jede Nacht laufen 3 Trilliarden billigst produzierte Telefonnutten-Spots in der Glotze. Jedes Online-Portal haut dir 100er Bildchen um die Ohren. Mit schnödem Blümchensex lockt man heute niemanden mehr hinterm Ofen vor.
    Der STERN hat vor 30 Jahren bereits Auflage mit Tittencovern gemacht. Und – ist die Welt daran zu Grunde gegangen? Ohne diese Cover hätte Frau Schwarzer wesentlich weniger Publicity gehabt.

    Und was haben alle mit Terrorismus? Die Cops in den Staaten waren immer schon etwas rüde. Einfach mal eine dieser putzigen Serien aus den 70ern anschauen. Starsky and Hutch oder so was. Oder aktueller – mit „unters-Kleid-grabschen-Szene“ – L.A. Crash. Der Film hat nichts mit Terrorismus zu tun.
    Und ja: ich fand die Benetton-Ads auch immer klasse.
    Steven Meisel machte übrigens auch durch die Serie mit Madonna (’92) und (als „Hausfotograf“) für Versace von sich reden. Zumindest die Madonna-Shots waren auch sexistisch.
    Ach ja, das ganze Buch hies ja „Sex“
    de.wikipedia.org/wiki/SEX

  57. 57

    @ robert: das „selbst Johnny der alte Punk“ sich für Mode interessiert ist nur konsequent und aus der Geschichte des Punks zu erklären. Remember das putzige Boutique Pärchen Vivienne Westwood und Malcolm McLaren?

  58. 58
    Acid

    Sicher, kaum eine Musikrichtung hat die Mode so nachhaltig beeinflußt wie Punk. Denkt nur an all die Endzeitfilme aus der 80ern.
    Selbst Popsängerinnen glänzten im Punklook – Kim Wilde. Oder nehmen wir die niedlichen Frisuren von Gloria von Thurn & Taxis.

    Es gab natürlich immer einen Unterschied zwischen (echtem?) Asselpunk, Modepunk (weil’s gerade „in“ ist) und den ganzen Nachzöglingen wie New Romantics, Wavers, ect. pp.
    Dead Kennedys, Cockney Rejects (u.ä.) verkörperten rüden Punk, The Clash war im Grunde nur angepunkte Popmusik. Konnte man selbst dem Schwiegervadder vorspielen, der holte dann seine halbakustische Gibson aus dem Keller.

    No offence, Johnny! :-D

    So, mal ’ne Runde The Exploited hören, der netten ollen Zeiten wegen.

  59. 59
    Doc

    Ich find’s nicht ekelhaft, nur dumm. Die Bilder selbst haben für mich auch keinerlei Aussage, ausser dass ich da ein paar Yuppies/Werber auf (scheinbar) Koks erkenne, die so aussehen, als würden sie sich selbst feiern.

  60. 60
    Acid

    Naja, Doc, besser man feiert sich selbst, als dass man sich bedauert.
    Aus diesem Gesichtspunkt ist mir jede noch so provokative Modestrecke lieber, als diese unsägliche Betroffenheitsmasche.
    Aber hey – manch einer mag den Neckermann-Katalog schon versaut finden. Die Geschmäcker sind halt verschieden.

  61. 61
    heidrun

    @ acid:
    es geht bei sexismus ja nu nicht um tittenbildchen. über die redet doch keiner mehr (was ich auch gut finde). und es gibt kunstwerke, welcher art auch immer, die mehr sinn haben und intelligenter sind als der neckermann-katalog und diese modestrecke zusammen. unglaublich, aber wahr.
    und mit betroffenheitsmasche hat das auch wenig zu tun, wenn man die fotos weder toll noch besonders provokant, sondern nur dumm findet.
    die reflexe gibt’s auf beiden seiten: die einen ärgern sich (recht dezent, wie ich finde) darüber, dass es sowas immer noch gibt, die anderen denken bei allem, was ihnen irgendwie neu und irgendwie provokant vorkommt, dass man es toll finden müsste.
    man kann auch auf andere arten zum denken anregen als durch plakative provokation, das wird gerne mal vergessen.

  62. 62
    Acid

    Die „Betroffenheitsmasche“ bezog sich auf Docs Posting (zugekokste Werber – auch so ein ausgelutschtes Assoziationskettchen).

