Zeit, über das Wort Angstgegner zu reden.
Es scheint den tiefsten Sümpfen der Fußballmythologie entstiegen zu sein und man ist geneigt, Carlotta recht zu geben, wenn sie (nicht ohne einen – für ihr nahestehenden Menschen durchaus hörbaren – spöttischen Unterton) fragt:”Warum wird immer erwähnt, wie zwei Mannschaften vor 30 Jahren miteinander gespielt haben?”
Nun ist der Mensch an sich und der Fußballanalyst im Besonderen ein armes Schwein.
Da will man doch nur wissen, wie so ein läppisches Fußballspiel wohl ausgehen wird, aber die Kristallkugel ist hartnäckig beschlagen. Also greift man zu allerlei Voodoo-Kram, um Aussagen treffen zu können. Der Blick auf die bisherigen Spiele gegen den Gegner hat sich dabei immer als recht verlässlich erwiesen. Das liegt zum einen an der Kraft der sich selbst erfüllenden Prophezeihung, zum anderen aber – und hauptsächlich – daran, dass Mannschaften Spielsysteme und – stile über Generationen konservieren.
Dass die Schweden gegen die Engländer seit 427 Jahren nicht mehr verloren haben, liegt daran, dass die schwedischen Abwehrrecken , hätten sie Wimpern, sich beim Wegpusten dieser wünschen würden, dass man hohe Flanken in ihren Strafraum schlagen möge.
Zwar werden die echten Experten seit Jahren nicht müde zu betonen, dass die Engländer kein Kick-and-Rush mehr spielen würden. Aber wie anders ist die lustigste Statistik der bisherigen WM zu erklären? Im Spiel gegen T & T hatten Torwart und Sturm mehr Ballbesitz als das Mittelfeld. Also wie von Anders Zorn (Bild oben) gemalt für die Schweden. Das Spiel der Deutschen widerum war nie so, wie man es im Ausland sieht. Es war immer auf Einzelaktionen von Solisten gerichtet, es gab immer Spieler wie Häßler, Littbarski oder jetzt Schweinsteiger, die sich dribbelnderweise durchsetzen konnten. Für so etwas sind schwedische Abwehrspieler nicht konstruiert worden.
Deshalb gibt es keinen lebenden Schweden, der sich an einen Sieg gegen Deutschland erinnern kann.
Und die Deutschen sind die Angstgegner der Schweden.