„Was ist links, Harry Rowohlt?“ – „Keine Ahnung.“
„Sind Sie links?“ – „Ja.“
Harry Rowohlt hat dieses Interview vor drei Jahren der taz gegeben. Und mit seiner hierzulande seltenen, da meist eher dem angelsächsischen Raum zugeordneten Mischung aus freundlicher Arroganz und Single-Malt-Humor zwei Dinge klargestellt: Die erste Frage ist bescheuert. Und die zweite auch.
Eine eindeutige Definition des Begriffs „Links“ sucht die Linke schon so lange, dass sie gar nicht mehr weiß, warum. Negativ formuliert könnte man also meinen, „Links“ sei immer dort, wo man sich nicht ganz sicher ist, positiv gedacht wäre „Links“ der einzige politische Aufenthaltsort, der eine eigene, individuelle politische Position jenseits von Dogmen zulässt („Rechts sein“ ist keine politische Position, sondern ein Defizit).
Beide soeben geäußerten Links-Formulierungen sind übrigens höchstens halbwahr, klingen aber ganz interessant.
Eines der Wörter, die bei linken Definitionsversuchen oft auftauchen, ist das Wort „Freiheit“. Diese Freiheit bedeutet paradoxerweise hin und wieder heftige Grabenkämpfe und begriffliche Hoheitsansprüche, denn auch mancher Linke hätte gerne ein wenig Sicherheit und diese ganze Freiheit macht ihn manchmal ganz wuschig. Als Linker muss man sich seinen Platz zwischen „Kapitalismus abschaffen jetzt!“* und der eigenen Bioladen-Kette, die man durch den Taxi-Job finanziert hat, ab einem gewissen Alter relativ selbstständig suchen, und so könnte man hoffen, ein Mindestmaß an intellektueller Eigenleistung wäre eine der wenigen Gemeinsamkeiten der unendlichen vielen verschiedenen Linken. Stimmt leider so auch nicht.
* Diese so erfrischend komplex formulierte Forderung regt mich durch Plakate im Kiez immer wieder zu den tollsten gedanklichen Planspielen an, ich bin sicher, dass Endemol das schon als Serie in der Schublade hat. Die ersten 236 Folgen zeigen die Diskussion um die Frage, wer es denn nun macht.
Als junger Mensch hatte ich einen Bekannten, damals eigentlich ein ganz okay-er Kerl, der sich selbst als „Anarcho“ bezeichnete und über den wir oft sagten, er wäre so links, dass er rechts schon wieder rauskommen würde. Das war ziemlich korrekt gewitzelt: Er wurde später Nazi-Skinhead, denn bei denen war einfach „mehr los“. Ich habe keine Ahnung, was danach aus ihm geworden ist.
Aber auch persönliche Erlebnisse mit Menschen, die zweifelsfrei als „Kapitalisten“ zu bezeichnen sind und die sowohl durch ihre Lebenseinstellung als auch ihr Sozialverhalten und letztendlich auch mit ihrem Geld mehr in meinen Augen Positives bewegt haben als viele andere, die darüber viel (und oft ausschließlich) debattieren, haben dazu geführt, dass mich das ganze „Was ist Links“-Gebrabbel schnell angeödet hat.
Zu viele Menschen haben bereits versucht mir zu erklären „wie die Sache läuft“, „worum es eigentlich geht“ und „was doch klar ist“, und sie haben in allzu vielen Fällen dabei eine derartige Intoleranz gegenüber den Meinungen und Erfahrungen Dritter an den Tag gelegt, dass ich denjenigen grundsätzlich misstraue, die vorgeben zu wissen „wo es langgehen muss“. Selbst, wenn sie sich als „Links“ bezeichnen. Die Welt ist nämlich rund.
Der Begriff „Links“ hat somit für mich schon lange keine qualitative Bedeutung mehr.
Mitschuldig daran mag der damalige Vorzeige-Hippie unserer Schule sein, der zu jeder Jahreszeit mit Bundeswehr-Parka und Pali-Tuch ausgerüstet und konstant die Kippen seiner Mitschüler rauchend von der „Uniformierung der Spießer“ und dem Besitz, der „nur belastet“ faselte. Vielleicht war es auch der Punkrocker vor dem SO36, der mir damals erklärte, dass das umkreiste „A“ auf seiner Lederjacke ein Protest gegen das Arbeitsamt wäre – auf jeden Fall wurde mir recht früh klar, dass die selbstgewählte Zugehörigkeit zum Verband der Linken keine Garantie gegen Dachschäden beinhaltete. Schade fand ich das. Ich hätte mich auch gern mal auf was verlassen können.
Beim Weltbild der Menschen um mich herum, die mein Leben länger als 15 Minuten begleiten, geht es mir daher schon lange nicht mehr darum, ob mein Gegenüber auch wirklich „links“ ist, und wenn es jemandem ernsthaft wichtig zu sein scheint, ob ich denn nun „links“ bin und wie „links“ genau, dann entstehen in meinem Kopf pötzlich ganz viele lustige Vorurteilchen über den Fragenden und dessen Alter.
Ein Teil der Leute, die ich zu meinen Freunden und besseren Bekannten zähle, engagieren sich in erträglichem Maß in sozialen Bereichen und wählen irgendwas außer Nazis. Manche von ihnen waren innerhalb der letzten Monate auf einer Demo, einige noch nie. Sie sind oder waren mal arbeitslos, ein paar sind fest angestellt, einige selbstständig, die ein oder der andere leitet eine eigene kleine Firma und arbeitet 12-14 Stunden am Tag. Letztere schimpfen manchmal über zu hohe Lohnnebenkosten, beuten nicht nur sich selbst, sondern auch Praktikanten aus und unterstützen mindestens zwei Hilfsorganisationen. Fast alle kaufen manchmal bei Lidl ein und mögen auch mal einen imperialistischen Cheeseburger, finden die Eröffnung von McDonald’s in Kreuzberg aber trotzdem blöd und haben nicht dagegen protestiert. Sie erwägen entweder einen asiatischen Hybrid-Wagen als nächste Familienkutsche oder haben gar keinen Führerschein und legen daher täglich mehrere Kilometer mit Kind und Fahrrad zurück – bei jedem Wetter. Sie tragen manchmal Turnschuhe von Nike, mit denen sie beim Bioladen einkaufen gehen. Sie leben mit anderen Worten höchst menschlich, inkonsequent und am echten, täglichen Leben orientiert, und sie geben sich größte Mühe. Ich vermute, dass es da draußen unendlich viele Leute geben muss, die konsequenter und „richtiger“ leben als ich oder meine Bekannten. Die ich trotzdem allesamt für ziemlich gute Menschen halte.
Denn keiner von ihnen kam jemals in einem Gespräch auf die Idee, Minderheiten oder Schwächere für seine eigenen Miseren verantwortlich zu machen und niemand von ihnen vertrat jemals in Diskussionen die Meinung, dass Ausgrenzung oder gar Abschiebung einzelner Bevölkerungsschichten eine realistische Lösung für gesellschaftliche Probleme sein könnten. Ob das meine Bekannten zu „Linken“ macht, bezweifle ich, vor allem aber ist mir das völlig egal, denn die meisten von ihnen haben ihre Selbstfindungsphase, in der eine derartige politische Eintütung wichtig ist, lange hinter sich.
Was mir aber überhaupt nicht egal ist, ist die immer geschickter werdende, dadurch aber nicht weniger ekelhafte Art und Weise, wie Pseudo-Auskenner voller Fremden-Hass und Angstreflexe intolerantes und rückständiges Denken in Debatten einbringen und sich dabei den Anstrich von Großmannstum oder Intelligenz geben wollen. Auch und immer wieder in Spreeblick-Kommentaren.
Unsere grundsätzliche Haltung bei den Kommentaren ist die, dass wir jede Meinung zulassen, solange sie halbwegs sachlich vorgetragen wird (und juristisch keine Probleme für uns aufwirft, niemanden diffamiert, aggressiv angreift oder bedroht etc.). Wir haben wenig Interesse daran, uns gegenseitig dauernd selbst auf die Schultern zu klopfen (oder klopfen zu lassen) und Debatten entstehen nunmal erst dann, wenn unterschiedlichste Meinungen aufeinander treffen. Außerdem glaube ich, dass auch eine Mikro-Gesellschaft, eine noch so locker verbundene und ungleiche Community wie die, die man hier mit und bei uns antrifft, mit anderen Meinungen souverän umgehen können muss. Und das kann sie: An dieser Stelle ein herzlicher Dank an all diejenigen, die in den Kommentaren immer wieder argumentativ gegensteuern, wenn rechte Stimmen lauter werden. Alleine durch uns wäre das rein zeitlich nicht zu schaffen, und gäbe es diese Leser/innen nicht, würde ich nicht nur an dem zweifeln, was wir hier tun, sondern vermutlich die Kommentare bei bestimmten Artikeln einfach abschalten.
