This is a special announcement for the german people from the West Coast (unbedingt groß schreiben, also wie: West Coast). Wie fühlt sich sowas an? Einen Artikel für Spreeblick zu schreiben? Ist es etwas anderes, einen Artikel für 500 oder einen für derzeit 50.000 Leute zu schreiben? Gleich mal vorausgeschickt: ja, tut es. Es fühlt sich anders an.
Wählt man deshalb seine Worte anders? Wird man relevanter in der Themenauswahl, wird man stromlinienförmiger oder richtet man sich mehr am Publikum aus? Mit Sicherheit nicht und jeder der hier mit einem Ja gerechnet hat, kennt diese Sorte von Bloggern nicht, die sich von niemandem den Mund verbieten und die schreiben wie sie reden, die auch mal Ihre Leser als Hurenböcke bezeichnen (Ja, genau DU!) und ansonsten mit Leidenschaft an die unbezahlte Arbeit gehen um mit einer winzigen Wortaneinanderreihung der Welt ein zumindest kleines Stückchen Ehrlichkeit zurückzugeben, die sie und die Menschen darin eigentlich verdient hätten, die ihr und den Menschen darin aber leider immer wieder verweigert wird.
Heute morgen (Los Angeles Zeit: 6.00 Uhr, bei Euch: 15.00 Uhr) sah ich auf CNN ein Live-Interview mit Mr. George Bush himself. Das erinnert mich daran, dass ein neuer Song der Clap your hands say Yeah! „žSatan said dance“ heißt, fragt mich jetzt aber nicht, woher diese Assoziation stammt, aber ich schweife ab. Georgie erzählt vom Krieg und davon, was seine Motivation war und er erzählt, die Berichterstattung der Medien über Bombenattentäter von Widerständlern würden dem Terrorismus in die Arme spielen und würde deren Strategie einer Atmosphäre der Angst erst möglich machen. Ja, die klassischen Medien seien eigentlich Schuld an der Situation eines am Rande des Bürgerkrieges stehenden Iraks. WTF!!! Was erlaube Strunz! 2 Minuten später wiederholt er die Lügen vom demokratischen Afghanistan und die Lügen vom demokratischen Irak und weitet am Rande seine Forderungen gegenüber dem Iran noch aus: dieser darf nicht nur keine Atombombem bauen (ein Standpunkt den ich angesichts der Aussagen des Iranischen Präsidenten zu Israel durchaus teile, obwohl man auch hier fragen kann, warum die USA dann welche haben darf ob ihrer Standpunkte gegenüber dem Iran), nein, auch das WISSEN um die TECHNOLOGIE darf ihnen unter keinen Umständen zugänglich gemacht werden. Well.
Ein Land of the Free und die selbsternannten Erfinder der Free Speech und die Bringer von Demokratie und Wohlstand wollen WISSEN filtern, kritisieren aber zeitgleich Länder wie China? In derselben Pressekonferenz wird Mr. Bush noch erzählen, dass er Länder die gegen die Weltgemeinschaft arbeiten zum kotzen findet. Bildlich gesprochen. Der Witz ist: ich dachte zuallererst und für eine komplette ganze Minute er meint tatsächlich die USA und den Internationalen Gerichtshof oder die USA und Kyoto oder die USA und die Menschenrechtsdings der UNO und die USA und (…eigenen Content einsetzen…) Das ist sicherlich kein neuer Hut, eher ein sehr alter sogar. But on thing IS for sure: er muss gefressen werden, dieser Hut, finally. Mit Senf oder ohne. China schickt Blogger in den Knast? Meine Antwort? China braucht mehr Blogger! Wir sollten uns vermehrt darum kümmern, Regierungen auf Missstände hinzuweisen und zwar auf allen Seiten und bei Bedarf Druck erzeugen durch die Schaffung einer kritischen Öffentlichkeit, alles was wir dazu brauchen sind: MEHR Blogger, MEHR Menschen, die schreiben, MEHR Meinungsäußerer. Nicht nur Meinungshaber sondern Meinungsäußerer. Menschen, die Stuss hören und sofort öffentlich aufschreiben, was da eben für ein Dreck durch die Kanäle gejagt wird. Und Menschen die sofort danach dieses lustige und eigentlich schrecklich blöde Video posten. Denn so sind sie, die Menschen: haben zu allem eine Meinung und lachen gerne. Übrigens: Die Landschaft sah grandios aus, die Lichter Bel Airs zu Regenbogen gebrochen im nebeligen Regen über den Hollywood Hills. In Los Angeles hat’s gestern geregnet wie Sau!
update: Genau das hatte ich gemeint, Felix. Wir machen so einen Druck mit Masse, so dass klassische Medien nichts anderes tun können, als darüber zu berichten. So gesehen stimmt die These von Johnny auf der Cebit: Blogger etablieren sich als von mir mal „žEcho“- und „žTiefen“-Journalismus, da er einerseits auf Medien-Berichterstattung reagiert und ihr damit Relevanz und auch Bewertung verschafft (siehe Du bist Deutschland) oder eben in Tiefen gräbt, die klassische Journalisten nicht mit der Kneifzange anfassen, weil die kritische Masse fehlt (siehe Euroweb). Am I right oder am I right?
