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Das Internet ist kaputt [Updates]

animal-farm

UPDATE Für Capital habe ich den Artikel noch etwas erweitert.

Natürlich habe ich geahnt, vermutet, befürchtet, gewusst, dass nichts, was ich im Internet treibe, wirklich privat ist und bleibt. Und dass Behörden bei Verdacht auf kriminelle Handlungen Zugriff auf alles Mögliche haben, war mir klar. Das aktuelle Ausmaß der grundlosen Überwachung durch Systeme wie Prism oder Tempora und was da noch alles ans Licht kommen mag, lässt jedoch viele bisherige Verschwörungstheorien lächerlich naiv wirken.

Es ist eine Sache und schlimm genug, dass ich davon ausgehen muss, dass Mail-Kommunikation mit – sagen wir mal hypothetisch: Julian Assange – bei der NSA landet. Es ist jedoch noch mal eine ganz andere Geschichte, wenn nicht nur diese Kommunikation, sondern sämtliche meiner Mails aus einem bestimmten Zeitraum dorthin gelangen und ich erst zwei Jahre später davon erfahre. Wenn überhaupt.

Ich kann nun ahnen, vermuten, befürchten, wissen, warum die Bundesregierung nicht mit schärfster Kritik reagiert (immerhin aber die Justizministerin, zumindest in Richtung UK), ich kann sowohl die Forderungen als auch die Zuversicht von Peter Schaar teilen, doch die wichtigste Frage bleibt: Wie verhalten ich mich ab jetzt? Wie verändern die enthüllten Tatsachen mein eigenes Verhalten in der digitalen Welt?

Und vor allem: Wie kann ich sicherstellen, dass ich meine Grundrechte auch im Netz wahrnehmen kann?

Die frustrierende Antwort ist: Gar nicht. Das Internet ist kaputt. Für immer.

Denn die langfristigen Auswirkungen des Prism-Skandals und seiner Zusatzschauplätze werden weitreichender sein, als wir das bisher annehmen, man muss sich schon äußerst viel selbst vormachen können, um zu glauben, dass der Geist wieder in der Flasche verschwinden wird. Egal, welche politischen Interventionen passieren, welche Gesetze erlassen und erneuert werden könnten: es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Geheimdienste der Welt ihre Serverfarmen „Na gut, dann eben nicht“-grummelnd zusammenpacken und ihre Überwachungssysteme löschen werden. Das technische Wettrüsten zwischen diesen Systemen und persönlicher Kryptografie wird andauern und die Sache etwas bremsen (eher: verlängern), was jedoch vorrangig passieren wird, ist dass wir das Internet anders als bisher nutzen werden. Und das betrifft nicht nur Privatnutzer, sondern auch Unternehmen, selbst wenn das Thema Industriespionage im Prism-Zusammenhang von den Mainstream-Medien bisher eher spärlich angesprochen wird.

Der Mensch vergisst schnell, ich weiß, und viele Leute, mit denen ich in den letzten Tagen gesprochen habe, sind mit frustriertem Unterton davon überzeugt, dass sich nichts ändern wird im Nutzerverhalten. Ich glaube aber, dass sich sehr viel ändern wird. Weniger bewusst als unbewusst, weniger im großen Stil als subtil.

Wir werden viel mehr für uns behalten. Denn wir können nicht mehr flüstern im Internet.

Und der Traum vom grenzenlosen Menschheitsnetz, dessen gesammelte Offenheit auf Dauer für mehr Empathie und Transparenz sorgt, er ist ausgeträumt, fürchte ich.

Widersprecht mir. Bitte.

UPDATE Rop Gonggrijp und Frank Rieger auf dem 22C3 (Dank an TabTwo)

UPDATE Vielen Dank für die rege Debatte, den Input, eure Sicht der Dinge und natürlich für den Widerspruch! Bei iRights gibt es eine Replik auf meinen Artikel von Jürgen Geuter, für die Berliner Zeitung hat Jonas Rest die Stimmung eingefangen.

UPDATE Von Nico Lumma gibt es hier eine Replik.

130 Kommentare

  1. 01

    Dadurch, dass jemand die Offenheit des Internet mit fragwürdigen Zielen ausnutzt, kann es nicht kaputtgehen. Es ist ja immer noch das offene Netz. Kaputt ist höchstens der Staat.

