Dieselbesitzer müssten ja inzwischen eher froh sein, wenn ihnen die Karre in Hamburg abgefackelt und vom Bund bezahlt wurde.
— Johnny Haeusler (@spreeblick) August 2, 2017
In Gesprächen behaupte ich immer gerne, ich würde mich nicht für Autos interessieren.
Dann erzähle ich von meinem ersten Wagen (einem Renault R4, wie dieser hier, aber in hellblau) oder von meinen diversen echten, also Nicht-BMW-Minis (ich hatte genau so einen Mini Cooper in British Racing Green und später einen gebrauchten, der ein Loch im Boden hatte, durch das man die sehr nahe Straße beobachten konnte). Ich berichte auch nur halb-ironisch davon, dass ich eigentlich gerne in einem kleinen britischen Zweisitzer herumfahren würde.
Und ich kann endlos über die Kommunikationsausstattungen moderner Fahrzeuge labern, die spätestens mit der Verbreitung von Smartphones lächerlich und umständlich sind und deren UI unter aller Kanone ist. Oder darüber, warum ich kein mit dem Internet verbundenes Auto haben bzw. die komplette Kontrolle über die übermittelten Daten behalten möchte und strenge Regulierungen fordere.
Irgendwie, auf eine eher untechnische Art, interessiere ich mich also doch für Autos. Ich fahre gerne Auto und ich besitze eines, obwohl ich weiß, dass man dafür in die Hölle kommt und ein Schwein ist. Oder andersrum. Und das alles bedeutet wiederum nicht, dass mir nicht wie jedem anderen Twitter-Schlauberger auch bewusst wäre, dass wir dringend andere Autos, Mobilitätskonzepte und Städte brauchen. Besonders Kopenhagen legt dabei vor und zeigt, wie fahrradfreundliche und sicherere Verkehrsplanung geht. Mal als Beispiel.
Triggerwarnung: Die nachfolgenden Gedanken drehen sich trotzdem um Autos. Denn ich glaube, dass das Thema aus vielerlei Gründen nicht ganz so schnell verschwinden wird, wie es manchen lieb wäre. Als individuelles Transportmittel wird das Auto noch lange existieren, da können wir noch so laut klingeln. Die Frage ist also, wie man damit umgeht, Schaden verringern oder sogar eliminieren und für lebenswerte Städte mit fairen und sicheren Konzepten für alle Verkehrsteilnehmer sorgen kann. Und zwar eher heute als morgen.
Stattdessen: Dieselgate einerseits, Tesla andererseits.
Fangen wir mit Dieselgate an. Ich halte die Debatte für aus dem Ruder gelaufen, solange nicht zu allererst diejenigen für das Desaster gerade stehen müssen, die den ganzen Mist anscheinend durch illegale Absprache, Gier-getrieben und in vollem Bewusstsein der Konsequenzen fabriziert haben. Wird dieser Prozess nicht in Gang gebracht, braucht sich niemand über weiter rückläufiges Vertrauen in den Rechtsstaat in der Bevölkerung zu wundern. Und jede Politik, die dabei Ablenkungsmanöver startet, beschwichtigt und die Verbraucher für völlig bekloppt erklärt – wie gerade beim „Dieselgipfel“ geschehen –, weil diese Industrie bzw. die von ihr bereitgestellten Arbeitsplätze für das Land so enorm wichtig sind, begeht den Fehler ihres Partei-Lebens. Warum nicht wenigstens die Grünen die größte Wahl-Chance dieser Bundestagswahl erkannt haben und noch lauter auf die Pauke hauen als die Umwelthilfe, wird mir ein Rätsel bleiben. Na gut. Ich weiß schon, warum. Das macht es aber nicht besser, sondern schlimmer.
Denn die tatsächlich wichtige Industrie, die trotz echter Schweinereien mal wieder politisch verteidigt wird, existiert in wenigen Jahren sowieso nicht mehr. Und sie ist selbst schuld daran. Nicht etwa Tesla.
