Über diese meiner Meinung nach alberne Frage wurde am 23. Mai in Köln diskutiert. Für Spreeblick hat sich Jan Bayer, auch bekannt als diaet, zur lustigen Runde gesellt und gibt im folgenden Gastbeitrag, für den ich mich sehr herzlich bedanke, seine Eindrücke wieder.
Fressen Blogs den Journalismus?
Ja, ich sehe euch schon die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: „Hatten wir doch alles schon!“ – „Nicht schon wieder!“…
Richtig, hatten wir schon. Aber wie wir alle wissen: ohne vernünftige Headline geht gar nix. Das dachten sich auch die Grünen NRW „” und luden am vorletzten Dienstag unter obigem Titel zur Debatte über die Relevanz von Blogs für die politische Willensbildung ins Komed im Mediapark Köln.
Am Start befanden sich Arndt Klocke (Landesvorsitzender der Grünen NRW), Börje Wichert (LAG Medien), Markus Beckedahl (netzpolitik.org), Martin Böttger („Online-Zeitungsprojekt rhein-raum, Bonn“), Oliver Passek (netzwerk neue medien & medienpolitischer EU-Referent), sowie Holger Wenk (Deutsche Journalisten Union bei ver.di), sowie ca. 30 gespannte und diskussionsbereite Zuhörer.
Schon in seiner kurzen Begrüßung schaffte es Arndt Klocke fast, das Diskussionsthema mit einer Anekdote ad absurdum zu führen: sein an sich „Internet-affiner“ Mitbewohner, der nach Arndts Aussage „Tag & Nacht online“ sei „” wusste nicht, was Blogs überhaupt sind.
Was selbst sporadische Blogkenner zunächst noch verwirren mag, ist aber eigentlich kein Wunder, glaubt man den anschliessend präsentierten Zahlen der SZ (die ich online nicht finde), nach denen nur 15% der deutschen Internetnutzer regelmäßig Blogs lesen, schlappe 1,5% mit Blogs arbeiten „” und ganze 70% keinen Schimmer haben, was ein Blog sein soll. (Robert Basics Zahlen sind sogar noch niedriger, was auch aus dem Publikum eingeworfen wurde.) Aber zum Thema:
Oliver Passek resümierte, dass gerade der Blog-Hype anlässlich des US-Wahlkampfs bei den Parteien in Deutschland zu absurden Blüten geführt hat: Mitarbeiter, die unter den Namen ihrer Vorgesetzten Einträge verfassten, 1-zu-1-Übernahme von Pressemitteilungen, Diskussionen nur unter einzelnen Besuchern „” dass all dies nur zu einer geringen Anteilnahme führte, wundert wohl keinen.
Aber eins haben sie alle miteinander trotzdem festgestellt: der durchschnittliche Blognutzer sei „generell schon höher politisch interessiert“. Also eine spannende Zielgruppe. Und der (oder die) eine oder andere Politiker (oder Politikerin) habe tatsächlich „ernsthaften Gefallen an der Sache gefunden“, so dass Politiker- und Partei-Blogs in künftigen Wahlkämpfen und politischen Tagesgeschäft wohl weniger eine reine „Modesache“ werden könnten.
Kritisch beäugte Passek die immer massivere Kommerzialisierung der Blogs – ob von Blog-Plattformen, die von großen Konzernen gekauft werden, oder auch bestehenden Blogs wie dem Spreeblick (allerdings räumte er ein, dass er diesen nicht mit den großen Konzernen vergleichen wolle). Sein Problem damit sei eine „schwindende Glaubwürdigkeit“. Optimistisch sei er allerdings, dass „sich Qualität durchsetzen“ werde gegenüber „privater Stümperei“. (Was auch immer das eine mit dem anderen…)
Als nächstes sprach Martin Böttger über seine geplante Online-Zeitung für den Raum Bonn. Grund für das Vorhaben sei die Arbeit gegen „Ein-Zeitungs-Kreise“, in denen mehr und mehr Lokalredaktionen das Handtuch werfen, und die verbleibenden Monopolisten immer arroganter ihre Stellung zur Durchsetzung ihrer (politischen) Interessen nutzten. Hierbei kam für ihn die Frage auf, warum „die Kleinen“ selbst in Großstädten nicht das Internet als Gegenpol zu nutzen versuchten, sondern vielmehr eine Art „Kannibalismuseffekt“ befürchten würden.