Die Möglichkeit für jeden, hier ziemlich anonym kommentieren zu können, ist kein Recht, sondern ein vertrauensvolles Angebot, das wir unterbreiten. Und sollten wir Kommentare löschen, dann ist das keine Zensur und hat auch nichts mit genommener Meinungsfreiheit zu tun, sondern mit Hausrecht. Wer das anders sieht und sich durch einen gelöschten Kommentar mit Links zu rechten Inhalten in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt fühlt, darf mich gerne anzeigen, es wird mir ein Fest sein.
Meine Kinder spielen und lernen mit christlich, atheistisch, muslimisch und was-weiß-ich wie erzogenen Freunden, und sie alle und ihre Eltern sind bei uns ebenso willkommene Gäste wie wir bei ihnen. Wer ernsthaft meint, „Gut“ und „Böse“ nach Hautfarben oder Religionen einteilen zu müssen, der kann diese Beschränktheit gerne öffentlich zugeben, er muss sich aber nicht wundern, wenn ich an diesem Punkt plötzlich jede Inkonsequenz verliere und ihn hochkant vor die Tür setze.
Und das ist nicht „links“, sondern selbstverständlich.
vielleicht ist das ja »liberal«?
:D
und noch:
ok, ich versuch auch wieder ein bisschen öfter zu kommentieren.
versprochen.
Ein pragmatisches Resumée und gleichzeitig engagiertes Machtwort. Besten Dank.
Mal sehen, ob wir hier wieder bei 100 hysterischen Kommentaren ankommen.
@#691258: Ich weiß nicht mehr, was das ist. Aber es ist. :)
@#691260: Ich hab‘ das Wort „muslimisch“ benutzt, müsste klappen!
Da denke ich, das im Spreeblick lange nichts mehr stand was mich wirklich begeisterte „” und da haut Johnny das hier raus. Danke. 100%.
Jetzt könnte ich natürlich sagen: »Johnny, schreib mal mehr« „” aber das lass ich lieber. Weniger häufig aber dafür 100% ist besser.
@#691264: Freut mich, danke. :)
Ich nehme mir seit Monaten vor, mehr zu schreiben. Und tatsächlich lag die erste Hälfte dieses Artikel schon seit einem halben Jahr hier im System und wurde sträflicherweise nie weitergetippt. Bis jetzt.
Ich bin nicht links, ich bin hyperlinks!
Ein sehr kluger und durchdachter Artikel. Ich bin froh, dass ihr eine möglichst uneingeschränkte Diskussion ermöglicht, auch wenn manches Thema unverständliche Kommentare provoziert. Für mich sind es immer noch eure Artikel UND der anschließende Austausch, die Spreeblick lesenswert machen.
Und das jeder von uns oft höchst irrational handelt, die Meinung ändert, sich womit auch immer identifizieren oder von etwas anderem abgrenzen möchte, Ideale hat und hin- und wieder verrät, in Schubladen denkt und den Sinn im großen Ganzen sucht ist sowieso klar.
ich hab mich nie als links betrachtet, aber dem, was du schreibst, kann ich sehr gut zustimmen.
Mit der Behauptung
Ich bin …
haut man sich selbst in die Schublade.
Ich habe zu viel Finger in zu vielen Schubladen gleichzeitig, um je eine Selbstdarstellung mit dem Verweis auf eine diffuse politische Himmelsrichtung zu bringen.
Wer denkt etwas zu sein, hört auf etwas zu werden.
Bin Voreingenommen
Gehöre der Generation ‚Lindenstrasse‘ an.
Da ist jedwede Kritik ein Offenbarungseid.
Es gibt nur ’nett‘ oer ’nicht nett‘. Was nützt mir da die Hautfarbe oder Religion, wenn der typ ansonsten ein Ekel ist. Kinder gehen da mit super Beispiel voran: wenn einer schubst und beißt, dann ist der doof, auch wenn er ein sauberer weißer Deutscher ist. ist doch eigentlich ganz einfach :-)
Politisches Links zeichnet sich durch die Forderung nach maximaler persönlicher Freiheit bei gleichzeitiger starker Regulierung der Wirtschaft aus. So gesehen ist die Definition von ‚Links‘ relativ einfach. Dieses Ettiket ist für die schnelle Ersteinschätzung des Gegenübers durchaus sinnvoller als bspw. die Hautfarbe, die Religion oder die Kleidung. Das einzige was man vermeiden sollte, sind Menschen, die sich in der Linken Schublade eingerichtet haben um nicht selber über Probleme und ihre Lösungen nachdenken zu müssen.
Wo kann ich unterschreiben?
Der Artikel wird besser, je länger er geht, sehr stark. Ich wünsche mir, dass sich das in den Kommentaren fortsetzt :-)
Was mich manchmal ein wenig stört, sind politische Selbsteinordnungen die nicht zu dem Wesen des Menschen passen. Das gilt für Rechte und Linke gleichermaßen.
„Links“ ist übrigens deswegen eine Bezeichnung für eine politische Tendenz, weil sich die Fraktionen in Parlamenten traditionell so anordnen: Die progressivsten Parteien sitzen links, die konservativsten sitzen rechts.
Das ist ein Stück Text wofür ich demjenigen, wer auch immer diesen dynamischen Webseitenkrams namens Blog damals ins Rennen geschickt hat, immer dankbar sein werde. Dir auch danke, Johnny.
Hm, ich hab Freunde die FPÖ wählen und mir öfter mal erzählen wie überfremdet doch Österreich wäre …
@#691281:
Dann sind Marxisten also nicht links?
@#691281: Dann ist die Linkspartei also gar nicht links?
Johnny: Danke für den Text. Und dein Doppelgänger Herr Mey hat für Pali und Parka das auch auf Kunststudenten passende Wort „Nonkonformistenuniform“ geschaffen.
Schönes Blogposting. Es hat Spaß gemacht, es zu lesen. Mir persönlich ist es schon immer schwer gefallen, mich politisch irgendwo einzuordnen. Irgendwie hat irgendwas nie so 100%ig zu mir gepasst. Den Grund dafür hast Du sehr treffend auf den Punkt gebracht:
Die Welt ist nämlich rund.*
Leichter fiel es mir schon seit jeher zu sagen, was ich nicht bin oder will.
*) Dazu passt einer meiner Lieblings-Aphorismen von Francis Picabia:
Vielen Dank für diesen runden, unaufgeregten Artikel. Ich bin sehr froh daß Johnny nur Urlaub gemacht und kein Sabbat-Jahr eingelegt hat.
Nonkonformistenuniform ist ein tolles Wort. Fast so toll wie Wurst. :D
Single-Malt-Humor – haha, muß ich mir merken. Doll, doll ;-)
Das beschriebene ist eindeutig „liberal“. Ist das ein Schimpfwort?
@#691270: ich sag da mal nichts dazu.
Ich denke, solche Artikel sind es, warum ich manchmal immer mal wieder vorbeisurfe.
thx
Ein schöner und differenzierter Artikel.
Die Beschreibung ist auch in meinen Augen die Darstellung einer liberalen Lebenseinstellung. Was unterscheidet diese dann von einer linken Haltung?
In diesem Zusammenhang wäre es natürlich interessant, welchen sozialen Hintergrund der Freundes- und Bekanntenkreis hinsichtlich seiner Eltern etc. hat. Man bleibt in Deutschland (nur dort?) doch sozial eher unter sich.
Ich finde nicht, dass „liberal“ ein Schimpfwort o.ä. ist, es fällt nur immer schwerer, gerade politisch bezeichnende Wörter in ihrer Ursprungsform zu betrachten, denn diese ganzen Begriffe werden so unglaublich schnell vereinnahmt, und oft eben von Leuten, mit denen man sich nicht identifizieren mag.
Es gibt ja dann noch „neoliberal“ (was wieder eine ganz andere Diskussion ist) und „linksliberal“ — und gibt es eigentlich auch „rechtsliberal“?
Das ganze soziale Umfeld ist ganz sicher ein enorm wichtiger Punkt „¦ aber trotz oder wegen der Eltern sucht man sich das ja auch selbst aus. Manche bleiben vielleicht im Umfeld dessen, was sie durch die Eltern kennengelernt haben, andere suchen genau wegen ihrer Eltern etwas völlig anderes.
„rechtsliberal“ –>“Nationalliberal“
Aber auch dort hat man die volle Bandbreite von abstrus bis bedenkenswert.
hey kids.
dann mal eine blog-empfehlung von mir zum thema…
http://burnttongue.net/wordpress/
Den Begriff liberal, benutzen wir wohl vor allem im Kontext von wirtschaftsliberal einerseits und werteliberal andererseits. Mit dem einen beschäftigt sich die FDP mit dem anderen Herr Häußler in diesem Artikel.
Hm. Mal andersrum:
Ich glaube, Politik (und damit politisch sein) funktioniert über eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe, zu einer Richtung. Man verschreibt sich einer Sache. Und diese Sache muss man definieren, klar. Kompromisse machen, sich anschließen. Für eine Sache sein ist ja auch immer: auf ein paar Facetten seiner selbst verzichten.