  2. 02

    So gerne würde ich fundamentalst widersprechen, nur müsste ich dann meine Überzeugungen verleugnen. Das wär auch nix. Ich habe bereits beschlossen etliche Massnahmen zu ergreifen (kann man im Blog nachlesen) und vielleicht auch mein Verhalten zu verändern. Da werde ich als privater Nutzer nicht allein sein. Was ich aber wirklich schwer abschätzen kann, ist die Strategie von Unternehmen und der Politik in einzelnen demokratischen Ländern. Da ist zwischen Renaissance von Bürgerrechten bis schärfste Auseinandersetzung irgendwie alles denkbar. Wohl ist mir momentan aber irgendwie nicht.

  3. 03

    Siehe den Vortrag vom 22C3: We lost the war von Frank und Rop.

    Wir haben verloren. Um genau zu sein hatten wir niemals ne Chance, nicht mal ne hauchdünne. Umd wir haben es ihnen leicht gemacht. Anstatt vieler kleiner Anbieter zu nutzen, sind es nur ein paar große …

    Sorry Johnny, ich kann Dir da nicht widersprechen.

    Link zum Vortrag: http://www.youtube.com/watch?v=8bulE9vErfg

  4. 04
    Lars

    End to end Verschlüsselung
    – die frage ist nur lange man diesem Braten trauen kann. Wohl bis die ersten big Player durch backdoors glänzen…

  5. 05

    Sehe das ähnlich wie Andre Spiegel – das Internet funktioniert für die NSA ja wunderbar und immer besser. Was hingegen immer weiter abzusinken scheint, ist usere Akzeptanz-Schwelle, so nach dem Motto „war doch klar“…

  6. 06

    Ich hoffe nicht, dass das das Internet kaputt ist. Wer wie ich, von vornherein den bewussten Schritt gemacht hat, jede Äußerung, die er tut, als potentielle Bildschlagzeile zu lesen, wird sicher sein Kommunikationsverhalten anpassen. Aber nicht so, dass er sich jetzt alles verbietet, was er irgendwie geheim halten möchte, eher so als Abwägung: „Werde ich es überleben, wenn diese Information bekannt wird“. Die Antwort ist dann doch (in unserer (noch) Demokratie) meistens „ja“. Und da man eh kein Vertrauen in die Systeme hat, die einen vorgeben die Privatsphäre zu schützen, macht man so viel wie möglich öffentlich. Denn Öffentlichkeit hat keine Fallhöhe.

    Ich glaube, schon dass mein Verhalten anders ist, als wenn ich der vermeintlichen Privatsühäre vertrauen würde. Aber kaputt ist das Internet deswegen nicht. Noch nicht.

  7. 07
    Nihilistin

    Johnny, und all Ihr anderen Hoffnungslosen: Wenn Ihr so denkt, tut Ihr genau das was „sie“ wollen.
    Ich bin in der Stasi-Vollausbaustufe der DDR gross geworden. Jedes Wort, was ich (wir) laut ausgesprochen haben, war potentiell gefährlich. Weil ein Zuträger es hören (und weitergeben) konnte. Und trotzdem haben viele, sehr viele, immer wieder den Mut gefunden, trotzdem laut zu sprechen. Ich habe es direkt miterlebt, in der Studentengemeinde: Am Anfang eines jeden Semesters schauten wir uns tief in die Augen: Ja, wir wissen daß unter uns x IMs sitzen. Ja, wir wissen daß es für jeden von uns gefährlich sein kann, wenn wir verpfiffen werden. Ja, wir haben Schisse davor, und oft wird die größer sein als unser Mut – aber manchmal auch nicht. Und sie bringen uns nicht zum Schweigen, und jedes trotz Angst ausgesprochene Wort ist ein kleiner Sieg über „die“. Macht Euch nicht freiwillig klein vor „denen“. Kein Überwachungsstaat der Welt kann auf Dauer Emphatie und Menschlichkeit und Freiheitswillen verhindern. Das ist zumindest meine feste, selbstgewonnene Überzeugung.

  8. 08

    Verschlüsselung ist nur Selbstbetrug. Wir haben es hier mit Nationen zu tun, die über unbegrenzte Mittel an Geld und Druck verfügen. Dagegen kann kein einzelner Mensch bestehen und damit dürfen wir getrost davon ausgehen dass alle Veschlüsselung längst verraten sind.

    Aber wir müssen deshalb unser Verhalten nicht ändern. Wir können und müssen genauso weiter machben wie bisher. Sollen sie doch mitlesen die Schlapphüte. Was sie lesen werden ist dass wir keine Angst vor ihnen haben. Wir sind viele sie sind wenige, die sich noch dazu feige verstecken.

