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Studentische Mitbestimmung – ein Weg aus der Bildungskrise

Die aktuellen Studierendenproteste sind an einem Punkt erstaunlich: Sie erhalten unheimlich viel medialen Zuspruch, obwohl sie noch relativ verhalten sind. Der Protest wird zwar an vielen Unis laut, doch überall sind es wenige hundert Aktive, was bei Unis, die meist einige 10.000 Immatrikulierte zählen, selten mehr als zwei Prozent der Studierenden ausmacht.
Die Seminare laufen in fast voller Besetzung einfach weiter, geht man in die Unis rein und schaut sich da um, erscheint der Aufstand nicht sehr breit. Dabei wäre ein breites Engagement sehr nötig, wenn nicht gar für eine der meiner Meinung nach wichtigsten Forderungen dieses Protests elementar: Der Forderung nach mehr studentischer Mitbestimmung an den Unis.

1. Ein klassisches Klischee des Unibetriebs ist, dass die Professoren neue Forschungsideen aus ihren Seminaren gewinnen, dort ausprobieren und die von den Studierenden erbrachten Ergebnisse später in Publikationen als die ihrigen verkaufen.
Das wäre im Sinne der Einheit von Forschung und Lehre erstmal gar nicht falsch, wenn Studierende dann auch etwas davon hätten. Im guten Fall ist dem so: die Studierenden lernen etwas und bekommen so die fürs Examen nötigen Leistungsnachweise. Aber Mitreden in Forschungsangelegenheiten dürfen sie nicht, sie haben keine ernstzunehmende Stimme in den Unigremien. Oft haben sie nur beratende Stimme, da wo sie mitentscheiden dürfen, werden sie ihre Interessen nie gegen die überall vorhandene absolute Mehrheit der Professoren durchbekommen (selbiges gilt auch für die Unidozenten ohne Lehrstuhl und andere Mitarbeiter).

2. Nicht zuletzt durch die Bachelorreform der letzten Jahre sind aber viele Lehrveranstaltungen zu reinen Lernveranstaltungen reduziert worden. Abprüfbares Wissen wird bereit gestellt, offene Forschungsfragen kommen seltener vor.
Die Studiengänge wurden durch die Gremien eingeführt, in denen Studierende höchstens mitreden dürfen.

3. Immer mehr Forschung findet abgekoppelt vom universitären Regelbetrieb statt. Durch die Kürzung der regulären Finanzmittel der Unis und den als guten Wettbewerb verbrämten Run um Stiftungsgelder und andere Drittmittel für die Forschung findet genau diese Forschung in Projekten statt, die zwar noch die Büros, Labore, Internetanschlüsse und Personalverwaltungen der Unis nutzen, aber nicht mehr in den Lehralltag integriert sind. Alle im Rahmen der Exzellenzinitiative geförderten Einrichtungen beispielsweise holen Studierende erst ab der Promotion hinzu. In den Forschungsprojekten arbeiten Mitarbeiter, die befristete Verträge mit kurzzeitiger Laufzeit oft ohne Lehrverpflichtung haben.
Nicht nur, dass diese (meist Nachwuchs-)Forscher selbst nicht in den dauerhaften Betrieb der Uni mit ihren Entscheidungsgremien integriert sind, Studierende der grundständigen Studiengänge bekommen genau wegen dieser Abkopplung hier von nichts mit. Und manchen passt das gut in den Kram. Es soll Unileitungen geben, die in internen Runden davon reden, dass ihnen eine Uni ohne Studierende am liebsten wäre.

4. Die Kürzung der regulären Finanzmittel und die Beschäftigung der Forscher in den Drittmittelprojekten geht einher mit einem massiven Abbau an regulären Stellen im sogenannten Mittelbau, also den Dauerstellen für Forscher zwischen Examen und Professorentitel. Diese Stellen fehlen in der Lehre.
Aufgefangen wird das teilweise durch Stellen, die durch 16 Wochenstunden Lehrverpflichtung definiert sind. Das sind acht Seminare pro Woche mit jeweils Vor- und Nachbereitung. Selbst, wenn man jahrelang den gleichen Stoff vorbereitet, die Nachbereitung bei oft mehr als hundert Teilnehmern pro Seminar, die alle Hausaufgaben, Klausuren und Hausarbeiten abzugeben haben, zeigt, das hier gerade bei bestem Willen und Engagement für die Studierenden kein Platz mehr für Forschung bleibt. Lehrwissen und Forschungsneuerungen werden so auseinandergerissen, Studierende bekommen alten Kram serviert.

Dies zu ändern ist Studierenden kaum möglich, solange sie nicht angemessen an der universitären Selbstbestimmung beteiligt werden.
Es kann ihnen aber erst recht gar nicht auffallen, wenn sie die Uni als Durchlauferhitzer auf dem möglichst schnellen Weg zum angeblich so unsicheren Job verstehen (die Akademikerarbeitslosigkeit ist immer noch auf konstant niedrigem Niveau – in allen Fachgebieten), statt sich auch für die Umstände zu interessieren, die eine Universität ausmachen.
Solange sich die Studis nicht als elementarer Teil der Uni begreifen, so lange fällt es denen leicht, die sie nur als (noch) unvermeidbaren Ballast im Wettbewerb um Forschungslorbeeren verstehen.

Es ist eine Frechheit, dass Studierende keine echte Chance haben, auf regulärem Weg in den Unigremien mitzubestimmen, was mit ihnen und ihrer Uni geschieht. Nicht nur, weil Studierende hier wie Kinder behandelt werden, wo sie in der Regel ansonsten in der Gesellschaft als Volljährige zählen. Sie dürfen ab 18 Firmen und Familien gründen, in den Bundestag einziehen, das nationale Selbstbewusstsein als Fußballfastweltmeister stärken, das Grundgesetz am Hindukusch verteidigen. In jedem Betrieb, der mindestens fünf Mitarbeiter hat (zur Erinnerung: Unis haben allein zehntausende Studierende ), gibt es einen Betriebsrat, in dem volljährige Azubis mitbestimmen können. Studierende aber müssen nehmen, was man ihnen vorsetzt.
Das ganze wird mit Studiengebühren noch aberwitziger. Da werden Studierende zu Verbrauchern ohne geregelten Verbraucherschutz. Dann hilft nur noch der Boykott. Die Studierenden nennen es Streik.

Das Schlimme ist: es scheint die Mehrheit der Studis nicht zu stören, unmündige Kunden zu sein.

So ein Bildungsstreik bedeutet für die aktiven Studis viel Kraft und Aufwand und mitunter gar ganze Semester mehr an Studienzeit. Zwar lässt sich bei Besetzungen und Plenumsdiskussionen viel fürs Leben lernen, die Scheine fürs Examen kommen so aber nicht zusammen.
Währenddessen sind die Proteste für Unis, die wenig Bock auf ihre Studierenden haben, bequem. Alle paar Jahre mal ein paar Diskussionsveranstaltungen, etwas höhere Reinigungskosten im besetzten Hörsaal, der je nach Belieben von der Polizei geräumt wird. Verglichen mit der regelmäßigen Auseinandersetzung mit den Studierenden in den Entscheidungsgremien ist das kein Auwand.

Ohne größere Beteiligung und ohne den Erfolg, mehr Mitbestimmung zu bekommen, wird sich die Bildungsprotestlogik weiter wiederholen. Wenige kämpfen sich ab, nichts ändert sich. Wie frustrierend.

59 Kommentare

  1. 01
    andreas

    das klingt frustiert! einer von den wenigen protestlern? :)

    eines verpassen die ganzen protestler übrigens in den letzten jahren entscheidend: die studierenden abzuholen, wie man so schön sagt.

    und mitbestimmung wollen irgendwie auch nur die, die sich im hörsaal einschließen und die wundern sich dann, warum sie so wenig unterstützung erfahren.

    die ganzen studentischen vereinigungen wollen in meinen augen auch nur das, wovon sie selbst am meisten profitieren. und das weist viel zu wenig schnittmenge mit dem unialltag auf.