Leider sei auch das Bonner Projekt aus eigenen Qualitätsansprüchen heraus noch nicht gestartet, er hoffe aber vor der zweiten Jahreshälfte online zu gehen.
Danach referierte Markus Beckedahl sehr euphorisch über Netzpolitik „” sowohl .org als auch generell. Nach seiner Überzeugung war einer der Internet-Grundgedanken schon immer die freie Publikationsmöglichkeit, aber erst mit dem Aufkommen der Blog-Software wird diese Vision langsam ermöglicht. Weniger nötiges Technikwissen, immer günstigere Elektronik „” beides trage massiv zu einer immer persönlichen Publishing-Plattform für Medieninhalte bei, ob Text, Ton oder Bild.
Blogs und verwandte Techniken könnten bei der immer massiveren Konzentration der „alten Medienlandschaft“, die in einigen Ländern ja auch massive Zensur bedeute, als Gegengewicht dienen. In einigen Ländern (Beispiel Südkorea) funktioniere dies ja auch durchaus. Deutschland hinke seiner Ansicht nach da erstaunlicherweise massiv hinterher „” was prompt den Einwurf von Holger Wenke provozierte, dass das daran liegen könnte, dass in Deutschland nach wie vor eine größere Medienfreiheit herrsche.
Und dann kam er, der große, aber bekannte Clash: zwischen „Profi“ und „Blogger“ „” aber huch, Wenke sagte deutlich, dass er ein großes Defizit auch auf der journalistischen Seite sieht. Und noch ein Huch: die meinungsrelevanten Blogs, die er kenne, zeigten ja schon eine gewisse Professionalität.
Dann kam’s aber doch noch, das bereits diskutierte Problem: diese meinungsrelevanten Blogs machten ja „eh nur 1% der Blogs aus“. Der Rest sei „vollkommen unprofessionell“. Und machte sich zunächst daran, seine Maßstäbe von Professionalität mal festzuhalten. Zum einen könne ein „Hobby als Antrieb“ nie den „Geist eines Dienstleisters“ erreichen, der auch mal zu unliebsamen Themen schreiben müsse.
Ausserdem erfüllten Journalisten ja auch eine gewisse Filterfunktion „” während der Journalist schon entscheidet, welches Thema relevant sein könne, müsse man die Masse der Blogs ja mühselig durchsuchen. (Erste Widerspruchsbekundungen seitens des restlichen Podiums und Publikums. Man merkt, es waren alle vollkommen unvoreingenommen.)
Nach diesen „” zumindest sachlichen „” Argumenten, kam dann allerdings der Rundumschlag: Blogs hielten sich einfach nicht an handwerkliche Standards. Zum Beispiel sei es bei gutem Journalismus „unmöglich, Beleidigungen oder Beschimpfungen zu verwenden“ „” während er das bei den Blogs als „vollkommen üblich“ gesehen hätte. Und überhaupt, der ganze „Community-Gedanke“ wurde eher harsch mit den Worten „Stecker raus „” Community weg!“ oder gar „Scheiss drauf“ kommentiert.
Sein vorübergehendes Fazit nach dieser Aufwallung: die Masse der Blogs sei Mist. Gut, die Bild-Zeitung auch. Überhaupt, auch der Journalismus erfülle oft nicht mehr die Qualitätskriterien, die Wenke selber an ihn stelle. Genau genommen seien einige gute Blogs sogar besser als ein Teil der alten Medienlandschaft. Als Patentrezept wünschte er sich dann anschliessend noch generell höhere Ausbildungsstandards. Und am liebsten auch Zugangsbeschränkungen, schliesslich dürfe „nicht jeder schreiben“. Ob er das jetzt allerdings nur auf die etablierten Medien bezog, liess er offen.
