Im Manager Magazin lautet die Headline des Artikels „Die gefährlichen Träume der Deutschen“, bei Schwester Spiegel Online steht „Deutschland in der Sozial-Falle“ drüber (is‘ einfach mehr „catchy“), und dort wird auch in der Einleitung sicherheitshalber noch Nokia erwähnt, wegen sozial und unfair und aktuell. Und so.
Der Text selbst ist in beiden Magazinen der gleiche und stammt vom ehemaligen Chefredakteurs des Manager Magazins, Wolfgang Kaden, welcher den Deutschen aus wirtschaftlicher Sicht erklärt, dass … tja … also … dass sie … naja: dass sie echt ziemliche Loser sind.
Kaden bezeichnet es als „wirtschaftliche Unvernunft“, wenn eine Friseurin in Sachsen mehr als 4,50 Euro Lohn pro Stunde als gerecht(er) empfindet. Er sieht Arbeitslosengeldverlängerung, Lohnsteigerungen und Mindestlohn als nicht vereinbar mit der Realität der „dramatischen Verschärfung des weltweiten Wettbewerbs“ an. Er suggeriert, dass die Produktivität in Deutschland nun einmal nicht für höhere Löhne ausreiche. Und er lächelt über „schwammige Gerechtigkeitsvorstellungen“ bei der Lohnfindung.
Soweit, so hart. Und in einigen Punkten natürlich nicht völlig aus der Luft gegriffen. Doch nehmen wir es für einen Moment als wirtschaftsgottgegeben hin, das sich Löhne in Deutschland nunmal danach zu richten haben, dass sie in anderen Ländern niedriger sind, nehmen wir es achselzuckend hin, dass sich Unternehmen einzig nach den von ihnen mitbestimmten Marktregeln zu verhalten haben, dann bleibt als einzig mögliche Schlussfolgerung aus der Botschaft Kadens an die deutschen Angestellten:
Nimm was du bekommst, sei froh, dass es nicht noch weniger ist und beschwer dich verdammt nochmal nicht auch noch darüber!
Denn diese Beschwerden, die Kaden gerade kopfschüttelnd ertragen muss, treiben jene Angestellten geradewegs in den Untergang: „Das bittere Ende ist gewiss“.
Anders gesagt: Der schweigende Angestellte bekommt vielleicht zu wenig Geld und ist damit (leider, da kann man nix machen!) der wirtschaftliche Verlierer, der nicht schweigende stürzt das Land jedoch in den Abgrund und verliert auf diese Art. Die klassische Lose-Lose-Situation!
Auch die Konzern-Manager, so Kaden am Ende des Artikels, tragen durch ihre hohen Einkommenszuschläge und ihr Schweigen zur Realitätsverfremdung bei — man soll also Kaden keine Unausgewogenheit in seinem Text vorwerfen können. Und die Politik? Pah! Die Politik! Haha, die Politik! Diese scheitert laut Kaden sowieso komplett und blendet „wirtschaftliche Realitäten“ einfach aus. Wir leben in einem „Land ohne standhafte Autorität“. Alles Loser, außer Kaden.
Ich stimme Wolfgang Kaden in einem Punkt zu: Die globalisierte Welt ist kein böser Traum, den man wegdiskutieren kann. Doch um zu dieser Erkenntnis zu gelangen genügt ein Blick in den Kühlschrank, dazu muss man kein Wirtschaftsexperte sein. Und wenn von diesen Experten nur der Wunsch nach der deutschland- oder gar weltweiten Resignation vor den Märkten und damit der Akzeptanz der „wirtschaftlichen Realitäten“ kommt, ohne diese in Frage zu stellen, dann kennen diese Experten nur noch ihre eigene Realität, die nicht zwingend die einzig existierende ist. Und die man schon gar nicht als Maß der Dinge akzeptieren muss.
Eine der vielen Aufgaben von Politik ist es, Mittler und Regulator zwischen den Interessen von Arbeitgebern und denen von Arbeitnehmern zu sein. Auch ich bezweifle zwar, dass diese Aufgabe derzeit besonders effektiv wahrgenommen wird, doch meine Bedenken gehen sicher in völlig andere Richtungen als die von Herrn Kaden.
Mir meckern und mosern „die Deutschen“ auch zuviel. Aber noch mehr nerven mich Leute, die mir konstant einreden wollen, dass der Markt das Leben bestimme. Denn ich glaube, dass es genau umgekehrt ist. Aber ich bin ja kein Experte.
[Mit Dank an Rio!]
ich werde wohl nie begreifen, wie man behaupten kann, etwas menschengemachtes (wie der markt) könne nicht auch von menschen verändert werden.
das ist wie ein neuer monotheismus – „die wege des marktes sind unergründlich, aber der markt ist letztlich nur gut für uns, du sollst nicht wettern wider die globalisierung“, bla bla
schade dass das denken in und an alternativen ideen heute auch entsprechend als häresie behandelt wird.
…genügt ein Blick in den Kühlschrank, …
Ja leer, ich bin ja auch nur alle 2 Wochen zuhause.
Es ist leider vieles wahr, was in dem Spiegel-Artikel steht (obwohl die Ausführungen zum Mindestlohn tatsächlich sehr platt sind). Die Vorstellung, dass man administrativ für mehr Gerechtigkeit sorgen kann, ist eine Mähr. Nicht heute in Deutschland. Man büßt den Wohlstand zugunsten anderer Nationen ein, die früher zu kurz gekommen sind. Wichtig ist zu erkennen, dass darin kein Untergang liegt, sondern eine vorübergehende unangenehme Korrektur. Für die Geringverdiener sollte der Staat ausgeklügelte Steuer- und Sozialabgabenvorteile schaffen, anstatt den Arbeitgebern die alleinige Schuld für die Misere der Friseusen zu geben.
Ich weiss nicht was Butter in China kostet. Oder ein Brot in Indien. Oder ne Schachtel Kippen in Polen. Deutsche Autos sollen woanders auch viel billiger sein. Und Wohnungen.
Vielleicht mal andersrum denken?
ich weiß nur, was mich das alles hier kostet und ich habe kein auto. aber hey, noch zehn jahre und wir akzeptieren es, das menschen verhungern werden, auf der straße. god safe merkel. allerdings geh ich vorher noch schießübungen machen. keine ahnung auf wen, wahrscheinlich auf mich.
Was ich jedesmal aufs neue lustig finde ist, dass die gleichen Menschen, die die Selbstregulierung des Marktes hochjubeln immer beleidigt sind, wenn sie auf dem inländischen Markt ihre Produkte nicht abgesetzt bekommen und über schlechtes Konsumklima jammern. Man kann nicht aus zwei Löchern gleichzeitig kacken.
–Flo
Ach, was ist das alles schlimm. Ich hatte auch gerade erst eine „kleine“ Diskussion mit jemanden, der meinte, das der Euro ein Teuro sei und man für jeden Lohn arbeiten gehen muss, den man angeboten bekommt.
Ich sehe das nicht so. Denn Angebot und Nachfrage bestimmt den Markt. Sei es bei den Preisen ( Hallo, wer eine Pommes für 2,50 Euro kauft ist selber schuld) oder beim Arbeitsmarkt (wer für 4,50€ Arbeiten ist auch selber schuld). Daraufhin sagte man mir, das die Leute aufgrund ihrer Situation dazu gezwungen sein würden. Okay, dann sind sie aber nur, solange sie irgendwie einen bestimmten Status halten wollen. z.B. immer schön die teure Pizza beim Pizzataxi bestellen.
Ach, ich rege mich wieder zu sehr auf. Deswegen höre ich lieber auf. Diese Wirtschaftsmanager, die immer mehr bekommen und der Arbeiter, der sich selbst für 3 Euro anbiedert.
Muss aufhören. Ich koche schon wieder.
@#663742: das ist ja auch ein Teil des Problems. Wer nur Arbeit für 4,50 findet hat eben nicht die Wahl sie einfach abzulehnen. Dem stehen Zumutbarkeitsregeln und Hunger entgegen.
@#663742: na das ist doch mal ne aussage. he ihr ganzen algII-empfaenger, versucht doch einfach mal nicht euren mickrigen lebensstatus aufrecht zu erhalten. macht doch einfach mal abstriche und ihr werdet sehen, man kann auch mit weniger ueberleben. und wenn dann doch mal ein jobangebot fuer 4,50euro/h reinkommt, einfach mal ablehnen. der trick ist naemlich, der markt reguliert das schon und im naechsten moment bekommt ihr die selbe stelle fuer 6,50euro/h angeboten denn sie will ja besetzt werden.
was fuer eine gequirlte scheisse dass ist, aber vom feinsten!
Mal abgesehen von den oft unsinnigen Diskussionen über das für und wieder von „hier Thema nach Wahl einsetzen“ – ist der für mich entscheidende Punkt, dass in fast allen Fällen Leute vom oberen Ende der Pyramide über das Wohl derer am unteren Ende diskutieren.
Dabei kommt natürlich nicht viel vernünftiges bei raus. Rein theoretisch liegt die Macht im Markt. Wenn kein Frisör mehr bereit ist für den Lohn zu arbeiten, gehen auch die Preise nach oben, wenn Nokia Umsatzverlust von 50% in Deutschland hätte würden Sie das Werk nicht schließen.
Aber solange es immer einen gibt der für 4.50 arbeitet und sich den Lohnzuschuß anderswo besorgt oder sein Handy nach der Marke kauft – solange kann sich auch nicht viel ändern, da hilft auch das tägliche meckern nicht.
Eigentlich haben wir die Entwicklung selbst in der Hand, nur haben wir in den Wohlstandsjahren verlernt das Potential einzusetzen…
Das war doch stets so: Wer einigermaßen zufrieden ist, schweigt. Wer nicht, jammert. Es ist wenig verwunderlich, dass also die Unzufriedenen die gesamtdeutsche Aura verdunkeln.
