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Die digitale Kluft ist gar keine

Ich verfolge gerade die Posse um Siegfried Kauder, MdB, der Internet-Nutzern bei Verstößen gegen das Urheberrecht mit einem so genannten „Two Strikes“-Modell das Internet wegnehmen möchte und der nach diesem Modell selbst eine Weile offline sein müsste … denn auf seiner Website wurden einige Fotos gefunden, die anscheinend ohne Genehmigung veröffentlicht wurden.

Die Bilder sind zwar inzwischen entfernt worden (von der Site, nicht aber vom Server), dennoch warten bei Abgeordenetenwatch mittlerweile 225 Interessierte auf eine Stellungnahme von Herrn Kauder und eine Antwort auf die Frage, ob er nun mit gutem Beispiel voran gehen und sich ein temporäres Internet-Verbot auferlegen möchte.

(UPDATE Ich wollte gerade noch ein paar weitere Worte zum aktuellen Stand im Kauder-Fall tippen, aber Sascha war schneller.)

Man könnte nun wieder über Internet-Versteher und -Nichtversteher fabulieren, oder aber auch über einen Generation Gap, über die Digitale Kluft und über Digital Natives versus Digital Immigrants. Aber ich glaube, das ist fast alles Quatsch.

Da ich mich nämlich außerdem seit einigen Wochen intensiver mit Erziehungsfragen, Lehrmethoden und anderen Dingen rund um Kinder, Jugendliche und Bildung im Zusammenhang mit digitalen Medien beschäftige (und auch die Debatte hier aufmerksam verfolge), denke ich inzwischen, dass die Sache viel simpler ist, und vor allem viel älter. Ich glaube, dass wir es bei den so unterschiedlichen Heran- und Umgangsweisen mit den Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Welt (neben verschiedenen, auch beruflichen und wirtschaftlichen Interessen) ganz einfach mit völlig verschiedenen Weltbildern zu tun haben, die aufeinander prallen, mit verschiedenen Lebensentwürfen, noch einfacher gesagt: mit verschiedenen menschlichen Charakteren.

Die Differenzen in Sachen Netzpolitik und -kultur, die wir beinahe täglich beobachten können, haben, glaube ich, nur wenig mit dem Alter einer Person zu tun und nicht genug mit ihrem Wissensstand in Bezug auf das Internet oder Technologien, um daraus eine Allgemeingültigkeit ableiten zu können.

Ich kenne ältere Menschen, die vom Internet und seinen Möglichkeiten fasziniert sind und auch ohne größeren Durchblick neugierig über diese Möglichkeiten nachdenken, und ich kenne ebenso jüngere Menschen, die sich recht gut auskennen, aber trotzdem oder deshalb in eine beinahe paranoid anmutende Starre verfallen, sobald sie darüber grübeln, wie man mit Herausforderungen umgehen könnte.

Die Unterschiede, Missverständnisse und Lösungsdivergenzen beruhen daher vielleicht gar nicht auf den Differenzen zwischen Alt und Jung, zwischen Netizens und Newbies, zwischen „digital Geborenen“ und „digitalen Immigranten“.

Sondern vielmehr auf den Differenzen zwischen denen, die das Chaos des Lebens hoffnungsvoll umarmen und denen, die es eher ängstlich zu kontrollieren suchen. Zwischen denen, die sich grundsätzlich lieber auf Chancen konzentrieren und denen, die an jeder Ecke Gefahren wittern. Zwischen denen, die auf Menschen vertrauen und denen, die sich vor ihnen fürchten.

Diese Differenzen sind so alt wie die Menschheit selbst und haben somit äußerst wenig mit dem Internet selbst zu tun. Sie sind auch gar nicht immer leicht zu bewerten, denn das richtige gesellschaftliche Maß liegt vermutlich mal wieder irgendwo dazwischen, schließlich gehören alle unsere verschiedenen Charaktere zur einer demokratischen Gesellschaft dazu und formen sie.

Sollten meine hier mal schnell hingetippten Gedanken also annähernd Bestand haben, dann gibt es, auch wenn es langweilig und nicht so aufregend wie ein zu gewinnender Wissens- oder gar Glaubenskrieg klingt, keine andere Lösung als den möglichst vernünftigen, vorsichtigen und korrigierbar bleibenden Kompromiss. Und auch das war schon immer so.

