Es ist denkbar, dass mich die Bundesliga gar nicht so anöden würde, wenn man sie halbwegs erträglich im gegen Gebühren empfangbaren Fernsehen (deutsch: Free-TV) oder meinetwegen auch im Werbefernsehen durch Werbung finanzierten Fernsehen präsentierte. Denn es ist ja so: Es muss einem peinlich sein, Fußball zu gucken.
Wir reden hier von einem Spiel, das für mich ein großes ästhetisches Vergnügen ist, das im Fernsehen jedoch dargestellt wird, als hätte Axel Springer es erfunden. Das Spiel ist weder per se Boulevard noch ist es blöd. Es ist zugänglich für die interessantesten Gedankengänge über das Menschsein, aber davor haben die Götter Monika Lierhaus gesetzt.
Und das Tor des Monats, bei dem man ein kostbares Auto ostasiatischer Herkunft gewinnen kann.
Und Frisurendiskussionen und Rosa-Schuh-Diskussionen und gequälte Nichtigkeiten von ausgelaugten Spielern, die von professionell übergeigten Reportern mit Mikrofonen bedroht werden.
Und erst die Farben! Und die Jingles! Und das Drumherum beim Torwandschießen! Der Applaus des Studiopublikums im Aktuellen Sportstudio!
Jeder Freistoß, der sein Ziel trifft: Weltklasse!
Jeder Schuss aus mehr als 20 Metern: Atemberaubend!
Jeder Volley-Treffer: Tor des Jahrhunderts!
Niederlage am ersten Spieltag: Abstiegskandidat!
Sieg am ersten Spieltag: Mitfavorit!
Abwehrreihen sind massiert, junge Stürmer unbekümmert und Spielweisen pomadig. Fachsprache? Eher doch Flachsprache.
Nun wird man es natürlich in schönster Döpfner-Manier so begründen, dass man eben für ein Massenpublikum sendet und daher so reden muss.
Aber das ist eine Henne-Ei-Debatte. Ist der Zuschauer enthirnt oder das Programm? Da man den Intelligenzquotienten des Durchschnittszuschauers nicht messen kann, könnte man ihn ja auch einfach mal fordern, den verachteten Zuseher.
Und mit fordern meine ich nicht, dass man Sloterdijk über Fußball reden lassen muss – obwohl das sehr hübsch sein kann – sondern ein Runterfahren, ein Entschlacken. Mehr Spiel und Analyse, weniger Gequatsche und Atmosphärisches.
Danke.
Fußball mit Niveau und ohne nerviges Gequatsche gibt’s eben nur im Stadion.
@#702265:
das hieße für mich: zu hertha bsc gehen
@#702265: Das stimmt leider beides nicht. Das Niveau in einigen Fan-Kurven ist sehr oft leider unterirdisch, ich denke da nur als Beispiel an die Dortmunder Fans vom letzten Freitag, die das heraustragen von Jantschke mit Verdacht auf Jochbeinbruch mit zynischen „Auf Wiedersehen, auf Wiedersehen“-Gesängen kommentiert haben. Das ist nicht nur niveaulos, sondern auch unsportlich auf höchstem Niveau. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Und nerviges Gequatsche? Auch im Stadion kann man jemand hinter/vor/neben sich haben, der a) alles sowieso besser weiß als alle anderen, und b) das auch Gott und der Welt lautstark mitteilen muss. Das kann manchmal lustig und unterhaltsam sein und zum sogenannten Flair beitragen, das kann aber auch sehr nervig sein.
Nichtsdestotrotz kann es im Stadion schon nett sein – aber alles toll ist dort halt auch nicht.
@#702265: Oder in England.
@#702265: Ironie!
@Alle: Jemineh.
@2: Das tut mir leid für dich.
jeder artikel über die unfähigkeit der sportberichterstattung:
WELTKLASSE!
???einfach ton ausschalten und genießen, oder ins stadion gehen???
@#702271:
ton aus bei der sportschau? aber die bierwerbung kann ich doch sowieso schon auswendig.
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass es einen Verantwortlichen für die Misere gibt: Beckmann. Der hat damals mit ran das Infotainment in die Sportberichterstattung geholt. Dafür soll er ewig in der Hölle schmoren.
