Ich habe eine Idee für ein ganz absurdes und brutales Science-Fiction-Drehbuch, Arbeitstitel „Scumball“. Das wird der Knaller! Und geht so:
Irgendwann in der Zukunft gibt es halblegale Autorennen auf öffentlichen Straßen, an denen aufgrund des hohen Startgelds nur sehr betuchte Fahrer teilnehmen können. Die Rennen werden von großen Unternehmen durch Sponsoring unterstützt (is‘ ja Science-Fiction, da kann man sich sowas mal ausdenken!).
Dann passiert was Schlimmes, es sterben nämlich zwei völlig unbeteiligte Menschen, da einer der am Rennen teilnehmenden Wagen in ihr Fahrzeug gerast ist. Die verantwortlichen Fahrer begehen Fahrerflucht und versuchen mehrfach, sich außer Landes zu stehlen, werden dann aber doch noch verhaftet. Inzwischen versuchen einige Sponsoren ihre Werbespuren zu verwischen oder beginnen mit der Distanzierung von ihrem ursprünglichen Engagement.
Ich weiß, die Idee ist zu abgedreht und zynisch.
Und außerdem ist sie geklaut.
Ich finde es traurig, wie man bei so einer Scheiße einfach abhauen kann. Da ist verdammt nochmal ein Mensch gestorben und die Teilnehmer haben nichts besseres zu tun als ihren Arsch zu retten.
Wirklich traurig.
Ist da ein Menschenleben nichts wert?
Das finde ich viel schlimmer als dass sich Sponsoren jetzt schnell aus der Sache rausstehlen wollen.
Aus Motorcity
Mario
Die Sache mit den Sponsoren finde ich auch bloß eine zynische Fußnote, in dieser ganzen ekelerregenden Veranstaltung.
Das Rennen an sich und der Überdruß des gelangweilten Monetariats, ist doch das Perverse daran.
Die Nachtschwester hat den Scheiss noch mal aus einer ganz anderen makaberen Perspektive auf den Punkt gebracht.
Meines Wissens wurde der Fahrer ein zweites Mal verhaftet als er, gegen Kaution freigelassen, mit einem aus England angeforderten Privatjet das Land verlassen wollte.
Habe gerade sowieso gesehen, dass das schon einige gebloggt haben. Komme mit den RSS-Feeds nicht hinterher…
Im Endeffekt hatten wir einen ganz ähnlichen Fall schon einmal in unserem Land. Damals kam eine Mutter und ihr Kind auf der Autobahn A5 um. Der Fahrer des heranpreschenden Mercedes Benz war weg, hat angeblich nichts davon mitbekommen.
Ging ja damals auch durch die Presse:
http://zeus.zeit.de/text/2004/10/Autobahnraser_10
Im Prinzip dasselbe in grün.
Grüße
Mario
sport ist mord/mord ist sport – das neue marketing konzept von adidas ob da die edelmänner hinter stecken… zur sicherheit);-)
Hä-ähm… Die Kollegen von Jalonik haben Scumball auch schon als Begriff verwendet und Schelte dafür kassiert, deshalb möchte ich dann doch mal auf die echte Scumball 3000 Rallye hinweisen.
Als ich als Kind Dummheiten gemacht habe, sagte meine Mutter immer: „Das ist solange Lustig bis einer weint…“ Ob der Veranstalter „weint“ und daraus lernt?
Übrigens ist dieser Irrsinn in dem schönen Roger Corman-Film „Frankensteins Todesrennen (Death Race 2000)“ mit David Carradine und Sylvester Stallone schon vorweggenommen, wobei sich da die Unfall-Opfer selbst als Opfer darbringen.
Nicht erst im Death Race 2000.
Schon in Orwells „1984“ (oder war´s „Fahrenheit 451“) machen sich Jugendliche Nachts einen Spaß daraus, Passanten mit ihren Autos totzurasen…
@Sebb (12): Kann mich zumindest nicht erinnern, dass sowas in 1984 vorkam, müsste dann also Fahrenheit gewesen sein.