Edit/ Anmerkung In letzter Zeit nutze ich Spreeblick wieder häufiger für das, was ich gerne „lautes Nachdenken“ nenne – in diese Kategorie gehört auch dieser Artikel, der auch auf Überlegungen von Peter Kruse, Gunter Dueck und vielen anderen zurückgreift. Meiner Erfahrung nach ergeben sich aus solchen Lautdenk-Artikeln die spannendsten Diskussionen und die inspirierendsten Kommentare. Old School Blogging, auf eine Art.

47 Kommentare

  1. 01

    RRRRrrrichtig. Viele Sachen die wir um das Internet diskutieren, haben damit recht wenig zu tun. Kann man alles aufs Menschenbild, Weltbild und die geistige Einstellung zu neuen Dingen zurückführen. Man muß Open im Hirn sein, dass reicht im Grunde für alles.

  2. 02

    Also: Ja! Ich glaube auch, dass das ein wichtiger Teil der Erklärung ist. Aber vielleicht ist es nicht der Grad der „Chancenorientierung“ ODER der Grad der Medienkompetenz. Ich denke schon, dass weniger Medienkompetenz oder höheres Alter ihrerseits die Frage, wie sehr jemand bereit ist, sich auf Neues einzulassen, mehr oder weniger stark beeinflussen. aber nochmal: Grundsätzlich SEHR richtiger Gedanke!

  3. 03
    slesch

    dazu passt der Vortrag von Kruse auf der re:publica 2010:
    http://www.youtube.com/watch?v=ryiuuUKQJy0
    lg slesch

  4. 04

    hattet Ihr zum Zwecke dieser Erkenntnis nicht extra Peter Kruse zur re:publika geladen? Es handelt sich um einen Werte Konflikt. Der denkt da nicht mal nur so drüber nach, sondern belegt es mit Zahlen

  5. 05

    P.S. dieser Kruse Vortrag hat mir überhaupt die Augen geöffnet. Da bin ich jetzt noch am Verarbeiten. Das bezieht sich nämlich auch „nicht nur“ aufs Internet, sondern trifft auf die gesamte Gesellschaft zu: Werte sind nicht diskutierbar. Sie können nur durch einschneidende initiale Erfahrungen gebildet, oder abgewandelt werden.

  6. 06
    yeda

    Das paßt doch vorne und hinten nicht zusammen. Herr Kauder will, um beim gewählten Beispiel zu bleiben, also nur das Internet sperren, weil er von Natur aus ängstlich und pessimistisch ist, Menschen nicht vertraut und das Leben kontrollieren will? Geht es vielmehr nicht um wirtschaftliche Interessen (der Musikindustrie z.B.), die da durch Kauder reinspielen?

    Ich komme aus einer Familie, in der wir alle irgendwie immer zuerst die Nachteile einer Lösung betrachten. Viele sehen uns als Pessimisten an, aber nachdem alle Nachteile bekannt sind, kann man sich viel gefaßter in eine Unternehmung stürzen und wird auch nicht von etwaigen Rückschlägen überracht, weil man sie vorher schon antizipiert hat. Für die Three-or-Two-Strikes-Regel bin ich trotz gelegentlicher Menschenfurcht auch nicht.

  7. 07
    Ludi_Chris

    „Kann man alles auf … zurückführen.“ Ja, das kann man. Und hin und wieder sind Simplifizierungen sicherlich notwendig, um bestimmte Kernaussagen deutlich werden zu lassen oder eine festgefahrene Diskussion wieder in Bewegung zu bringen.
    Abgesehen davon aber halte ich derlei Reduktionen für nicht nur nicht hilfreich, sondern für hinderlich, zu begreifen, worin bestimmte Differenzen oder Probleme eigentlich liegen bzw. begründet sind. Welcher Meinungsunterschied ließe sich nicht auf „verschiedene Charaktere“ oder dergleichen zurückführen? Hier gilt, wie mir scheint: „Nicht selten sind erklärende Formeln bloß Masken vor dem zu Erklärenden“ Was dabei verloren geht, ist zum einen die Sache selbst, zum anderen jegliche Grundlage für das bessere, das überzeugendere Argument.

  8. 08

    Ich knabbere noch an der Formulierung „…die das Chaos des Lebens hoffnungsvoll umarmen…“. Schöner kann man das Gegenteil von „Kleingeisterei“ nicht umschreiben.