    Sie können uns nichts tun, aber sie können unsere Solidarität wecken. Und die einzige Gefahr für dieses System ist Solidarität. Dagegen haben sie kein Mittel, im Gegenteil das macht ihnen Angst. Sie überwachen uns doch nicht weil sie stark sind. Unsere kleinen Geheimnisse sind für die genauso langweilig wie sie auch in Wirklichkeit sind. Aber es gibt ihnen ein gutes Gefühl von Sicherheit, wenn sie meinen alles zu wissen.

    Was sie aber nie begreifen werden, ist das 5 Finger eine Faust bilden und 5 Mutige tausende von Mitläufern aufwiegen. Wir sind viele. Sie sind wenige. Sie haben keine Chance.

  9. 09
    Hans Hübner

    Nutzt das Netz einfach weiter. Es gibt keinen Grund, es jetzt anders zu benutzen als vor den Enthüllungen von Snowden. Benutzt es, um Euer Leben zu verbessern. Benutzt es, um Euch zu organisieren und Euch zu informieren. Benutzt es, um die Welt zu verbessern.

    Ihr könnt und solltet Euch bewusst machen, dass Eure digitale Identität überall ist, Ihr könnt sie nicht beschränken. Das bedeutet aber nicht, dass das Netz dadurch nutzlos geworden ist. Es hat sich nichts geändert, ausser dass Snowden Euch gesagt hat, was ohnehin schon jedem klar gewesen sein kann: Eure digitale Identität ist überall, und natürlich auch in den riesigen Computern der Geheimdienste. Es kann niemanden überrascht haben.

    Es ist nicht so, dass das Netz ein besseres Modell für die „echte“ Welt ist, und was jedem klar sein muss, ist, dass es in Bezug auf Privatsphäre schlechter ist. Das ist kein Fehler, den man beheben kann, sondern eine Tatsache, die sich im Prinzip der Digitalisierung begründet. Nun aber zu glauben, dass das Internet böse sei und Digitalisierung an sich schlecht, hiesse tatsächlich, das Kind mit dem Bad auszuschütten.

    Es gäbe auch Kämpfe für ein freies Netz zu kämpfen, nämlich genau dann, wenn der Zugang zu Informationen beschränkt wird. Statt Euch am Prinzip zu reiben solltet Ihr Euch dagegen verwehren, wenn man Euch das Prinzip verwehren möchte.

    Glaubt nicht denen, die Euch versprechen, die Probleme des Netzes mit Verschlüsselung und anderer Technik lösen zu können. Sie machen Euch Versprechungen, die sie selbst nicht halten können. Kein Computer verdient Vertrauen, denn kein Computer kann von einem Menschen durchschaut werden. Ihr könnt die Maschinen nur nach Ihrer Nützlichkeit beurteilen. Wenn Ihr in Kontakt mit anderen Menschen seid, wenn Ihr Kreativ seid, wenn Ihr Euch am Gerät entspannt oder informiert, dann ist alles passiert, was beurteilt werden kann. Danach könnt Ihr den Rechner wegschmeißen, aber der Umstand, dass und wofür Ihr ihn benutzt habt, wird potentiell auf immer digital vorhanden bleiben.

  10. 10
    Tom

    Naja, das Internet ist dazu gemacht um um Probleme herumzurouten. Wird schon schiefgehen.
    Und die mediale Berichterstattung ist eh unterstes Niveau und auch unter denen, die recht viel Ahnung haben, wird meiner Meinung nicht wirklich viel nachgedacht (schließe ich mich mit ein). Es wird viel abgehört und angezapft, aber für die Datenmengen, die nicht nur durch euer DSL sondern auch durch Firmennetzwerke gejagt werden, bräuchte man Serverfarmen, die rein technisch so groß sein müssten, dass man mehre AKW benötigen würde um diese zu betreiben – im günstigsten Fall.
    Verschlüsselung, Anbieter diverser Dienste wechseln, ggf. seinen eigenen Server über Rapsberry Pi aufsetzen für Mail und Cloud (jeder Mailanbieter mit +10000 Nutzern benötigt einen Zugang für Behörden!) und einfach das anwenden, was man seit Ewigkeiten eigentlich schon weiß.
    Zwar wird es einer Masse an Leuten egal sein ob ihre Daten bei Google oder sonstwo liegen, aber vielleicht schafft man irgendwann mal eine kritische Masse und Google & Co müssen sich fragen warum niemand ihre Serverfarmen benutzt. Oder wir haben das Glück, dass Google & Co einfach nicht mehr mitspielen und versuchen Politik zu machen. Vermutlich werden die Amis Google nicht schließen weil dann 95% der Internetnutzer nichts mehr im Netz finden könnte – davon abgesehen bezweifle ich, dass man Google überhaupt einfach so abschalten kann. Vielleicht kommt ja mal ein Google Democracy, dass über allem steht. Ansonsten wird da schon Zeug kommen. TOR, Bitcoin, Bitmessage und viele andere Dinge…hoffe ich jedenfalls.

