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Auf der Suche nach dem Oberhamma-GAU

UPDATE Es gibt einige Kritik an diesem Artikel, die ich ernst nehme und über die ich viel nachgedacht habe. Im Verlauf der Kommentare kann man dies nachvollziehen. Hier gehe ich näher auf Kritik ein.

Erdbeben, Tsunami, Unfälle in AKW: Die Sprachlosigkeit, die mich bei den Bildern und Nachrichten aus Japan befällt, soll zunächst beibehalten werden. In Angesicht solcher Katastrophen soll hier vorerst nur das Naheliegende stehen, das doch so banal erscheint: Die Hoffnung, dass die Lage nicht noch furchtbarer wird und der Wunsch nach dem Bestmöglichen für alle Betroffenen.

All denjenigen jedoch, die sich hierzulande bezüglich der nuklearen Gefahren durch die Unglücke in den japanischen AKW zu informieren suchen, rate ich derzeit vom Konsum der meisten Massenmedien ab. Die Gier nach Sensation, die Panikmache, die konstant „wahrscheinlich“ und „womöglich“ bevorstehende Apokalypse, das verbale Sich-gegenseitig-übertreffen-wollen erscheint mir absurd und ich kann mir als Erklärung dafür nur völlig übernächtigte Redaktionen auf der Suche nach dem Oberhamma-GAU vorstellen.

Ich meine dabei nicht, dass man Geschehnisse solchen Ausmaßes – sofern man sie von hier aus überhaupt korrekt einschätzen kann – runterspielen oder gar verharmlosen sollte. Menschen sterben, werden schwer verletzt und das Ausmaß und die Folgeschäden sind derzeit überhaupt noch nicht abschätzbar, das Wort „Katastrophe“ darf also ohne Zweifel benutzt werden.

Und wenn die AKW-Unglücke in Japan Auslöser für einen schnelleren Ausstieg aus der europäischen oder gar weltweiten Atomenergiepolitik sein sollten, dann wünschte ich zwar immer noch, sie wären nicht passiert, werde diesen Ausstieg jedoch begrüßen, denn ganz abgesehen von den Unfall-Risiken ist das Problem der Müllentsorgung auf weite Sicht ungelöst, weshalb Kernkraft Wahnsinn ist und bleibt. Insofern ist die erneute Atom-Debatte zu begrüßen und auch nicht unmoralisch, schließlich kommen auch andere Sicherheitsfragen direkt nach internationalen Ereignissen neu auf den politischen Tisch.

Dennoch möchte ich zur Zeit lieber Analysen aus verschiedenen Richtungen lesen, möchte verstehen lernen, was in den japanischen Reaktoren tatsächlich vor sich geht, möchte es mit der bisher größten Atom-Katastrophe meiner Generation – mit den Ereignissen in Tschernobyl – vergleichen können. Und dies gelingt mir nicht durch die Lektüre dramatischer Live-Ticker, bei denen der Kopfschmerz schon vor Eintreffen der nuklearen Wolke beginnt.

Stattdessen habe ich einige Texte gelesen, die weniger sensationell an die technische Seite des Themas gehen, wie immer bin ich für Ergänzungen dankbar:

ScienceBlogs – Frischer Wind (deutsch)
ScienceBlogs – Diax’s Rake (deutsch)
Wissenslogs (deutsch)

Hier noch zwei Texte von Atomkraft-Befürwortern, die man entsprechend lesen sollte.

Wall Street Journal (englisch)
Morgsatlarge (englisch, hier eine deutsche Übersetzung auf einer FDP-nahen Site)

(UPDATE Per Twitter wies mich hplt darauf hin, dass der letzte verlinkte Artikel auch auf einer von Siemens unterstützen Site, die als PR-Tool von diesem Unternehmen erstellt wurde, erschien. Nichts ist einfach in diesem Info-Chaos, und wie ich schon erwähnte: Alle Artikel sollten bitte mit Vorsicht und viel Vergleichen mit weiteren Expertenmeinungen gelesen werden.)

UPDATE Ich habe Josef Oehmen, den Autor des Artikels, mit einigen Fragen angeschrieben und hoffe auf Antworten. (Update dazu am Ende dieses Artikels)

Falls diese Berichte und Informationen stimmen, dann wären die AKW-Unglücke in Japan nicht mit dem zu vergleichen, was in Tschernobyl passiert ist. Sollten sich diese Experten in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen jedoch als gefährliche Schönredner entpuppen, wäre ich auf die Worte der Entschuldigung für diese Artikel gespannt.

UPDATE Martin Kölling berichtet aus Japan von Masashi Goto, der „als erster öffentlich vor der Gefahr eines zweiten Tschernobyl“ warnt.

Sollten die Unglücke in den japanischen AKW tatsächlich beherrschbarer sein als in Tschernobyl, würde mich das nicht zum Befürworter der Atomenergie machen. Es wäre aber zumindest erwähnenswert in Tagen, in denen man mal wieder den Eindruck bekommt, dass die Sensation wichtiger ist als Aufklärung und Anteilnahme. Denn auch als Atomkraft-Gegner ist mir die Hoffnung darauf, dass Allerschlimmstes verhindert werden kann, lieber, als ein „Siehste!“ auf der Basis von Menschenleben.

Ich hoffe daher wirklich, dass sich die Lage in Japan möglichst schnell entspannt, weitere Opfer vermieden werden können und die Gefahren durch die Reaktoren in den Griff zu bekommen sind. Ich brauche keine Massenverseuchung, um weiterhin gegen Atomenergie zu sein.

Und ich wünsche allen betroffenen Menschen das Allerbeste.

UPDATE Josef Oehmen hat auf meine Mail reagiert, meine Fragen lauteten:

1) Where does your expertise in that nuclear field come from?
2) Why did you decide to publish your article in a blog by someone else and who is „morgsatlarge“ who published this as the only article in a brand new blog?
3) Did the recent events chance anything in your views on the matter?
4) Will you respond to criticism on your arcticle?

Nur die zweite davon hat er zum Teil beantwortet, sein Artikel sei zunächst eine Mail an morgsatlarge gewesen. Der Artikel wird in diesen Stunden jedoch auf ein MIT-Blog verlegt, wo „mehr Menschen auf Anfragen reagieren“ könnten. Sobald der Umzug vollzogen sei, werde Oehmen dies in seinem Twitter-Stream verkünden.

UPDATE Es gibt nun ein Blog, in dem einerseits Experten des MIT Dept. Of Nuclear Science And Engineering schreiben sollen, das andererseits aber laut Headertext von Studenten dieser Abteilung betrieben wird. Weiterhin: Siemens-Verknüpfungen allerorts.

151 Kommentare

  1. 01

    Eine erfreuliche Stimme der Vernunft in diesem Chaos. Die gnadenlose Übertreibung auf Basis von Spekulationen, die derzeit in den Medien betrieben wird, ist fatal.

  2. 02

    Danke für die Worte.

  3. 03
    Tim

    Danke!

    Als Ergänzung kann ich zwei Artikel vom physikblog empfehlen, die versuchen zu erklären was da eigentlich in so einem Atomkraftwerk mit Siedewasserreaktoren passiert:

    Dampf im Kessel: http://www.physikblog.eu/2011/03/12/dampf-im-kessel-druck-und-siedewasserreaktoren/
    Die Probleme: im Fukushima I: http://www.physikblog.eu/2011/03/12/die-probleme-beim-kernkraftwerk-fukushima-i/

  4. 04
    Tim Becker

    Danke für den Artikel, es ist nervig wie sich alle Medien nur noch auf Japan konzentrieren…

    Als Ergänzung kann ich zwei Artikel vom physikblog empfehlen, die versuchen zu erklären was da eigentlich in so einem Atomkraftwerk mit Siedewasserreaktoren passiert:

    Dampf im Kessel: http://www.physikblog.eu/2011/03/12/dampf-im-kessel-druck-und-siedewasserreaktoren/
    Die Probleme: im Fukushima I: http://www.physikblog.eu/2011/03/12/die-probleme-beim-kernkraftwerk-fukushima-i/

  5. 05

    Guter Post!

    Die Medien, und gewisse Politiker, agieren einfach unverantwortlich mit dieser übertriebenen Hysterie. Und sie können es anscheinend nicht erwarten dass der GAU endlich eintritt und sie sann sagen können: Ah, haben wir’s nicht gesagt? Haben wir’s nicht gesagt??

  6. 06

    Ich denke auch, daß die „zivile Nutzung der Kernkraft“ (so es diese gibt, nicht wirklich eine gute Idee war.

    Btw: Blüm sagte: Die Renten sind sicher. Merkel sagte: Die Atomkraft sein sicher. Politiker lügen nie, oder?

  7. 07
    frolueb

    Es gibt zu dem Morgsatlarge-Artikel übrigens mittlerweile auch eine (mehr oder weniger gute) deutsche Übersetzung. Für denjenigen, der nicht so gut Englisch versteht: http://www.antibuerokratieteam.net/2011/03/14/warum-ich-uber-die-kernkraftwerke-in-japan-nicht-beunruhigt-bin

  8. 08

    Das war der bescheuertste Kommentar, den jemand gestern machte: „Jetzt hoffen die Atom-Gegner, dass das AKW hochgeht, um sagen zu können ’siehste'“ – habe geantwortet: „kein Atom-Gegner hofft sowas, denn gerade ein Atom-Gegner weiß, was es heißt, wenn ein AKW ‚hochgeht‘. Und ist genau deshalb Atom-Gegner, weil er das weiß.“

  9. 09
    Stefan K.

    Danke für Deine nüchternen Worte, Johnny. Nach vielen gelesenen Artikeln bin ich auch der Ansicht, dass die Katastrophe von Fukushima nicht ansatzweise mit Tschernobyl zu vergleichen ist.

    Wollen wir hoffen, dass die Reaktorbehälter mit Hilfe jeglicher Form von Kühlung die Restwärme aushalten und explodieren o.ä.!

    Aber auch dann gibt es wohl ein Problem für mehrere Montae, nach einem sehr sachlichen Bericht der New York Times:
    http://www.nytimes.com/2011/03/14/world/asia/japan-fukushima-nuclear-reactor.html

  10. 10
    Beeenz

    Danke das es mal jemand anspricht. Ich halte mich momentan selbst in Japan auf und musste feststellen, das ich beim Konsum Deutscher Medien selbst fast in Panik gerate.
    Der Japanische sender NHK (leider das meiste in Japanisch) oder Aljazeera bieten hier wesentlich weniger reißerische Informationen.

  11. 11

    @#783865: Danke dir, habe ich oben ergänzt!

  12. 12
    thomas

    das blog, das Du als letztes verlinkst (Morgsatlarge), hat genau einen eintrag.nämlich diesen hier. ist reine PR. u.a. auch hier http://bit.ly/fmnt1v (powered by siemens)

  13. 13
  14. 14
    wollexdp

    weniger reden. atomausstieg selber machen. noch heute!
    http://www.atomausstieg-selber-machen.de

  15. 15

    An den rationalen AKW-Gegner, vom (hoffentlich) rationalen AKW-Befürworter und striktem Kohle-Gegner.

    Ganz herzlichen Dank für Deine Offenheit, Deine menschlichkeit im Angesicht der politisch ausschlachtbaren Katastrophe und Deinem Mut, zu Morts Artikel zu verlinken.

    Erwähenenswert vielleicht noch, dass Kohleverstromung pro Jahr weitaus mehr Menschenleben fordert als nukleare Unfälle dies jemals könnten, selbst wenn sie jedes Jahr einträten.

  16. 16
    cmi

    Bei SPON & Konsorten kann man zur Zeit den Eindruck gewinnen, der/die Redakteure ist schon ganz hibbelig, dass nun endlich die Kernschmelze stattfindet. Bald isses soweit! Nun aber ganz sicher! Gleich! Nur noch einmal F5 entfernt!

  17. 17

    @Markus: angesichts der Auswirkung eines Atomunfalls über tausende jahre wage ich deine Rechnung mal eben ganz vernünftig zu bezweifeln…

  18. 18

    Warum es die hektische Berichterstattung in den Medien gibt? Halte ich fuer relativ klar: Heute gilt nur noch schnell, erster, dramatischer zu sein. Wer nicht erster (und am besten mit dramatischen Headlines) ist, der wird nicht getwittert, gefacebookshared oder stumbledupon. Womit dann die Leser wegbleiben, und dann die Werbeeinnahmen. Deswegen auch die ganzen Liveticker, Livereportagen, Livekatastrophen, alles Live und in Farbe. Auch wenn der Erkenntnisgewinn gering bis keiner ist. Abwarten kann und will kaum einer mehr. Hauptsache schnell, instant gratification.

  19. 19
    Peter Mueller

    @#783875: Aber Kohle sorgt nicht dafür dass Gebiete quadratkilometerweise für tausende von Jahren unbewohnbar werden. Zudem muss der Müll nicht für hundertausende von Jahren sicher verbuddelt werden.

  20. 20
    m

    Danke.
    Sarkasmus: Es scheint so, als ob den diversen „Brennpunkten“ ebenfalls das Kühlwasser ausgegangen ist.

  21. 21

    @#783875: Entweder ich bin völlig naiv in eine PR-Falle getapst oder du weißt noch mehr über den betreffenden Artikel. Weißt du mehr? Wer und was genau steckt dahinter?

  22. 22

    Eine besonnene Position, Johnny als Anti-(Franz-Josef)-Wagner erfreut mich immer wieder. Woanders ist man da leider etwas zynischer.

  23. 23
    jochen

    die atomenergie war vor den ereignissen in japan genau so gefaehrlich und die risiken die gleichen wie es nach dem erdbeben und dessen folgen der fall ist. die reichweite dieser gefahr kann noch gar nicht abgeschaetzt werden, sowohl teritorial wie zeitlich.
    wer jetzt erst der meinung ist es wäre sinnvoll ueber die energiegewinnung aus atomkraft und dem ausstieg daraus nachzudenken muss ein dummer ignorant sein oder stand unter dem einfluss dummer (verantwortungsloser, evtl. sogar nur wirtschaftlichen interessen folgenden) ignoranten.
    wenn es diesen anlass braucht um sich der energiegewinnung aus regenerativen energien zuzuwenden und deren sinnvollen ausbau voranzutreiben, dann ist das sehr sehr traurig.
    ich wuerde mir wuenschen dass man den ausstieg vom ausstieg als fehler eingesteht und keine hektischen schnellschuesse als reaktion auf die aktuelle entwicklung.

  24. 24

    Seit wann braucht es Mut, einen Artikel zu verlinken? Haben wir es vielleicht ein bißchen kleiner?

    Ich weiß wirklich nicht, wo Du Dich informierst, Johnny. In meinem öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird von diversen Experten seit Samstag darauf hingewiesen, daß der voraussichtliche Schaden mit Tschernobyl nicht vergleichbar ist. Dafür brauche ich wirklich keinen Business-Kasper vom MIT.

    Gegen die von ihm vorgetragenen Fakten ist nichts einzuwenden, seine Schlüsse sind aber bisher nur hoffentlich richtig. Allerdings hätte ich gern vor einer Woche einen Artikel von J. Oehmen zum Thema Erdbebensicherheit der japanischen AKWs gelesen.

    Die Katastrophe ist jedenfalls so oder so passiert, man wird das wohl nicht kleinreden können. Ich hoffe deshalb, das wird der 11. September für die Atom-Lobby.

  25. 25
    Marco

    Die Argumentation in dem PR Artikel/Blog stützt sich doch allein darauf, dass Fukushima I einen Core Catcher hat. Einen Beleg dafür gibts aber ja bisher nicht. Auf Rückfragen und Kritik dort in den Kommentaren wird sowieso nicht eingegangen.