@12: du meinst wohl eher „A Clockwork Orange“
Einfach widerlich. Drei Tote hätten ja besser zu den Streifen gepasst.
Und die Sache mit den Sweatshops in Asien dürfte sich ja auch schon rumgesprochen haben. Na, ich sags trotzdem noch mal. Da arbeiten Kinder 12 Stunden am Tag für 35 Cent die Stunde bis zu 7 Tage in der Woche und verdienen sich damit einen Batzen Geld.
Wer sich sowas anzieht, hat selbst schuld.
http://allyklein.twoday.net/stories/3435515
sehr widerliche Geschichte.
fahrenheit wars sicher nicht, um mal kurz klugzuscheissen. da gehts um andere formen der gewalt.
Hm… diese direkten Verknüpfungen der Sponsoren mit einem furchtbaren Unfall sowie dem Verhalten der Verantwortlichen… dann noch einmal die anderen Vorwürfe gegen die jeweiligen Unternehmen draufpacken… ich weiß nicht. ich finde, damit macht man es sich ebenfalls zu leicht.
Was mich viel mehr interessiert ist: Wie kann ein offenbar halblegales Ereignis überhaupt so fett gesponsort werden? Und: Wieso schafft es keines der Unternehmen, klare Statements, Beleidsbekundungen und Distanzierungen genau dort zu positionieren, wo vorher auch die jubelnde Unterstützung zu sehen war?
„Sponsor = Mörder“ ist eine Gleichung, die mir zu schlicht gedacht ist, so sehr mir auch klar ist, das Polemik machmal sein muss. Aber die Missverhältnisse, die die „Globalisierung“ mit sich bringt, sind doch viel komplexer.
Ich weiß ja nie, wie die einzelnen Kommentatoren so ihr Leben leben, ich „kenne“ euch nur in wenigen Fällen. Ich bin aber leider relativ sicher, dass ich vermutlich noch nie eine wirklich fair gehandelte Hose für, na sagen wir mal, 350 Euro gekauft habe. Ich würde sehr gerne mal jemanden kennenlernen, dessen Leben im westlichen Kapitalismus so frei von Nutzen der ganzen Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten ist, dass er sich reinen Herzens davon freisprechen kann.
Das alles bedeutet nicht, dass man nicht aktiv und kritisch handeln sollte, ich denke sogar, das ist Pflicht. Mir geht nur diese „Ich bin heiliger als Du“-Attitüde manchmal auf den Keks.
@19: Wieso „halblegal“? In Deutschland ist so etwas zum Beispiel illegal. Und wer solche „Rennen“ sponsert, ist in meinen Augen mitschuldig (auch wenn er es juristisch nicht ist). Immerhin kann man sich an allen zehn Fingern abzählen, was bei solchen „Rennen“ alles passieren kann.
Wohlgemerkt: Er ist m.E. nach mitschuldig. Er ist nicht der Hauptschuldige.
Wie ein Unternehmen überhaupt auf die Idee kommen kann, solch kriminelles Tun zu unterstützen, kann ich mir übrigens auch überhaupt nicht vorstellen. Ich meine, auch rein PR-mässig. Die Gefahr, dass es zu solchen Unfällen kommt, ist doch offensichtlich.
Mir kommt aber sowas von die Galle hoch bei dem Gedanken, dass irgendwelche gelangweilten Reichen sich derart über das Leben anderer Menschen hinwegsetzen. Warum organisieren die Reichen nicht einfach ein richtiges Rennen? Da wäre dann für – relative – Sicherheit gesorgt. Aber das ist dann ja nicht mehr „cool“.
Scheisse. :-(
Flusskiesel, der oben verlinkte Artikel beinhaltet auch den Link zur Wikipedia über die Gumball-Rennen, die in einigen Ländern legal, in anderen illegal sind.