  2. 02

    „In jedem Betrieb, der mindestens fünf Mitarbeiter hat (zur Erinnerung: Unis haben allein zehntausende Studierende ), gibt es einen Betriebsrat […]“

    Äh, nein. Ab 5 ständigen Arbeitnehmern kann ein Betriebsrat gewählt werden. Muss nicht.

  3. 03

    Richtig…es ist schon bitter das so wenige mitmachen. Ich würde mich gerne an den morgigen Bildungsstreiks beteiligen – allerdings bin ich auf der Berufsschule+FOS da gehts nicht (besonders in der Probezeit)

  4. 04
    cato

    Ziel eines Streiks ist es üblicherweise einem Entscheider so zu schaden/zu nerven, dass er den Forderungen nachgibt. Das klappt bei klassischen Arbeitgeber/Arbeitnehmer-Konstellationen wunderbar: Der Arbeitgeber hat keine Produkte mehr, die er verkaufen kann, er macht Verlust, den Arbeitnehmern werden ihre vergleichsweise geringen Lohnausfälle von der Gewerkschaft erstattet.

    Wenn Studierende streiken schaden Sie leider nicht den Entscheidern (Hier Rektoren und Minister) sondern in erster Linie sich selbst, indem die angebotene und oft teuer bezahlte Wissensvermittlung nicht annehmen. Selbst wenn es ein probates Druckmittel wäre, gibt es kein zu Gewerkschaften vergleichbares Instrumentarium, dass die entstehenden Verluste ausgleichen könnte.

    Dieses Dilemma haben die meisten Studenten erkannt und sich daher gegen diese ineffektive Form des Protestes entscheiden.

  5. 05
    McSpotnik

    @Leo: Einspruch euer Ehren: Das ist Korinthenkackerei und ändert an der Sache gar nichts.

  6. 06

    Ich studiere VWL. Viele meiner Komilitonen sind gegen die Ideen der Demonstranten, vor allem BWLer. Viele interessiert nur noch die eigene Abschlussnote und sonst gar nichts mehr.

  7. 07

    die mangelnde beiligung and festlegung von akademischen zielsetzungen mag unter anderem daran liegen, dass heute schon seminararbeiten umfangreicher sind, als doktorarbeiten vor 100 jahren, als doktoranten meistens nur wenig aelter als 22 jahre waren (heute in etwa das einstiegsalter vieler studenten).
    das wissen, welches in den letzten 100 jahren in allen bereichen angehaeuft wurde ist schlicht unglaublich. wie soll das ein normaler student auch nur ansatzweise ueberschauen, was zweifelslos noetig ist, wenn er mitsprechen moechte.

    der betriebsrat erschliesst sich mir nicht. sind denn studenten produktiv fuer die universitaet taetig?
    sie bekommen eine ausbildung. in deutschland nach wie vor umsonst (der unkostenbeitrag der bisland bezahlt wird kommt fuer die kosten nicht auf). voellig unverstaendlich, warum studenten, die durch ihr studium einen unglaublichen vorteil auf dem arbeitsmarkt erwerben von der nicht akademischen mehrheit, die taeglich arbeiten geht finanziert werden soll!

  8. 08
    *ch*

    @ Hofnarr Florian

    Und genau deshalb sollen die auch Studiengebühren zahlen. Nicht nachdenken, auswendig Gelerntes bestimmt den BWL-Uni-Alltag. Keine Meinung haben, nichts hinterfragen,… Das Schöne ist dabei nur: Lehrkräfte werden so auch nicht benötigt.

  9. 09

    Ich kann @#738037 nur zustimmen. Ich halte das auch für den wichtigsten Grund, weshalb so wenige sich an den Protesten beteiligen.

    @#738042: Die Studenten, die später in ihren akademischen Berufen Steuern zahlen, gleichen das doch wieder aus. Zudem denke ich, dass sich eine Gesellschaft Forschung und Studium leisten sollte. Schließlich hat die Gesellschaft etwas davon, wenn Forscher neues Wissen generieren und das Leben irgendwie verbessern.
    Ich kann dir aber auch zustimmen und glaube, dass die Wirtschaft ihren Teil zur Finanzierung beitragen muss. Ich finde es einfach nur zynisch, wenn das Studium an sich immer weiter auf Belange der Wirtschaft zugeschnitten wird, damit Betriebe bessere Arbeitskräfte bekommen. Die Betriebe, die dann später von den Uni-Absolventen am meisten haben, bezahlen für diese Ausbildung nichts. (Von den Steuern einmal abgesehen) Da sollte eine Umstrukturierung vorgenommen werden.

  10. 10
    Franz

    Ich geh jetzt nicht näher auf die Inhalte der ganzen Sache ein, ich will nur eins an deinem Artikel kritisieren: Du sagst, wir erhielten unheimlich viel medialen Zuspruch, obwohl wir so wenige seien.
    Ja, wir sind wenige, das stimmt. Es werden hoffentlich mehr, aber bisher scheint die Einstellung zu sein „Ich muss lernen und das geht ja in einem besetzten Audimax nicht“. Find ich schade.
    Aber: unheimlich viel medialer Zuspruch? Es hat 3 Wochen gedauert bis die Wiener Proteste in den deutschen Medien richtig ankamen, 4 Wochen, bis die Proteste auf der Seite 1 der taz waren und ebenso lang, bis die Proteste in der Tagesschau dargestellt wurden. Auf zeit.de muss man immer noch bis ganz runter zur Artikelübersicht, um was zu finden und in der Rubrik Studium is es nichtmal der erste Artikel…bis vor wenigen Tagen haben die Medien das Thema ignoriert oder nur am Rande erwähnt. Wenn es irgendwelchen medialen Zuspruch gegeben hätte, der die Gesellschaft tatsächlich informieren/aufwecken will, wäre das auf den Titelblättern zu verzeichnen gewesen.

    oh, @cato (4)/michael(9): Jegliche Vorlesungen in den blockierten Hörsälen wurden verlegt und finden statt, und das gilt meines Wissens für jede Uni. Wenn das nicht so wäre, wäre eine Besetzung auch nicht über mehrere Tage tragbar. „Ich muss lernen und das geht ja in einem besetzten Audimax nicht“, wie gerade gesagt, scheint mir der Hauptgrund zu sein, denn im Gespräch mit Kommilitonen stehen die meisten hinter den Forderungen, aber leider nicht im Audimax.

  11. 11

    Bist du noch Student, Björn?
    Ich persönlich als Student der TUM habe weder das Gefühl dass die Studiengebühren schlecht verwendet werden, noch dass ich ein „unmündiger Kunde“ bin. Ich kann da natürlich sicher nicht für „die Studenten“ an sich sprechen, aber es ist nicht so dass ich das Gefühl hätte nichts für mein Geld zu bekommen. Die Entscheidung, ob Studiengebühren nötig sind oder nicht, kann man ohne harte Zahlen nicht beurteilen, deswegen maße ich mir hierzu keine Meinung an, es ist allerdings bei uns seit Einführung der Studiengebühren sehr stark erkennbar dass wirklich investiert wird (neues Mobiliar, mehr Praktikums/Hiwiplätze, mehr Tutorübungen, mehr ausgeschriebene Stellen/Diplomarbeiten etc. etc.).
    Das alles als selbstverständlich zu betrachten und gleichzeitig nicht zahlen zu wollen ist ziemlich kurzsichtig, zumindest wenn man studiert weil man sich für ein Fach interessiert und eine gute und interessante Ausbildung bekommen will und nicht einfach nur weil einem der studentische Lebensstil an sich gefällt.
    Ich hab da in meinem Umfeld auch ehrlich gesagt noch keine groß anderslautenden Meinungen gehört (und nein, ich studiere nicht BWL) und bin mir ziemlich sicher dass die Hörsaalbesetzer in den allermeisten Fällen nicht behaupten können, für die restlichen Studenten zu sprechen. Wenn das so wäre würden Faktor ~20 mehr Leute mitmachen.

    Wer übrigens behauptet dass Studiengebühren asozial sind der sollte sich einerseits nochmal überlegen was Solidarität bedeutet und andererseits (etwas weiter gefasst) wieviel in einem beliebigen Lehrberuf eine Meisterprüfung kostet und ob Lehrlinge regelmäßig dagegen protestiert haben dass sie für den Meisterbrief einen Kredit aufnehmen müssen.

