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Unruhen im Iran – Revolution ohne Revolutionäre

Seit Jahren schon befinden sich die arabischen Regierungen in einer tiefgehenden Legitimitätskrise: denn die alten, sinnstiftenden Konzepte greifen nicht mehr. Die Gegensätze, die die arabischen Gesellschaften durchziehen, wurden und werden verschärft durch die andauernde Wirtschaftskrise und die Unfähigkeit der bestehenden Regierungen, Antworten zu finden auf die sozialen Missstände, die daraus resultieren.

Das alte, panarabische Ideal hatte schon Mitte des letzten Jahrhunderts abgewirtschaftet und wurde abgelöst durch die Idee der umma, der Gemeinschaft aller Muslime. Dieses Konzept setzte sich gegen den Westen durch und sollte unter anderem die arabischen Länder emanzipieren, nachdem sie sich außenpolitisch als Ex-Kolonien behandelt sahen.

Die jüngere Generation in den islamischen Ländern aber kann mit dem konservativen, gläubigen Ideal nicht mehr viel anfangen. Stattdessen kursiert innerhalb der arabischen Jugend die Vorstellung eines dritten, pro-westlichen Weges, der sich an Demokratie und Rechtsstaatlichkeit orientiert. So rekrutiert sich das Protestlager im Iran maßgeblich aus jungen, wohlhabenden Städtern; insbesondere auch Frauen. Aber auch andere, antitraditionalistische Gruppen schließen sich dem Protest an: beispielsweise Teile des Großbürgertums. Nicht beteiligt sind die unterprivilegierten Schichten.

Das kann damit zusammenhängen, dass die Führer des Protestes weder Dissidenten noch Arbeiterführer sind, sondern mitten aus den Regimekreisen stammen. Chatami war als Vorgänger Ahmadinedschads den enormen wirtschaftlichen Herausforderungen nicht gewachsen, Rafsandschani leitete zu Beginn der 90er jene Liberalisierungs- und Privatisierungswelle ein, die nach der Immobilienkrise im Iran Mitte 2007 in einer Rezession sondergleichen vorerst endete.

Obwohl sich die Zeitabstände zwischen den Protesten verkürzen, ist es angesichts der Heterogenität der Bewegung unwahrscheinlich, dass sie sich radikalisiert. Dazu ist sie zu zerstritten. Und obwohl Ahmadinendschad beim eigenen Volk keinen guten Ruf genießt (bei seiner ersten Wahl erhielt er gerade mal 5,7 von 29,4 Millionen Wählerstimmen), stehen nach wie vor Militär, Geheimdienste, die staatliche Propaganda und die finanzkräftigen islamischen Wohlstandsorganisationen hinter ihm. Chamenei hat letzten Sommer deutlich gemacht, dass er eine Spaltung des konservativen Lagers nicht zulassen wird, als er sich öffentlich hinter Ahmadinedschad stellte.

Aber obwohl es die Konservativen sind, die im Moment die Macht im Iran in Händen halten, verlieren seit geraumer Zeit moralische und religiöse Werte an Einfluss. Stattdessen konstatieren Soziologen wie Faramarz Rafi Pour: „Die materiellen Werte und der Reichtum als Wert haben triumphiert.“

Vor diesem Hintergrund ist es unwahrscheinlich, dass die Reformer und ihre Anhänger zu einem baldigen Ergebnis kommen – auch wenn der Iran-Forscher Abbas Milani im Zeit-Interview zu einem anderen Ergebnis kommt. Denn den Unruhen fehlt bisher nicht nur die Unterstützung des sogenannten Kleinen Mannes: ihr fehlt auch die Führungsfigur.

Zumindest noch.

Mehr zum Thema:
Alastair Crooke: Wie der Iran zum Feind wurde
Jens Berger (spiegelfechter): Ein Bloggerschicksal
Amnesty International: Iran – Election contested, repression compounded (über die Repression nach der Präsidentschaftswahl im Juni)

20 Kommentare

  1. 01
    meike

    die iraner sind perser und keiner araber. in dem beitrag klingt es so als seinen iraner araber und zählten dementsprechend zum arabischen kulturkreis.

  2. 02

    @#742637: Es ist richtig, dass die Iraner Perser sind und keine Araber. Im Iran von 1870 ab gab es eine heftige Auseinandersetzung zu diesem Thema: Während sich europäisch angehauchte Intellektuelle wie Kirmani strikt gegen alles verwehrten, was in irgendeiner Form mit Arabern zu tun hatte; trotzdem hatten sie mit den gleichen Anpassungsschwierigkeiten wie dr Rest der arabischen Welt zu kämpfen, und teilen mit Ländern wie Ägypten den antikolonialen Kampf genau so wie den verzweifelten Versuch, alte Glaubensfundamente in die Moederne hinüberzuretten.