Ich finde das völlig okay, zu sagen: mit dem oder dem will ich nichts zu tun haben, vor allem nicht mit ihm identifiziert zu werden. Aber ich glaube, das ist dann ‚unpolitisch sein‘.
@#691317: „Ich finde das völlig okay, zu sagen: mit dem oder dem will ich nichts zu tun haben, vor allem nicht mit ihm identifiziert zu werden. Aber ich glaube, das ist dann „˜unpolitisch sein“™.“
ich glaub du hast da einen gedankensprung drin der sich mir nicht ganz erschließt, erklär mir wie nicht mit etwas identifiziert werden wollen und nichts mit etwas zu tun haben wollen mit unpolitisch sein zusammenhängen?
es sei den deine definition des politischen ist eine sehr eigenwillige. ; )
@#691317:
In meiner kleinen Welt hat links/rechts etwas mit Gleichheit zu tun. Je linker, desto gleicher/gleichwertiger werden alle Menschen angesehen – das würde zwar bedeuten, dass ich trotz links-wählen eher rechts bin, aber reicht mir als persönliche Definition.
„Wer ernsthaft meint, „žGut“ und „žBöse“ nach Hautfarben oder Religionen einteilen zu müssen, der kann diese Beschränktheit gerne öffentlich zugeben, er muss sich aber nicht wundern, wenn ich an diesem Punkt plötzlich jede Inkonsequenz verliere und ihn hochkant vor die Tür setze.“
Hm. Niemand benutzt die Begriffe Gut und Böse, aber letztlich sind die gemeint. Was ist zB mit relativ linken Christenkritikern? Einiger meiner Freunde/Bekannten sind da 100 Mal extremer, aber Nerdcore-René sollte als Beispiel ausreichen: Er findet religiöse Menschen dumm, im besten Fall. Sonst sogar schlecht, geradezu böse. Außerdem mag er keine Krawatten und verlinkt Gysi-Reden.
Dieser Spreeblick-Beitrag ist ein Hochgesang auf die radikale Mitte, die diese Gesellschaft dahin gebracht, wo wir gerade stehen. Liberal sein tut ja nicht weh – die analytische Tiefe reicht bis zu Bioladen vs. McDonals und Autofahren vs. Fahrradfahren. Das unsere Konsumgesellschaft nicht nur auf der Selbstausbeutung und der Ausbeutung der Angestellten basiert, sondern unsere Lebensqualität die ist, die andere deswegen nicht haben: Sweat Shops, Umweltverbrauch usw. dürften als Stichwort reichen. Von den Kriegen in dem dieser Staat – aktiv und passiv per Rüstung verwickelt ist, ganz zu Schweigen. Du bist ok, ich bin ok, nur nicht die Rechten, oh weh. Haltung ist blöd, weil Inkonsequenz ja so menschlich ist und Links ist blöd, weil ja Punks auch denken, sie seien links und es Rechte gibt, die von sich mal behauptetet haben, sie seien links. Ein Weltbild, dass eben für fast alle Parteien reicht: Die Ideologie der Mitte, die immer sagt: Alles Ideologen – nur ich nicht.
Schon zu einer Zeit, von der man heute (verklärend?) sagt, sie habe genau zwischen rechts und links unterschieden können, habe ich mich gelegentlich gefragt, ob links denn nun „žsozialistisch“ bedeutet oder „žgehaltvoll dagegen“?. Gleiches bei rechts: national oder konservativ (was in einem Luhmann“™schen ja nachvollziehbar sein könnte)? In diesem Sinne dann ja vermutlich auch Jandl (zu dessen lechts-rinks-Gedicht ich an dieser Stelle eigentlich verlinken wollte; geht aber nicht; oder ich bin zu doof; egal).
Seitdem haben sich die Begriffe weiter verschmiert. Von „žsozial ist, was links ist“ bishin zum Westerwelle“™schen „žsozial ist, was Arbeitsplätze schafft“ reicht die Palette des Sozialen. MaW: Alles ist sozial. Mit „žsozial“ geht es dann so wie mit „žFreiheit“ und natürlich „žDemokratie“: Alles Wörter, die sich vor lauter Wohlgefallen, das sie auslösen, bis zur Unbrauchbarkeit auflösen.
Aber ich war ja bei rechts/links. Wo wenigstens der metaphorische Unterschied gewahrt bleibt. Mehr wahrscheinlich nicht. Und in einer politischen Landschaft, bei der alle Parteien letztlich bei den gleichen Kampfbegriffe landen, bleibt vermutlich nur die Möglichkeit, unaufdringlich anständig zu sein und sich in einer Art Das-geht-nun-wirklich-nicht-Hopping (Rassismus, Andrea Kiewel, Ausländerhass) einzurichten.
vollkommen gelungen. endlich begründet jemand mal das hausrecht eines multiautorenblogs mit stichhaltigen argumenten. bisher hab ich das nämlich nie nachvollziehen können.
So was ist den nun das böse rechts, von dem hier alle so erschroken reden? Bin ich gleich ein Rassist, nur weil ich CDU wähle und wenn nicht heisst das die CDU ist nicht „rechts“?
Muss ich mich jetzt als schlechter Mensch fühlen, weil ich nicht in die SPD wähle aber trotzdem keinen Fremdenhass verspüre?
Ich weiß mein Text kommt ein wenig pampig rüber aber ich meine die Fragen ernst.
„Dank an all diejenigen, die in den Kommentaren immer wieder argumentativ gegensteuern, wenn rechte Stimmen lauter werden.“
Was links ist, ist irgendwie nicht so recht klar, aber bei „rechten Stimmen“, da weiß doch gleich jeder, dass da bekämpft werden muss! Was rechts ist ist klar, oder?
Wie sieht das dann aber mit den klassischen Scharia-Islam aus, bei dem die Familie superpatriachalisch ist, das Gebährpotential dem muslimischen Umma gehört und nicht der Frau, wo Nichtmuslime Menschen zweiter Klasse sind und im Extremfall (harbi) nicht mal eine Lebensrecht haben. Wo Angriffskriege eine kollektive religiöse Pflicht sind (fard kifaya), ist das alles nur „rechts“ oder nicht?
Muss man das bekämpfen, wie man andere „Rechte“ auch bekämpft, oder ist das alles nicht „rechts“, weil es ja nicht deutsch bzw. westlich ist.
Kann mir das mal einer der Rechtsbekämpfer hier erklären?
@#691319: Beispielsweise wäre es eine persönliche Entscheidung, der Linken wegen Lafontaine nicht beizutreten, weil der schmierig ist und populistisch aussieht und in seiner ganzen Art unangenehm ist. Das meinte ich.
(Dieses Beispiel ist übrigens nur ein Beispiel.)
@ommler: volle Zustimmung, der erste vernünftige Kommentar hier.
Mit einem Wort möchte ich ganz internetesk meine Zustimmung kundtun: WORD!
Zum Artikel, nicht zu den Kommentaren. Die driften ein wenig ab.
Guten Morgen.
Habe den Text zweimal gelesen. Kann mit allen Punkten konform gehen, was selten ist. Schönes, unaufdringliches und persönliches Plädoyer gegen Begriffsverhaftung. Mehr davon bitte.
Gruss aus Hamburg
@#691334: vollste, uneingeschränkte Zustimmung. Und Schaudern beim Lesen dieses Artikels…
@#691344: danke, auf die aussage wäre ich ohne kristallkugel nie gekommen „¦
„links“/“rechts“ sind politische Begriffe, die historich (alles was auf Marx etc aufbaut bzw sich wenigstens darauf bezieht) entstanden und auch nur so zu erklären sind. Zu einem nicht geringen Teil definiert sich „links“ auch an der Abgrenzung zu anderen politischen Strömungen/Überzeugungen, sprich Antifaschismus, Antikapitalismus, Antimilitarismus, Antirassismus etc.
Der Begriff „links“ ist heutzutage aber eh nur noch als Vereinfachung nützlich; oder was haltet ihr von Kommunisten, die mit USA- und Israel-Fahnen für einen antifaschistischen Einmarsch in den Iran demonstrieren?! Sind die nun links(radikal), rechts(bürgerlich/radikal) oder einfach nur hohl im Schädel?
@#691295, @#691294: Richtig und richtig. Marxisten sind (wie die Linkspartei) Populisten oder Totalitaristen. Beide stehen zwar für die Beschränkung des Marktes, nicht oder nur bedingt für die Freiheit des Individuums.
Auf der anderen Seite ist die FPÖ auch nicht liberal, sondern sehrsehr rechts. Da ich ihre wirtschaftliche Programmatik nicht kenne, würde ich sie (wenn überhaupt) wie ihr deutsche Pendant als Libertär einstufen. Hohe wirtschaftliche Freiheit (Marktorientierung), bei bestenfalls Vernachlässigung von persönlicher Freiheit (man erinnere sich an die Zustimmung der FDP zum Großen Lauschangriff).