  12. 12
    Jan

    Zum Streik an sich:

    Natürlich sind viele/alle Forderungen des Bildungsstreiks berechtigt. Und wenn man sich in der Studierendenschaft umhört, so stellt man auch fest, dass sie von den meisten getragen werden. Allerdings gibt es dabei ein paar Probleme:
    – die Forderungen sind sehr allgemeine…im Prinzip sogar so allgemein, dass man fast nicht dagegen sein kann.
    – Die Mittel zur Durchsetzung der Forderungen sind teilweise rechtswidrig und finden auch daher keine Zustimmung bei vielen Studierenden.
    – Die Studierenden haben keinen Hebel, an dem sie ansetzen können. Sie sind es, die an der Uni etwas lernen wollen. Es bringt ihnen also nichts, ihre eignen Vorlesungen zu stören. Die Professoren hingegen haben das Ziel zu Forschen. Wenn sie keine Vorlesung halten können, so finden sie das im besten Fall schade, aber die Studenten haben sich ja selbst dafür entschieden.

    Zum Hintergrund der Problematik:

    Was häufig verkannt wird ist, dass es die Universität an sich an vielen Unis nicht gibt. Die meisten Entscheidungen liegen bei den einzelnen Fakultäten, sodass der Rektor selbst auch nur mit seinen Kollegen reden kann. Daher ist auch der Frust für die Studierenden an den verschiedenen Fakultäten vollkommen unterschiedlich.
    Zudem basieren die meisten beanstandeten Umstände (wie z.B. Mitbestimmung) auf geltendem Landesrecht. Die Universitäten können auch nur im Rahmen ihrer Befugnisse handeln, und wenn das entsprechende Landeshochschulgesetz einen Rahmen zur Besetzung der entsprechenden Gremien vorgibt, so können sich die Universitäten nur in diesem Rahmen bewegen.

    Natürlich liegt in der Bildungslandschaft in Deutschland einiges im Argen. Die Frage ist nur, ob der Bildungsstreik (allein das Wort an sich ist wahrscheinlich schon unglücklich gewählt) der richtige Weg ist…

  13. 13

    STUTTGART BESETZT SEIT HEUTE !

    WER VOR ORT IST: KOMMT VORBEI UND GESTALTET MIT!

    UNI STUTTGART
    CAMPUS STADTMITTE
    TIEFENHÖRSAAL M 17.01

    GRUSS: AK BILDUNG, INITIATIVE VOLLUNI

  14. 14
    Max

    Bei mir an der Uni haben die meisten vom Streik gar nichts mitbekommen. Die Asta hat sich in den letzten Jahren aber auch nicht mit Ruhm bekleckert, z.Bsp. eine grauenhafte Informationspolitik(nur vor Asta-Wahlen regelmäßige Updates der Website) und Geldspenden an linke Gruppen ohne Nachweis dass dieses für Interessen der Studierenden ausgegeben wird. Von einer Gruppe die 6-stellige Beiträge pro Jahr erhält, erwarte ich mehr.
    Unser Bachelor (Elektrotechnik) wurde in den letzten Jahren im großen und ganzen sinnvoll verbessert, nur die Wahlfreiheit ist weiterhin schlechter als im Diplom.

  15. 15
    kater karlo

    das beste waren die idioten vorm audimax die sauer auf die besetzer waren, weil sie gerne in die vorlesung mit den anderen 700 leuten wollten. die fanden es gar nicht lustig das die zecken ihnen ihre bildung klauen ;-) meine generation ist einfach fürn arsch, das wars jetzt mit den protesten befürchte ich, die meisten wohnen einfach bei mami und brechen dann halt das studium nach 8 semestern ab weil sie die ganze zeit arbeiten waren. traurig!

  16. 16

    @#738051: Liebe(r) sol,
    jetzt hätte mich zum Beispiel doch mal interessiert, wie du zu meiner Meinung (s.o.) stehst. Ich hab bisher immer nur gehört dass die Hörsaalbesetzer zu keinen Diskussionen bereit sind, hauptsächlich mit sich selbst (also untereinander) reden und andere Meinungen nicht akzeptieren.
    Das klingt alles sehr unschön und ich wäre sehr froh, wenn ich für mich persönlich dieses Vorurteil als entkräftet ansehen könnte. Durch meinen aktuellen Auslandsaufenthalt kann ich das leider nicht vor Ort überprüfen, deswegen würde ich mich über eine Antwort freuen.

    P.S.: GROßSCHREIBUNG MACHT AUF TRANSPARENTEN SINN, IN KOMMENTAREN JEDOCH NUR SEHR BEGRENZT. IST EINE FRAGE DER LESBARKEIT.

  17. 17
    Georg

    @johannes: es wäre interessant zu hören, wo du denn mitbestimmung in deiner uni praktizieren kannst?! Hast du dich mit dem bachelor-studium und den damit zusammenhängenden forderungen der demonstranten auseinandergesetzt? da geht es nämlich überhaupt nicht um mehr tutoren, tische, etc.

  18. 18
    Christopher

    Sagt mal… wenn ich über Bildungsstreik lese, habe ich das Gefühl, dass ich der einzige Mensch bin, der überhaupt weiß was ein Studierendenparlament ist.
    Es ist keineswegs so, dass es keine Mitbestimmung für Studenten gibt. Hier in Bonn gibt es die Möglichkeit jedenfalls und m.E. haben wir schon großen Einfluss. Es bedarf nur engagierte Leute, die auch zu Nicht-Streikzeiten bereit sind für Dinge einzutreten. Und seitdem unser SP und unser AStA seit einem Jahr RCDS-geführt ist, bringen SP und AStA auch etwas zustande.

    Also bitte, tut nicht so, als ob es keine Mitbestimmung gäbe.

  19. 19

    Studentische Mitbestimmung ist ne gute Idee. Aber sind sich die Studenten jemals einig gewesen?

  20. 20

    Sind sich in der Demokratie jemals alle einig gewesen…schlechtes Argument Max.

    Es wird sehr oft von der Ineffektivität der Streiks geschrieben – hey bitte sagt uns effektivere…moine Herrn ein bisschen mehr Mut. Es gibt mehr im Leben als die Abschlussnote. (welche sich übrigens nicht in 2 Wochen des Studiums entscheidet ;)

  21. 21
    Vanessa

    Ich finde die Proteste auch nicht wirklich sinnvoll. Die Studierenden schneiden sich ins eigene Fleisch und statt aktiv im StuPa mitzumachen, kippen sie sich einen hinter die Binde und spielen Ferienlager im Hörsaal.
    Ich kann mich mit diesen Leuten einfach nicht solidarisieren. Grund:
    http://vayosphere.wordpress.com/2009/11/15/uni-brennt/

  22. 22
    silentjay

    als student denke ich so wie es ist, kann es nicht weiter gehen.
    als student in der leistungsfalle denke ich, ich kann nicht protestieren, weil das lässt mir keiner durchgehen, wenn ich statt meine praktikumsleistung zu erbringen protestieren gehe. und ich hab kein geld einfach mal ein semester dran zuhängen, weil wegen politische aktionen bla.
    davon ab unsere abschlüsse sind grad nicht mal akkreditiert, weil die agentur, die die hochschule dafür bezahlen muss ein paar bedenken gefunden hat, mit dem sie den prozess nochmal neu anschieben kann. der agentur bringts geld und die regierung kann sagen, das die hochschulen nicht mehr staatlich abhängig sind.
    klappt ja auch an der börse ganz wunderbar.

    freier markt, das ich nicht lache.

  23. 23

    @#738056: Die Antworten haben Christopher #18 und Vanessa #21 schon gegeben. Unsere Fachschaft hat z.B. bei uns auch einen gewissen Einfluss auf die Vergabe der Studiengebühren, zumindest in einem bestimmten Rahmen. Ich kann da jetzt nix großes zu erzählen, da ich kein Fachschaftsmitglied bin, aber immerhin war ich bei der ein oder anderen FVV.

