Zwei Knirpse, so um die Elf, lümmeln morgens um halb Zehn am Strassenrand.
„Naaa?“, luntenriecht Mutter Zivil-Courage, „solltet ihr beiden nicht in der Schule sein?“
„Nein“, antwortet einer, „wir haben Projektwoche! Wir zeichnen Häuser für unsere Präsentation über Berliner Architektur.“ Sie deuten stolz und gutgelaunt auf ihre unübersehbaren A1-Blöcke.
„Oh…“, stammele ich. „Toll… Na dann: Viel Erfolg!“
Peinlich, ich.
Und wenn die gesagt hätten: nee, kein Bock, Alte. Wie wäre das weitergegangen? Jugendamt informiert, Polizei geholt, oder was?
Ach wie schön, dass sich auch in verrohenden Großstadtgesellschaften noch gekümmert wird.
OT: Mal zur Technik: wie habt Ihr denn dieses CC-Symbol unter dem Bild so elegant eingebaut?
Aber gar keine so schlechten Zeichnungen für 11jährige oder?
uh-oh. das ist einer der sachen die ich mir hoch und heilig versprochen habe nie zu machen. sorry…aber…uncooler gehts kaum ;-)
@#716283:
Wegschauen und sich nicht zu kuemmern ist also cool? Oder habe ich Dich da falsch verstanden?
Naja, ich denke mal, in DIESEM Falle war das sicherlich peinlich. Schließlich läuft kein „cooler“ Schulschwänzer mit einem A1-Block rum, die sind nämlich einigermaßen sperrig, erst recht, wenn man ca. 11 ist.
Ansonsten denke ich, sollte man schon mal nachfragen, wenn es einem komisch vorkommt.
@05 So ein Block koennte aber auch das (zugegeben doofe Idee) Skizzenbuch eines Graffittianers sein :)
Fuer 11 nicht schlecht die Zeichnungen, alter Falter!
@#716293: Vor allem da sie von einer weiblichen Katze (dem Bild nach zu urteilen) aus Oakland sind ;-)
das symbolbild wird wohl nichts mit den kindern zu tun haben.
ansonsten eine blöde situation…
vor allem, wie oft wurden die beiden schon angesprochen und was denken die bloß über die uncoolen und nervenden erwachsenen? ;)
aus der Situation hätte man sich wohl nur retten können, wenn man aktiv drauf eingegangen wäre. So im Stil „Echt, zeigt mal. Mensch stark, stellt ihr die auch aus?“ etc. Kinder und Jugendliche werden doch heutzutage viel zu wenig mit positiven feedback bestärkt, da hätte man die Chance nutzen können. Ich weiß aber auch nicht, ob ich in der Situation so spontan gewesen wäre.
@bosch: das sieht spektakulärer aus als es ist. ein simpler aber recht effektiver trick mit überlappenden elementen.
womit ich die dahintersteckende arbeit in keinem fall schmälern möchte.
Was hättest Du gemacht, wenn sie geantwortet hätten: „Ne, wir sind Unschooler?“
Hier ein schöner Link über ein Muttertagsgeschenk für eine Mutter, die ihren Kindern die Qual der Schule erspart: http://www.swissarmywife.net/2009/05/mothers-day-get-tissue-seriously.html
Jessas!
Dass das in diesem Fall peinlich, voreingenommen und unter den Dingen stehend war, schrieb ich doch!
Aber kürzlich versuchten zwei Knirpse, einen Kaugummiautomaten zu knacken. Das schien ca 20 Erwachsene nicht zu interessieren.
Klar hab ich mir die beiden geschnappt.
Denn erstens knacken sie sonst als nächstes den Kippenautomat und zweitens ist es nur der halbe Spass, wenn man nicht mal mehr einen Kumpel zum Schmiere stehen abstellen und auf Pfiff die Beine in die Hände nehmen muss!