Dies war natürlich ein schöner, wenn auch leicht emotionalisierter Übergang zur folgenden Diskussion untereinander und mit dem Publikum. (Die war wirklich zu kunterbunt, ich versuche es so sortiert wie möglich.)
Darf es wirklich sein, für „höhere Qualität“ mehr Regulierung zu schaffen? Während bei uns Diskussionen über den Sinn von Impressumspflicht und Urheberrechtsnovelle zu einem „mehr“ tendieren, zeigen doch die oben erwähnten Beispiele anderer Länder, wie hilfreich für Information und Demokratie ein nicht-(mehr-)regulierbarer „Citizen Journalism“ sein kann.
Auch bei uns werden ja langsam solche Möglichkeiten ausgetestet, wie z.B. bei der ReadersEdition der Netzeitung. In Zeiten, in denen vielen Lesern auffällt, dass vielfach nur dpa- oder PR-Meldungen als Nachrichten erscheinen, könne hierdurch Meinungsvielfalt gestärkt werden.
Ein möglicher Einwand hiergegen sei die immer stärkere Vermischung von Meldungen und Kommentaren „” was aber auch wieder bei klassischen Medien zu beobachten sei. Was die Frage aufwarf, ob denn nicht das Publikum das beklagte „Abnehmen der Standards“ quasi selbst fordere.
Hier hätten Blogs einen klaren Vorteil: sie seien nicht per se als Qualitätsjournalismus angelegt. Demzufolge sei es auch falsch, an alle diese hohen Standards anzusetzen. Private Blogs sind private Blogs, Spaßblogs sind Spaßblogs „” und Blogs mit journalistischem Anspruch hätten scheinbar „von selbst“ ein Interesse an hoher Qualität.
Durch ihre hohe Vernetzung hinein in verschiedene „Blasen von Nutzergruppen“ könnten Blogs sogar helfen, die allgemeine Medienqualität wieder zu verbessern. Sei es in der Funktion der Watchblogs, sei es durch das Aufgreifen von Themen, die den Mainstream sonst nicht erreichen würden. Hierfür müsse natürlich auch die Medienkompetenz der Leser schon ab der Kindheit gestärkt werden (Aufgabe auch der Politik).
Insgesamt wurde die Feststellung getroffen, dass sich durch das Aufkommen der neuen Medien, so auch der Blogs, die Meinungsmonopolisierung langsam auflöse. Auch im Journalismus. Die „freiheitliche Nische“ sei dabei wesentlich wichtiger, als der schale Geschmack des „Abfalls“ „” der ja nun auch in den etablierten Medien vorhanden sei.
Es sei zu beobachten, dass sich Gegensätze auflösten: Blogger schreiben journalistisch „” Journalisten bloggen; Blogs lernen von den „guten alten“ „” die Etablierten lernen von der „Blogtechnik“ (Kommentare und Dialogmöglichkeiten, RSS-Feeds etc.)… Das duale Mediensystem zwischen „öffentlich-rechtlich“ und „privat“ gehe dem Ende zu (bzw. sei schon vorbei) „” und das müssten viele, auch viele Politiker, noch lernen.
Und so kam tatsächlich ein generelles, allseitiges Fazit nach Abschluss der Diskussion zustande: Nein, Blogs werden den Journalismus nicht fressen. Aber beide „Seiten“ müssen auch versuchen und lernen, sich nicht als Gegner zu betrachten „” sondern als „Bündnispartner“.
Oder, um es mit Arndt Klockes sehr optimistischen Worten zu sagen:
„Die Welt wartet drauf.“
(Autor: Jan Bayer)
Mich würde mal die Zahl der Leute interessieren, die Blogs lesen, aber trotzdem nicht wissen was das ist, oder dass sie es tun, bzw. die es einfach nicht interessiert, weil es Wichtigeres gibt.