  11. 11
    Strelok

    Na, wer hat sein iPhone/Android-Phone, Windows-PC, GMail-Account, Flickr, Tumblr, Facebook schon entsorgt?

    Niemand, schätze ich. Es wird sich exakt gar nichts ändern. Ihr kennt ja die Geschichte mit dem Frosch. Diesmal wurde die Temperatur des Wassers vielleicht etwas zu schnell erhöht. Aber es ist noch im grünen Bereich, niemand hüpft aus dem Pott.

    Man kann halt mit all den Gadgets so herrlich rumposen und ganze Magazine und Blogs damit füllen, wie toll das ganze Gebramsel ist. „Das neue iPhone ist da, zeltet vor Karstadt!“ Die kleinen infantilen Grabenkriege à la Mac vs. PC sorgen für Kurzweil im Forenalltag. Ohne Facebook-Account wird man von den sogenannten „normalen Leuten“ gedisst und fragt sich, wer eigentlich noch alle Nadeln an der Tanne hat. Und hey, 1TB Speicher bei Flickr, gratis! Da vergessen wir doch schnell den Zensurskandal von 2007.

    Es war allerhöchste Zeit, dass irgendwas passiert das die Leute zum Nachdenken bringt. Besten Dank, Mr. Snowden! Dank deiner Hilfe verblödet die Weltpopulation nun 2-3 Wochen später.

    Die NSA-Backdoor in Windows ist seit 1999 bekannt und wir laufen alle noch frei rum. Wer die Hanseln in Maryland und Cheltenham ärgern will, versteckt via Steganographie ein paar zarte Gedichte in seinen Katzenbildern und fühlt sich wie ein kleiner Revoluzzer.

  12. 12

    Es ist eigentlich noch viel schlimmer.

    Das Internet ist kaputt. Unwiderruflich.

    Man muss hier tatsächlich wieder die alte 68er / DDR Paranoia einschalten: alles, was wir sagen, wird abgehört und gespeichert.

    Es tut mir sehr Leid, aber ich kann dir nicht widersprechen, wahrscheinlich ist es noch schlimmer als wir es ahnen.

  13. 13

    Auf den ersten Artikel von David Simon zu dem Thema hast du ja schon auf twitter hingewiesen. Er hat auch weiteres dazu geschrieben:

    „Because thus far the folks who are outraged at the NSA for this particular affront are having a hard time making a case against the stated purposes of an actual program with actual goals. That stuff keeps getting in the way of what they really want to discuss, and discuss passionately, which is purely theoretical: The possibility that this kind of information, gathered together, crosses some sort of technological and moral rubicon, that it is here – with this use of this particular digitization — that we lose America to authoritarian overreach. And it’s in that hyperbole — indifferent as it is to legalisms and court-honored law enforcement strategies, and to what is politically possible to protect privacy and civil liberties, and what is not — that they lose me.“

    http://davidsimon.com/the-nigger-wake-up-call/

  14. 14
    Bomben Terror Attentat

    Fakt ist, ich werde mein Googlezeugs so langsam abbauen.
    Der Kalender ist schon geschafft (es reicht eine cronologische calender.txt vollkommen, Reader ja sowieso, GMail werd ich auch noch schaffen.
    Ich denke der Herr Snowden wird in Zukunft als der Auslöser für eine großes Umdenken im Internet in den Geschichtsbüchern stehen. Ich bin bin mir sicher Google und Co verlieren gerade ein Menge Kunden.

  15. 15
    ber

    @#813547: Word!

  16. 16

    Alles, was technisch möglich ist, wird gemacht. Von irgendwem. Punkt.

  17. 17
    christiane

    Es ist schon länger nicht mehr ganz. (Tipp: Evgeny Morozov, „The Net Delusion“). Zuletzt in der Türkei zu beobachten. Das ist traurig, und ich bin auch wegen anderer Aspekte davon begeistert (gewesen) – andererseits ist es immer noch transparenter als früher. Tut mir leid, wenn das zynisch klingt.

