Im Norden war ich ja schon öfter, in Schweden aber noch nie. In den vergangenen Herbstferien nahm ich daher die Gelegenheit wahr, endlich mal die im hohen Norden lebenden Freunde zu besuchen, packte die beiden Jungs in den Kofferraum und fuhr einfach los.
Und einfach ist die Reise von Berlin nach Schweden tatsächlich: 12 Stunden von Tür zu Tür haben wir gebraucht, Ziel war die Westküste Schwedens, etwa anderthalb Autostunden nördlich von Göteborg. Fähre fahren wir alle eh gerne, allein die genaue Route war zu entscheiden. Zur Auswahl standen:
1) Die Fahrt nach Kiel, von dort mit der Nachtfähre nach Göteborg und dann noch die erwähnten anderthalb Stunden weiter gen Norden.
2) Fahrt nach Rostock, von dort mit der Fähre nach Gedser/Dänemark, mit dem Auto einmal hoch nach Helsingør, halbe Stunde mit der Fähre rüber nach Helsingborg/Schweden und dann noch mal dreieinhalb Stunden durch Schweden.
Obwohl die zweite Variante komplizierter klingt, haben wir uns dazu entschieden, über Rostock zu fahren. Denn erstens mag ich diese Art zu reisen, also wirklich selbst Strecke zu machen und dabei zu erleben, wie man vorankommt, wie sich die Landschaft verändert; und zweitens wäre die Fähre von Kiel nach Göteborg und zurück mit knapp 800 Euro zu Buche geschlagen, während wir für die beiden kürzeren Fähren bei nicht einmal der Hälfte gelandet sind. Durch die kurzen Etappen hält sich die Anstrengung beim Autofahren auch in Grenzen: Zwei Stunden Fahrt nach Rostock, dann zwei Stunden Fähre, wieder zwei Stunden durch Dänemark, halbe Stunde Fähre und dann dreieinhalb Stunden Endspurt bis zum Ziel.
Das Wetter, das beim Start noch beste Laune machte, war dann in Schweden leider trüb. Es hat eigentlich die ganze Woche lang mit einem Tag Ausnahme geregnet. Aber Naturburschen, die wir sind, hatten wir natürlich genügend iPads dabei. Und außerdem lernt man ja ein Land im Ausnahmezustand (von wegen … die Westküste Schwedens, so verriet mir ein Ureinwohner, könne man eh nur im Sommer bereisen, wenn man keinen Regen mag) erst richtig kennen.
Unsere kurzen Trips zu den Städtchen der Küste waren somit auch ein großer Spaß, da wir nach besonders heftigen Regenfällen auf einigen Strecken umkehren mussten, wenn die kleineren Straßen überschwemmt waren und uns die ortsansässigen, überaus entspannten, freundlichen und natürlich hervorragend Englisch sprechenden Schweden von ihren überfluteten Volvos berichteten. Die Jungs jedenfalls fanden das alles sehr unterhaltsam und ich hatte ja eh nichts anderes vor.
Dennoch schafften wir es natürlich mehrfach an die Küste, besonders hervorzuheben ist dabei das kleine Dorf Fjällbakka, ein wirklich malerischer Hafen-Ort direkt am Vetteberg, das wir am einzigen Sonnentag besuchten. Eine Büste des Bildhauers Gudmar Olofsson, den ich bis dahin nicht kannte, ist dort zu finden, und einige Krimis von Camilla Läckberg, die ich nicht gelesen habe, spielen auch in Fjällbakka. Außerdem wurden Teile von „Ronja Räubertochter“ dort gedreht, einem Film, den ich nie gesehen habe.
Aber! Die Asche von Ingrid Bergman wurde auf See vor Fjällbakka verstreut, und die kenne ich (Ingrid Bergman, nicht ihre Asche), und der Platz direkt am Hafen heißt nach ihr „Ingrid Bergmans Torg“.
An genau diesem Platz tranken wir dann auch mehrere Kaffee und warteten etwa zwei Stunden lang auf die auf großen Schildern angekündigte Fähre zu den an der Küste verstreuten Inseln, auf denen wir mehr Kaffee hätten trinken können, allein: Die Fähre fuhr an dem Tag nicht. Lohnt sich außerhalb der Saison nicht, teilte uns ein netter Fischer mit.
Fjällbakka ist trotzdem wirklich sehr, sehr schön, wenn ihr mal in der Gegend sein solltet, schaut vorbei!
Nicht weit weg von Fjällbakka lohnt sich auch der etwas größere Ort Grebbestad, dort haben wir im Telegrafen exzellent gegessen – und es gab örtliches Bier! Im Telegrafen kocht der Chef noch selbst und wenn er am Wochenende Lust hat, lässt er ein paar Musiker in dem kleinen Raum aufspielen – sehr sympathisch also und ebenfalls zu empfehlen (allerdings eher für Fisch- und Fleischfreunde).