  9. 09

    @#794195: @#794196: Die Vorträge von Kruse, aber auch die Herangehensweise von Dueck sagen auf viel wissenschaftlichere und durchdachtere Weise etwas sehr ähnliches, ja. Aber ich muss mir so etwas immer (auch) selbst erarbeiten, und speziell bei der Lektüre verschiedener Fachbücher fiel es mir auf, wie komplett unterschiedlich die jeweiligen Autoren ganz einfach an die Themen herangehen. Man könnte die auch über Toaster statt übers Netz schreiben lassen und sie wären uneinig.

  10. 10

    Witzig. Ich mach eine ähnliche Unterteilung: Es gibt Menschen, die kannst du in Gold baden, sie mit gebratenen Tauben füttern und ihnen dabei vorsingen und -tanzen – sie werden unzufrieden sein. Ihr Gegenteil kann aus nix was machen und freut sich drüber. Oder, wie ein kluge Frau gesagt hat: Wenn du ein Problem hast, hast du immer zwei Möglichkeiten. Entweder, du findest alles ganz schrecklich und jammerst. Oder du streckst dir vorm Spiegel die Zunge raus und fragst: Was machen wir jetzt daraus?

  11. 11

    Musste auch sofort an Republicastar Kruse denken! Der erzählt doch andauernd davon, dass es nicht der Unterschied „Natives“ gegen „Immigrants“, sondern „Resindents“ vs. „Visitors“ und außerdem keine Frage der Generation sei.

  12. 12

    Schöner Text, @Johnny . Du hast vollkommen recht. Allerdings gehören manche Entscheider in Sachen Netzpolitik zu der Gattung „Digital Ingorants“. Und das ist sehr unschön.

  13. 13

    @#794198: Kauder vertritt aber, vermute ich, die Interessen der Lobbyisten aus reinstem Gewissen. Er hält seine „Lösung“ tatsächlich für richtig. Und ich bin übrigens auch nicht immer nur Optimist, je älter ich werde, desto mehr wäge auch ich ab und denke über Nachteile nach (eben auch um für Überraschungen gewappnet zu sein. Am Ende siegt aber meist das Vertrauen ins Positive.

    @#794200: Ja, auch das Argumente-Argument stimmt, und ich glaube auch nicht, dass der Artikel ggf. Unsachlichkeit entschuldigen darf (im Stil von „Naja, der sieht das halt einfach ganz anders“). Mir scheint nur bei einigen Theorien (Digital Natives etc.) eine Verallgemeinerung stattzufinden, die ich nicht immer korrekt finde.

    @#794201: Mich freut es immer, wenn sich jemand über eine Formulierung freut. :)

  14. 14

    @Johnny Haeusler Diese Uneinigkeit ist ja auch mehr Schein als Sein. Bei Licht betrachtet haben im Bereich der Geisteswissenschaften immer alle irgendwie Recht, aber es geht halt nie so wirklich genau um den selben Aspekt des Themas. Darin einen Konflikt zu sehen hat wahrscheinlich auch viel mit Prioritäten, also wieder Werten und großen Ego’s zu tun.

  15. 15

    Ich halte deine Erklärung für zweischneidig. Sie passt, solange du sie auf Menschen beziehst, die einen vergleichbaren sozialen Status haben. Sie sollte nicht übernommen werden für Leute, die auf der anderen Seite des digitalen Grabens sind, weil sie auch sonst am Rand der Gesellschaft stehen.

    Dein Artikel hat mich etwas an die Argumentation erinnert, mit der in der neoliberalen Szene die Fortdauer von Klassenunterschieden geleugnet wird, indem man behauptet, jeder könne es zu etwas bringen, es gäbe nur noch einen charakterlichen Unterschied zwischen ambitionierten und nicht ambitionierten Leuten, und wer es nicht zu etwas bringt, habe nicht genug „Aspiration“ (und sei am Ende selbst schuld). [Hervorragend für den britischen Kontext dazu das Buch von Owen Jones „Chavs: The Demonization of the Working Class“.]

    Zwischen dir und Herrn Kauder mag es keinen digitalen Graben geben, sondern nur einen Mentalitätsunterschied. Zwischen dir und vielen Leuten z.B. in den Großwohnsiedlungen am Rande der Stadt gibt es sehr wohl einen. Den dürfen wir nicht kleinreden.

