Es war ein typischer Berliner Frühherbsttag. Die Vögel zwitscherten mangels Existenz nicht, der zarte Tyrannengesang von Kindern, die ihre Eltern maßregelten, wehte aus der Ferne heran und ich beschloss, in die Reihe von Röhren einzusteigen.
Die Reise führte mich von einem Verkehrsknotenpunkt (in dieser Reihe von Röhren nennt man diese Punkte Buchzeichensammlungen) aus zu Bill Maher. Bill Maher ist ein amerikanischer Komödiant, von dem Hacker ein Video auf der Homepage des Großajatollahs Ali-as Sistani platziert hatten. Ich schaute mir also das Video an, in dem Maher sich auf eben diese Seite bezieht, auf der ihn hinterher die Hacker platzierten.
Der Großajatollah beantwortet auf seiner Homepage nämlich Fragen zur rechten Lebensführung. Man geht nicht zu weit, wenn man feststellt, dass Maher seiner Erzählung von den Fragen und Antworten eine Prise Spott beimischte. Die Fragen „Darf man eine unverheiratete Frau berühren?“, „Darf man mit seiner Ehefrau Anal-Verkehr haben“ und „Darf man Schach spielen?“ bildeten den Kern der Komödie. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, hatten Mahers Scherze damit zu tun, dass die ausführlichen Antworten sich in dieser Reihenfolge auf Nein, Ja, Nein verkürzen ließen, also berühren nein, Analverkehr ja, Schach nein.
Auf dieses Video wiederum gibt es eine Antwort bei Youtube. Dort beweist ein gutaussehender Mann namens Sayed Mostafa, dass Vollbärtigkeit und Humorverständnis nicht korrespondieren müssen (Link zum Video). Sehr ruhig, dabei jedoch auch sehr zornig, weist er Maher nach, wie absurd es ist, ehelichen Analverkehr und Händeschütteln miteinander in Beziehung zu setzen.
Das ist für sich genommen schon eine Sternstunde des Aufeinanderprallens der Kulturen, der Höhepunkt kommt jedoch erst gegen Ende, als der gutaussehende Analverkehrgutheißer darauf zu sprechen kommt, dass Schach nunmal geisteskrank mache und mit den Hunden (Hunde gelten im Islam als unrein) habe man übrigens auch Recht gehabt – die verursachten nämlich Krebs.
Westliche Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass Frauen durch Hunde Brustkrebs bekommen und ich wunderte mich beim Zusehen ein wenig, dass der Mann nicht die Zunge herausstreckte und „Ätsch!“ machte.
Ich dachte, dass ich da eine ganz besondere Perle entdeckt hätte und machte mich daran, das Video zu posten. Ich wollte den Mann teeren, federn, ihm die Hand schütteln und ihn dann auslachen, aber plötzlich hielt mich eine innere Stimme davon ab. „Google das erst einmal“, sagte die innere Stimme, „sonst gibt das Ärger mit den allwissenden Kommentatoren.“ „Seufz!“, sagte ich zu meiner inneren Stimme, „du warst auch mal spontaner“, tat aber, wie mir geheißen war. Denn meine innere Stimme sprach arabisch und wenn sie das tut, werde ich immer recht devot, diese Sprache zischt einfach besonders autoritär.
Und tatsächlich: Ich fand eine Studie, die besagt, dass es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Hundehaltung gibt.
„We ask consulting patients regularly whether they keep pets in order to identify zoonotic factors. It became apparent that patients with breast carcinoma (N=69) owned significantly more often dogs but not cats compared to age matched female controls. We compared the frequencies of dog and pet ownership with data from public available statistics on women of the same age group in Bavaria. The most striking result was that more than twice the number of patients kept dogs permanently in the last 10 years and at the time of interrogation as compared to control individuals at the time of interrogation.“
Bin ich dem Geheimnis von Krebs auf die Spur gekommen? Oder besser vielleicht: Ist das der Beweis dafür, dass Muslime uns immer eine Nasenspitze voraus sind?
Dann fiel mir auch noch ein, dass Hunde sich gegenseitig mit Krebs anstecken können.
Wenn das stimmt – was machen wir dann mit unseren besten Freunden? Opfern wir Lumpi, Bello und Attilla unserer Gesundheit?
Aber wenn Hunde Krebs verursachen würden, dann hätten wir doch längst etwas gehört. Oder gibt es eine Chappi-Verschwörung gegen uns?