Und wenn wir mal keine malerischen Küstenorte besucht haben, dann sind wir durch die Wälder gestreunt und auch mal nach oben, bis fast zur norwegischen Grenze gefahren. Man sieht sehr viel Steiniges, sehr viel Nadelwald, Tannen, Fichten, Kiefern (glaube ich). Schweden fühlt sich dann fast an wie Kanada, und das Irre ist, dass selbst die beachtlich großen Bäume oft in die Breite wurzeln und quasi auf Stein stehen. Wenn es dann mal etwas windiger ist, dann kippen die auch mal um und man fragt sich beim Anblick der Wurzeln, wie die vorher so lange stehen konnten.
Obwohl wir keinen einzigen Elch gesehen haben, fühlte ich mich nach kurzer Zeit übrigens schon ein bisschen schwedisch, und am letzten Tag durfte ich dann noch C-J kennenlernen, einen Tätowierer und Maler, der sein Studio Hootchie-Coo in dem kleinen Ort Tanumshede hat. Ein sehr toller Kerl, mit dem ich zwei Stunden lang so nett geplaudert habe, dass ich mich danach gleich auf seinen Stuhl gesetzt habe. Der Arm muss ja voll werden! Ein immer währendes Souvenir aus Schweden gab es somit auch noch, ich betrachte meine Tätowierungen ja eh als eine Sammlung von Reisekofferaufklebern. Ihr wisst ja: Jedes Bild erzählt eine Geschichte (aber diese hier hebe ich mir für ein anderes Mal auf).
Alles in allem hatten wir eine sehr nette Woche in Schweden, die uns ahnen ließ, wie schön es dort sein muss, wenn die Sonne wirklich scheint. Wir werden sicher noch einmal den Trip in den Norden machen, nach einer Woche aber mussten wir erst einmal zurück nach Berlin (wo das Wetter in unserer Abwesenheit gemeinerweise die ganze Zeit recht gut gewesen war). Die Fähre erweckte auch diesmal einen absolut sicheren Eindruck, und so ging auch auf der Rückreise nichts schief …
Was für tolle Bilder! Ich muss da unbedingt auch mal hin.
Aber – du kennst Ronja Räubertochter nicht?? Nachholen! Ich hatte gefühlt die halbe Kindheit danach Angst vor diesen komischen Flugviechern mit Gesicht.
Sehr sehr schön. Eure Art zu reisen ist meiner nicht unähnlich. Schweden steht auch ziemlich weit oben auf meiner (leider mit den Jahren immer länger werdenden) Länderliste.
Die Option Sassnitz-Trelleborg und dann immer schön an der Westküste entlang stand nicht zur Auswahl? Mit dem Mopped war das sehr angenehm damals.
Schweden ist aber auch schön, hat mir gut gefallen und würde ich auch wieder hin, aber erstmal ist Norwegen dran.
und kein Bierchen mit Anders Wendin getrunken :) ?
Ronja nie gesehen zu haben, ist ein Verbrechen!!
Und in Tanumshede haben wir früher traditionell gezeltet, auf dem Weg weiter nach Norwegen bzw. Island. Über dieselbe Route mit Gedser und Öresund übrigens). Man beachte die Felszeichnungen und irgendwo gabs da tolle Waffeln mit Erdbeermarmelade. Fürs nächste Mal ;)
Ach ja, Schweden. Bin mit meinen Eltern früher fast jedes Jahr einmal da gewesen. War vor ein paar Jahren nördlich von Göteborg wandern – den „Bohusleden“-Wanderweg von Kungälv aus. Echt ’ne schöne Strecke. Von der Küste habe ich dort nur Stenungsund gesehen und da war viel Industrie und daher nicht so schick…
Falls du mal wieder nach Schweden willst kann ich dir wirklich die großen Seen empfehlen! Und Ronja Räubertochter ;) Ist zwar von den Special Effects nicht mehr ganz aktuell, aber die Räuber sind nach wie vor sehr lustig.
Schöne Bericht und tolle Bilder.
Ein kleines Stückchen ist Schweden nun auf meiner Liste nach oben gerückt.
Mit was für einer Maschine wurden die Bilder geknipst?
Danke für die netten Worte und Ratschläge! Ronia gucke ich dann mal noch mal … :)
@#1210610: Die Felszeichnungen habe ich völlig vergessen, trage ich noch nach!
@#1213736: Die Fotos sind alle mit einem iPhone 6 gemacht, dass ich parallel zu meinem 5s zum Testen und Vergleichen dabei hatte. Wenn ich die Zeit finde, schreibe ich dazu auch mal ein paar Zeilen.
#NeuesTatoo: haha, die Sucht hat zugeschlagen, oder? :)
Bitte bitte macht einen Podcast zu dem Urlaub, jener in dem ihr von eurem Südengland-Trip berichtet ist ein All-time-Favorit in unserer kleinen Familie. Biiiiiiitttttttte
Action-Tipp für Göteborg: Im Freizeitpark ,,LISEBERG“ steht seit dieser Saisnon Europas heißeste Achterbahn bereit: HELIX: 7 mal über Kopf, 2 Kick-Start-Beschleunigungen, absolute Rock and Roll Bahn.
Johnny sieht immer mehr wie Reinhard Mey aus. Wann kommt die erste Plan-B-Platte auf Deutsch und in Akustik raus?