#19″Wieso schafft es keines der Unternehmen, klare Statements, Beleidsbekundungen und Distanzierungen genau dort zu positionieren, wo vorher auch die jubelnde Unterstützung zu sehen war?“
Ganz einfach: PR, und darum geht es den Unternehmen ja hier, basiert auf Aktionen und Reaktionen.
Da eine entsprechende öffentliche Entrüstung zu fehlen scheint, gibt es keinen Bedarf zurückzurudern. Besonders nicht, wenn die entsprechende PR-Abteilung noch nie etwas von Prävention gehört hat.
cruel and simple :/
Doch, doch, das war in Fahrenheit, wurde aber nur kurz am Rande erwähnt als Beispiel für die Verrohung der Jugend in einer Welt ohne Bücher und Inhalt.
Unsere Gesellschaft scheint von zwei Enden (oben und unten) her zu verrotten. Ob happy slapping oder Drängeln im Benz mit Todesfolge: beides lediglich Handlungen von Menschen, die nie gelernt haben, dass ihr Tun auch Konsequenzen haben kann…
Du sagst es, Johnny, das ist ein sehr komplexes Thema. Aber irgendwo muss man ja einhaken, und wenn sich jemand von bestimmten Marken fernhält, so ist doch schon mal ein Anfang gemacht. Sollen sich doch die Pseudocoolen den Kram kaufen. Manche kloppen sich auch wegen bestimmten Jacken gegenseitig die Birne ein.
Wer ist eigentlich mit der „Ich bin heiliger als Du“-Attitüde gemeint? Da steh ich auch nicht drauf, könnte man gleich mal Bashing betreiben.
Ist das so ein „wir Armen“ gegen „die Reichen“?
Fish, damit meine ich Sätze wie „Wer sich sowas anzieht, hat selbst schuld.“ Damit stellt man sein eigenes Konsumverhalten ja über das anderer. Und mich interessiert dann schon, ob das (Wortwitz!) tragbar ist.
Anders gefragt: Welche Textilien trägst du (ich meine das ganz ernst und überhaupt nicht bashend) und wie kannst du sicher sein, dass sie nicht aus der gleichen Fabrik stammen wie adidas-Zeugs?
Ich glaube nämlich, dass es bei großen Unternehmen immerhin ob der vielen Aktivisten wenigstens noch Kontrollinstanzen gibt, die für Transparenz sorgen, wenn es die Unternehmen schon nicht selbst tun. das kann zu Verbesserungen führen. Bei vielen Kleinen fällt das weg. Was nicht bedeutet, dass sie besser sind.
sarkasmus, ja kommt bei mir auch hoch wenn ich sowas lese.
Gab es nicht mal so eine englische Seite/Blog in der Unternehmenen gelistet waren mit deren Verfehlungen? Ein einfaches Nachschlagewerk. Ich erinner mich da dunkel an etwas hab da aber keinen Anhaltspunkt für einen Suchanfang mehr.
Das wäre zumindest eine Entscheidungshilfe um die eigenen Grenzen beim Konsum wenigestens _irgendwo_ ziehen zu können. Alles andere ist für einen normalen Konsumenten ja zeitlich schon größtenteils nicht machbar.
Wer bei Adidas mal nachfragt, wie man dort diese Art des Sponsoring findet, erhält
a) Ein Out-of-Office Reply von Clausen (Chef-Propagandist ist bis 14 May geschäftlich abwesend, oder so).
b) Mit Rechtsbelehrung, siehe d)
c) Ein Anschreiben „Bitte entnehmen Sie alles Weitere den beigefügten Stellungnahmen von adidas Originals und Gumball3000.“
d) Nochmal eine Rechtsbelehrung „This e-mail and any attachments contain privileged and confidential information intended only for the use of the addressee(s). …“ Bla, bla, bla. Fickt euch.