    Was an der Gleichsetzung unscharf ist, hat auch mit dem Selbstbild der Iraner zu tun: Wie die Israelis auch, sind sie lange Zeit von einer kulturellen Differenz ausgegangen; genauer gesagt, dachten sie, ihre Kultur wäre älter und tiefer als die der umliegenden arabischen Länder.

    Ich bin der Meinung, dass diese Wertung nationalistisch ist und mehr mit Ideologie zu tun hat, als mit tatsächlichen politischen Umständen.

  3. 03
    Andres Ehmann

    Bissel peinlich der Artikel. Also Perser sind ganz definitiv KEINE Araber, ganz und gar nicht. Persisich ist übrigens eine indogermanische Sprache, ähnelt also in den Strukturen dem Deutschen, Arabisch ist eine semitische Sprache, also eine ganz andere Liga. Auch religiös bestehen bedeutende Unterschiede. Perser sind Shiiten, Araber sind Sunniten. Geschichtlich besteht ebenfalls keine Ähnlichkeit. Der Iran war vor der iranischen Revolution stark „westlich“ geprägt wie kein arabisches Land. Auch die typischen Journaille Phrasen (von denen will man sich doch eigentlich abgrenzen oder???)

    „…sondern mitten aus den Regimekreisen stammen. Chatami war als Vorgänger Ahmadinedschads den enormen wirtschaftlichen Herausforderungen nicht gewachsen…“

    Das suggeriert, dass irgendjemand denen hätte gewachsen sein können, suggeriert also, dass Volkswirtschaften von prägenden Persönlichkeiten aus der Krise geführt werden können.

    Des weiteren sind die arabischen Staaten, also die Staaten, wo eine Form des Arabischen Amtssprache ist, höchst unterschiedlich. Das reicht von westlich orientierten Staaten des Maghreb (Schulen auf Französisch!!), bis zum ultrakonservativen Wahabismus in Saudi-Arabien.

  4. 04
    Monk

    Iraner sind weder sprachlich noch ethnisch Araber, es sind nicht mal Semiten.
    Das ist ungefähr so, als wenn Du behaupten würdest, Georgier seien Russen. Es sind orthodoxe Christen, wie die meisten Russen. Es sind aber weder letztere noch sind sie slawisch geprägt. Ist die Meinung eines Georgiers, kein Russe zu sein, nationalistisch ?

    Hinzu kommt noch, dass viele Iraner sich mittlerweile auf zoroastrische Wurzeln zurückbeziehen, da der Islam bei ihnen als Instrument des arabischen Imperialismus betrachtet wird. Was auf die Frühzeit seiner Ausbreitung ja auch durchaus zutrifft.

    Der persisch-schiitische Sufi-Islam, der Iran lange Zeit geprägt hat und von der Buchstabenfrömmelei der Klerikalfaschisten verdrängt wurde, war ohne das zoroastrische Erbe garnicht möglich. Auch der war eben nicht „arabisch“, sondern u.a. arabisch beeinflusst.

  5. 05

    Ich weiß nicht, ob Du Ahmadinedschads Standing bei den Konservativen nicht überschätzt. Meine Prognose ist, dass er in den nächsten sechs Monaten abdanken wird, falls es ein entsprechendes Gegengeschäft mit den Oppositionsführern gibt, und eigentlich nur noch im Amt ist, weil ein Wechsel jetzt ein Zeichen der Schwäche wäre. De facto ist auch Khamenei meiner Meinung nach ein Oberhaupt von Revolutionsgardistens Gnaden. Aber natürlich fehlt uns allen hier der Einblick, um hinter die Kulissen sehen zu können.

    Was die Opposition betrifft, gebe ich Dir recht: Es fehlt eine Führungsfigur und auch der Richtungsstreit (milde Reformen oder radikale Demokratie-Forderungen) ist noch nicht ausgekämpft. Was die Opposition nun zusammen hält, ist das Entsetzen über die Rücksichtslosigkeit, mit der gegen die Protestler vorgegangen wird. Ob das reichen wird, auch andere Teile des Volkes zu begeistern, wird sich zeigen. Ich habe meine Zweifel, aber man weiß nie.

