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Beim Arzt (Teil 3)

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Previously on Beim Arzt:
Teil 1
Teil 2

Die Lunge ist gesund, und darüber bin ich sehr froh. Dabei gibt es ja noch jede Menge anderer Krankheiten von interessant bis lebensverkürzend, die mein Arzt diagnostizieren könnte, und auf keine davon bin ich besonders scharf. Ich bin nämlich entschiedener Gegner von Krankheiten, sogar aktiv. Auf meinem Auto klebt hinten ein Aufkleber mit der durchgestrichenen Skizze von einem hässlichen Virus, darum ranken sich die Worte „Siphoviridae – Nein, Danke!“. Damit unterstütze ich die weltweite Ächtung aller Krankheiten, und wenn das mehr Leute machen würden, dann wäre bald Schluss damit! Hat ja bei Atomkraft auch geklappt.

Zurück in der Arztpraxis fiebere ich (haha) meinem Abschlusstermin entgegen, und ein klein wenig aufgeregt bin ich nun doch noch einmal.
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1992: Angela Merkel und ich im TV

n3 jugendtreff

1992 befand sich meine Band Plan B auf einem kleinen Höhenflug, denn fast alles lief ziemlich super. Auch die Promotion: Während einer Deutschland-Tournee machten wir als musikalische Gäste Zwischenstopp bei der N3-Show „Jugendtreff“ mit dem Titel „… denn sie wissen nicht, was sie tun“.

Während der Sendung wurde mit dem jungen Publikum zu den Themen „S-Bahn-Surfen“ und „Jugend und Politik“ im Allgemeinen diskutiert, zu dieser Gesprächsrunde wurde ich ebenfalls hinzu geholt. Stellvertretend für die politische Seite war die damalige Ministerin für Frauen und Jugend anwesend: Angela Merkel.

Es folgen die Videobeweise, die mir von Florian M. aus Braunschweig zugespielt wurden.
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Beim Arzt (Teil 2)

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Eine zweiteilige und etwas längere Kurzgeschichte mit nur wenigen Unwahrheiten, die noch einen dritten Teil nötig hat, weil ich mich nicht kurz fassen kann.

Previously on „Beim Arzt“: Für Teil 1 bitte hier klicken!

Es gibt in der deutschen Sprache wenige Wörter, die dämlicher aussehen als „geröntgt“, und es gibt wenige Tage, die langsamer vergehen als die bis zum Röntgentermin der eigenen Raucherlunge. Doch in drei Tagen wird die meinige geröntgt, da kann das Wort noch so dämlich aussehen, und ich verbringe die Wartezeit bis dahin mit entspanntem Sorgen.

Wie jeder Raucher bin ich der perfekte Selbstbetrüger, mein gesamtes Leben lang rede ich mir ein, ich sei wahlweise unsterblich oder Helmut Schmidt, und meine eigene Zigarettenmarke sei im Gegensatz zu anderen völlig ungefährlich.

Dass nichts davon wahr ist, wird mein Röntgentermin ans teilweise ultraviolette Licht bringen, dessen bin ich sicher. Und verfalle nach ersten Panikattacken in eine Depression, als ich feststelle, dass ich gar nicht besonders viel zu vererben habe.
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Beim Arzt (Teil 1)

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Eine zweiteilige und etwas längere Kurzgeschichte mit nur wenigen Unwahrheiten.

„Tja …“

Ich weiß genau, was jetzt kommt.

„Naja …“

Etwas Anderes findet er ja auch nicht. Wo sollte er sonst ansetzen? Die Kreuze auf dem Fragebogen, den man bei jedem Arzt neu ausfüllen muss, habe ich fast alle bei „Nein“ gesetzt. Keine bekannten Herz- oder Nierenkrankheiten, keine Medikamente, keine Operationen, schwanger bin ich auch nicht – nur eben dieser leichte Heuschnupfen, der von Jahr zu Jahr schwächer wird, lässt ein Kreuzchen bei „Ja“ hinter „Allergien“ zu. Während ich im Wartezimmer sitze und durch mein Handy scrolle, stoße ich auf eine Werbeanzeige von 벳 38, die mich kurz aus meiner Gedankenwelt reißt, bevor der Arzt mich schließlich aufruft.

