Einige Tage vor Weihnachten ging es los. Dieses Braun-Wecker-Pieps-Geräusch, das wir alle kennen. Aus irgendeiner Nachbarwohnung schallte es über den Hof, in regelmäßigen Abständen, täglich und den ganzen Tag lang. Am fiesesten war es direkt am Küchenfenster zu hören.
Man hasst dieses Geräusch und die Penetranz, mit der es sich selbst bei geringer Laustärke und größter Quellenentfernung in die eigenen Nerven frisst. Glücklicherweise kehrten wir am 23.12. der Stadt für einige Tage den Rücken zu. Nach den Feiertagen würde der Nachbar sicher ebenfalls zurück aus seinem Urlaub sein und aus Scham eine Party mit Freibier für alle Mieter veranstalten.
Weit gefehlt. Eines der ersten Geräusche, das uns nach unserer Rückkehr begrüßte, war das leise, aber messerscharfe Braun-Piepsen. Ruft man in einem solchen Fall, der zugleich banal und lebensbedrohend ist, die Polizei, die Feuerwehr, den Türnotdienst, den Pfarrer oder die GSG9? Noch während ich darüber grübelte, fiel mein Blick auf das kleine Display eines neuen Innen- und Außenthermometers (wahlweise Conrad Elektronik oder MacBillig, ca. 5 Euro). Schwiegervater hält diese Dinger für unentbehrlich und offensichtlich war es ihm bei seinem letzten Besuch vor wenigen Tagen unbemerkt und ohne Nachfrage bei seiner Tochter oder ihrem Ehemann gelungen, das sechzehnte Exemplar in unserer Wohnung zu installieren. Am Küchenfenster.
Das Display, auf das ich über meinen Kaffeetassenrand hinaus schielte, zeigte, wie es sich für ein anständiges Innen- und Außenthermometer gehört, die Innen- und Außentemperatur an. Und, ganz klein, am oberen rechten Rand, einen symbolisierten Wecker. Langsam näherte ich mich mit meinem Ohr dem Thermometer, als das Braun-Piepsen beim nächsten Mal erklang. Kein Zweifel. Es kam aus dem Temperatur-Anzeigegerät. Und mit einem leichten Druck auf die Taste „Alarm Off/On“ verschwand das Wecker-Symbol aus dem Display und das Piepsen aus unserem Haushalt.
Unsere Party-Einladungen für die Nachbarn sollten nächste Woche fertig gedruckt sein. Vielleicht kann mir einer von ihnen ja auch erklären, was ein verdammter Wecker in einem Thermometer zu suchen hat.
Zum Glück sind die Nachbarn jetzt endlich ausgezogen.
LOL
Rofl. Hier ähnlich. Eins unserer Digithermos meint um Punkt 4:00 ein lautes PIEP von sich geben zu müssen. Gutes Zeichen um dann endlich ins Bett zu gehen.
Aber das Mistding wird demnächst eh durch ein herrlich analoges Teil ersetzt! Nostalgie rulez!
*rofl*… wie geil ist das denn? :-)
Diese Braun-Wecker sind die Pest.
Wohne zu einem schmalen Innenhof, da schallt es besonders gut. Eine Zeit lang hatte da auch wer seinen Wecker gerne mal tagsüber immer wieder laufen und ich habe mich entnervt gefragt, wer um alles in der Welt das ist und wieso? Man hört hier ja sogar manchmal Telefonwählgeräusche aus dem Freisprecher (wenn irgendwer weiß, was ich meine) oder eingehende SMS.
Akustisch ist das hier echt wenig vorteilhaft, wenn auch sonst sehr nett…
Schöner Text! „Braun-Piepsen“, jaha, da weiß jeder, was gemeint ist!
Ich kenn das nervensägende Piepsen auch. Aus unserer alten Wohnung. Da durchdrang leise und fein das Piepsen des Alarms eines Kühlschranks im Kinderladen unter uns die Nächte. Der Alarm sollte eigentlich Waren bei Erwärmung vor dem Verderb retten, dieser Kühlschrank jedoch vermisste vielmehr die Kinder über Nacht immer so, dass er herzzerreißenden Alarm machte. Vielleicht war er auch kaputt. Bei geöffnetem Fenster und nachts hörten wir es, so gerade oberhalb der Wahrnehmungsgrenze.
Die Kinderladenfrauen fanden schließlich einen findigen Vater, der den Kühlschrank zwar auch nicht trösten, ihn aber schließlich doch zum Verstummen bringen konnte. Die Nachtruhe wurde fortan nur noch durch unsere eigenen Kinder, die des Nachts was Kühles zum Trinken haben wollten, gestört…
Wenn’s mal ein Piepsen wäre… Unsere Nachbarin hat einen Wecker, der klingt, als hätte ein Huhn ne Halskrankheit mit Crescendo. Ich vermute, dass auch das Gehäuse im Federvieh-Design gehalten ist. „Da krischihsc Plack!“, wie der Kölner zu sagen pflegt.
Sehr schön ;-)!
mein Mitbewohner hat einen Wecker, der richtig laut in zwei tonlagen hupt, wenn man unten an der ampel steht und der wecker an ist, denkt man, es wäre eine Blindenampel bei grün. und obwohl er mit dem kopf neben dem teil schläft, hört er den nicht und lässt den schonmal stunden lang läuten, auch am wochenende. ich wundere mich, dass er mich überhaupt noch versteht, wenn ich in normaler lautstärke mit ihm rede.
Auch wenn ich die neue moderne Welt sehr mag, so muss ich doch sagen, bestimmte Sachen waren damals besser gewesen, da gab es in den Thermometern noch keine versteckten Wecker.
Aber gegen Freibier ist natürlich auch nichts einzuwenden, schade nur das ich kein Nachbar von dir bin…
Wenn ich das Gepiep als Braun-typisch entlarvt hätte, hätte ich es mal mit einem entschieden ausgesprochenen „Stopp!“ oder hektischem Armwedeln als Gegenmaßnahme versucht. Das hätte zumindest ein schönes Bild ergeben.