yes rene, you are damn right.
ich kann mir vorstellen dass dieses szenario irgendwann funktioniert. ob es aber einfach „nur“ mehr blogger braucht, oder ob es mehr blogger braucht die eine grosse leserschaft erreicht (und damit ein gehoeriges gewicht mitbringen) sei dahingestellt. wahr ist dass die wahrscheinlichkeit etwas zu bewirken waechst um so mehr auf missstaende aufmerksam gemacht wird.
wahr ist aber auch dass es trotz oeffentlichkeit, trotz uno-, gerichtshof-, oder (eigenen content einsetzen)-beschluesse moeglich ist saemtliche wahrheiten oder selbst auferlegte regeln zu missachten und sich einen dreck darum zu scheren was andere denken/fuehlen/sagen wenn es einem nicht in den kram passt.
der film nine eleven hat ganz bestimmt eine grosse masse erreicht und oeffentliche aufmerksamkeit gehabt (weltweit). die wirkung scheint mir verpufft zu sein. das ist bitter und desilusionierend, zeigt aber auch mit welch einer kaltschnaeuzigkeit in der administration bush vorgegangen wird. ich vermute niemand aus der amerikanischen regierung hatte ernsthafte konsequenzen durch den film zu befuerchten. alles geht weiter wie bisher.
gestern abend im rbb bei thadeusz war roger willemsen zu gast. herr willemsen hat ein buch geschrieben in dem er ueber und von menschen berichtet die in guantánamo festgehalten wurden und wie sie diese zeit erlebt haben. und obwohl ich nun nicht ueberrascht war dass laut herrn willemsen dort ganz unschuldige menschen ohne rechtlichen beistand festgehalten werden wurde mir erneut ganz bitter klar: es passieren sachen in dieser welt von denen jeder weiss, die ganz offentsichtlich falsch sind, die so nicht passieren duerften und trotzdem passieren sie (ganz egal wieviel aufmerksamkeit man darauf lenkt). wenn ueberhaupt, dann lassen sich veraenderungen nur in ganz kleinen schritten herbeifuehren und aendert sich tatsaechlich einmal etwas, dann ist dass noch lange kein „sieg“ denn schon morgen passiert das gleiche wieder (vielleicht sogar von den gleichen leuten zu verantworten).
Schwupps. Alle weg. :)
bloggen = verändern in kleinen schritten .. :-)
vielleicht ist der ist-zustand der bloggerszene jetzt erst der anfang des demokratischen soll-zustands?
wann gab es in der geschichte jemals diese möglichkeiten?
ein wenig optimismus wird langfristig berge versetzen.
hut ab, rené.
(fragte da nicht neulich mal jmd, warum es keine politischen themen in den blogs gibt? gibt’s doch.)
Das Wissen um die Technologie der Kernspaltung ist inzwischen zum Allgemeinen Gut der Menscheit geworden. Dieses Wissen einem einzelnen Land abzusprechen, während man bei anderen Ländern ganz anders argumentiert und selbst das grösste Arsenal von ABC Waffen besitzt, ist inkonsequent und unlogisch.
Ich halte diese Atomfrage ja nach wie vor für wesentlich aber gleichzeitig bin ich mir darüber im klaren, das man damit versucht Diskussionen über den vom Iran angedachten Ölhandel in Euro abzulenken. Angebote zur Vermittlung des sich im Irak zuspitzenden Konfliktes zwischen Schiiten, Suniten und Kurden fristen neben der Atomfrage auch nur ein Schattendasein.
Bis jetzt haben Blogger einfach noch zu wenig dazu beigetragen Themen die von der breiten Medienwelt ignoriert werden (z.B. die Top Ten auf http://www.nachrichtenaufklaerung.de/) aufzugreifen. Hoffen wir das beste für die Zukunft und das, das was mit lustigen Videos klappt, auch mit ernsteren Themen möglich ist.
hoffentlich behalten die den rené nicht gleich da… oder verschleppen ihn nach guantanamo…
Damn right, René. Die Grassroots haben ihr Medium gefunden. Zu Bush schreib ich jetzt lieber nix.
Und, jochen: bei mir wirkt nin eleven immer noch nach. Und the Corporation, was zwar nicht ganz dieselbe Thematik ist, aber in die gleiche Kerbe haut.
[…] Ein Land of the Free und die selbsternannten Erfinder der Free Speech und die Bringer von Demokratie und Wohlstand wollen WISSEN filtern, kritisieren aber zeitgleich Länder wie China?
Naja – das würde ich jetzt aber schon wenigstens „etwas“ differenziert sehen. Für mich es es dann durchaus ein Unterschied ob es um (Presse)Zensur in China oder das Wissen um die Atombombe im Iran geht…