    Das Thema Bachelor ist ein sehr ernstes (ich werd zum Glück noch deutscher Diplomingenieur) aber durch Streiks überhaupt nicht zu ändern. Bei uns liefen Diplom- und Bachelorstudiengang 2-3 Jahre parallel, 95% der Studienanfänger haben Diplom gewählt und doch wurde der Diplomstudiengang letztes Jahr abgeschafft. Wer jetzt meint er könnte das ändern indem er im Audimax campen eht der hat das Wesentliche nicht verstanden: Die TU hatte überhaupt keine Lust den Diplomingenieur abzuschaffen (zumal in meinem Studiengang bei 95% Zustimmung) – das ist eine europäische Richtlinie die zu einer bestimmten Deadline umgesetzt werden musste und das ist meines Wissens nach (ich weiß es nur konkret noch von der RWTH Aachen) an vielen Unis genauso gezwungenermaßen abgelaufen.
    Wenn man dagegen das unternehmen will, was nachvollziehbar (aber unmöglich, da von der EU schon seit JAHREN geplant… ) ist, dann müsste man vielleicht in einem EU-Auschuss-Tagungsraum in Brüssel campen gehen. Und man hätte es mal vor 5+ Jahren machen sollen, das wär durchaus eine gute Idee gewesen.
    Ganz im Ernst: Was den Bachelor angeht haben die Unis in den meisten Fällen überhaupt nicht das Sagen.

  24. 24
    krisha

    @Vanessa:
    Komischer Beitrag muss ich sagen. Und an der Materie vorbei. Viele der Studenten, mit denen ich geredet habe, sind keine weltfremden Hardcoresozialisten. Die Kapitalisierung des Hochschulbetriebes ist ohne Zweifel nicht von der Hand zu weisen. Statt, dass sich die Länder mal um ihre Pflichten bemühen und die Finanzierung des Systems aufrecht erhalten, wird im Hessischen Hochschulgesetzt verankert, dass die Hochschule möglichst erstmal auf Drittmittel aus der Wirtschaft zurückgreift, sodass sich das Land suksessiv aus der Finanzierung zurückziehen kann. Aber natürlich möchte man weiterhin alle Befügnisse behalten, um auf den Betrieb an den Unis und Hochschule Einfluss zu nehmen.
    Generell muss da aber auch Systemkritik sein, wenn sie sinnvoll ist. Einen Widerstand gegen die aktuelle Novellierung des HHG kann ich zb nur befürworten. Alleine der „Ordnungsparagraph“ ( der allerdings schon früher drin war) ist ein Witz. Hier wird einem jegliche Möglichkeit zur aktiven demokratischen Meinungskundgebung genommen.
    Hier werden doch mit solchen Aussagen nur wieder alte Springerressentiments aus den 60er bedient.

    @Johannes:
    Natürlich lässt sich an Bologna nichts mehr ändern. Allerdings finde ich es etwas dürftig, wenn man den Anspruch hat, die Studiengänge zumindest europaweit gleichzustellen und dies noch nciht einmal auf Bundesebene einheitlich hin bekommt.

    Das dafür die Unis nichts können, ist klar. Genau aus dem Grund wird demnächst auf der Kultusministerkonferenz ebenfalls eine Tagung stattfinden. Damit die, die auch etwas entscheiden oder verbessern könnten, auch etwas von der Sache mitbekommen.

  25. 25
    malefue

    @#738061: du scheinst nicht viel ahnung zu haben oder noch nicht bei derartigen besetzungen dabeigewesen zu sein.
    ich war vor ein paar tagen im besetzten audimax der uni wien und da ist von „linken studenten“ wenig zu sehen. weil die masse der protestierenden nämlich an politischen zielen nur eines gemeinsam hat: eine massive reform die finanzielle und strukturelle folgen hat. ansonsten sind da menschen aus allen lagern vertreten, nicht nur studenten im übrigen. es gibt ziemlich viel unterstützung von nicht-studierenden – zumindest in wien.

    den protestierenden vorzuhalten auf ihren demos würden auch menschen „scheiß polizeistaat!“ rufen, ist eine miese taktik, denn niemand kann kontrollieren wer auf so ner demo mitläuft.

  26. 26
    Björn Grau

    @#738037: Was wäre denn eine effektive Form studentischen Protests?

    @#738042: Vor hundert Jahren waren Doktorarbeiten auch in der Regel auf Latein zu verfassen und ohne den schnellen Zugriff auf digitalisiertes Wissen und ohne hilfreiche Textverarbeitungsprogramme zu schreiben. Etwas umfangreicher als Seminararbeiten waren sie dennoch. Mehr so 40 statt 20 Seiten. Und wäre Mitbestimmung Teil der regulären Aufgaben der Studierenden, wäre sie auch Teil des Studienplans.
    Betriebsrat und Ausbildung: Wenn Studierende in forschungsorientierten Veranstaltungen mitdenken, -diskutieren und -arbeiten dürfen, sind sie sogar sehr real produktiv. Und wie produktiv ist ein Azubi in der Berufschule oder, wenn die Ausbilder gerade etwas erklären müssen? Grundsätzlich ist doch Ausbildung nicht nur im Interesse des Auszubildenden. Da haben immer auch künftige Arbeitgeber und letztlich die ganze Gesellschaft ein Interesse daran, dass die kommenden Generationen, was lernen, um den Laden weiter zu schmeißen. Ansonsten hat der Staat in einigen Fällen (Lehramt, konzernunabhängige Grundlagenforschung) ein großes Interesse an universitärer Ausbildung. Warum dann nicht die Auszubildenden ernst nehmen?

    @#738047: Als ich damals (oh Gott, auch das noch! der Alte plaudert *g*) vor sechs Jahren Bildungsproteste gemacht habe, waren dreimal so viele seit Wochen auf der Straße, bis ein derart mediales Echo erreicht wurde. Aber der Schwanzvergleich namens Medienpräsenz ist auch wurscht, die Aufmerksamkeit ist doch super. Wäre sie nur unter den Kommilitonen auch so groß.

    @#738048: Klingt super, Glückwunsch. Aber angenommen es wäre bei Euch nicht so positiv: Wie könnten Deine Kritik und Deine Änderungsvorschläge effektiv in die Entscheidungen über Deine Uni einfließen?

    @#738050: Ich habe Deinen doppelten Kommentar der besseren Lesbarkeit der Kommentarabfolge wegen gelöscht und hoffe auf Dein Verständnis diesbezüglich.
    Aber zum Inhalt: Gerade weil die Entscheidungen in den Fakultäten fallen und/oder landespolitisch bestimmt werden, kann ein bundesweiter Protest der Studis nur allgemeine Kritikpunkte ansprechen und bringt selten so wenig greifbare Ergebnisse. Solange Bildungspolitik der Kleinstaaterei gehört und Unis teilweise unabhängig entscheiden dürfen (was ich nicht völlig abwegig finde), ist es gerade notwendig, dass Studierende angemessen beteiligt werden.

    @#738057: Du weißt schon, dass es Bundesländer gibt, in denen AStA und Studierendenparlamant keinen Rechtstatus haben? Stichwort verfasste Studierendenschaft und ihre Abschaffung in BaWü, Bayern und die Einschränkung in Hessen. Übrigens alles durch CDU/CSU, denen der RCDS bekanntlich nahe steht.
    Unabhängig davon werden nirgendwo in der studentischen Selbstverwaltung Entscheidungen über Lehre und Forschung getroffen. Das geschieht inneruniversitär in den Fakultätsräten, im Senat, im Präsidium. Und da haben Studierende nirgendwo die Chance, gegen professoralen Willen etwas durchzusetzen.

    @#738061: Wieso müssen die drei Menschen, die diesem Klischee entsprechen immer als Grund dafür herhalten, dass man bei aller grundsätzlichen Zustimmung zu den Forderungen des Protests nicht mit macht? Wenn alle die, die so reden und schreiben, wie Du, sich einbringen würden in den Protest (über die begrenzten Möglichkeiten eines StuPas hinaus (siehe vorangehenden Absatz), wäre das Ferienlager doch ganz schnell in der Minderheit. Ich zweifel übrigens an dem Ferienlagerbild. Wenn Du die Twitteraccounts und Wikis der Protestierenden durchliest, steht da jede Menge von Diskussion und inhaltlicher Arbeit.

