Seit Jahren steht es so gut wie leer, das wunderschöne Haus in der Berliner Kopischstr. 1, direkt neben unserem Büro. Eine einzige Einheit des Wohn- und Gewerbegebäudes namens „Sendelbach-Höfe“ ist anscheinend bewohnt, der Rest verrottet, verkommt, zerfällt. Inmitten eines der schönsten und beliebtesten zentralen Wohngebiete der Stadt verkommt kostbarer Wohn- und Gewerberaum, sehr zum Ärger der Anwohner. Einer davon hat nun seiner Entrüstung sichtbar Luft gemacht – siehe Foto von heute früh.
Graffitis wie „Kiez gegen Kasse“ oder „Spekulanten raus“ erinnern dabei nicht von ungefähr an 70er-Jahre-Hausbesetzer-Parolen, denn die vermeintliche Geschichte des Hauses könnte ebenfalls dieser Zeit entstammen. Das Gebäude wurde 1988 vom Land Berlin gekauft und ab 2001 vom Liegenschaftsfond verwaltet. Dieser verkaufte es 2003.
Zumindest zeitweise gehörte die Kopischstr. 1 danach der dänischen Investoren- und Verwaltungsgruppe Taekker – diese gibt an, dass das Gebäude nicht mehr in ihrem Besitz sei.
Ob es Taekker waren, die 2009 vergeblich versuchten, das Haus für insgesamt 16,5 Millionen zu verkaufen, und ob es einem der im vergangenen Sommer zuhauf angereisten Interessenten gelang, die Kopisch 1 zu übernehmen, weiß ich nicht (mal sehen, ob das Grundbuchamt mir hilft). Ich weiß jedoch, dass das Haus noch immer leer steht und weiter verkommt – und dass die Vermutung der Spekulation daher nicht besonders weit her geholt ist.
Ich komme nur ab und zu an Eurem Laden und damit auch an den Sendelbach-Höfen vorbei, fragte mich aber immer, wie in DER Lage was leerstehen kann. Es kann eigentlich nur ein Spekulations-Objekt sein….Miet/Kaufinteressenten hätte man in der Lage doch auch zu Mondpreisen, oder?
Wenn ich das richtig verstehe, ist das Haus und Gelände ja sehr wahrscheinlich auch noch mit Schadstoffen belastet, „die mittelfristig eine Gefahr für das Grundwasser darstellen.“ Wissen das die Eltern in der Umgebung? (http://www.mieterladen.chamissokiez.de/IMG/pdf/Antwort_Bodenverunreinigung.pdf)
Schade um das schöne Haus. Wäre schön wenn es zu retten wäre, aber viel Hoffnung ist da wohl eher nicht.
Bin gespannt was du im Grundbuchamt erfährst.
@#783450: Johnny hatte darauf ja schon verlinkt. Und wenn ich die Stellungnahme richtig lese, ist als einziges der Hof „nennenswert“ kontaminiert, was durch Versiegelung oder Aushub lösbar wäre. Selbst wenn das teuer werden würde….in der Gegend werden m.E. auch hohe / ggf. überhöhte Miet- oder Kaufpreise gezahlt.
@#783464: Ja, Johnny hatte schon verlinkt, war auch eher als Informationshilfe gedacht.
Ansonsten verstehe ich nicht, wie man da relativieren kann.
Mai 2009:
„Für die Schadstoffe im Boden Hof 3, die mittelfristig eine Gefahr für das
Grundwasser darstellen, hat der Fachbereich Umwelt dem damaligen Eigentümer Handlungsalternativen gegeben (entweder Versiegelung des Hofes 3 oder Aushub der Schadstoffe). Infolge eines weiteren Eigentümerwechsels ist es offensichtlich noch nicht zur Umsetzung einer der beiden Alternativen gekommen.“
Wer muss den Dreck denn nun beseitigen? Was heißt denn mittelfristig? Was liegt denn da genau? Was passiert bei einer Kontamination des Grundwassers? Und wissen das die Anwohner?
@#783467: Die Frage, ob das bekannt ist, stellt sich mir auch, seitdem ich das PDF gelesen habe. Und natürlich die Frage, ob sich da schon irgend etwas getan hat.
mal ganz abgesehen vom eigentlichen Thema, ist da nicht auch dieser Zombiefilm gedreht worden?
@#783478: Ja, ist er.
Manchmal, kann man es nicht verstehen. Bringt es denn wirklich was die Häuser verkommen zu lassen. Eine Modernisierung und schick Miete kassieren ist doch viel sinnvoller.
Oder bin ich da von gestern.
Anträge für Einsicht in die Grundbucheinträge gibt es hier:
http://www.nachgehakt-online.de/s66.php Ich hatte damit beim Grundbuchamt Tempelhof gute Erfolge. Da ging es auch um Spekulation. Auf jeden Fall auch die „Abteilung Drei“ des Grundbuchs anfragen, da stehen die interessanten Sachen drin. Ggf. Widerspruch einlegen, um die einzusehen. Journalistische Sorgfaltspflicht ist das entscheidende Stichwort.