Die Volkswagen-Gruppe hat im Jahr 2016 nach Statista 10,41 Millionen Fahrzeuge vom Band laufen lassen, bei Tesla waren es 79.000. Für die Perspektive: Die VW-Gruppe verkauft in einer einzigen Woche mehr als doppelt so viele Wagen wie Tesla im ganzen Jahr. Das ist wichtig, um zu erkennen, wie viel mehr Kunden, Kontakte, Markenstärke, Marktmacht, Geld, Erfahrung und Wissen ein Unternehmen wie VW im Vergleich zu Tesla eigentlich hat – ganz abgesehen davon, dass die VW -Gruppe ja auch ein klein wenig länger existiert.
Daher sollte es VW oder jedem anderen größeren Hersteller möglich sein, weitaus attraktivere und vor allem bessere elektrische Fahrzeuge anzubieten als Tesla, deren Hype neben der Person Elon Musk auf einem einzigen Faktor basiert: Tesla ist in aller Munde, weil sie es endlich machen. Und nicht darüber quatschen, dass man in Zukunft ja vielleicht mal eventuell und wahrscheinlich möglicherweise könnte.
Tesla baut nicht – um mal BMW als Vergleich zu nehmen – Protzkarren mit Verbrennungsmotoren und stellt sich dann noch ein Alibi-E-Auto neben die Produktpalette, das wie ein hässliches Entlein wirkt und auch so behandelt wird. Nein,Tesla baut ausschließlich Protzkarren, die mit Elektroantrieb fahren. Das ist mutig und konsequent in einer Welt, in der genau diese beiden Eigenschaften an so vielen Stellen fehlen. Aber es ist auch viel zu teuer (und trotzdem kommt Tesla mit der Produktion nicht nach). Erst irgendwann in den nächsten ein, zwei Jahren kann man einen Tesla zum Preis eines gehobenen Mittelklassewagens bekommen, günstige Kleinwagen dauern noch länger. Das Vorgehen Teslas, zunächst das Geld der Sehrsehrgutverdiener zu nehmen, um damit kommende günstigere Fahrzeuge zu finanzieren, ist schlau und völlig okay, aber das dauert halt alles noch eine Weile. Womit wir bei den ganzen anderen Schwächen von Tesla sind, die sich bisher kein klassischer Hersteller zunutze macht.
Ein Tesla ist irrsinnig teuer, dafür aber auch irrsinnig langweilig. Ich weiß, dass mir viele Anwälte und Berliner Flughafenbauunternehmer widersprechen werden, aber mit Ausnahme der Flügeltüren beim X hat kein bisheriges Tesla-Design Stil, Witz, Sex, Detailliebe, Spaß, Coolness oder Aufregung. Das Design von Tesla löst bei mir ähnliche Emotionen aus wie ein Billy-Regal: Tut, was es soll, aber eigentlich will man was anderes. Das gilt für außen wie für innen, im Fall des 3er: Ein großes, lieblos mittig aufgepapptes Display für alle Funktionen vor einem Holzdekor. Könnte in eine Ausstellung über „futuristisches DDR-Design“ passen. Und über die Alltagstauglichkeit eines Tesla spricht auch niemand, dabei finde ich durchaus wichtig, wie und womit ich ein Auto beladen kann. Passt da ein Billy-Regal rein?
Auch über die Produkt-Qualität von Tesla liest man in den Medien erstaunlich wenig, in verschiedenen Foren dafür umso mehr. Einige Tesla-Besitzer, die im Schnitt immerhin mal eben 100k für ihr Fahrzeug hingeblättert haben, berichten von Verarbeitungsmängeln wie schiefen Türen oder Klappen, Lackfehlern, merkwürdigen Geräuschen ab einem bestimmten Tempo und anderen Kleinigkeiten, die zwar von Tesla im Rahmen der Garantie behoben werden, aber eben auch zeigen: Autobau ist mehr als Batterie-Knowhow und es ist etwas, bei dem jahrzehntelange Erfahrung z.B. im Karosseriebau durchaus hilfreich sein kann.
