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Bundesliga 30

Irgendwann saß Jupp Heynckes auf seiner Trainerbank, die Lippen zusammengekniffen, die Brille schon beinah beschlagen von dem starren, wutheißen Blick aus seinen zusammengekniffenen Augen, die Couperose-Äderchen auf den Wangen zu purpurnen Flüßen aufgebläht, wenn er einen Stock zur Hand gehabt hätte, hätte er nach den jungen Männern geschlagen, die da vor ihm den Rasen kaputttraten. Das war nach Minute 30. Der arme Mann.

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Bundesliga 29

Eleganz ist selten effektiv, im Gegenteil: in aller Regel will sie genau das nicht sein. Sinn der Eleganz ist es ja, ein ästhetisches Konzept herauszustellen genau dadurch, dass man auf Brauchbarkeit scheißt, pardon: sich entleert. Einen Bodenschleier zu tragen, weil man es sich leisten kann, langsam zu gehen. Einen breitkrempigen, geschwungenen Hut, weil man die Zeit hat, auf Luftstöße zu achten. Eleganz ist die Zurschaustellung der eigenen Sinnlosigkeit bei gleichzeitigem Versuch, genau diese Überflüssigkeit zu überdecken.

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Bundesliga 28

Heute, statt eines einzigen Themas, fünf Bemerkungen zu den Ereignissen der letzten Wochen.

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Bundesliga 27

Schade eigentlich, dass das Trainerkarussel Rangnick und Magath an alte Stelle hinerbrochen hat: was genau so faszinierend daran ist, dass Vorstände gerne mit Leuten zusammenarbeiten, mit denen sie bereits erfolgreich zusammengarbeitet haben, weiß ich nicht. Am Ende nichts oder sogar noch ein bisschen weniger. Es ist nur eine schöne Geschichte, und natürlich ist es sensationell, wenn man sich die Geschichte nicht mehr selber zusammenschustern muss, sondern sie sich komplett von selbst schreibt: sensationell früher Feierabend, da darf man schon mal jubeln.

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Im toten Winkel

Bald ist von der libyschen Revolution nichts mehr übrig. Demnächst wird wohl auch Bengasi fallen, ihre letzte Bastion. Zusammengeschossen von einem Wahnsinnigen. Und die Welt sieht wortreich zu.

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Gute Nacht, FDP!

Als ich das letzte Mal auf die Uhr sah, war es 11:57. Ich weiß noch, dass ich dann mit dem Kopf auf die Tastatur gefallen bin und während ich träumte versuchte, mit der Nase „Bitte aufhören“ zu tippen. Dabei hatte ich nur sieben Sekunden vom wahrscheinlich charismatischsten FDPler dieser Tage gesehen, darf ich vorstellen: Friedhelm Ernst, FDP Bruchsal.

Ich leg mich jetzt wieder hin.

via Kirsten Fuchs‘ Facebook-Dingens

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Bundesliga 26

Die Schweigeminute dauerte 15 Sekunden. Höchstens. Gladbacher und Bremer standen sich gegenüber, manche kauten Kaugummi. Dann bedankte sich der Stadionsprecher, Dante rückte seine Maske zurecht, Frings klatschte in die Hände.

Es wirkte alles fürchterlich banal. Einerseits. Aber auch rührend hilflos.

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20

Tätää

Onkel Paul war ein Nazi. Nicht aus Überzeugung, er selbst sah sich eher als Humanist alter preussischer Prägung. Der Zucht- und Ordnungszwang seiner Generation aber stand ab ’33 diesem Humanismus im Wege: Onkel Paul hätte, wenn er dazu gezwungen gewesen wäre, selbstverständlich einen Partisanen hingerichtet oder einen Juden verraten. Nicht, weil Hinrichtungen und Verrat seinen Überzeugungen entsprochen hätten, sondern weil es Recht und Gesetz gewesen wäre. Er war gesetzestreu bis zur Selbstaufgabe, ein Konservativer in der falschen Zeit. Dass er nach Ende des III. Reiches nie ganz zur Demokratie gefunden hatte, lag daran, dass er nicht undankbar sein wollte. Onkel Paul war Nazi aus Pflichbewusstsein geworden, und aus Dankbarkeit geblieben.

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Je weiß nicht, où je gehöre

Die Bundesregierung widerspricht Äußerungen des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, türkische Kinder in Deutschland sollten zuerst ihre Muttersprache lernen. Die Regierung sei der Überzeugung, „dass das Deutschlernen in der Bedeutung dem Türkischlernen zumindest gleichgestellt“ werden müsse, ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel durch ihren Sprecher Steffen Seibert erklären. Vizekanzler Guido Westerwelle und die FDP forderten gar, türkischstämmige Kinder müssten zuallererst die deutsche Sprache beherrschen.

Ich verstehe das nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst zweisprachig bin. Und ich mich noch daran erinnern kann, wie das als Kind gewesen ist.

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Bundesliga 24

Man müsste eigentlich über Dortmund reden, aber seit Wochen wird über Dortmund fortwährend das gleiche geschrieben, immer das gleiche geschrieben, durch die Bank wird das gleiche geschrieben, das gleiche das gleiche das gleiche, so sehr das gleiche, dass es eigentlich das selbe sein könnte. So abwechslungsreich das Dortmunder Spiel ist, so erschreckend uninspiriert sind die Fragen, die es aufwirft.

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Bundesliga 23

In keinem Hollywoodfilm identifiziert man sich mit dem Mächtigen, immer nur mit dem Rebell. Es gibt keinen guten Film über eine Machtkonsilidierung. Packende Geschichten gehen immer nur über Umstürze, um Momente, wo die Ordnung in Aufruhr gerät. Der Fussball liefert diese Geschichten zuverlässig, weil es eines der wenigen Spiele ist, das auch der Unterlegene gewinnen kann (auch wenn das angemessen selten ist).

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#25bahman

Die arabische Welt befindet sich weiter im Aufruhr. In Libyen, Jordanien, Jemen und Bahrain gehen Menschen auf die Straße. Wir erleben den großen demokratischen Aufbruch der arabischen Welt: Vielleicht fängt dieses Jahrhundert nicht mit 9/11 an, sondern jetzt.

Während über Libyen und Jordanien hin und wieder in der Presse berichtet wird, haben Jemen und Bahrain bisher ein publizistisches Schattendasein gefristet. Ein paar Hintergrundinformationen plus Links, die auf aktuelle Seiten mit Material verweisen, nach dem Klick.
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