  27. 27

    @#738074: Kritik hätte ich tatsächlich hauptsächlich am Bachelor-Master-System – aber wie oben schon erwähnt halte ich das nun mal für sinnlos da den armen Studiendekan blöd anzumachen, der immerhin die Situation für uns so weit wie möglich rausgezögert hat…

    Ich bin vielleicht durch mein Auslandsstudium in einer etwas außergewöhnlichen Situation, aber ich kann nur sagen: Seit ich im Ausland bin habe ich „meine“ deutsche Uni sehr zu schätzen gelernt – hier in Frankreich bin ich an einer sehr renommierten Grande Ecole (ich sag den Namen jetzt lieber nicht um Bashing zu vermeiden) bei der es wahnsinnig unglaublich verdammtnochmal unprofessionell, irrational und chaotisch zugeht. Die Studenten hätten hier meiner Meinung nach eine ganz klare Motivation die halbe Administration rauszudemonstrieren – woran aber kein Mensch denkt: Die zahlen um einiges mehr für ihr Studium und sind wahnsinnig stolz darauf hier zu studieren. Abgesehen von der Tatsache dass, wer protestieren würde, sofort kommentarlos von der Schule fliegen würde, ganz im Gegensatz zur Situation in Deutschland.
    Ich kann das vielleicht deswegen auch nicht ganz nachvollziehen, was in Deutschland gerade passiert, weil ich es für „Jammern auf sehr hohem Niveau“ halte…

  28. 28
    J

    Ich sehe als Student ja den Sinn von Mitbestimmung und Einsatz für die eigene Uni, den eigenen Fachbereich. Problematisch wird’s aber, wenn diejenigen, die die Studenten vertreten sollen, das effektiv nur machen, um meckern oder mal Abenteuer zu spielen zu können.

    An meiner Uni ist das leider immer wieder der Fall. Ein Verhalten wie Vierjährige als effektive Methode, um dauerhaft etwas zu erreichen und als vollwertiger Diskussionspartner angesehen zu werden? Da verschwende ich meine Zeit lieber nicht auf den Versuch einer „Mitbestimmung“ zusammen mit denen, sondern suche mir Punkte, an denen ich was Konkretes für meine Kommilitonen tun kann.

  29. 29
    pmn

    Ich möchte hier nicht auf einzelne Beiträge eingehen, dafür gibt es davon schon zu viele, sondern auf etwas sehr fundamentales aufmerksam machen:

    Universitäten sind in der modernen Gesellschaft Organisationen, deren primäre Aufgabe in der Aufrechterhaltung des Wissenschaftssystems ist. Sie sind quasi ein Teil davon. Universitäten sind keine Unternehmen und darum sind Studierende weder Konsumenten noch Produzenten oder Besitzer von Produktionsmitteln, sondern eben Studierende. Natürlich müssen bindende Entscheidungen getroffen oder geltendes Recht beachtet und irgendwo muss die Knete ja auch herkommen, aber am Ende ist „Student“ eine Rolle im Wissenschaftssystem. Man muss also fragen, welchen wissenschaftlichen Beitrag Studierende für die Gesellschaft oder ihre Uni leisten. Ich würde sagen: weniger als sie könnten, wenn man sie nur ließe!

    Wenn man dann nicht nur nach der Leistung, sondern auch nach der Funktion „des Studenten“ (ich gendere jetzt mal nicht) fragt, wird die Sache noch brisanter: Ohne Studierende gäbe es keinen akademischen Nachwuchs und folglich keine Wissenschaft. Wenn sich die Gesellschaft keine Studierenden leisten will, bedeutet das, dass sie sich auch keine Wissenschaft leisten will. Was uns dabei alles an Fortschritt (ja, das darf man ruhig so sagen) verloren ginge, will ich mir gar nicht ausmalen. Dass die moderne Gesellschaft sich eine unabhängige, florierende Wissenschaft leisten sollte, wird spätetestens dann klar, wenn man sich überlegt, wer denn sonst die Produkte der Pharmaindustrie auf Risiken und Nebenwirkungen testen würde.

  30. 30
    Franz

    @#738057: In Bayern sind verfasste Studierendenschaften gesetzlich verboten. Und der RCDS bei uns (Würzburg) hat Forderungen wie „Senkung der Studiengebühren“ und sagt, dass wir handeln sollen, anstatt zu demonstrieren. Antworten, was denn Handeln sein solle, sind sie uns bisher schuldig geblieben – Anfragen an die Abgeordneten wurden galant ignoriert. Selbst wenn diese Anfragen von Mitgliedern des RCDS kamen. Sollen wir handeln, indem wir der CSU beitreten und uns ins KuMi befördern lassen?

    An diverse andere Kommentatoren: Wieso liest sich niemand aufmerksam und reflektiert die Forderungskataloge durch? Allein diese Forderung, dass wir zur Diskussion bereit sein sollen: Jedes Plenum in Würzburg ist offen für alle Redner, es ist ein Forum. Dieses Forum wird quasi ausschließlich ignoriert und ca 90% der Kritik an uns geht in Richtung „ihr seid stinkende Langhaaraffen, verpisst euch aus unserem Hörsaal“ oder „seid mal diskussionsbereit“. Wir sind diskussionsbereit, es kommt nur keiner, der diskutieren will oder sich die Standpunkte aufmerksam anhört.

    @#738061: Der Artikel, auf den du dich beziehst, ist lächerlich und platt. Wenn der Typ seine Probleme mit der Bildungssituation artikulieren will, hat er dazu Gelegenheit. Wir klauen weder Vorlesungen (Verlegungen) noch Studiengebühren (selbstfinanziert, und das bisschen Strom dürfen die gerne von meinen 500€ Miete bezahlen).
    „Ich weiß, dass ihr denkt, dass sich die aktuellen Probleme in der Uni aus der Niederträchtigkeit des Staates und des bösen, bösen Kapitalismus ergeben. Ich denke nicht so. Nur wird meine Meinung nie repräsentiert, weil ihr sie immer überschreit.“ Das ist doch wohl kein ernstzunehmendes Statement, oder? Zuerst wirft er uns vor, dass wir eine Minderheit sind und das akzeptieren sollen, und dann jammert er, dass er in einer Demo von der Mehrheit überschrien wird?
    Wenn er in sein Audimax gehen und dort mit den Besetzern diskutieren würde, könnte er seine Ziele basisdemokratisch einbringen. Wieso richtet er seinen Wunsch, von der Presse normal behandelt zu werden, an uns und nicht an die Presse? Wieso bringt er keinen effektiven Vorschlag, was besser wäre als Besetzung? Es wurde alles ausprobiert, was weniger aktionistisch ist. Ich möchte die Briefe an die Abgeordneten im Landtag nicht nochmal erwähnen. Die breite Masse, die er hinter sich sieht und seiner Meinung nach auch Ziele hat, die unseren nicht unähnlich sind, die breite Masse also schafft es nicht, ihre Ziele zu formulieren? Was für eine breite Masse ist das? Soll sie doch bitte laut schreien, was sie will und nicht schweigen! Dann hört man sie und dann kann sie auch erwähnen, dass sie nicht gegen den Kapitalismus ist und trotzdem einige Probleme mit dem Bildungssystem hat! Die breite Masse kann niemandem vorwerfen, dass er demonstriert, wenn sie selbst nichts sagt! Genauso gut könnte ein Nichtwähler sich bei allen CDU-Wählern beschweren, dass seine Wünsche immer in der Politik untergehen und dabei auf die schweigende Masse von Nichtwählern verweisen, die auch seiner Meinung sind.
    Der Typ schreibt so wenig zusammenhängend und schlüssig, dass es schon wieder schwerfällt, ihm eine schlüssige Argumentation als Antwort hinzustellen.

  31. 31

    @#738057: Auch in BaWü sind verfasste Studierendenschaften verboten, hier heißt der Asta einfach nur Kastra. Seit ich Mitarbeiter meiner Uni geworden bin, bekomme ich leider noch viel mehr schlimme Details der Hochschulpolitik mit.