    Man kann sich auch noch mal das Fachgebiet von diesem Dr. Oehmen anschauen, und sich jetzt fragen, warum dieser ausgerechnet so viel mehr Wissen über Reaktoren haben sollen, als all die Experten, die das Fernsehen jede Stunde befragt. Und da meine ich nicht die von Greenpeace.
    http://lean.mit.edu/index.php?option=com_content&view=article&id=845&Itemid=816

    Davon abgesehen ist meine Lehre aus einem Sonntag Massenmedien schauen: Fukushima ist auf keinen Fall mit Tschernobyl vergleichbar, ich glaub das hat Ranga Yogeshwar gestern allein 30mal erklärt.

    Und um nochmal eine auf dem Blog verlinkte Seite zu zitieren:
    „Nuclear Power? YES PLEASE!“

  26. 26
    das

    Ja, so sehe ich das auch. Besonders SPON könnte man fast schon satirisch nennen („Kerne endlich geschmolzen!“ „Kerne doch nicht geschmolzen“, „In AKW 2 blinkt dritte Kontrolllampe von rechts!“ „Es droht thermoverbale Drehverbrunzung im Stab!“), wenn es nicht doch so traurig wäre.

    Funktionieren können die reißerischen Einträge auch nur, wenn man den japanischen Unternehmen und Politikern, die ja immer noch sagen, dass es sich um ein lokal begrenzbares Problem handelt, pauschal Zynismus und Betrug unterstellt – etwas, was die japanische Öffentlichkeit übrigens nicht tut. (Vielleicht naiverweise.)

    Die Lage im AKW und mögliche Konsequenzen kann ich nicht so gut einschätzen, aber andere tendentielle Meldungen lassen mich zusätzlich noch zweifeln. Von der hier dauernd berichteten Lebensmittelknappheit in Tokio z.B. (oder den Hamsterkäufen von Fluchtfahrrädern (?!)) scheint noch kein Tokioter, mit dem ich gesprochen habe, etwas mitbekommen zu haben. Meine Schwiegereltern in Tokio jedenfalls sind schon fast genervt, weil wir immer wieder anrufen, weil auch wir uns hier der Panik nur mit großer Anstrengung entziehen können.

  27. 27
    wollexdp

    natürlich ist es naiv, dumm oder heuchlerisch, erst im anblick der (möglichen) katastrophe über die gefährlichkeit von kernkraft nachzudenken.

    es ist lange bekannt. dass das risiko so hoch ist, dass der betrieb von akws wirtschaftlich unrentabel ist. sonst würde die private versicherungswirtschaft dieses risiko versichern. tun sie aber nicht. aus gutem grund.

    das risiko eines gau ist in deutschland mit weniger als 0,1% der möglichen schadenssumme versichert. müssten die betreiber ihre akws versichern bzw entsprechende rücklagen bilden, dann würden diese ihre saftläden noch heute dicht machen:

    http://www.atomhaftpflicht.de/hintergruende.php3

  28. 28
    Ike

    Wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig möglichst unbeeinflusste aktuelle Informationen soll es angeblich hier geben:
    http://blogs.nature.com/news/thegreatbeyond/
    http://www.world-nuclear-news.org/

  29. 29
    KOPNR

    Der Hammer war N24 (oder war es n-tv?) die hatten gestern schonmal eine Wetterkarte gezeigt mit der radioaktiven Wolke die sich über den Pazifik verteilt. Die können gar nicht abwarten bis es passiert ist…

  30. 30

    Danke dafür, dass du das Thema so rational angehst, das ist im Moment leider eher die Ausnahme. Da ich mehrere Bekannte habe, die auch wenn nicht direkt im Umkreis, aber doch immerhin in Tokio leben, verfolge ich das Thema gespannt und habe mich auch etwas in die Materie eingelesen. Wenn ich die verschiedenen Experten richtig verstanden habe, dann ist ein zweites Tschernobyl deswegen schon nicht möglich weil dort 1. andere Materialien verwendet wurden beim Bau des Werks, die erst in der Verkettung chemischer Reaktionen so gefährlich wurden und 2. Extreme Planungsfehler und Fahrlässigkeiten erst zu dem Unglück geführt haben. Ein Artikel nannte dieses Phänomen eine „dirty bomb“ weil die Reaktion auf eben jene Verkettungen eher einer Atombombe als dem gleicht, was gerade in Fukushima passiert.
    Soweit so nicht ganz so beunruhigend.

    Nichts desto trotz ist das was gerade passiert eine unglaubliche Gefahr, vor allem aber für jene die gerade vor Ort sind. Japan ist unglaublich dicht besiedelt, was es schwer machen wird Rückzugsgebiete zu finden die im schlimmsten Fall notwendig werden, von den Umwelt Belastungen und den daraus entstehenden Langzeitfolgen ganz zu schweigen.

    Anstatt jetzt aber in Panik zu geraten (dazu ist sobald was passiert ist immer noch genug Zeit) kann man überlegen, wie man den Menschen vor Ort am besten helfen kann.
    Mit Freunden organisieren wir gerade einen Gig mit mehreren Bands, dessen Erlös an das Rote Kreuz gespendet wird.

  31. 31
    Karo

    Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich zur aktuellen Berichterstattung stehen soll, aber prinzipiell finde ich es nicht schlecht, dass regelmäßig informiert wird und das auch schnell. (Das Reißerische lassen wir jetzt mal außen vor; ein Bericht im heute journal gestern war dann auch noch mit Musik unterlegt – ist ja noch nicht dramatisch genug.) Bei den Vorgängen in Ägypten, Libyen und Tunesien wurde bemängelt, dass die Öffentlich-Rechtlichen weiter Musikantenstadl senden, jetzt tun sie’s nicht, senden im Stundentakt Sondernachrichten und abendliche Brennpunkte – und das ist auch nicht richtig. Wenn sie sich an die sichere Faktenlage hielten, wird’s auch schwierig, denn die erscheint mir angesichts aller Behauptungen und Revidierungem so sicher wie Atomkraft. Also doch lieber gar nicht berichten und dafür Musikantenstadl?

    (Das soll nicht als Plädoyer für Panikmache verstanden werden; im Gegenteil, ein paar besonnene Worte tun hier sehr gut. Ich gehe sicher davon aus, dass die in Fukushima und den anderen AKW zuständigen Personen unter Einsatz ihres Lebens alles dafür tun, eine noch schlimmere Katastrophe zu verhindern. Es erscheint mir zurzeit nur extrem unübersichtlich und schwer zu bewerten, und es wäre bestimmt sinnvoll, nicht alles zu senden, was man senden kann. Aber einen Fünf-Minuten-Block in den Tagesthemen halte ich angesichts der Lage auch nicht für angemessen. Wahrscheinlich ist es einfach unmöglich, angemessen zu reagieren.)

    … und mindestens ein Groschen in die Wortspielkasse für den Oberhamma-GAU.

  32. 32
    Stefan K.

    Nachdem ich den gesamten Artikel von Josef Oehmen, der hinter Deinem zweiten Link „Morgsatlarge“ zu finden ist, gelesen habe, möchte ich auf zwei Punkte hinweisen:

    a) Ich schließe mich Sannie und Marco an, was Zweifel an der besonderen Fachkenntnis von Herrn Oehmen angeht – er ist Maschinenbauingenieur und beschäftigt sich sonst mit Produktions-/ Lieferungs“ketten“.

    b) Er berücksichtigt nicht die besondere Gefahr, die von der Verwendung von MOX- (also mit Plutonium angereicherten) Brennstäben im Reaktor 3 von Fukushima I ausgeht:

    BBC zitiert (im einzig lesenswerten Live-Ticker, was die Ereignisse in Japan angeht) einen japanischen Kernkraftinegnieur, der an der Hülle von Fukushima mitgearbeitet haben soll:
    http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-12307698
    (14:22 – 14:31 Uhr)
    Nicht nur ist Plutonium ein mehrfaches toxischer, es hat auch noch einen niedrigeren Schmelzpunkt und verbreitet sich doppelt so schnell…

    Der japanische Ingenieur meint daher, die nächsten 24 Stunden seien entscheidend…
    (er sagt übrigens außerdem, der Kraftswerkshersteller Toshiba habe gewusst, dass der Reaktorbehälter für Erdbeben nicht sicher genug sei…)

    Der östereichische Standard zitiert diesen Ingenieur, der offenbar inzwischen die Bürgergruppe „Citizen’s Nuclear Information Center“ (CNIC) unterstützt, gestern schon:
    http://derstandard.at/1297820283377/AKW-Katastrophe-in-Fukushima-Erdbeben-erschuettert-Japans-Energiepolitik

    hier Infos über die Pressekonferenz von CNIC, inkl. Bild – aber leider keinen Infos zu den Inhalten
    http://www.fccj.or.jp/node/6481

  33. 33

    @#783884: Ich liege seit Samstag flach (krank) und konsumiere daher einfach zu viele News, schätze ich. Daher mein Gesamteindruck. Dass ich die Ö/R meistens schätze, weiß man hoffentlich.

  34. 34
    Stefan K.

    Der deutsche Japan-Korrespondent der Financial Times Deutschland (FTD) blogt auch und hat einen aktuellen Artikel über CNIC und den Ingenieur Goto:
    http://koelling-japan.blogspot.com/2011/03/erdbeben-erschuttert-japans.html

  35. 35

    @#783891: Ich bekenne mich schuldig und zahle freiwillig einen ganzen Euro für das Wortspiel …

    Wie schon in meinem anderen Kommentar erwähnt: Mag sein, dass mich die Masse an immer neuen Meldungen, in denen nichts neues gesagt werden kann, derzeit einfach umhaut und ich daher den Eindruck habe, man giert förmlich danach, dass etwas noch sensationelleres passiert.

  36. 36

    @#783894: Danke sehr, habe den Link oben ergänzt.

  37. 37

    Die leisen Stimmen gehen im Gebrüll naturgemäß immer unter und werden kaum gehört.

  38. 38

    Zur Info: Ich habe Josef Oehmen, den Autor des morgsatlarge-Artikels, mit einigen Fragen angeschrieben. Und: Die Übersetzung liegt auf einem Server, der recht eng mit der FDP verknüpft ist. Nur so als Zusatz-Info.

  39. 39

    Für manche sind zeitnahe Berichte, Ticker und Tweets wichtig. Ich halte auch nichts von Hysterie, aber wer auch Freunde und Familie in Japan hat, der möchte informiert sein. Und ja, da zählt auch oft der genaue Zeitpunkt eines Ereignisses, sei es noch so unbedeutend. Es ist auch eine Art, seine Befürchtungen und Ängste zu bewälltigen – andere schalten halt eher ab, vielleicht solltest Du das auch machen, Johnny, wenn es Dir zu viel wird. Dennoch Dank für die klaren Worte, Debatten haben noch nie geschadet.

  40. 40
    das

    @#783899: Warum eigentlich? Wenn man doch eh nichts konkretes tun kann, dann sucht man diese Pseudo-Informationen doch nur für sich selbst, zur Beruhigung. Und wenn sie diese nicht geben können, weil sie eine recht geringe Erhellungsquote haben, dann erfüllen sie doch nichtmal diesen egoistischen Zweck.

  41. 41
    daniel

    Ich denke, dass die meisten Leute, die Panik verbreiten, diese auch wirklich selber haben. In Bezug auf das Ende der Atomkraftnutzung sollten die Folgen dieses Vorfalls irrelevant sein. Alleine dass ein Ereigniss passiert, das man nicht fuer moeglich gehalten hatte, heisst, dass man „mir haben an alles gedacht“ aufgeben muss. Diese Berechenbarkeit ist aber der Entscheidene Punkt bei der Sicherheit der Kernkraft. Bei Japan an Erdbeben zu denken ist nicht unbedingt sehr schwer. Bei den Grenzwerten wird man viel nachgedacht und die besten Wissenschaftler, die man kriegen konnte, gefratgt haben. Wieso sollten die das auch anders machen als wir?! Aber das reicht offentsichtlich nicht um alles zu bedenken und es gibt keinen Grund davon auszugehen, dass wir so viel cleverer sind als die Japaner. Um das zu verdeutlichen: Wenn das Ding direkt bei den Beben in die Luft geflogen waere, haette kein Ingenieur einen Fehler gemacht. Wir koennen jetzt natuerlich mit den Erkentnissen aus diesen Zwischenfall unsere Kraftwerke so aufruesten, dass sie sogar dieses Beben, das es bei uns nie geben wird, aushalten wuerden. Aber der entscheidene Punkt ist, dass Dinge passierern koennen, an die wir jetzt nicht denken. Das Problem in der Argumentation war bisher das man keine Beispiele nennen konnte – es geht ja dadrum, dass man nicht drandenkt.

  42. 42

    Genau. Man soll solange zweifeln, biss die Beweise einem vom Gegenteil überzeugen.

  43. 43
    jochen

    @#783893: gute besserung :)

  44. 44
    Peter H aus B

    „Nur keine Panik, alles nicht so schlimm“, sagte der Vogel Strauss und steckte den Kopf in den Sand.

    Das Problem ist doch, das die japanische Regierung noch einen Tag vor der Katastrophe gesagt hätte/hat: Unsere Reaktoren sind sicher, da kann nichts passieren. So wie unsere das mantraartig verbreitet hat. Bis heute, denn es stehen Wahlen an.

    Hier noch ein prima Link zu unserer Regierung, ihren Beteuerungen und den Reaktoren in D.:
    „Bundesregierung will Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke senken“
    http://www.wdr.de/tv/monitor/presse/2010/100909.php5

    Zurück nach Japan:
    Wie schlimm der Unfall letztendlich wird, ist vollkommen zweitrangig. Tatsache ist, das die möglichen Folgen verheerend sein können – und das Atomkraft eben nicht beherrschbar ist.

    Das zeigt ja auch die Hilflosigkeit der Betreiber und der Regierung: es findet eine Kernschmelze statt, nein doch nicht, oh jetzt aber im Reaktor 3 – Huch Nr. 2 ist auch in die Luft geflogen, aber nur die Hülle, gekühlt wird mit Meerwasser, ist zwar suboptimal aber besser als nix… usw. Die sind komplett planlos, hilflos und müssen jetzt improvisieren. Huhu?

    Das ist zum kotzen, nicht die angebliche Panikmache der Medien. Die ist höchstens amüsant..

    Das Erdbeben, der Tsunami und die apokalyptischen Folgen stehen auf einem ganz anderen Blatt. Da kann man aber nichts mehr tun, ausser fürchterlich „betroffen“ zu sein oder, wenn es irgendwie geht, zu helfen.

  45. 45

    Ich gebe dir recht, dass vermutlich ein kleineres Unglück in Fukushima passiert ist, als es bei Tschernobyl der Fall ist.
    Allerdings betrifft dieses Unglück zum einen mehrere Reaktoren auf einmal und die Katastrophe ist noch nicht vorbei und außerdem ist Japan wesentlich dichter besiedelt, sodass auch eine kleinere Katastrophe größere Auswirkungen haben könnte.

    Dass die Medien das ganze ziemlich ausschlachten kann man wohl kaum bestreiten, allerdings ist die so gewonnene Aufmerksamkeit womöglich auch in gewissem Maße hilfreich, ob aus humanitärer, oder aus politischer Sicht.

  46. 46

    @#783901: Um es mit den Worten des Kriegsphilosophen Donald Rumsfeld zu sagen:

    [T]here are known knowns; there are things we know we know.
    We also know there are known unknowns; that is to say we know there are some things we do not know.
    But there are also unknown unknowns – the ones we don’t know we don’t know.