Hinzu kommt, dass bei Geld ohnehin der Grundsatz gilt, dass man nicht genug haben kann. Es ist also zu bezweiflen, dass der Anteil derer, die mit ihrem monatlichen Einkommen zufrieden sind, sonderlich groß ist…
Ich verstehe die Aufregung nicht. Die Leute versuchen nur, für ihr „Produkt“ (ihre Arbeitskraft) einen höheren Preis zu bekommen.
Das macht man z.B., indem man sich zusammenschliesst. Das kann dann z.B. eine Gewerkschaft sein oder eine Partei oder ein Staatswesen.
In der Wirtschaft nennt man das „Fusionieren“ und „Synergieeffekte nutzen“.
Die Menschen machen also nur, was die Wirtschaft auch macht.
Aber das kennt man schon:
Wenn eine Firma den für sie günstigsten Zulieferer aussucht (bei vertretbarer Qualität), dann ist das gutes Wirtschaften.
Macht ein Verbraucher das, nennt man das „Geiz ist Geil“-Mentalität.
interessantes Interview zum Thema soziale {Gerechtigkeit | Gleichheit}
http://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2235&MenuID=130&MagID=84&sid=su895997531018550&umenuid=1
wenn die nur lange genug drüber reden und schreiben, wir alle also noch länger erklärt bekommen, dass wir weniger fordern müssen, noch mehr sparen, noch mehr verzicht, dann, aber auch nur dann, geht erstens unser leben und zweitens das land den bach runter.
aber nur dann, wenn wir lange genug drüber reden und schreiben.
ist der artikel (link s.o.) eigentlich auch wieder ein gekaufter isnm-artikel?
und wie stehen die verlage eigentlich dazu, dass eine bestimmte gruppe in D (wohlhabend, geldbehaltenwollend) eine solchen unsinn erzählen, in der angeblich freien presse, dazu noch gekaufte manipulation?
was mich wundert, ist, dass die gewerkschaften nur sowenig gegenstrategie-potential haben?
wollen die nicht, oder können die nicht?
da soll noch mal einer was von qualitätsjournalismus erzählen..*lol*
Diese Globalisierung ist halt ne einseitige Angelegenheit. Konzerne gehen halt mal ein Land weiter, wenn es dort günstiger ist, ich muß mich mit den Preisen im Supermarkt arrangieren und kann nicht einfach mal in Rumänien einkaufen gehen, kann mein Lohnniveau nicht einfach durch aussitzen steigern. Wenn ich dann mal was im Ausland über das Internet kaufe, dann wird es gleich wieder bestraft: Zölle und Steuern. Alles schön reguliert. Gleichgewicht der Kräfte in einer Marktwirtschaft geht irgendwie anders.
…ich werf‘ einen blick in mein grundgesetz und da steht was von unantastbarer menschenwürde…wer im niedrig-lohn-sektor für € 4,50 buckeln muss hat diese bei unterzeichnung des arbeitsvertrages abzugeben…
Die sogenannte Globalisierung.
Ist eine riesige Kredit Blase.
Nehmen wir als Beispiel die Verlagerung von Arbeitsplätzen.Die ein Symtom sind nicht der Grund.
Ich bin eine Firma und muss mehr Geld verdienen.Meine Produktivität lässt sich wie folgt steigern.
1 Ich kaufe Maschinen die schneller Arbeiten.
2.Ich versuche die Menschen dazu zu bringen mehr in kürzere Zeit zu Produzieren.
Der 1 Weg ist teuer sehr teuer.
Der 2 Weg kostet erstmal garnichts.
Jetzt kommt der Kredit ins spiel.
Man nehme historisch niedrige Zinsen.So niedrig das das Geld abzüglich der Inflation praktisch umsonst ist.
Jetzt kann ich die Fabrik nehmen abbauen und in einen niedrig Lohnland wieder aufbauen und das aufgrund der niedrigen Zinsen defakto umsonst.
Denn Lohnkosten und Produktivitäts Gewinn (Längere Arbeitszeiten andere Standarts) – Kredit (der praktisch umsonst ist) = Gewinn
Da das fast alle machen fallen die Transport kosten nicht ins Gewicht.
Was kann die Politik machen? Ganz einfach! Die Transportkosten erhöhen,was aufgrund des Klimawandels sogar etwas vernüftiges währe.
Denn ab nem gewissen Anteil an den Produktions kosten würde dann jemand auf die Idee kommen da könnte man ja sparen indem man näher am Kunden Produziert und wie die Lemminge rennen alle hinterher.Denn bekanntlich beissen in einer Marktwirtschaft den letzten die Hunde.
Desweiteren hat ein Spanischer Wirtschaftswissenschaftler festgestellt das der Internet Traffic meist innnerhalb der Landesgrenzen bleibt.Was will auch ein durchschnitts Chinese auf einer Deutschen website?Also spielt auch das keine Rolle.
Es ist halt mal wieder eine Blase ,die entstehen halt es liegt in der Natur des Menschen Gierig zu sein.Das läst sich wohl nur in buddistischen Klöstern oder in einem franziskanischem Bettelorden ausschalten.
@#663783:
Tja, dann wird es doch mal zeit, das die Menschen auf die Barrikaden gehen. Wieso tun sie das nicht?
In Frankreich hat man schon wegen geringerem Autos angesteckt oder ganze Stadtviertel lahmgelegt.
Die Deutschen sind halt ein Volk der Berechenbaren. Ein Wohl für jeden Kaufmann.
Früher gab es genau aus diesem Grund mal Gewerkschaften. Tolle Idee aus England. Leider durch den Lobbyismus ausgehöhlt.
den gewerkschaften kann man ja vieles vorwerfen, aber auf keinen fall, dass sie etwas tun würden..:-))
man muss nur mal sehen, wer da in den gewerkschaften sitzt. rechtsanwälte, soziologen, politologen usw. usf. ..
und so lange die ihr monatsgehalt bekommen, gehts ihnen doch gut.
es laufen nicht umsonst so viele aus den gewerkschaften.
natürlich steht dahinter auch bewusstes manipulieren, klar, aber eben auch andere gründe.
leider..
@Agadius: ah, indem man nicht protestiert erhaelt das system die absolution? ich bescheisse doch auch niemanden nur weil ich evtl. nicht erwischt werde. und selbst wenn unmoralisches verhalten nicht immer strafbar ist, so bleibt es doch unmoralisch.
ich bin der meinung dass arbeitgeber auch eine soziale verantwortung ihren mitarbeitern gegenueber haben und es gibt zum glueck auch genug unternehmen die dies beherzigen. klar werden sie diese nicht bis zur werksschliessung aufrecht erhalten wenn es mal hart auf hart kommt. aber sich ins unermessliche zu bereichern durch zahlung von billigloehnen (oder auch z.B. auf kosten der umwelt) halte ich fuer absolut verachtenswert, selbst wenn es der markt hergibt.
@ spreeblick: kleiner bug-report.
wenn man seinen beitrag editiert geht die antwortfunktion floeten und es steht nur noch „@83235“ am beginn des posts.
@#664001: In dem Auf-die-Barrikaden-gehen liegt die Berechenbarkeit der Franzosen genauso begründet, wie die der Deutschen. Kein einziges brennendes Autos hat die Verhältnisse in Frankreich bisher verhändert. Einzig die Bürger schreien nach noch mehr Sicherheit vor den bösen Racailles.
Vielleicht gehörst du ja zur Spezies der Hyperintellektuellen, die jeden Job bekommen, den sie wollen und die genug Geld auf der Kante haben, ihr Leben auch zu leben, wenn sie eine Weile arbeitslos sind. Aber viele Menschen fühlen sich nutz- und wertlos, wenn sie nicht arbeiten können, wenn ihre Arbeit mit nur 4,50Euro entlohnt wird. Und diese Menschen sind vielleicht in ihrer Ausdrucksweise nicht so eloquent wie du, haben vielleicht nicht die Einstellung, einfach zu warten, bis mehr gezahlt wird. Denk‘ doch mal über dein menschenverachtendes Gelaber nach, bevor du hier postest.
4,50 die Stunde? da verdient man ja mit Babysitten (Fernsehen) mehr :D
Klingt natürlich alles ziemlich hart. Eine Aussage in dem Text sollte aber zu denken geben: Daß auch „die Deutschen“ nur nach dem Preis entscheiden wenn sie etwas kaufen. Nicht aber nach dem Produktionsort.
Damit seid Ihr Konsumenten kein Stück besser als die Unternehmen. Vielleicht sind die „geiz-ist-geil“-Käufer sogar noch knallharter als das Nokia-Management. Denn wer stets zum billigsten Produkt greift, braucht sich nicht zu rechtfertigen. Das Unternehmen, das dann leider seine besseren (aber teureren) Produkte nicht mehr verkaufen kann und Arbeitsplätze verliert, das muß sich rechtfertigen.
„Die Unternehmen“ zu verfluchen und den Autor des Textes ist einfach. Aber das eigene Konsumverhalten zu überdenken hilft vielleicht auch ein kleines bißchen. Viele kleine bißchen haben dann auch Auswirkung.
Und: „Der Staat“ seid Ihr auch alle. Jeder ein kleines Stück, das macht den Unterschied zwischen Demokratie und Diktatur aus.