    Ich fühle mich durch diese Strecke nicht im Geringsten provoziert, dafür ist es nun wirklich zu zahm. Ich habe ganz andere – durchaus kommerzielle – Sachen gesehen. Jeder drittklassige Teeniegrusel bietet mehr Sex & Violence.
    Kunst? Nö, für Kunst halte ich das auch nicht. Wie ich oben schrieb: Point & Shoot, Amateurlook. Deswegen finde ich es klasse. Die technische Qualität der Bilder spiegelt das „flickr-Zeitalter“ wieder: mal schnell mit irgend ’ner Billigknipse irgendwo hinrennen.
    „Verwackelt, verrauscht, mal eben spontan geschossen“ – so wirkt die Serie. Genau das, was man bei Modefotos nicht erwartet. Das Gegenteil von durchgestyled. Einfach brillant umgesetzt.
    Mir ist es im übrigen schnuppe, ob die da Kleidchen oder Wonder Bras feilbieten. Ich sehe nur den technischen Aspekt und den finde ich klasse.

  63. 63
    IhlieDaily

    Mir gefallen die Bilder. Deswegen werd ich aber keine Handtaschen für Autos eintauschen.

    Ich für meinen Teil, finde, das es hier nur ums Aussehen geht. Man kann auch überreagieren…

    Also, Wayne…

  64. 64

    Dezent ärgern klingt gut. Aber was soll man schon machen – die Jungs hier, bzw. die ironisierten Fensterquallen finden das geil und schlagen dir mitunter sofort ins Gesicht, wenn du sagst, du findest das grob gesagt Scheiße – aber…

    Erstens gibt es bessere Photographen
    #

    Zweitens
    Bessere Ideen (Wie gesagt – simple S/M – Ideen in dieser unserer Zeit, verquickt mit politischem „Mut“ zu veröffentlichen ist so lächerlich)
    hust.

    Stell dir vor, du würdest diese Frau, welche in dem Gefängnis in Abu Ghraib einen Mann an der Leine hielt – heute beobachten, in ihrem Gefängnisalltag (unsicher – ist sie da jetzt?), in ihrem Leben beobachten. Was ein Schmutz.

    Soldatinnen, Polizistinnen – hin und wieder kommen sie in der Werbung vor. Aber das wäre richtiger Dreck – würden sie einen Mann demütigen.
    Und nicht nur IRONISCH und mit Augenzwinkern – sondern echt.

    Und genauso kann man dreckiger und provokanter werden.

    Mal im Ernst – warum soll ich mir ein Höschen kaufen, wenn jemand es mir als radikal verkauft – also revolutionär, mit sachtem Hang zu S/M und warum soll ich mich damit wohl fühlen?

    Damit ich mich wehre.

    Euro/Westzentristisch.

    Warum nicht den Stempel – Wahre Sexualität ist nicht käuflich – darunter draufdrücken – viele (vllt alle) würden dich auslachen.

  65. 65
    ben

    als inszenierung finde ich es durchaus gelungen. wirkt irgendwie auf mich. wie genau, da schlaf ich jetzt erstmal drüber.

  66. 66

    Was soll denn daran bitte eklig sein?

  67. 67

    Juuro: Das wirst du in zwei Jahren merken.

  68. 68
    neolith

    Ich finde die Photos sind von unterschiedlicher Qualität, sowohl inhaltlich als auch technisch. Aber das ist nur eine Meinung.

    Diese Werbung verkauft keine Produkte. Sie formt keine Zielgruppe, sie spricht niemanden an, sie preist nichts. Diese Werbung hat nur einen Zweck und den hatte sie erfüllt, als der erste ‚Jehova, Jehova‘ geschrien hat.

    Wenn auch nur einer ‚Das kann nicht gut sein!‘ ruft, ist die Neugierde von zehn anderen geweckt. Das mag blöd klingen, funktioniert aber – und nicht nur hier.

  69. 69
    Ber

    Das Schöne und Gute unter staatlicher Repression, dann beim Schusstraining bei der Polizei, dann Verhaftung durch selbige …
    Leider ergibt sich aus der Reihenfolge der Bilder keine richtige Handlung, dann hätte ich dem mehr abgewinnen können. Aber „ekelhaft“? Nö!

  70. 70
    oehi

    Ästhetische Ideen von Ethik zu befreien hat was von Thorwaldsen, Breker, Riefenstahl. Aber hier gehts ja noch nicht mal um Ideologie sondern lediglich um ne Verkaufsverantstaltung.