  47. 47
    Gerd

    Guter Artikel! Dank hierfür!!!!!

    Auch schön, mit einigen netten Spitzen http://matthias-schumacher.com/2011/03/13/fukushima-japan-kernschmelze-gau-live-vom-irgendwas/

  48. 48
    Fredd2

    @#783898: Johnny, du sprichst mir da aus der Seele. Ich sitzte selbst in einem kleinen Newsroom, verfolge aus beruflichen Gründen die Lage und hab den ganzen Tag fünf TV-Sender im Auge. Und ein berichtet schlimmeres als der andere. Die Frage ist doch, warum?! Wer ist Schuld … und ich finde diese Blogbeitrag in dem zusammenhang ganz gut…

    http://neinjaerledigtlos.blogspot.com/2011/03/katastrophenjournalismus-selbst-schuld.html

  49. 49

    Bitte das Update am Ende des Artikels beachten. Die Sache mit dem verlinkten Artikel von Josef Oehmen bleibt etwas schräg, doch er hat immerhin reagiert.

  50. 50
    slomo

    Ich habe auf heise noch einen Artikel gelesen der sich in meinen Augen redlich Mühe gibt Informationen statt Hysterie zu transportieren: http://www.heise.de/tr/artikel/Der-Alptraum-von-Fukushima-1207205.html

  51. 51
    Peter H aus B

    @#783909:
    Schlimm ist der Link auf Science Blogs Diax’s Rakete. Dieser Jörg ist wie ein Kleinkind, das sich die Finger in die Ohren steckt, wenn etwas -Greenpeace- gesagt wird, das er nicht hören will. Komplett pillepalle…
    Ausserdem seiert der nur nach, was überall sonst auch zu lesen ist. Allerdings mit der Tendenz: ach was, ist doch gar nicht schlimm.

    Schlimm ist aber, das die Betreiberfirma genauso wie die japanische Regierung völlig hilflos wirkt und, wie schon gesagt, IMPROVISIEREN muss. Improvisation bei einem explodierenden AKW: Genau das brauchen wir. So sieht Sicherheit aus!

    Ausserdem glaubt dieser Firma eh keiner mehr, dazu ist die Reihe ihrer bekannt gewordenen Lügen und Vertuschungen zu lang. Das macht Panik.

  52. 52
    wollexdp

    @44: ich will ja nicht übermäßig auf „political correctness“ pochen, aber dein vergleich ist weit unterhalb des erträglichen

  53. 53

    „…rate ich derzeit vom Konsum der meisten Massenmedien“. – Ja, da gibt es bestimmt einige Massenmedien, von denen man abraten kann.
    Aber daraus den Schluss zu ziehen, dass „Science“ oder „Wissen“ drin ist, wenn es auch drauf steht, ist doch sehr naiv.
    Und morgsatlarge.wordpress.com/2011/03/13/why-i-am-not-worried-about-japans-nuclear-reactors/ erklärt sehr schön, wie technisch primitiv Kernkraftwerke eigentlich sind. Dafür danke. Aber wie die Lage vor Ort „wirklich“ aussieht, das weiß auch dieser Schlaumeier nicht.
    Warten wir es ab.

  54. 54

    @#783913: Welchen Vergleich meinst du? Ich bin gerade etwas verwirrt.

    @#783914: Noch besser als der Vorwurf der Naivität wären ja bessere Links und Quellen. Zumal ich schrieb: „Stattdessen habe ich einige Texte gelesen, die weniger sensationell an die technische Seite des Themas gehen“ und nicht „hier steckt Science drin!“.

  55. 55
    Thomas N.

    Die Seite der DPG ist auch sehr informativ. Habe ich zwar schon auf twitter geschrieben, aber doppelt hält besser:
    http://www.weltderphysik.de/de/8933.php
    [wird die Tage noch weiter ergänzt]

  56. 56
    stan

    … Warum wird auch zum Einschätzen der Brisanz der Lage stets die Gefahr an Tschernobyl gemessen? Soweit ich es einschätzen kann (und hier bin ich DRadion sehr dankbar für die ruhige aber stete Information) ist die Situation dort sicher ein ganz andere.

    Für eine Katastrophe halte ich sie dennoch. Und das mensch daraus unbedingt Lehren ziehen sollte ebenso.

  57. 57

    @#783916: Das mit der Naivität meine ich nicht so scharf, wie man es verstehen könnte. Mir gehen nur diesen vielen (nicht alle) „Wissenschaftler“ in den Blogs auf den Keks, die genauso spekulieren müssen, wie die „Panik-“ und „Sensationsmacher“. Letztendlich möchten diese auch nur einen Stück vom Aufmerksamkeitskuchen. Was ist grundsätzlich so schlecht an FAZ, SZ, Spiegel, Tagesschau, ARD, DRadio, NZZ, NHK World u.a. ?
    Das Problem ist wahrscheinlich eher die japanische Administration. Möglicherweise ist es kulturell bedingt, dass diese erst mit Informationen aus den Sträuchern kommt, wenn es keine Zweifel mehr gibt. Dass die Verantwortlichen (Betreiber) blocken, ist doch auch klar. Ich finde, man hat eine große Auswahl an guten Medien.

  58. 58

    Wissenschaftler von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bestätigen inzwischen übrigens die Angaben von Dr. Oehmen weitgehend und geben sich „vorsichtig optimistisch“ – vgl. http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,750855,00.html
    Hoffen wir, dass sie Recht haben und nicht diejenigen, die jetzt aus imho durchsichtigen Motiven heraus hysterisieren…

  59. 59
    Stefan K.

    Ein sehr gutes Beispiel für die Hysterie der deutschen Medien ist die heutige Mär vom Abbruch des Hilfseinsatz der US-Marine wg. geringer Radioaktivität.

    Am Vormittag lief über dpa die Meldung
    „US-Militär bricht Hilfseinsatz wegen Radioaktivität ab“
    z.B. hier um 11:03 Uhr MEZ: http://www.focus.de/politik/schlagzeilen/nid_66756.html
    die Ruckzuck in allen Medien zu finden war.

    Obwohl in dem Beitrag zu lesen war, dass die erlebte Strahlung „nur“ der Monatsdosis natürlicher Hintergrund-Radioaktivität war (allerdings innerhalb eines Stunde), hat sich offenbar stundenlang kein deutscher Journalist gefragt, warum das reichen soll, die Besatzung eines für den Atom-Krieg (!!) konzipierten Kriegs(!!)schiffes, welches selber von einem Atomreaktor(!) angetrieben wird, zum Abbruch einer Mission zu bewegen…?!

    Dabei wär es so leicht gewesen, herauszufinden, dass die US Navy einfach nur die Schiffe aus dem Wind herausgefahren hat, um auch die geringe Kontaminierung zu unterbinden.

    Wer z.B. den Live-Ticker der BBC unter
    http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-12307698
    mitgelesen hatte, fand dort schon um 7:23 Uhr GMT, also 8:23 Uhr MEZ die Meldung
    „The US Seventh Fleet has moved its ships and aircraft away from the stricken Fukushima plant after discovering low-level radioactive contamination, Reuters reports.“

    Wem das nicht reichte, der konnte auch die WWW-Seite der 7. Flotte der US-Navy aufsuchen
    http://www.c7f.navy.mil/news/2011/03-march/026.htm
    oder sogar ihren Twitter-Account (sic!)
    http://twitter.com/us7thfleet

    Der Tweet dort stammt von vor 8 Uhr MEZ…
    http://twitter.com/US7thFleet/status/47154059123228672

    Traurig, der deutsche Journalismus…

    Persönlich war ich besonders enttäuscht von faz.net, die in ihrem Artikel die Behauptung des Abbruchs über 2-3 Absätze ausgewalzt hatten und in den Block unter der Überschrift genommen.
    Auf meine mail um 12:00 Uhr an info@faz.net mit dem Hinweis auf die Falschmeldung (zum Kommentieren hätte ich mich registrieren müssen) hab ich bis jetzt keine Antwort bekommen…

    Übrigens bestätigen die Messungen der US Navy nach meinem Verständnis, dass es zu keinem besonders großen Austritt von Radioaktivität gekommen ist.

  60. 60
    tokmitstock

    @#783919: Zu deinem Glück hast du das ZDF weggelassen. Denen glaub ich nämlich nichts mehr, seit sie gestern die Bilder von Leuten die per Anhalter nach Hause wollten, weil die Bahnen nicht mehr fuhren, kurzfristig als Beleg dafür genommen haben, dass alles aus Tokyo weg will, damit es zu ihrem Interview mit der panischen Deutschen passt. Der Ort wo der eine hinwollte (Kashiwa) liegt von Tokyo aus direkt in Richtung Fukushima.
    Also, nicht alles glauben was die Medien erzählen ist angebracht.

  61. 61

    Wahnsinn, wie gut das mittlerweile mit diesen gekauften Meinungsschreibern funktioniert. Was kostet sowas eigentlich ?

  62. 62

    Wieso ist Josef Oehmen eigentlich ein Experte für Atomenergie, wieso ergibt die Suche nach seinem Artikel in so kurzer Zeit 24.000 Treffer und wieso taucht sein Artikel in so „merkwürdigen“ Blogs auf ?

    Zufall, oder ist es schon soweit ? (http://www.heise.de/security/meldung/Security-Firma-entwirft-Tools-zur-Meinungsmache-mit-Kunstfiguren-1193436.html)

  63. 63
    lars

    ab 40 sehnt sich auch ein häusler nach ruhigen rotweinabenden ohne liveticker.

  64. 64
    Klaus

    Lieber Johnny,
    irgendwie ist mir das alles zu schräg. Tausende Menschen haben ihr Zuhause verloren, ein halbes Land ist schwer geschlagen, es gibt Versorgungsprobleme mit Wasser, Strom, Unterkunft …. – und Ihr verlinkt FDP Artikel???
    Kann es sein, dass Du Deine eigene Lust an der Katastrophe hier spiegelst?
    Die Medien berichten – und sicher auch zu brisant, aber warum muss man deshalb thematisieren ob nun der Graphitreaktor von Tschernobyl schlimmer war als die Siedewasserreaktoren in Japan? Habt Ihr Angst? In Japan brauchen viele Menschen unsere Gedanken und unser Mitgefühl. Bitte lasst uns unsere Kraft nicht an Nebenschauplätzen verschwenden.
    Einfach mal innehalten!

  65. 65
    Jonathan

    @Klaus

    Also wie deine Gedanken und dein Mitgefühl den Menschen in Japan jetzt helfen sollen, ist mir nicht ganz klar.

    Ich denke alle hier sind geschockt über die Katastrophe. Drüber reden und drüber schreiben und drüber diskutieren ist doch gute Therapie.

  66. 66
    Lin

    Mit dem von Martin Kölling portraitierten Atomkraftkritiker Masashi Goto findet seit Samstag täglich eine Pressekonferenz im Foreign Correspondents’ Club statt. Die Veranstaltungen werden mitgeschnitten und ins Netz gestellt. Die nächste beginnt Dienstag um 11 Uhr unserer Zeit und kann auch live verfolgt werden unter
    http://www.ustream.tv/channel/cnic-news
    Es wird konsekutiv ins Englische gedolmetscht.

    Informationen über weitere Pressekonferenzen auf der Webseite des Citizens‘ Nuclear Information Center:
    http://www.cnic.jp/modules/news/

  67. 67
  68. 68
    Namen, hui =)

    Toll ist übrigens auch N24, wo wirklich 24h lang Panik gemacht wird. Ich bin ja auch dafür, daß man alle Gefahren klar benennen soll und muß, ohne was zu beschönigen, aber wenn man noch von gar nichts weiß und dann nicht im Konjunktiv spricht, sondern alel möglichen Gefahren aufzählt und so tut, als seien sie schon präsent – ist das ziemlich billig. Genau wie die musikalische Untermalung von Video-Zusammenschnitten. Man sucht Informationen und bekommt Dramaturgie.

  69. 69

    Wer denkt, Meinungen müssten „gekauft“ sein, wenn sie von der eigenen Sichtweise abweichen, sagt immer mehr über sich aus, als über diejenigen, die er angreift…

  70. 70

    Zunächst einmal geht es in meinen Augen um Menschen, um die Opfer und Schicksale in Japan und um uns, die Zuschauer, die Betrachter. Wir sind zurückgeworfen auf unsere Urängste, sind ohnmächtig und wollen informiert werden. Jemand soll uns sagen „Ist alles ok, wir haben die Situation unter Kontrolle und das können wir belegen“. Da diese Situation nicht existent ist, saugen wir die Informationen auf und interpretieren sie.
    Das hierbei die Amplituden der Emotionen nach unten und oben ausschlagen ist menschlich. Was die Berichterstattung angeht, da gehe ich ganz einfach vor – Wenn es mir zuviel wird schalte ich um oder gehe gar nicht erst in die sozialen Netzwerke und wenn meine Angst da ist, dann rede ich mit meiner Frau und Freunden darüber.

  71. 71

    Jeder halbwegs kritische Mensch kann durch einfache Internet-Recherche selbst herausfinden, dass Josef Oehmen KEIN Atomphysiker und KEIN Atomexperte ist. Sichtet man die unzähligen Blog-Einträge so stellt man schnell fest, dass der Herr Josef Oehmen auch gerne mal als Atomexperte ausgegeben wird, oder als eine Person die Verwandte in Japan hat und Ihnen die Angst nehmen möchte. Wie die Realität wirklich aussieht bekommen wir gerade vor Augen geführt. Selbst TEPCO bezeichnet die Lage mittlerweile als „hoch kritisch“, ein Reaktor ist bereits zerstört.

    Sollte ich in meinem Leben nur ein einziges Mal einem dieser bezahlten Internetdreckschleudern der Lobbyverbände über den Weg laufen….es würde nicht gut ausgehen !

    Diese Manipulationsversuche der Atomindustrie in einer solchen Krise sind eine Beleidigung der Menschen, die in Japan gerade eine atomare Katastrophe erleiden.

    Das ein solcher Artikel ins Herz derer trifft, die Angst haben ihr gemütliches Leben der unbequemen Realität aussetzen zu müssen ist ja offensichtlich. Es sind die gleichen Menschen, die sich der Realität von fehlenden Atomendlagern nicht stellen wollen. Die nicht umdenken wollen. Augen zu und durch ist deren Devise. Wird schon alles gut gehen. NEIN wird es nicht und wenn ihr jetzt gerade in Japan sitzen würdet, am besten neben dem Meiler, würdet ihr jemanden der euch einen solchen Quatsch erzählt wahrscheinlich an den höchsten Baum hängen.

    Panikmache ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg. Lügen, helfen aber auch nicht weiter. Es gilt Verantwortung zu übernehmen und statt Geld, die Wahrheit anzunehmen um Fehler zu erkennen und daraus zu lernen.

  72. 72
    jochen

    @#783936: sowas von richtig!
    und die verarsche geht doch weiter.
    die katastrophe scheint unaufhaltsam fortzuschreiten.
    der evakuierungsradius wird langsam vergroessert, aber man moechte den leuten doch zurufen: pakt eure sachen und versucht euch in sicherheit bringen.
    leider ist es nicht so einfach. und wenn man von den verantwortlichen keine eindeutige warnung hoert (vielleicht weil sie selbst den ueberblick verloren haben und nicht wissen was als naechstes geschieht, oder weil die informationen bewusst nur haeppchenweise verbreitet werden) kann man nachvollziehen wenn die menschen nicht all ihr hab und gut zurueck lassen um sich so weit wie moeglich von der katastrophe zu entfernen.
    in deutschland setzt man den ausstieg vom ausstieg aus um zeit zu haben genau „abzuwaegen“ wie es mit der atomkraft weiter gehen soll. eine eindeutige hinhaltetaktik die verantwortliches handel suggerieren soll und doch nur wahlpolitisches kalkuel darstellt.
    an der gefahr der atomaren energiegewinnung und dem problem der lagerung von atommuell haben die traurigen ereignisse in japan nichts geaendert. als normalbuerger kann ich meine meinung und haltung dazu anhand der ereignisse aendern, ein verantwortlicher politiker haengt nur sein faehnlein in den wind wenn er dies jetzt tut.