Was mich an dem ganzen Ökonomengequatsche immer so fasziniert ist dass die ganz offensichtlich ihre eigene Managementliteratur nicht verstanden haben. Die sollen nochmal ihren Porter lesen und erstaunt realisieren, dass Low Cost nie eine nachhaltige Strategie sein kann. „Billig“ ist kein Wettbewerbsvorteil, da leicht zu kopieren. Ein echter und nachhaltiger Wettbewerbsvorteil kann nur etwas sein, was schwer zu kopieren ist (sonst können es ja in absehbarer Zeit alle), und das steckt fast immer in den Köpfen der Workforce und in der (Unternehmens-)Kultur. Es ist nicht einzusehen, warum das auf Volkswirtschaften nicht übertragbar sein sollte. Das heisst in der Konsequenz aber, dass man nichts dümmeres machen kann, als sich auf’s Schlachtfeld der Chinesen („billig“) zu begeben, weil man dort 100%ig geschlagen werden wird. Stattdessen muss man was machen, was die anderen nicht können. In unserem Fall: Das ausbauen, verstärken und weiter entwickeln, was die anderen (noch) nicht können. Und da könnte der Staat tatsächlich was tun, nämlich Innovation & Entrepreneurship fördern und vor allem die deutsche Wissenschaft nicht durch Bologna ruinieren. Ich sehe leider nicht, dass da was passiert :-(.
Das allerstrunzdämlichste was ich je gelesen habe ist allerdings, den Stundenlohn einer Friseuse mit dem Stundenlohn eines Chinesen zu begründen. Es ist mir völlig neu, dass eine deutsche Friseuse mit einem Friseur in Chengdu konkurriert. Kann man sich denn neuerdings einen Haarschnitt im Internet bestellen, oder fliegt Herr Kaden immer 11 Stunden lang nach China, weil er da einen Haarschnitt für 3,50 (+ nicht weiter ins Gewicht fallende Transportkosten) kriegt statt hier für 30 EUR?
Faszinierend. Herr Kaden scheint mir genau die Autorität zu sein, nach der er barmt, uns dummen Arbeitnehmern endlich mal zu erklären, wie Wirtschaft funktioniert :->
@#664009:
Wenn sich keiner protestier, heisst es nur, das die Menschen damit leben können. Über die Qualität des Systems sagt das rein gar nichts aus.
Zur sozialen Verantwortung kann ich die nur zustimmen. Leider wird das ab einen gewissen Level im Mittelstand vernachlässigt.
Es heisst ja eigentlich soziale Marktwirtschaft.
@#664013:
Macht nix, wenn du dich an meinem Gelaber störst. Dennoch ist das System menschenverachtend, wobei es von Menschen gemacht wurde.
Ich habe es nur so geschildert, wie es ist.
Du wirst mir doch bestimmt ein besseres System nennen können, oder?
@#664029:
Mein Vater hat zu mir immer gesagt: „Wer billig kauft, kauft zweimal“ Aber solange Mineralwasser aus Frankreich oder noch weiter herkommt, Spielzeug und Elektronikartikel aus Asien und dieses auch noch von uns dem heimisch produzierten vorgezogen wird, ist das so.
Eine der vielen Aufgaben von Politik ist es, Mittler und Regulator zwischen den Interessen von Arbeitgebern und denen von Arbeitnehmern zu sein.
Nein, das eben nicht. Das ist hauptsächlich Sache der beiden Parteien, mit einigen Extremfällen (Bahn/GDL) als Ausnahme. Hingegen ist es Aufgabe der Politik, Bürger vor den Auswüchsen eines zu wilden Kapitalismus zu bewahren und ihnen die Voraussetzungen (v.a. Bildung und Qualifikation) zu geben, in dieser Gesellschaft zu bestehen. Es ist nicht Aufgabe der Politik, ein ypsilantisches Utopia zu versprechen.
Erstmal vorab (@Johnny): ich schätze deine ausgewogene Schreibe sehr, Ausgewogenheit ist beim politischen Bloggen leider Mangelware, und das macht es so uninteressant – die dauernde Selbstbestätigung feststehender Meinungen taugt für den Wahlkampf, aber nicht für die Auseinandersetzung. Würde mich freuen, wieder mehr von dir in dieser Hinsicht zu lesen.
Mal sehen, was die Kommentare auf Spreeblick nach langer Abstinenz meinerseits so bringen:
Dein Artikel stellt zwei Pole, die diese Debatte strukturieren, heraus: der (globale) Markt und der Wunsch nach gerechtem (oder besser: gutem) Lohn. Du stellst den viel besungenen „Sachzwang“ des globalen Marktes nicht völlig in Abrede, aber du hast dein Problem damit, weil er oft pauschal als Rechtfertigung herhalten muss. Also irgendwie ein bisschen Sachzwang – wie „ein bisschen schwanger“. Aber letztendlich entscheidet unsere soziale Einstellung, wann wir seine Existenz anerkennen und wann nicht.
Ich glaube, das geht nicht, und man kann nur dann realistisch etwas für die Gerechtigkeit tun, wenn man die Realität nicht ausblendet.
Dann hätten wir ungefähr folgende Optionen:
– im (globalen) Markt möglichst viel lokale Gerechtigkeit schaffen
– im (globalen) Markt alle sozialen Traditionen fahren lassen
– Den Markt nicht zur Kenntnis nehmen, soziale Maximalforderungen verteidigen.
@#663742:
Eine Menge Leute werden leider dazu gezwungen Billigloehne zu akzeptieren, weil ihnen das Arbeitsamt auf die Fuesse tritt oder eine Umzug in „ertragreichere“ Regionen (aus welchen Gruenden auch immer) micht moeglich ist.
„grundeinkommen“. und damit die abhängigkeit der arbeiterklasse von den arbeitgebern (immer mehr konzernstrukturen, anonyme und daher gewissenlose firmen statt einzelunternehmer) brechen. was meint ihr wie schnell vermeindlich „schlechte“ jobs sehr gut bezahlt oder durch technisierung überflüssig werden (müllabfuhr, putzdienste, etc.).
erst wenn niemand mehr in abhängigkeit steht und damit frei von der arbeit leben kann, wird arbeit wieder sinn bekommen. sinn über den blossen gelderwerb hinaus. ja – hartes brot für unternehmenslenker, sehr gut verdiener und „liberale gestrige“. sie werden ihrer macht beraubt. einer macht über angestellte. über menschen, deren familien und deren leben.
viel zu lange schon schweigen die menschen und ertragen, dass die kluft zwischen arm und reich immer grosser wird. warum? aus angst? aus abhängigkeit? aus faulheit?
ihr habt recht. konsequente verweigerung der unsagbar schlechten bezahlungen ist die einzig richtige reaktion. und die suche nach einem neuen gesellschaftsmodell, dass sich nicht nur um geld, status und macht dreht. das muss jeder zuhause machen, und bei der nächsten wahl. den glauben an eine deutsche revolution habe ich ledier schon aufgegeben. das lehrt uns unsere geschichte.
just my 2 cent.
@#664060: Danke für die netten Worte!
Bei deinen drei Vorschlägen würde ich für die erste votieren. Ich denke, wir befinden uns in vielen Bereichen in einem Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist. Dabei werden Fehler ebenso wie Fortschritte gemacht werden, anders geht es nicht.
Meine Hauptmotivation für den Artikel war, dass ich das Thema Globalisierung inzwischen nur noch für ein Mittel zum Zweck halte. Erinnert sich noch jemand an die ersten VW-Werke in Südamerika? An die Diskussionen in den 70ern über Billiglohnländer und aus Deutschland abwandernde Unternehmen? Will sagen: Die große weite Wirtschaftswelt ist kein überraschend neues Thema, wird aber gerne so verkauft.
@#664058: Ganz abgesehen davon, dass ich mit keinem Wort erwähnt habe, dass die Politik ein Utopia erschaffen sollte: Könntest du Quellen für deine Definition von Politik nennen, die quasi die Politik als konstante Reaktion auf die bestehenden Verhältnisse interpretiert? Und vielleicht auch gleich erläutern, was ein „zu wilder Kapitalismus“ ist?
„im (globalen) Markt “
Welcher globale Markt?
Meinst du den, in dem die Amerikaner 40% der privaten Konsumnachfrage stellen und das nur auf Pump. Das nenne ich mal super global. ;) Manchmal glaube ich ich lebe auf einem anderen Planeten. :)
wer seinen mund nicht aufmacht isst wahrscheinlich gerade. also entweder schlucken oder aktiv werden. natürlich ist es der leichtere weg die verantwortung nach oben durchzureichen.
aber hey, wenn ich hunger habe, dann baue ich entweder selber an oder arbeite vielleicht auch mal für weniger. aber wie viel ist „mal für weniger“? keine ahnung, das muss jeder selbst entscheiden.
ich stimme johnny mit der „das ist alle neu theorie“ zu. aber politik wird das definitiv nicht regeln. hat es nicht und wird es nicht. warum? weil nicht zu wenige politiker in gewissen aufsichtsräten und anderen wichtigen positionen sitzen, die menschenwürdige entscheidungen verhindern. der eigene geldbeutel muss schlisslich gefüllt werden.
da kann es auch mal passieren, dass dir ein politiker der grünen erklärt, dass atomenergie doch gar nicht so schlecht ist, weil er im aufsichtsrat eines „gemeinnützigen“ energiekonzerns sitzt, der leider die preise erhöhen muss. kann, muss aber nicht.
nimms in die eigene hand.
floyd
global denken, lokal handeln.
@Johnny(30):
Du hast mich missverstanden. Politik ist nicht nur Reaktion, sondern auch Aktion und Voraussicht. Um mal ein umstrittenes Beispiel zu wählen: hätten Kommunal- und Landespolitiker einen Plan gehabt, hätten sie gewusst, dass Nokia versucht hat, Zulieferer in Bochum anzusiedeln. Gab es Versuche, dem entgegenzukommen? Sie hätten gewusst, dass die Förderung (egal ob man die gut oder schlecht findet) 2006 + x auslief. Sie hätten gewusst, dass niedrigqualifizierte Beschäftigung (wie bei Nokia) schwierig in Deutschland zu halten ist und hätten f-r-ü-h-zeitig gegensteuern können.