  71. 71
    Stefan

    pfff.. ich versteh die Aufregung nicht.

    Die Bilder sind sexistisch, gewaltverherrlichend. Na und?

    Das ist meiner Meinung nach noch weit in der Kunstfreiheit drin. Was ist Kunst wenn sie nicht provozieren darf? Langweilig? Ja.

  72. 72
  73. 73
    heidrun

    @ stefan: klar ist das in der kunstfreiheit drin. bestreitet ja auch keiner. aber was ist kunst, wenn über sie nicht diskutiert wird?
    (ganz davon abgesehen, dass die bilder bei mir nur ganz knapp noch unter „kunst“ fungieren, weniger wegen des inhalts, als deswegen, weil es eine ganze menge wesentlich besserer fotos gibt)
    ich wundere mich lediglich, wie oben bereits erwähnt, dass sowas noch funktioniert, obwohl es so offensichtlich stumpf eine masche verfolgt (und eben nicht wirklich provoziert, mich zumindest nicht).

  74. 74

    also mir gefallen die pics. etwas gewöhnungsbedürftig frauen mit so dicken knarren, aber die frauenmode find ich echt gelungen. mfg Xe54

  75. 75

    Robert, na klar erreicht die Serie die Aufmerksamkeit, die sie wollte. Soweit war klar, dass das funktioniert. Aber genau da liegt ja das Manko: Es funktioniert, also ist es gut? Dass die Strecke auf Misstände aufmerksam machen soll, wage ich stark zu bezweifeln, da fand ich Benetton „überzeugender“.

    Und Punk hat immer mit Mode zu tun gehabt. Man nehme mal die frühen Jahre des ID-Magazins, der FACE oder anderen Magazinen und natürlich McLaren und Westwood. Das Spiel ist mir also durchaus bekannt und es gab schon in der 80ern Modestrecken in besagten Zeitungen, die mit Blut und Gewalt „gespielt“ haben, aber auf einer noch abstrakteren Ebene, finde ich, oder auf allgemeineren Plätzen.

  76. 76
  77. 77

    „Die wollen doch nur Aufmerksamkeit“ – kann sein, dass hier jemand neidisch ist?

    Die Serie ist sehr gut fotografiert, die Kampagne spielt auf sehr vielen verschiedenen Ebenen. Wir leben ja auch in einer Welt von Images. Was sollen die Fotos denn sonst tun?

    Und mal ehrlich: Wir sind im Laufschritt in den Weg zum Überwachungsstaat, das wird einfach in 20 Jahren so sein. Und aus dieser Sicht ist die Kampagne auch ein wichtiges politisches Statement.

  78. 78

    Editierfunktion!!!!!

  79. 79

    das ist ja völlig krank.

    da kommt ja keine gut weg: die models nicht, da sie offenbar schwerstkriminelle sind. die cops nicht, da sie scheinbar die gunst der stunde nutzen um die models zu befummeln und die mode nicht, weil sie ständig im dreck liegt.

    klar, professionell aus handwerklicher sicht, aber konzeptionell?
    und künstlerisch? wo denn das?

    ps: der vergleich zu benetton hinkt, da dort nie die klamotten zu sehen waren. die werbung hat die marke bekannt gemacht und „am puls der Zeit“ positioniert.

  80. 80
    heidrun

    @ harald:
    welche ebenen denn? mode über alte polizei-s/m-fantasien verkaufen, mit einer ordentlichen portion sexismus.
    fotos können noch ganz andere dinge, da bin ich mir sicher. wir leben in einer welt von zu vielen mittelmäßigen bildern, die wir zu wenig analysieren. diese gehören meiner ansicht nach dazu.
    die serie ist sehr gut fotografiert. technisch ja, kompositionen sind auch okay. sollte man von einem modefotografen ja auch erwarten. für die modefotografie aber keine weltbewegende serie.
    die kampagne als wichtiges politisches statement? sehen die models so aus, als würde ihnen wirklich etwas angetan, oder als würden sie einfach nur versuchen, in etwas unbequemer lage noch sexy/schutzbedürftig auszusehen?
    die leute, die die fotos hier gut fanden, haben sich dabei nicht auf den inhalt bezogen. das sagt schon einiges über den wert als „politisches statement“. ich würde mir wünschen, dass die leute den überwachungsstaat nicht erst in der vogue bemerken, sondern auf den straßen, in den u-bahnhöfen, bei den ganzen payback-programmen etc. aber das steht auf einem ganz anderen blatt.