    Die Studis hier in Tübingen haben gestern Abend den Kupferbau wieder besetzt (siehe tuewas.org) nachdem er am Donnerstag geräumt worden war. Richtig so. Die Uni Tübingen ist mehr als überschwemmt. Nicht in allen Fächern allerdings. Durch die Geschwisterreglung sind außerdem noch die Studiengebühren quasi weggefallen. Das Geld fehlt nun.

    Es ist alles eine riesige Verarsche.

    Viele Profs stehen hinter den Protesten. Leider aber wird man von vornherein nicht als Mitglied der Universität behandelt, obwohl man es ja als Student ist. So kommt wenigstens keiner auf die Idee, sich als ein Teil des Ganzen zu fühlen und etwas verbessern zu wollen. Der Rektor steht nicht hinter den Studenten. Das kann er auch nicht, denn er sitzt zwischen mehr als zwei Stühlen! Der ist nicht der Leiter eines Unternehmens sondern ein Politiker. Wenn er sich bei seinen Freunden von Oben unbeliebt machen würde, in dem er die Proteste offiziell mit unterstützen würde, dann wäre das für die ganze Uni womöglich noch schlechter.

  32. 32

    @#738074:

    nein.
    auf latein ist wohl dann doch etwas laenger her.
    carl schmitts habilitationsschrift (SIC!) (Der Wert des Staates und die Bedeutung des Einzelnen) aus dem jahre 1916 hat jedenfalls etwa 100 seiten (inkl. bibliographie usw.) und ist auf deutsch verfasst, fussnoten sind eher spaerlich. fuer die herstellung seiner habilitation benoetigte er nicht einmal ein (1) jahr. heute haben habilitationsschriften an juristischen fakultaeten etwa einen umfang von 500+X seiten und die meisten habilitanten habilitieren 5+X jahre.
    doktorarbeiten, die heute an juristischen fakultaeten abgegeben werden haben regelmaessig mindestens 250 seiten.

    neulich (leider leider habe ich vergessen welches buch das war, es ging um einen mathematiker) las ich von einem wissenschaftler, spaeter eine koriphaee auf seinem gebiet, der sich zum abendessen und schnaps mit seinem doktorvater traf, es wurde geschmaust, gesoffen und geredet (auch ueber fachliche dinge) und am ende des abends beschlossen die anwesenden herren, dass der junge sich ab nun dr. nennen darf.

    gerne haette ich solche ein solzialisation an der uni erfahren, anstatt mit leuten in einer klasse zu sitzen, die nicht wissen, welche stadt der schweiz ihre hauptstadt ist.
    aber sie es mal so: frueher waren universitaeten absolute eliteschulen. kaum jemand schaffte es dorthin. heute sind es masseninsitutionen, jeder trottel der ein abitur bekommt, kann morgen dein kommilitone sein. in deutschland auch, aber weniger als in anderen laendern.
    masse bringt nun eben qualitaetsverlust mit sich. du hoerst ja auch nicht scorpions, sondern lieber tocotronic.
    in den usa hat man da ein relativ gutes system. den bachelor und spaeter die graduate school. die europaer haben das kopiert. aber eben schlecht.
    die bachelor ausbildung in den usa nennt sich auch liberal arts. man geht 3 jahre zur uni bza aufs college und besucht eine anzahl von kursen. voellig egal was. man kann bunt mischen, manchmal muss man sogar ganz verschiedene kurse besuchen (ist ein bisschen wie oberstufe in dland). waer sich dort bewaehert und zeigt, dass er was drauf hat kann danach promovieren (der master ist regelmaessig in das phd-studium eingegliedert). und dann ist man nach 3 jahren (grund)studium schon ein forscher.
    in den usa kostet studium auch geld. richtig viel. allerdings nur der bachelorstudiengang. andererseits kann in den usa praktich jeder studieren, der die high school beendet (eine gesamtschule). ein freund aus NY meinte dazu: „in den usa hat man eben die vorstellung, dass jeder mensch ausgebildet werden kann.“ in dland wuerden die meisten studenten so ein aufgeschlossenes system sicher nicht wollen. lieber hat man dort keine studiengebuehren und die gymnasiasten duerfen unter sich bleiben.

    und nein: studenten sind nicht produktiv taetig. vmtl bist du an einer philosophischen fakultaet eingeschrieben und hast viele seminare. an den meisten anderen fakultaeten besteht das studium zu 80 % aus vorlesungen und praktikas in den wissen vermittelt wird und nicht diskutiert wird. dort erzaehlt der professor den studenten was los ist. spaeter kaufen sie sich teure buecher um ein umfassendes bild zu bekommen.
    seminare empfinde ich oft als sehr befruchtend. aber ich finde nicht, dass der professor dort von den studenten etwas lernt (zumindest nicht von der masse). er mag durch den diskurs auf neue ideen kommen, aber diskurs kann er auch auf besserem niveau mit seinen kollegen haben, anstatt ein seminar zu leiten.
    zudem: aus eigener erfahrung, in seminaren an philosophischen fakultaeten muss ich sagen, dass dort regelmaessig nichts bei rumkommt. zugegeben, es sind regelmaessig 2-3 anwesend, die es wirklich gut beherrschen sich auszudruecken und es fertigbringen abstrakt ueber einfache dinge viele saetze zu verlieren um das moeglichst kompliziert so darzustellen, dass niemand mehr versteht, worueber sie eigentlich reden. so kann man widerspruch von anfang an verhindern.
    das ist vllt ein deutsches problem. dort denkt man irgendwie tatsaechlich, dass man durch reden etwas erreicht.

    weiter oben wurde es genannt. jemand, der einen meisterbrief erwerben will muss das teuer bezahlen. medizinstudenten bekommen ihr ganzes studium fuer umme.

  33. 33

    @#738074:

    aber nochmal zur ausbildungsfoerderung:

    ein schueler, der nach der schule ein ausbildung beginnt, besucht noch fuer zweidrei jahre eine berufschule, arbeitet in einem betrieb, er verdient dort schon geld, obwohl er fuer den betrieb eine last ist. der nutzen des betrieb ist, dass sie nach der ausbildung einen arbeiter haben, der fuer sie arbeiten wird. (muessen die betriebe eigentlich an die berufsschule geld abdruecken?)
    ein student an einer universitate ist dort fuer mindestens 5 jahre. er bekommt eine weitaus anspruchsvollere ausbildung, die in spaeter befaehigt, einen job zu finden, in dem er erheblich mehr verdient, als der auszubildende. die ausbildung ist fuer in so gut wie kostenlos, den verwaltungsbeitrag, der in einigen laendern erhoeht wurde und studiengebuehr genannt wird, kann man da wirklich nicht gelten lassen.
    die universitaeten haben von den studenten regelmaessig nichts.
    tatsache ist, die gesamte gesellschaft finanziert der minderheit der studenten eine gute ausbildung. die studenten erreichen so eine verbesserung ihrer chancen auf ein finanziell unabhaengigeres leben.
    muss ich hier fragen, wer in dland zu aller erst studiengebuehren forderte?

  34. 34
    ber

    @#738096: Azubis sind keine Belastung für Firmen. Wenn man das Ausbildungsgehalt auf einen Stundensatz runterbricht, ist das ein Witz. Selbst wenn man Zeiten für Erklärungen und Unterricht einrechnet.

    Siehe: Durchschnittliche Ausbildungsvergütung – Stand 01/08

    Es kann auch nicht um Azubis vs. Studenten gehen. Beiden Gruppen geht es nicht sonderlich prall während ihrer Ausbildung.