  73. 73
    CG

    … den meisten Politikern fehlt es einfach an Zivilcourage

  74. 74
    Captain Buzz

    das problem ist doch die kurzlebigkeit solcher themen und die damit verbundenen einstellungen. auf nachhaltigkeit und ernsthaftigkeit wird doch geschissen. ich habe so langsam das gefühl, und ich will jetzt wirklich nicht paranoid wirken, die meinung von mindestens 95% der bevölkerung ist massiv medial gesteuert. vorgestern waren wir gegen ölplattformen, gestern gegen dikatorische regime und heute halt gegen atomkraft. unsere meinung hat nix mehr mit einer inneren überzeugung oder logischem menschenvertand zu tun, sondern hauptsächlich mit den titelseiten der zeitungen und den hauptthemen in den nachrichten. wir verdummen regelrecht. heute noch n „atomkraft, nein danke“ button im profil des sozialen netzwerks meines vertrauens und morgen sind es dann halt mal wieder die robbenbabys oder die in massen gehaltenen tiere um die ich mich „kümmere“. so ändern wir mal überhaupt nix und lassen den dingen ihren lauf, wird ja schon werden… jedes dieser themen ist absolut wichtig und man muss was dagegen tun, aber niemandem ist damit gehofen jetzt mal für 1-2 wochen via sozialem netzwerk seine solidarität dem japanischen volk auszudrücken, wenn japan und die hochgefährliche atomkraft einem spätestens zum nächsten „highlight“ wieder egal ist.

  75. 75

    @#783936: Dr. Oehnen ist gelernter Maschinenbautechniker und Fachmann für Risikomanagement. Damit sollte er erheblich qualifizierter sein als der durchschnittliche Greenpeace-„Experte“ und Horror!Horror!Horror! hyperventilierende BILD- oder TAZ-Schreiberling…
    (Als wenn der wirkliche Horror nicht die zigtausenden Opfer des Megabebens und anschliessenden Zunamis wären!)

    Das eigentlich Interessante ist doch, dass Hr. Oehmens Argumente bisher nicht inhaltlich widerlegt wurden – im Gegenteil im Kern von den Fachleuten der Deutschen Physikalischen Gesellschaft bestätigt werden.

    Ich kann als Laie nicht beurteilen, wer denn nun wirklich Recht hat – dies wird sich zeigen. Abweichende Auffassungen wahlweise ohne inhaltliche Auseinandersetzung als korrupt und/oder inkompetent zu denunzieren ist jedenfalls kein Zeichen dafür, wirklich wissen zu wollen, was wahr ist oder gar von Diskursfähigkeit.

  76. 76

    @#783922: Das ich ZDF, N24, RTLx, Pro y, Bild und was gibt es sonst noch weggelassen habe war kein Zufall.

    Noch was: Dieser ominöse Oehmen ist ein Manipulator. Hosted by MIT NSE Nuclear Information Hub (http://web.mit.edu/nse/).

    Der übersetzende „Bodenseepeter“ sein seinen Web-Reaktor ja wohl auch schon vom Netz genommen zu haben:

    http://www.bodenseepeter.de/2011/03/14/warum-ich-wegen-der-japanischen-kernkraftwerke-nicht-besorgt-bin/

    Don’t worry, be happy. HaHa!

    Dr. abstr. A. Dieu

  77. 77

    @jo@chim

    Um zu entlarven worum ist bei dieser Aktion der Atomlobby geht:

    Wem nutzen diese Vermutungen des Herrn O ?

    Dem japanischen Volk ? Nein, denn die Erfahren gerade, dass sie evtl. Strahlung abgekommen werden oder schon haben und daran ändert die Einschätzung des Herrn O auch nichts.

    Den „nicht betroffenen“ Völkern ? Nein, denn wir haben gerade Erfahren das selbst der Betreiber des Kraftwerkes die Situation als „hoch kritisch“ einstuft und wissen um baugleiche Kraftwerke im Land. Ausserdem sind wir alle schon einmal ein bisschen verstrahlt worden (Tschernobyl) und empfinden damit schon die jetzige Atomkatastrophe als WIEDER EINE ZUVIEL !

    FDP und CDU ? Nein, der Vertrauensverlust in der Bevölkerung ist bereits so immens, da hilft auch keine Propaganda mehr.

    Der Atomindustrie ? Ja, auf jeden Fall. Diese Versucht nämlich gerade sowohl die Gefahren der Atomenergie MAL WIEDER herunterzuspielen, als auch den Vorfall in Japan als „Bedienfehler“ darzustellen. Das haben sie ja auch schon in Tschernobyl immer wieder betont. Dabei ist es völlig egal warum ein Kraftwerk einen GAU erleidet. Entscheident ist, welche Auswirkungen EIN EINZIGER GAU HAT.

    Entscheident für mich ist, dass meine Steuergelder in Form von Subventionen nicht in veraltete Technologien fliessen sollen. Das Geld und der Hinrschmalz der aktuellen Generation sollte besser in die Verbesserung der Energieeffizienz erneuerbarer Energien investiert werden als in die Lobbyarbeit der Atomindustrie und das schmieren korrupter Politiker.

  78. 78
    Simon

    Warum muss man denn immer nüchtern und gefasst bleiben? Ich finde diese Kritik an Twitter-Reaktionen und Nachrichtenstyle ziemlich abtörnend. Emotion scheint da die Todsünde. Alle sind jetzt total abgeklärte Atomgauexperten oder was? Wir erleben hier eine Konzentration von Situationen wie es sie nie zuvor gegeben hat. Ist es da nicht ehrlicher einfach mal laut zu schreien? Können nicht alle einfach mal demonstrieren gehen statt vor dem Computer über Atomphysik zu (laien-) fachsimpeln? Wir sind doch alle Menschen. Kann irgendwer mit Empathiefähigkeit der die Ereignisse verfolgt von sich behaupten total abgeklärt zu sein? Schonmal an einem Wochenende zwei Reaktorblöcke explodieren sehen? Sorry, mir sind die physikalischen Details jetzt erstmal egal, es ist schon genug Radioaktivität ausgetreten. Newsticker sind halt Newsticker. Die Meisten richtigen Artikel in den
    Mainstream-Medien (mal von den üblichen verdächtigen Emo-Publikationen wie SpOn abgesehen) fand ich durchaus informativ, der dünnen Informationslage entsprechend. Da waren auch die gleichen Infografiken über Reaktorbauweisen und Kernschmelzen wie man sie zurzeit angeblich nur in der ausländischen Presse oder in Scienceblogs findet (die genau die selben ungenauen Informationen haben). Ob da jetzt ein Super GAU, ein GAU oder nur ein schwerer Störfall stattfindet, darüber können jetzt ja alle rätseln und hitzige Diskussionen führen wenn es ihnen Spaß macht, mir kommt das genauso hilflos und aufgeilend vor wie die Apokalypse heraufzubeschwören. In kürze wird die Realität so und so Fakten schaffen.

  79. 79

    Die Spurensucherin: Fremdschäme mich: Katastrophenmache im deutschen Fernsehen:
    Ich weiß nicht, ob es ein speziell deutsches Medien-Phänomen ist, alles auf sich selbst zu beziehen. Mal ehrlich, es interessiert mich einen Dreck, was die DIHK oder irgendwelche Wirtschaftsweisen zu den Auswirkungen auf den deutschen Exportmarkt sagen. DA UNTEN STERBEN MENSCHEN!

  80. 80
    Ralph Bruns

    @jo@chim:

    „Inhaltlich nicht wiederlegt“? Also, wenn ich die Entwicklungen der Nacht jetzt nicht völlig falsch interpretiere, geht doch mittlerweile selbst Tepco davon aus, dass die Hülle, die Oehmen „thrid containment“ nennt, und die seiner Meinung nach den Kern unbeschädigt aufnehmen könnte, im Reaktor II beschädigt ist und es zu einer Entweichung von Radioaktivität gekommen ist. Das ist doch genau eines der Szenarien, über die Oehmen „not worried“ war:

    „There was and will *not* be any significant release of radioactivity. By “significant” I mean a level of radiation of more than what you would receive on – say – a long distance flight, or drinking a glass of beer that comes from certain areas with high levels of natural background radiation.

    Japan is looking at an INES Level 4 Accident: Nuclear accident with local consequences. That is bad for the company that owns the plant, but not for anyone else.

    Some radiation was released when the pressure vessel was vented. All radioactive isotopes from the activated steam have gone (decayed). A very small amount of Cesium was released, as well as Iodine. If you were sitting on top of the plants’ chimney when they were venting, you should probably give up smoking to return to your former life expectancy. The Cesium and Iodine isotopes were carried out to the sea and will never be seen again.

    Angesichts der gemessenen Werte in der angrenzenden Provinz und der Aufforderung, eine 20-KM-Zone zu räumen und in einer Zone zwischen 20 und 30 KM im Haus zu bleiben, würde ich sagen, diese Aussagen sind inhaltlich aber massiv wiederlegt, um es vorsichtig auszudrücken. Man könnte auch sagen, sie sind eine im Nachhinein geradezu zynische Fehleinschätzung, aber soweit muss man natürlich nicht gehen.

  81. 81
  82. 82
    flubutjan

    Panikmache hin oder her: Laut Deutschlandradio Kultur geht die schwedische Presse davon aus, dass es zwischen sieben und 14 Tagen dauern wird, bis eine radioaktive Wolke aus Japan in Schweden angekommen sein wird. Ich kaufe heute Kaliumjodidtabletten.

  83. 83
    wollexdp

    @#783916: da ist ein bug in spreeblick?

    ich meinte damit diesen vergleich:

    den guttenberghype fand ich viel schrecklicher, erinnerte mich an 1933.

    14.03.2011 um 18:41 | Antworten

    dieser kommentar hatte zum zeitpunkt meines kommentars die nr43.

  84. 84

    @#783963: Hoppla. Kein Problem, hatte mich nur gewundert. Kann passieren, ich korrigier’s einfach. (Ja, scheint ein Bug zu sein … sorry)

  85. 85

    @#783950: Fakten danach zu beurteilen, wem sie (tatsächlich oder angeblich) nutzen, ist näher an der Propaganda als an der Suche nach Wahrheit.

    Zwei Richtigstellungen noch: Zum einen behauptet niemand, die Krise in Fukushima wäre durch einen „Bedienfehler“ ausgelöst worden. Die Anlage wurde von einem Megabeben der Stufe 9 mit anschliessenden 10m Zunami getroffen (nur zur Erinnerung).
    Zum anderen ist der GAU („Grösster Anzunehmender Unfall“) mit Kernschmelze und anschliessendem Durchbruch der Schmelze durch das innerste Containment NICHT eingetreten und wird nach allen mir bekannten Aussagen von Fachleuten wohl auch nicht mehr eintreten. Die Katastrophe ist schlimm genug (wenn sie auch – eigentlich – die kleinere in der wirklich grossen Katastrophe ist), aber kein GAU und ein „Super-GAU“ schon gleich gar nicht.

    Hier noch eine Zusammenstellung dessen, was tatsächlich bisher klar ist:
    http://diepresse.com/home/panorama/welt/641904/Was-ist-passiert-Die-wichtigsten-Fakten-zum-Unfall

    Aber das sind ja sicher auch wieder nur „Lobbyisten“, wie ganz klar daran zu erkennen ist, dass sie die Worte „Super-GAU“ und „Horror“ nicht verwenden…

  86. 86
    Simon

    @#783957: Eben, genau voraussagen was Sache ist kann zurzeit weder irgendein Atomphysiker aus 5000km Entfernung in seinem Blog noch die Presse. Letztere tut zumindest weniger häufig so als ob.
    Am besten werden es die armen Kerle wissen die da noch in Fukushima arbeiten und versuchen das Schlimmste zu verhindern. Aber die haben wohl keine Zeit irgendwelche oberschlauen Artikel zu schreiben.
    Ist ja schön das die Japanische Regierung so abgeklärt ist. Aber seit wann werden Atomare Unfälle nicht heruntergespielt und verschleiert?

  87. 87
    jochen

    @#783941: wie kann man nur so leichtfertig die realitaet verdraengen?
    du hast recht dass die groessere katastrophe (bisher) das beben und die tsunami welle mit sich gebracht haben. soll die gefahr durch die havarierten atommeiler deshalb ignoriert werden?
    die realitaet kann man in fernsehbildern sehen, mit messinstrumenten nachweisen, wird sich an menschen zeigen die sich in unmittelbarer kraftwerksnaehe aufgehalten haben und wird durch regierung und betreiber nach und nach bestaetigt.
    uebertriebene panikmache ist nicht richtig, aber verharmlosung ist hohn und zynismus an der situation und den menschen die davon betroffen sind.

  88. 88
    wollexdp

    bei jeder art von pro-kernkraft-argumentation geht es mir mittlerweile ähnlich, wie wenn ich nazis zuhören muss. ich habe keine lust mehr auf diese lügen. ich habe keine lust mehr, deren lügen immer und immer und immer wieder zu widerlegen. da ist keine diskussion. sie haben keine argumente, sie haben nur lügen. alle diese „argumente“ sind dutzendfach und eindeutig widerlegt. und trotzdem werden sie immer wieder und wieder mit viel geld und einfluss in alle öffentlichen kanäle gebracht. das ist manipulation. sie dient einzig dem zweck, die demokratie zu täuschen, um deren mörderische gelddruckanlagen weiter am laufen zu halten. so wie auch hier, mit der einzelmeinung eines angeblichen fachmanns, dieses josef oehmen.

    kernkraft tötet menschen. kernkraft riskiert mein leben und das leben meiner kinder und kindeskinder. für immer und ewig. wissentlich und skrupelos. es spielt keine rolle, ob es da in japan einen gau oder einen supergau gibt oder geben wird. wissenschaftlich berechnet, kommt so ein supergau „nur“ alle 22,5 jahre vor. diese info stammt nicht von kernkraftgegnern, sondern vom „Informationskreis KernEnergie“. sie wissen genau was sie tun. es sind verbrecher.

    deshalb:
    pro-kernkraft ist keine meinung, es ist ein verbrechen!

  89. 89

    @jo@chim

    Du hast geschrieben: „Zum anderen ist der GAU (“Grösster Anzunehmender Unfall”) mit Kernschmelze und anschliessendem Durchbruch der Schmelze durch das innerste Containment NICHT eingetreten und wird nach allen mir bekannten Aussagen von Fachleuten wohl auch nicht mehr eintreten. “

    Bitte schreibe uns doch einmal die korrekte Definition von GAU ! Du scheinst sie ja nicht zu kennen. OK, ok ich helfe Dir:

    „Der GAU steht für einen Ansatz, der in den Anfangsjahren der Kernenergienutzung – insbesondere in den USA („Maximum Credible Accident“, MCA) – verwendet und später – auch in der Bundesrepublik Deutschland – durch das Konzept der Auslegungsstörfälle ersetzt wurde. Die modernere Vorgehensweise beinhaltet die Vorgabe eines breiten Spektrums von Auslegungsstörfällen – dazu gehören u. a. eine Vielzahl unterschiedlicher Lecks und Transienten – wie z. B. Störfälle, die durch Ausfall der Strom- oder Speisewasserversorgung ausgelöst werden – sowie äußerer Einwirkungen wie Erdbeben, Explosionsdruckwellen und Flugzeugabsturz. Dieser Ansatz führt zu einem ausgewogeneren Sicherheitskonzept.“ (Quelle: http://www.bfs.de/de/kerntechnik/faq/faq_tschernobyl.html/#2)

    Und ? haben wir einen GAU ? Was meinst du ?