  18. 18

    Ja das stimmt, und wenn wir ganz ehrlich sind, dann sind wir nicht wirklich überrascht, oder? Und sind nicht wir Aufgeklärten, für die das Internet kein Neuland ist, diejenigen, die den weniger Erfahrenen erklären, wie das mit der Privacy von E-Mails und was wir sonst so im Internet tun ist?

    Und dann wird, was gedacht werden kann, eben auch getan. So wie immer. Geist in die Flasche ist nicht. Nicht bei Nuklear. Nicht bei Gen. Gen nicht bei Klon. Und auch nicht bei Überwachung.

    Tja. Und jetzt?

  19. 19
    Strelok

    @#813553: „alles, was wir sagen, wird abgehört und gespeichert“

    Das ist nur die halbe Miete. Es ist schlimmer als die meisten annehmen.
    Zitat aus:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Boundless_Informant

    „Statt nach Inhalten in den Nachrichten (Telefonaten, E-Mails, Postings) zu suchen, liefern bereits die datenmäßig kleinen Zeit- und Ortsstempel von Nachrichten so viel Information über eine Person, dass man ein Bewegungsprofil und damit ein Überwachungsprofil aufstellen kann. Zu den mathematischen Werkzeugen dieser Form der Analyse gehört vor allem die Trilateration. Das Argument, man kümmere sich nur in bestimmten Einzelfällen um Inhalte von Nachrichten, ist für Boundless Informant irrelevant.“

    Die Jungs wissen nicht nur, welche Musik du auf deinem Handy hast, sie wissen auch, wo du sie raubkopiert hast und wann du sie wo hörst. Durch Siri und Pendants haben sie ein Stimmmuster. Das nächste iPhone soll einen Fingerabdruckscanner haben (viele Laptops haben das seit Jahren).

    Microsofts neue XBox One registriert über die Kinect-Cam die Anzahl der Zuschauer im Raum (United States Patent Application 20120278904). Kamera und Mic sind always on. Wenn die Lizenz zum Glotzen nur für fünf Leute gebucht wurde und sechs im Raum sitzen, muss sich einer ’ne Papiertüte überziehen oder Bier holen gehen. Einige Geeks gehen davon aus, dass die Gesichtserkennung so gut ist, dass sie sogar für Altersverifikation funktionieren könnte. Der Gruselfilm startet erst, wenn die Gören in der Heia liegen. Die Gesichtserkennung der Kinect erkennt Gefühlsregungen an deiner Mimik und natürlich werden diese Erkenntnisse ausgewertet. Angeblich, um Werbung noch gezielter platzieren zu können. Aber die Cam schaut auch zu, wenn du Nachrichten konsumierst und wie du auf den Content (als Beispiel: Kriegsberichterstattung) reagierst.

    Das ist der Anfang vom Web 3.0. Es ist die Frage, ob wir es kaufen.

  20. 20
    nik

    @#813548: Das ist zwar ne schöne revolutionäre Aussage, aber mitlesen tun halt nicht die Schlapphüte, sondern die Algoritmen. Und denen gehen subtile „Nachrichten an den Geheimdienst“ oder Sarkasus völlig ab.

  21. 21

    Widerspruch.
    Meine Theorie ist ja, dass das web2.0 nicht überwacht, sondern gleich zu solcherlei Zwecken ausgedacht wurde. Und ist es dann nicht vielmehr ein Sieg für uns, dass sich über diese Kanäle nicht nur offline-Beziehungen abbilden lassen, wie gehofft, sondern ganz im Gegenteil, ganz neue gewachsen sind?
    Solche mit gegenseitigem Treffen, anfassen, Postkarten schreiben – re:publica?
    Ich bin noch mitten im Nachdenken und mitten in der Wut, ich fühle mich nicht nur überwacht sondern missbraucht, von zutiefst traumatisierten alten Männern, die in zuvielen Kriegen gewesen sind. Die in jedem Flügelschlag eines Schmetterlings Zeichen sehen und Botschaften an sich. In anderen Zusammenhängen kämen da die Menschen mit den weißen Kittel herein und würden ein langes Gespräch über Wahn und Wirklichkeit führen. In diesem Fall aber gewähren andere traumatisierte alte Männer einfach nur viel Geld und Befugnisse.
    Ist das Internet deswegen kaputt? Ich glaube es nicht.

  22. 22
    andre

    Die Autobahn ist kaputt, weil es Verkehrskontrollen gibt!?
    Mir tut eher der Snowden leid. Der hat sein Leben in die Tonne getreten, nur weil er gesagt hat: „Der Kaiser ist nackt.“ Der gute Obama jagt ihn und der böse Putin versteckt ihn, was für eine Welt.