  35. 35
    silentjay

    @#738079: zustimm

    defakto geht es doch um folgendes….
    einerseits soll deutschland eine ‚wissensgesellschaft‘ sein.
    der häufigste satz dazu ist: ‚ deutschland hat keine bodenschätze, deutschland hat nur die denkenden köpfe und die arbeitenden hände seiner bevölkerung‘
    auf der anderen seite ist bildung teuer.
    wenn ich bildung heute fördere, dann kann ich das nur an den schnittstellen von bildungsabschnitten tuen. ich kann nicht mittendrin die prüfungsordnung ändern.
    das heißt also je nach bildungsabschnitt und wie weit dieser vom arbeitsleben entfernt ist, dauert es bei ausbildungen mindestens 3, bei hochschulstudien zwischen 3, 5 und 8 jahren, bis diese förderung auf dem arbeitsmarkt ankommt.
    in der öffentlichkeit wird sowas nur 1-2 mal im jahr angeguckt, immer wenn studiengänge anfangen und wenn absolventen abgehen.
    heißt also die zeiträume von förderung zu ergebnis sind relativ groß.
    gleichzeitig ist bildung ländersache.

    das wie ich finde größte manko.

    weil auf bundesebene wird immer von bildungsoffensive geredet, während im landtag dann die schulen die ersten sind die nach hinten geschoben werden, man kann ja stattdessen flughäfen ausbauen.
    mit anderen worten jeder will heiß essen, aber keine will die suppe kochen.

    weil ergebnisse gibt es dann höchstens nach der nächsten wahlperiode.

  36. 36
    silentjay

    @#738096:

    was du betrachten solltest ist folgendes…. ein auszubildender und wenn er nur säcke schleppt oder ähnliches ist eine weitaus billigere arbeitskraft als ein geselle z.b. gleichzeitig kriegt der betrieb noch die sog. ausbildungsvergütung, weil er ausbildet und die sozialabgaben für den auszubildenden sind auch geringer.
    dazu kommt natürlich noch gutes image wegen wir bilden aus und so…
    der student ist 18 wenn er an die hochschule kommt, vllt vorher noch bund, dann 19 also mindestens 22 bis er abgeht, wahrscheinlicher 24 oder mit dr. dann 27.
    er hat bis dahin pro semester etwa momentan 726€ pro semester an verwaltungs und studiengebühren gezahlt.
    + essen
    + wohnen
    + bücher (hast du schonmal ein hochschulbuch gekauft? die fangen bei 50€ an in meinem bereich)
    + stifte, papier, kopien, drucken ( über die uni nach 7 semestern auch schon ein guter 100er)
    + edv (ohne pc / notebook geht garnichts mehr)
    + kleidung
    + heizen
    + strom

    und was hat er bis dahin verdient?

    nichts

    also fängt er dann mit ende zwanzig/ anfang 30 an zu arbeiten.
    under hat bis dahin auch keine zahlungen in die rentenkasse oder ähnliches geleistet.

    das sind etwa 10 jahre (!) die man als hochschulabsolvent dann nacharbeiten muss.
    wenn sich das nicht rentiert, dann brauch man auch nicht mehr studieren.

  37. 37
    Alberto Green

    Ein Problem: Sofort werden auf Demos (gerade wieder in Köln) Fahnen von Parteien, die sich die Proteste aneignen wollen, geschwenkt. Ich kenne einige Studenten, die gerne demonstrieren wollen, aber nicht hinter einer „dielinke“-Fahne mit dazu gehörigem Megafon.

  38. 38

    @#738111:

    eben.
    in berlin sind es pro jahr weniger als 700 euro.
    der student bekommt also jahre lang eine ausbildung die ihn befaehigt spaeter einen stellung zu erreichen, durch die er in zwei jahren soviel verdient, wie der auszubildende nach seiner ausbildung in 10 jahren.

    „wenn sich das nicht rentiert, dann brauch man auch nicht mehr studieren.“
    eben eben eben. es lohnt sich verdammt. und das wird auch so sein, wenn studiengebuehren eingefuehrt werden.
    in den usa kostet ein medizinstudium bis zu mehrer hundertausend dollar. die leute studieren trotzdem medizin. nehmen kredite auf und verdienen spaeter was sie vorher investiert haben.
    in dland ist das medizinstudium voellig fuer umme. trotzdem verdienen aertzte ueberdurchschnittlich.

  39. 39

    @#738111:

    zu „es muss sich rentieren“: das ist das studium aus voellig wirtschaftlicher sicht betrachten. gerne koennen wir das tun. dann muss es sich aber fuer alle lohnen. fuer die unis als insitutionen der gesellschaft und fuer die studenten als individuen, die gewisse qualifikationen erwerben wollen um dadurch ihren standpunkt in der gesellschaft zu determinieren.
    danach muessten sich dann auch die studiengebuehren bemessen.
    jurastudenten die spaeter unglaublich viel verdienen werden koennen muessen hohe gebuehren bezahlen, sozialpaedagogen, die hoechstwahrscheinlich eine schlechtbezahlte stelle an einer sonderschule annehmen werde muessen wenig bezahlen.
    dann rentiert es sich fuer alle. die studenten und die gesellschaft.

  40. 40
    silentjay

    @#738125:

    ich habe das gefühl, du hast nur die hälfte gelesen.
    ich rede nicht von berlin und meine kostenaufstellung kommt auch nicht von dort.
    ich rede auch nicht von ‚gewinn‘ ich rede davon, das das was man vorsschießt zum studieren irgendwann auch wieder abbezahlt werden muss und am ende muss trotzdem noch geld zum leben übrig bleiben. meinetwegen 1000€ im monat.
    außerdem ‚bekommt‘ er auch keine ausbildung, die muss sie sich in einer bis zu 60 stundenwoche verdienen.
    ich weiß nicht wie es bei dir ist, bei mir funktioniert lernen noch nicht durch hand auflegen.
    was ist verdammt daran, das studieren sich lohnt?
    finanzieller oder gesellschaftlicher lohn?
    ich habe das gefühl, du willst hier eine platte ‚die da oben; wir hier unten‘-diskussion anzetteln?
    an meinem studienort gibt es bereits studiengebühren.
    das freut mich als kind einer alleinerziehenden arbeitslosen mutter und eines zahlungsunwilligen dessinteressierten vaters natürlich um so mehr.
    außerdem gibt es nicht nur medizinstudenten.
    wenn du deinen hausarzt abends um 21 uhr noch dein leid klagen kannst und er dich nicht um 18 uhr vor die tür setzt, dann bin ich auch bereit ihm sein gehalt zu gönnen. es gibt nämlich nicht nur schönheitschirugen.
    ich habe eine wirtschaftliche rechnung aufgemacht, weil das deine eingangsbemerkung war, ob nämlich auszubildende für ihre betriebe nur eine finanzielle belastung sind….
    natürlich ist studieren kein rein wirtschaftlicher akt. niemand wird sagen, das sich studiengänge wie politik, germanistik, geoökologie oder meinetwegen auch theologie wirtschaftlich rechnen. es geht immer auch ein stück darum wissen zu erwerben und wissen weiter zu geben. stichwort ‚wissensgesellschaft‘
    man muss halt bereit sein zuzuhören, sonst kommt nur halbwissen bei raus.
    ich muss keinen gesellschaftlichen standpunkt determinieren, in erster linie will ich der arbeit nachgehen, die mir freude macht und in zweiter linie meine familie davon ernähren können.
    btw betrachte ich das wort rentieren nicht nur aus wirtschaftlicher sicht, rentieren heißt für mich es muss eine gewisser befriedigung gleich welcher art dabei rausspringen.
    lohnen? das tut es auch für universitäten, den staat und die gesellschaft. der kerl z.b. der den effekt erforscht hat, der dafür sorgt, das du heute eine 1,5 tb festplatte kaufen kannst, denkst du er stand da selbst an irgendeiner aparatur? ich verrate dir mal ein geheimnis, für sowas hat man unterbezahlte promotionsstudenten.

    ich habe das gefühl, in deiner vorstellung führt die teilnahme an einem studiengang automatisch zum erwerb irgendwelcher abschlüsse, welche zum einstreichen horender gehälter befähigen.
    das das leistungsprinzip an der uni längst gang und gebe ist, scheint dir nicht aufzugehen.

    du erinnerst mich ein wenig an meinen stubenkameraden bei der bundeswehr, der sprach auch von abiturianern, die noch nie nen finger krum gemacht haben.
    aber so ist das halt, die einen verkaufen ihre arme, die anderen ihren kopf.