  90. 90
    Ralph Bruns

    @Jo@chim:

    Der Unfall im Atomkraftwerk Fukushima hat nach Einschätzung aus Frankreich die zweithöchste Stufe in der Internationalen Bewertungsskala (INES). Das Geschehen sei mit Stufe 6 von 7 zu bewerten, teilte der Präsident der Französischen Atomsicherheitsbehörde (ASN), André-Claude Lacoste, am Dienstag in Paris mit. Zudem bestätigte Lacoste, dass bei der vierten Explosion am
    Dienstag in Fukushima 1 die innere Schutzhülle eines Reaktors
    beschädigt wurde.

    Kannst Du zur Kenntnis nehmen oder weiter in Denial verharren, ganz wie Du willst. Entweder Oehmen irrt sich mit seinem INES 4 oder Lacoste has it all wrong. Je länger das Ganze dauert, desto mehr wird der Oehmen-Text in meiner Wahrnehmung aber zu einem Dokumentz der peinlichen Selbst- und Techniküberschätzung eines so genannten Experten.

  91. 91
    Simon

    Die Leute im Kontrollraum gehen allen Anzeichen nach mittlerweile Selbst vom Super-Gau aus:

    >> Den Druck abzulassen, löse zwar kurzfristig ein Problem, schaffe aber ein neues: Der Wasserstand im Reaktor nehme ab, die Kühlung lasse weiter nach. „In den französischen Atomvorschriften gilt das Druckablassen in einer solchen Situation als allerletzte Maßnahme“, sagt Schneider. „Es ist eine hochriskante Maßnahme, weil keiner weiß, was danach passiert.“ <<

    http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/das-ist-nur-noch-sterbehilfe/

    Gut das wir nüchterne Experten und die Atomlobby haben um die Bürger ruhig zu halten.

  92. 92
  93. 93

    Ein GAU ist der schlimmste Vorfall der für ein Kraftwerk noch technisch beherrschbar ist.
    Alleine die Tatsache, dass die Strahlungswerte außerhalb des Kraftwerks über den Werten des Strahlungsschutzgesetzes liegen würde damit den Begriff GAU rechtfertigen.
    Eine Kernschmelze wäre demnach erst der Super-GAU.
    Aber selbst wenn wir davon ausgehen, dass keiner der Reaktoren für sich eine vollständige Kernschmelze durchlaufen hat sollte man doch bedenken, dass es sich hier um mehrere Reaktoren parallel handelt.
    Eine solche Situation ist glaube ich weder im GAU noch im Super-GAU angedacht.

  94. 94
    wollexdp

    warum verlaufen eigentlich sämtliche diskussionen zu den akw-unfällen in japan um die haarespaltende frage: ist es ein gau oder ein supergau?
    ist es ein zufall, dass fast alle kernkraft-befürworter (politker etc) in den medien immer auf diese unterscheidung bestehen und sie damit die richtung der öffentlichen diskussion vorgeben?

  95. 95
    mackenzen

    pah! die medien verharmlosten von anfang an die katastrophe! es ist viel viel viel schlimmer als ALLES was da berichtet wurde! wie immer musste sich die berichterstattung auf luegen luegen und nichts als luegen der betreiber und der regierung berufen! und sie tut das doch gerne! denn die wohlstandsbuerger moegen nicht wenn ihre kleine heile welt zusammenbricht! das wollen sie auch nicht lesen! und wenn sie noch so geil auf katastrophen spotting sind! der ganze technische fortschritt bringt eben nicht nur gutes: das wissen all die die im krieg diesem fortschritt ins todesauge sehn! und die angebliche ‚vernunft‘ die all das gebiert ist nur halb so vernuenftig wie immer getan wird! es ist nicht moeglich all die schoenen schnoeden produkte all die reisen all die geraete zu besitzten ohne dass man dafuer bezahlt! man graebt nicht nur vorteile aus der erde! der dumme materialismus gepaart mit dem -wie dem sozialISMUS auch- kapitalen ismus gebiert eben UNGEHEUEERLICHES! das ist so und unsere kinder werden es ausbaden MUESSEN! schon die kinder unserer kinder werden uns warscheinlich hassen fuer den dummen ueberfluss fuer den nihilistischen bullshit den wir alle betreiben…

    bilder sagen mehr als tausend worte:
    http://4.bp.blogspot.com/_lWs6lK_82ho/S7BTPlMvz9I/AAAAAAAAAgE/6iQEWldhzDo/s1600/hope+conspirazy.jpg

  96. 96

    Die übliche Leier der üblichen Verdächtigen.

    Klar, der Doktor in Business Administration ist natürlich viiiel kompetenter als der Atomphysiker von Greenpeace. Ich wünschte, der Smital würde nicht recht behalten, aber was er sagt, klingt logisch: Die Brennstäbe werden noch über Wochen gekühlt werden müssen, damit es nicht zur Schmelze kommt. Setzt man nur einige Stunden damit aus, ist der Prozeß womöglich nicht mehr zu stoppen.

    Wer daraus jetzt schon positive Nachrichten ableitet, liest das bitte noch einmal. Wahrscheinlicher ist wohl derzeit bei der Gefahr durch insgesamt sechs Reaktoren, von denen drei Gebäude bereits explodiert sind, daß die Wirklichkeit die Deutsche Gesellschaft für Physik und viele andere von ihrer Wissenschaft ehrlich überzeugte Leute, widerlegen wird.

    Alle, die es nicht ehrlich meinen, aber gern behaupten, alles sei nicht so schlimm, möchte ich nun auffordern, Katastrophenhilfe vor Ort zu leisten und dafür Sorge zu tragen, daß dieser Landstrich nicht auf immer unbewohnbar bleibt.

    Man gestatte mir noch ein persönliches Wort:
    FUCK YOU FUCK YOU FUCK YOU

  97. 97
    Simon

    Übrigens bin ich schon ziemlich enttäuscht von Spreeblick und Johnnys unkritischen Umgangs mit Quellen. Hauptsache der Presse Sensationsgeilheit vorwerfen und dann auf ultraobjektive Blogs wie Diax’s Rake verlinken. Der ist ja emotionaler als Claudia Roth. Da wird gleich in der Einleitung geschrieben, es sei zynisch jetzt die Atomenergie zu kritisieren und erstmal auf Greenpeace eingedroschen. Hä!? Greenpeace erzählt das gleich wie seit 40 Jahren, sollen die damit jetzt aufhören weil gerade der zweite GAU meines jungen Lebens stattfindet?

  98. 98
  99. 99

    @#784007: Spitzenargument eigentlich.

  100. 100

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,751020,00.html

    Lieber Gott, bitte tausche diese unschludigen Arbeiter, die jetzt gerade im AKW verstrahlt werden, durch die Verantwortlichen dieser Atompolitik aus.

    Nehme nicht die unschludigen Bewohner Tokios zu Dir, sonder erlöse sie von dem Bösen und ersetze sie durch die JA-sagenden Atombefürworter.

    Und führe uns nicht in Versuchung jene auf den explodierten Reaktor zu setzen, die Lüge und Unwahrheit über das Land bringen.

    AMEN ;-)

  101. 101
    Stefan K.

    @ Johnny und @ Dr. A. Dieu (82)
    Wenn ich versuche dem Link zu „The Strange Case of Josef Ohmen“ zu folgen, bekomme ich die Meldung „Account suspended“, für die gesamte Domain „geniusnow.com“.

    Habt Ihr eine Idee, wieso? Bzw., wo der Artikel noch zu lesen ist?

  102. 102
  103. 103

    @#784042:
    Keine Ahnung wo die Site geblieben ist. Ich habe rechtzeitig ein PDF gezogen:

    http://content.wuala.com/contents/dradieu/Public/The%20StrangeCaseofJosefOehmen.pdf

  104. 104
    Sonne

    @#783964: Der Kommentar ist jetzt unter Nr. 50, und immer noch unglaublich unpassend!

  105. 105

    Im übrigen stimme ich den Kommentaren von Simon zu. In welches Horn stößt denn hier Spreeblick? Wenn man den Fernseher, falls man überhaupt einen hat, weglässt und im Internet ebenfalls die üblichen Verdächtigen meidet, kann man sich in deutschen „Mainstreammedien“ ganz gut über die Vorgänge in Japan informieren. Ich habe nicht das Gefühl, dass auf ZEITonline Panik geschürt wird, und selbst SZonline, sonst gerne mal für boulevardeske Fehltritte bekannt, bemüht sich um die sachliche Wiedergabe der Informationen, die – einander widersprechend – aus Japan so eintröpfeln. Betroffenheitsklickstrecken kann man ja einfach meiden. Ich finde es absolut nachvollziehbar, dass die erschreckende Entwicklung der Störfälle in den japanischen AKWs hier in den Medien breit diskutiert wird. Immerhin haben wir selbst einen Haufen alte Meiler hier rumzustehen, die uns eines Tages um die Ohren fliegen könnten. Und zwar offensichtlich sogar nach einer eventuellen Abschaltung.

  106. 106

    @#784071: Normalerweise sorge ich mich nicht um die öffentliche Blödheit Dritter, da der Kommentar aber nicht nur dumm, sondern auch völlig fehl am Platz war, habe ich ihn gelöscht.

  107. 107

    Verharmlosung, Sensationsgeilheit oder nicht, der deutsche Egoismus mit Blick auf die ganz plötzlich beschleunigte Anti-Atompolitik ist mindestens genauso perfide…
    http://ntropy.de/?p=1721

  108. 108
    Dingens

    Nachdem ich alle von Herrn Häusler angegebenen links samt der jeweiligen dortigen Diskussionen und sowohl Oehmens Artikel als auch das „Nachbeben“ zu diesem gelesen habe, ist mir klar geworden, dass es sich bei dem Oehmen-Ding um ein (geradezu Muster-)Beispiel für geschicktes virales Marketing bzw. Astroturfing handelt. Mittlerweile ist ja auch klar, dass die Tatsachenbehauptungen im Oehmen-Artikel einfach nicht stimmen und sein „sich nicht Sorgen machen müssen“ von der Wirklichkeit leider überholt wurde (deshalb wohl auch das peinliche Schweigen im Walde bei Diax´s Rake/Jörg Rings im sb).

    Ich bin enttäuscht, dass Herr Häusler hier nicht klar einräumt, auf dieses virale Marketing hereingefallen zu sein und es durch die Verlinkung in Spreeblick – wie ja auch in vielen anderen blogs – quasi veredelt zu haben mit der Bewertung „sachlich“ bzw. „objektiv“. Es würde ihm kein Zacken aus der Krone fallen, im Gegenteil, es würde mein Vertrauen zu Spreeblick wieder herstellen, wenn sich Herr Häusler (zB in einem weiteren Update) klar dazu bekennen würde.
    Die Antwort von Oehmen und die „Verlegung“ des Beitrags auf die studentisch betriebene MIT-Seite ist insofern problematisch, als dort keine Kommentare möglich sind und auch dort weder über Oehmens Artikel diskutiert wird noch überhaupt auf die neue Entwicklung in Fukushima eingegangen wird – peinlich, wenn nicht gar schlimmer.
    Hier noch ein Artikel auf salon.com:
    http://www.salon.com/news/politics/war_room/2011/03/15/josef_oehmen_nuclear_not_worried_viral/

  109. 109

    Die Kommentare hier sind schon faszinierend zu lesen.

    Fuer die meisten scheint es nur ein schwarz oder weiss zu geben. Wer nicht fuer uns ist, der ist gegen uns. Wer nicht vollkommen der gleichen Meinung ist ueber was da gerade in Japan passiert, der ist gegen uns. Irgendein dazwischen gibt es nicht. Also ist Johnny ein ganz grosser Boeser der fuer Kernenergie ist. Ja, schon klar.

    Der Oehmen (der sicherlich ein paar Fehler in seiner Analyse gemacht hat, auch wenn wir noch immer auf die grosse Apokalypse warten) ist ein ganz grosser boeser Astroturfer und viraler Marketer. Echte Beweise dafuer stehen meines Wissens noch aus. Und Johnny ein ganz boeser Komplize der Atomlobby. Komischerweise kommen die meisten und staerksten dieser Kommentare von Leuten die sich hinter Pseudonymen wie „Dingens“ und „Muss sein“ verstecken. Woher weiss ich eigentlich dass Ihr nicht Astroturfer fuer irgendeine Umweltorganisation oder aehnliches seid?

    Ich werde das Gefuehl nicht los dass beide Seiten dieses Ereignis nach Kraeften fuer sich ausschlachten um ihre jeweiligen Interessen voranzutreiben. Die die am lautesten schreien bekommen leider am meisten Gehoer, die Zwischentoene gehen unter.

  110. 110
    Faßstärke

    Meine Meinung mittlerweile: Der Oehmen hat Pech gehabt, dass sein Verwandter morgsatlarge seine private email an ihn ins Netz gestellt und der Blogpost sich dann viral verbreitet hat. Damit hat er nicht gerechnet. Es riecht nach Astroturfung wenn
    – es der erste und einzige Blogeintrag ist, der auch noch dämlich auf irgendwas mit „MIT research“ verweist
    – Kommentatoren gleich auf Fehler Hinweisen
    – Kommentatoren und Blogger ansatzweise Verbindungen zur Atomlobby und/oder Siemens aufweisen/konstruieren
    – Das MIT anscheinend nichts von dem viralen Momentum mitbekommt und „Studenten“ einfach so mal Blogs als Unterseiten aufmachen können
    – Das MIT deshalb bis heute immer noch keine offizielle Stellungnahme abgegeben hat.
    Also alles eine Mischung aus Hysterie, Merkbefreiung unn e bissi Pech. Ich finde es trotzdem richtig, den Vorgang als Astroturfing hochzuschreien – so viel Paranoia muss sein. Solange mitnse.com unkommentiert Oehmens Original
    (korrigiert) verbreitet, ändert sich am viralen Charakter nichts.