Und dann ist da noch der Raum für persönliche Notizen. Die Frage nach schweren Erkrankungen in der Familie. Wahrheitsgemäß trage ich ein, dass mein Vater im Alter von 50 Jahren an Krebs gestorben ist.

Ich bin jetzt 47.
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Wie ich Berliner Bürgermeister wurde

Eine etwas längere Kurzgeschichte von Gastautor Björn Braune.

Es begann alles im Frühjahr 2009. Ich lebte zu der Zeit in Berlin und es war ein recht kalter Winter, der zur Freude aller endlich zu ende ging. Wie das eben so ist, wenn das Eis schmilzt, dann tauen auch Dinge auf, die besser gefroren bleiben sollten. Dieser Winter war besonders lang und besonders kalt gewesen, deswegen hatten sich außergewöhnlich viele Exkremente angesammelt. In einer Stadt wie Berlin gibt es einfach viele Hunde, die sich überall in der Stadt erleichtern. Im Sommer ist das schon ärgerlich, aber im Winter, wenn der Regen nichts wegwaschen kann, dann sammeln sich Unmengen von Hundehaufen an. Eine Zeitbombe, die mit olfaktorischer Wucht im warmen Frühling explodiert und den Blütenduft um eine würzige Note erweitert. Doch nicht genug damit, dass es stinkt, dass man sich den Dreck unter den Schuhen mit in die Wohnung trägt, macht das Ganze noch unerfreulicher. Da fasste ich den Entschluss: So kann es nicht weiter gehen!
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Thank you, Steve.

Steve Jobs tritt, und ich schaue zurück.

smiling mac

„Macintosh Emulator“ stand auf einer der handbeschrifteten Disketten in der Kiste, die mir Marc als eine Art Starter-Set für meinen ATARI ST mitgegeben hatte, den ich wegen seiner eingebauten Midi-Schnittstelle hauptsächlich zum Musikmachen nutzte.

Ich war nie der C64-Typ, das Ding war mir zu klobig und unsexy, ich stand auf den ATARI. Und bin heute noch davon überzeugt, dass C64-sozialisierte Computernutzer später zu Windows oder Linux tendierten, während wohl nicht wenige ATARI-Freaks beim Mac landeten, denn ob des von Apple abgekupferten GUI des ATARI fiel der Umstieg leicht.

Ich war Anfang 20 und wusste weder, was „Macintosh“ ist, noch konnte ich mit dem Begriff „Emulator“ etwas anfangen. Ich schob die Diskette ins Laufwerk und startete den Rechner neu. Ein lächelnder kleiner Computer empfing mich auf dem monochromen Bildschirm, danach eine Oberfläche, die nicht so weit von der mir bekannten entfernt schien. Es gab ein Menü am oberen Bildschirmrand, es gab Fenster und Datei-Symbole, und es gab einen kleinen Mülleimer zum Löschen von Dateien. Das kannte ich in etwas anderer Form alles schon.

Ein paar Klicks, ein paar Versuche mit der integrierten Software … hm. Bringt mir nichts. Verstehe ich nicht. Ich hatte keine Ahnung, dass ich gerade ein komplett anderes Betriebssystem benutzte (ich hatte nämlich nicht einmal eine Ahnung, was ein Betriebssystem ist) und es war mir auch egal. Ich drückte den kleinen Knopf unter dem Schlitz für die Diskette, um sie auszuwerfen.
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Don’t mention the war

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Eine kurze Geschichte, die fast genau so passiert ist.

„There’s a nice and cosy italian restaurant close by, not too expensive, very good food. Been eating there for 13 years now – never had a bad meal.“

Die Empfehlung des Nachportiers soll uns genügen. Es ist unser erster Abend in England, es sind die ersten Schritte unserer beiden Söhne auf der Insel und das soll gefeiert werden.

Unser Hotel, gebucht für einen Zwischenstopp zur Verkürzung der Autofahrt, könnte englischer kaum sein und empfängt uns mit vielleicht irgendwie viktorianischen Mustern unterschiedlichster Art auf bestimmt ganz schön altem Mobiliar. Lovely. Und da es nicht John Cleese ist, der uns den Schlüssel für das Familienzimmer ausgehändigt hat, bleiben wir auch von Kriegserwähnungen verschont.

Vorerst.