Es ist nun nicht so, dass ich alle Designs anderer Auto-Hersteller toll finde (ehrlich gesagt finde ich die meisten modernen Autos langweilig gestaltet) oder dass es bei ihnen keine Verarbeitungsmängel gäbe.
Was ich aber neben dem Stänkern mit Tesla-Fans eigentlich sagen will: Elon Musk ist kein Zauberer, sondern ein guter Verkäufer mit Mut (oder Größenwahn, vermutlich beides). Und ein Tesla ist keine perfekte Wundermaschine, sondern ein sehr teures Proof of Concept: Wenn man will, kann man im Jahr 2017 Elektro-Autos mit ausreichender Reichweite anbieten.
Und ich behaupte, dass jeder große klassische Autohersteller das eigentlich besser könnte als Tesla. Ich behaupte außerdem, dass bei jedem dieser klassischen Autohersteller kleine Teams sitzen, die fertige und innovative Konzepte, Designs, Marketingstrategien und Finanzpläne für Elektromobile fertig und präsentiert haben, die weit über die Ideen eines Tesla hinausgehen und innerhalb von zwei bis vier Jahren bzw. schon längst am Markt sein könnten.
Warum machen sie es also nicht einfach? Warum kann ich 2017 immer noch keinen coolen, modernen und technisch hochklassigen Wagen mit integriertem Carsharing und zukünftig autonomer Parkplatzsuche von einem klassischen Hersteller kaufen oder noch besser: on demand mieten? Ja, es gibt einen E-Golf ab 36.000 Euro, aber auch hier hat man den Eindruck, dass man etwas kauft, das in zwei Jahren überholt ist (pun intended), das vom Hersteller mit wenig eigener Begeisterung an den Markt gebracht wurde (die Website für den Wagen erreicht eine 11 auf der Sexiness-Skala von 1 bis 10) und echt mal: Wenn schon, dann sollte sich so ein Wagen auch ein bisschen wie „saubere Zukunft“ anfühlen, oder? Und nicht wie „hab ich von meinem Opa geerbt“.
Warum ist das alles so schwer?
Weil es – da sind wir dann bei den Vorteilen von Tesla – in den entsprechenden Unternehmen keine Personen wie Elon Musk gibt, die radikale, aber richtige Entscheidungen treffen oder Zielvorgaben machen und dafür auch mit ihrem Namen und Gesicht geradestehen. Bei Auto-Herstellern und vielen anderen Industrien fühlt sich anscheinend niemand persönlich verantwortlich, es sind gigantisch gewachsene Firmen-Gebilde, bei denen die Köpfe prinzipiell wechseln können, solange die Firma bleibt, was sie ist. Und gerade das wird schwer, denn sollte einer der klassischen Hersteller aus der Automobilbranche wirklich entscheiden, die Produktion von Verbrennungsmotoren im Privatsektor innerhalb der nächsten zehn Jahre komplett einzustellen und seine gesamten Ressourcen auf E-Mobility zu konzentrieren, dann wird das verdammt weh tun. Denn dafür müssen in der Tat zehntausende Arbeiterinnen und Arbeitern entlassen werden, wenn Umschulungen für alle nicht möglich sein werden. Diese Entscheidung will keine aktuelle Konzernspitze treffen, obwohl sie weiß, dass der Schritt unausweichlich ist. Sie wird es lieber aussitzen und den Nachfolgern überlassen (für die Regierungsparteien gilt hier wie immer der Vierjahresturnus).
Tesla hat diese Probleme nicht. Tesla beschäftigt niemanden, der seit 30 Jahren Verbrennungsmotoren oder Getriebe einbaut.