  6. 06

    @#742645:

    „semiten“ ist eine kategorie wie „arier“. das sind angehoerige von sprachfamilien. der ersten gehoeren menschen an, die hebraeisch, aramaeisch, arabisch usw sprechen. der letzteren solche, die deutsch, hollaendisch, daenisch, schwedisch, norwegisch, islaendisch, english, sanskrit oder eben persisch usw sprechen. der begriff semiten kommt aus der sprachwissenschaft. irgendwann im 19. oder 18. jahrhundert kam er allgemein in gebrauch. aber als rassistischer begriff. dem mitglied einer sprachfamilie wurden gewisse eigenschaften zugesprochen (ganz egal, dass jeder der diese sprachen spricht dazugehoert, aber rassisten und antisemiten hoeren nunmal nicht auf logik, wenn sie ihnen widerspricht).

    @#742638:

    „Seit Jahren schon befinden sich die arabischen Regierungen in einer tiefgehenden Legitimitätskrise: denn die alten, sinnstiftenden Konzepte greifen nicht mehr“

    wow. und ich dachte, das sei schon seit jahrzehnten, wenn nicht schon seit jahrhunderten so. (je nachdem, ob man den niedergang des ottomanischen reiches nach dem ende von ww1 oder den einfall der turkvoelker in das islamisch reich als anfang sieht (islamisten neigen zum letzteren)).
    mir ist das alles ein bisschen zu kurz gegriffen und zu verallgemeinernd.
    in aegypten bspw begann alles dann doch eher mit dem feldzug napoleons, also vor etwas mehr als 200 jahren, der den aegytpern klar zeigte: die unglaeubigen sind zwar unglaeubig aber trotzdem irgendwie staerker. und seitdem ist in aegypten die regierung in der legitimitaetskrise. seien das nun die albanischstaemmigen koenige des 19 jahrhunderts oder die militaerclique um abd al-nasir post ww2.
    die englische quasi besetzung zwischen ende des 19 jhds und bis ende ww2 hat zwar ihre spuren hinterlassen, aber ich wuerde das nicht ueberbewerten.
    iran ist ein ganz anderes beispiel. nicht arabisch, keine besetzung (ok, russen und englaender fuer einen sehr begrenzten zeitraum).
    was alle regierungen im arabisch islamischen raum + iran auszeichnet und was du voellig unterschlaegst, ist, dass es militaerdiktaturen (aegypten, syrien, sudan, yemen, iraq bis vor kurzem), klerikale diktaturen (iran), die sich nur durch waffengewalt an der macht halten koennen, oder authoritaere islamische monarchien (jordanien, saudi arabien, yemen bis 1962), die sich ebenfalls nur mit hilfe ihres militaers an der macht halten koenne, sind (libanon hat da ein besondere rolle, es ist eine art mischung aus vielen komponenten: syrien, militias der verschiedenen religioesen gruppen und das ganze irgendwie republikanisch organisiert) (syrien und aegypten entwickeln sich hier interessanter weise zu so einer art erb-militaerdiktatur, auf hafiz al-asad folgte sein sohn bashir, und auf mubarak soll bald dessen sohn folgen). und in der tat: diese authoritaeren regime haben ganz erhebliche legitmitaetsschwierigkeiten.

    „Das alte, panarabische Ideal hatte schon Mitte des letzten Jahrhunderts abgewirtschaftet und wurde abgelöst durch die Idee der umma, der Gemeinschaft aller Muslime. Dieses Konzept setzte sich gegen den Westen durch und sollte unter anderem die arabischen Länder emanzipieren, nachdem sie sich außenpolitisch als Ex-Kolonien behandelt sahen.“

    noch ende der 50er wurde von aegypten und syrien die UAR gegruendet. in syrien leben solche ideen weiter, sind gar in gewissem masse staatsdoktrin. wobei der syrische pan-arabism besser als greater syrianisms beschrieben wird.
    aber dass die idee des pan arabismus von der umma abgeloest wurde ist schlichte falsch. die idee von der umma gab es schon vorher (eigentlich seit beginn), als konkurrenz oder als begleiterscheinung. islamisten lehnen pan arbism ab, weil es aus ihrer sicht unislamisch ist (westlich eben, kein wunder waren es arabische christen wie michel aflaq, die zu den begruenden des pan arabism gehoeren). andere (manche wurden nun sagen gemaessigte), wie die muslim brothers in egypt haben die idee von den drei kreisen entwickelt, die sie ueberschneiden: egyptian nationalism, pan arabism, und islam (umma).
    alles aber lange bevor „Das alte, panarabische Ideal hatte schon Mitte des letzten Jahrhunderts abgewirtschaftet“.