@#702266: Als ob es nur diese eine Mannschaft in Berlin gibt, die sowas ähnliches wie Fußball spielen kann…
Interssanterweise wurden ja in „Konkret“ erstmalig Vermutungen darüber angestellt, wie das Niveau der Berichterstattung auf den Fußball zurückschwappt.
Stadion ist manchmal nicht besser und außerdem unbequemer als mein Sofa. Fussball-Fernsehen kann aber anstrengend sein und „mehr Spiel“ wäre echt schön.
Stell‘ den Fußball nicht so in den Vordergrund und du kannst dich ganz allgemein und gemeinsam mit Reich-Ranicki um die Qualität des deutschen Fernsehens bemühen. Der „Intelligenzquotienten des Durchschnittszuschauer“ darf nicht überschätzt werden, wenn man Quote haben will (fast immer).
Ironie: Mich interessiert inzwischen mehr, ob KHM nun mit Jogi flirtet oder nicht! Gibts bei TUI eigentlich Partnerrabatt? Würde KHM Extrawürste wollen?
alt, aber trotzdem am Thema und deshalb: http://www.youtube.com/watch?v=lTEy5OKTZJI
was fehlt, ist „Fussball im Internetz“. Weckt mich auf, wenn’s soweit ist.
> Das Spiel ist weder per se Boulevard noch ist es blöd.
Das habe ich mir auch immer gesagt, schliesslich gucke ich es schon seit meiner Kindheit. Aber mit ein bisschen Abstand zu mir selbst habe ich auch Abstand zum Fussball gewonnen.
Und mit den Leuten, die da nach den Spielen in irgendwelchen beliebigen Innenstädten ins Mikrophon gröhlen, konnte ich mich auch noch nie identifizieren. Und die hat sich leider niemand ausgedacht…
Wie sieht das in anderen Ländern aus?
Ernstgemeinte Frage, ich weiß es nicht. Ist das da wirklich besser? Ich kenne nur euphorisierte spanische Reporter die sicher lauter sind, aber ob die besser analysieren oder weniger quatschen…??
Übrigens: Ein positiver Aspekt an der nächsten Saison ist, dass das DSF die Sonntagsspiele nicht mehr hat. Denn egal wie man die Sportschau findet, das DSF unterbietet die um das Vielfache… Wie da 2 Spiele zu einer einstündigen Sendung aufgeblasen werden, unfassbar…
@#702286: Frankreich ist eine Katastrophe, aber die englischen Kommentatoren sind bisweilen sehr okay. Überhaupt finde ich, dass die ganze Poesie der englischen Sprache erst in der Fußballberichterstattung zur Geltung kommt. Und nein, das ist kein Witz.
ich möchte an dieser stelle eine gedenkminute für manni breuckmann einlegen, ohne ihn werden meine samstagnachmitage ärmer sein.
das alte sackgesicht* hätte ruhig noch ein paar jahre dranhängen können.
*i’m saying that in the nicest possible way
@#702290:
stimmt, mir fällt gerade ein, dass ich, ähem, bayern-hoffenheim auf einem englischen kanal geschaut habe. war schön.
@#702268:
Du hast anscheinend noch nicht genuegend Englischen Fussball auf Five Live gehoert. Oder mal ein Englisches Laenderspiel auf BBC oder ITV gesehen.
Mag vielleicht besser sein als in Deutschland, aber die Phrasen sind auch nicht viel besser. „All this game needs is a goal“. „This is end to end stuff“. „1966“.
Von den ganzen Colemanballs mal ganz zu schweigen.
Ich mag englische Kommentatoren auch lieber. Natürlich strotzt deren Sprache ebenso vor Klischees, klar. Aber macht euch mal die Mühe und switcht während eines deutschen Live-Spiels (z.b. via Internet) zwischen dem internationalen, englischen Kommentar und dem deutschen: Die Engländer feiern euphorisch jede gelungene Aktion, die deutschen Reporter zählen Hauptsächlich jeden Stolperer, Fehlschuss, Passfehler etc. auf! Absolut aufs negative Fokussiert! Bei Marcel Reif frage ich mich seit 20 Jahren schon, warum der sich überhaupt auf den Fußball Platz gequält hat, wenn er das alles doch so hasst! Damit will ich jetzt nicht überzogener, südamerikanischer Freude den Vorzug geben, die gefühlte 3 Minuten „Goooooooal!“ brüllt.