  81. 81

    @Heidrun

    Welche Ebenen?
    Politische Situation der Gegenwart? Terrorwahn? Sexismus? Übrigens sind auch die Polizisten Modells und die Uniformiertheit ist für manche Frau sexuell anziehend (mir fällt gerade Thomas Pynchon’s Vineland ein, in dem Frenesi immer CHIPs guckt und Hand an sich legt ;-). Den Modells wird nichts getan (und das ist auch auf den Fotos zu sehen), die natürlich dir was anderes vorgaukeln. Abu-Ghuraib. Manchmal fühle ich mich auch an die Gothic Scene erinnert. Selbst ein Foto in einem Flugzeug ist dabei. Und ausserdem (ich schau mir gerade noch mal die Bilderfolge durch) sind die Frauen wirklich stark und niemals unterwürfig. Technisch gesehen sind es sehr inszenierte Fotos, die mit der Rolle der Presse spielen. Also ich denke da kann man genug finden.
    Ich glaube Walter Benjamin sagte mal sowas wie: Die Wirkung des Bildes muss beim Betrachter ausgelöst werden und nicht schon vom Fotografen durchlebt worden sein. Wenn ich ein Bild eines toten Kindes sehe, kann ich nur noch „ja, ist tot – wie schrecklich“ sagen. Aber ein Bild in der Bild werde ich nie vergessen: Es war ein Durcheinander sondergleichen, irgendwas war zusammengestürzt. Bis ich im ganzen Schutthaufen einen Arm entdeckte. Da wusste ich wie sich ein Rettungssanitäter bei seiner ersten Leiche fühlt. ich vermute aber, dass die Bildzeitung das Bild nahm weil keine plumperes zur Hand war.

    Und wenn jetzt Leute mit Payback Karten die Werbung sehen und von den Enkeln über Überwachung aufgeklärt werden, soll es mir recht sein.

  82. 82
    Value

    Ich finde die Fotos gut, und das hat überhaupt nichts mit cool zu tun. Besser der im „Antiterrorkampf“ aufziehende Überwachungs- und Polizeistaat wird so thematisiert als überhaupt nicht (siehe Mainstreammedien). Mir ist völlig unverständich, warum sich Johnny so aufregt.

  83. 83
    y

    danke für den link – sonst wäre ich nie darauf gestoßen.

  84. 84

    Mode für den mordenden, äh, modernen Untertan inklusive Appell an Gewalt- und Militärfetischismus. Wenn das ein Trend ist, dann ist das ein Signal – einer kranken und zynischen Gesellschaft.

    Wenn ich solche Modestrecken bertrachte, dann wünsch ich mir die Flowerpower-Zeit ganz schnell zurück.

    Wirklich.

  85. 85

    Also Johnny, ekelhaft kann ich an den Bildern wirklich nichts finden. Keine Angst ich find Dich auch nicht uncool, ich bin ob Deiner Gefühle nur ratlos, weil ich nicht so recht nachvollziehen kann woher die kommen.
    Da hat jemand einfach die visuelle Ästhetik der Bilder aus Genua 2001 genommen (erinnert sich wahrscheinlich keine Sau mehr dran, deshalb hier zur Referenz Berlusconis Mousetrap von Indymedia Irland zur Auffrischung – für Leute mit wenig Zeit & installiertem Flash: Tag 1 und Tag 2 Augenzeugenbericht) und sie für den Mainstream weichgespült.
    Diese extrem emotionalisierenden Bilder zu nehmen, mit den Alltagserfahrungen von Flugpassagieren und Sicherheitskräften zu remixen und sie als Bühne zur Inszenierung der Placebos zu benutzen, nach denen es den kleinen, terrorisierten und verunsicherten, nach Ablenkung suchenden Konsumenten giert find ich nur konsequent.
    Wie gut das funktioniert, kann man ja auch sehr schön an meinen Vorrednern sehen, die solche Bilder lehrbuchmässig spontan der sexistischen Fiktion zuordnen — manchmal auch noch weiter „wegdrückend“ mit Zukunftsbezug.
    Vielleicht mag ich den Kapitalismus mittlerweile zu sehr, aber ich finde es höchstens noch interessant wenn jemand so versucht die Bilder realen Gewaltmissbrauchs zur Verstärkung der imaginären Belagerung des Mainstreams zu benutzen. Ekel kommt bei mir da nicht auf, höchstens Mitleid..