Ich beziehe mich bei der Einordnung der Begrifflichkeiten auf das Nolan-Diagramm, daß ich trotz seiner Schwachstellen als relativ nützlich empfinde, eine Idee von den Begriffen „rechts“ und „links“ zu bekommen: http://en.wikipedia.org/wiki/Nolan_Chart
„If you wanna be one of the non-conformists, all you have to do is dress just like us and listen to the same music we do.“ — Goth 2, South Park 7.14
Schön finde ich dennoch, wie sich der Kapitalismus mit seiner Bankenkrise gerade mal wieder ad absurdum führt.
Es ist wichtig, dass es linke Ansätze gibt, weil wir nicht auf Dauer darüber hinwegsehen dürfen, dass wir auf den Leichenbergen des Trikonts lustig unsere Chesseburger mümmeln. Gell.
Irgendwann muss diese Scheisse einfach ihr verdientes Ende finden.
@#691334:
Yap! Man kann es anstelle von „radikale Mitte“ auch radikale Indifferenz nennen – ohne dass ich damit einen Vorwurf verbinden möchte.
@#691309:
Na klar! Siehe @#691311: . Ein vielleicht geeignetes Bsp. wäre der ehem. Generalbundesanwalt Alexander von Stahl (FDP).
@#691330:
Na ja, aber Menschen sind faktisch schlicht und einfach nicht gleich. Sie snd allein schon in ihrer Eigenschaft als Mangelwesen höchst unterschiedlich veranlagt, natürlich ohne dass es dabei auch die Hautfarbe etc ankäme. Konsequenterweise könnte man sagen, dass die Menschen sich nach den Bezugsgrößen Ethnie, Religionszugehörigkeit darin gleichen, individuell höchst unterschiedlich zu sein… :)
Ein funktionierender Rechtsstaat bspw. muss alle Menschen vor dem Gesetz „gleich“ behandeln, damit er sein Label tatsächlich verdient. In dem Zusammenhang würde ich dieses Konzept allerdings den bürgerlich liberalen(!) Rechtsstaat nennen. Jedenfalls käme ich nicht aiuf die Idee, Rechtsstaatlichkeit als Abgrenzungskriterium für ein linkes Weltbild heranzuziehen, wie ebensowenig ich behaupten wollen würde, „links“ und Rechtsstaatlichkeit würden sich ausschließen.
@#691309:
“ und gibt es eigentlich auch „rechtsliberal“?“
glad you asked „¦ ; )
der rechtsliberalismus war die prägende bürgerliche strömung der zweiten hälfte des 19. jahrhunderts und geradezu konstitutiv für das politische leben des kaisereichs.
verlor aber nach dem ableben seines widerparts, des agrarisch klerikalen konservatismus bismarkscher prägung ( das meint in diesem fall auch die katholische seite des kuturkampfes mit „¦) seine relevanz schnell und vollständig in der ersten hälfte der zwanziger jahre.
kennzeichnend für diese auch nationalliberalismus genannte strömung war eine starke technik und fortschrtisgläubigkeit im konzert mit einem damals immer noch als projekt bürgerlicher emanzipation gedachten laisser-faire kapitalismus im gegensatz zum auch wirtschaftlich ständisch-feudal verfassten konservatismus.
im nationalliberalismus jener epoche wurde der großdeutsche patriotismus/nationalismus zum legitimatorischen grundlage des erstarkenden bürgertums gegenüber adel und klerus die das bürgertum noch immer als parvenu betrachteten.
mithin also die kreise der frau jenny treibel“¦ fontane thematisiert diese widersprüche und konfliktlinen immer wieder sehr treffend „¦
heute versteht man unter rechtsliberal einen zur verteidigung des primats der absoluten marktfreiheit auch zur ausschöpfung obrigkeitsstaatlicher mittel bereiten wirtschaftsliberalismus mit starken markt deifikationstendenzen. der staat ist in diesem verständnis vor allem garant der randbedingungen der absoluten handlungsfreiheit der wirtschaftssubjekte auch gegen den mehrheitswillen der bevölkerung, insofern ist er er eine im selben sinne eschatologisch ausgerichtete ideologie wie kommunismus und religiöser fundamentalismus und keineswegs jene nüchtern pragmatisch alternativlose naturgestzlichkeit als die er sich gerne verkauft.
der so verfasste rechtsliberalismus ist eine von grundauf asoziale ideologie im wörtlichen sinne was im diktum einer seiner herausragenden verfechterinnen klar wird. (in der wirtschaftstheorie nennt sich das dann methodologischer individualismus)
„there is no such thing as society, there are just individuals“
margret thatcher
kennzeichnend ist eine ablehneung jeglicher sozialstaatlicher umverteilung sowie eine strikte reduktion der staatsquote auf das unvermeidliche mindestmaß zur bedingungslosen verteidigung des privateigentums, eine kombination des smithschen nachtwächterstaat mit elementen des hobbesschen leviathans.
um es kurz zu machen rechtsliberalismus ist das was wir heute als turbokapitalismus bzw. neoliberalismus bezeichnen, wobei der begriff des neoliberalen eine durchaus wechselvolle geschichte hat die unter anderem leute wie ludwig erhardt umfaßt, auch zeichnet sich der klassische neoliberalismus durch eine strikte ablehnung jeglicher subventionen und lobbytätigkeit aus“¦ wie sich dies heutzutage realiter verhält setze ich als bekannt voraus.
interessante lektüre in diesem zusammenhang „¦
das scheitern des liberalismus teil1
das scheitern des liberalismusteil2
sowie der wikipediaeintrag zu liberalismus
@ ommler (34):
„…die radikale Mitte, die diese Gesellschaft dahin gebracht, wo wir gerade stehen.“ – Das erscheint mir einerseits falsch, andererseits hysterisch. Wo stehen wir denn? All die von dir beschriebenen Probleme sind real (aber größtenteils nicht nur Probleme dieser Gesellschaft namens Deutschland, sondern der ganzen Welt) – genauso real ist aber, daß wie hierzulande seit 63 Jahren keinen Krieg mehr hatten, alle genug zu essen haben, wir in einer Demokratie leben und jeder seine Meinung sagen darf. Klingt banal, ist aber mehr, als man sich in den Jahrhunderten zuvor wünschen durfte. Kann man ruhig einfach mal feststellen, ohne deswegen gleich die Augen zu verschließen vor Krieg und Ungerechtigkeit. Deine Aussage liest sich, als wären wir ein verlotterter Sauhaufen kurz vorm finalen Knall, und das erscheint mir etwas hysterisch, zumindest aber einseitig.
Und deine Behauptung, die radikale Mitte, wie du sie nennst, sei an all dem schuld, halte ich für falsch. Die mittelmäßige Mittelschicht zwischen Bioladen und McDonalds ist nicht Ursache der Konsumgesellschaft mit all ihren Problemen, sondern allenfalls deren Folge.
Deine Argumentation weist damit einige Merkmale auf, die typische Anzeichen der Demagogie sind: Entdifferenzierung, Alarmismus und die Verwechslung von Ursache und Wirkung.
Übrigens schreibt man das Wort „das“ mit zwei S, wenn man es so verwendet wie du an der Stelle, an der du es mit einem S schreibst, hingegen mit einem S, wenn man es so verwendet wie du an der Stelle, an der du es mit zwei S schreibst.
Die Rechten haben bei den Parlamentswahlen in Österreich 29% gewonnen. Müssten da nicht bald Muslime am nächsten Baum aufgeknüpft oder Massenvertreibungen geplant werden?
Oder ist die Hysterie gegen „Rechts“, die soweit geht, dass elementare Grundrechte verweigert werden, wenn das Kainsmal „rechts“ erfolgreich aufgestempelt wurde, vielleicht doch ein bisschen übertrieben?
@ Piraja (52):
Wenn Menschen am nächsten Baum aufgeknüpft werden, dann ist das meistens ein sogenannter Lynchmob schuld, also eine aufgehetzte, fanatisierte Menschenmenge. Solche Vorkommnisse sind seit dem Ende des Nazi-Regimes in Mitteleuropa, mit Ausnahme einiger ostdeutscher Landstriche, selten geworden. Die Vorstellung, so etwas würde heute in Österreich passieren, ist an den Haaren herbeigezogen – völlig egal, wer regiert. Es stimmt aber durchaus, daß derartige Ereignisse prinzipiell auf die Stimmung in einem Landstrich schließen lassen (wie z.B. in erwähnten Gegenden Ostdeutschlands, wo Menschen, die nicht europäisch aussehen, sich besser nicht blicken lassen sollten.) Wahlergebnisse, wie das heutige in Österreich, geben die Stimmung der Bevölkerung wieder, lassen aber wenig Rückschlüsse darauf zu, ob solche exzessiven Einzelereignisse drohen oder nicht. Auch die Tatsache, daß die FPÖ jetzt 30% der Stimmen und entsprechende parlamentarische Repräsentation hat, wird wohl kaum zu Gewaltexzessen führen, weil rechtspopulistische Regimes zumeist keine Pogrome anzetteln – und weil 30% ja noch lange nicht die Mehrheit sind.
