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Toni Mahoni — „Gebratene Störche“

Toni Mahoni ist ein Freund alter Schule.
Freund in eben diesem Sinne: jemand, der all denen, die ihn im Guten und Schlechten begleiten einfach alles nachsieht, weil Freundschaft und Liebe Teil des Lebens sind, das ja auch nicht immer hundertpro Zucker, oder in Tonis Sinne: ein duftender Braten ist.

Seine Freundin Peggy Maschke z.B. hat schier unerschöpfliches Potential zur Nervensäge: Gegen Konsum trägt sie ausschließlich abgewetzte Bademäntel und besabbert Gratis-Häppchen in der Delikatessenabteilung des KaDeWe, überredet einen Haufen Knackis, vor der St. Hedwigskathedrale klerikalen Päderasmus und Sexismus vor Skulpturen kopfüber gekreuzigter nackter Frauen anzuprangern, und sie füllt Automaten mit Bauschaum, wegen Automatenbösigkeit. Natürlich ist Peggy Vegetarierin, interessiert sich aber ausschließlich für fleischfressende Pflanzen, sieht in der Zigarrette die Macht der Tabakindustrie über den Menschen versinnbildlicht, nistet sich aber klammheimlich in die männliche Nikotin-Fleisch-WG ein, durch deren Weinvorräte sie sich süffelt, weil Eigentum Diebstahl ist. Oder so.

Und während Toni sich, um über die Runden zu kommen, von Job zu Job hangelt (Tellerwäscher, Florist, Schrottsortierer, Risiko-Aktienspekulierer), verbringt Peggy wegen einer Überdosis Kunst den größten Teil des Tages in seinem Bett, von wo aus sie ihn bei der Arbeit hin und wieder telefonisch über den aktuellen Gemütlichkeitsstand informiert. In ihren aktiveren, oder besser: aktivistischeren Phasen nutzt sie die Wohnung, um mit ihren Kommilitoninnen eine feministische Votze-Brüll-Performance zu proben, die Tonis eher Muschi-freundlichen Mitbewohner so verschreckt, dass sie in angstverschwitzter Panik ihre Rechner von jeder Fleischdatei befreien.

Möchte man mit Peggy Bekanntschaft machen?
Nö.
Und doch wächst sie einem genauso ans Herz wie all die anderen schrägen Vögel aus dem Mahonischen Universum, von deren Unvollkommenheit er mit einer so unkoketten Wärme berichtet, dass man das Bedürfnis hat, ihn anzurufen, um sich nach dem Wohlergehen jedes einzelnen zu erkundigen.

„žGebratene Störche“ ist ein unkalkuliertes Erstlingswerk über die Kunst, dem Leben ein Maximum an Leckereien abzugewinnen, indem man es nimmt, wie“™s kommt: leicht.

Und trotzdem es fast immer um Essen, Trinken, Rauchen, Spaß und Schabernack geht, ist „žGebratene Störche“ ein seltener Schatz zwischen all den Werken zeitgeisternder Junghedonisten.

Denn selbst wenn sich Toni und Mitbewohner Pierre der Aufgabe stellen, etwas absolut sinnloses zu tun, kommt dabei nicht nur eine 1A Geschichte heraus, sondern die sehr ansteckende Lust daran, es ihnen gleich zu tun, dem langweiligen Ursache-Wirkungsprinzip den Mittelfinger zu spendieren und endlich etwas zu schaffen, das einzig und allein ist, um zu sein.

Die Figur Toni Mahoni ist fast schon ein kleines bisschen Pu Bär und das ist mehr Lob, als ich von mir selbst erwartet hätte.

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Irgendwat Is Immer (Neues Album/ CD)
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Toni Mahoni war ein paar Jahre lang Spreeblick-Videocaster, inzwischen tingelt er mit seinem Programm durch die Weltgeschichte, videocastet auf seiner eigenen Site und schreibt auch noch Bücher!

13 Kommentare

  1. 01

    Rock’n’Roll!

  2. 02

    So lange Toni nicht zu denen gehört, die nichts anderes zu tun haben als im Fastfoodrestaurant die Tageszeitung zu studieren ist mir alles willkommen

    Scherz Herz Schmerz

    ;-))

  3. 03
    heike

    „Möchte man mit Peggy Bekanntschaft machen?
    Nö.“

    hihi.
    aber sympathische kritik. gefällt.

  4. 04

    Rock“™n’Roll und eine wirklich gute Kritik ;)

    „”“”
    Die Mulme:
    http://www.berlinsocial.net/pg/profile/mulme

  5. 05

    Schön wars gestern, auch, wenns bei Dussmann war.

  6. 06
    msy

    o.k. gekauft

  7. 07

    „Allet wird jut …“ habe Toni am Montag persönlich bei Dussmann getroffen. War echt super ihn live zu erleben. Bin auch schon kräftig am Lesen seines Debütromans „Gebratene Störche“ und stolz auf die Widmung „Für Jens von Autor zu Autor – Toni Mahoni“. Mit Sicherheit gibt es von mir in nächster Zeit auch eine Rezension zum Buch im Netz zu lesen. Aber erst einmal, um es annähernd mit Tonis Dialekt-Jargon auszudrücken: „Muss ick did Ding erst ma les’n. Also rinjehaun“ …

    http://dertausendfuesslerroman.wordpress.com/2010/02/23/toni-mahoni-und-jens-bohme-allet-wird-jut/

  8. 08
    Thomas

    „Marktplatz“ wird – ach Quatsch ist – der Hit des Jahres!

  9. 09

    @#748170:
    Nachtrag

    Erst jetzt habe ich gesehen, dass Toni Mahoni
    auch schon 2007 ‚Stimmgewaltig‘ präsent war.

    Guckst Du

    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/988032/Oskar-&-Bertha?flash=off

    Mögliche Flashs ereilen einen wenn man
    http://www.spreeblick.com/?s=Toni+Mahoni
    anklickt.

    Alle Informate ähh Informationen sind frei verfügbar.
    Danke schön

  10. 10
    claus

    Hallo liebe Leser habe heute eine Seite gefunden die unendliche fiehle möglichkeiten bietet im Garten hier ist http://www.Gartenelasing.ch

  11. 11

    @#749183: Safari kann den Server nicht finden.

    Vielleicht meinte der Verfasser nur gutes zu berichten.
    FF
    http://stadt-bremerhaven.de/videos-zum-sonntag-zeitraffer-inside

    Glaube immer an das Gute. ;-)

  12. 12
    jevj

    So was gutes bei http://www.Garteneleasing.ch. Bambus, Stauden

  13. 13
    DRKtante

    Gelesen. Supi!!! :D