  111. 111
    Dingens

    Nur Pech gehabt? Oehmen verbreitet auf seinem twitter account die neue Platzierung und den Inhalt weiterhin ohne jede Einschränkung (vor neun Stunden) Es wäre doch das einfachste für ihn, selbst entsprechende Korrekturen einzufügen (nach dem Motto: „Dies war meine erste Einschätzung vor ein paar Tgen, inzwischen muss ich einräumen – wie ja auch Tepco und die jap. Regierung das tun – dass es doch ein gewisses Risiko gibt, dass Radioaktivität in die Umgebung kommt, das hatte ich vorgestern falsch eingeschätzt. Dennoch glaube ich immer noch, dass es in Fukushima aus den und den Gründen wesentlich glinpflicher ausgehen wird als in Tschernobyl“. Damit könnte er zumindest bei mir ein bisschen Vertrauen zurückgewinnen. Allein dass er das nicht tut, erscheint mir völlig unverständlich und – leider – verdächtig.
    Und eins ist doch klar: Wir alle wissen nicht (offenbar ja auch nicht die Betreiberfirma selbst, und auch nicht die Physiker der DPG und andere Experten) was genau dort geschieht. In dieser Lage ist es immer so, dass es Leute gibt, die die Lage unsachlich zum Weltuntergang hochphantasieren und andere, die sie – keinerlei Sorge – verharmlosen. Josef Oehmen ist, das stellt sich nun heraus, ein Verharmloser. Was ich kritisiere ist, dass der Bericht von vielen als „sachlich“ (was er ja von der Darstellungsweise her auch ist) und „objektiv“ und – vor allem – als zutreffende Einschätzung eines Experten verbreitet und weitergeleitet wurde. Die „Geschichte“, er habe dies in einer privaten Mail getan, um einen Freund zu beruhigen, der das dann auf seinem „blog“ veröffentlicht hat, sollte wohl die Glaubwürdigkeit erhöhen, hat sich aber nun als unstimmig herausgestellt. Was ich kritisiere, ist, dass auch Herr Häusler/Spreeblick sich von der ersten Einschätzung (sachlicher Bericht) nur so halb distanziert. Es ist überhaupt nicht meine Position, Herrn Häusler deshalb als „böse“ etc. darzustellen. Im Gegenteil. ich kann es nur einfach nicht verstehen…

  112. 112

    Nur kurz, da ich unterwegs bin: Dass der Oehmen-Link von einem AKW-Befürworter stammt und mit Vorsicht zu lesen ist, stand von Beginn an im Post, ich habe dann denn PR-Hinweis kurz nachdem mein Artikel online gegangen ist, ergänzt und danach auf alles hingewiesen, was ich erfahren habe. Außerdem versuche ich die ganze Zeit, mehr herauszufinden, denn ja: Das sieht alles nach schwerster PR-Arbeit aus.

    Auf so etwas hereinzufallen ist extrem ärgerlich, natürlich. „Zugeben“ muss ich da nichts, denn es ist ja hier alles dokumentiert und ich bitte dennoch, mit Aussagen, ich hätte den Artikel als „objektiv“ empfohlen, vorsichtig zu sein. Dort steht seit Beginn:

    „Hier noch zwei Texte von Atomkraft-Befürwortern, die man entsprechend lesen sollte.“ Und nach dem Link geht es weiter mit Konjunktiven („Wenn das stimmen sollte …“). Ich versuchte, vorsichtig zu sein.

    Ja, ich falle manchmal auf Texte im Internet rein, wenn man das so nennen will. Zu behaupten, das wäre anders, wäre gelogen. Ich möchte dennoch immer noch herausfinden, was es mit diesem Mist auf sich hat.

  113. 113
    Julius

    Zuerst war ich ja sehr erbost über diesen Artikel, inzwischen habe ich einige Nächte darüber geschlafen. Worum geht es hier? Meines Erachtens geht es um Medienschelte und Medienkompetenz.
    Es mag sein, daß ich andere Medien oder Medien anders konsumiere, aber – und ich muß sagen daß ich sonst auch mal gerne schimpfe – ich fühle mich eigentlich ganz gut informiert. Ich sehe überhaupt nicht, daß Fachleute von Umweltorganisationen – und diese waren oft Ansprechpartner in Nachrichtensendungen – Hysterie geschürt oder Panik verbreitet hätten. (Ja, ich meine z.B. jene Physiker, die in libertären Foren immer als „Experte“ (in Anführungsstrichen) oder sonstwie langhaarige Hippies bezeichnet werden). Ganz im Gegenteil: Daß man in Dland keine Panik haben muß, daß der Fall Tschernobyl rein technisch ein anderer war, wie der worst case aussieht und was unternommen werden kann, um dies zu verhindern, kam eigentlich alles ganz gut rüber. Darüber hinaus sollte man sich einfach mal informieren (this is teh interwebz, u know): Welche Strahlendosen sind wie schädlich, wie funktioniert ein Siedewasserreaktor, etc.
    Das ist erst mal das, was ich als Laie machen kann um z.B. die Informationen, die ich zum aktuellen Geschehen bekomme, einigermaßen einordnen zu können. Dazu gehört dann aber auch, daß man vielleicht zuerst abwartet, bis es überhaupt Informationen gibt (Kernschmelze ja/nein, Feuer? wo? warum?, Druckbehälter/Containment beschädigt? Kühlung ausgefallen? welche?).
    Und es tut mir sehr leid, aber dafür brauche ich keine Schnellschüsse oder Beschwichtigungen von betriebsblinden oder klugscheißenden Klotzköpfen. Ich mag Einschätzungen wie „kann nicht“, „wird nicht passieren“ etc. nicht lesen. Es geht m.E. darum, kritisch zu bleiben und nicht blind auf das Gequake anderer zu vertrauen – ja, auch nicht auf Einschätzungen von (wirklichen) Experten (it’s teh science, stupid).
    Ich schätze mal, daß Du mit dem Artikel auf Ähnliches hinaus wolltest: Zu viel Rauschen, zu viel Durcheinander, Probleme mit Informationen und Einschätzungen, mit Fragezeichen versehene Phasen in Livetickern. Aber holt man seine Informationen (bzw. Grundwissen zur Bewertung dieser) tatsächlich aus RTLextra? Zuerst wollte ich schon die erboste Frage stellen für wie doof Du Deine Leser eigentlich hältst, sorry aber…
    Hintergrundwissen ist halt wichtig und zu Medienkompetenz gehört m.E. manchmal auch einfach abwarten. Als ganz großen Fehler sehe ich, die eigene Einschätzung ob des teilweise journalistischen Desasters in der „Stunde Null“ gleich in die Hände irgendwelcher dahergelaufener Apologeten zu geben, nur, weil diese evtl. eine Beschwichtigungstirade auf Lager haben (ich weiß nicht, wie Du den Oehmen gelesen hast) und „foll übazeugent“ daherkommen. Letztere werden ob der aktuellen Ereignisse m.E. auch immer wortkarger.
    Ich wünschte jedoch, sie behielten in vollem Umfang recht.

  114. 114

    @#784148: und viele andere:

    Danke für die größtenteils sachliche und ruhige Kritik an dem Artikel, der mich inzwischen auch in Teilen mit gemischten Gefühlen erfüllt … ich sollte vlt. besser nichts tippen, wenn ich mit Fieber im Bett liege.

    Ich würde (und werde) gerne noch in Ruhe darauf eingehen, und das ist keine Ausrede, aber wir sind ja nebenbei noch in der re:publica-Planung, was mir wenig Ruhe lässt. Ich will nur sagen: Die Kritik kommt an, ich verstehe sie und ich werde gerne noch mehr darauf antworten.

  115. 115

    @Johnny
    Also mit deinem Hinweis darauf, auf „Massenmedien“ lieber zu verzichten kannst du ja schonmal so falsch nicht liegen.

    Was Oehmer angeht, so ist sein Text _offensichtlich_ sehr euphemistisch. Ich finde ihn trotzdem irgendwie lehrreich. Man muss ihn eben als nur _ein_ Puzzlestück von vielen in die eigene Recherche einzuordnen wissen.

    Übrigens: In Oehmers Text fehlen viele (wichtige) Sachen. Zum Beispiel die Abklingbecken.
    Mit manchen seiner „Prognosen“ lag er teilweise sogar richtig, z.B. das „Venting“ (Dampfablassen) betreffend. Allerdings nimmt sein Tipp, man könnte dabei sorglos auf den Abluftkaminen der Reaktoren sitzen, wenn man danach nur das Rauchen aufgibt, im Grunde dem gesamten Text die Restseriösität.
    Im Großen und Ganzen hat er sich aber ziemlich geirrt, das ist mittlerweile durch die realen Verhältnisse in Fukushima ja leider deutlich belegt.

    Eine gute Quelle sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen bietet übrigens das Bundesamt für Strahlenschutz:
    http://www.grs.de/informationen-zur-lage-den-japanischen-kernkraftwerken-fukushima-onagawa-und-tokai
    Mal ein Beispiel für die sinnvolle Verwendung von Steuergeldern!

  116. 116
    dori

    @Johnny und andere Berufene:
    Da dieser Artikel (und dessen Kommentierung) ja nun eigentlich die Medien und ihren Umgang mit Informationen zu Japan behandelt hatte, könnte man zur Versachlichung ja auch mal dabei bleiben. Astroturfing ist schließlich auch Teil der Medienwelt. Kann jemand also nochmal genau argumentieren, warum (oder warum nicht) Oehmens Text Astroturfing sein soll (oder eben gerade nicht)?

  117. 117

    Nachdem ich nun via Mobile Personal Hotspot auch mal wieder eine Art Internet habe (T-Kom-Störung …), hier noch ein paar Gedanken zur Kritik:

    1) Die Kritik an meiner Medienkritik

    Mein verbaler Rundumschlag gegen „die meisten Massenmedien“ war mindestens ungeschickt, weil er einfach viel zu allgemein gehalten war und damit substanzlos wurde. Als ich die Ereignisse am Sonntag und Montag im Netz verfolgt hatte, war ich von der Flut der „Liveticker“ überrannt und fragte mich, woher die Informationen überhaupt kommen und wie viel sie nützen, ich hatte außerdem den Eindruck, dass jeder von jedem abschreibt und dass viele versuchten, sich mit reißerischen Überschriften gegenseitig zu übertreffen. Dazu gehörte nicht nur SpOn, sondern auch z.B. die SZ, von den Axel-Springer-Medien ganz zu schweigen.

    (Ein späteres Beispiel ist übrigens dieser SpOn-Titel)

    Mein Eindruck war nicht völlig falsch, glaube ich, aber letztendlich ist es Quatsch, sich darüber aufzuregen. Sich von den eigenen Emotionen leiten zu lassen und gleichzeitig von anderen zu fordern, sachlich zu bleiben: Das geht schlecht zusammen und tut mir leid.

    2) Die Kritik am Link zu dem Text von Josef Oehmen

    Dass der Text, ebenso wie der im WSJ, von einem AKW-Befürworter stammt, war klar und wurde von mir eingangs erwähnt. Ich hatte ihn über einige US-Blogs gefunden und auch wenn es mir komisch vorkam, dass sich jemand so weit aus dem Fenster lehnt zu sagen: „Alles super, immer mit der Ruhe!“ finde ich den Text bis heute äußerst interessant. Einiges davon scheint zumindest technisch richtig zu sein – dass der Optimismus im Text leider von den Ereignissen überholt wurde, wissen wir und ich habe versucht, die Merkwürdigkeiten der Verbreitung und Herkunft durch die Updates zu dokumentieren. Immerhin scheint mit dem MIT NSE die Herkunft klar zu sein, das ganze Gefasel von Experten (die auf dem aktuellen Blog ohne Kommentarfunktion zunächst reagieren wollten) ist wirklich mehr als schräg und deutet auf gezielte Atomlobby-PR hin, die dann doch irgendwie schief gegangen ist und nun weiß man nicht mehr weiter.

    Nur: Es ist nicht so, dass man nicht auch diese Fakten und Überlegungen hier mitbekommen hätte und obwohl es mich natürlich ärgert, wenn ich solche Texte nicht vor dem Verlinken noch viel klarer einstufe, da mein eigentliches Bestreben wirklich gute Links sind, gehe ich doch davon aus, dass man als Spreeblick-Leser nicht selbstdenkfrei ist – und das ist ja auch richtig, der Text wird hier schließlich diskutiert. Den Vorwurf „du hast uns absichtlich in die Irre geführt“ ziehe ich mir daher nicht wirklich an, denn selbstredend führe ich niemanden absichtlich in die Irre und habe von Anfang zumindest darauf hingewiesen: Bitte mit „Vorsicht“ lesen, das ist ganz klar kein objektiver Bericht, sondern er stammt von einem AKW-Befürworter.

    Ist der Text klassisches Astroturfing? Das kann sein, aber ich kann es bisher nicht beweisen. Ich selbst wurde von niemandem gebeten oder gar gedrängt, ihn zu verlinken, wenn überhaupt bin ich also auf PR reingefallen – diesen Vorwurf lasse ich gelten und bitte dafür um Entschuldigung.

    Wundern tut es mich in diesem Zusammenhang dennoch, dass ich keinerlei Vorwürfe im Zusammenhang mit dem WSJ-Text gehört habe. Dieser ist inhaltlich nicht weit von Oehmens Text weg, er ist ebenso AKW-lobbyistisch und trägt den Titel „Japan Does Not Face Another Chernobyl“, der sich genauso weit aus dem Fenster lehnt wie Oehmen. Die Vermutung, dass das WSJ hier einem Lobbyisten Platz gibt oder gar selbst Astroturfing betreibt, könnte also auch nahe liegen.

    Nicht zuletzt habe ich danach in etwa geschrieben: „Wenn das alles Unfug ist, bin ich gespannt, wie die Autoren sich dafür entschuldigen wollen“ und habe damit angedeutet, dass ich das alles auch nicht so richtig glauben kann.

    Ich hätte es aber gerne geglaubt, das gebe ich zu und das klingt in meinem Text durch. Auch dafür bitte ich um Entschuldigung – ich habe mich vom Wunschdenken treiben lassen.

    Letztendlich: Wieder viel gelernt. Falls sich jemand von mir irritiert gefühlt hat: Sorry, das war nicht meine Absicht. Ich suchte nach etwas anderem als „Wir werden alle sterben!“, ich fand „Wir werden alle niemals sterben“ und ließ mich davon zu sehr beeindrucken.

    Danke für euren Input und fürs Lesen!

  118. 118
    Dingens

    @dori:
    Eine Form des astroturfing ist es, wenn eine Werbung oder auch ideologische Aussage oder auch nur ein Diskussionsbeitrag den Anschein hat, sie stamme von einer neutralen bzw. glaubwürdigeren Quelle als dies tatsächlich der Fall ist und auf diesem Weg eine größere Verbreitung (und eine durch glaubwürdigere Quellen, zB Spreeblick) erhält als würde der wahre Hintergrund offen gelegt.
    Für ein solches astroturfing gibt es bei Josef Oehmen beträchtliche Verdachtsmomente, die auch etwa in diesem Artikel aufgeführt werden:
    http://www.ritholtz.com/blog/2011/03/bad-oehmen-confirmation-bias-sources-astroturfing/
    Meine Gründe:
    1. Der Artikel stammt angeblich aus einer E-Mail, um besorgte Verwandte/Freunde zu beruhigen. Es wird also behauptet, der Artikel sei ursp. gar nicht als Stellunganhme zur Diskussion vorgesehen, sondern aus reiner Empathie geschrieben – das erhöht die Glaubwürdigkeit, da man ja Verwandten/Freunden keinen Mist erzählen würde in einer privaten E-Mail).
    2. Der Artikel wird nicht in einem science-Blog, sondern in einem privaten Blog gepostet, angeblich von einem Empfänger der E-mail. Es wird also behauptet, nicht Oehmen selbst sei für die Veröffentlichung verantwortlich, er habe gar kein Interesse daran, dass sein Artikel in die Diskussion eingeführt wird. Auch diese Behauptung erhöht die Glaubwürdigkeit. Oehmen ist nicht selbstsüchtig oder auf Popularität aus, die Veröffentlichung geschah ohne seine Mitwirkung, er ist ein selbstloser, mitfühlender Bürger.
    3. Der Artikel erzeugt den Eindruck, als handele es sich bei Oehmen um einen Nuklear-Experten einer der anerkanntesten techn. Universitäten der Welt. Dass Oehmen gar nicht mehr Sachverstand hat als irgendein anderer auf dem Gebiet der Nuklearphysik, wird nicht angegeben. Es erhöht die Glaubwürdigkeit ungemein, wenn man „Expertise“ ausweist. Hier wird nicht ausdrücklich gelogen, aber die Stichworte MIT / Scientist fallen, auch wenn es sich bei Oehmen ja um einen Ökonomen handelt.
    4. Der Artikel erscheint auf einem (zuvor nicht existenten) privaten Blog, was weiterhin die oben genannten Glaubwürdigkeitskriterien erhöht: Oehmen bzw. der Blogbetreiber sind offensichtlcih gar nicht an Prominenz interessiert.
    5. Trotzdem wird der Artikel innerhalb kürzestzer Zeit auf so vielen weiteren Blogs verlinkt, dass man eine gezielte Operation vermuten muss – irgendwer hat bekannteren Bloggern den Link geschickt und die haben das aufgegriffen. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Artikel, wenn er nur in einem zuvor unbekannten privaten Blog abgelegt wurde, so schnell eine solche Verbreitung gefunden hätte.
    6. Merkwürdig ist auch der Studenten-Blog von MIT NSE. Sieht äußerlich so aus, als sei dies (fast) offiziell. Aber dass ausgerechnet der Oehmen Artikel (redigiert) als erster dort gepostet wird, obwohl Oehmen weder Student noch Dozent der dortigen Institution ist, hm. Auch hier wird dem Autor wieder mehr „Expertise“ vermittelt als er eigentlich hat.
    Es gibt sicher noch ne Reihe mehr Verdachtsmomente, aber ich lass es mal dabei bewenden.