  86. 86
    sunny3d

    danke g. für die links. es ist gut, sich das noch einmal ins gedächtnis zu rufen. aber diese bilder haben mit den „weichgespülten“ und zusammengewürfelten werbebildchen wenig gemeinsam und ich finde die werbung immer noch blöd. der film über die ereignisse in genua wurde ja auch dramatisch mit musik unterlegt und effektvoll zusammen geschnitten, dem thema aber angemessen. bei den werbebildchen gerät meiner meinung nach vieles durcheinander und die aussage wird so fragwürdig und es bleibt trotz allem langweilige sexistische kacke.

  87. 87

    Ich bezweifle, dass die Vogue-Leserinnen nach der Fotostrecke das Für und Wider von Antiterrorgesetzen diskutieren, an irgendeine Art von „erfülltem Auftrag“ glaube ich also nicht.

    Ekelhaft finde ich die Bilder und besonders die Animationen auf der Flash-Site, weil sie gewaltvolle Realität „ver-ästhetisieren“, das setzt einen gewissen Abstand voraus und nimmt dieser Realität ihre Echtheit. Mir ist klar, dass (Mode-) Fotografie immer auch mit Tabubrüchen spielt, aber wo sind dabei die Grenzen? Wäre es schlimmer, wenn die nächste Fotostrecke Vergwaltigungen von Kindern zeigen würde? Und wenn ja: Warum?

  88. 88

    @Johnny

    Dieser Abstand zu den Bildern ist der eigentliche Unterschied zwischen Menschen und Tieren. Während ein Tier einfach wegrennt (beispielsweise bei Angst), schafft es der Mensch ein winzige Pause zu machen und nutzt diese Zeit die Wahrnehmung gewissermassen zu überarbeiten. Es fliessen Erfahrungen, Gedanken und Emotionen hinzu, die dann zu einer differenzierteren Reaktion führen. Damit meine ich nicht, dass der Mensch gefühlskalt ist, sondern dass die Gefühle nicht primär das Handeln bestimmen.

    Während ein Reh im Wald beim Knall auf und davon ist, wissen wir, dass es nicht uns getroffen hat, denn wir leben ja noch. Folglich prüfen wir, ob es sich um eine Gefahr handelt und verhalten uns entsprechend. Trotzdem sitzt uns der Schreck in den Knochen.

    Und bei der Modeszene ist es ähnlich: Ich spüre die Wut, Angst und Trauer, die diese Fotos in mir auslösen, aber ich schlage nicht auf den Monitor ein, um der Frau zu Hilfe zu kommen. Sondern ich diskutiere mir dir hier in den Kommentaren.

    Dass wir uns an Gewalt gewöhnen ist nur mal so und sollte nur „bekämpft“ werden, indem man die Liebe (als Gegenpol) entsprechend fördert.

  89. 89

    Schon klar alles, aber nochmal die (ernsthafte und nicht pöbelnd gemeinte) Frage an alle, für die eine Fotostrecke wie diese von „okay“ bis „gut so!“ ist:

    Wo sind die Grenzen? Warum nicht auch misshandelte Kinder (nur als Gesellschaftskritik natürlich, klar…)?

    Ich spüre übrigens keine Wut oder gar Angst oder Trauer bei den Bildern, dazu ist der Quatsch ja viel zu inszeniert. Ich find’s einfach nur eklig, wenn sich Starfotografen mal wieder überlegt haben, wie sie was ganz abgefahrenes produzieren können und sowas dabei rauskommt. Ich bin ein scheiß Moralist manchmal, ich weiß.

  90. 90
    sunny3d

    Kurzes abschließendes Statement von mir – bevor die Frage von Johnny diskutiert wird.

    Ich habe mich auch schon sehr amüsiert über Photos, die klar inszeniert wurden und auf denen man sämtliche weibliche Geschlechtsteile sehen konnte und die Models quasi mit ihrem Körper allein in der Natur oder sonst wo waren. Da war wiedrum die Inszenierung gelungen und es blieb hinterher manchmal die Frage – mmh – haben die Models das alle freiwillig gemacht – weil damit wurde die Photostrecke auch promotet.