Deine Frage will beim Leser den Schluß suggerieren: Aha, 30% Rechte führen nicht zu Exzessen, also sind sie ja gar nicht so schlimm, die Rechten. Tatsächlich besteht aber zwischen einem Wahlergebnis und aufgeknüpften Muslimen kein klarer ursächlicher Zusammenhang. Es ließen sich allenfalls beide Phänomene als Folge ähnlicher Ursachen beschreiben, wobei das eine real ist, das andere eine groteske Übertreibung. Deine erste Frage ist suggestiv und demagogisch, weil sie Dinge von verschiedenen Ebenen in einen schiefen Zusammenhang bringt und so tut, als gäbe es klare Kausalketten, wo die Realität etwas komplexer ist.
Hysterie ist eine übersteigerte Reaktion auf eine oft nur angenommene Bedrohung. Ein Land, in dem eine bestimmte politische Bewegung schon einmal Millionen Menschen umgebracht und einen Weltkrieg angezettelt hat, sollte sich alles, was in die gleiche Richtung geht, vom Leibe halten. Das ist nicht hysterisch, sondern vernünftig. Daß der Abwehrreflex gegen rechtsextremes Gedankengut auch mißbraucht werden kann, indem man Leute als Nazis abstempelt, die keine sind (zum Beispiel, weil man davon ablenken will, daß man selber einer ist), heißt nicht, daß Nazis insgesamt harmlose Leute sind. Wer so denkt, der schüttet das Kind mit dem Bade aus.
Deine zweite Frage ist also genauso demagogisch wie die erste. „Hysterie“ gegen Nazis ist nicht übertrieben, bloß weil nach einem 30%-Erfolg der FPÖ nicht sofort Muslime an den Bäumen baumeln. Der Zusammenhang, den du da herstellen willst, ist ebenso abseitig wie die erste Hälfte deiner Argumentation.
Bitte versuche in Zukunft, differenzierter zu denken. Stell keine falschen Suggestivfragen. Behaupte keine Kausalzusammenhänge, wo keine sind. Aber wenn du schon unbedingt provozieren willst, dann versuche, es etwas intelligenter zu tun.
Lieber Dietrich,
es wär ja schön, wenn alle hier so differenziert argumentieren würden wie Du! Was ich hier aber sehr häufig antreffe, ist hauptsächlich ein linkes, dumpfes Bauchgefühl, das sagt „rechts“ ist hochgefährlich, „links“ ist gut.
Und vor allem, das mit dem Islam ist alles „Hetze“. Was mir hier fehlt, sind viele Leute, die mal ihr in die Jahre gekommenes, dümmliches rechts-links-Schema-Denken ernsthaft überprüfen.
Der Artikel fängt ja echt hoffnungsvoll an, aber über ein „links“ und damit gut sind die, die ungefähr so sind wie wir, und böse sind die „Rechten“, kommt er nicht hinaus.
Was genau ist „rechts“? Wie rechtsextrem ist der ganz gewöhnliche konservative Scharia-Islam? Wie rechts oder rechtsextrem ist Pro Köln, FPÖ, BZÖ, Le Pen, Wilders, Ulfkotte?
Da gibt es nämlich entscheidende Unterschiede. Wer Islam sagt, kriegt sofort ein „den Islam gibt es nicht“ entgegengeschleudert, was ja durchaus stimmt. Die nächste Frage wäre dann, welche Islamformen gibt es und wie sind sie verteilt?
Wie gefährlich ist der orthodoxe Verbands-Islam, der von Leuten wie Schäuble massiv gepuscht wird. Wie siehts aus mit den Aleviten? Gibt es einen liberalen Islam?
Und wie gefährlich sind die verschiedenen „Rechten“. Wo gibt es sehr berechtigte Islamkritik und wo ist sie Teil einer rechtsextremen Agenda.
All das sollte man in Ruhe und mit Sachkenntnis erörtern. Dazu ist es sehr hilfreich auch mal was zu lesen, etwa von Leuten wie Kelek, Ates, Cileli, Toprak, Tibi, Ibn Waraq, Hartmut Krauss, Hiltrud Schröter, aber auch Ulfkotte.
Leider herrscht hier eher das dümmlich-vereinfachende „rechts“ = Nazi, und „Nazis raus!“ vor.
Wenn Du meine bei Speeblick geposteten Beiträge alle durchliest, wirst Du merken, dass ich differenziert argumentiere.
Bei den Kommentaren zu „Mohammed zwischen zwei Frauen“ wurde mir und Viva Hammonia zum Schluss vorgeworfen, dass wir das Niveau so hochschrauben, dass niemand mehr mitkommt. Lies das doch mal bitte nach.
Hier wird ständig von „links“ dümmlich polemisiert, ohne dass das hier größer stören würde.
Ich würde mich freuen, wenn Du zukünftig auch „linke“ Polemik als solche entlarven würdest!
Es muss „auch zukünftig“ und nicht „zukünftig auch“ heißen. Die Korrekturfunktion funktioniert grad mal wieder nicht!
Danke für diesen Artikel!
@ Piraja (54):
Ein Bauchgefühl, das sagt „rechts“ sei hochgefährlich, kann man genausogut als gesunden Menschenverstand bezeichnen, denn in einem Land, in dem eine bestimmte politische Richtung schon einmal im großen Maßstab Menschen umgebracht und Krieg angezettelt hat etc wie bereits erwähnt, ist etwas Wachsamkeit völlig okay.
Was genau ist „rechts“? Keine Ahnung – aber Leute, die falsche Zusammenhänge konstruieren, schiefe Suggestivfragen stellen, polemisieren, übertreiben, Ursache und Wirkung nicht auseinanderhalten können, gehen mir generell auf die Nerven. Und diese demagogischen Argumentationsmuster findet man immer wieder in Beiträgen, deren Autoren sich islamkritisch geben und sich zugleich immer als Opfer von Anti-Nazi-Hysterie fühlen. Die meisten Menschen haben ein instinktives Gespür dafür, wenn man sie mit Pseudo-Argumenten verarschen will, und reagieren entsprechend. Daher kommt das, was du als dümmlich-vereinfachende Nazis-Raus-Stimmung empfindest. Wenn ich Beiträge wie den von dir oder Ommler lese (letzterer ist so wirr und ressentimentgeladen, daß ich wirklich nicht weiß, ob der Autor rechts oder links sein will), hätte ich auch den spontanen Impuls, so etwas wie „du Idiot“ drunterzuschreiben und mich nicht weiter damit auseinanderzusetzen. Das ganze analytisch zu zerpflücken, ist etwas anstrengender. Lohnt sich aber auch, denn hinterher weiß man wenigstens, warum man etwas instinktiv als falsch empfunden hat.
Das Problem daran ist der Aufwand. Um zwei Zeilen Blödsinn als solchen zu entlarven, braucht man schon mal die zehnfache Menge an Platz. Ich lese Artikeldiskussionen eigentlich kaum, weil sie meistens wenig Neues bringen, oft aber zu einer niveaulosen Schlammschlacht verkommen. Aber manchmal muß man Leuten den Spiegel vorhalten. Wenn ich jetzt, wie von dir gefordert, all deine anderen Beiträge in anderen Diskussionen lesen würde, hätte ich vermutlich auch den Impuls, ziemlich viel davon zu zerlegen, und damit hätte ich den Rest der Woche zu tun. Deswegen lasse ich es bleiben.
Aber was hast du eigentlich mit dem Islam? In dem Artikel, um den es geht, ist vom Islam nirgends die Rede. Der Autor führt zunächst aus, daß er die Bandbreite möglicher Lebens- und Denkweisen für sehr groß hält, daß die Verortung links/rechts unklar ist und an unserer Lebensrealität vorbeigeht, dann zieht er aber eine klare Grenze und behält sich vor, Fremdenfeindlichkeit in den Kommentaren nicht zuzulassen. Vermutliche hat er auch keine Lust, jedesmal zwei Zeilen Blödsinn mit zwei Metern Analyse zu kontern, deswegen ist das sein gutes Recht.
Und dann kommst du und stellst viele offene Fragen zum Islam. Hast du beruflich damit zu tun? Ist es dein persönliches Steckenpferd? Hältst du ihn für eine unterschätzte globale Bedrohung? Oder was ist los? Ich persönlich wohne in Kreuzberg, verkehre viel in Neukölln, habe fünf Jahre im Wedding gelebt. Mein persönlicher Kontakt zur türkischen Bevölkerung ist trotzdem nicht sehr groß, und das kann man durchaus als Hinweis begreifen, daß integrationsmäßig einiges danebengegangen ist. Aber wenn wir auf einem Pulverfaß säßen, dann wäre es längst losgegangen. Unsere Gesellschaft ist weder ein bunter, fröhlicher Karneval der Kulturen, noch sind wir kurz vorm Abgrund. Willkommen in der Realität. Die ist komplex. Komplex bedeutet nicht nur: Kompliziert. Es bedeutet auch: Auf mehr als eine Art plausibel erklärbar. Sogar ohne Polemik.