Hab‘ ich!
Sind genau 32.532.
Gern geschehen!
Seit dem ich mich mit der Thematik „Blog“ auseinander setzte stellt sich mit folgende Frage: Was hat der professionelle Journalismus gegen die Blogger? Von einem großteil der Journalisten, werden Blogs als amateurhafter pseudojournalimus einiger minderbemittelter Nerds angesehen. (Ok das mag jetzt übertrieben klingen, aber manchmal kommt es mir wirklich so vor.)
Ich selbst zähle mich dann doch eher zum unprofessionellen Teil der Szene, der einfach nur seine sinnfreien Gedanken dem Rest der Welt mitteilen will. Dennoch kann man vielen Blogs (siehe Spreeblick) einen gewissen Grad an Professionalität und auch Anspruch nicht so ohne weiteres absprechen.
Warum also diese Abneigung?
Angst weil das gemeine „unjournalistische“ Volk auch mitspielen darf? =)
Noch was: kommt es nur mir so vor oder sind die Grünen die einzigen die sich für neue Medien wie Blogs interessieren und engagieren?
Sonnenscheinguru: bei Oliver Wenke kam zwischendurch die Angst durch, dass Blogger eher Journalisten absägen, als, wie früher die Journalisten, korrupte Politiker o.ä.
Und insgesamt vielleicht auch eine Angst vor Machtverlust – weil die Leute selber filtern und schreiben, statt auf sie angewiesen zu sein.
Viele Journalisten sehen in Blogs eine prima Entwicklung. Manche andere befüchten den Verlust einer Art „Informations- und Meinungshoheit“ jedoch durchaus. Bei letztgenannten könnte deine Vermutung stimmen, aber verallgemeinern braucht man sie nicht, gibt ja viele Journalisten, die auch bloggen.
Das mit den Grünen scheint mir aber so zu sein. Noch.
@diaet: Verdammt sie haben es erkannt! Das große Ziel der Blogger-Community ist es den Journalismus zu unterminieren und dessen Kontrolle an sich zu reissen. Das wäre doch mal guter Stoff für Dan Brown.
@Jonny:
sagte ja, dass meine Äusserung bezüglich der Journalisten übertrieben war.
Wo’s im Einzelnen auch hingehen mag, ich freue mich auf zwei Entwicklungen: Auf mehr gute Beiträge, weil jeder ernsthafte Amateur mit der Zeit zwangsläufig professioneller wird. Und auf mehr Leidenschaft, weil der professionelle Zynismus derer, die über ein Thema nur schreiben, weil sie müssen, allein auch nichts hilft.
Arne: Word.
Guru, war auch nicht verbessernd, sondern bestätigend gemeint. :)
Zitat: „schliesslich dürfe „žnicht jeder schreiben“.“
wie darf ich das verstehen? Als Bedauern/Begrüßen, dass nicht jeder in millionenfacher Auflage in der Bild-Zeitung schreiben kann oder als Forderung, das Recht auf freie Meinungsäußerung einzuschränken. Schreiben darf jeder. Nicht alles, ist schon klar, aber dürfen auf alle Fälle. Zumindest hab ich Demokratie so verstanden.
Das Unheimliche am Internet ist und bleibt eben die Quasi-Unregulierbarkeit (trotz Impressumspflicht etc.). Bildung und Erziehung zur Selbstverantwortlichkeit wirkt IMGO stärker als jede Zugangs/Aritkulationsbeschränkung.
In einem Podcast vom Johnny hab ich mal gehört, dass es Erstaunen bei „eingesessenen“ Medienleuten gab, dass Leser nicht mehr konsumieren sondern über Ereignisse kommunizieren wollen.
Das ist nicht neu, nur hat man eben am Stammtisch oder im Büro darüber kommuniziert und nicht mehr im sendenden Medium. Jetzt können die Leuts das aber. Und ich bin sehr überzeugt darüber, dass das einige sehr sehr beunruhigt.