Als ich für die zitty im Kiez recherchiert habe, war die Bodenbelastung nicht bekannt – so eine Belastung kommt aber häufig vor und ist an sich noch keine große Geschichte.
Super Motorrad, übrigens.
Genau. Schöne SR vor dem Haus.
@#783483: „…so eine Belastung kommt aber häufig vor und ist an sich noch keine große Geschichte.“
Wann wird sie denn eine große Geschichte? Mittelfristig?
@#783485: @#783490: Ja. Die hat aber soweit ich weiß nichts mit dem Haus zu tun. :)
Wozu verpflichtet Eigentum genau in diesem Fall? Ich hätte gerne eine Spritztour, bitte. Oder einen Tipp, wo die Maschine her ist.
google streetview:
http://goo.gl/gzAWf
@cervo: Wenn nicht aufgeräumt wird, obwohl Mieter/Käufer/Unternehmer ins Gebäude einziehen. Aber wie gesagt, mal nachgucken, wem das Haus gehört und warum es lehrsteht, wäre wirklich ganz spannend. Ist so ein Paradebeispiel für eine Geschichte, die für zitty, Tagesspiegel, taz zu „klein“ ist, aber für den Kiez relevant – frage mich schon länger, warum es eigentlich keinen „hyperlocal“ Bergmannkiezblog oder ein Stadtteil-Wiki für den Chamissoplatz gibt.
@#783566: Das Mauerwerk ist belastet. „fallen nicht in die ordnungsbehördliche Zuständigkeit des Fachbereichs Umwelt. Der Gutachter hat Sanierungshinweise gegeben. Ob das Mauerwerk inzwischen saniert wurde, ist im Fachbereich Umwelt nicht bekannt.“ OK. Fall für einen Kiezblog.
Hm, der Boden in Hof ist verseucht und kann „mittelfristig“ (2004) das Grundwasser belasten. „Infolge
eines weiteren Eigentümerwechsels ist es offensichtlich noch nicht zur Umsetzung einer der beiden Alternativen gekommen.“
OK, Gift, Grundwasser, Mittelfristig, 2004. Und warum ist das nun nur eine „kleine“ Geschichte?
@#783566: vielleicht nicht hyperlocal aber doch blog über die bergmannstrasse: bergmannstrasse.wordpress.com
Berlin: Wohnungen in Fabrikgebäude im Bergmannkiez geplant
Friedrichshain-Kreuzberg. Eine GmbH aus Pforzheim will die ehemaligen Fabrikgebäude in der Kopischstraße 1 in Kreuzberg zu Wohnungen umbauen. Das 1885 errichtete Ensemble nahe dem Chamissoplatz besteht aus Vorderhaus, Quergebäude und zwei Seitenflügeln, in denen insgesamt 39 Eigentumswohnungen auf rd. 4.386 m² Wohnfläche entstehen sollen. Die Pforzheimer hatten die gut 2.000 m² große Liegenschaft im Herbst letzten Jahres von der Sanus AG erworben.
Quelle:
THOMAS DAILY vom 22.03.2012
@#801941: Weißt Du wie diese „GmbH auds Pforzheim“ genau heisst?
Wohne im Nebenhaus. Das Haus hat viele Jahre leer gestanden und nun hat man angefangen was zu machen. Nur Leider scheint der Besitzer die Handwerker nicht zu bezahlen denn viele Arbeiten werden nicht beendet. Mann braucht sehr viel Geld um das Objekt bewohnbar zu machen. Altlasten aus der Zeit der Industrienutzung müssen auch beseitigt werden. Wenn jemand jedoch das Geld aufbringt der kann daraus ein Schmuckstück machen. Es hat viele Möglichkeiten!
Ich würde mich freuen wenn da mal wieder Leben rein kommt.
Dieser Beitrag ist alt, aber… meine 2ct.
@Grantel, die Nennung der Sanus AG weckt ungute Erinnerungen. Suchmaschinen helfen bei allerlei, ich kenne die Firma aus eigener Erfahrung. Die scheinen immer so vorzugehen: Sanierung äußerst billig durchführen, dann das Haus verkaufen an Briefkastenfirmen, und die Mieter einsammeln die problemlos übermäßige Aufschläge zahlen wollen. Ein echter Sumpf.
Bei einem Galvanikbetrieb sind typischerweise Eisen und Schwermetalle die wichtigsten Altlastenkomponenten. Diese können durch Niederschlagswasser in das Grundwasser gespült werden. Eine einfache Versiegelung verhindert den Wasserzutritt und damit dass die Schwermetalle verlagert werden. Der Grundwasser-Flurabstand wird in dem verlinkten Dokument als „groß“ beschrieben. Da eine Verlagerung mit Geschwindigkeiten von cm pro Jahr erfolgt, kann mittelfristig hier locker 30-50 Jahre bedeuten.
Nachtrag:
An das Altlastengutachten kommt man, indem man beim Umweltamt einen Antrag nach http://de.wikipedia.org/wiki/Umweltinformationsgesetz (UIG) stellt.