Ich finde solches Verhalten völlig richtig, aber ich hätte für soetwas keinen Blick. Ich würde mir dann immer denken, „Ach was, schon wieder Ferien“
@#716304: Echt? Ich find das total unangebracht. Die Schule hat doch nicht ein Anrecht auf das Leben von allen Kindern. Aber wenigstens weiß ich, was meine Kinder jetzt antworten können, wenn sie so angemacht werden würden und kann es ihnen dann sagen :)
@1000Sunny: äähh, hat sie nicht, die Schule? da hat mein Sohn ja Glück gehabt, er brauch‘ dann ab Herbst nicht hingehen und all‘ die überflüssigen Sachen wie Lesen, Schreiben und Mädchen mit Papierkugeln beschießen lernen. Die ersten beiden Jahre findet er das bestimmt cool, er will ja eh Fussballer werden. Die nächsten fünf Jahre findet er das cool, dann will er bestimmt was mit „Medien“ oder „Computer“ machen. Und später ist er dann ein zorniger aber ganz sicher ganz selbstständiger junger Mann, der sich aber dann darüber wundert, dass er in diesem „Scheiß-System“ (O-Ton) nicht zurechtkommt. Und dann mir die Schuld gibt (zurecht). ÄCHZ, Herr oder Frau Sunny, ÄCHZ.
@#716310: Noch gar nichts von Unschooling gehört ?
Hier ein Einstieg :)
http://freiebildung.wordpress.com/unschooling/
Ist unschooling erlaubt? Wat sacht dat Jugendamt?
@1000Sunny: Ich will versuchen, sachlich zu bleiben. Nicht der Zwang nervt Kinder, sondern, dass sie nicht verstehen, wofür sie das brauchen (das ist relativ menschlich; niemand hört auf zu rauchen, weil er irgendwann mal Krebs bekommen könnte). Darum ist es Deine verf*** Pflicht als Elternteil, ihm vorzuleben („Showing, not telling“), dass formale Schulbildung wertvoll ist. Ich gebe dem „unschooling“-Ding aber recht, wenn es darum geht, Neugierde und Kritikfähigkeit bei Kindern zu wecken. Aber das kann ich auch mit Schule. Und unsachlich: Im Kern halte ich das für ideologischen, unpraktikablen Schwachsinn von Eltern, die in ihrer Schulzeit ihrern Lateinlehrer gehasst haben und deren Kinder das jetzt ausbaden müssen. Allein‘ die Gummibärchenästhetik spricht für sich. Tschö mit ö.
Steht alles in der FAQ auf obiger Seite – oder direkt hier:
http://freiebildung.wordpress.com/2009/04/30/faq-zu-unschooling/
Bestimmt kann das die Schule auch alles, wenn sie soweit ist, kann sie uns ja anrufen. Bitte nicht das Vorurteil, dass Unschooler Eltern ungebildet sind. Ich kenne einige mit Promotion (auch in Naturwissenschaften).
Es ist aber schwer bei der deutschen „100% alle müssen in die Schule, sonst bricht alles zusammen“-Einstellung umzudenken.
(Ansonsten bevorzuge ich eine sachliche Diskussion)
Hätten ja auch Krätzä Aktivisten sein können.
@#716320: Ich vermute, der Anteil der „ungebildeten“ (Dein Adjektiv, nicht meins) Eltern, die froh über einen hohen formalen Bildungsgrad ihrer Kinder wären, ist größer, als der Promovierten, die Du erwähnst. Den Nutzen seiner eigenen Bildungressourcen zu verleugnen ist einfach Wohlstandsverwahrlosung.
Ich hab‘ auch nicht behauptet, dass alles zusammenbricht, wenn Deine Kinder nicht zur Schule gehen. Ich hab‘ die FAQs (quer) gelesen und keine Antworten gefunden, was mit den Kindern passiert, die das machen müssen.
Also ich finde das gut!, man kann da ruhig fragen und sollte, wenn man auf Ablehnung trifft, was hier nicht der Fall ist, sich nicht abschrecken lassen denn wenn alle das machen, dann wird es noch schlimmer als es jetzt ist, ich meine es passiert oft genug, dass etwas passiert, aber niemand eingreift, sondern alle Leute nur zuschauen!
also finde ich Top, weiter so, irgendwann wird es belohnt, wenn es auch nur das eigene Gewissen ist!