@#702304: Vielleicht liegts auch daran, dass ich gut die Hälfte kaum verstehe und immer sehr glücklich bin, wenn ich einen Witz des Kommentators mitgekriegt habe.
In diesem Zusammenhang ganz interessant: „Was wäre der Sportjournalismus ohne routinierte Floskeln?„
@#702266: Mach’s wie ich und geh zu TeBe
WORDWORDWORD! einfach nur. WORD!
äh… Malte, du nimmst mir die Worte aus dem Mund! Und die allwöchentlichen Gedanken und Stoßgebete aus dem Hirn!
danke
Also – wen das Gequatsche drumerhum nervt – der kann doch DSF „Bundesliga Pur“ schauen – das ist relativ erträglich.
Sportschau ist eben wie schon erwähnt, ein weiteres Indiz dafür, dass man den öffentl.-rechtl. verbieten müsste, Moderatoren von Privatsendern zu übernehmen: Für Millionen von Euro werden qualitativ mindere Personen dort geparkt – bezahlt von – uns:
Beckmann, Kerner, Lierhaus, Pocher, Schmidt (der zumindest mal bei ÖR angefangen hatte, aber dennoch überteuert eingekauft wurde).
Statt dessen müsste man den ÖR verknacken, jungen Talenten die Türen zu öffnen. Aber…hach…so kurz vor Weihnachten glaube ich ja an das Gute….
@Frédéric
Mehr Spiel und mehr Analyse kosten mehr Geld (Und die Rechte erst!). Heisse Luft hingegen kann man als Fernseh- und Kompetenzsender auch kostengünstig inhouse produzieren. Nimmt man Kerner, nennt sich das „Event“ (Und man muss nicht einmal mehr Fußball zeigen!).
@Michael: Floskeln erlauben es auch dem fußballfernen Rest von uns Experte zu sein. Wo kämen wir hin, wenn Deutschland nur einen Bundesklinsi hätte? Gerade jetzt, wo Klinsi nicht mehr ist?
@shoggot: Ich finde soviel Überheblichkeit in so wenigen Zeilen ja eher ekelhaft, habe heute aber meinen Pfadfindertag:
Beckmann hat 2/3 seiner Karriere für die ARD gearbeitet, die ersten 10 Jahre seiner Karriere z.B. beim WDR. Bei Kerner ist es ähnlich. Der hat ein paar Jahre als „junges Talent“ beim SFB verbracht, bevor er 1992 für ein vergleichsweise kurzes Gastspiel zu Sat.1 wechselte. Beim ZDF ist er nun auch schon seit 1997.
Pocher und Schmidt werden nicht für ihre journalistische Kompetenz bezahlt. Auch wenn bei beiden wohl mehr davon zu finden ist, als bei so manchem Kommentarschwätzer.
@jo:
Danke für die Belehrung – man lernt eben nie aus als Kommentarschwätzer :)
Dennoch – Beckmann und Kerner kamen für teures Geld von Sat1 zur ARD bzw. ZDF (dann eben) zurück.
Darum ging es. Und wenn Du die qualitativ erträglich findest, dann ist das ja OK…dann muss ich Dir ja überheblich erscheinen….
@#702281: http://www.hartplatzhelden.de; zeigt videos aus dem amateurbereich. sehr unterstützenswert, was der wfb/dfb aber nicht findet und gerade versucht, zu unterbinden, das dort videos gezeigt werden. weil: der fußball gehört dem dfb.
Hallo, generell mal JA, Fussballkommentatoren und allgemeine TV-Berichterstattung ist einfach unter aller Sau. Eine Möglichkeit, die jetzt nicht gleich jeden vom Hocker hauen wird, da sie auch nur durch bedingte technische Voraussetzungen möglich ist.