    Perfekter geht es nicht – die Diskussionsgrundlage war geliefert und man konnte es an Hand der Photos überprüfen.

    Wer den Photographen errät – puh ist das einfach – der bekommt ne Internetblume von mir.

  91. 91

    Die Grenzen sind immer die Grenzen der Gesellschaft. Momentan könnte ich mir Fotos vorstellen, in denen die Modells in kleinen Kammern (den Gefängnissen der Entführer) vor einem Spiegel Mode ausprobieren. Oder nachts um die Ecke der Gefängnistür schauen. Das würde Sinn machen (zumindest könnte ich darauf emotional reagieren, da ich den Fall Natascha kenne).

    Natürlich dauert das noch einige Jahre, wird aber bestimmt mal auftauchen.

    Das ist eben das Cowboy und Indianerspielen unsere Gesellschaft. Solche Dinge müssen einfach eingeübt werden. (Nebenbei: Ein Freund, der neulich aus dem Libanon evakuiert wurde, erzählte, dass seine Freunde in Beirut ganz mitleidig meinten: „Oh, it’s your first war!“). Gewalt verschwindet nicht vom Wegschauen, sondern durch geübtes, couragiertes Partei ergreifen.

    Vergewaltigte Kinder wird es nicht geben, weil es keine Vergewaltigungsbilder in den Medien gibt. Sondern nur Bilder der Opfer.

  92. 92

    Puh, Kommentare lesen und beantworten ist wirklich ein Full-Time Job. Hut ab vor Johnny und allen Mitstreitern!

  93. 93

    @ Johnny: Ich halte die Darstellung von staatlicher Gewalt für nicht grenzwertig. Auch unabhängig von der Intention die hinter der Fotostrecke des Vogue stehen mögen. Persönlich spricht mich die Fotostrecke nicht an. Die uninteressanten Gesichter erzählen nicht die Geschichte der Bilder. Dieser Wiederspruch löst sich für mich auch nicht in ein bischen verschmierter Schminke auf. Ich kann mir zwar vorstellen, das in der Textilindustrie die Globalisierungsdebatte auch in den Köpfen der Fotografen ihre Spuren hinterlassen hat – die Bilder von Genua mögen da prägend gewesen sein – aber mehr als eine inhaltslose Reflextion mag ich in den Bildern nicht erkennen. Die Tiefe der Bilder eines James Nachtwey kann eine Modestrecke naturgemäß nicht haben.

  94. 94
    Acid

    #91
    ich habe mich auch schon sehr amüsiert über Photos, die klar inszeniert wurden und auf denen man sämtliche weibliche Geschlechtsteile sehen konnte und die Models quasi mit ihrem Körper allein in der Natur oder sonst wo waren. Da war wiedrum die Inszenierung gelungen und es blieb hinterher manchmal die Frage – mmh – haben die Models das alle freiwillig gemacht – weil damit wurde die Photostrecke auch promotet.
    Weibliche Geschlechtsteile? OH my GOD!
    Nipplegate? In den (Süd)Staaten hätte man sie vermutlich weggesperrt.
    Haben die Models das freiwillig gemacht? Die Frage ist doch nicht ernst gemeint, oder?
    Nehmen wir all die semi-attraktiven 0190-Damen, meinst du die werden zu irgendwas gezwungen? Sie machen wirklich nicht den Eindruck. Obwohl sie tagtäglich weitaus geschmackloseren und entwürdigenderen Content liefern, den obendrein noch jedes Schulkind anschauen kann. Die Vogue wird kaum ein 14-Jähriger kaufen.
    Zum einen verdienen sie wesentlich weniger als ein Model, das mit einem Fotografen wie Mr. Meisel zusammenarbeitet, zum anderen gibt es bei diesem Telefonhurenspam in der Glotze nicht einmal Ansätze von Ästhetik. Dennoch laufen sie jede Nacht in der Glotze – auf nahezu allen Privatkanälen.
    Wo wir beim Sexismus wären: „Frau“ degradiert sich doch selbst zum puren Sexobjekt. Wenn „Frau“ damit offenbar kein Problem hat, warum sollte es der männliche Rezipient haben?
    Wenn es mir nicht gefällt, schau ich es mir nicht an.
    „Sexismus“ – ich fühle ich in die frühen 80er versetzt, als die gebildeteren Mädels in lila Latzhosen rumrannten. Heute tragen sie Minis, sind sich ihrer Sexualität bewußt und leben sie aus. Jessas – und einige verdienen ihren Lebensunterhalt damit. Ich habe vor jedem Model und auch vor jeder Prostituierten mehr Respekt, als vor all den zwieträchtigen Muttchen, die bei jeder Gelegenheit moralinsauer mit dem Zeigefinger wedeln.
    Willkommen im 21. Jahrhundert.
    ___
    Johnny – vergewaltigte Kinder?
    Merkwürdige Rhetorik – der Unterschied zu (meinetwegen etwas ruppiger) Erotik und Kinderpornografie sollte doch klar sein.