Deinem Eindruck, hier würde von „links“ dümmlich polemisiert, kann ich micht nicht anschließen. Die meisten Beiträge, die aus der genannten Richtung kommen, haben etwas, das die „rechten“ nicht haben. Nämlich: Humor. Das Wissen darum, daß die Widersprüche der Welt nicht restlos aufzulösen sind. Und das Wissen darum, daß man selber nur ein Mensch ist und auch mal falsch liegen kann. Diese Grundhaltung findet man bei den Polemikern und Alarmisten nie. Die haben immer recht und fühlen sich immer falsch verstanden. Also muß sie ab und zu mal jemand zerlegen und ihnen zeigen, wie falsch ihre Argumentation ist.
So, Schluß. Eigentlich lese ich Spreeblick doch vor allem, weil da öfter mal so lustige Youtube-Videos stehen.
@#691510: Danke. Sehr.
@ Dietrich (57)
Ich glaube nicht, dass man mit dem Verweis auf Hitler die Gefahr ausschließlich nach „žrechts“ einsortiert bekommt. Schließlich gab es auch Pol Pot, Stalin und Mao und Kim Jong-il ist noch sehr lebendig. Ausschließlich in nationalen Kategorien denken heute eigentlich nur noch Idioten.
Und besser als Bauchgefühl ist allemal ein kühler, rationaler Verstand. Bauchgefühle können sehr täuschen.
„žLinks“ und „žrechts“ sind heute Wörter, die irgendwie nicht mehr so richtig greifen, das merkt wohl fast jeder. Man lese dazu beispielsweise „žWhat“™s Left“ von Nick Cohen. Auch der Artikel hier fängt ja ganz hoffnungsvoll an.
Haben Hitler, Merkel und Seehofer was gemein weil sie „žrechts“ sind und Pol Pot, Müntefering und Stuck weil sie „žlinks“ sind? Und zwischen Merkel und Müntefering liegt der Graben zwischen „žlinks“ und „žrechts“? Haben Stalin und Hitler nichts gemein?
Argumentieren „žLinke“ differenziert und „žRechte“ reden nur Stuss? Da muss ich vehement widersprechen! Und verwechseln „žRechte“ Ursache und Wirkung und „žLinke“ nicht? Jaja, an allem Schuld sind Kapitalismus, Globalisierung, Kolonialismus, Amerika und Israel?
Um das so zu sehen braucht man schon sehr massive ideologische Scheuklappen!
Die Gefahr geht meines Erachtens von Extremisten aus, die einen Totalitarismus errichten wollen, sei er nun kommunistisch, faschistisch oder islamistisch.
Zu bewahren sind Demokratie, Menschenrechte, eine offenen Gesellschaft und eine funktionierende Wirtschaft, da gibt es hoffentlich einen breiten Konsens.
Und dass mit dem Islam in der letzten Zeit irgendwas völlig schief läuft, merkt wohl auch der Tumbeste.
Das Problem Islam erledigen viele „žLinke“ mit dem Verweis darauf, das Kritik am Islam „žrechts“ sei und man deshalb nicht mehr argumentieren müsse, sonder Blockaden und Pflastersteine die richtige Lösung sind.
Das Problem mit dem Islam löse sich von allein, wenn man nur das „žBunte“ in unserer Gesellschaft offen annehme. Das fragt sich, wie blind haben solche Leute die letzen zwanzig Jahre gelebt? Und „žHumor“ hilft da auch nicht viel weiter.
Leute, die sich immer noch was drauf einbilden „žlinks“ zu sein, sollten sich mal ernsthaft mit dem Islam auseinandersetzen, sonst haben wir hier nämlich vielleicht schneller als man denkt genau wie in Österreich 30% „žRechtspopulisten“.
Besonders ärgerlich sind für viele „žLinken“ sind da natürlich „Rechte“ wie ich, die man nicht mit ein paar flapsigen Bemerkungen abtun kann. Da müsste man sich ja ernsthaft mit dem Islam beschäftigen und wieder sachlich argumentieren! Aber da wird wohl kein Weg dran vorbeiführen, wenn hier keine „žlinke“ Meinungsdiktatur errichtet werden soll.
@#691582: So, jetzt ist dann mal wieder gut „¦ es ist diese andauernde perfide Art, merkwürdigste Aussagen als Tatsachen zu verkleiden, die extrem nervt, was natürlich Teil der Strategie ist. Nerven, bis man das letzte Wort hatte. Wer bezahlt euch eigentlich? („Oh, nein, ich bin nur ein ganz normaler hochgebildeter Islam-Experte, der täglich seinen pseudo-intelligenten Müll in 800 Blogs postet, um rechtes Gedankengut im Mainstream zu verbreiten“)
„Das Problem Islam“ — „Kritik am Islam sei rechts“ — „Mit dem Islam läuft was schief“ — „Rechts ist ja nicht gleich rechts“ — Islamislamislamblahblahblah.
Sämtliche Aussagen von dir sind Unterstellungen und Ansichten, die du als Wahrheiten verkleidest. Und vor allem: Statt deine offenbar endlos vorhandene Zeit mit dem wiederholten Rezitieren von PI-Geblubber zu verschwenden:
Pack‘ doch mal Butter bei die Fische und tu nicht so bedacht. Konkret: Wie möchtest du denn gerne mit dem „Problem Islam“ verfahren? Welche Gesellschaft wünschst du dir? Du, der du dich so „ernsthaft mit dem Islam auseinandersetzt“? Aber Vorsicht: Wer Namen wie Ulfkotte in einem Satz mit Worten wie „Sachlichkeit“ erwähnt, kann nicht darauf hoffen, von mir ernst genommen zu werden.
„Das Niveau hochschrauben“? Gemeinsam mit Viva Mundharmonika? Wovon träumt ihr eigentlich nachts? Von Weltherrschaft? Habt ihr sonst keine Hobbies?
Schon gemerkt, dass es im Artikel nicht um den Islam geht? Und schon gemerkt, dass Leute wie du jedes Mal versuchen, das Thema auf den Islam zu bringen, egal, worum es eigentlich geht? Und zwar immer und immer wieder?
Das habt ihr zwar fein gelernt, das mit dem richtig Kommasetzen und nicht gleich rumbrüllen. Das macht euch aber nicht weniger gefährlich.
Die Kritik an Kommentaren wie deinen, auch das verstehst du falsch oder willst es falsch verstehen, ist nicht deine Abneigung gegen Extremisten. Sondern die Vermutung, dass du selbst einer bist. Und Achtung: Auf diesen Satz folgt als nächstes von dir Allgemeingefasel von „Demokratie und da sind wir uns ja alle einig aber der Islam und man ist ja nicht rechts, nur weil man was gegen Extremisten hat und der Islam und all die schlauen Leute wie Ulfkotte und blah blubber und wo war nochmal der heiße Brei, um den ich herumreden muss?“).
Es ist, falls du das immer noch nicht verstanden hast, sehr, sehr leicht, die Abneigung gegen „Rechte wie dich“ zu erklären: Eure angeblich vorhandenen „Lösungen“ (die man hier natürlich nicht vorträgt, die sich aber in ganzer Irrsinnspracht bei den von dir empfohlenen „Experten“ und in den einschlägigen Selbstbeweihräucherungsforen, die nicht grundlos ihre Server ins Ausland verfrachten müssen, nachlesen kann) basieren allesamt auf Separation und für alle Probleme sind immer andere verantwortlich. Achtung: Das ist nicht einzigartig für euresgleichen, das machen auch andere so. Dies jedoch legitimiert euch immer noch nicht, da könnt ihr noch so „sachlich“ tun.
Eine „linke Meinungsdiktatur“ brauchst du nicht zu fürchten, denn von einer Meinung habe ich bisher nichts bei dir lesen können (achso, außer, dass „der Islam ein Problem“ ist, was natürlich keine Meinung ist, sondern eine Tatsache, gelle?).
Also komm, nimm deine Maske ab, steigere das Niveau und sag endlich, was du wirklich meinst. Alles andere wird von unserem islamischen Meinungsdiktator (dem linken, der rechte hat Urlaub) gelöscht, denn es verpestet langsam die Luft zu sehr.
Gut geschrieben. Spricht mir aus dem Herzen.
@#691582: Was ist? Habt ihr heute Ausgang? ihr seid doch sonst schneller?
Dann mach‘ ich das eben selbst:
„Lieber Johnny,
ich finde es schade, dass es hier offensichtlich nicht möglich ist, sachlich blah fasel und sich niemand ernsthaft mit dem Islam Rabarber Fasel Blubb das ist typisch man schaue doch nur mal auf die Gefahren, die ja jeder sieht, mein Freund Ulfkotte, ich verweise hier mal auf einen völlig seriösen Artikel, Schwurbel, die voranschreitende Islamisierung, ich schreibe das, während ich gezwungen werde, ein Kopftuch zu tragen, wer sich ernsthaft so wie ich, Blahblubberfasel bin ich rechts, nur weil ich für Menschenrechte Demokratie Wirtschaft Gefahr Islam usw. usf. Islam, Extremismus, und die linke Gewalt, aber man muss schon, wiederhole ich mich und war jemand auf der Demo gegen den Islam, nee, da kann man mal sehen.“
Kannst du einfach kopieren, das macht die Sache leichter.