    „Aber obwohl es die Konservativen sind, die im Moment die Macht im Iran in Händen halten, verlieren seit geraumer Zeit moralische und religiöse Werte an Einfluss“

    einer meiner professoren ist im iran geboren und hat gute kontakte dorthin. ein freund (professor an der universitaet in teheran) erzaehlte im neulich von einem vorfall:
    ein doktorant kam mehr als eine stunde zu spaet zu seiner verteidigung. der doktorant ist ein geistlicher und traegt normalerweise die kleidung eines geistlichen. zur verteidigung kam er mehr als eine stunde zu spaet in ganz normaler kleidung. der professor fragte ihn was passiert war.
    und er erklaerte, er habe eine stunde auf ein taxi gewartet, aber kein taxi hielt an. wegen seiner kleidung. dann sei er nach hause gegangen, habe sich umgezogen und sofort hielt ein taxi an.“

    das passiert mit religion, wenn sie regiert. die missstaende im staat werden auf sie uebertragen. und wenn der bus kommt ist eben nicht die monarchie oder der marzismus sonder der islam schuld.

  7. 07

    nb:
    wie daemlich dieses gequatsche von „semiten“ in bezug auf facts on the ground ist, sieht man, wenn man berucksichtigt, dass ashkenazische juden die yiddish und hebraeisch sprechen linguitische indogermanen (arier) und semiten sind.
    in der heutigen zeit sehe ich diesen „semitenhinweis“ in der regel nur, wenn es um arabischen antisemitismus geht. dann kommt oft das argument: „araber sind semiten und koennen gar keine antisemiten sein.“ MA!!! als ob antisemitimus mit jemandem anderen als mit juden zu tun haette!
    wenigstens weiss man dann, dass der der das sagt zumindest ein ekelhafter rassist, wenn nicht antisemit ist.

  8. 08

    Ich bin optimistischer.
    Weder stehen hinter Ahmadinedschad so wirklich alle mächtigen Gruppen geschlossen, noch mangelt es der grünen Bewegung an Unterstützung in der Bevölkerung. Außerdem ist Khamenei krank und dass sein Sohn Nachfolger wird, noch überhaupt nicht abgemacht.

    Es werden schon Hinrichtungen gestürmt und unterbunden, allzu akademisch ist die Art von Protest nicht:
    http://www.youtube.com/watch?v=Ygi3p4WQpkw

    Die Verbreitung von Informationen lässt sich nicht mehr komplett unterbinden, auch die Landbevölkerung bekommt mit, dass das Regime auf Montazerianhänger einknüppelt.

    Und dass es der Revolution an großen Führerfiguren fehlt, ist auch ein großer Vorteil. Sie erreicht dadurch Breite, ist nicht so angreifbar und ganz offensichtlich trotzdem fähig, sich zu organisieren. Führerfiguren machen eine Bewegung ja auch abhängig von diesen.

    Aber gut, wir werden sehen.

  9. 09
    Monk

    @#742651:
    Locker bleiben, bitte. Semiten sind nichts anderes als eine linguistische Völkerfamilie.
    Früher war diese weit vielschichtiger und bestand aus Akkadern, Babyloniern, Altägyptern, Assyrern, Kanaanitern, Israeliten usw. Die meisten wurden im Laufe der Jahrhunderte arabisiert, sind heute ihrem Selbstverständnis nach Araber.
    Iraner sind aber keine Araber, weder sprachlich noch kulturell.

  10. 10

    Ich vergaß noch, hinzuzufügen, dass es sowohl jetzt als auch schon vor drei Jahren zu Befehlsverweigerungen kam, was die Niederschlagung von Protesten betrifft. Natürlich ist das noch nicht der Sieg. Aber so wirklich gefestigt ist das Regime nicht mehr.

  11. 11

    @#742655:

    hab ich was anderes gesagt???
    hinzugefuegt habe ich freilich, wie und warum der begriff siet etwa 200 jahren ausserhalb der linguistik in gebrauch ist. von rassisten und antisemiten (damit meine ich hier nicht dich!).
    oder wuerdest man irgendeinem (nicht-linguistischen) zusammenhang sagen: perser sind arier/indogermanen.
    der begriff arier bezeichnet eigentlich auch nur „eine linguistische Völkerfamilie“.