(18 Milliarden Dollar Umsatz hat Mars Incorporated im Jahr 2004 gemacht. Und das zu einem guten Teil nicht etwa mit dem beliebten Schokoriegel gleichen Namens, sondern mit: HUNDEfutter.
All die Tierfutterwerbung, die ich im Laufe meines Lebens gesehen hatte, flackerte vor meinem geistigen Auge an mir vorbei. War diese Werbung am Ende nur ein Weg, sich die Medien gefügig zu machen, damit sie uns Informationen vorenthalten, Informationen, über die Muslime schon seit Urzeiten verfügen?)
Ich war erschöpft und schaute noch einmal auf die Seite, von der ich den Link zu der Studie hatte. Die Überschrift lautet „Warum hat die Frau mit Hund so oft Brustkrebs?“ und es wird dort ausführlich darüber spekuliert, wie man die Hinweise, dass Frauen mit Hunden häufiger als hundelose Frauen Brustkrebs bekommen, zusammenbekommen könnte mit der Vermutung, dass Frauen, die Flaschenkinder waren, häufiger Brustkrebs bekommen als an der Mutterbrust genährte Frauen.
Welche Gründe könnte es dafür geben, dass unter Frauen mit Hund mehr Flaschenkinder wären.
1. Das Gewicht. Kinder, die mit der Flasche aufgezogen wurden, haben als Erwachsene mehr Probleme ihr Gewicht zu halten.
Und um Übergewicht los zu werden ist ein Hund eine Art Hilfsmittel. Er zwingt den Menschen nach draußen zu gehen und sich zu bewegen. (…)
2. Die Suche nach Dominanz. Sehnen sich Flaschenkinder besonders nach Dominanz, die im Leben schwer zu erreichen ist? Es ist bekannt, das der Hund den Menschen gerne als Rudelführer und Oberhund akzeptiert.
Die große Ernsthaftigkeit, mit der hier über Krebs nachgedacht wird, kann die ebenso große Ahnungslosigkeit nicht verbergen.
Aber wie man es auch dreht und wendet – es gibt für mich keine Möglichkeit, den Zusammenhang zwischen Hundehaltung und Brustkrebs, den der Mann in dem Video hergestellt hat, zu falsifizieren. Verifizieren kann ich ihn auch nicht.
Ich ging also weiter meiner Wege durch das Netz und stieß auf Dokumente (pdf) des Kriegsverbrecherprozesses gegen Josias zu Waldeck und Pyrmont, dem Vater von Bundesverdienstkreuzträger Wittekind zu Waldeck und Pyrmont.
Eine Sammlung von tätowierter Menschenhaut? Ich erinnerte mich daran, dass ich in der Schule in einer Dokumentation über das Dritte Reich mal einen Lampenschirm aus Menschenhaut gesehen hatte und wollte mehr darüber wissen. Erst stieß ich auf eine Alt- oder Neu-Nazi-Seite, wo ein Autor sich darüber ereiferte, dass dieser Mythos von der verleumderischen Presse (es war wohl, als der Artikel geschrieben wurde, gerade die Dokumentation „Hitler und die Frauen“ im BR gelaufen) am Leben gehalten werde.
In der Wikipedia steht, dass der Lampenschirm, an den ich mich erinnerte, nachweislich aus Kunststoff bestand.
Auch der Betreiber der Seite Holocaust-Referenz, auf der Argumente gegen Holocaust-Leugner gesammelt werden, schreibt:
„Ilse Koch, die Frau des Kommandanten von Buchenwald, hat nach Veröffentlichungen der amerikanischen und deutschen Presse angeblich tätowierte Hautstücke von Häftlingen ausgesucht und gerben lassen. In den Prozessen gegen Ilse Koch ist dies jedoch nicht nachgewiesen worden (vgl. Legenden, S. 138). Aus der übrigen Literatur sind mir Hinweise auf Lampenschirme aus Menschenhaut nicht bekannt.“
Und natürlich kommt es nicht darauf an, ob während des Holocausts eine sadistische Lagerkommandantenfrau Menschenhaut gesammelt hat. Nazis machen das immer so: Sie ziehen sich an irgendwelchen Zahlen oder Fakten hoch und machen dann einen Riesenzauber, um sie zu entkräften, dabei spielen diese Fakten und Zahlen nicht die geringste Rolle. Es ist, als würde man die Wiederaufnahme eines Mordprozesses fordern, weil der Verurteilte statt Zahnseide nachweislich Zahnpasta benutzt hat.
