Die Brote haben zur neuen Single „An Tagen wie diesen“ auch ein Video.
Regelmäßige LeserInnen wissen, dass ich die Band und jeden Einzelnen der Mitstreiter sehr schätze und liebe und dass mir dabei völlig schnuppe ist, ob das nun „noch echter Hiphop“ ist. Aus meiner Sicht sind die Brote eine der wenigen großen Pop-Bands im Lande, für die man sich nicht zu schämen braucht.
Obwohl ich mir nicht anmaßen würde zu behaupten, die Brote als Individuen wirklich zu „kennen“, trifft der Begriff doch mehr zu als bei den meisten anderen Kombos und in der Vergangenheit konnten auch Spreeblick-LeserInnen von dem teilweise etwas engerem Kontakt zur Band profitieren.
Über die Hintergründe zum neuen Video weiß ich jedoch überhaupt nichts. Also kann ich nur vermuten, dass die Brote auf die Auskopplung der Single auch aus inhaltlichen Gründen bestanden haben und dass das Video vom Filmmaterial her aus zwei Gründen absichtlich „low key“ gehalten wurde (Kosten und Doku-Style). Während die Qualität des digitalen Bildmaterials anfangs noch überrascht, ist sie spätestens beim zweiten Sichten Teil der Klänge und Worte und bekommt bei den späteren trashigen Computerbearbeitungen einen Überwachungskamera-Charakter, was ebenfalls Absicht sein dürfte.
Der Song ist trotz der prima Bassdrum und des gewohnt hochklassigen Rap-Flusses aller drei Brote musikalisch nicht mein Favorit vom neuen Album, der Falco-Refrain ist einfach nicht mein Ding, aber es ist ein tolles Musikvideo geworden. Es wächst und wächst beim mehrfachen Betrachten, was sicher eher im Netz als im Musikfernsehen möglich sein wird. Natürlich wird der Clip „Kritik“ ernten. Von „Naivität“ wird da die Rede sein und der Begriff „peinlich“ wird fallen, wie immer wenn Künstler erkannt haben, dass alles – also auch die individuelle Betrachtung politischer oder sozialer Geschehnisse – Pop ist und dass Pop alles ist und dass es daher keinen Widerspruch zwischen Emanuela und Tagen wie diesen gibt. Diese „Kritik“ wird von Leuten kommen, die einfache, persönliche Echtheiten schon lange nicht mehr erkennen können, da ihr Leben nur noch aus Strategie und Planung und Um-die-Ecke-Denken (oder im Falle von einigen deutschen Hiphop-Acts aus den verzweifelten Versuchen der Transformierung US-amerikanischer Pop-Klischees auf die eigene Kultur) besteht oder schon immer bestanden hat und daher wird sie es sein, die peinlich ist.
Es ist absurderweise keine Selbstverständlichkeit sondern eine Kunst, Dinge mit eigenen Worten und Bildern so ausdrücken zu können wie man sie meint. Und weil nur wenige diese Kunst beherrschen ist die Popwelt voller abgedroschener Phrasen aus den Köpfen von Textern und Mündern von Musikern, die glauben zu wissen was man meinen muss und die eine wirkliche eigene Meinung spätestens beim Pförtner der Plattenfirma abgegeben haben. Es sind die gleichen Musiker, die es schaffen jede noch so intime Emotion zu einem Werbe-Slogan herunterzudichten und die daher mit dafür sorgen, dass es immer schwieriger wird tatsächliche Emotionen Dritter als solche zu erkennen, zu akzeptieren und ohne Verdacht auf Bausparkassenreklame zuzulassen.
Schön also, dass es Fettes Brot gibt, die ein Video mit einer sehr eigenen, merk-würdigen Atmosphäre gedreht haben und die es daher mal wieder schaffen, mich für drei Minuten mit der Mainstream-Kunst zufrieden sein zu lassen. Mehr kann Pop nicht, mehr soll Pop nicht.
[Link zum Video via Gedankenklo]
Ich habe das Lied gestern das erste mal im Radio gehört und war auch ziemlich begeistert. Vor allem weil mich „Emanuela“ schon ziemlich enttäuscht hatte. Ich glaube ich sollte doch mal in das aktuelle Album reinhören..
