Oliver Noble hat für Filmdrunk einen kurzen und unterhaltsamen Ritt durch die Geschichte des Product Placement zusammengeschnitten und zeigt damit nicht nur, dass es jede Menge Filme gibt, die man glücklicherweise nie gesehen hat, sondern auch, dass diese Form der Werbung und Filmfinanzierung seit Stummfilmzeiten existiert.
Es ist nachvollziehbar, dass Unternehmen Geld dafür bezahlen, ihre Produkte in Kinofilmen zu platzieren und die Präsenz der Konkurrenz auszuschließen. Etwas weniger logisch ist es, wenn Filmemachern andererseits auch gerne mal verboten wird, bestimmte Marken zu zeigen, da diesen z.B. der Kontext missfällt, in dem ihr Produkt auftaucht. Diese anscheinend juristisch korrekte Vorgehensweise überrascht mich immer wieder, denn schließlich drängen Marken bewusst ins öffentliche Leben und sind somit ebenso wie Architektur ein Teil davon, ein gewisser Kontrollverlust muss daher mit diesem Eindringen in die Öffentlichkeit einher gehen.
Für Filmer, die es sich leisten können auf Product Placement zu verzichten, bleibt also nur der völlig markenfreie Film. In Zeiten, in denen das tägliche Leben von Marken und deren Logos umgeben ist, fragt man sich jedoch, wie ein in der echten Welt spielender Film aussehen würde, der markenfrei ist. Würde er nicht völlig unrealistisch erscheinen?
[via Rivva]
The Whore Award! Super!
http://www.brandchannel.com/brandcameo_awards_answers.asp?q_id=7
Marken spielen auch in manchen Romanen eine Rolle. In ‚Weißer Oleander‘ von Janet Fitch oder ‚Das Blütenstaubzimmer‘ von Zoe Jenny z. B. verbinden die Protagonistinnen manche mitreißende Erinnerungen mit Marken, besonders die ersten Zigaretten.
Ein Film, der nicht in unberührtem Urwald oder so ähnlich spielt, kann auf Marken wohl nicht verzichten, will er realistisch wirken.
@#779422: Die letzten Gibson-Romane spielen damit auch stark. Gibt es Product Placement auch in Büchern? Weiß das jemand?
Schönes Video. Werde mir Wayne’s World demnächst mal wieder anschauen.
Zum letzten Absatz: Bei Product Placement besteht der Unterschied darin, dass dafür gezahlt wird, eine Marke im Film zu zeigen. Insofern muss ein Film ohne Product Placement nicht zwangsläufig ohne Marken auskommen. Die Produktion kann sich also die Freiheit bewahren, Marken nicht in positivem Licht darstellen zu müssen und sie trotzdem zu zeigen. Wie es bei der Benutzung einer Marke dann rechtlich aussieht, ist jedoch eine andere Frage.
Zu Büchern: Stig Larsson schreibt so häufig über die tollen Apple-Produkte, dass es fast nicht sein kann, dass er nichts dafür bekommen hat.
Bei Lindenstraße macht man das wohl so, da wird alles ‚umdesignt‘ so dass nur ’nonbrands‘ im Firm auftauchen.
@#779423: „Ums Jahr 2000, auf dem Höhepunkt des teutonischen „Pop“-Konsums, brauchte man bloß eine schmale These, um das gesamte Feuilleton zum Juchzen zu bringen. Die These damals lautete: Kämen in einem Roman Markennamen vor, sei er gut, fehlten sie, sei er schlecht.“
zitiert aus: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/1119923/
Siehe auch die „Stromlinienförmigkeit“ der „Generation Golf“ (auch ’n Buchtitel).
Bei literarischem Product-Placement dient die vor sich hergetragene Markenkenntnis und der damit propagierte genussvolle Markenkonsum wohl mehr als Distinktionsmittel ansonsten eher Erfahrungsarmer als als Einkommensquelle.
Was Klamotten angeht, kann man übrigens noch ohne Markenlogos etc. auskommen, viele kann man ggf. abtrennen. Oder aber übernähen (musste ich bei meinem BOSS-Bademantel mit gesticktem Logo machen lassen, an das Befremden des Schneiders kann ich mich noch erinnern).
Jo, ganz nettes Filmchen. Und beim Thema Serien fällt mir noch Friends ein, wo die Plots diverser Folgen komplett um ein Produkt oder eine Marke drumherum geschrieben wurden. Nestlé, Pottery Barn, Bloomingdales und natürlich Ralph Lauren, dem ein ganzer Handlungsstrang über Staffeln hinweg gewidmet wird – samt Gastauftritt des Herrn.