Das Blöde ist aber: Man wird sowieso vielen Menschen kündigen müssen. Darauf zu hoffen, dass hinsichtlich der Automobilindustrie alles bleibt, wie es ist, ist ein großer Irrtum und damit geschäftsschädigend. Wer jetzt kein Modell aus der Tasche ziehen kann, wie er in den kommenden paar Jahren seinen Automobilkonzern komplett umbauen will und wie er dabei das Bestmögliche für aktuelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun kann, der sorgt für das Verschwinden des Konzerns und damit für noch viel größeres Jobsterben. Vielleicht nicht in fünf, aber sicher in 15 Jahren.
Es gibt eine noch unbeliebtere, weil noch gesundheitsschädlichere Industrie als die der Automobilhersteller: Die Tabakbranche.
Diese muss sich schon lange nicht nur mit ihrer Gefahr für die Gesundheit, sondern auch mit Konsum- und Werbeverboten und mit rückläufigen Verkäufen beschäftigen. Eine Zeitlang sah es so aus, als würden mit nikotinhaltigen oder -freien Liquiden betankte E-Zigaretten das disruptive Element für diese Branche bedeuten, es wirkte, als wäre das endgültige Ende der Tabakindustrie gekommen. Und nun sieht alles doch wieder anders aus.
Rund 3 Milliarden Euro hat Philip Morris in die Entwicklung einer elektrischen Zigarette investiert, die Tabak nicht verbrennt, sondern nur erhitzt und die dadurch nicht raucht, nicht stinkt, keine Asche hinterlässt, vor allem aber etwas weniger gesundheitsschädlich als bisherige Zigaretten sein soll. Der Konzern wirbt in Interviews zum Produktstart sogar mit der medienwirksamen Ankündigung, dass er in naher Zukunft gar keine traditionellen Zigaretten mehr herstellen will. Ob es soweit kommt, wird die Zeit zeigen, und man muss die Tabakindustrie deswegen ganz sicher nicht heilig sprechen, das Ganze ist ja auch eine Verzweiflungstat. Aber man kann sie als Beispiel für notwendiges, massives Umlenken und einen Strategiewechsel betrachten, deren Ausgang alles andere als gewiss ist.
Das wäre bei der Automobilbranche anders. Tesla jetzt die Stirn zu bieten, ist nicht nur möglich, sondern es wäre trotz nötiger hoher Investitionen weitaus risikoärmer. Denn dass das Zeitalter der Elektromobilität angebrochen ist, daran zweifelt niemand. Und würde man politisch mit der Autobranche ähnlich konsequent ins Gericht gehen, wie mit der Tabakindustrie – hätten wir also bspw. Fahr- und Werbeverbote – dann hätten wir in spätestens zwei Jahren auch mehrere coole, moderne, finanzierbare E-Cars von deutschen Autoherstellern. Ganz sicher.
„ein sehr teures Proof of Concept“ und genau das ist auch einer der Hauptmotive von Musk mit Tesla: den großen Konzernen vorführen (ein wenig auch die großen Konzerne vorführen), dass es eben doch möglich ist, diese unfassbar ineffiziente Technologie Verbrennungsmotor aus dem vorletzten Jahrhundert(!) endlich zu ersetzten – selbst als Quereinsteiger sozusagen. Wenn die Autobauer aufwachen und das Thema ernst nehmen, ist Tesla wahrscheinlich ganz schnell ganz klein. Das ist Musk aber auch bewusst und wohl auch egal. Er hat das Rad ins Rollen gebracht. Die Tabakindustrie mit einer E-Zigarette herausfordern ist sicherlich wesentlich einfacher als Autokonzerne mit ihren extrem komplexen und teuren Produktionen/Materialien etc. Das macht man mal nicht eben im Studentenwohnheim oder als Crowdfunding-Aktion. Zudem legt man sich ja auch mit Öl-und Autolobby an, die in manchen Ländern die eigentliche Regierung stellen… Ganz schön viele Stolpersteine und trotzdem fahren mittlerweile Teslas auf unseren Straßen rum. Da muss man schon ganz fest von sich und seiner Idee überzeugt sein (und das nötige Kleingeld mitbringen), um dieses Projekt zu starten –> Elon Musk, Visionär und komischer Egozentriker.