„zu wilder Kapitalismus“ = Marktwirtschaft ohne das Attribut „sozial“. Es ist natürlich eine schwierige Frage, wo soziale Marktwirtschaft zu sozial wird (aua, das gibt bestimmt Haue, ist aber wahr!) und wo Staatsdirigismus anfängt.
Danke Johnny,
dafür, nicht mit im Strom der Entpolistisiertung zu schwimmen!
Und der aktuelle Beitrag.. herrlich .. aber was ist von so’nem Neo-Kon-Spacken Kader denn anderes zu erwarten gewesen ..
Es gilt halt immer schön ‚Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren ..‘!
Da kann ich nur sagen.. Friede den Hütten, Krieg den Palästen. Tot der Not und dem Müßiggang!
Das ist ein sehr großes Thema, was du dort angeschnitten hast, Johnny.
So groß, das ich behaupte, dass Texte unter der länge einer DIN A4 Seite Polemik sind.
@#663563: Bitte beachte die ortsüblichen Ruhezeiten und benutze Material aus einheimischer Herstellung, das funktioniert nicht nur zuverlässiger, sondern ist auch TÜV Geprüft, umweltfreundlich und sichert dt. Arbeitsplätze.
@#663527: „Man büßt den Wohlstand zugunsten anderer Nationen ein, die früher zu kurz gekommen sind. Wichtig ist zu erkennen, dass darin kein Untergang liegt, sondern eine vorübergehende unangenehme Korrektur.“ Völlig richtig, wird leider zu selten so gesagt, deshalb zitiere ich es hier noch einmal.
Was das Gehaltsniveau der Friseure u.ä. Berufsgruppen betrifft: Das liegt nicht an der Globalisierung, sondern an der fehlenden Bereitschaft der Kunden, für die Dienstleistung einen angemessenen Preis zu bezahlen. Ich habe noch keinen Frisiersalon-Besitzer gesehen, der an der Ausbeutung seiner Friseure reich geworden ist. Aber ich habe schon viele gesehen, die den billigsten Friseur aufsuchen, um da einmal im Monat 5 EUR zu sparen, oder die sich eben die Haare selbst schneiden, weil sie den Friseur „zu teuer“ finden.
Allerdings ist das Beispiel vielleicht auch schlecht gewählt: Ich weiß nicht, was meine Friseurin für einen Stundenlohn hat. Aber in der halben Stunde pro Monat, die sie sich mit mir beschäftigt, liegt ihr tatsächlicher Netto-Lohn sicherlich deutlich über dem Mindest-Lohn. Friseure und Kellner gehören sicherlich zu Berufsgruppen, bei denen man aus dem, was auf dem Lohnzettel steht, nicht direkt auf das verfügbare Einkommen schließen kann.
Ich studiere in Halle/Saale und hatte schon viele Nebenjobs. Kellner, Nachhilfe, Callcenter, nur Frisör noch nicht.
Im Callcenter kriegt man 4,50€ – 5,50€. Das ist nichts und zu wenig. Aber mehrere Tausend Menschen in Halle leben davon. Die meisten von diesen Callcentern sind Englischsprachig, also für American Online, Amercian Express ect.
Die meisten Studenten sind gegen den Mindestlohn von 7,50€, weil die Callcenter einfach nach Tschechien, in die Slowakei ect. ziehen würden. Dort müssten sie zwar den Bildungsaufschlag für Englisch bezahlen, wäre aber immer noch billiger als 7,50€.
Und die Studenten? Suchen sich verzweifelt Arbeit. Wo? Machen mehr Kneipen auf zum Kellnern? Brauchen mehr Kinder Nachhilfe? In Tschechien vielleicht.
Aber nicht in Halle. Der Markt ist nicht heilig, der Markt ist auch kein Gott, vor allem ist ‚der Markt‘ nichts zum anfassen, beschuldigen, regulieren. Der Markt sind Menschen die Entscheidungen treffen. Manchmal muss man was ändern, damit die Menschen keinen Mist machen wie Monopole oder Umweltschäden. Und manchmal, wenn man etwas ändert, kommt Scheisse für alle Seiten dabei raus.
Achja, ich hab auch Langzeitarbeitslose in einer Qualifizierungsmaßnahme unterrichten dürfen. Einer sagte mir, ihm wäre sein Lohn schon scheissegal, und wenn nur Hartz4 ist, er will nur endlich wieder einen Sinn haben. DAS ist sozial.
Der Arbeitsmarkt funktioniert gar nicht wie ein Markt, jedenfalls nicht an seinem oberen und unteren Ende.
Am unteren Ende springt der Steuerzahler ein und subventioniert Niedriglöhne ins Bodenlose, so genannte „Aufstocker“ bekommen zusätzlich zum Lohn Hartz IV und haben dann genauso viel in der Tasche, egal ob sie 5,50 oder 2,50 in der Stunde bekommen. Hier ist ein klassischer Fehlanreiz. Langsam merken es die Politiker: Ein Mindestlohn muss sein, wenn man Niedriglöhne aufstockt. Sonst wird es zu teuer für den Fiskus.
Hinzu kommt die soziale Komponente der Arbeit. Arbeit ist mehr wert als den Lohn, den man dafür bekommt (nämlich Anerkennung), deshalb ist der Lohn auch systematisch niedriger als es einer schlichten Gleichung von Angebot und Nachfrage entsprechen würde.
Am oberen Ende der Lohnskala (Managergehälter) dreht sich der Mechanismus vollkommen um. Hier drückt sich Anerkennung in Geld aus, hinzu kommt eine „Elite“, die sich fast ausschließlich aus dem eigenen Milleu immer wieder neu rekrutiert, man kennt sich, man hilft sich. Männerbünde. Fehlende soziale Mobilität hat wirtschaftliche Folgen. Das hat mit Korruption mehr zu tun als mit Marktmechanismen.
Lieber Johnny,
keine Ahnung, wieso du vor den Märkten resignieren musst. Die globale Marktwirtschaft hat in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen hunderte Millionen Menschen aus der Armut zu heben. Satt vom jeweiligen Staat vorgeschrieben zu bekommen was sie zu tun und zu lassen haben konnten auf einmal Menschen weltweit miteinander Handel treiben und friedlich kooperieren.
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass die Märkte als DIE Gefahr angesehen werden und der Staat als DIE schützende Kraft, wo in der Geschichte doch immer Staaten die Freiheit bedroht haben und Verbrechen begangen. Handel, freie Märkte und offene Grenzen hingegen haben den Einzelnen die Möglichkeit gegeben über ihr Leben selbst zu entscheiden. Wo ist die sonst so große Staatsskepsis?
Freie Märkte sind im Gegenteil zur anscheinend vorherrschenden Meinung keine hierarchische Systeme, die von irgendjemand bestimmt und gelenkt werden, sondern ergeben sich aus den Milliarden Entscheidungen der einzelnen Menschen, die daran beteiligt sind. Sie sind Buttom up Prozesse.
Die Formel Märkte seinen Menschen gemacht und könnten darum auch von Menschen verändert werden ist daher so wahr wie missverständlich, weil sie für viele impliziert, man könne Märkte wie ein großes Uhrwerk manipulieren.
Dass das immer nach hinten losgeht ist eine Lehre der Geschichte mit den sozialistischen Ländern (aber auch NS-Deutschland) als abschreckenden Beispielen.
Und noch eins: Da wo ökonomische Freiheit eingeschränkt wird, der Staat mir also vorschreibt mit wem ich wie Verträge schließen darf und wie, ist auch immer die politische Freiheit bedroht.
Wer immer nach den Politikern ruft, wenn er einen ökonomischen oder sozialen Missstand wahrzunehmen meint, darf sich nicht wundern, wenn sie auch auf anderen Feldern ungerufen und willkommen anfangen freudig los zu regulieren und zu gesetzten.
Zu glauben, man könne wirtschaftlich alles schön regulieren oder sogar verstaatlichen und gleichzeitig politische und persönliche Freiheit erhalten, ist ein Trugschluss. Politische und ökonomische Freiheit sind zwei Seiten einer Medaille.
„Freie Märkte sind im Gegenteil zur anscheinend vorherrschenden Meinung keine hierarchische Systeme, die von irgendjemand bestimmt und gelenkt werden, sondern ergeben sich aus den Milliarden Entscheidungen der einzelnen Menschen, die daran beteiligt sind. Sie sind Buttom up Prozesse.
Die Formel Märkte seinen Menschen gemacht und könnten darum auch von Menschen verändert werden ist daher so wahr wie missverständlich, weil sie für viele impliziert, man könne Märkte wie ein großes Uhrwerk manipulieren.“
lol
Ich sag nur Societe General.Desweiteren können wir die EZB dann ja auch abschaffen und die IKB hätte dann auch über den Jordan gehen sollen wie die West und die Sachsen LB.Es hilft schon zu ende zu denken.
@42: was haben diese banken damit zu tun? wo haben denn diese banken märkte wie ein uhrwerk gestellt? das war eher auf dem steinberg mit steinen jongliert, ausgerutscht und einen auf den kopf bekommen. und dann investoren gefunden du so blöd (bund) oder optimistisch (private) waren, die wunde zu nähen.
was 41 sagt, ist vollkommen richtig: man kann märkte nicht so stellen wie es einem passt… die ezb und die anderen institutionen gucken nur, dass unten am steinhaufen der boden nicht zu schlammig oder trocken wird, am steinhaufen an sich können die auch nichts ändern. und am wenigsten an jongleuren, die von zeit zu zeit vom ‚markt‘ aussortiert werden.
die wuensche der wirtschaft sind unantastbar
Mehr als du denkst.