e) Ein Word-Dokument „Gumball3000_statement.doc“
f) Ein Word-Dokument „adidas statement.doc“
g) Ein Word-Dokument „adidas statement consequence.doc“
h) Ein Word-Dokument „adidas statement consequence.doc“ (ja nochmal)
Ich habe mir nicht mal die Mühe gemacht, den Word-Dreck zu öffnen. Laut Rechtsbelehrung darf ich über den Inhalt nicht reden (ha, ha, ha) und ich habe keinen Bock auf Marketing-Lügen im großen Stil die sich irgendwelche Typen zusammengequirlt haben. Wird sowieso nichts anderes als die bekannten abgefuckten PMs gewesen sein.
@ Johnny
Mag sein, dass bestimmte Kontrollinstanzen oder Instrumente, u. a. die sogenannten „žCodes of Conduct“, in den letzten Jahren teilweise etwas bewirkt haben. Unter anderem auch ein ruhiges Gewissen der Käufer. Wenn aber alle möglichen Bekleidungsmarken trotzdem in einem aktuellen Schwarzbuch stehen, muss ich das auch so wie ganz oben kommentieren.
Du hast recht, ich kann nicht bei jedem Knopf an meiner Kleidung feststellen, wo der nun gedrechselt wurde. Ich muss aber nicht ein Produkt kaufen, von dem die Näherin 0,4% bekommt, die Herstellerfirma drüben ca. 12% und das hier mit knapp 90% Aufschlag verkauft wird.
Mist, kleiner Rechenfehler. Von 100% bekommen: Näherin 0,4% , Herstellerfirma 12%, Markenfirma ca. 88%.
Saron, klingt mal wieder super… meine Fresse….
Fish, aber macht es das alles besser, wenn die Firma zwar einen kleineren Gewinn behält, der Rest aber genauso bleibt? Und woher weißt du, wie die Aufteilungen bei anderen Herstellern sind?
Ich würde auch gerne nochmal auf die ursprüngliche Frage zurück kommen. Du hast gesagt, wer adidas oder was weiß ich trägt, sei selber schuld. Welche Ware kaufst und trägst du, um nicht schuld zu sein?
@Johnny comment #33
Ich nehme an dass auch andere ausser Fish deine Frage beantworten dürfen:
Bevor ich von diesen Sweatshops erfahren habe, hatte ich als Kind/Jugendlicher Schuhe von Salamander, Kängeroo, Reabook und das letzte Paar waren dann einfach gehaltene Sneaker von Nike. Ich hatte auch noch einen Rollkragenpullover von Adidas, aber der war ein Geschenk.
Nachdem ich von den Sweatshops erfahren habe, kaufe ich nur noch regelmäßig bei einem kleinen, „unabhängigen“ Schuhhändler (Schloßstr. gegenüber von Karstadt) und bei zwei Berliner „Herrenausstattern“ und zwei Läden für Berufskleidung (der bekanntere ist am U-Bhf. Mehringdamm), die es schon recht lange gibt und nicht auf schnelle Geschäfte oder Trends aus sind.
Beim Schuhändler kaufe ich vor allem von Ecco, von Clarks und von DoC Martens (Made in England). Dazu besitze ich noch ein Paar Schuhe von Brooks für den Laufsport. Bei den Hosen ist es meist Odermark (Made in Germany), Pioneer oder Brax und die Socken sind von Falke.
Die Sakkos sind auch oft von Odermark. Pullover sind meist von Red-Green oder Marquadt+Schulz, Hemden von Eterna, Venti, Casa Moda oder Kings Road, T-Shirts von American Apparel, Red-Green oder Schiesser.
Und jedes Mal frage ich kurz nach, aus welchen Materialien die Sachen sind, mit welchen Farbstoffen gefärbt wurde und in welcher Ländenr und Fabriken die Sachen hergestellt wurden.
