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Bundesliga 12

„Im Stile einer Klassemannschaft“, höre ich jetzt fortwährend, habe Leverkusen den Sieg bei St. Pauli in Sack und Tüten gehauen, aber ich kann das nicht glauben, ich habe das Spiel nämlich gesehen. Zehn Minuten lang dachte, Bayer werde den Hamburgern richtig wehtun, aber von wegen: Wie Heynckes schlußendlich darauf kam, dass sie zur Pause hätten dreinull führen müsse, weiß man nicht; vor allem nicht, wenn man weiß, dass Sidney Sam mit seinen Chancen umzugehen pflegt wie ein verwirrtes Eichhörnchen mit seinen Nüssen vor der Winterszeit.

Zehn Minuten Dminanz, dann aber wusste Zambrano wieder, wo der Michel den Most holt, und Bayer fiel über die gesamte Zeit so wenig ein, dass Heynckes es am Ende sogar für geboten hielt, den einzigen Stürmer, den er überhaupt im Kader hat, auszuwechseln, fünfzehn Minuten vor Schluss. Eine Entscheidung à la „Eigentlich wäre ein Rotwein durchaus angebracht, aber wenn Sie nur diese Flaschen haben, trink ich lieber Cola.“ Helmes schimpfte wie ein Rentner. Das ganze Spiel hat nicht so viel Energie verbraten wie beim zeternden Gang auf die Bank.

Und siehe, es hilft: Asamoah trifft auf der einen Seite nur den Pfosten, Zambrano hat auf der anderen Seite einmal nicht alle Füße auf der Matte, da kreucht Rolfes den Ball in die Mitte. Wo eigentlich Helmes stehen sollte, stand Renato Augusto.

Wäre dieses Spiel unentschieden ausgegangen, sie hätten sich nicht beklagen können, die Leverkusener. Es heißt immer, wer solche engen Spiele gewinnt, sei ein Kandidat für die Meisterschaft: weil das das nötige Glück sei, sagen jene Kommentatoren, die zu viel von den Räucherstäbchen genascht haben.

Aber Leverkusen war nicht überzeugend, da wird bloß Glück nicht helfen. Spielerische Lösungen suchten sie bisweilen, aber die Mannschaft hat die letzten Wochen eine Vidalisierung erfahren: im Zweifelsfall mehr Eisenfuss als Tanzbeinchen, aber erfolgreich.

Erfolgsmannschaft, okay. Aber zur Klassemannschaft fehlt die Klasse.

Währenddessen, in Japan:

Marin ist ein Kampfschwein. Wie früher der Wilmots. Wenn man den Wilmots von der Seite getreten hat, ist der einfach weitergelaufen. Wenn man den MArin von der Seite tritt, läuft der einfach weiter oder versucht es. Das muss man gesehen haben: wie der kleine blonde Mann durch die Gegend springt und schimpft und sich aufregt, wenn etwas nicht nach seiner Vorstellung funktioniert. Als hätte er einen Poltergeist im Brustraum wohnen.

Und wo wir schon bei Bremen sind: Silvestre bekommt Beistand. Von Tobias Singer.

Claudio Pizarro spielt im Mittelfeld einen Ball mit der Hacke in die Füße eines Stuttgarters. Der Ball landet im Mittelfeld bei Timo Gebhart. Sebastian Prödl verlässt seine Position in der Innenverteidigung und kommt ihm einige Meter entgegen. Mikael Silvestre muss schnell ins Zentrum rücken, um die Lücke zu schließen. In seinem Rücken läuft sich Ciprian Marica frei und bekommt den Ball zugespielt. Also wieder zurück auf die linke Seite, doch es ist schon zu spät. Bevor er ein Bein in die Schussbahn bekommt, hat Marica denn Ball schon im langen Eck versenkt. Gerade einmal 10 Minuten gespielt und schon ist er wieder der Sündenbock.

5 Kommentare

  1. 01
    loeffler

    Schön haben die Leverkusener über weite Strecken schon die letzten zwei Jahre gespielt und es ist trotzdem nichts bei raus gekommen. Dann lieber mal ein paar Spiele dreckig gewinnen – so schlecht kann das wohl nicht sein, wenn Platz zwei dabei rausspringt. ;)

  2. 02
    nelder

    Ähnlich musste sich St. Pauli schon von Hoffenheim abfrühstücken lassen. Besonders schade ist, dass sie ihre Spiele nicht einfach im Gladbachstil (oder aktuell Kölnmanier) verlieren, sondern immer kämpfen um am Ende doch nicht belohnt zu werden. Hoffentlich hinterlässt das nicht zu tiefe Narben.

  3. 03

    Nur des sprachlichen Interesse halbers: Muss es nicht Bartel bei Most heißen?