  119. 119

    Vorab: ich finde es richtig, die AKW abzuschalten, wenn es eine demokratische Mehrheit dafür gibt. Wir sind ein sehr dicht besiedeltes Land und man kann das Risiko nach den Ereignissen in Japan neu bewerten.

    Ich stimme aber auch dem ursprünglichen Artikel und der Medienkritik zu.
    Unseriös ist das im Kommentar #117 verlinkte Bild bei SPON, weil es suggeriert, dass unsere AKW in D durch ein so schlimmes Erdbeben gefährdet sind. Unseriös ist aber z.B. auch die Zahlendarstellung in diesem SPON-Artikel. Während die Zahlen und die Durchmesser der Kreise linear wachsen, vergrößert sich die Fläche quadratisch. Das Auge nimmt aber die Fläche und nicht den Durchmesser wahr. Das ist eine unseriöse Darstellung — man lernt in jedem Grundlagenbuch zur Visualisierung, dass man so etwas nicht macht.

    Wir können den Astroturfing-Vorwurf ad hoc sowieso nicht nachprüfen. Prinzipiell sollte man jeden Artikel nach dem Inhalt und nicht nach der dahinter vermuteten Verschwörungstheorie bewerten. Wenn es sich dann wirklich sicher herausstellen sollte, dass Autor X auf der Liste des Konzerns Y steht, kann man das immer noch öffentlich verbreiten und kommentieren. Allerdings dann auch bei Autorin A auf der Gehaltsliste einer Organisation oder Partei …

  120. 120
    Dingens

    @stefanolix
    Ich kenne das Argument: „Es kommt doch auf den Inhalt an, nicht auf die Quelle“ und habe es (früher) auch selbst benutzt. Aber ich glaube, dass es nicht stimmt, denn der Bewertungsmaßstab für den Inahlt ist eben die Quelle: Wenn Sie über ein Thema lesen, von dem Sie wenig Ahnung haben, um sich darüber zu informieren, sind Sie auf die Vertrauenswürdigkeit der Quelle angewiesen, da Sie den Inhalt gar nicht unabhängig beurteilen können (wenn Sie es könnten, brauchten Sie die Info gar nicht). D.h., wenn mir Greenpeace oder Herr Trittin offen gegenübertreten als „Greenpeace“ oder „Trittin“, dann weiß ich, dass der von diesen Quellen weitergegebene Inhalt (möglicherweise, nicht notwendig) eine Tendenz hat. Um mich schlau zu machen, brauche ich dann noch weitere Quellen, entweder von der Gegenseite oder eben „neutrale“ Quellen. Treten mir aber Greenpeace oder Trittin oder das Atomforum nicht offen entgegen, sondern verkleidet als „neutraler“ Familienvater und rein wissenschaftlich interessierter Nuklearexperte, dann täusche ich mich in der Quellenbewertung. Ich verlasse mich dann möglicherweise auf die „neutrale“ und „sachliche“ Quelle, nehme sie jedenfalls ernster als die Quellen „Atomforum“ oder „Greenpeace“ oder Trittin. Bei der Werbung ist uns das klar: Wenn xy behauptet, die Staubsauger von xy seien supergut, nehmen wir das nicht ernst. Wenn aber die uns bekannte vertrauenswürdige Hausfrau Emilie Maier das sagt, dann glauben wir ihr das weit eher.
    Oehmen hat hier nicht nur eine Meinung geäußert, sondern Fakten präsentiert bzw. faktenbasierte Prognosen abgegeben, dei mich und viele andere menschen erst einmal „beruhigt“ haben.
    Ich bin jetzt, weil Oehmen selbst sich nicht mehr dazu erklärt, wegen der oben genannten Verdachtsmomente nicht mehr bereit, ihm den „benefit of the doubt“ zu geben. Für mich heißt das: Im Zweifel nicht vertrauenswürdig.
    In der Sache „glaube“ ich mittlerweile nur noch kontraintuitiven Behauptungen: also, wenn das Atomforum sagt, die Lage in Fukushima ist schlimm oder außer Kontrolle, dann glaube ich das, und wenn Greenpeace-Leute sagen, es wird nicht so schlimm wie in Tschernobyl, dann glaube ich das auch – insofern ist eben die Quelle ausschlaggebend dafür, ob und was ich vom Inhalt glaube.. Und wenn ich die Gesichter der Tepco-Leute in den Pressekonferenzen sehe, dann glaube ich auch meinem eigenen Eindruck.

  121. 121
    Faßstärke

    Es gibt dann endlich ein statement vom MIT (Richard Lester, head of the MIT Department of Nuclear Science and Engineering) http://web.mit.edu/newsoffice/2011/nuclear-panel-japan-0136.html
    Habe nur den Text gelesen, es gibt auch ein Video der Pressekonferenz. Der Grundtenor ist (be)ruhig(end) & sachlich – die betroffenen Japaner dürfen sich ggf. sogar dafür entscheiden in verstrahltem Gebiet zu leben (“or figure that they need to live with elevated radiation levels.”). Am Schluß erwähnt er – allerdings ohne auf Oehmen einzugehen – dass ihre Studenten ein Blog aufgemacht haben um zu informieren: „to provide updated, detailed information“
    Auf der About-Seite des Blogs steht aber: „The purpose of this blog is not to provide up-to-date information[..]
    War da der Zensor grad pinkeln? Bin ich kleinlich oder steckt das MIT mit der Atomlobby unter einer Decke? Uuuuuuuuhhh ;-)

  122. 122

    @Dingens, #120: Ein Experte, dessen Namen ich Anfang März 2011 zum allerersten Mal höre, kann für mich generell keine besonders vertrauenswürdige Quelle sein. Ich schaue also genau hin: wer ihn verlinkt, wer ihn zitiert, wen er verlinkt, wen er zitiert. Dann schaue ich auf den Stil: ist er betont sachlich, ist er polemisch, ist er gar demagogisch, ist er sprachlich korrekt oder inkorrekt, sind die Visualisierungen glaubhaft oder nicht …

    Die Information über ein »Astroturfing« oder der Verdacht auf »Astroturfing« sind für mich /ein/ Baustein bei der Beurteilung des Inhalts. Mit mehr oder weniger offener Lobbyarbeit kann sowohl Richtiges als auch Falsches vermittelt werden, meist ist es eine Mischung aus beiden Komponenten, sehr oft wird ein Aspekt einer Sache stark betont.

    Das ist vielleicht auch noch ein Ansatz: ich werde immer misstrauisch, wenn ein Aspekt stark in den Vordergrund gestellt wird — auch wenn es von der anscheinend »guten« Seite kommt.

    So hat wohl jeder von uns sein implizites Wissen, wie er mit Medien umgehen muss. Ich habe vielleicht den Vorteil, dass ich schon früher mit der Materie Atomkraft zu tun hatte und dass ich mich danach immer dafür interessiert habe. Deshalb bin ich in dieser Frage gegenüber Medien die SPON und SPIEGEL sehr misstrauisch, weil ich dort eher Propaganda und Aufbauscherei als seriöse Information erwarte.

  123. 123

    @#784190:

    Selektiv zitieren und lesen ist aber auch nicht gerade fein. Da bleibt einem eigentlich nicht viel anderes als zurueckzufragen, „Steckst Du etwa mit der Anti-Atomlobby unter einer Decke?“

    Ich kann zwischen den beiden Seiten wenn man mal den vollen Text liest keinen grossen Unterschied erkennen:

    „Lester noted that the Department of Nuclear Science and Engineering has set up a new blog, run by NSE graduate students with the support of faculty, to provide updated, detailed information about the ongoing situation at the Japanese reactors.“

    -vs-

    „The purpose of this blog is not to provide up-to-date information about the ongoing situation at the nuclear facilities in Fukushima, Japan, nor is it to promote to a pro-nuclear political agenda. Rather, we are trying to provide non-sensationalized, factual data from engineers in a manner that the general public can understand. We are fighting to decipher conflicting news reports and manage the frustrating lack of clarity to provide this information. Also, please understand that we are full time students, busy writing theses, going to classes, and completing homework assignments, so these updates may be somewhat behind those of the media outlets.“

    Das sagt in beiden Faellen nur dass sie versuchen wollen die generelle Situation verstaendlich erklaeren zu wollen, Hintergruende zu geben usw. Aber halt nicht dass sie einen Newsticker betreiben und den letzten Geruechten hinterherhecheln wollen und werden. Fuer eine vernuenftige Analyse braucht es ein bisschen Zeit und auch mal ein bisschen abwarten um zu sehen wie sich Trends entwickeln und/oder ob Berichte bestaetigt werden.

    Ebenso Deine Zusammenfassung

    „Der Grundtenor ist (be)ruhig(end) & sachlich – die betroffenen Japaner dürfen sich ggf. sogar dafür entscheiden in verstrahltem Gebiet zu leben (“or figure that they need to live with elevated radiation levels.”). “

    ist doch stark selektiv, da sie sich auf

    „In the event of further, larger radiation releases, she said, it is possible that the area where people have so far been temporarily evacuated could end up being evacuated permanently or [hier kommt dann Deine Zusammenfassung]“

    bezieht. Ja, Du schreibt „ggf“, aber nicht was dieses „ggf“ bedeutet, naemlich im schlimmsten Fall. Du benutzt hier genau die Taktiken derer Du andere bezichtigst.

  124. 124
    flubutjan

    Die Kaliumjodidtabletten in der erforderlichen Dosierung gibt’s übrigens nur vom Katastrophenschutz, NICHT in der Apotheke.

    http://www.youtube.com/watch?v=NzrTOQPY26k&playnext=1&list=PL60649EA7ED6BFCCB

  125. 125
    wollexdp

    da hat sich seit 1986 einiges geändert. damals wurde sogar der wetterbericht im französischen fernsehen manipuliert, um das ansehen der kernkraft nicht zu gefährden (siehe ab minute 20)
    http://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/3772260.html

  126. 126
    brainOnaut

    @faßstärke:
    letztes jahr waren laut umfrage 62% aller amerikaner für die weiterbetreibung ihres atomprogramms…
    so sehr ich die arbeit des MIT auf anderen feldern schätze, innerhalb ihrer nuklearforschung haben die nie einen hehl aus ihrer pro-nuklear ausrichtung gemacht und ja, man könnte sagen, daß das MIT auf jeden fall sehr in der atom-industrie involviert ist.
    daß ist keine VT, sondern bekannt…

  127. 127

    @#784183: Ja, viele schöne Verdachtmomente. Nächstes Mal werden sie es geschickter anstellen, soviel steht fest.

  128. 128
    Hennes

    @#784182:

    Bitte mit “Vorsicht” lesen, das ist ganz klar kein objektiver Bericht, sondern er stammt von einem AKW-Befürworter.

    Ich hab bislang noch KEINEN wirklich objektiven Bericht gelesen. Man findet überall nur AKW-Gegner und ganz ganz wenige AKW-Befürworter.
    Ich finde es aber schon erstaunlich, dass du mit „Vorsicht lesen“ nur bei AKW-Befürworter unterstreichst und nicht bei AKW-Gegnern … denn gerade die betrachten das oft als Religion, anstatt als wissenschaftliche Debatte mit Für und Wider.

    P.S.: Ich bin KEIN AKW-Befürworter, sondern ein Kohle-, Erdöl-, Erdgas – Gegner und halte die tagtägliche Verpestung des Klimas/Umwelt (Stichwort CO2) durch diese Kraftwerke für weitaus schlimmer, als jedes ordentliche AKW. Endlagerdebatte hin oder her – das Problem ist nicht so akut, wie das jeden verdammten Tag die anderen Kraftwerke anrichten. Leider bin ich da in der Minderheit, denn es wird nur bei Kastortransporten demonstrierte, aber nicht bei Kohle/Oel-Lieferungen, da dass leider nicht so „hipp“ ist.

  129. 129

    @#784228: Man kann sicher auch AKW-Gegnern etwas vorwerfen, wenn man will. Aber ganz sicher keine eigenen wirtschaftlichen Interessen beim Erhalt und Ausbau einer bestimmten Technologie. Das ist bei AKW-Befürwortern jedoch der Fall, und daher sollte man Artikel, die einem unkritisch Atomenergie verkaufen wollen, nochmals anders lesen.

    Dein Satz „Endlagerdebatte hin oder her – das Problem ist nicht so akut“ hat mich aber gerade dazu gebracht, sehr, sehr laut zu lachen, danke dafür!

  130. 130
    Hennes

    @#784229: Wieso sollte ein AKW-Gegner keine wirtschaftlichen Interessen haben?! Es gibt bei beiden Seiten wirtschaftliche Interessen, wahrscheinlich bein den Gegnern sogar mehr. Oder stell dir mal vor, was passiert wenn man mal nur die ganzen Erneuerbare Engergien – Subventionen streichen würde (nicht nur für die Firmen, sondern auch für die privaten Haushalte). Das wären deren Super-GAU. Auf beiden Seiten geht es um sehr viel Geld. Jeder will seine Technolgie verkaufen. Also da sollte man mindestens genauso kritisch sein.

    Das Problem ist nicht akut, das haben wir seit wie lang … 30 Jahren? Ob man es jetzt noch 10-20 Jahre mehr hat und weiterhin erstmal Zwischenlager hat, dass ändert faktisch nichts. Oder was macht es deiner Meinung nach akut, das man SOFORT ein Endlager benötigt? Ich habe bislang kein Argument gelesen. Vor allem im Vergleich zum täglichen CO2-Ausstoss der anderen Kraftwerke? Wenn man die abstellt, hat man sofort ein unmittelbares Problem gelöst.

  131. 131

    @#784230: Wenn der GF einer Solarfirma einen Artikel gegen AKWs schreibt, ist der Tenor auch klar – stimmt.

    Und du hast recht: Seit rund 30 Jahren gehen Leute auf die Straße gegen Atomenergie, seit rund 30 Jahren wird vor den Gefahren und Folgen gewarnt. Wo sind die Pro-AKW-Demos? Die gibt es nicht, es gibt nur Lobbyistenarbeit pro AKW und die politische Verhinderung von wirklichem Fortschritt.