Mittlerweile haben sich die Geschäftsführer, die ja auch die Einkäufer sind, tatsächlich schlau gemacht und sich informiert. Oft können sie zwar noch keine gesicherten Angaben machen, aber sie sind sensibilisiert. Wie vehemennt sie bei den Bestellungen auf den Messen und bei ihren Großhändlern tatsächlich nachfragen und ob es diese traditionellen Kaufleute dann auch interessiert, kann ich natürlich nicht sagen.
Das mit den Materialen und Farbstoffen wird zunehmend wichtiger werden, weil ja mehr und mehr Menschen Allergien haben. Und diese Sweatshop-Produktionen sind wahrscheinlich aus Kostengründen nicht in der Lage, allergiefreie Produkte herzustellen.
Grundsätzlich trage ich alle Kleidung so lange es geht und lasse kleinere Löcher oder andere kaputet Stellen von einer Scheiderin und einem Schumacher in laufweite meiner Wohnung reparieren, bis die mir sagen, dass es sich ökonomisch nicht mehr lohnt oder halt nicht mehr unsichtbar zu reparieren ist.
Vielleicht werde ich auch mal Trigema kaufen, der Hersteller mit der schrecklichen Schimpansen-Werbung läßt ja in Deutschland zusammennähen. Aber wo die Stoffe gewebt und gefärbt werden, habe ich noch nicht herausgesucht.
Meine Altkleider und Altschuhe kommen aber nicht in diese weißen Kleidersammelcontainer, weil die nicht vom Roten Kreuz oder den Kirchen geleert werden, sondern von richtigen Firmen, die die Hilfsorganisationen dafür bezahlen, in ihrem Namen diese Container aufstellen zu dürfen. Diese Betreiberfirmen verkaufen den brauchbaren Teil der „Kleiderspenden“ nach Afrika und andere Länder der sog. Dritten Welt, was dort die regionale Textilindustrie komplett zerstört hat, die gegen die Importe der Altkleider aus Europa usw. keine Chance hatten und haben.
Das meiste bringe ich zu Oxfam oder zur Kleiderkammer der Kirche um die Ecke, wo ehrenamtliche Helfer das direkt verteilen. Da ich die ehrenamtlichen aus der Nachbarschaft kenne, glaube ich denen auch, dass sie nur Altkleider annehmen, die sie auch direkt an die Bedürftigen abgeben können und nicht in den Müll schmeissen oder an diese Betrieberfirmen weiterverkaufen.
Ich habe mir mal die Internetseiten der Hersteller nach Angaben zu sweatshops usw angesehen, aber leider so gut wie nie etwas gefunden. Dabei habe ich auch sowas gefunden wie das hier http://www.alternativeoutfitters.com/index.asp?PageAction=Custom&ID=6
aber jetzt auch noch auf vegane Kleidung zu achten ist selbst mir zu viel des Guten! „Die spinnen, die Veganer“ :-) (c) Obelix :-)
Hier noch das Mission Statement von American Apparel und Wikipedia-Einträge
http://www.americanapparel.net/mission/missionGerman.html
http://de.wikipedia.org/wiki/American_Apparel
http://en.wikipedia.org/wiki/American_Apparel
Paul, vielen Dank für das ausführliche Statement! Nur so geht es vermutlich, und das ist ja schon ne Menge Recherche-Arbeit… einige der von dir aufgeführten Marken kaufe ich auch. Ich hab aber auch Nike-Schuhe.
Um meinen Punkt noch einmal zu unterstützen:
Clarks lässt leider ebenfalls unter zweifelhaften Konditionen in China produzieren.
Der Chef von American Apparel wehrt sich nicht nur gegen Gewerkschaften, sondern musste sich auch (mehrfach sogar, meine ich) wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz vor Gericht verantworten (hier gibt’s noch mehr).
DocMarten’s, ursprünglich ein deutsches Produkt, werden schon lange nicht mehr in England, sondern in Thailand und Japan und China produziert. Aus Kostengründen. Es gibt seit 2003 keine britische DocMarten’s-Fabrik mehr.