Es ist nämlich ein Teil des Spiels das unter dem Wahn der Globalisierung umsich gegriffen hat.
Das da heist: Gewinne Privatisieren verluste Sozialisieren
und ein Markt ist kein hort der Freiheit sondern ein Instrument zum Festellen von Preisen nicht mehr und nicht weniger.Was du da von dir gibst hat ja fast schon Religiöse ausmaße.Der Heilige Markt der uns die Freiheit erhält.Klingt schön hat mit der Realität aber nix zu tun.
Themenvorschlag: Schreibt doch mal eine Geschichte darüber, wie soziale Sicherung in GB funktioniert. Dort fügen sich Mindestlohn und liberale Marktsteuerung nämlich ganz gut zusammen (imho).
@45: niemand sagt, dass alles was der markt macht, gut und richtig ist.
und wo reguliert werden muss, (umwelt, armut, monopole ect.pp.)
sollte das zum gesamtwohl auch geschehen.
aber: bei jedem eingriff verändert sich alles chaotisch. bei manchen dingen überwiegt der nutzen trotzdem (oben genannte beispiele).
bei anderen, wie z.b. einem zu hohen mindestlohn, ist das resultat überhauptnicht klar. wahrscheinlich, und sagen die mehrzahl aller statistiken, würde es ingesamt schlechter werden. klar gibt es auch andere studien.
aber klar ist das resultat in keinem fall, und man sollte nicht so tun als obs so wäre.
und zu großbritannien: dort konnte man sich nach 25 jahren aufbauarbeit durch puren und bösen gewerkschaftsfreien kapitalismus, der das dortige gesundheits und schulsystem (heute gelesen: uni-prositution) gefickt hat, wieder solche flusen leisten.
und weil man millionen einwanderer reingelassen hat.
das ist alles nicht so einfach.
Ach hier die Sammelstelle für neoliberalen Meinungsmüll. Gut, dann kann es ja losgehen:
In Indien schuften die Leute von morgens bis Abends und haben deswegen nicht mal die Zeit ihrer Familie beim Hungern zusehen. Da müssen wir umbedingt mithalten! Sonst sieht es ganz schlecht aus für Deutschland. Sozial ist, was Arbeit schafft. Nicht was Lohn schafft. Wir können es uns schlicht nicht leisten auch noch das letzte Baby durch den Winter zu bringen, wenn dadurch die Lohnnebenkosten steigen.
In Zeiten des globalen Marktes sollte uns eines klar sein: Wenn wir arbeiten wollen, dann sollten wir am besten gar nichts kosten. Ja, wer nicht bereit ist in seinen Arbeitsplatz zu investieren, der kann gleich zu Hause bleiben. Geiziges Pack. So ist der „Standort Deutschland“ nicht zu retten.
Deswegen stimme ich @39 zu: Die Leute sind doch schon froh, wenn sie überhaupt Arbeit haben. Wer zu Teufel braucht da noch Lohn?
Und komm mir nicht mit Demokratie. Das Volk hat doch gar keine Ahnung von Volkswirtschaft. Eine Diktatur von McKinsey ist die einzige erfolgsversprechende Staatsform. Und wir wollen doch erfolgreich sein und nicht immer nur zweiter und dritter im Wirtschaftsschwanzvergleich, oder? Was soll den die Konjunktur von uns denken?
Lieber Nanuk,
ich hab von Märkten im allgemeinen gesprochen, nicht von unserem speziellen und durchaus kritikwürdigen Finanzsystem. In ihm zeigt sich nämlich wunderschön was passiert, wenn Leute, die sich für allzu gescheit halten versuchen den Uhrwerker zu spielen und Preise festlegen, statt sie vom Markt bestimmen zu lassen. Subprime-Krise ist da ein Stichwort. Jahrtzehntelang billigen Kredit zu geben, kann Leute zu ökonomisch ziemlich dämlichen Investitionen verleiten.
Der „Wahn der Globalisierung“ hat hunderten Millionen Menschen ein besseres Leben ermöglicht. Damit einhergehend auch ein Stück persönliche Freiheit mehr. Das hat nix mit Religion zu tun, sondern ist in fast allen Gesellschaften Ost- und Südostasiens zu beobachten. Ich rede nicht von paradiesischen Zuständen, sondern von einer Verbesserung gegenüber der wenig rosigen Vergangenheit.
Süd-Korea etwa war in den 50ern das Armenhaus Asiens. Heute ist es ein High-Tech-Nation. Das Gegenbeispiel kannst du nördlich davon bewundern.
@mspro
Mach dir keine Sorgen. Kannst ruhig weiterschlafen. Bei einer Staatsquote von annähernd 45% in Deutschland (fast jeder zweite Euro wird hier also nicht von dem ausgegeben, der ihn verdient, sondern von unseren weisen Politikern, die ihn dann nach absolut rationalen Kriterien, zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen, statt ihn zu verprassen, wie dies der nicht ganz so mündige Bürger machen würde), sieht’s um den bösen Neoliberalismus in Deutschland noch auf einige Zeit schlecht aus.
@#664864: du tust ja gerade so, als sei das viel.
fpk: fuer mich hoert sich das alles etwas zu idealisiert an. vielleicht funktioniert ein wirtschaftssystem im kleinen wunderbar auf den grundsaetzen von angebot und nachfrage. die wirkliche welt sieht doch dann aber schon etwas komplexer aus.
waehrend der einzelne arbeitnehmer meist mit den gegebenheiten vorlieb nehmen muss die er in seinem direkten umfeld vorfindet (arbeitsangebot, lohn- und preisniveau, usw.) und wenig an den allgemeinen bedingungen aendern kann gibt es einzelne personen oder personengruppen an bestimmten stellen in der wirtschaft die mal mehr und mal weniger einfluss auf diese genannten faktoren ausueben.
und dabei wird spielt es nicht immer eine rolle wie sich „der markt“ verhaelt oder ob es in die angebots/nachfrage-systematik passt.
an boersen werden gigantische werte tag fuer tag hin- und hergeschoben und nicht immer zum wohle von firma und belegschaft. der oelpreis wird durch spekulation oder kuenstliche verknappung angehoben oder durch erhoehung der foerderquote gesenkt. wirtschaftslobbyisten versuchen politik und staat zu beeinflussen um moeglichst optimale bedingungen fuer sich und ihr klientel herauszuholen. foerdergelder werden gerne angenommen, verpflichtungen ungerne eingegangen.
ich halte es fuer ein maerchen dass man ein optimales wirtschaftssytem erhaelt wenn man es sich einfach selbst ueberlaesst. schnell regiert da das gesetz des staerkeren und ich glaube wirklich nicht dass ein immer groesser werdender abstand zwischen arm und reich fuer ein friedliches miteinander sorgt.
„Süd-Korea etwa war in den 50ern das Armenhaus Asiens. Heute ist es ein High-Tech-Nation. Das Gegenbeispiel kannst du nördlich davon bewundern.“
Das sind überbleibsel des Kaltenkrieges.
„die ihn dann nach absolut rationalen Kriterien, zum Nutzen der Allgemeinheit einsetzen, statt ihn zu verprassen, wie dies der nicht ganz so mündige Bürger machen würde“
Genau und die Wirtschaftlichen Akteure verhalten sich immer Rational (wie gesagt ersatz Religion)Der Staat ist der Teufel und Mr Market Gott.
Es geht schlicht und einfach darum das richtige Maß zu finden und das hat in Deutschland eigendlich immer ganz gut Funtioniert.Nur ührplötzlich
soll alles Müll sein.Mir hat noch niemand auch nur einen rationalen Grund genannt warum das so ist.Denn wie man anhand der Wirtschaftsdaten sehen kann ist vieles an der Globalisierung einfach nur bla bla.Ich will dich jetzt nicht mit Kapital und Warenströmen nerven.Das währe wohl auch zuviel für nen Kommentar.
@dooorie: Zum Thema aufstocken von Mindestlöhnen möchte ich noch anmerken, dass der Fehlanreiz nicht nur darin besteht, dass es dem Fiskus zu teuer wird, sondern dass es den Arbeitgebern zu billig ist. Bei uns in der Gegend gab es sogar !Stadtwerke!, die unqualifizierte Arbeit mit Ein-Euro-Jobbern besetzt haben. Und die haben gar kein Interesse daran, den Leuten mehr als einen Euro zu bezahlen. Wieso auch, wenn sie sich so billig hergeben?
Ich glaube mit ein Problem ist die klassische Politikerdenke, dass Investitionen Arbeitplätze schaffen. Das ist meistens falsch. In unserer Welt rationalisiere ich mit Investitionen geringqualifizierte Arbeit weg. Und erst, wenn der Straßenkehrer wieder günstiger ist als die Kehrmaschine (mal bildlich gesprochen), wird wieder auf den Menschen zurückgegriffen.
Ich glaube, es ist bei in der deutschen Politiklandschaft einfach noch nicht angekommen, dass Geld auch sinnvoll eingesetzt werden will.
Meiner Meinung nach wird über kurz oder lang geringqualifizierte Arbeit komplett wegfallen. Deswegen sollten wir zusehen, dass wir in Bildung investieren.
@#665182: Vor allem ist es ein Märchen, dass ernstzunehmende Ökonomen der letzten Jahrzehnte einen sich selbst regulierenden Markt bevorzugen. Gerade die so in Verruf geratenen „Neo-Liberalen“ stehen für ökonomische Theorien, in denen der Staat rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen hat, die dafür sorgen, dass die Marktwirtschaft letztlich die Freiheit aller sichert. Über einzelne Maßnahmen ist man da natürlich geteilter Meinung, die Einführung eines Mindestlohns in Deutschland z.B. hat möglicherweise sehr viele Konsequenzen, die zum Teil gewollt sind, zum Teil aber auch gerade vermieden werden sollen. Das Problem ist, dass keiner wirklich weiß, wie sich Menschen entscheiden, wenn sich Arbeitskosten verändern oder wenn Preise sich erhöhen.