Ach übrigens: Deine „Experten“ von PI („Islamophob und stolz darauf!“ — „Der Koran – die Wurzel allen Übels“) lassen Kommentare mit anderen Meinungen gar nicht erst zu. Kingelt’s? Sicher nicht.
Es geht mir nicht um den Islam. Er wird nur als Beispiel für Themen genannt, bei denen schon die reine Auseinandersetzung zu einer politischen Verortung des Überlegenden führt.
Es gibt im Islam Extremisten deren Vorstellungen von einem Staat nicht in einer Demokratie umsetzbar sind. Diese Gruppe wird stärker wahrgenommen als die überwiegende Mehrheit von Gläubigen, welche hier nur ruhig leben will.
Da das Thema ignoriert wird, greifen es Extremisten auf, um sich als Anwalt der unverstandenen Bevölkerung zu profilieren. Ab diesem Zeitpunkt wird jeder der sich mit dem Thema befasst leicht in einem extremistischen Lager zugeordnet.
Man darf Fragen nicht danach beurteilen wer sie stellt, muss denjenigen aber an seinen Antworten messen.
Es ist gefährlich Standpunkte und Meinungen als Naturgesetz aufzufassen und Fragen zu verbieten weil man sich in seinem persönlichen Komfortbereich befindet.
Wie schon gesagt man kann das Wort Islam durch diverse andere Begriffe ersetzen.
@#691593: „Es geht mir nicht um den Islam.“
Sondern?
„Er wird nur als Beispiel für Themen genannt, bei denen schon die reine Auseinandersetzung zu einer politischen Verortung des Überlegenden führt.“
Niemand hat dich verortet, weil du dich mit dem Islam auseinandersetzen willst. Aber um den geht es ja sowieso nicht?
„Es gibt im Islam Extremisten deren Vorstellungen von einem Staat nicht in einer Demokratie umsetzbar sind.“
Mit Sicherheit. Die gibt es auch in Brandenburg und Holland und Dänemark und China.
„Diese Gruppe wird stärker wahrgenommen als die überwiegende Mehrheit von Gläubigen, welche hier nur ruhig leben will.“
Worauf basiert diese Aussage?
„Da das Thema ignoriert wird“
Welches Thema wird von wem ignoriert? Das, um das es nicht geht? Was dabei genau?
„greifen es Extremisten auf, um sich als Anwalt der unverstandenen Bevölkerung zu profilieren.“
Ja, das hätten sie natürlich gerne.
„Ab diesem Zeitpunkt wird jeder der sich mit dem Thema befasst leicht in einem extremistischen Lager zugeordnet.“
Nö. Einem extremistischen Lager wird man zugeordnet, wenn man eine extremistische Haltung hat, nicht, weil man sich mit einem Thema befasst. Relativ wenige Wissenschaflter gelten als Nazis oder Terroristen.
„Man darf Fragen nicht danach beurteilen wer sie stellt, muss denjenigen aber an seinen Antworten messen.“
Ja wenn mal endlich welche kämen!
„Es ist gefährlich Standpunkte und Meinungen als Naturgesetz aufzufassen und Fragen zu verbieten weil man sich in seinem persönlichen Komfortbereich befindet.“
Meinungen als Naturgesetz auffassen? Wer macht denn sowas? Und wer verbietet Fragen?
„Wie schon gesagt man kann das Wort Islam durch diverse andere Begriffe ersetzen.“
Zum Beispiel?
Meine Güte, das wird ja haarig hier.
@Euphemist (63): Bevor du nicht die sieben Kommafehler findest und korrigierst, die du auf deinen sechs Absätzen versteckt hast, verweigere ich die Auseinandersetzung mit dem Inhalt deines Schreibens. Das tue ich nicht, weil ich ein pedantischer Deutschlehrer wäre, sondern weil der Umgang mit Sprache und der Umgang mit Gedanken aus derselben Quelle entpringen (sollten). Wer mit seiner Sprache herumfuhrwerkt wie mit der Mistgabel im Heuhaufen, dem kann man durchaus unterstellen, daß es in seiner Gedankenwelt ähnlich aussieht.
@Piraja (59):
Drehnse mir doch mal nich dit Wort im Munde herum, junge Dame (oder alter Sack oder was auch immer). Ich sagte: Wir hatten hier schon mal Nazis, deswegen passen wir da ein bißchen auf. Ich sagte hingegen nicht: Weil wir hier schon mal Nazis hatten, sind die Nazis die einzigen Bösen auf der ganzen Welt. – Na, merkst du den Unterschied? Du mußt genau hingucken, aber ich verspreche dir, es gibt ihn. Wenn du dir etwas Mühe gibst, wirst auch du ihn finden.
Ebensowenig sagte ich: Rechte reden Stuss und verwechseln Ursache und Wirkung, Linke hingegen sind schlau und cool. Ich sagte vielmehr: Leute, die demagogisch herumblöken und auf selbstgebastelte Pappkameraden schießen (Erkenntnisschritt 1), sind nach meiner Beobachtung sehr oft auch diejenigen, deren Essenz sich dann am Ende als „rechts“ zusammenfassen läßt (Erkenntnisschritt 2). Ich habe also nicht von einer These auf ein Phänomen geschlußfolgert, sondern aus einem Phänomen zunächst einmal eine Beobachtung destilliert (und noch gar keine These aufgestellt). Das hat was zu tun mit dem Unterschied zwischen Induktion und Deduktion. Kann man bei Wikipedia nachlesen (oder notfalls selber reinschreiben).
Du aber mißverstehst mich (aus Versehen oder mit Absicht), legst mir Dinge in den Mund, die ich nicht gesagt habe, und schiebst einen Satz hinterher, der da lautet: „Jaja, an allem Schuld sind Kapitalismus, Globalisierung, Kolonialismus, Amerika und Israel?“ – Öhm, meinst du, das wäre meine Meinung? Ernsthaft? Echt?
Nö. Das Konzept von „Schuld“ greift zu kurz. Ebenso wie das Konzept von „gut/böse“. Dieses Welt-Einteilen-Wollen hat verdammt viel Unheil angerichtet. Die Welt ist voller Leute, Ethnien, Interessengruppen, Individuen, Völkern, Religionsgemeinschaften, Sportvereinen, Sekten, Betriebsräten, Schiffsbesatzungen, aufgehetzter Menschenmengen etcetera, die jeweils ihre Interessen verfolgen und dabei aus verschiedenen kulturellen Hintergründen handeln, auf dem Boden einiger biologischer Konstanten stehen, sich ansonsten aber ziemlich variabel und ziemlich überraschend benehmen. Das macht die Sache ja so spannend, komplex und nervtötend. Es gibt sowas wie grundlegende Menschenrechte, selbst die sind stellenweise umstritten, ich wäre trotzdem durchaus dafür, sie überall verbindlich zu machen, weil ich an ihren Wert glaube, aber auch da muß man sich Gedanken machen, wie man es anstellt, damit die Sache nicht nach hinten losgeht.
Und schließlich behauptest du, Kritik am Islam werde generell als „rechts“ verunglimpft und mit Pflastersteinen beantwortet.
Ach ja? Ist das so? In was für einer Welt lebst du? Wohnst du in einem besetzten Haus mit lauter verbohrten Radikal-Alt-68ern? Oder was?
In der Gesellschaft, in der ich mich bewege (und das ist so ziemlich der undogmatische Mittelstand, der im Artikel beschrieben wird), ist es durchaus möglich, Kopftücher und Ehrenmorde kritisch zu betrachten. Mir hat noch niemand deswegen einen Pflasterstein ins Gesicht geworfen. Freunde von mir haben einen Dokumentarfilm gedreht über ihre deutsch-türkisches Frauenfußballteam, das unbedingt ein Freundschaftsspiel gegen die iranische Frauen-Nationalmannschaft veranstalten will. Der Film ist differenziert und drückt sich nicht vor Problemen. Wer will, kann durchaus Islamkritik darin finden. Es gab in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit, aber soweit ich weiß, gab es keine linken Proteste, keine Nazi-Beschimpfungen, nichts dergleichen. Wäre ja auch absurd.
Das ist nur ein Beispiel unter vielen. Unsere Gesellschaft ist ziemlich offen und tolerant. Sogar für Positionen, die ziemlich weit rechts stehen. Und das ist gut so. Also hör gefälligst auf, dich zu beschweren, wenn man deine Demagogie als solche behandelt.
