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Kippen

Jetzt wird es wirklich kompliziert. Denn irgendwie macht es ja Sinn, dass die WHO keine Raucher mehr einstellt.

Schließlich ist sie seit Jahren Initiator von Nichtraucher-Kampagnen. Fair enough. Rauchen ist gesundheitsschädlich und stinkt und niemand arbeitet gerne im Qualm. Selbst ich nicht. Seit Tagen frage ich mich dennoch, wo man die Grenzen setzt. Was ist mit Menschen, deren Kinder vollgestopft mit Süßigkeiten keinen Sport mehr treiben? Mit Autofahrern? Mit denjenigen, die sich grundlos mit Medikamenten vollstopfen? Mit denen, die regelmäßig Alkohol konsumieren? Bekommen die jetzt auch keinen Job mehr bei der WHO?

Sterben eigentlich jährlich mehr Raucher oder mehr Säufer? An ihrer Sucht, meine ich. Und wieso ist das juristisch völlig in Ordnung?

(File under „relativ unreflektiert“)

11 Kommentare

  1. 01

    Dass die schweizer Arbeitsrechtler darin keinen Gesetzesverstoß sehen, wundert mich – gelten diese doch als das non-plus-ultra des Rechtsverständnisses und -auslegens.
    Notieren wir es unter „Der Weg ist bereitet – mal sehen, wer als nächstes kommt“.

  2. 02

    Das habe ich mich auch schon gefragt.

    Ich denke, es liegt daran, dass man es beim Rauchen schon an der ersten Kippe festmachen kann. Rauchen ist ja irgendwie schon mit dem ersten Zug (auch passiv) potentiell gefährlich. Das kann man vom Alkohol und erst Recht vom Essen eben nicht behaupten.

    Würden täten sie sicher gerne, nur tun können sie wohl nicht.

    Übermäßiges Essen und Trinken ist eben nur schwer nachweisbar… Rauchen geht da leichter.

    Gruß
    Alexander

  3. 03
    Felix

    Zur Frage der Grenzsetzung, die Herr Haeusler aufgworfen hat: Könnte hier ein (angehender) Jurist einen entsprechenden Kommentar machen? Kurz und für Nichtjuristen verständlich darlegen, wie die Sachlage ist? Wäre ja mal interessant…

  4. 04
    Superlupo

    Wenn ich mich recht entsinne sind es 100.000-150.000 Raucher (Je nach Statistik), und ca. 40.000 durch Alkohol pro Jahr allein in Deutschland. (Dann noch ca. 10.000 Tote durch Straßenverkehr und die ca. 2000 offiziellen Drogentoten kommen einem doch sehr gering vor)

  5. 05

    „Was ist mit Menschen, deren Kinder vollgestopft mit Süßigkeiten keinen Sport mehr treiben?“

    Klar, man könnte jetzt noch viele weitere, ungesunde Dinge aufzählen. Doch einigen scheint noch nicht klar zu sein, welchen Stellenwert das „Rauchen“ bei der gesundheitlichen Schädigung einnimmt.

    Statistisch gesehen sterben pro Tag 400 Menschen an Lungenkrebs bzw. an anderen Folgen des Tabakkonsums — und das allein in Deutschland! Dazu kommen 400 Opfer des Passivrauchens pro Jahr.

    Das sind Zahlen und Fakten die eigentlich überzeugen müssten. Doch irgendwie scheint das noch nicht das Ende der Fahnenstange gewesen zu sein.

  6. 06

    Es geht aber trotz meiner Auflistung nicht darum, welche Tätigkeit die schädlichste ist, sondern um die Frage, ob ein Unternehmen deshalb die Anstellung ablehnen kann. Wenn ja: ab wieviel Toten pro Tag ist das in Ordnung?

  7. 07
    Volker

    Ich bin kein Jurist sondern habe mich bei der Meldung auch nur gewundert, als ich sie heute gelesen habe. Ich habe mich dann mal weiter damit beschäftigt und was ich gelesen habe, dürfte auch der Grund sein, wieso kein Jurist bisher dagegen (meines Wissens) eingetreten ist.
    Die WHO lädt jemanden, der in seine Bewerbung reinschreibt, dass er Raucher ist und dies auch weiter tun will, nicht zu Bewerbungsgesprächen ein. Das ist (soweit ich es verstanden habe) alles.
    D.h. es ist (mir) völlig unklar wie es ist, wenn ein Raucher seine „Sucht“ verschweigt – denn es steht nirgens, dass ein Raucher sagen MUSS dass er raucht.

    Insgesamt finde ich dass es eher nach PR als nach echtem Nichtraucherschutz aussieht – leider ;-)

  8. 08
    Volker

    Ok, ich gebs zu – lesen bildet (auch mich) :-(
    Der Artikel von tagesschau.de klingt wirklich so, als ob es mehr ist als nur einfach das Bewerbungsgespräch. Sorry.