Absolut unglaublich wie aber stets jeder noch so kleine Mangel bei Tesla betont und aufgeblasen wird…
Hier ist übrigens eine extrem ausführliche und überaus spannende Lektüre zu Tesla: https://waitbutwhy.com/2015/06/how-tesla-will-change-your-life.html
In vielen Punkten gebe ich dir Recht, Johnny.
Man muss aber auch anerkennend erwähnen, dass z.b. Mercedes gerade dabei ist, wach zu werden – und das sehr viel schneller als die Konkurrenz.
In Stuttgart, Amsterdam und Madrid läuft die Car2Go-Flotte schon auf (fast ausschließlich) Elektro. Hamburg soll bis Ende 2019 folgen. Es wird also.
Und ich finde, man vergisst die Regierung und Städte/Kommunen bei dem Thema immer. Es fehlt halt auch an Infrakstruktur, vor allem in der Stadt.
Wer nicht gerade ein Haus mit Garage oder Stellplatz mit Stromzufuhr hat, ist momentan noch ziemlich aufgeschmissen beim Laden. Ich denke auch hier sollte viel mehr gemacht werden von öffentlicher Hand. Und bloß keine Privatisierung, sonst landen wir bei dem Lade-Thema irgendwann in der gleichen Hölle wie beim Bahn-Fernverkehr oder der Telekommunikation.
Alles richtig. Die weitaus größere Herausforderung dürfte aber fehlenden Infrastruktur sein. Wer jetzt vor der Entscheidung für ein neues Auto steht, und es ähnlich sieht wie Du es in deinem Beitrag beschrieben hast, tut sich sehr schwer damit, sich für einen reinen Verbrenner zu entscheiden. Bei uns stand so eine Entscheidung gerade an und es wurde leider wieder ein reiner Benziner. Die Entscheidung gegen Elektro oder wenigstens Hybrid wurde einfach dadurch notwendig, dass es in der Stadt in der wir leben keine Möglichkeit gibt so ein Auto aufzuladen. Lebt man zur Miete und hat keinen garantierten Stellplatz mit Stromanschluss, kann man aktuell kein Elektro-/Hybrid Fahrzeug kaufen, selbst wenn VW/BMW/Mercedes/Opel/etc. noch so sexy Modelle im Angebot hätten.
Wenn es die Kanzlerin tatsächlich ernst gemeint hätte mit ihren Zielen für mehr Elektromobilität, hätte die Regierung keine Kaufprämie für Elektrofahrzeuge ausgelobt, sondern mit dem Geld damit begonnen eine Lade-Infrastruktur aufzubauen. Die Regierung alleine wird das sicher auch in absehbahrer Zeit nicht machen, nicht solange ein Verkehrsminister der CDU/CDU im Amt ist. Aber auch hier hat Tesla geziegt wie es geht. Wenn die Infrastruktur nicht da ist, baue ich eben selber eine auf. Ich denke das wird nur flächendeckend funktionieren, wenn sich die großen, deutschen Hersteller mit der Regierung zusammentun (wir wissen ja jetzt, dass die Hersteller schon seit Jahren ein Kartell bilden, die sitzen also eh schon regelmäßig zusammen) und damit anfangen Ladesäulen aufzustellen und Stromleitungen zu legen. Nach dem Treppenwitz des Dieselgipfel gestern, glaube ich nicht daran, dass so etwas jemals passieren wird…
Sehr schöner Artikel und tolle Kommentare darunter. Ich persönlich stehe voll und ganz hinter Tesla. Elon Musk hat sein Ziel erreicht. Die Industrie ist aufgewacht. Er hat ihnen gezeigt, dass saubere Autos gekauft werden. Sogar von sehr gut betuchten Kunden. Was will man mehr? Genau diejenigen sind es, die das Image aufpolieren und die ja jeder Hersteller will.