@ Johnny Haeusler (64):
Man kann und sollte den Begriff „Islam“ mal ganz dringend ersetzen. Zum Beispiel durch den Begriff „Eissportverein Friedenau“ oder „Club der Kakteenfreunde München-Ost e.V.“ oder auch „Bundesverband der Verbraucherzentralen“ oder sonstwas.
Dann macht nämlich die ganze Diskussion auf einmal einen Heidenspaß.
@#691598: Vielleicht kann Max das mal als Skript schreiben, dann wird das automatisiert!
Schön zu sehen, dass ihr hier alles unter Kontrolle habt.
Herje, da ist man mal zwei Tage nicht da, nachdem man versprochen hat, häufiger zu kommentieren“¦ Danke Dietrich daher auch von meinerseits. :)
@#691599: Au ja. könnte man nicht wörter, die mit isla— anfangen durch den letzten suchmaschinentreffer ersetzen?
(ich weiss leider nicht was die üblichen Verdächtigen bei euch so sind“¦)
@ Johnny Haeusler
Ich habe mich in dieser Diskussion zu keiner Zeit verortet gefühlt.
Mein Anliegen ist die vernünftige Auseinandersetzung mit Themen, ohne bequeme Denkverbote und Automatismen.
Der Islam war lediglich ein B e i s p i e l. Bei Fragen der Energiepolitik gerät man ebenfalls schnell in ideologische Grabenkämpfe beider Seiten. Den Preis zahlen alle.
@ Dietrich
Eigentlich schreibe ich ja keine Beschwerdebriefe, aber… (Beliebte Einleitung)
Ich habe meinen Diskussionsbeitrag nicht weiter kontrolliert. Die Kritik an der mangelhaften Zeichensetzung ist berechtigt.
Die Fähigkeit zur korrekten Anwendung der Rechtschreibung scheint allerdings nicht zwangsläufig mit vernünftigen Umgangsformen einherzugehen.
@#691614: Aber ich bitte dich. „Islam“ mit „Energiepolitik“ austauschen? Na sicher gibt es bei jedem Thema unterschiedliche Standpunkte und Meinungen, aber ich kann nicht erkennen, wie ich in den vorhergehenden Kommentaren, die den Islam auf den Themen-Tisch packen wollten, eine Parallele zur Debatte um die Energiepolitik sehen soll.
Bitte, wenn du das nicht schon getan hast: Lies doch mal nur eine Stunde lang die erwähnten „rechten“ Blogs und die empfohlenen „Experten“. Danach ist einem schlecht vor geballtem Fremdenhass, Besserwissertum und Faktenverdrehung. Das hat nichts mit „anderer Meinung“ zu tun.
Mehr dazu gibt es u.a. hier zu lesen, man beachte auch dort bitte das pawlowsche Verhalten und „Argumentieren“ einzelner Kommentatoren.
@#691614: Was genau gibt dir das gefühl, nicht selbst in einem graben zu sitzen? Und wieso empfindest du genau deine art der auseinandersetzung als vernünftig? Im gegensatz zu wem oder was? Und könnte es sein, dass es den preis wert ist, den alle zahlen? Ist geiz geil? Übrigens, ich wünsche keine antwort darauf, weil das sogenannte rhetorische fragen sind. „” Leider ist wikipedia gerade down. „” Warum das denn?
@#691617: Na wenn »Energiepolitik« so oft gesucht wird? (siehe @#691613 )
Wenn man einen Txet verröffentlicht sollte man ihn vorher nochmal durchlesen. Schon aus inhaltlichen gründen. Tppfhler kann man dann so nebenbei erledeigemn. Umgangsformen sind auch total unerläßlich. Kann mich aber nicht erinnern, jemanden beleidigt zu haben. Zumindest nicht persönlich. Nachweisbar sachlich begründete Beleidigungen (z.B. bezogen auf Umgang mit Sprache) machen jedoch mehr Spaß, treffen tiefer und sind außerdem erlaubt. Weil sie nämlich sachlich sind. Davon abgesehen kommt mir das ganze immer dadaistischer vor. Leute stellen lauter unklare Fragen und wollen damit Denkverbote anprangern. Ich bin daher ab sofort für die Einführung eines allgemeinen Denkverbots, weil ja sowieso immer komplett unklar ist, wer was wem sagen will und wieso, und weil man mit Leuten, mit denen man nicht reden kann, nicht reden kann. Das ganze wurde bereits treffend umschrieben bei Monty Python, wo mal jemand sagt:
Vielleicht bedeutet es das, vielleicht etwas anders. Was meine ich überhaupt mit dem Wort „Wort“. Was meine ich mit was, und was meine ich ohne was. Was meine ich mit meine ich mit meine ich mit, und warum meine ich, daß Sie das interessiert.
Guten Abend.
@#691617:
“ Lies doch mal nur eine Stunde lang die erwähnten „rechten“ Blogs und die empfohlenen „Experten“. Danach ist einem schlecht vor geballtem Fremdenhass, Besserwissertum und Faktenverdrehung. “
Demagogie macht zu lesen Spaß ! V.a. wenn sie so herrlich bigott daher kommt !
Lies dir mal die ganzen „linken“ Blogs durch, in denen sich voller Empörung über ein Häuflein rechtspopulistischer Kölner Demagogen echauffiert wird, als stehe das „Vierte Reich“ unmittelbar bevor.
Schau wie es denselben, die Tage vorher noch „Nazis raus“ brüllten, bzw. schrieben nicht einmal eine kurze Erwähnung wert ist, wenn in Berlin die Hisbollah sich zum „Al-Quds-Tag“ trifft, eine Organisation deren Vorbilder und Ziele an dieser Stelle keiner näheren Erläuterung bedürfen.
Wahrlich, es bedarf schon einer außerordentlichen Chuzpe, sich im Angesicht dieser Doppelmoral öffentlich auch noch als „die Guten“ zu präsentieren, die „Zivilcouragierten“. Haha
@#691623: was genau ist den bigott? sowas wie gutmensch? Haha!
Nein nein, das ist nur eine Eigenschaft des letzteren.
Einige Kommentatoren kramen fortwährend den Islam, andere den Neoliberalismus auf den Tisch. Jeder hat seine Vorlieben.
Der einseitige Müll auf PI etc. ist mir bekannt. Die Probleme der Multiplikation bzw. der Bestärkung von Vorurteilen sind offensichtlich. Die Zuordnung innerhalb des politischen Spektrums beantwortet jedoch nicht die Frage nach dem Erfolg derartiger Plattformen. Neben den lautstarken Rassisten wird es dort unterschiedlichste Motive geben. Umgekehrt ist es ja auch unsinnig alle Nutzer linker Plattformen als Stalinisten zu bezeichnen.
Der maßgebliche Unterschied besteht darin, dass es anscheinend keine linken Schlägertrupps gibt.
Die Diskussion zum Thema Islam/Integration/Einwanderung bewegt sich leider zwischen den Extremen „heile Welt“ und „Ausländer raus“. Beides ist realitätsferner Unsinn, der niemandem hilft.
Ich wiederhole meine Kernaussage:
Mein Anliegen ist die vernünftige Auseinandersetzung mit Themen, ohne bequeme Denkverbote und Automatismen.
Das gilt für beide Seiten.
@HCL
Eine gute Frage. Ich höre gerne zu und lese regelmäßig Quellen die nicht meiner Meinung entsprechen. Mein Bekanntenkreis deckt ein großes Spektrum ab. Ich denke die Vielfältigkeit hilft.
@Dietrich
Ich habe meinen Fehler erkannt und eingestanden.
Auch Ihren Standpunkt hinsichtlich des vernünftigen Umgangs mit der Sprache teile ich.
Was wollen Sie eigentlich? Passt Ihr Ego noch durch ein Scheunentor?
@Euphemist (#77):
Nö, das ist keine objektive Beschreibung der Diskussionsgegensätze. Das ist nur Ihre persönliche Sichtweise der Fronten. Und die unterscheidet sich z.B. von meiner ganz erheblich:
Erstens sehen die Gegner von PI, Pro-Köln und deren Sympathisanten nicht alle nur ‚heile Welt‘; zweitens würde ich den offen oder verdeckt vertretenen Standpunkt ‚Ausländer raus‘ nicht als ‚realitätsfernen Unsinn‘ verharmlosen, sondern ich verurteile ihn als menschenfeindliche Volksverhetzung, die ich als Bedrohung für viele meiner Mitmenschen ansehe. Und von jemandem, dem es um gerechte Lösungen für Integrationsprobleme geht (die ich entgegen ständiger gegenteiliger Unterstellungen sehr wohl wahrnehme), erwarte ich zunächst mal größtmögliche Distanz zu Ausländerfeinden. Ansonsten glaube ich ihm nämlich schon mal gar nicht, dass es ihm wirklich darum geht. Und über ‚Ausländer raus!‘ – egal in welcher Verkleidung – lasse ich mir keine Diskussion aufzwingen, das bekämpfe ich – und zwar kompromisslos!
Hier ein Link zu meiner Agententätigkeit:
http://de.youtube.com/watch?v=sBFBdQM7Eq4
@#691623: Strike.