Journalisten, vor allem solchen, die von Blogs keinen Schimmer haben, denen geht der Arsch auf Grundeis, anders kann ich abwiegelndes Verhalten bei einem Demokratisierungsprozess der Medienlandschaft nicht erklären. Ich erinnere mich gerne den Journalisten von neulich, der gestern noch die mangelnde Qualitäts-Sicherung in den Blogs bemängelte und heute mit Freude in einem Blog mitschreibt, weil er da mal die ach so objektive Schiene verlassen darf (Endlich darf ich!) und schreiben um des Themas und der Meinung willen.
Qualitätsprüfung kommt dann durch die Vernetzung zustande, was nichts wert ist wird nicht verlinkt und erlangt keine besondere Verbreitung, das System filtert sich selbst, da braucht es keinen Chef vom Dienst mehr, und wenn ich einer wäre, würde ich diese Entwicklung auch mit großer Sorge betrachten.
Johnny mag sich den Luxus der Tageszeitung noch leisten, ich habe meine abbestellt. Vor 2 Jahren schon. Warum soll ich morgens nochmal die News von gestern lesen? Die Meinungen zum Geschehen beziehe ich ebenfalls aus dem Netz. Der Rest ist toter Baum, den ich nicht kaufen mag.
Diese Blogger-gegen-Journalisten-Diskussion ist eine sinnlose Scheindiskussion. Tatsächlich treffen hier häufig nur zwei Medienformen – Online und Print – aufeinander. Und auf Seiten der Printmedienmacher herrscht schon lange große Furcht, ob und wie stark das Internet ihren Job gefährdet, ob das Anzeigengeschäft wegbricht und ob man in Zukunft für seine Inhalte überhaupt noch Geld bekommt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Inhalte von nichtjournalistischen Bloggern, von bloggenden Journalisten oder von Witzbolden stammen.
Natürlich sind Blogs eine gute Entwicklung. Sie bereichern die Medien und bieten andere, neue Zugänge zu Informationen, teils auch andere Informationen. Sie ergänzen das bisherige Angebot – und wie in jedem Medium gibt es qualitative Unterschiede, aber auch unterschiedliche Macher und Adressaten. Ich stimme allerdings zu, dass das Gros der deutschen Blogs noch nicht MEINE Ansprüche erfüllt, die ich an Medien habe, die von Journalisten gemacht werden. In meinen Augen ist das aber eine Frage der Zeit und sicher auch eine der Honorierung. Wer für Recherchen und Artikel Geld bekommt, kann anders arbeiten als jemand, der das als „Hobby“ macht. Er muss dann allerdings auch andere Ansprüche erfüllen.
Womit wir beim Henne-Ei-Problem sind. Ich denke, wenn überhaupt können Blogger hier nur in Vorleistung treten, um sich zu etablieren. Eine Etablierung über Journalisten-Schmähe oder Wir-gegen-die-Strategie führt in eine Sackgasse. D.h.: Zuerst müssen Blogger ihren Lesern beweisen, dass sie es in puncto Qualität und Aufbereitung mit den etablierten Medien aufnehmen können. Einigen gelingt das bisher (sporadisch), teils mangelt es (auch das ist mein persönlicher Geschmack) noch an der inhaltlichen Fokussierung. Je besser das wird, desto eher werden auch die Leser, die Medien womöglich auch einmal die Erlöse folgen.
Alle aber, die diesen Anspruch an sich und ihre Blogs gar nicht haben, zu den Medien aufzuschließen oder mit ihnen zu konkurrieren, müssen diese oft emotionale Diskussion gar nicht führen. Sie adressieren andere Leute oder verfolgen zumindest andere Ziele. Das ist dann so als würde der Bauer mit dem Metzger streiten, wer die besseren Flugzeuge baut.