@#716301: heißt das, du hast die Polizei gerufen? Ich ich habe im Alter von 10-14 auch geraucht, Graffiti gemalt, mit Gras auf dem Schulhof gedealt etc. und bin heilfroh, dass ich bei all diesen Taten nie von der Polizei erwischt worden bin, abgesehen von dem schönen Herbst-Nachmittag als ich und ein Freund aus langeweile Autos mit Kastanien beschmissen haben. Hätte ich eine Jugendstrafe o.ä. bekommen, wüsste ich nicht, wie ich mich entwickelt hätte (vermutlich nicht gut) und inwiefern mir das meinen Lebensweg verbaut hätte.
PS: Von 15 bis 17 wollte ich dann Polizist werden ;)
@#716418: Quatsch, natürlich nicht!
Ich hab ihnen ordentlich die Löffel lang gezogen!
Nicht.
Dass die Mist bauen oder mal die Schule schwänzen finde ich völlig okay und würde so etwas trotzdem nie unkommentiert lassen. Und zwar aus dem einzigen Grund, dass es für Kinder am schlimmsten ist, mit Gleichgültigkeit gestraft zu werden.
Die Kinder, die ich kannte, denen alles erlaubt war, waren nie die Glücklichsten und das geht Erwachsenen doch genau so: lieber steck ich mal Kritik ein, als dass ich überhaupt keine Reaktion bekomme.
@#716332: Was meinst Du mit „was mit den Kindern passiert, die das machen müssen“ ?
Ansonsten finde ich es mehr und mehr verwunderlich, dass niemals jemand fragt: „Ach ihr macht also etwas anderes als Schule… Funktioniert das? Wie ist denn das so?“
Alle fangen immer gleich damit an, wie schlimm es sei, was wir machen. Das ist doch sehr seltsam.
Hier noch ein nettes Lied
http://www.youtube.com/watch?v=rIOogqa-5GA
(vielleicht nur für Leute, die Schule nicht als das gesellschaftliche Problemlösungsmittel Nummer 1 ansehen)
@#716515: Ach, Mensch, was ich damit meine? Ich meine damit, dass Du einem Kind (Wir reden hier über 6, 8, 10-jährige, oder) eine Entscheidung überlässt, deren Tragweite offensichtlich ja selbst Erwachsene nicht überblicken können. Das heisst doch „Freiwilligkeit“, wenn Du sie ernst meinst. In Wirklichkeit ist es aber doch die Entscheidung der Eltern, ihr Kind damit zu konfrontieren. Und dann nimmt „Unschool“ auch noch Foucault als Geisel? Wahnsinn. Ich sehe Schule nicht als das Problemlösungsmittel Nummer 1 an; ich habe doch bereits gesagt, dass es wichtig ist, Neugierde, Mitspracherecht, Freiarbeitsanteile zu fördern. Schule zu verändern ist wohl schwer, langwierig und frustrierend. Das macht es aber nicht richtiger, sein Kind einem Experiment auszusetzen, nur um sich in 20 Jahren auf die Schultern zu klopfen: „Ach, waren wir revolutionär. Aber die böse Welt war noch nicht bereit.“
@#716584: Danke für Deine Fragen. Ich habe sie in die FAQ aufgenommen und dort so gut wie ich kann beantwortet.
Wenn es Dich interessiert, findest Du die Antworten unter den Punkten:
::
Unschooling ist nur ideologisch, dogmatisches und verblendetes Gefasel, oder?
Unschooling hast Du Dir doch bestimmt gerade ausgedacht!
Darf man Kindern (oder Eltern) so eine schwere Entscheidung überlassen?
Wäre es nicht viel besser die Schulsysteme zu reformieren?
Wie läuft Unschooling so?
Sind Unschooler nicht die neuen Unzufriedenen, die dann in 10 Jahren frustriert und gescheitert am Rande der Gesellschaft vegetieren müssen?
Und was ist mit Abschlüssen (z.B. Abitur) ?
::
Foucault habe ich nur auf meine Leseliste gesetzt – das ist doch keine Geiselnahme ;)
@#716584: (das mit dem „Schule ist die einzige Lösung“ entnehme ich nur Deinem Ton – vielleicht interpretiere ich ihn aber auch falsch)
Liebe Tanja
Kleine Zicken sind noch schwerer zu händeln,
habe ich mir sagen lassen.
Vgl. mit Topfpflanzen
Pflegeleicht Genügsam Dankbar
–
„Scherz“