P.S.: Ja, ich habe alle Folgen gesehn und tu mich nicht schämen für meine Kitsch-Ader.
Hab ich Cast Away übersehen?
ist mir erst vor kurzem wieder aufgefallen: bei repo Man (1984) wurden alle lebensmittel umgelabelt. da stand dann auf der bierdoes nur „beer“ drauf. -> http://www.founditemclothing.com/itgoesto11/wp-content/uploads/2009/06/repo-man-generics-1.jpg
@#779423:
Kein Product Placement im engeren Sinne, aber ich kann mich dran erinnern dass ein Krimiautor (koennte Ian Rankin gewesen sein) mal in irgendeiner Charity Auction einen Namen in einem seiner naechsten Buecher versteigert hat. Kann mich an die Details nicht mehr erinnern, aber ich glaube man konnte nur seinen eigenen Namen benutzen/angeben und man konnte auch nur Mordopfer werden, da die anderen Hauptrollen ja schon besetzt waren (war fuer eine Krimiserie).
Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen Anfang der 90er der Premierenfeier von „Feuer , Eis und Dynamit“ von Willy Bogner beiwohnen zu dürfen. Das waren 90 Minuten Werbung, unterbrochen von einer mehr als dürftigen Handlung. Das beste war das Buffet danach.
@#779450: Okay, aber DAS war ja auch wirklich von Beginn an als Werbespielfilm geplant, oder? :)
@#779441: Schöne Idee. :)
Musikalisch fällt mir gerade The Who’s „Sell out“ als Album ein, auf dem Werbung war. Und Sigue Sigue Sputnik haben das dann später nachgemacht.
Der Film ist ein bisschen zäh, oder?
Der einzige Erkenntnisgewinn ist, dass es schon zu Stummfilmzeiten Product-Placements gab, und dass sich die Werbeform seitdem kein Stück weiterentwickelt hat.
Es gab auch schon mal Zeiten, da gab es noch Blogs ohne Product-Placement.
Der Spreeblick war so ein Blog.
@14: Ja, toll, und dafür enthielt schon ‚Links from the Underground‘ eines der ersten Weblogs/Webtagebücher Werbung. Gut, „Robot Wisdom“ enthielt (und enthält) keine (das Blog das den namen ‚Weblog‘ prägte, aber dessen Gründer Jorn Barger hatte auch ne Phase als Bettler auf der Straße ;)
Aber schön, dass wir drüber gesprochen haben, Uwe.
Soweit ich weiß, verzichtet Quentin Tarantino völlig auf Product Placement. Er denkt sich für seine Filme fiktionale Marken aus wie Red Apple Zigaretten oder die Kette Big Kahuna Burger. Den sollten sich Filmemacher als Vorbild nehmen.
@#779423: …ich bin mir sicher, daß in den groschenromanen meiner oma oft auf klosterfrau hingewiesen wurde.
aber ist das nun werbung oder requisite? fließende grenzen.
schreibt sven regener von, über oder für bier? wenn herr lehmann dann in szene gesetzt wird, spielt es eine rolle ob becks was gezahlt hat oder (laut abspann „trigger“) nicht oder die marke ein wenig anachronistisch anmutet, aber eben die figur schön herleitet (und das bier nach dem film)?
in taschenbüchern gab’s mal diese fünf minuten terrine werbung. beim umblättern an den vorangegangenen text (je nach buch variierend) anknüpfend, die roman figur eine pause machen lassen und zu einer lese-snack-pause anregen…
tatmittel und ermittlungsausrüstung im krimi sind ja auch nur produkte… ob tom clancy wohl unter anderem mit und für heckler & koch phantasiert?
spannend auch, (wenn auch anders):
http://www.youtube.com/watch?v=MzqKs1nqQAY
(mein „sam fisher“ hangelte seinerzeit nicht vor einer axe, sondern einer airwave werbung.)
;¬)
„…schließlich drängen Marken bewusst ins öffentliche Leben und sind somit ebenso wie Architektur ein Teil davon, ein gewisser Kontrollverlust muss daher mit diesem Eindringen in die Öffentlichkeit einher gehen.“
Ja! Genau! Danke! Endlich sagt’s mal einer! Wenn man hierzulande Filme macht, ist es wirklich mittlerweile Standard, jede Marke unkenntlich zu machen oder selber zu erfinden. Die Szenenbildner stecken jede Menge Aufwand in virtuelle Zigarettenschachteln und Bieretiketten. Das liegt übrigens weniger an der Angst vor juristischen Konsequenzen seitens der Firmen, sondern an den ängstlichen Sendern, wo immer gleich der Stuhl des verantwortlichen Redakteurs wackelt, wenn auch nur der Hauch eines Verdachts von Product Placement in der Luft liegt. Und bei Zeitschriften etc. muß man sowieso erstmal Rechte einholen. Das einzige, was noch nicht reglementiert ist, sind Automarken, aber das würde sich vermutlich schnell ändern, wenn es neutrale No-Name-Autos gäbe.