= Fussball über Festplatten-Receiver aufnehmen, parallel Radio über Computer aufnehmen (vlt. geht das auch nur als Bayern Fan, da nahezug sämtliche Spiele live im Radio kommen) und dann mit circa 5min verzug bei beiden Sachen gleichzeitig auf play drücken und man hat ein echt interessant kommentieretes Fussballspiel (direkt Ton aus geht nicht da das Radio Signal nicht in Echtzeit zum TV Signal ist)!
Wie gesagt, dies ist keine einfache Möglichkeit für Jedermann, aber eine angenehme!
Danke!
Warum gibts eigentlich nicht die Spiele direkt bei den Vereinen im Netz? Ich glaube, mal was von FCB-TV gehört zu haben – aber da gabs nur Pressekonferenzen und Highlights :(
@#702370: gibt es doch bei einigen, aber natürlich nicht umsonst ;-)
@#702372: Nee…habe 12EUR sonstwas für 3 Monate bezahlt, weil mich das Fussballfieber gepackt hatte…mit Genehmigung meiner Chefin….und dann gabs eben nur PresseKonfis und „Highlights“…aber nicht das Spiel in Gänze…ich schau nochmal nach, aber ich glaube, das ging eben nicht so wie ich mir das dachte.
@#702274:
Bewerft ihn doch mit Schuhen.
Tor des Monats war gestern, wir sind doch mittlerweile beim Tor der Woche. Und das wird dann wohl demnächst fliessend über das Tor des Tages in das Tor der Stunde
unterübergehen…@Felix:
Der FCB hat keine Fans sondern Zuschauer… :)
*duckundweq*
so ein schmarrn das. wenn ihr freude am fussball haben wollt, und davon geh ich aus, wenn ihr, wie jeder pseudo meint, den lauf der dinge ach-so-prosaisch mit dem fussballspiel gleichsetzen könnt, dann setzt euch entweder, wie erwähnt ins stadion oder aber ihr geht in eine kneipe, schauts die konferenz und habt alles in einem. dann seid ihr auch schon um 18.30 – nach der sehr guten spieltagszusammenfassung ‚alle spiele, alle tore‘ fertig mit dem driss und könnt zur belohnung auf monika lierhaus ohne ton..
Ich stimme Malte völlig zu und gehe selbst folgendermaßen damit um: Wenn ein Spiel um 20.15 an- und um 22.00 Uhr abgepfiffen wird, dann schalte ich auch minutiös genau zu diesen Zeitpunkten hin und wieder weg. So erspare ich mir Lierhaus, ostasiatische Autos, Frisuren, rosa Schuhe und den Tor des Monats. Bleiben noch Rethy und Co. – naja, auch bei einem noch so schönen Spiel braucht man ja als Durchschnittsdeutscher noch was, über das man sich aufregen kann.
@#702297: Ich gebe gerne zu, dass ich feuchte Augen hatte als ich auf 3sat sah, wie Breuckmann seine letzte Schalte auf Schalke beendet hat. Immerhin bin ich mit ihm groß geworden. Und Samstag nachmittag (oder zuletzt auch: Mittwoch abends) war immer auch ein Stück Manni Breuckmann. Danke!
@#702415: recht so. War auch mein Vorschlag. Manchmal hat man Pech und bekommt Marcel Reif, aber dann hat man einen Grund mehr, sich aufzuregen. Mein Tipp für Malte: Schmitzz, Torstr/Gormannstr. Das ist angenehm verranzt, es gibt richtige Fans und normale Zuschauer.
Zum Ausgleich
http://www.onlysoccergames.com/games/soccer_pong/
[Achtung – Werbung!!!]
Einfach den Ton ausschalten und Musik an;)
@#702335:
Das ist ja irgendwie auch das Problem mit diesem ganzen fremdsprachigen Kram. Ich frage mich ja immer noch manchmal ob die ganzen girlies in der Disco eigentlich wussten was sie da eigentlich schrien als sie ganz begeistert „rape me“ kreischten und dabei anzueglich tanzten. Oder die ganzen Angestellten die sich Montag morgens beim Mitmachradio erst einmal „I don’t like Mondays“ wuenschten. Oder der Kollege damals der lustig „I’m so horny, horny, horny, horny“ singend ins Buero kam.