Elon Musk legt ja auch alle Patente seiner Erfindubggen offen aus. Jeder kann sich daran bedienen. Er will (glaube ich) gar nicht primär finanziell erfolgreich sein. Er hat auch mal etwas gesagt wie: wir alle sitzen in einem Bot. Und das sinkt gerade. Wir (Musks Firmen) haben die besten Eimer, um das Wasser aus dem Boot zu schöpfen. Wir sollten alle die besten Eimer benutzen, nicht nur meine Männer.
Das zeigt es ja eigentlich ganz gut. Und dafür bewundere ich ihn. Ein Mensch mit Werten, der es schafft, sie in unserer Gesellschaft durchzusetzen. Da ich persönlich als kleiner Mensch daran gescheitert bin meine Werte durchzusetzen, beobachte ich Elon Musk zugegebener Maßen sehr fasziniert.
Klasse Artikel! Zeigt das ganze Innovationsdilemma in Deutschland.
Meine Einschätzung als Externer von der Autoindustrie ist genau so, wie es hier im Artikel beschrieben ist.
Was aber, wenn der Autor und ich mangels tatsächlichem Insider-Wissen schlicht und einfach dem Dunning-Kruger-Effekt unterliegen?
Ggf. sind es komplett andere Gründe, warum deutsche Auto-Hersteller keine praxistauglichen Elektroautos herausgeben?
Also an anderer Stelle scheint es ja auch irgendwie dann doch zu klappen, Beispiel DHL/Post: https://www.facebook.com/DHLPaket/photos/a.244174272285817.57130.193176780718900/1338907339479166/?type=3
Schade trotzdem, dass es so langsam anläuft. Bzgl. Taxi ist der Tesla aktuell auch ausgebremst worden – da nicht ab Werk mit Taxameter lieferbar.
Wenn die Branche Taxi fällt, dann kommt der Rest auch; bin ich mir (fast) sicher.
Tesla – ein Ding was ich nie verstanden habe. Wir retten die Welt mit „ökologischen“ Sportwagen.
@Eilke: das Auge isst halt mit..
wenn keinen Sex-Appeal mit ökologischen Anspruch verbindet und deshalb keinen Erfolg hat..ach ja,
das ist das Alleinstellungsmerkmal der Grossen Deutschen Autohersteller
-und dem Innovationsmotor Wissmann….
Und ich sag mal so „Schuldig bei Verdacht“
-Jeder der jetzt einen beschwichtigenden Tonfall an den Tag legt im Sinne „WirmüssenerstnochdieVorwürfesprüfen“ oder harte Masssnahmen fordert und nicht liefert,verzögert,usw
-ist von der guten Lobbyarbeit der Hersteller „beeinflusst“ oder weiss wo er seinen Scheck abholen kann oder seinen nächsten sicheren Arbeitsplatz hat!
Ich fand ja schon bezeichnend als der Kartellvorwurf aufkam wie rasch der schon wieder vom Tisch war und
die Autobauer von ganz normalen Gesprächen miteinandersprachen
-ich dachte da eher an den 14.November 1957 im Appalachengebirge ;-) nur nicht so dillitanisch!
@#2083802:
Ein Elektroauto funktioniert bisher nur in Nischen und nicht in der Masse: Es braucht einfach zu lange zum aufladen und hat nicht die Reichweite. Viele denken, das sei „nur“ Entwicklungsarbeit, aber es sind stattdessen richtig harte physikalische Grenzen am Werk – da kann man ganz doll herumentwickeln und nichts wird signifikant besser.
Tesla funktioniert, weil es sich eine schöne Schnitte am Marktkuchen herausgepickt hat (reiche Leute mit eigener Garage und zusätzlichem Verbrenner). Wer wie VW Autos an Firmenvertreter verkauft, kann denen nicht mit modernen Elektroautos kommen.
Hi Johnny,
guter Artikel den ich bis auf einen Punkt unterschreiben würde.
Dieser Punkt ist, dass das E-Auto sexy/aufregend/usw. sein muss.
Für mich nicht (und ich kenne noch mehr so Leute).