Beispiel Friseur: Keiner kann seriös vorhersagen, wie viele Menschen seltener zum Friseur gehen werden, wenn sich der Preis um 20% erhöht. Würden wir auf preiswertere Frisuren ausweichen, statt zum Wellness-Studio zum Discount-Cutter gehen, oder würden wir es einfach schulterzuckend akzeptieren? Oder würden wir einfach weniger Trinkgeld geben, sodass die Friseurin anschließend sogar weniger Geld in der Tasche hat? Würde es zum Salon-Sterben kommen? Keiner weiß es.
Deshalb muss man mit solchen Instrumenten vorsichtig experimentieren.
Dabei muss man beachten, dass die Festsetzung eines Mindestlohns in die Vertragsfreiheit der Menschen eingreift. Die Reaktion der Hallenser Studenten @#664319 zeigt ja, dass das von den betroffenen nicht unbedingt gewünscht wird, da sie negative Konsequenzen befürchten. Vielmehr muss man fragen, warum überhaupt in einigen Branchen geringe und in anderen hohe Löhne gezahlt werden. Wenn man das herausgefunden hat (wobei es auch da viele Gründe gibt) wird man das Problem an der Wurzel packen können.
@#665237: Ach Gottele, so vieles greift in die Vertragsfreiheit der Menschen ein. Z.B. das Arbeitszeitgesetz, das mir verbietet, mehr als 48h die Woche zu arbeiten. Oder dass es generell nicht mehr erlaubt ist, sich selbst in die Sklaverei zu verkaufen, wie es vor nicht gar zu langer Zeit noch Usus war. Mathias (@#665221: ) hat zurecht darauf hingewiesen, dass die Aufstockung von Löhnen bei den Arbeitgebern die völlig falschen Anreize erzeugt. Aufstockung von Löhnen kann mMn nur funktionieren, wenn man auch einen Mindestlohn hat; andernfalls ist das nichts anderes als die Subventionierung höherer Gewinne bei Privatunternehmern durch den Steuerzahler.
Als Naturwissenschaftler, der es im wesentlichen einer sozialen Politik der 70er Jahre zu verdanken hat, dass er sich sehr hoch qualifizieren konnte, stelle ich fest, dass die vermeintlichen Betriebswirtschaftler und Volkswirtschaftler mathematische Grundkenntnisse vermissen lassen, die ihnen eigentlich keine Hochschulzugangsberechtigung geben dürfte. Von Systemtheorie möchte ich erst gar nicht sprechen. Die „neoliberalen Glaubenssätze“, die INSM und damit verwandte Experten, sind Apologeten von im Grunde so seriösen Denkansätzen wie die Erforschung von Erdstrahlen und dem Aufsuchen von Wasseradern mit der Rute.
Dass dynamische Gleichgewichte bei stetiger Optimierung (Wachstum) gleichzeitig eine Abnahme der Freiheitsgrade bedingen, bis nur noch ein schmaler Grat den Kollaps des Systems verhindern hilft, ist Grundlage vieler physikalisch-chemischer Vorgänge und wurde in den 60er Jahren Forschungsgrundlage in weiteren Wissensgebieten. Lediglich die ideologische Überkleisterung, das Vernebeln mit Worthülsen, Unternehmensberaterschwurbeln und Pseudoreligiosität dient einer Minderheit zu einer auskömmlichen Gewinnquelle bei Verschleierung der tatsächlichen Ursachen.
Entledigt man sich dieses Ballastes, so bleibt etwas unspektakulär das Schopenhauersche Gleichnis von den Stachelschweinen übrig. Diesen Mindestabstand der gesellig leben wollenden Tiere, den der Philosoph mit dem Gebot von Sitte und Anstand erklärte, jenes Intervall ist es auch, welche einen Wohlstand für eine breitere Masse sichern hilft. Darin wird für die Zukunft die Aufgabe der Staatskunst bestehen. Wer jedoch lieber auf die Gier setzt und diese auch noch zu legitimieren versucht, der muss sich dann der Tatsache bewusst sein, dass er sich außerhalb der „societas“ stellt und damit schlicht zu einem asozialen Element wird.
@#665415: Der Physikalismus ist in den Sozialwissenschaften zum Glück überwunden, Aussagen über Gleichgewichte in physikalischen Systemen sagen wenig über die Gesellschaft, da Menschen nun mal keine blankpolierten Stahlkugeln sind.
@#665266: Wir sind aber schon darüber einig, dass Eingriffe in die (Entscheidungs)Freiheit der Menschen besonders sorgsam zu bedenken sind und nicht einfach damit begründet werden können, dass es auch früher schon viele Freiheitsbeschränkungen gegeben hat?
@mspro
ich finds viel. Besonders weil ich Leuten die das Geld selbst verdient haben zutraue es sinnvoller auszugeben, als Leute die das mit anderer Leute Geld tun.
@jochen
hast ganz recht. die Welt ist kompliziert. Und es gibt natürlich Ungerechtigkeiten. Eine Marktwirtschaft ist kein Utopia. Mancher hat mehr Chancen und Möglichkeiten als ein anderer.
Was ich nur bezweifle ist, ob der Staat und die Politiker wirklich die beste Adresse sind, an die sich der „kleine Mann“ wenden kann. In einem System, in dem vom Staat etwas verteilt wird, steigt mit dem Kuchen, den es zu verteilen gibt, der Lobbyismus. Und es waren noch nie die Schwächsten der Gesellschaft, die die beste Lobby hatten. Weniger Staat ist mehr Geld in den Taschen derjenigen, die es wirklich verdient haben, statt in den Taschen derjenigen mit den besten Lobbyisten.
@Nanuk
solang ich das Geld selbst verdient habe kann ich damit als „wirtschaftlichher Akteur“ machen was ich will. Das hat schon wieder nix mit Religion zu tun. Aber du scheinst an dem Religionsargument ja wirklich zu hängen.
An Leute, die mit dem Geld anderer Leute umgehen, wie unsere Politiker, sollte man etwas andere Kriterien anlegen, findest du nicht?
Schau dir mal unsere Staatsverschuldung an – so als rationalen Grund. Wenn das das richtige Maß ist, dann will ich nicht erleben wenn du prasst: 500 Mrd. in den ersten 40 Jahren, für die andere Billionen ham wir nur noch 20 gebraucht. 1,5 Billionen Schulden, pro Kopf ca 18.000 EU. Und das sind nur die des Bundes. Die Länder und Kommunen … Halleluja!
PS: eigentiich ging’s mir ja darum auf einige Fehlkonzeptionen bezüglich des Marktes hinzuweisen. Ein bisschen mehr wirtschaftliches Grundwissen würde so einigen Diskussionen gut tun. Vielleicht würde dann weniger mit solchen Schlagworten wie Neoliberalismus um sich geworfen.
Auch diesen merkwürdigen Spagat, den viele schaffen, indem sie dem Staat auf der einen Seite immer das Schlimmste zutrauen, in ihm aber auf der anderen Seite auch immer den Retter der Entrechteten sehen und sofort nach ihm rufen, wenn ihnen was nicht passt , finde ich bemerkenswert. Irgendwass passt da doch nicht zusammen.
@#665419: Schon. Allerdings sehe ich nicht warum ein Mindestlohn ein besonders schwerwiegender Eingriff in die Vertragsfreiheit sein sollte. Letztendlich dient der nur dem Schutz der schwächeren Partei bei der Vertragsgestaltung sowie dem Schutz des Steuerzahlers davor, private Unternehmensgewinne subventionieren zu müssen. Wir können den Mindestlohn verwerfen, aber dann müssen wir uns auch wieder davon verabschieden, Einkommen zu bezuschusssen, und zur Sozialhilfe zurückkehren.
@#665591: Bin ganz deiner Meinung. Ich halte den Mindestlohn nicht für einen besonders schweren Eingriff in die Vertragsfreiheit, sondern ich halte jeden Eingriff in die Vertragsfreiheit für schwerwiegend.
@#665415: Als ebenfalls sehr hochqualifizierte, allerdings in der Gosse aufgewachsene Informatikerin muss ich gestehen, dass ich überhaupt nicht verstanden habe, was Du mit Deinen Ausführungen nun eigentlich sagen wolltest.
Übrigens, noch ein Bugreport an Spreeblick: „Frisch kommentiert“ hat entweder eine Verzögerung von ein paar Tagen oder funktioniert auf Zufallsbasis, ich konnte den Fehler noch nicht genauer eingrenzen.
Cartoon zum Thema:
http://www.toonpool.com/geld_2164C.html
Wieviel Träume sind eigentlich aus deutschen Landen in den Sand gesetzt worden weil man falschen Autoritäten hinterher lief?
Also, deshalb wurden die Autoritäten abgeschafft -zusätzlich auch die Väter- dafür werden jetzt V-Jungendliche ausgebildet
„Die gefährlichen Träume der Deutschen (3)
Von Wolfgang Kaden
Land ohne standhafte Autorität
„Gerechter Lohn für gute Arbeit“, fordern Gewerkschaften und regierende Sozialdemokraten, in wieder wunderbarer Geschlossenheit. Hört sich gut an, gibt im Wahlkampf auch immer Beifall. Nur, was ist gerecht? Ist es gerecht, wenn ein Chinese einen Euro in der Stunde verdient, ein Osteuropäer drei Euro, ein Deutscher 18 Euro? In einer Wettbewerbswirtschaft richtet sich die Lohnfindung seit jeher nicht an schwammigen Gerechtigkeitsvorstellungen aus. Sondern an dem, was Arbeit leistet, an der Produktivität eben.