    CO2 bei Kohle usw. ist ebenfalls ein Problem, natürlich, es ist aber auch das einzige immer wieder angebrachte Pro-AKW-Argument, das an den Risiken der Kernkraft aber rein gar nichts ändert. Weshalb die Lösungen in anderen Bereichen liegen müssen. Und werden.

  132. 132
    Simon

    Abschließend möchte ich noch hinzufügen: Johnnys Fähigkeit zur Selbstkritik finde ich bewundernswert und sehr reif.

    Letztendlich haben alle sehr emotional und hilflos reagiert, ob sie das jetzt mit Verlinkung auch nicht sehr glaubwürdiger Beruhigungstexte ausgedrückt haben oder durch ausrufen der Apokalypse. Das ist ja auch nur natürlich.
    Das liegt daran das einfach niemand diese krasse Situation fassen kann. Von einem Tag auf den anderen müssen Leute darüber nachdenken ob sie aus der 30-millionen-Metropole Tokio fliehen sollen oder nicht. Eine Stadt die für mich immer Teaser einer hochtechnologiesierten, urbanen Zukunft war. Die Deutsche Botschaft und die Medien würden ihre Leute sicherlich nicht ohne Grund nach Osaka abziehen. Klingt das nach Science Fiction?

    Da wird durch die Ereignisse mal wieder vieles in sehr großen Buchstaben in Frage gestellt.

    Ich habe die letzten Tage an diversen Stellen auf „Beschwichtiger“ auch etwas übertrieben reagiert. Hiermit ein Entschuldigung bei allen die ich beleidigt haben sollte. Bemerke bei mir mit jedem gescheiterten Cop15, Oilspill und Fukushima vorallem wachsenden Zynismus. Das ist die Hilflosigkeit.

  133. 133
    Hennes

    @#784231: Nichts ändert die wissenschaftlichen Fakten und Risiken – das ist vollkommen klar. Es geht nur um eine (politische) Bewertung. Und wirkliches PRO-AKW, also Aufbau von neuen Meilern, wird es niemals wieder in Deutschland geben. Das weiss jeder.

    Aber wenn ich die Entscheidungesbefugnis hätte, dann würde ich die Reihenfolge der Abschaltung ändern (nach dem Aufbau der Erneuerbaren Energien) – erst Kohle/Gas/Oel, dann AKW aus den oben genannten Gründen. Ich halte die möglichen Risiken in D bei einem AKW eben für vertretbarer (selbst jetzt noch), als die reale Verschmutzung der anderen Kraftwerke.

  134. 134
    Simon

    @Hennes: Realistisch, auf die Langzeitauswirkung gerechnet ist selbst das stinkenste Kohlekraftwerk grüner als ein AKW. Auch wenn man Atommüll heutzutage nicht mehr einfach mal ins Meer schmeißt, die Entsorgungsfrage ist natürlich akut, weil es immer noch keine Lösung dafür gibt, so sehr man das auch verdrängt. Auch mit Atommüll können übrigens schlimme Unfälle geschehen. Sind auch schon passiert, gewollt und undgewollt, noch vor Chernobyl. Ich rate jedem der noch an Atomenergie glaubt sich die Arte-Doku „Alptraum Atommüll“ zu gemüte zu führen (siehe Youtube). Der Titel mag reißerisch klingen, ist aber sehr treffend.

  135. 135

    Es ist schon lange klar, dass Atomenergie in Deutschland keine Zukunft mehr hat. Aber bis Alternativen aufgebaut sind (inkl. Speicherungsmöglichkeiten für Energie und Verbesserung des Stromnetzes), muss man sie IMHO weiter nutzen. Andere Industriestaaten sehen das viel pragmatischer. Staaten wie Frankreich, UK oder USA stellen sich die Frage: Was ändert sich nach den Ereignissen in Japan für unsere AKW? Was müssen wir überprüfen? Wo müssen wir genauer kontrollieren? Die kommen nicht auf die Idee, stabil laufende Anlagen einfach zu schließen, weil Landtagswahlen vor der Tür stehen.

    Ich sehe auch keine Alternative zum Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland, aber es sollte bitte koordiniert vonstatten gehen. Nebenan werden in mehreren Ländern noch über Jahrzehnte Atomkraftwerke betrieben werden: in der Tschechischen Republik, in der Schweiz, in Frankreich.

    Zur Endlagerung oder Verwertung der gebrauchten Brennstäbe: Es gibt eine Technologie, mit der man das Material beschleunigt zerfallen lassen kann (Transmutation). Diese Technologie ist bisher so weit erforscht, dass man die Halbwertszeit des Abfalls auf die Größenordnung von 100 Jahren senken kann. In Versuchsreaktoren ist das schon realisiert worden, industriell noch nicht. Damit würde jedenfalls die Endlagerung drastisch vereinfacht.

  136. 136

    @#784231:

    Mal ’ne andere Frage: Wo sind eigentlich die grossen Anti-CO2 demos? Gibt’s zwar auch ab und zu, aber irgendwie hoert man da recht wenig von. Mal angenommen Global Warming bringt wirklich die Folgen vor denen immer wieder gewarnt wird, dann duerften daran vielleicht sogar in unserer Lebenszeit weitaus mehr Menschen dran krepieren als an allen bisherigen Atomunfaellen.

    Ach ja, von Demonstrationen und Widerstand gegen Windanlagen habe ich schon sehr oft gehoert. Unter anderem weil die Dinger ja Voegel toeten und die schoene Natur verschandeln. Irgendwie wissen wir auch nicht was wir wollen…

  137. 137
    Julius

    @#784228: „Ich finde es aber schon erstaunlich, dass du mit “Vorsicht lesen” nur bei AKW-Befürworter unterstreichst und nicht bei AKW-Gegnern“ – und irgendwann kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln: Insbesondere in dem Text von Oehmen geht es nicht um CO2-Bilanzen sondern darum, Gefahren mit teils falschen Fakten klein zu reden. Auch in dem Post hier ging es, wie ich ihn verstanden habe nicht um eine Aufrechnung, welche art der Energiegewinnung besser ist sondern darum zu verstehen, was in Japan genau passiert und ob die Medien hysterisch reagieren und übertreiben. Für eine Faktensammlung und um sich zu informieren braucht man nicht Texte wie jenen von Oehmen, es gibt auch neutralere Texte in denen steht, wie ein Siedekraftwerk funktioniert, welche Strahlung wie gefährlich ist etc.
    Daß sich die Diskussion jetzt wieder reflexartig in Richtung einer Aufrechnung von Menschenleben („dann duerften daran vielleicht sogar in unserer Lebenszeit weitaus mehr Menschen dran krepieren“, Armin 136) und CO2-Ausstoß dreht, finde ich schon ein bisschen heftig. Und mit „jetzt“ meine ich einen Zeitpunkt, zu dem noch verzweifelt versucht wird, eine Gesundheitsbelastung/Verstrahlung von Menschen eines ganzen Landstriches abzuwenden, da trotz guter CO2-Bilanz ein „Restrisiko“ eingetreten ist.
    Ja, ich weiß daß die Kohleverstromung eine schlechte Umweltbilanz hat (auch hier gab es Demos gegen ein neues Kraftwerk); ja, ich halte populistische politische Kehrtwenden binnen Tagen für albern; ja, ich weiß auch, daß AKW nicht CO2-neutral sind und Biogas-HKW oder WKA (on- oder offshore) besser abschneiden und Solarzellen (noch) schlechter; ja, da gibt es Diskussionen und Abwägungen und das nicht erst seit gestern. Aber ging es hier überhaupt darum? Ich glaube nein. Also bitte, von mir aus darf an jedem Text in großen roten Lettern der Hinweis stehen, daß man ihn kritisch und sorgfältig lesen soll – aber ich weiß nicht, was die Diskussion hier soll.

  138. 138

    @#784182:
    Lieber J. H. und an all die anderen emotional gesteuerten Menschen.

    Sollte es sich herausstellen…
    dass bei keiner Energiegewinnung
    (Alternativ: Biologisch, Erdgas, Wasserstoff…)
    über tausende von Jahren eine Gefährdung zu erwarten ist,
    sollte man, in Anbetracht der nachfolgenden Generationen
    sehr besonnen handeln. Einer muss ja mal damit beginnen.

  139. 139

    @#784264:

    Da Du mich mehr oder weniger persoenlich ansprichst:

    Dieser Reflex kommt bei mir immer, eben weil wir Menschen i.d.R. nicht rational reagieren und handeln. In einer Welt mit beschraenkten Resourcen geben wir Unsummen aus um moegliche Ereignisse die nur extrem selten vorkommen und eine beschraenkte Wirkung haben aber wenn sie passieren extreme Aufmerksamkeit bekommen zu verhindern. Gleichzeitig nehmen wir abertausende von Toten mehr oder weniger unbeachtet hin (teilweise weil keine Resourcen mehr frei sind, da wir die fuer die Verhinderung erster verwenden) solange diese einzeln und ohne grosse Medienbeachtung geschehen.

    Ich finde das mehr als heftig. Ich finde das erschreckend. Und wann wenn nicht jetzt (bzw nach aehnlichen Ereignissen) kann man das ansprechen? Auch wenn es zynisch erscheint, ich kann da nicht anders. Eben weil die vielen Tausend mehr unbeachteten Toten sonst eben unbeachtet bleiben. Und weil eben riesige Resourcen aufgewendet um den Extremfall zu verhindern, aber wenig bis nichts um die alltaeglichen Tode zu verhindern, weil da dann nichts mehr fuer ueber ist.

  140. 140

    @#784228:
    > denn gerade die betrachten das oft als Religion, anstatt als
    > wissenschaftliche Debatte mit Für und Wider.

    Huch, ich habe diesen Eindruck genau von den Befürwortern.

  141. 141

    Na, das hat ja nicht lange gedauert, bis die Ideologiegräben hier aufrissen.
    Wenn dann alle mal mit der Risikoabwägung fertig sind, könnten wir ja auch mal darüber nachdenken, ob wir nicht auch etwas tun könnten. Also irgendwas, das hilft.

  142. 142
  143. 143

    Ich bin über den Namen Oehmen gestolpert. Dazu schrieb der Blog Begleitschreiben ein Zusammenfassung der Wege, die Oehmens Artikel genommen hatte (das war um den 15.03 herum):
    http://begleitschreiben.twoday.net/stories/14877251/#comments
    Ich habe nicht alle Kommentare im Nachlauf gelesen, aber dachte, dass dies eine Ergänzung sein könnte, sofern es noch nicht in den Kommentaren beschrieben wurde.

  144. 144
    spermbird

    Ich finde es ohnehin pervers für Strom Geld zu verlangen. Aber das ist ein anderes Thema!

    Dass der Mensch – besonders wenn er auf Gewinne aus ist – ein unreifer Affe ist, der niemals soeine Kraft wie die Kernenergie „beherrschen“ sollte, das kann ich absolut unterschreiben!

    Diesen Jungs vertraue ich meine & die Zukunft meiner Kinder und meiner Enkel & Urenkel an…
    http://www.youtube.com/watch?v=WnpiKsRl9bg
    … beruhigend, wa?

    und dass der noch Jahrtausende strahlende Abfall (wer garantiert übrigens in den Folgegenerationen das “sichere” Verwahren dieses gefährlichen Abfallprodukts?!) grad’ in den Salzstöcken Deutschlands wieder herumleckt & ins Grundwasser läuft, das wissen wir ja mittlerweile….

    Dass allein schon beim Abbau (!) des dringend benötigten Urans Mensch & Umwelt am Arsch sind, das fällt aber bei der ach so sauberen Kernenergie gern unter den Tisch!

    http://nukingtheclimate.com/filme/uranium/

  145. 145
    spermbird

    und nur mal etwas zum Thema „Brückentechnologie“:

    ganz abgesehen davon, dass wir schon längst Kernkraftfrei fahren würden, wenn wir nicht soeine starke Lobby und ihre schwarz-gelben Speichellecker hätten (u.a. Solarenergie -> Elektrolyse -> Wasserstoff!), legt es der Artikel in der aktuellen GEO sehr gut dar!

    „Schon heute ist es aber so, dass die deutschen Atomkraftwerke ihren Strom nicht mehr komplett loswerden – und im Netz mit dem Ökostrom konkurrieren mussen. Ihr Anteil am deutschen Strommixlag 2010 bei rund 22 % tendenz sinkend (!). Und wenn im Jahr 2020 wie von der EU-Kommission erwartet, fast 40% des erzeugten stroms aus erneuerbaren Quellen kommen, wäre Atomstrom in Deutschland überflüssig.

    Nach der beschlossenen Laufzeitverlängerung werden aber mehr als die Hälfte der 17 Meiler noch laufen Immer stärker in Konkurenz mit den Erneuerbaren, die (sofernihnen das Einspeisungsprivileg nicht entzogen wird) dann die alten Grundlastkraftwerke immer häufiger zum Hoch- und herunterfahren ihrer Leistung zwingen werden, zum sog. lastwechselbetrieb.
    Und dafür sind Atomkraftwerke einfach nicht gebaut. Die Meiler würden nach ansicht von Experten durch das Auf & Ab stark belastet, zumal sie bis dann ohnehin schon nahne an ihrer Altersgrenze sein werden. Beides zusammen mache sie anfälliger für Störungen…
    …deshalb ist zu erwarten, dass es in Zukunft eher so laufen wird, wie in den vergangenen Jahren: Gibt es zuviel Strom im Netzwerden zunächst Windkraftwerke angehalten.

    So verstopft Atomstrom das Netz und behindert den Ausbau der erneuerbaren Energien – und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit.

    ‚Investitionen in moderne, hocheffiziente Kraftwerke würden deshalb massiv verzögert‘ heisst es in einem Gutachten mehrerer deutscher Stadtwerke & regionaler Energieversorger.

    Wenn die Laufzeiten der Reaktoren trotzdem verlängert wurden, hat das nur einen Grund: Die Sicherung der Milliardengewinne für die grossen Stromerzeuger. Denn die deutschen Atommeilersind inzwischen Abgeschrieben, arbeiten alle beständig in der ‚Gewinnzone‘.

    Zudem haben die grossen Versorger auch aus einem anderen Grund am Ausbau der Photovoltaik in Deutschland kein Interesse. Solarstrom hat nämlich einen kuriosen Nebeneffekt, der den Konzernen garnicht recht ist: Er drückt auf die Gesamt-Strompreise – und damit auf die Gewinne. Denn Sonnenstrom wird vor allem in den Mittagsstunden in grossen Mengen ins Netz eingespeist. […] Um die MIttagsstunden erwirtschaften die konventionellen Kraftwerke deshalb die höchsten Gewinne.
    Wenn sie nicht durch Ökostrom massiv gesenkt werden. Im Sommer 2010 drückte allein der Sonnenstrom an 10 Julitagen den Strompreis um etwa 10 %“

  146. 146
    Simon

    @#784239: Schon wieder verjährt hier, muss aber nochmal was anmerken: So easy wie du das schilderst ist das mit der Transmutation meines Wissens nach aber nicht. Vorallem ist es immens teuer, wäre nett wenn man das mal in die Kostenrechnung für Atomenergie mit einbeziehen würde. Im Wikipediaartikel steht auch eher was von 500 Jahren – natürlich immer noch besser als 20.000.

    Die Finnen, die einzigen (!) die zurzeit ein Atomares Endlager bauen haben das zumindest allen Anschein nach noch nicht für genügend ausgereift gehalten. Die machen sich jetzt Gedanken darüber welche Warn- und Gefahrensymbole so universal sind das sie in 20.000 Jahren noch verstanden werden.

    Können wir endlich mal von dem Irrglauben abkommen alles ließe sich im Nachhinein durch technologischen Fortschritt schon regeln?