  16. 16
    slesch

    @Jonny Haeusler: Ja, ich hab´s mit der Wissenschaft :-) . Deshalb hier auch noch der Hinweis auf Schulmeisters Arbeit zu Digital Natives:
    in kürzer:
    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/computer/1097488/
    oder in (sehr) lang:
    http://www.zhw.uni-hamburg.de/pdfs/Schulmeister_Netzgeneration.pdf

  17. 17

    und dann kommt noch der generationenkonflikt innerhalb der digital natives. die einen, die „alten“, sind in zeiten eines internets aufgewachsen, als alles möglich und frei war, der betrug nicht an jeder ecke lauerte usw. und man die dinge wild ausprobierte, um die gefahren auch erstmal zu entdecken. und jetzt kommt die nächste und sehr viel jüngere generation nach, die von den eltern erzählt bekommt, dass man immer schön vorsichtig sein muss, denn auch im internet kann viel schlimmes passieren (betrug, online- und rl-mobbing und hastenichtgesehen)
    frage: welche werte werden die menschen denn später mal haben, die von „diesem internet“ sozialisiert werden? mit sicherheit nicht die selben, wie die ureinwohner. usw. auch nicht so unspannend.

  18. 18

    @#794210: Ja, es gibt es noch sehr viele andere Unterschiede (Herkunft, Sozialisation, finanzieller Status, soziales Umfeld), aber kennst du nicht auch Leute, denen es eigentlich, von „außen“ betrachtet, eher dreckig geht und die trotzdem glücklich sind (oder es scheinen) und das Gleiche auch andersrum?

    @#794211: Danke!

    @#794212: Stimmt. Auch noch ein spannendes Nachdenkthema. Danke. :)

  19. 19
    Götz

    Die Angst vor dem Unbekannten ist aber doch umso größer, je weniger Kenntnisse über „Das Neue“ vorhanden sind.

    Bildung ist also kein Schutz, hilft aber deutlich gegen abschottendes, gegenreagierendes Verhalten.

  20. 20

    Das mit dem Laut Nachdenken finde ich gut. Gerne mehr davon.

  21. 21

    Aber warum häufen sich dann diese lebensängstlichen Kontrollierer gerade in der Politik, vorallem auf der Entscheiderebene?

  22. 22

    Kommt mir nicht gerade wie eine große Neuigkeit vor, also diese Ursachensuche im menschlichen Charakter. Es ist eher offensichtlich… oder glaubt wirklich einer, dass jemand, der sich in hohen politischen Ämtern positionieren konnte, zu blöd sei, „das Internet“ zu verstehen, wenn er denn wollte?

  23. 23
    E.S. Brom

    @#794221: Vielleicht muss man von einem bestimmten Schlag sein, um Politiker werden zu wollen.

    Sicher räume Ich ein, dass auch jene Politiker werden, die politisch etwas an der Politik ändern wollen; zumindest räume Ich das ein, weil es mir denkbar erscheint, dass nicht jeder der Politiker wird, das deswegen anstrebt, damit er anderen Menschen sagen kann und darf, was sie wie zu sehen und zu bewerten haben.

    Zum Artikel selbst hat mich gerade meine Freundin aufgeklärt, was es mit dem Begriff des Digital Native im Kontext des Publikums auf sich hat und weswegen besagter hier eine andere Bedeutung hat als beispielsweise auf spiegel.de.

    Kurzum kann Ich sagen, dass die einen das Internet als explodiertes Fernsehen sehen, während die anderen genau das nicht tun, weil Ich ansonsten erzählen muss, wie seltsam Ich heute die Beobachtung fand, dass die alten Leute auf dem Marktplatz sich genauso gebaren wie die alten Leute, die Ich schon vor zwanzig Jahren auf anderen Marktplätzen sah.

    Also dachte Ich „Fuck, jetzt habe Ich locker zwei Generationen an Rentnern gesehen und Ich erkenne den Unterschied zwischen ihnen nicht“.

  24. 24

    @#794221:

    Das halte ich fuer recht einfach:

    Politiker versprechen Schutz, Sicherheit, Bestaendigkeit und aehnliches, unter anderem weil wahrscheinlich die Mehrheit der Waehler in irgendeiner Form danach suchen.

    Das Mittel mit dem sie dann versuchen dieses Versprechen einzuloesen ist dann halt oft die Kontrolle, die Erhaltung des Status Quo. Auch kann man damit Aktivitaet zeigen, man tut schliesslich was damit die Buerger sicher sind. Selbst wenn das oft nur security theatre ist, aber das bemerkt der Grossteil ja doch nicht.