Ein wichtiger Punkt von oben ist, finde ich, dass sich Qualität (zumindest langfristig) durchsetzt und sich das System selbst filtert. Auch dass wie erwähnt der eigene Anspruch mit der Zeit wächst, kann ich nachvollziehen. Vor allem merkt man doch als ursprünglich medienfremder Blogger, wie schwer das eigentlich ist. Ich habe zumindest mehr Respekt vor „richtigen“ Journalisten bekommen, seit ich blogge, und weiss auch eine gut recherchierte Story mehr zu schätzen.
@Sonnenscheinguru: Nein, stimmt nicht.. Siehe roteblogs.de im letzten Bundestagswahlkampf für die SPD, siehe die Versuche der FDP. Nur bei Union und Sozialisten(.de) sah es wirklich ganz mau aus.
@diaet: mir ist kein Fall bekannt, in dem Journalisten in Deutschland durch Blogger „abgesägt“ wurden. Und wie wir alle wissen: fast alle bekannten Blogger in .de haben zumindest biographisch enge Verstrebungen in die klassische Medienszene. Dass der Spreeblick ursprünglich auch mal ein Printprodukt sein sollte, wie neulich im Netzeitungsinterview mit Johnny zu lesen, sicherlich auch das kein Zufall.
So ganz verstehe ich diese Podiumsdiskussion nicht. Wo genau liegt denn das Problem? Muss ich eine journalistische oder adäquate Ausbildung vorweisen, um einen Blog zu publizieren?
Aufgrund der „žMedienfreiheit“ gibt es in D weniger Blogs? Gibt es „žMedienfreiheit“ nicht auch in den USA, England oder in anderen Ländern, die weitaus mehr bloggen als die Deutschen?
Wenn ich mir mal die deutsche Zeitungslandschaft betrachte und sehe, mit welcher monopolistischen Konzentration einige wenige Großverlage in vielen Städten und Dörfern — und auch überregional — „Medienfreiheit“ vorleben, dann ist das beileibe kein Argument.
Und warum sollte die Gefahr einer „žschwindenden Glaubwürdigkeit“ durch Blogs imminent sein? Wo uns doch die klassischen Medien Print, Radio und TV tagtäglich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit kommunizieren?
http://www.sueddeutsche.de/
Nette Zusammenfassung.
@Oliver (17): Ich habs auch nicht verstanden. Herr Wenke fand es nicht so toll, dass auf einmal jede/r drauflos schreiben darf und die Tools allen zur Verfügung stehen. Er hatte wohl mal seinen Namen bei Google eingegeben und ist dabei auf einige Blogs gestossen. Bekanntes Problem… Das hat er dann für seine Meinungsbildung verallgemeinert.
@Falk: Holger Wenke (wieso habe ich eigentlich „Oliver“ im Kommentar geschrieben?) bezog sich dabei auch auf US-Fälle (Dan Rather). Aber er befürchtete offensichtlich eine ähnliche Tendenz auch hierzulande.
@Waschsalon: ich sehe das ähnlich wie Du, was die Scheindiskussion angeht. Wobei das mit „Recherche gegen Geld“ so’ne Sache ist – siehe die Problematik des nur noch „Pressemitteilungen und dpa abdruckens“. Vielleicht kommt auch aus der rechercheschwachen Ecke das größte Geheul? Ich weiss es nicht.
@Oliver: Volle Zustimmung – diese Einwände fielen auch immer wieder in der Diskussion.
@Marvin: sehr witzig ;)
@diaet: Nun ja.. wenn es in Deutschland mal einen (Fernseh-)Journalisten treffen sollte, dann ist er im Zweifel Sportreporter und hat die Aufstellung irgendeiner Mannschaft durcheinander gebracht. Das ist hierzulande der maximal mögliche Skandal, denk ich man..
Also ich muss schon sagen, mir kommt die Diskussion hier etwas hysterisch vor. Vielleicht solltet ihr wieder mal auf den Teppich kommen.