Da aber Marken (im Guten, Neutralen und Schlechten) immer mehr Teil unseres Lebens sind und man ja irgendwie von diesem Leben erzählen will, wird man von einem erzählerischen Aspekt immer mehr abgeschnitten. Die Filme werden steril. Tarantinos Filme spielen in seiner Tarantino-Welt, das ist okay, aber das sollte man nicht unbedingt jedem Filmemacher als Vorbild verordnen. Ich will verdammt nochmal die Freiheit haben, daß ein unübersehbares Riesenplakat, das mich auf der Straße anschreit, auch von meinen Akteuren kommentiert und gegebenenfalls gedisst werden darf. Ich will, daß die Leute im Film echte Zeitungen lesen und drüber reden, nicht irgendwelche ausgedachten Käseblätter mit lustigen Titeln. Und in Amerika machen sie währenddessen ganz unbekümmert Filme über kleine Startup-Firmen wie Facebook, die sich nicht wehren können.
Da stimmt was nicht. Verdammt.
Product Placement wird immer gern als Finanzierungsbaustein für Filmproduktionen bezeichnet, aber dafür ist es eigentlich ziemlich ungeeignet. Denn der Geldfluss hält sich in Grenzen. Selbst für den BMW bei James Bond floss damals eine mickrige Summe im mittleren fünfstelligen Bereich – im Verhältnis zum Gesamtbudget nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Oftmals, v.a. bei weniger prestigeträchtigen Titeln wie James Bond, fließt gar kein Geld, sondern eben nur das Produkt und vielleicht zusätzliche Sachleistungen hinter den Kulissen. Mercedes lässt gerne mal ein paar Fahrzeuge für den Produktionsfuhrpark springen (Transporter, keine SLKs). Daher ist das Product Placement in erster Linie wichtig für die Ausstattung und spart darüber natürlich indirekt Geld. Es geht auch für beide Seiten um Marketingsynergien – der Film wirbt für ein Produkt, der Produkthersteller für den Film, aber jetzt schreib ich nur, was sich ohnehin jeder denkt. Wie gesagt, es springen für die Produzenten beiweitem nicht die Summen raus, die oftmals vermutet werden, wenn mal wieder auffällig oft ein Produkt ins Bild gerückt wird.
Und dann gibt es auch noch die schon erwähnten Fake-Produkte, ob aus rechtlichen oder öffentlich-rechtlichen Gründen, die stellt z.B. Schein Berlin her: http://www.schein-berlin.de/page4/page13/page13.html
Wer nicht wirbt der stirbt….ob so oder anders….mittlerweile bin ich überzeugt dass man ab einem gewissen Alter sowieso nicht mehr offen für sugestive Werbung ist…das mündige Hirn schaltet ab und denkt sich seinen Teil…;)
Im Fall von Chuck haben Fans sogar Product-Placement (für Subway) genutzt um eine erfolgreiche „Save Chuck“ Kampagne auf die Beine zu stellen.
http://www.tvguide.com/News/Subway-Save-Chuck-1005397.aspx
@#779461: öhm, also der wohl beste Dialog aus Pulp Fiction basiert auf Burger King und McDonald’s…
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Bulgari_Connection
„The Bulgari Connection is a 2001 novel by Fay Weldon that became notorious for its commercial tie-in: in exchange for £18,000 from the jeweler Bulgari, she was required to mention the name of the jeweler at least 12 times.“
Ich finde aber zum Beispiel, dass The Island durch die – letztendlich sehr realistische – Einbindung vieler realer Marken einen ganz eigenen Charme hat.
Markenpräsenz
Jeder trägt mittlerweile als (wohlgemerkt) zahlender Kunde
das sog. Label nach aussen hin ersichtlich. Da braucht es
keine drei Streifen, um an den stilisierten Puma zu erinnern.
–
Da Prada mir einer Gucci, um losgelöst von Hermès, so was
von egal ist…
–
Bausparvertragnegierender
Product Placement erfordere eine Dienstleistung, die nicht allein darin bestehe, ‚eine Cola-Flasche auf den Tisch zu stellen‘. Werde diese Dienstleistung nicht angemessen entlohnt, ‚fehlt den Produzenten die Motivation, die Placements ordentlich durchzuführen, was wiederum den Unmut der Werbekunden zur Folge hat. Die Produkte müssen schlüssig in die Szenen eingebaut werden, damit das Placement auch funktioniert