    So wird man dann halt auch alle paar Jahre wiedergewaehlt.

    Wenn da jetzt jemand kommt mit Riesenumwaelzungen und Veraenderungen, der hat dagegen praktisch keine Chance. Wenn die Leute vor der Wahl stehen ob ihr Job mit unsinnigen Subventionen am Leben erhalten wird oder das Geld in neue Technologien und Umschulungen gesteckt wird, da werden die meisten das erstere waehlen.

  25. 25
  26. 26

    Also früher nannte man den hier beschriebenen Gegensatz schlicht: Rechts vs. Links.

  27. 27
    Fufu

    Kauder bedankt sich. Three-Strikes funktioniert, das belegt sein Fehlverhalten.

    Ohne Worte.

  28. 28
    Fufu

    Achja. Ghihihi!

    EDIT:

    Oh. HTML-Tags werden hier umgewandelt oder vernichtet. Somit macht mein Code-Beispiel von Kauders-Seite keinen Sinn…

    Naja.

    meta name=“GENERATOR“ content=“Microsoft FrontPage 6.0″
    table tr td usw…

  29. 29
    jochen

    nach ein wenig nachdenken habe ich das gefuehl dass du recht hast, johnny.
    je nach persoenlicher lebenseinstellung und abhaengig vom charakter eines jedem wird die haltung zum internet und dessen moeglichkeiten sowie den moeglichen gefahren mal so und mal so ausfallen (das gilt im prinzip fuer alle bereiche des lebens).
    das ist auch ok, denn wir sind ja alle individuen.
    schwierig wird es wenn, aus welchen gruenden auch immer, sich diese haltung auf andere menschen auswirkt ohne dass diese angemessen reagieren koennen.
    das ist auch der grund warum es auf einen kompromiss hinaus laufen muss. der anspruch an so einen kompromiss muss sein dass er moeglichst alle beduerfnisse beruecksichtigt um so den belangen der gesamten gesellschaft gerecht zu werden.
    die voraussetzung fuer einen guten kompromiss ist dass, im optimalen fall, alle meinungen bei der erarbeitung gleichberechtigt vertreten sind.
    dort lauert die gefahr. diese situation trifft man in der politik selten an und nicht immer wird im sinne der gesellschaft gehandelt.

  30. 30

    Passend zum Thema ein Interview aus der ZEIT: http://www.zeit.de/digital/internet/2011-09/epartizipation-internet-vowe/komplettansicht (Dort heißt es: Der digitale Graben ist eine Bildungskluft

  31. 31

    Danke für die inspirierenden Gedanken. Mich hat die These von den Digital Natives aus ähnlichen Gründen nicht richtig überzeugt – in meinem Bekanntenkreis sind sehr viele junge Leute, die zu der digitalen Kultur keinen Bezug haben.

    Was mich aber noch stärker an der Frage beschäftigt: Wenn wir die digitale Kluft auf eine Generationenfrage reduzieren, sehe ich die Gefahr, dass wir uns die Diskussion zu einfach machen – wir könnten uns dann sinnbildlich zurücklehnen und denken, „das wachse sich schon aus“. Tut es aber nicht, also müssen wir aktiv daran arbeiten, wie wir damit umgehen. Dafür sind natürlich solche „Ich denke laut nach“-Beiträge Gold wert, weil sie uns Denkanstöße geben können.

  32. 32
    cornholio

    deswegen ist es traurig mit ansehen zu müßen, dass sich die ängstlichen schisser im bundestag versammeln und denken, die anderen lenken zu müßen.
    um so erfreulicher ist es, das es die piraten gibt, die dort hoffentlich ab 2013 vertreten sind.

  33. 33

    @#794236: Heute halt h4xX0r vs. kackn00bZ. Ist aber eigentlich dasselbe.