  9. 09

    @Volker: du fragtest dich, ob es sich um nichtraucherschutz handelt oder nicht?

    ich frage mich, ob eine gross in gang gekommene diskussion nicht doch den einen oder anderen dazu bringt, aufzuhören (oder nicht erst anzufangen..), und damit weitreichender als eine betriebsinterne einstellungspolitik.

    den nichtraucherschutz im eigenen haus, so wichtig das sein mag, könnte man auch ohne pressemeldung fördern (und ich bin sicher, ein rauchender arbeitnehmer in der WHO hat schon lange nichts mehr zu lachen).

    aber hier geht es um mehr als ein paar nichtraucher. wenn die WHO als organisation das im eigenen haus so macht, finde ich das nachvollziehbar. ich habe ein problem damit, dass hier anscheinend andere unternehmen ermutigt werden sollen, ähnliches zu tun. siehe hier

    nichtrauchen am arbeitsplatz ist zum glück in vielen betrieben schon selbstverständllich. und rauchen sollte grundsätzlich bekämpft werden. auch gut. aber unternehmen, die mit drastischen massnahmen angeblichen nichtraucherschutz machen, sorgen sich nach meiner erfahrung weniger um die gesundheit der kollegen, sondern wollen in wahrheit möglichst wenig davon hören!
    es gibt viele dinge, die ein unternehmen für die gesundheit seiner mitarbeiter tun kann und muss, vom betriebsklima zum benutzbaren arbeitsplatz bis zur nahrungsmittelversorgung. wird das in solchen betrieben alles schon gefördert? ich bezweifle das.

  10. 10

    „Insgesamt finde ich dass es eher nach PR als nach echtem Nichtraucherschutz aussieht – leider ;-)“

    Warum leider? Und: Was sollte das sonst sein?
    Tue etwas – haben sie gemacht.
    Tue etwas, und lass andere darüber reden – haben sie ebenso gemacht.

    Selbstverständlich ist es PR und soll den Gedanken bei anderen (bspw.) Unternehmen evozieren: Aktiver Nichtraucherschutz (und damit „verantwortungsvolles Unternehmen“) bedeutet heute mehr als passive Verbotspolitik. Hier bin ich hart, hier darf ich’s sein!

    Mich stört, dass gerade eine Organisation wie die WHO dadurch Menschen ausgrenzt, als Raucher abstempelt – als negativ zeichnet, anstatt positive Wege aus der „Sucht“ – als die es von der WHO proklamiert wird – aufzuzeigen.

    Nachahmenswert hätte ich ein durchgeplantes Programm zur Raucherentwöhnung gefunden: à la „Wer bei der WHO arbeitet erhält professionelle Hilfe (von Arzt bis Coach). Rauchen sehen wir als Problem. Probleme löst man, man verbietet sie nicht.“

    Naja, vielleicht kommt wenigstens ein anderer auf die Idee…

  11. 11

    Begleiten Sie uns auf dem Weg zur rauchfreien Gesellschaft

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    ist es nicht widersprüchlich, dass in einem der modernsten Länder der Welt selbst in großen Städten bestenfalls eine handvoll rauchfreier Restaurants und Cafes existieren, dass an Arbeitsplätzen noch ungeniert in Gegenwart von Nichtrauchern geraucht wird und, dass Deutschland die weltweit höchste Dichte von Zigarettenautomaten aufweist?

    Dabei gelten wir doch als Vorreiter in den Bereichen Umwelt, Technik und Nachhaltigkeit. Wir gehören zur Weltspitze bei Wind-, Sonnen- und anderen erneuerbaren Energien. Versprechungen aus Politik und Gaststättenverbänden zum Trotz, ist die Bundesrepublik heute noch immer ein Entwicklungsland in Punkto Nichtraucherschutz. Dieser Zustand ist nicht länger mit dem Bild einer ansonsten fortschrittlichen und umweltbewussten Gesellschaft zu vereinbaren.

    Pro Rauchfrei ist der einzige landesweit tätige Lobbyverein für Nichtraucher in Deutschland. Unser Ziel ist, dass Nichtraucher wieder ohne Tabakqualm an ihrer Arbeit und am öffentlichen Leben teilnehmen können. Nur Engagement und kluge Köpfe können wirklich etwas bewegen. Unterstützen Sie uns mit Ihrer Stimme und Ihrer Meinung. Nehmen Sie noch heute Kontakt mit uns auf und begleiten Sie uns auf dem Weg zur rauchfreien Gesellschaft.

    Mit freundlichen Grüssen,

    Daniel Rottschalk, BA
    Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
    Pro Rauchfrei e.V.

    ————–

    Warum Rauchfrei?

    Alleine in Deutschland sterben nach Angaben der Bundesregierung jedes Jahr 140.000 Bürger an den Folgen des freiwilligen Tabakkonsums. Das ist aber noch nicht alles.

    Forscher und Mediziner wissen seit dreißig Jahren: Auch Passivrauchen ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg schätzt die Zahl der Passivrauchopfer auf mindestens 3.300 im Jahr.

    Unter der Einflussnahme der Tabak- und Werbeindustrie haben sich unsere Politiker bislang weder zu einem Verbot für Tabakwerbung noch zu einem weit reichenden Rauchverbot in der Öffentlichkeit durchringen können.

    Helfen Sie unsere Gesundheit und die unserer Kinder vor dieser Epidemie zu bewahren! Nicht zuletzt erweisen Sie damit auch den Rauchern einen Dienst, die immer auch Gefangene ihrer eigenen Sucht sind. Die meisten hören leider erst dann damit auf, wenn es schon zu spät ist: Nach der Diagnose verheerender, lebensverkürzender Krankheiten