Ich schaute in den klaren blauen Frühherbsthimmel und beendete meine Reise durch die Röhren, nicht ohne die Moral der Reise zu resümieren.
Wir leben im Informationszeitalter. Aber Informationen können völlig bedeutungslos sein.
Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass ich mir meine Weltsicht durch Fakten nicht verderben lassen will, aber zu beinahe jedem Fakt wird sich ein Gegenbeweis finden lassen.
Vor einigen Jahren forderten zwei amerikanische Autoren, die vermeintliche Tatsache zu akzeptieren, dass Schwarze einen niedrigeren IQ hätten als Weiße und somit Affirmative Action unsinnig wäre. Angenommen, es wäre so, wie die Autoren behaupten (was natürlich Blödsinn ist): Wäre nicht Förderung auch ein Zeichen der Nächstenliebe und als Zeichen allein schon etwas Positives, auch wenn sie sich nicht als lohnendes Investment herausstellte? Liebt man ein Kind nicht und erzieht es ohne Sorgfalt, weil es an einer Erbkrankheit leidet, an der es mit Sicherheit vor dem fünfzehnten Lebensjahr sterben wird?
Zu vielen Sachverhalten liegen kaum aus dem Weg zu räumende erkenntnistheoretische Schwierigkeiten zugrunde, als dass man eine Information finden und „Heureka“ schreien könnte. Aber das muss einen nicht verrückt machen.
Der Mensch ist kein rationales Wesen und man darf bei allen Informationen nicht vergessen, worauf es ankommt. Worauf es ankommt? Keine Ahnung. Vielleicht: auch mal lachen, wenn einem etwas nicht passt. Nicht töten, nicht lügen, all das. Auf jeden Fall kommt es nicht darauf an, Fakten zu sammeln, um Menschenfeindlichkeit begründen zu können.
Sie befinden sich, ohne es gemerkt zu haben, im Wort zum Sonntag.
Werden Kriegsverbrecher menschlicher, weil irgendwelche Horrortaten möglicherweise nicht geschehen sind? Und muss man Angst vor Hunden haben, weil sie möglicherweise Krebs verursachen?
Man kann Hunde meiden, mit dem Rauchen aufhören, kein Schach spielen und unverheirateten Frauen nicht die Hand reichen – das Leben bleibt eine Reise mit verschlungenen Pfaden und sicherem Ende.
Aber das Wichtigste bei allen Reisen ist: Don´t panic.
PS:
Dieser Mann hat in Österreich 18,1% der Stimmen gewonnen.
HC Strache ist ein Schwulenhasser, dem man nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Wien eine „Nähe zum nationalsozialistischen Gedankengut“ nachsagen darf. Kam ich nur gerade noch drauf. Wegen der Menschenhaut.
somit wird sich ulrike (unser kurzhaardackel) wohl bald ein neues zuhause suchen müssen.
nein. doch nicht.
ich würde ja mal behaupten, daß nazis krebs verursachen (siehe all die verdrängten und unterdrückten familiengeschichten)!
Nur kurz, wegen der Hunde und des Brustkrebses: ohne mich in Statistik ausreichend gut auszukennen um das Studiendesign oder die Datengrundlage bewerten zu können, möchte ich darauf hinweisen, dass es sich bei dem Ergebnis um eine Korrelation und nicht um einen Kausalzusammenhang im Sinne von Ursache (Hund) und Wirkung (Brustkrebs) handelt.
@#691503:
darum geht es dort ja gerade: ist es das eine oder das andere?
vielleicht gehen frauen mit hund auch einfach mehr raus (eben weil sie einen hund haben), haben dadurch eine höhere uv-belastung zu ertragen und dadurch ein höheres mutationsrisiko…?
Ist das eine sehr komplizierte Allegorie auf die Bayernwahl?
Nix neues aus Ösiland, ein Großteil da hat doch schon immer ein Faible für Braun(au).
HURR DURR !!!
(Mehr kann ich zu diesem Artikel echt nicht sagen.)
@#691508:
Ist doch immer noch ne Kausalkette mit Hund vorne und Krebs hinten.
Und ist denn Korrelationsfindung aka Datamining nicht das Erkenntniswerkzeug überhaupt?
@#691515:
„Hurr durr“ is the sound of laughter coming from someone with half a brain.
Mostly it is used to point out when someone has made an idiotic claim, though, surprisingly, idiot males will attempt to make thier laugh as deep as possible to make them sound more manly, when all it really does is make them sound like idiots.