  34. 34
    Elblette

    Hm. Weiß nicht. Meiner Erfahrung nach hat das schon auch was mit dem Alter zu tun. Ich befinde mich vom Alter her an der Bruchstelle, wo man noch knapp Immigrant ist und sich aktiv entscheiden muss, ob man mitmacht oder dem neuen Teufelskram misstraut. Und je nach Veranlagung macht man das eine oder das andere. Aber die Jüngeren fragen sich das gar nicht ständig, es war halt schon immer da. Die spalten sich dann vielleicht wieder auf, wenn das nächste bunte Ding kommt und sagen „damals bei Facebook hat man noch richtig geschrieben, auf einer Tastatur, das war viel intensiver!“

  35. 35
    Iris

    @urbandesire (#21):

    Weil Macht für Menschen mit Kontrollzwang besonders verlockend ist?

  36. 36

    Ganz genau so sieht es aus, es liegt an uns.

  37. 37
    4ndr01d

    @jorni
    Richtig, das ist so wie bei meinen Eltern, die haben für ihr Hippi-Dasein gekämpft, für ihre Musik und was auch immer, als ich Jugendlicher war, haben sie es nicht verstanden, dass man solche Musik hören kann wie ich es tat, wir haben auch draum gekämpft oder so Dinge wie Startbahn West, gleiches denke ich von der heutigen Jugend nur halt in einem anderen Bezug, ich denke mir immer, wie kann man nur alles mögliche über sich bei facebook und Co. schreiben und veröffentlichen, die heutige Jungen kämpft auch darum. Meine Eltern wiederum finden das Netz spannend aber auch beängstigend, meine Oma hat mit 93 noch email Kontakt mit allen ihrer Verwandtschaft, versteht aber kaum wie es funktioniert trotzdem nutzen sie es weil es irgendwie klappt, aber dafür muss man offen sein, und viele sind das leider nicht. Ich höre Eltern/Oma oft darüber schimpfen was Politiker erzählen, dass das doch alles nix ist die sollen mal an die Kinder denken… da schluck ich auch erst mal, bis sie dann weiter poltert, und schimpft, dass es keine Schulbildung mehr gibt, alles sie damals aufgebaut haben kaputt gemacht wird, Kindergartenplätze fehlen, und die nix besseres zu tun zu haben als neumodischen Kram regulieren zu wollen wovon sie nix verstehen. Es ist so wie Johnny sagte, jeder hat seine Lebensvorstellungen und wurde zu Kind und Jugendzeiten geprägt, danach wird es schwierig sich auf Neues ein zu lassen, da man durch Familie, Beruf und privates Umfeld sehr eingeengt ist, was aber nichts verwerfliches ist, man hat es sich ja auch so ausgesucht ein Umdenken ist nur sehr schwer möglich, denn da müssen dann auch die Gruppen um einen herum mitmachen.

  38. 38

    Nur weil er nicht dem eigenen Politischen Gedankengut entsprricht,
    ist der Schwabe per se kein schlechter Mensch.

    http://www.volker-kauder.de/

  39. 39

    Kann man das nicht so zusammenfassen, dass die virtuelle Realität unser wahres Leben abbildet?

    Als Webentwickler habe ich vor Jahren die große Hoffnung geteilt, dass im Internet auch die „Kleinen“ profitieren und ihre Produkte / Meinung unter die Leute bringen können. Es hat sich inzwischen herausgestellt, dass sich ‚big player‘ etabliert haben – die kleinere Konkurrenten aufgekauft und damit beseitigt haben. Und nun diskutieren wir auf g+ und fb über die Systeme selbst…

  40. 40
    nïkö

    @#794221: Na ganz einfach: Weil es die Aufgabe der Politik ist, die Regeln des Zusammenlebens in Gesetze zu formulieren.
    Sicherlich könnte man anmerkne, daß man auch Regel einreißen statt aufstellen kann; aber es scheint offensichtlich einfacher zu sein 5 komplizierte Zusatzparagraphen hinzuzufügen, als alten Mist zu streichen. Womit wir wieder bei den Kompromissen wären…

    Und sonst sehe ich das auch so, es geht um Charaktere, Digital-Herkunft ist Blödsinn. Eine offene Gesellschaft hilft gegen Angst. Die „Mail aus Denver“ in der ZEIT von gestern hat mich da heute beim Frühstück glücklich gemacht.

  41. 41

    Ich kann mich nikö nur anschliessen, eine offene Gesellschaft hilft gegen Angst. Da erinner ich mich noch sehr gut an die Diskussionen um Wikileaks, da wird ja auch gerade mit aller Macht versucht, realle Dinge die es gibt nicht öffentlich werden zu lassen. Einfach traurig

    Und, hat der MdB freiwillig aufs Internet verzichtet?