Denn ich bin mir sicher: Irgendwann im Verlauf dieser Reise wird es uns erwischen, das Gespräch über den Krieg, Deutschland, England, Hitler. Das war oft so, wenn ich in England war, entweder, weil sich jemand nach den ersten Pints erfolglos in Lustigkeit versuchte, oder weil die ältere Generation zu viel Schreckliches erlebt hat, um darüber in Angesicht eines Deutschen schweigen zu können.
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Sonic Jackson: Copy.Right.Now.

[soundcloud url=“http://api.soundcloud.com/tracks/15011132″]

Vor gut einem Jahrzehnt saß ich mit meinem Bruder Sven (ehemals Big Light, ehemals cam.era) in seinem damaligen Tonstudio zusammen und wir begannen, uns wieder einmal neu zu erfinden. Die Idee war damals so gut und konsequent, wie sie heutzutage abgestanden klingt: Da wir davon ausgingen, dass das Internet alles ändern würde, sollte Sonic Jackson eine „virtuelle“ Band sein, die ihre Songs allesamt auf einer Website verschenkt und Einnahmen allein durch Spenden, T-Shirt-Verkäufe, Abos und anderen Krams generiert.
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Tätää

Onkel Paul war ein Nazi. Nicht aus Überzeugung, er selbst sah sich eher als Humanist alter preussischer Prägung. Der Zucht- und Ordnungszwang seiner Generation aber stand ab ’33 diesem Humanismus im Wege: Onkel Paul hätte, wenn er dazu gezwungen gewesen wäre, selbstverständlich einen Partisanen hingerichtet oder einen Juden verraten. Nicht, weil Hinrichtungen und Verrat seinen Überzeugungen entsprochen hätten, sondern weil es Recht und Gesetz gewesen wäre. Er war gesetzestreu bis zur Selbstaufgabe, ein Konservativer in der falschen Zeit. Dass er nach Ende des III. Reiches nie ganz zur Demokratie gefunden hatte, lag daran, dass er nicht undankbar sein wollte. Onkel Paul war Nazi aus Pflichbewusstsein geworden, und aus Dankbarkeit geblieben.

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Pepe II

(Hier ist Teil I)

Im Juni klingelte das Telefon, unbekannte Nummer mit kryptischer Vorwahl. Zugezogene Berliner gehen in solchen Fällen im Sommer selten ans Telefon, weil die Wahrscheinlichkeit, dass wildfremde Menschen anrufen und um Hauptstadtasyl bitten, zur Unumgänglichkeit wird in Monaten ohne r. Schwippschwager dritten Grades erinnern sich plötzlich des ‚lieben‘ Verwandten im Schatten des Fernsehturms und fragen nach einem Schlafplatz, ’nur für kurze Zeit‘ selbstverständlich, maximal drei Wochen oder so. Es reicht schon, einmal einen beinah Unbekannten in das Arbeitszimmer einquartiert zu haben, schon steht man im Ruf, eine bessere Bahnhofsmission zu sein. Ich kenne das, denn auch ich war einmal ein guter Mensch. Unverzeihlicherweise nahm ich den Hörer ab.
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Pepe I

„Naturbekifft“ sagte Zaza immer dazu. Pepe war naturbekifft. Pepe hieß eigentlich Peter, und Peter konnte sich meistens keine Namen merken. Nur die erste Silbe. Das hing überhaupt nicht damit zusammen, wie lange Pepe die betreffende Person schon kannte; sondern, wie sehr Pepe gerade in Gedanken war. Pepe war häufig in Gedanken. Und wenn Pepe in Gedanken war, kam es vor, dass er vor seiner Klassenlehrerin stand und „Guten Tag, Frau Schöl… Frau Schöl…, ähm. Hallo.“ stotterte, während sie ihn ungläubig anstarrte.
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Knie sucks – Warum ich Fußball nicht mehr spiele

Das letzte, woran ich mich erinnern kann, ist ein ein lauter Knall. Als würde ein Keilriemen reißen. Ich gleite sanft zur Seite, alles Blut aus meinem Hirn schiesst in mein linkes Bein. Mein Kopf dözt auf dem Betonboden auf, federt leicht ab, und dözt nochmal. Das Blut aus meinem Bein schießt zurück in meinen Kopf und sprudelt in lustigen Fontänen aus meinen Haaren hervor. Ich bin ein Springbrunnen. Dann wird alles schwarz, der Vorhang fällt. Ich höre Englein gröhlen. Sie trinken Bier und singen shalalalala.
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