??
oder aber frauen mit erhöhtem brustkrebsrisiko halten sich aus irgendeinem grund überdurchschnittlich oft einen hund.
(es ist übrigens, sogar mW so, dass in besonders geburtenstarken jahren überduchschnittlich viele störche in deutschland gesichtet wurden.)
aber ich will gar nicht weiter auf die kausalität vs. korrelation eingehen.
denn der artikel fasst das ganze dilemma (zwar durchaus etwas langatmig) ganz gut zusammen: es gibt für jede studie mindestens eine, die genau das gegenteil beweist. man muss halt immer gucken, wem man mehr glauben kann oder will. und am ende gilt dann immer noch: ich weiß, dass ich nichts weiß. oder so…
Kann ich die Vermutung bitte noch mal auf die einzelnen Hunderassen und BK-Tumorarten aufgschlüsselt haben?
(Ich blöde Nuss blogge heute noch, Du seiest der zweiteinzige Blogger, der für’s Katzencontentbloggen Geld bekommt. Aber verdammt. Du kriegst auch noch fürs Hundecontentbloggen Geld, Du Königspudelblogger!)
zum letzten thema über hc strache. habe eben bei rtl-exclusiv ;) gesehen, dass nadja ab del farag (ja. genau. die die nix kann, nix weiß und die trotzdem jeder kennt. „naddel“ *schrei*) nun mit dem zusammen ist und auch kommentare abgibt, von wegen: „wenn die nicht arbeiten. dann bin ich auch dafür: raus mit denen“. besonders schön für eine frau mit arabischen wurzeln, die ja eigentlich nix kann. ;)
@#691516:
genau wie „žweniger Storch vorne, weniger Geburten hinten.“
Hundehaltung unterscheidet sich doch maßvoll von der Hundestellung.
Malte hat mal wieder einen Arsch voll Verlinkungen zum Thema offen.
Deja Vu ohne Apostroph
Unterhaltsam ist es allemal.
;-)
@#691522:
ist nicht wahr?!
ich dachte halt, dass das so eine wichtige news ist und ich die euch nicht vorenthalten darf.
@#691549:
ist es, ist es. aber es ist so: absurd.
@#691550: absurd ja, aber das ist doch oft so. Sarkozy z. Bsp stammt doch von Flüchtlingen und Einwanderern ab, und was für einen Kurs fährt er gegen solche?
Ich meine da gibts zig Beispiele, dass Personen aus einer bestimmten Umgebung nachdem sie es „geschafft“ haben, stärker auf ihr damaliges Umfeld „eintreten“ als die bislang etablierten.
Schröder zum Beispiel auch, arme Verhältnisse 2. Bildungsweg genutzt, und dann aber alles was anderen Chancen bringen könnte hinter sich abbrechen.
absurd, absolut
@2 also sind frauen mit brustkrebsdisposition empfänglicher für die idee sich nen hund anzuschaffen?
@#691512:
mhm. bei genauer betrachtung…
ist es ja gar keine allegorie:)
@#691522:
oe24.at hat es auch, aber die Datendecke scheint noch recht dünn zu sein.
Gibt es im Iran kein Brustkrebs?
@#691670:
vermutlich hat man dann etwas falsch gemacht, zb richtung monaco gebetet oder so.
Adam und Eva im Paradies. Sie haben es etliche mal getrieben, und jetzt kann Adam
nicht mehr. Aber Eva ist noch lange nicht zufrieden.
Suchend irrte sie durch den Garten Eden. Da traf sie einen Affen. Sie bat ihn:
„Komm, lieber Affe. Mach es mir gut und kräftig!“ Aber der Affe war schüchtern und floh ängstlich auf einen Baum.
Eva ging weiter. Da traf sie einen Dinosaurier. Sie rief: „Nimm mich hier und jetzt!“
Der Dinosaurier war ob soviel Schamlosigkeit entsetzt und fiel tot um.
Dann kam Eva ans Meer. Nackt ging sie ins Wasser, spreizte ihre Beine und rief:
„Kommt, liebe Fischlein und macht’s mir!“
Da kamen alle Fische und schwammen zuerst durch ihre Schenkel und dann munter
ein und aus, so lange, bis es Eva zufrieden war.
Was lernen wir aus dieser Geschichte?
Wir wissen jetzt, warum die Affen auf Bäumen leben.
Wir wissen jetzt auch, warum die Dinosaurier ausgestorben sind.
Was wir nicht wissen ist, wie die Fische früher gerochen haben.