Damit will ich weder deiner Einstellung noch deiner Vorgehens- und Überlegensweise widersprechen, weil sie trotzdem wichtig ist, nur durch halbwegs bewusstes Konsumieren ändert sich ja was. Meine Reaktion gilt einfach nur den zu einfachen und pauschalisierten Gleichsetzungen, die man so oft hört. Marke X ist böse, weil über die habe ich mal was gelesen, Marke Y gut, weil da hab ich noch nie was schlechtes gehört. Und wer Marke X trägt, ist schuldig.
Das hat, meiner Meinung nach, vielleicht vor 20 Jahren noch funktioniert, zumindest ich sehe das nicht mehr so einfach (und da haben wir so komplexe Themen wie „Arbeit in sog. Drittweltländern“ noch nicht einmal angefasst…).
interessant, das alles. wollte nur kurz einwerfen: das argument, dass der american-apparel-chef ein arschloch ist (ich meine hier den vorwurf der sexuellen belästigung), das kommt immer nur bei dieser marke.
meine güte, wenn ich auch noch sagen würde, ich will kein arschloch an meinen klamotten verdienen lassen, dann müsste ich nur noch in selbstgestricktem rumlaufen (in meinem fall fatal, denn ich habe selbst beim obligatorischen topflappen versagt).
was weiss ich denn von den sexuellen eskapaden der chefs von h&m, clarks, oxfam oder whoever? ich finde, das sollte man schon trennen. (ich guck mir ja auch polanski-filme an)
das mit den gewerkschaften, das ist was anderes, aber auch da sind lidl, schlecker & co schlimmer, soweit ich weiss.
heidrun, ja, das stimmt alles. Aber dann fangen wir halt irgendwann mit dem Spiel „Wer ist schlechter?“ an…
Und das mit dem AA-Chef kommt durch bloggende Ex-Mitarbeiterinnen und halt auch davon, wenn man sich im Interview vor der Journalistin einen runterholt. Und es ist ja auch nicht so, dass Puffgänger bei VW von der Presse verschont werden.
Topflappen trag ich aber auch ungern. ;)
nee, so war das nicht gemeint. nur gibt es imho wesentlich kritikwürdigere firmen als american apparel, die wenigstens schon mal grob die richtige richtung haben (schweigen wir über die qualität der verarbeitung). ich hab nur inzwischen schon so oft das argument gehört „der typ ist doch ein sexistisches arschloch und verbietet gewerkschaften, da kann man doch gleich zu h&m gehen“. das nervt, denn das sind wirklich zwei verschiedene paar schuhe.
wenn man stricken kann, kann man sich mit topflappen sicher hübsch einkleiden. ich müsste auf den bio-mühlen-mehlsack zurückgreifen, würde mich sicher vor sexueller belästigung seitens prominenter unternehmer bewahren ;)
Wenn ich manchmal Leute in diesen Alfajacken treffe, stecken fast immer P- oder Z-Typen drinne und von manchen weiss ich, dass sie überhaupt nicht genügend Kohle im Monat haben. Die meinen, durch die Marke einen Coolnessfaktor zu erhalten. Das Geld für den erkauften „žMehrwert“ (die erwähnten 88%) geht an die jeweilige Markenfirma. Diese sponsort damit z. B. einen Haufen Irrer, die durch Europa brettern und unschuldige Fußgänger totfahren. Das nennt sich dann Lifestyle. Das ist eben die Marken-Falle. Selbst schuld.
Letzte Woche auf der Warschauer Straße sah ich zwei Gestalten mit Sombrero und Schnabelschuhen. Da zeichnet sich bestimmt ein neuer Fashiontrend ab.
Fish, schade, dass du auf meine schlichte Frage nicht eingehen magst. Pauls Antwort fand ich wesentlich spannender als „Typen“-Kategorisierungen, sehr simpel gestrickte Kausalitäten und erneute Schuldzuweisungen. Aber okay.