Mehr Jobs in Deutschland: Wer mehr leistet, als er kostet, wird eingestellt (dummerweise ist das auf der ganzen Welt so! Bemerkung des Schreibers.)
Horst Siebert, der Kieler Ökonom, hat das einmal ganz schlicht formuliert: „Ein Unternehmen wird dann einen zusätzlichen Arbeitnehmer einstellen, wenn er mehr für das Unternehmen einbringt, als er kostet“. Jeder Versuch, diese Logik der sogenannten Grenzproduktivität auszuhebeln, wird wieder mehr Arbeitslosigkeit produzieren.
Wo aber sind die Autoritäten, die solche Wahrheiten vermitteln? Nirgendwo steht einer auf, der es wagte, die Deutschen aus ihren gefährlichen Träumereien zu reißen, von unserem bemühten Bundespräsidenten Horst Köhler vielleicht abgesehen.“
Ende des Auszugs
@#666766: mehr zu verdienen als gewinn zu erwirtschaften waere ueberall ein schnelles ende fuer jedes unternehmen. das zu wollen kann wohl niemand ernsthaft behaupten.
aber, soviel zu verdienen dass man genug hat um sein leben zu bestreiten und vielleicht in den genuss kommt einmal im jahr in den urlaub fahren zu koennen und vielleicht auch noch etwas ueber hat fuer die zusaetzliche rentenversicherung (oder sogar fuer ein kind), dass muss (sollte) nicht bedeuten dass man seinen arbeitgeber in den ruin treibt. das muss drin sein wenn man ca. 40h die woche arbeiten geht in einem land wie deutschland.
unsere arbeitgeber sehen es ja auch gerne wenn wir IHRE produkte kaufen und nicht die der asiatischen konkurenz.
Müssen Lohnzuzahlungen vom Staat in den Bilanzen des betreffenden Unternehmens eigentlich erwähnt werden? Bis zu wieviel Gewinn darf ein Unternehmen erwirtschaften, das Angestellte mit Lohnzuzahlungen beschäftigt? …
@#667091: Die Lohnzuzahlungen gehen nicht an das Unternehmen, sondern an den Arbeitnehmer. Das Unternehmen kann dem Arbeitnehmer so wenig zahlen, dass er trotz Vollzeitjob unterhalb des Existenzminimums liegt und deshalb bei der ARGE eine Aufstockung beantragen kann. Das fällt dann unter die von Jörg Friedrich so geschätzte Vertragsfreiheit — es steht dem Arbeitnehmer ja theoretisch frei, so ein Arbeitsverhältnis abzulehnen. Praktisch muss er es natürlich annehmen, wenn er keine Alternativen hat, weil er sonst auch kein HartzIV mehr kriegt. Und voila, schon hat der Unternehmer Notlage des Arbeitsnehmers und Vertragsfreiheit ausgenutzt, um seine Kosten zu drücken und Gewinne zu steigern.
Deswegen sag ich ja: Wer HartzIV sagt, muss auch Mindestlohn sagen.
Der Gedanke an eine mechanische Wirkungweise des Lebens und seiner wirtschaftlichen Umstände verführt seit der Aufklärung den intellektuellen Menschen zum enthusiasmisierten Visionieren von der Planbarkeit aller Vorgänge in Gesellschaft, Staat und Wirtschaft. Was nicht zu planen ist, sind die Gefühle und Handlungsweisen der Akteure. Beispiele dafür sind genügend vorhanden und müsig aufzuzählen.
Friedrich August von Hayek bietet mir eine Sicht, die mich berührt und vor allem unsere allgegenwärtige, gesellschaftliche Hybris anzeigt:
„Die Anmaßung von Wissen
Hayek schloss sich der Meinung der liberalen Klassiker Adam Smith und John Locke an, wonach wirtschaftliche Ordnung das unintendierte Resultat menschlichen Handelns ist (Prinzip der „žunsichtbaren Hand“). Die Zentralverwaltungswirtschaft sei insbesondere wegen der „žNichtzentralisierung allen relevanten Wissens“ über die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Individuen nicht durchführbar, das heißt die planende Stelle kann niemals über die Informationen verfügen, die sie für eine vernünftige Planung benötigen würde. Nur der freie Markt bilde im Preissystem alle relevanten Informationen ab und führe zu sinnvollen Allokationen. Den „žSozialingenieuren“, die eine Gesellschaft auf dem Reißbrett planen wollen, warf er die Anmaßung von Wissen (pretence of knowledge) vor. So sollte später auch seine Rede zum Empfang des Nobelpreises heißen.
Er schrieb zum 20-jährigen Bestehen des Institute of Economic Affairs im Jahre 1977: „žIch bin stets davon überzeugt gewesen, dass wir, so wir unsere wirtschaftliche und politische Freiheit behalten wollen, unsere Bemühungen auf die Bekehrung der Intellektuellen in ihrer Eigenschaft als Meinungsmacher richten müssen.“
Quelle Wikipedia
Gleichzeitig stehen wir im 21. Jahrhundert vor der Frage, wie lange kann sich der Kapitalismus eine Unternehmsform leisten die für sich die gleichen Rechte beansprucht wie jedes menschliche Individium, allerdings eindeutig die Merkmale eines Psychopathen besitzt:
Global agierende Konzerne!
Auffschlussreich kann dieser Dokumentarfilm sein:
„THE CORPORATION ( gibts bei 2001 auf DVD!!!)
Im Film werden die Kapitalgesellschaften als reale Personen betrachtet. Die Firmen werden nach den DSM-IV-Richtlinien zum psychischen Zustand einer Person untersucht. Das Resultat: Alle Kriterien für schwerste psychische Störungen treffen auf Kapitalgesellschaften zu. Robert D. Hare, Psychologieprofessor an der University of British Columbia und FBI-Berater, schließt daraus, dass ein profitgeleiteter Konzern klinisch einem Psychopathen gleichzusetzen ist.
Andere Themen sind z.B.: Smedley Butler und der 1933 versuchte Coup gegen Franklin D. Roosevelt; die Privatisierung der städtischen Wasserversorgung Boliviens durch die Bechtel Corporation im Jahr 2000 und die daraus resultierenden Proteste in Cochabamba.
Der Film enthält außerdem Interviews mit prominenten Kapitalismuskritikern wie Noam Chomsky, Naomi Klein, Michael Moore und Howard Zinn einerseits, andererseits aber auch Meinungen von bekannten CEOs wie Ray Anderson, die Standpunkte von Peter Drucker und Milton Friedman und anderen Befürwortern der freien Marktwirtschaft wie dem Fraser Institute. Weiterhin wird Dr. Samuel Epstein zur Firma Monsanto interviewt, die das Wachstumshormon Posilac verwendet, um die Milchproduktion zu erhöhen.“ Quelle wikipedia
PS: Nach dem Film dürfen wir uns ruhig fragen, warum trinken wir in Deutschland eigentlich noch FANTA?
Der Film ist weder wertend noch tendenziös, allerdings schockiert er mich dadurch immer wieder durch seine Unaufgeregtheit.
Die interviewten Personen entlarven sich jeweils selbst in unnachahmlicher Weise!
Gruß aus Bad Vilbel
Ricci Riegelhuth
Hier fehlt eindeutig noch meine Meinung: Die Finanzmarktsteuerung der Märkte und Unternehmen führt dazu, dass viele Leute in die Luft gesprengt werden.
lassen wir mal Systemfragen außen vor, wird doch schnell deutlich, dass dies nur eine Angleichung ist. In 20 Jahren werden die Staaten des ehemaligen Ostblocks Deutschland in der Lohnentwicklung eingeholt haben. Die Preise für Waren sind im übrigen schon heute auf einem teils höheren Niveau. Noch mal einige Jahre weiter sind auch China, Indien und andere Schwellenländer auf dem gleichen Niveau. Was aber auch einen höheren Lebenssatndard und höhere Erwartungen nach sich zieht.
Wohin zieht die sogenannte Karawane aber dann?
Um in Deutschland langfristig zu Lohnsenkungen zu kommen, die auch sozial vertretbar sind, müssten auch die Unternehmen mitspielen. Und das, mit Verlaub, ist nicht zuletzt seit Nokia doch nur ein Traum. Es geht nur um Gewinnmaximierung.
Um nochmal das Ende des originalen Artikels aufzugreifen, Märkte sollten sich eigentlich nach dem Menschen richten und nicht der Mensch nach dem Markt. Das dies oft nicht so ist, wird schnell klar, wenn man sich bewusst macht, wie viele Entscheidungen im Leben nach äußeren, Markt bestimmten Umständen getroffen werden.
Globalisierung kann man nicht wegdiskutieren, lieber sollte ein Umdenken fUur den Umgang mit der neuen Realität stattfinden; dazu gehört leider auch die Tatsache, dass (multinationale) Firmen oft stärker sind als Nationalstaaten.
Wen das Thema interessiert: Die Arbeiten von Susan Strange anfang de neunziger sind ein guter Startpunkt, einfach auf Google Scholar aufrufen. (Tags: Strange Bargaining Power).
@jörg friedrich: physikalismus und sozialwissenschaften. soso.
@jörg friedrich: „physikalismus“ und „sozialwissenschaften“.
soso.
Das SPIEGEL-Geschreibsel ist nur was für Gewinner. Kein Wunder, wenn da bei denen die Auflage in den Keller geht.
Das ist Marktwirtschaft.
@Helga und zum Artikel: Es ist ein Trugschluss, dass sich die Märkte nicht nach dem Menschen richten. Sie richten sich nach den Menschen. Märkte werden jeden Tag durch die Nachfrager und durch die Anbieter neu gestaltet.