Bin seit Jahren kein Freund der Brote mehr. Schon die anbiedernde Bezeichnung nervt mich auch immer, nicht wenn sie bei dir hier geschrieben steht, sondern wenn sie von irgendwelchen Delta-Radio-Spacken herumposaunt wird.
Anyway. Nach Jahres des ich-mag-euch-nicht-mehr ist „An Tagen wie diesen“ aber wirklich ein Highlight und ich freu mich, dass relevante Themen so catchy verpackt sind. Die Zeilen mit Kind in die Welt und so gehen mir immer ziemlich nahe, Angst und Sorge, jaja hat alles neue Dimensionen.
Danke Fettes Brot für das Lied und Spreeblick for reminding me.
Was meinst du denn mit der Bezeichnung? „Die Brote“ statt „Fettes Brot“? Hm… Bandkürzel sind immer etwas blöde, stimmt. „Die Sportis“ dürfte eines der schlimmsten sein. Aber „Die Brote“ find‘ ich noch okay. Eben wie „Die Hosen“ oder „The Doors“. :)
hey, ich dachter erst, dass wäre tom cruise… *räusper*
Ich habe das Video ja noch nicht im Musikfernsehen gesehen, kenne also nur die hier verlinkte Version. Die „trashige“ Überarbeitung schaut aber ehr nach fehlerhaftem encoding in Quicktime und nicht beabsichtigt aus (und überhaupt, wer verwendet noch Sorenson?).
Aber das Stück ist klasse!
Trotz low key hats ja noch für ein paar Panzer gereicht, vielleicht haben sie die ja bei Reimemonster von Afrob feat. Ferris MC geklaut.
Die idee mit den panzern ist mal wieder reichlich schön abgedreht – gefällt. das auf einen klassiker von falco zurückgeriffen wurde ist sicherlich zwiespältig. aber mir gefällts. ist wenigstens keine 1zu1 kopie von falco im gegensatz zu den ganzen restlichen 80er covern, die in der freien wildbahn rumhirschen.
ich verkneife mir jetzt irgendeine anspielung auf „amadeus“ von falco. aber in jedem fall mal vielen dank für den artikel.
text und video haben mir den tag versüßt, auch wenn der inhalt (des songs) eher ein gefühl des kehleabschnürens hinterlässt. die drei herren haben da etwas ganz schön auf den punkt gebracht.
Das neue Lied habe ich erst einmal gehört und kann mich nur daran erinnern, dass es einen Falco-Sample nutzt. „Emanuela“ war ein Ohrwurm, gerade wegen des abgedrehten Beats. Lustig war, dass Anastacia bei ihrem Konzert im März öfters Emanuela anstimmte, weil sie den Song vorher im Radio gehört hatte und er ihr wohl sehr gefiel.
viele richtige worte. mir bleibt nur zu sagen, ich freu mich auf das vorweihnachtliche konzert an der elbe!
@msia: man darf einfach keine radio-sender hoeren, die einen im jugendwahn immer duzen. spaken ist die richtige bezeichnung
WOW! Spreeblick hat mich verlinkt *verbeug* ;)
Schöner Artikel.
Nein, ach, wie niedlich! Kann man den auch bestellen??
Das Lied „An Tagen wie diesen“ von Fettes Brot in zusammenarbeit mit Finkenhauer ist der Inbegriff des sozialen Denkens und eine unvorstellbare wichtiges Werk für die Gesellschaftlichen und Politischen Denkweisen in unserer Zeit.
Mit diesem Lied setzt Fettes Brot & Finkenhauer ein Zeichen für unsere Zeit in einem sozialkrischen Battle (sozialkritisches Wortgefecht) unser Handeln und Denken auf die echte Menschlichkeit, und nach dem christlichen Glauben genauer zu überprüfen.
Für das Lied würde ich am liebsten der Gruppe ein Bundesverdienstkreuz verleihen für die wertvolle soziale Arbeit in unserem Land.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2008.