Das Auto ist ein Transportmittel das mich von A nach B bringt bei…
…möglichst geringem Zeitverbrauch (auf dem Land ist das genau so, Stadt ist ein anderes Thema)
…flexibel, ich kann also auch schnell noch mal die Route ändern (ÖPNV ist da oft umständlich)
…geringem Verbrauch (sowohl Kosten- als auch Ökologie-Aspekt)
…geringen Kosten (ich fahre einen Citroen C1 als Pendler mit täglich ca.70 km Fahrtweg)
Der letzte Punkt killt immer noch das E-Auto trotz Prämie und trotz eigener PV-Anlage. (Die PV-Anlage kann nicht so gut genutzt werden, da das Auto dann wenn der meiste Strom erzeugt wird am Arbeitsort steht).
Dadurch, dass die Autobauer die Autos „aufregend“ machen, machen sie sie nur unnötig teuer. Für Leute wie mich, für die das Auto nur ein Gebrauchsgegenstand ist, ist das kontraproduktiv.
@#2083819: Das ist mal eine wirklich interessante Antwort. Danke schön!
Moin!
Also das Problem liegt ja auch hier:
Lithium:
Specific power ~250-~340 W/kg
Charge/discharge efficiency 80–90%
Cycle durability 400–1200
Auf deutsch: Nach 6 Jahren ist der Wagen wertlos.
Wenn es weniger ums Gewicht geht:
Blei-Säure Batterie:
Specific power 180 W/kg
Charge/discharge efficiency50–95% (mit verlust)
Cycle durability<350 cycles
(Bei maximal 50% Entladung erhält man etwas mehr Zyklen)
Wenn man ein Stationäres Off-Grid-System betrieben will sind solche Batterien gut:
Nickel–iron battery:
Specific power100 W/kg
Charge/discharge efficiency<65%
Self-discharge rate20% – 30%/month
Time durability30 – 50 years
Cycle durability Repeated deep discharge does not reduce life significantly.
Negativ ist nur das sie sehr schwer und gross sind. Aber die halten sehr lange und sind für Solar und Wind gut.
Bei kleinen Motoren im PKW macht ein Diesel wenig Sinn. Elektroautos bringen nur was, wenn man den Strom dann nicht aus Braunkohle macht. Lithium ist auch nicht super viel vorhanden und wird in Zukunft eher knapp werden.
Für Nutzfahrzeuge ist es eher sinnvoll die mit CNG und PKWs mit CNG oder LPG zu betreiben. Davon ist genug da und es werden jeden Tag Kubikkilometer abgefackelt, weil es keiner haben will.
Das eigentliche Problem ist das hier:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:World_population_v3.svg
Grüße aus Kanada :)
Dave
Danke für die tollen ergänzenden Kommentare! Viele wichtige Aspekte fehlen tatsächlich im Artikel: Die Frage der Infrastruktur (ausreichend Lademöglichkeiten) z.B. und auch die bereits angesprochene Frage, ob denn E-Mobilität in der aktuell verfügbaren Form wirklich die Lösung ist.
Fast wäre General Motors Elon Musk zuvorgekommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/General_Motors_EV1
Hatten dann aber doch nicht die Eier.
E-Autos
Die Infrastruktur bezüglich Leitungen etc. wurde ja bereits angesprochen, aber die wichtigste Frage ist ja:
Wo soll eigentlich der ganze Strom herkommen, der für die Mobilität mit Elektromotoren nötig ist?
Der motorisierte Verkehr mit Benzinmotoren (Gewerbe/ privat/ ÖPNV) frisst einen großen Teil des gesamten Energieverbrauchs der Bundesrepublik, der bisher aus einem Mix von Gas, Öl, Wind, Solar, Wasserkraft und Kernkraft stammt. Der Verkehr verbraucht mehr Energie als es jeweils die Industrie oder die Privathaushalte nutzen.
Die AKWs werden demnächst dicht gemacht. Schon die Folgen der Akw-Abschaltung rufen ja ordentliche Proteste seitens der Anlieger von Stromtrassen hervor, die den Windstrom von den Küsten ins Binnenland transportieren sollen. auch wird die Verspargelung der Landschaft kritisiert.