Ich persönlich habe noch keinen Artikel eines Journalisten gelesen oder gehört in dem er sich negativ oder angstvoll über Bloogs äußerte.
Und kommt mir jetzt nicht damit, das ich nicht alle Zeitungen gelesen hätte oder so. Ich sag mal, zufällige Stichproben genügen.
Das fiehl mir schon öfters auf, das die Diskussionen in Bloogs manchmal in Richtungen abdriften oder sich verselbständigen, das man als Aussenstehender nur mit dem Kopf schütteln kann.
Haben die Journalisten nur Angst vor unabhäniger Konkurenz? Und sehen Sie schon ihre Felle davonschwimmen?
Ich denke die Blogs ergänzen sich sehr gut im Hinblick auf den traditionllen Journalismus.
Gruss
Gunnar
Für mich ist sie Sachlage eigentlich zimlich klar:
Blogger sind keine klassischen Journalisten, das merkt man schon daran, das es oft keine Redaktion gibt. Deswegen sind an Blogs auch nicht genau dieselben Kriterien anzusetzen wie an die ‚alten Medien‘.
Zum anderen hat es immer wieder Leute gegeben die in Blogs einen Hype sehen wollen: Die Zahlen explodieren, alles wächst unglaublich exponential. Aber in der Realität sieht es alles etwas langsamer aus. Dafür hat es den Vorteil, das gute Blogs erhalten bleiben und schlechte aufgegeben werden. Es ist halt keine steuerbare Sache sondern hat den gewissen Evolutionseffekt.
Der Blogleser weiss das er ein Blog liest und keine Zeitung. Deswegen wird er (hoffentlich!) nicht mehr (leicht unkritisch) irgendwelche Dinge übernehmen, sondern versuchen sich selbst ein rundes Bild von der Sache zu machen. Und deswegen alleine ist jeder Blog ein wertvoller Beitrag zur gesunden Meinungsbildung … auch die Blogs die einem deutlich eine undifferenzierte Meinungsbildung ins Gesicht schlagen. Denn auf Fehlern kann man immer noch am besten lernen.
Und zur Anzahl der Blogger: Quantität war noch nie Qualität.
Also mein Vater ist selber journalist und findet, dass Blogs viel interessanter sind, zwar bräuchte man noch mechanismen, die „Tagebuch-Blogs“ und „Spaßblogs“ etc. von dem trennen, was einigermaßen professionell ist (vielleicht sollte man einfach sagen, blogs, die die qualität haben, die man sich wünscht), aber im grunde würde er lieber bloggen als für die zeitung schreiben, weil da keine Redaktion kommt und kürzt, und keiner mehr sagt, 75 Zeilen und keine mehr, und keiner sagt, benutz „journalisten-Deutsch“.
Naja, wollts nur schreiben, passt vielleicht ganz gut zum thema :)
sehr seltsames fazit aus der diskussion.
Solang mein Kioskbetreiber des Vertrauens auf meine Frage nach „Webblog“ mit „Kenn‘ ich nich‘, ham wa nich‘!“ antwortet, bin ich beruhigt und sehe den „ursprünglichen“ Journalismus nicht in Gefahr…
… tut mir leid, ich will niemandem zu nahe treten, jedoch ich kann nicht anders. Dieses „blog-Gerede“ macht den Eindruck, als würde in Deutschland gerade die „hompage“ entdeckt.
Und das „wer schreiben gelernt hat“ es dann auch tut, – nun ja, das ist ja nicht nur in Deutschland ein ethisches Dilemma mit Tradition.
Willkommen im H. Heine Jahr
Auf den Umgebungsgedanken hab ich mich mal mit dem abstrakten Begriff der Rückkopplung mal versucht etwas auseinander zu setzen. Vielleicht interessiert es ja jemanden, warum ich denke, dass Blogs und Journalismus wie zwei paar Schuhe zusammengehören.
http://umgebungsgedanken.momocat.de/?p=13
(irgendwie bin ich zu blöd einen trackback auf diese Seite zu setzen).