  41. 41
    Björn Grau

    @#738125: So abwägend sich Deine Idee liest, nach späterem Verdienst Studiengebühren zu erheben, sie funktioniert nicht. Nicht jeder Jurist wird toll bezahlter Anwalt, viele Mediziner arbeiten über Jahre zu miesen Löhnen bei noch miseren Arbeitszeiten in schlecht ausgestatteten Krankenhäusern. Und der ein oder andere Romanist wird Topjournalist oder Bestsellerautor…
    Warum ist die Logik immer wie folgt: Meisterschüler zahlen, also müssen auch Studierende zahlen? Warum nicht andersrum: Bildung (und zwar ab der Kita, denn da werden nachweislich schon entscheidende Weichen gestellt) so günstig wie irgendmöglich für den Nachwuchs machen?

    ABER: Das war gar nicht das Thema meines Posts. In dem Post ging es um studentische Mitbestimmung. Können wir bitte zum Thema zurückkommen?

    @#738134: Ruhig bleiben, nicht persönlich werden, bitte. Ich hoffe doch, dass hier alle noch genug Arm und Kopf nicht verkauft haben, um sachlich zu diskutieren. Und wenn die Diskussion beim Thema bliebe, wär’s auch schön.

  42. 42
    Mia

    Ich würde die Forderungen der Streikenden an meiner Uni jederzeit unterschreiben, aber ich sitze nicht mit im Audimax. Das liegt nicht an Faulheit oder Desinteresse, sondern daran, dass ich es mir nicht leisten kann, meine Vorlesungen und Kurse zu verpassen. Das Bafögamt zahlt kein Semester länger, weil ich wegen mehreren Wochen im besetzten Hörsaal zu viel verpasst habe, um die Prüfungen zu bestehen. Meine Uni exmatrikuliert mich, wenn ich meine laut Musterstudienplan vorgesehenen Prüfungen nicht innerhalb eines bestimmten, ziemlich knappen Zeitraumes absolviert habe, denn ich bin Bachelorstudent und habe bei der Wahl meiner Vorlesungen, Seminare und Prüfungen sowie der Gestaltung meines Studium ungefähr soviel Mitspracherecht wie bei den Kommunalwahlen in New Jersey. Das sind alles Bedingungen, gegen die man etwas unternehmen müsste, aber leider sind sie dergestalt, dass man als Betroffener von gerade diesen Bedingungen daran gehindert wird.

  43. 43
    SilentJay

    @#738171:

    *unterschreib*

    @#738143:
    tschuldigung, der letzte satz war eher methaphorisch gemeint.
    aber okay, tut mir leid. ich halt mich zurück.

  44. 44
    cato

    @#738047: Ein Streikzwang wäre noch unsinniger als die Aktion eh schon ist.

    @#738074: Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Meine Geschichtskenntnisse sind nicht ausreichend genug, um zu beurteilen, welche Mittel sich bewährt haben. Ich befürchte am „effektivsten“ dürften sich mehr oder weniger gewalttätige Aktionen sein.

  45. 45
    pmn

    @cato: Am effektivsten sind wohl das Kreuzchen an der richtigen Stelle und die „Lobbyarbeit“ in der eigenen Familie.

  46. 46
    void()

    zur Mitbestimmung: Ich habe das Gefühl das die Studenten vor allem unter sich uneins sind:

    „Ich hab keinen Grund zu streiken“.

    „Wofür soll ich denn streiken?“

    Und mir geht es genauso. Ich bin an einer kleinen Uni ohne Massenprobleme mit relativ gut organisierten und (halbwegs) flexiblen Bachelor-Studiengängen. Es gibt genug Hiwi-Jobs und die Betreuung ist klasse – Es würde hier einfach nichts bringen den Audimax zu besetzen weil es gar keinen Forderungskatalog gibt auf den die lokale Hochschulleitung auch nur einen Hauch von Einfluss hätte…

    Der Große Brennpunkt ist der Bachelor und die damit einhergehende Verschulung und der dadurch entstehende Zeitdruck.

    Jemand der Bafög bekommt ist quasi gezwungen ist sich dem zu fügen, denn ohne Geld sieht es mies aus. Bei Anwesenheitspflicht und strengen Beleg-Terminen ist nebenbei arbeiten auch leichter gesagt als getan. Und der Student der jobbt und gleichzeitig sein Studium auf die Reihe bekommt der hat weder Zeit noch Kraft sich intensiv mit den Protesten auseinanderzusetzen.

    Dann gibt es eine große Fraktion die finanziell von den Eltern getragen wird und keinerlei Verständnis (weil Ihnen das Problem gar nicht bewusst ist) für die Nöte der sozial schwächeren Studenten oder sozialer und gesellschaftlicher Zusammenhänge im allgemeinen hat.

    Die mutigen die sich engagieren – so ist zumindest mein Eindruck – bekommen eher die Unwissenheit und dümmliche Wut ihrer Mitstudenten mit – Anerkennung gibt es so gut wie nicht – es gibt in dem Sinne keine Gemeinschaft der Studierenden – jeder kämpft für sich um die Note, um den Job und die bessere Leistung….

    Hinzu kommt, dass die Protestler (oft) mit radikalen Maximalforderungen kommen – die dem typischen StudiVZ/SPIEGEL-Leser Studenten maximal ein pawlowsches Entrüsten oder Lachen entlocken weil er sich seiner Freiheit überhaupt nicht mehr bewusst ist.

    Es herrscht einfach Angst, Neid, Missgunst und Unsicherheit in dem Großteil der Studierendenschaft – mit solchen Menschen ist kein Protest zu machen.

    Aber – die zu Tode zitierten 68er waren übrigens auch nur 5%. Das Problem ist nur diese hatten ein klares Feindbild – das gibt es heute nicht mehr – und selbst Kapitalismus-Kritik – so naheliegend sie scheint wird wohl von den wenigsten unterstützt.

    Es gibt einen wunderschönen Text – der irgendwie all dies streift und noch viel weiter geht – viel schöner in Worte verpackt als ich es je könnte:

    „Ich bekomme keine Luft“
    http://www.freitag.de/pdf-archiv/Ich-bekomme-keine-Luft.pdf

    umbedingt lesen!

  47. 47

    http://www.ksta.de/html/artikel/1257858513362.shtml

    @#738143:

    „ABER: Das war gar nicht das Thema meines Posts. In dem Post ging es um studentische Mitbestimmung. Können wir bitte zum Thema zurückkommen?“

    das ist richtig. warum studenten aus guten gruenden aus der forschung herausgehalten werden sollten, habe ich ja auch gesagt.

  48. 48
    SilentJay

    @#738330:
    in den naturwissenschaften kannst du studenten nicht aus der forschung heraus halten, weil forschung das ist, was sie dort lernen sollen. das studium ist ja keine abgeschlossene ausbildung, sondern herranleitung mit vermittlung von grundlagenwissen, was zu selbstständigem wissenschaftlichen arbeiten.
    einen studenten von der forschung fernhalten ist in etwa so, als ob man einem malerlehrling verbietet nen pinsel in die hand zu nehmen.

    ich finde meine vorredner haben das problem gut beschrieben, die meisten studenten interessieren sich nicht für die mitbestimmung oder haben keine zeit dazu.
    es gibt allgemein, auch bei uns eher eine zentrierung auf die eigenen bedürfnisse.

    solange das eigene studium nicht akut negativ betroffen ist, werden eher scheuklappen aufgesetzt.

    wobei das problem von lehrprofessuren bei uns nicht auftritt und der prof auch mal gern seine eigene forschung zum besten gibt.
    drittmittelaquise ist bei neu zu besetzenden professuren eine einstellungsvorraussetzung.
    promotionsstudent erhalten grundsätzlich nur 2 jahresverträge und nach drei verlängerungen gibt es auf dem papier eine ausschreibung und eine neue stelle.

  49. 49
    philipp

    Mehr Mitbestimmung wäre sicherlich schon damit gewonnen, wenn die Unis die staatlichen Gelder nicht durch das derzeit existierende wenig transparente Verfahren bekämen, sondern wenn jede/r einen Bildungsgutschein bekäme, der der Uni, und dem Fachbereich gutgeschrieben würde, an dem er/sie entscheidet zu studieren.

    Einfache Abstimmung mit den Füßen ohne die Notwendigkeit für und einen neuen politischen Prozess, für den sich niemand interessiert. Damit hätten die Unis und Professoren wirklich mal Anreize die Lehre interessant und studentenfreundlich zu gestalten.