So mag ich ja das Blog-Lesen. Wenn es hin und her geht, und wenn es um die vermeintlich weniger wichtigen Alltagsdinge geht, die doch in Wahrheit das Leben bestimmen. Schließlich ernährt das Kleine das Große.
Robert Basic hatte einen Text geschrieben, den ich nicht so richtig verstanden habe. Irgendwie kam er vom Thema Mobbing darauf, dass er selbst eher zu den Mobbern gehörte oder noch gehört und dass dies halt menschlich wäre und man auch darüber bloggen sollte, weil dann … oder so ähnlich. Felix hat dann den Faden aufgenommen und zurecht behauptet, dass Robert mit seiner Arschlochigkeit kokettiere. Am Ende listet Felix dann seine eigenen Verfehlungen u.a. gegenüber seiner Schwester, klingt dabei nicht ganz so kokett wir Robert, mindert die Ernsthaftigkeit seines Textes dann aber mit der Bemerkung, dass er auch Nespresso-Kaffee aus Alu-Kapseln trinke. Am Ende habe ich also auch Felix‘ Text bzw. dessen Intention nicht wirklich verstanden, fand ihn aber trotzdem besser als den von Robert.
Und dann kommt Kiki und schreibt den ersten Text dazu, den ich verstehe. Weder Roberts noch Felix‘ Text haben mich wirklich berührt, denn in Wahrheit geben die beiden nicht viel von sich preis. Kiki schon. Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, gemobbt zu werden, und was das fürs Leben bedeutete. Und sie sagt, was wir alle wissen: Dass einen bestimmte Momente der Kindheit ewig verfolgen, und dass es Namen gibt, die man sein Leben lang nicht vergisst, was sicher sowohl für Gemobbte als auch für Mobbende gilt. Für mich ist Kikis Text der herausragende von den drei genannten, weil er genau das hat, was Robert sich wünscht: Ehrlichkeit, Echtheit, Nähe. Authentizität, um dieses überstrapazierte Wort dann doch noch in die Runde zu werfen.*
* NACHTRAG Ich schätze an Kikis Artikel genau den oben beschriebenen Part. Dass sie Felix und Robert auch vorwirft, Arschlöcher zu sein, hatte ich als emotionalen Ausbruch verstanden und nicht zu ernst genommen – das ging anderen Leuten anscheinend anders, die Reaktionen waren vielerorts doch sehr heftig. Daher möchte ich an dieser Stelle darauf hinweisen: Ich halte weder Felix noch Robert für Arschlöcher. Das hindert mich nicht darin, die Artikel trotzdem blöd zu finden.
Dankeschön.
auch dazu http://gigold.me/weblog/ihr-arschlocher/
Spricht mir aus der Seele, danke.
@#813101: Ebenso!
Jetzt fragt sich: Kann man (worum es Robert wohl geht) nur als Opfer authentisch sein?
Was tut man als Täter?
Ich hatte zuerst die Texte von Koko und Thomas Gigold gelesen – dann erst die von Robert und Felix.
Hatte dann überlegt, ob ich meinen Senf dazugeben soll. U.a. hatte ich in solchen Situationen auch mal die Lehrerrolle und Opfer war eine Schülerin.
Mildere Formen des Mobbings als die geschilderten hatte ich als Schüler zu erdulden, schlimmere habe ich gesehen und von Konsequenzen erfahren.
Eine latent suizidgefährtete Schülerin (was ich erst später erfuhr) rannte mal am Anfang (m)einer Englischarbeit aus dem Zimmer.
Und dann gab es an einem früheren Wohnort den Suizid eines Mobbingopfers, das den Suizid angedroht hatte und dem man angeblich sagte: „Dann mach’s doch…“ Sie sprang in den Fluss. Im Februar 2003.
Da entstand folgender Text, der der Sortierung und Deeskalierung dienen sollte. er erschien in der Lokalzeitung.
http://oliver-gassner.de/presse/presse_schule_gesellschaft_200302.html
Beratungslehrer hatten mich in der Folge für den Text sowohl gelobt als auch kritisiert. Spricht wohl für den Text.
Und manchmal, das an Robert, ist es auch authentisch, etwas nicht zu sagen.
das erstaunt mich. würdest du felix auch als derart charakterlos bezeichnen? ein „ames würstchen“ seit kindheitstagen? wieso empfiehst du diesen artikel so ohne jede einschränkung?
es tut mir leid aber ich bin da natürlich loyal und nehme das ganze ziemlich persönlich.
@#813139: Nein, ich halte Felix weder für charakterlos noch für ein Arschloch, sondern mag ihn sehr. Tatsächlich empfehle ich Kikis Text auch nicht wegen dieser Passagen oder Vorwürfe, sondern wegen ihrer Schilderungen der eigenen Erlebnisse. Das hätte ich sicher noch deutlicher schreiben müssen.
Mich hat aber Felix‘ Text ebenfalls überrascht. Weil er gut startete und dann irgendwie in die gleiche Kerbe wie Robert haute (den ich nur ein bisschen kenne, aber auch nicht für ein Arschloch halte, aber sein Text klang durchaus so). Ich verstehe nicht, warum man fast stolz darauf klingen kann, was man für Mist gemacht hat, ohne ebenfalls dazu zu schreiben, warum man so drauf war, wie man sich damit gefühlt hat … denn so bleibt einfach nur übrig: Wir waren alle mal blöd, das ist eben so. Und das finde ich in der Debatte nicht ausreichend.
Kann es sein, dass Kiki offline ist?!
Aufgefangen bei Facebook:
Leo B
Michael B
Mir wird schlecht, wenn ich diese Argumentationen höre.
Ich bin „gestandener ehemaliger DDR-Bürger“ seit 1949, und ich war jahrelang aus Überzeugung SED-Mitglied. Und ich hatte wegen meiner häufigen ehrlichen Meinungsäußerungen oft genug unfreiwillige Kontakte mit der Stasi. Aber: Ich habe niemals in den ganzen Jahren meinen Wortschatz einschränken müssen, ich habe niemals Angst gehabt, offen meine Meinung zu äußern – und ich habe niemals ernsthafte Probleme bekommen (außer einmal, als ich den Bürgermeister wegen Alkohol- und Medikamentenmißbrauchs „abgeschossen“ habe).
Ich arbeite im ambulanten Gesundheitswesen, und ich kann Ihnen versichern, daß wir durch die moderne EDV auch ohne O’Bama genug ausspioniert werden. Die sozialen Netzwerke tun ein Übriges dazu. Da war die Stasi ein Kindergarten dagegen. Die mußten sich noch mit Papier und Bleistift um die Daten bemühen. Heute geht das viel eleganter und unkomplizierter. Was also soll das und was, bitte schön, soll das ganze Gewäsch über DDR und Stasi? So langsam sollte man Tote mal ruhen lassen und auch nicht ständig Äpfel mit Birnen vergleichen.
Nachtrag zu #09
Werde wohl niemals ein
‚Liebling der Saison‘
Bitte ungerührt weiterzumachen.
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