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Adventskalender 2015 – Tag 10

Wie im vergangenen Jahr wird euch auch 2015 der Spreeblick-Adventskalender begleiten, Johannes legt sich ins Zeug und präsentiert grandiose oder mindestens bemerkenswerte Perlen der deutschsprachigen Popkultur. Alle Einträge für 2015 sind hier zu finden.

10_Ramona

„Ihre Verbindung wird gehalten“ – heute zu Ramona Kraft, die 1971 stichhaltig belegt, dass sie einfach telefonieren MUSS, dass sich telefonieren wunderbar auf passieren und kapieren reimt und dass sie dabei auch noch ihr ganzes Geld für die Telefonrechnung aufwendet.

Vielleicht spricht sie aber auch gerade mit Linda Übelherr und mit Gertrude Wirschinger, und da kapieren die drei, dass sie mit einem Nummer 1 Hit in den USA vielleicht alle Sorgen um hohe Rechnungen loswerden könnten?

Auf alle Fälle finden sich die drei 1974 zur „Silver Convention“ zusammen und gewinnen ein Jahr später die Goldmedaille, mit „Fly Robin Fly“ stürmen sie die Billboard Charts nach ganz oben, das war mit einer deutschen Produktion vor ihnen nur Bert Kaempfert gelungen (mit „Wonderland by Night“, 1960). Silver Convention waren neben Donna Summer die erfolgreichsten Vertreter des sogenannten „Munich Sound“, der in dem Discojahrzehnt durch besonders dominante Streicherarrangements auffiel:

Ramona behielt bei Silver Convention ihren bürgerlichen Namen, während sich Übelherr als Linda G. Thompson und Wirschinger als Penny Mac Lean auf das internationale Parkett bewegten. Alle drei machten auch Soloproduktionen, und besonders der „Lady Bump“ von Gertrude bleibt einem doch lebhaft im Gedächtnis:

Wie heißt es im Lexikon dazu so schön: „Der Bump ist ein Modetanz aus den 70er Jahren, bei dem sich die Tanzpartner im Rhythmus mit den Hintern, bzw. mit der Hüfte anstoßen, sich aber sonst nicht berühren.“

Ramona heißt heute Wulf, lebt und arbeitet als Psychotherapeutin in Berlin, ist verheiratet und hat drei Kinder, und eine Facebook-Fanseite.

Bleibt am Apparat, morgen geht es weiter mit der Reihe „Klingeltöne“,
Johannes

5 Kommentare

  1. 01
    telefon kraft

    Also das Ramona Cover – ich finde es erstaunlich, das man scheinbar in den 70ern keine Probleme gehabt hat eine Minderjährige so abzubilden. Oder schätze ich das falsch ein?

  2. 02
    Johannes

    @#1702772:

    Das schätzt Du völlig richtig ein, finde ich.
    Allein schon wegen des unsagbaren Schuhwerks hätte das Jugendamt damals längst…
    jedenfalls war die erste Single von Ramona Kraft „ich brauche was und das bist du“ sowie „Liebe ist ein schönes Spiel“ – und da war sie gerade mal 16.

    Andere Zeiten, andere Sitten(losigkeit). Vielleicht hat erst die Mini-Playbackshow 20 Jahre später das Bewusstsein für diese Problematik ver- und dann geschärft.

  3. 03

    @#1702772: @#1702777: Man erinnere sich an „17 Jahr, blondes Haar“ („Wie find‘ ich zu ihr?“).

  4. 04
    Lemmy

    Schallendes Gelächter! Das sind natürlich Probleme…
    Natürlich hat man damals Minderjährige so abgebildet.
    Die liefen ja auch so auf der Strasse rum.
    Die Mode war damals nun mal so.
    Heute bilden sich viele Minderjährige im Web selbst ab…

  5. 05
    telefon kraft

    @#1702832: Ja, ja das ist mir schon alles klar. Aber ich find es erstaunlich, das heute so ein Cover sehr wahrscheinlich als sexistische Wichsvorlage für tendenziell Pädophile bezeichnet werden würde aber damals eben Popkultur war.