Johnny, Du hast diese Idee doch nicht aus der Presse, sondern aus dem Buch *Profit* geklaut, nicht wahr?! ;-)
[Hättest Du jedenfalls, wenn Du diesen irren SF von Richard Morgan gelesen hättest: http://www.x-zine.de/xzine_rezi.id_9376.htm%5D
Ich war jedenfalls begeistert von dem Buch – und die, denen ich es dann weiterempfohlen haben ebenso. Denn wo sonst findet man heutzutage noch solch märchenhafte Geschichten, wie die eines Jung-Managers, der aus Liebe (!) seine Automechanikerin heiratet?!
Die ‚Pöbel‘-Version hatte ich schon vor zig Jahren im Spiegel-Forum bei Compuserve veröffentlicht – auch damals mit heftigsten Reaktionen. Ist beides dokumentiert:
Das Stadion: http://www.khammas.de/das_stadion.htm
Und die Reaktionen darauf: http://www.khammas.de/das_stadion_reaktionen.htm
Bestes!
Der Datenscheich
@Johnny comment #35
Danke für die Hinweise, das wusste ich alles noch gar nicht. Zum Glück habe ich nur ein Paar Doc M. (die halten ja auch extrem lange und machen einen zweiten Kauf mit meinem jetzigen Neu-Wissen von heute überflüssig) und ein Paar Clarks – letzteres ist Familientradition und reicht von Opa über Onkel und Vater ;-)
Eigentlich geht es mir bei meinen Einkäufen immer um Regionalität, also keine Äpfel aus Italien oder Chile, sondern aus Werder oder dem Alten Land. Kein Dosenmais aus China. Keine Erdbeeren im Dezember. Keine Marmelade aus Südafrika. Keine Gurken aus Marokko.
Bei der Kleidung ist es schwieriger von regionalen Produzenten zu kaufen, weil das 1. nie genau beschrieben ist und 2. die Rohstoffe wahrscheinlich sowieso nicht mehr aus der Region kommen können, von Flachs einmal abgesehen.
Hier wäre es dann wichtig, dass die Webereien und Schneidereien den Rohstoff-Erzeugern in der vermutlich Dritten Welt (der sogenannten) faire Preise zahlen und auch sonst deren Freiheiten nicht manipulieren (keine Todesschwadronen gegen Gewerkschafter, keine Knebelverträge, usw).
Wie kann ich als einzelner dafür sorgen? Nun, ich habe keine andere Lösung gefunden als zur Nervensäge zu werden und dauernd und überall nachzufragen. Das klingt jetzt vermutlich total bescheuert, zum Beispiel wenn man in der Eisdiele fragt, woher denn die Erdbeeren für das Erdbeereis stammen und ob zum Süßen einfacher Industriezucker oder fair gehandelter Rohrzucker verwendet wurde. Sowas würde bestimmt niemand von euch machen, stimmts?
Jedoch bringt ihr euch dann um die spannende Geschichte, wie dann ein anderer Kunde dem italienisch(stämmig)en Eisdielenverkäufer und Eisproduzenten vorschlug, doch eine extra Bio-FairTrade-Eissorte ins Sortiment zu nehmen, wo dann auch die Kugel mehr als die üblichen 60 Eurocent kostet. Neulich war ich wieder bei besagter Eisdiele, wurde als die Öko-Gesundheits-Nervensäge von neulich wiedererkannt und stolz wurde verkündet, dass man nun bald eine Bio-FairTrade-Eissorte testen wolle.
Eine politsch und sonstwie korrekte Nervensäge zu sein, ist zwar immer sehr anstrengend und ab und zu muss man auch mal fünfe grade sein lassen, um sich und Freunden den Spaß nicht zu verderben. Aber ab und zu wirst Du dann tausendfach für deine Pedanterie belohnt. Du darfst nur solche Momente nicht vergessen zu erwähnen.
:-)
Paul, danke. :)
Ja, schöne Geschichte, Paul. :)