  12. 12

    was die situatioan im iran anbelangt, so koennte imam al husayn nochmal von bedeutung sein….
    mal sehen, wie sich die ashura feiertage auswirken.

  13. 13
    Frédéric Valin

    @#742651: Ägypten seh ich anders: Nasser war ein gefeierter Held in seiner Anfangszeit, und hat nach der Suezkrise der arabischen Welt wieder Selbstvertrauen gegeben. Und Nasser ist bejubelt worden in der ganzen arabischen Welt; am Anfang sogar in Kairo selbst von der Muslimbrüderschaft. Ich finde, das will schon was heißen.

    Zum Iran: Imho untschätzt Du den verheerenden Effekt der britischen Besatzung Irans. Ich frage mich übrigens – aber das führt bestimmt zu weit – inwiefern der Schah als verlängerter Arm eines Kolonialisators wahrgenommen wurde (bzw wird).

    Das der Abriss der panarabischen Bewegung und ihr Übergang in die Umma unscharf sind, stimmt, war aber anders nicht zu machen, wenn ich unter 300 Seiten bleiben wollte.

    Die Anekdote ist schön!

  14. 14

    @#742659:

    die sympthie der MB fuer al-nasir war von sehr kurzer dauer. 52 kam er an due macht und (wenn ich mich recht erinnere) 56 hat er die MB verboten und brutal verfolgt.
    die MB haben sich in aegypten in den 20/30er jahren gegruendet (in syrien erst in den 50er), jordanien bin ich mir nicht sicher. und die idee der umma hatten sie von beginn. das war lange bevor pan arabism am ende war. (wie schon gesagt versuchten die MB einen konflikt zwischen pan arabism und umma zu vermeiden.)

  15. 15
    Frédéric Valin

    @#742667: Das bezweifel ich überhaupt nicht; aber Ideengeschichte ist nicht linear. Als Al-Banna seine Freunde überredete, mit ihm durch die Kaffeehäuser zu ziehen und zu predigen, stellte sich erst im Laufe der Zeit heraus, dass die liberale Demokratie bankrott war, vor allem wegen der Engländer. Dann kam Nasser mit seinem nationalen und pan-arabischen Sozialismus. Dass es die Idee der Gemeinschaft aller Muslime da schon gegeben hat, keine Frage; aber sie hat nicht unmittelbar die Geschicke des Landes gelenkt.

    Edit: Ich glaube, wir meinen das gleiche. Zumindest die gleiche Richtung.

  16. 16

    @#742645:

    „It was at that time that the two protoganists, the Semite and the Aryan, came into existence. Both of them are myths, and part of the same mythology. Both originated in the same way, and suffered the same misuse, mostly indeed at the same hands. Both names have their origin in scholarship and refer to language. Both date from the great development of comperative philology in the late eighteenth and early nineteenth centuries.“

    bernard lewis. semites and anti-semites. p. 43.

  17. 17
    mackenzen

    bischen OT:

    ‚Seit Jahren schon befinden sich die arabischen Regierungen in einer tiefgehenden Legitimitätskrise: denn die alten, sinnstiftenden Konzepte greifen nicht mehr.‘

    ey dit gilt aber fuer alle ‚westlichen regierungen‘ wohl ganz genau so! ich bitte: das ist weltweiter zeitgeist! ganz genau: die alten sinnstiftenden konzepte greifen nicht mehr! und zwar schon lange nicht mehr! aber mensch ist eben traege haengt gerne am alten gewohnten auch wenn es schon lange garnix mehr zum festhalten gibt…

    ‚Das Eis, das heute noch trägt, ist schon sehr dünn geworden: der Tauwind weht, wir selbst, wir Heimatlosen, sind etwas, das Eis und andre allzudünne »Realitäten« aufbricht“¦‘

    [Werke und Briefe: Fünftes Buch. Wir Furchtlosen. Friedrich Nietzsche]

  18. 18

    Ich glaube nicht, dass es eine Führungsfigur benötigt. Symbole können schon ausreichen — der Tod Nedas schweißt beispielsweise immer noch zusammen. Dezentraler Protest ist zudem kaum kontollierbar, und der hat sich längst radikalisiert und macht nun seinerseits Jagd auf Sicherheitskräfte. Falls ich hier mal fremd-verweisen darf — ich habe dazu einen umfangreichen Artikel zum Zusammenspiel von Protest und Internet am Beispiel Iran geschrieben:
    http://liebernichts.de/2009/12/blogging-about-the-revolution/