    Ganz andere Grenzen hat ARTE vor knapp einem Jahr gezogen: sie strahlten im Rahmen eines Themenabends „Audition“ von Takashi Miike aus. Ein wirklich grenzwertiger Film.
    arte.tv/de/1007118.html
    Wenn sowas auf ARTE kommt, ist es Kunst. Wäre der Film bei Pro7 gelaufen, wären die Anstalts-WauWaus auf die Barrikaden gegangen.
    Diese unsägliche Bigotterie haben wir mit den Amis gemein. Was für ein Jammer.

  95. 95
    sunny3d

    Oje Acid, herrje, so ist das mit geschriebenen Kommentaren, noch dazu, weil ich dazu neige zwischen verschiedenen Themen und Details herumzuspringen – willkommen im 21. Jh. – danke!

    Frag mich jetzt nicht nach meinen sexuellen Präferenzen – ja!

    Ich habe von Close – Ups – sehr intimen Close – Ups gesprochen und hier fängt für mich der Unterschied an. Wenn ein Fotograf dies zu einem Thema seiner Fotostrecke macht, muss er sich bewusst sein – dass diese Bilder von allen Menschen, die seine Ausstellung besuchen, schon ca. 1000 Mal in echt gesehen worden sind und hin und wieder auf Photos, im Fernsehen, im Internet und weiß der Fuchs wo. Ich fand die Photos fast alle gelungen – weil es meiner Art von Humor entsprach.

    Also muss er clever vorgehen und sich etwas irriterendes oder neues einfallen lassen. Da die meisten Starfotografen auch ein mal Werbefotografen waren oder es immer wieder sein werden – bestimmt dies ganz klar ihre Ästhetik.

    Und bitte – ja – bitte – lassen wir das Thema Prostitution aussen vor.
    Ich glaube davon hast du wenigsten Ahnung. Punkt.

    Ich habe mir die Bilder noch einmal angeschaut und fand ein Phot, und zwar das letzte doch etwas irritierend.

    Da liegt eine blonde, schöne Frau zwischen zwei Männern – es sieht aus, als wäre es ein Garten und alle machen dasselbe – schießen – dann doch – Herr Heisel. Dann doch.

  96. 96
    sunny3d

    sorry – Meisel

  97. 97
    Acid

    ich glaube davon hast du wenigsten Ahnung. Punkt.
    Und ich glaube, du bist ein wenig voreingenommen.
    Ich lebe in Hamburg und habe viele Jahre in Clubs auf dem Kiez aufgelegt. Ich kenne mehr Prostituierte, als in einer Woche 0190-Spots in der Glotze laufen. Die meisten übrigens – nach Feierabend – fabelhafte Menschen und über Jahre wunderbare Freunde. Kein bisschen „fertig“ oder „durch“. Soviel zu den Klischees.

    .punkt
    *aua haua*

  98. 98
    sunny3d

    Ja. Ich glaube dir. Es kommt immer darauf an, wo und unter welchen Umständen Prostituierte ihr Geld verdienen. Ich kenne einige, auch männliche, die lieben ihren Job – aber dafür braucht es klare (noch einfachere)Verhältnisse (Räume, Verbot von Drogen, Krankenkasse und der ganze WischWasch).

    Naja – ich lege meine Vorbehalte ab und ziehe meinen Hut vor dir und übrigens ich bin in den 90ern groß geworden.

  99. 99

    ja, was ich noch sagen wollte, ich bin studentin und war mal ne zeit lang mit einem streetworker befreundet.

  100. 100
    Frauenmode

    Mir gefällt es, mal nicht die normale 08/15 Anpreisung von Frauenmode.