Weil niemand auch nur einen Euro zusätzlich für ein Handy „Made in Bochum“ ausgeben will, weil die Zulieferer sich nicht in der Nähe des Werkes in Bochum ansiedeln wollten und weil ein deutsches Unternehmen in Rumänien für viel Geld dem Konzern Nokia eine neue Fabrik baut — deshalb gibt es keine Handys aus Bochum mehr. Das ist Markt. Und der wird nicht durch böse Neoliberale gemacht, sondern durch uns alle. Die Märkte richten sich nach den Menschen.
da das thema wirklich jeden vernünftigen rahmen eines blogposts sprengt und auch kommentare immer nur einzelaspekte beleuchten können möchte ich an dieser stelle drei bücher empfehlen.
das erste erläutert wie wir zu den jetzigen wirtschaftsstrukturen kamen über die letzten 70 jahre hinweg.
das zweite beleuchtet ausschnitthaft und weit weniger systematisch warum unser politisches system sich so schwer tut damit diese entwicklungen zu gestalten und wie es auf seine marginalisierung durch die wirtschaft reagiert.
drittensund abschließend eine art zusammenschau der beiden obigen themenkomplexe am beispiel der entwicklung der letzten 50 jahre in den usa.
„Der Autor* beschreibt zwar fast ausschließlich die historische Entwicklung in den USA. Das muss jedoch kein Manko sein, denn es dürfte dem Leser leicht fallen, die Parallelen des Weges von der Konsensgesellschaft und der Deutschland AG zum Heuschrecken-Kapitalismus zu erkennen. In Deutschland haben die Gewerkschaften und Verbände einen ähnlichen Machtverlust erlitten wie in den USA, wenngleich 5 bis 10 Jahre später. Was Reich als die Gegenwart der USA beschreibt — vor allem den zunehmenden Einfluss von Lobbyverbänden auf die Politik — kann man durchaus aus Blick in die deutsche und europäische Zukunft lesen. „¦
Ein Buch, das die eingefahrenen Diskussionen in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. Exzellente Analyse!“
robert reich war clintons ehemaliger arbeitsminister, von ihm stammt auch „die zukunft der arbeit“ ebenfalls sehr lesenswert.
@#669384: „Das ist Markt. Und der wird nicht durch böse Neoliberale gemacht, sondern durch uns alle. Die Märkte richten sich nach den Menschen.“
das stimmt, aber die märkte richten sich nach den interessen nur einer kleinen zahl von menschen, die erdrückende mehrzahl reagiert nur auf die rahmenbedingungen die von einer einflußreichen und resourcenstarken minderheit ohne jede demokratische legitimation durchgedrückt werden.
märkte haben keine eigene agenda, sie fordern nicht und sie wissen nichts.
sie sind ersteinmal was sie sind, dumme mechanismen.
erst durch die von menschen bestimmten randbedingungen gewinnt ihr funktionieren einen sinn und eine ausrichtung.
aber diese randbedingungen werden wie gesagt nur von einer kleinen minderheit festgelegt, sie sind kontingent, sie können so und auch anders aussehen.
der zugang zu dieser festlegungskompetenz aber regelt sich seit das kapital eine exit-option aus den nationalstaaten hat nur noch über besitzrechte und nicht mehr über den politischen prozeß einer gesellschaft. und so beginnt das wirtschaftssystem das politische zu überformen und zu marginalisieren. und da liegt das problem.
märkte sind wunderbare steuerungsmechanismen für komplexität.
aber eben auch nicht mehr sie haben keinen verstand, keine höhere weisheit und keine stopregeln.
sie sind mechanismen die vorhersehbar zur poloarisierung und konzentration neigen.
zu sagen der markt will oder fordert etwas, ist zu behaupten das auto wollte das kind überfahren.
soweit so schlecht.
…der zugang zu dieser festlegungskompetenz aber regelt sich seit das kapital eine exit-option aus den nationalstaaten hat nur noch über besitzrechte und nicht mehr über den politischen prozeß einer gesellschaft. und so beginnt das wirtschaftssystem das politische zu überformen und zu marginalisieren. und da liegt das problem…
Wunderschön dargeboten!
Vielen Dank für die ausgebreitet Substanz zum Thema!
Mein Gefühl sagt mir:
“ Wir sollen alle in eine reine Profit&Health/Wellness
DEMOKRATUR EINGEPFLEGT werden!“
Nebenbei retten wir als erste Generation der Menschheit noch das WELT- Klima ( früher gab es Weltniveau, jetzt müssen wir das Klima retten!)
Nochmal danke für die Buchempfehlungen!
@#669893: gern geschehen : )
die welt nach bretton-woods fiel nicht vom himmel, ein viel zu wenig bekannter umstand.
Als Nachtrag zum Neoliberalismus, ein Artikel aus der WamS zum
70.Geburtstag des selben.
Neoliberalismus hat mit Sicherheit regeln.
Sprachen die Protagonisten davon?
Ökonomische Regeln wurden zuhauf gebrochen.
Zum Beispiel die Regel, langfristige Verbindlichkeiten nie kurzfristig zu finanzieren. Aus diesem Tabu wurde ein Geschäftsmodell.
…die Magier und Entrepeneure der Finanzwelt haben eine zu große Freude daran: „Die Lust an der Lüge“, von Jeremy Campbell, eine Geschichte der Unwahrheit, gibt es bei 2001 gerade zum Preis von € 4,99.
Die suizidgefährdete Vernunft
„Die von Descartes gepredigte Doktrin, dass Unwahrhaftigkeit ein Makel, ein Schwächezeichen sei, das einfach nicht in unsere offenkundig vollkommene und solide Welt passe, sollte bald durch eine gegensätzliche Weltsicht herausgefordert werden. Wenn das Universum mit all seinen Bestandteilen wirklich nur eine Maschine ist, dann können wir seinen Mechanismus durch die systematische Anwendung von Regeln, mit denen man Wahrheit und Unwahrheit auseinander sortiert, ergründen.
Aber so läuft das Leben nicht. Des Lebens eigentliche Stärke, die Quelle seiner Zähigkeit, liegt in der Flexibilität, auch einmal fünf gerade zu lassen, anstatt pedantisch auf der Wahrheit zu behaaren. Descartes selbst räumte ein, dass er sich bei seinen Abrissarbeiten am Gebäude falscher und unsicherer Überzeugungen, die er im laufe seines Lebens angesammelt hatte, gezwungen sah “ ..währenddem so glücklich als möglich zu leben.“
Ein Mensch dessen Haus ( oder seinem Produkt, Unternehmen, etc.Anmerk. des Schreibers) von einem Bautrupp dem Erdboden gleichgemacht wird, braucht eine Interimsbleibe, bis der Neubau bezugsfertig ist. Daher entschied sich Descartes – anders, als es seine Philosophie eigentlich gebietet -, „..selbst die zweifelhafteste Meinung, nachdem ich mich einmal ihr zugewendet, ebenso festzuhalten, als wenn seine anfangs zufällig gewählte Marschrichtung konsequent beibehält – ganz gleich, ob sie die „richtige“ ist.
Da unsere Lebensumstände normalerweise kein ständiges Schwanken und Zögern zulassen, dürfen wir bei unserer Reinigung vom Unwahren nicht zu pedantisch sein. Unablässig ehrlich, „ganz man selbst“ zu sein und die Wahrheit nie zu verbiegen ist zu einfach. Mit einer derart schlichten Strategie wird man einer so komplexen, komplizierten, kniffligen Institution wie der modernen Gesellschaft einfach nicht gerecht. Platte Wahrheiten sind einfältig und manchmal sogar ungehörig.
Das ist das Paradoxon einer Zeit, die sich ganz der Vorstellung hingegeben hat, Leben sei Kunst. „Im Verlaufe der Entwicklung unseres Bewußtseins“, schreibt der Moralphilosoph David Nyberg, „ist der Täuschung eine immer zentralere und komplexere Rolle im Gesellschaftlichen Leben zu gefallen, je differenzierter sich unsere praktische Intelligenz ausgebildet hat“. In einem sehr einflussreichen Buch „Wir alle spielen Theater“ Die Selbstdarstellung im Alltag vertrat Erving Goffman die Auffassung, dass das Individuum bei jeder sozialen Interaktion als Schauspieler auftritt und eine Rolle spielt, an die es glauben mag – oder auch nicht. Schon das Wort „Person“ bezeichnete ursprünglich eine Maske . Die Maske ist jedoch keine reine Lüge; Goffman versteht sie viel mehr als eine andere Art von Wahrheit. „in einem Gewissen Sinne und insoweit diese Maske das Bild darstellt, das wir von uns selbst geschaffen haben – die Rolle, die wir zu erfüllen trachten – ,ist die Maske unser wahreres Selbst: das Selbst was wir sein möchten. Schließlich wird die Vorstellung unserer Rolle zu unserer zweiten Natur und zu einem integralen Teil unserer Persönlichkeit.“ Der Schauspieler verschmilzt mit seiner Rolle.“
Ende des Auszugs
Die Lust an der Lüge kann so nie ein Ende finden…sie wird immer benötigt!
Ein schönes Herbst-Wochenende aus Bad Vilbel
Ricci R.
PS: Ein wunderbar, pussiges Zitat zum Geleit, auch aus dem Buch:
„Es gibt eine Reihe von Antwortkategorien, die irreführend, ausweichend, nichts sagend oder unbefriedigend sind, ohne dass sie im juristischen Sinne als Falschausagen anzusehen wären – einschliesslich subjektiv aufrichtiger Ausagen, in denen Sachverhalte objektiv nicht korrekt wiedergegeben werden“
Schriftsatz der Anwälte von Präsident Clinton an einen Ausschuss des Obersten Gerichtshofes von Arkansas, der empfohlen hatte, ihm wegen schwer wiegender Verfehlungen die Anwaltszulassung zu entziehen.