Will man also von Öl auf Strom umstellen, muss man deutlich mehr Strom produzieren als bislang.
Die bislang produzierbare Menge an Strom in D reicht nicht aus, um damit auch noch den gesamten Stromverbrauch der zukünftigen Elektromobilität abzudecken.
Woher soll also die Menge an Strom kommen, mit der man die schönen neuen E-Autos antreiben wird? Es wird ja kaum reichen, flächendeckend Solaranlagen und Windkraftanlagen in die Gegend zu bauen. Und gegen neue Stromtrassen wird ja auch gerne mal mobil gemacht….
Es geht um an die 700 TWh, welche bisher durch das Öl abgedeckt wurden. Das entspricht ungefähr der vierfachen Menge des bisher regenerativ hergestellten Stromes in diesem Land.
Autos und Fußball, das sind ja die Themen, in denen man in Deutschland auch emotional sein darf und ebenso emotional diskutiert. Sonst wäre der Diesel-Dingsda schon lang wieder kalter Kaffee, und es würde nicht von einer „Diesel-Krise“ geredet. Hörma, Krise, also geht’s noch?
But anyways, für Menschen wie mich, die beim Thema Auto weniger emotional sind, zählt anderes. Ich fahre einen Fiat Doblo, reichlich alt, Gebrauchtpreis vom Händler waren stolze 4850€. Für mich ist das viel Geld. Als Mensch mit verschiedenen Jobs, darunter Musiker und Tontechniker ist dieses Auto gerade so groß genug. Ja, wir waren auch schon mit vier Leuten, Anlage, Instrumente und Drumkit damit auf Tour. Sehr kuschelig, sehr schlecht für die Stoßdämpfer.
Erzähle ich, weil: Wie die Karre aussieht, was ihr Image ist, wie schnell sie fährt, alles nette Themen für ein Gespräch unter Bieren. Aber für viele Menschen zählt vor allem: a) kann ich mir das Ding leisten und b) kann es das, was ich brauche? Ob man nun Bands, Lichtanlagen oder die Familie darin unterbringen will oder muss, ist ja auch egal.
Realität wird das e-Auto erst, wenn es beim „kleinen Mann“ ankommen kann.
Man kann die E-Mobilität nicht sinnvoll ohne eine gelungene Energiewende umsetzen.
Die aktuelle Energiewende ist ziemlich unsozial, da jeder Verbraucher, also der bereits zitierte kleine Mann, über eine Zwangsumlage wenige Betreiber von Windparks und Solarparks zu Multimillionären macht.
Zudem bringt uns der viele sommerliche Solar- und Windstrom nichts, wenn im Winter kein Wind weht, da man die Energie nicht gut genug speichern kann (es geht nicht nur um Menge sondern auch um Geschwindigkeit bei der Aufladung und der Entnahme). Dann gibt es doch wieder Braunkohlestrom aus Garzweiler oder Kernenergie von den Nachbarn mit der mein E-Auto fährt.
Leider sind wir immer noch nicht an dem Punkt, dieses Grundproblem der Speicherung und kontinuierlichen Versorgung physikalisch lösen zu können. Ladesäulen sind dagegen total simpel. Kabel in die Erde, fertig. Die Frage wo der Strom herkommt, das ist die eigentlich relevante und schwierig zu lösende.
Aktuell ist ja das Wachstum bei den Zulassungen von Hybridfahrzeugen mit über 22% ja etwa 3 Mal größer als bei Elektrofahrzeugen (ca. 7%).
Quelle: https://www.autokreditevergleich.de/wachstum-bei-fahrzeugen-mit-alternativen-antriebstechnologien-im-2-quartal-2016-stabil/
Bei den Mehrkosten, trotz Förderung, sind die Elektroautos aktuell eher etwas für Idealisten. Zumindest nimmt die Reichweite stetig zu.