„Das Boot ist voll!“ hieß es zu Beginn der 90er Jahre in Deutschland, als Helmut Kohl via BILD ausrufen ließ, dass er ob der damaligen Asyl-Debatte den „Staats-Notstand“ befürchte. Deutschland reagierte prompt: In Mölln starben bei einem Brandanschlag drei Türkinnen, darunter zwei Kinder, wenig später kamen zwei weitere Frauen und drei Mädchen türkischer Abstammung bei einem Anschlag in Solingen ums Leben, 14 weitere Familienmitglieder erlitten zum Teil lebensgefährliche Verletzungen. Wer sehen will, wie vor knapp 20 Jahren deutsche Werte verteidigt wurden, der guckt sich einfach mal bei YouTube um (Videolink via form).
Der damalige Bundesinnenminister Manfred Kanther zeigte sich in der Süddeutschen Zeitung am 7.3.1994 zufrieden: „Jetzt kommen nicht mehr 30.000, sondern 10.000 Flüchtlinge. Das ist immerhin etwas. Es wäre nicht erzielbar gewesen ohne die öffentliche Auseinandersetzung – die natürlich Hitzegrade erzeugt hat.“
Und nun reckt er sich wieder, der hässliche Kopf der selbsternannten deutschen Leitkultur. Die CDU besinnt sich angesichts katastrophaler Umfrageergebnisse auf ihre Kernkompetenz, lenkt von Gesundheitsreform, Hartz IV und Wirtschaftspolitik ab und fischt am rechten Rand, statt selbigen endlich mal zu halten. Unter dem tosenden Applaus der Jungen Union gibt die Kanzlerin dem Mob das, was er hören will, kramt gemeinsam mit Seehofer den längst selbst von Alt-Grünen ad acta gelegten Begriff „Multikulti“ wieder hervor und erklärt ihn kurzerhand für „absolut gescheitert“. Und spätestens, wenn der Vorsitzende der Jungen Union, Philipp Mißfelder, solch kernige Aussagen begrüßt, da man damit wieder „die Lufthoheit über deutsche Stammtische“ gewonnen habe, fühlt man sich an alte Zeiten erinnert. Egal, ob sie 20 oder 70 Jahre zurückliegen.
Read on my dear…