  23. 23

    Vermutlich war das „freie“ Internet ein Traum – leider nur.
    Ich zweifele auch daran, dass es wieder ganz zu „befreien“ ist. Zu lethargisch ist die Mehrheit der User, und die Verantwortlichen in Politik haben diese Entwicklung entweder gewollt („wirtschaftsfreundliche Kräfte“) oder sie haben geträumt – und damit die Realität verschlafen.
    Aber trotzdem: aufgeben gilt nicht!

  24. 24
    ctn

    Es bleiben noch zwei Dinge zu hoffen:
    1. Übersehen zu werden bzw. nicht interessant zu werden.
    2. Dass die Regierungen genug Angst vor sich selbst haben.
    Letzteres beginne ich mehr und mehr zu bezweifeln.

  25. 25

    viellicht ist es eine Illusion, zu denken, dass das Netz jemals frei war – in Anbetracht der technischen Möglichkeiten der Überwachung. Und ja, es ist obendrein kaputt, weil unsere Gesellschaft es sich gefallen lässt, dass es zu einem Überwachungsinstrument mutiert.

  26. 26

    Willkommen in der Post-Snowden-Zeit. Gestern klagten wir noch über “Horch & Google”. Heute hat sich das Web zu einem großen Babyphone verwandelt. Die gute Nachricht: Wir sitzen davor und dürfen weiter spielen. http://longposts.com/7075232 

  27. 27

    Willkommen in der Post-Snowden-Zeit. Gestern klagten wir noch über “Horch & Google”. Heute hat sich das Web zu einem großen Babyphone verwandelt. Und die gute Nachricht: Wir sitzen davor und dürfen weiter spielen. http://longposts.com/7075232 

  28. 28
    ctn

    @#813564: Verkehrskontrolle? Insbesondere Tempora hört sich eher an, als hättest Du einen Polizisten im Auto.

  29. 29
    Jonathan

    Der freie Austausch von Informationen war schon immer der Albtraum von Politikern. Wo kämen wir denn hin, wenn sich Menschen unzensiert und unkontrolliert weltweit austauschen können? Freie Informationen sind gefährlich für die, die uns täglich belügen um an der Macht zu bleiben oder um an die Macht zu kommen. Und wenn man das ganze schon nicht verhindern oder verbieten kann, dann muss es wenigsten überwacht werden, damit man diejenigen aus dem Verkehr ziehen kann, die zu viel wissen.
    Kurzum: wir müssen uns mal Gedanken machen, ob wir Politikern so viel Macht geben wollen, dass sie den freien Informationsaustausch zwischen Menschen überwachen und einschränken können. Und ob es wirklich die ideale Lösung ist bei jeder Kleinigkeit sofort nach „mehr Staat“ zu rufen, anstatt auf Eigenverantwortung und Vertrauen in die Gesellschaft zu setzen:

    „Was sind Staaten anderes als große Räuberbanden, wenn es in ihnen keine Gerechtigkeit gibt.“ – Aurelius Augustinus

  30. 30
    zwiesel

    es mag zwar zynisch klingen, aber ich kann die sensation nicht erkennen, die von der enthüllung um prism und tempora ausgeht. haben denn alle schon echelon völlig vergessen, welches schon seit jahrzehnten die weltweiten telefonnetze nachrichtentechnisch auswertet? wer hat denn bitte geglaubt, dass die überwachung sämtlicher elektronischer kommunikationswege vor dem internet halt macht?

    es mag einem vielleicht trost spenden, dass menschliche schwächen nach wie vor dafür sorgen, dass geheimdienste nicht alles wissen.

  31. 31
    maddes

    Das Internet ist nicht kaputt. Es wird nur erwachsen. Es merkt nun, dass das eigene Verhalten, alles was man sagt und tut, Konsequenzen hat und man sich nicht so einfach davor drücken kann. Wie im „echten Leben“. Das Internet wird vielleicht weniger sorglos, weniger verrückt und etwas ernster werden. Vielleicht auch etwas verantwortungsbewusster. Es wird anders, aber nicht zwangsläufig schlechter dadurch (besser freilich auch nicht).
    Das Internet kommt so langsam aus der Pubertät raus. Und wer nicht am Peter-Pan-Syndrom leidet, lernt daraus und kriegt das auch auf die Reihe.

  32. 32

    @#813553:

    Die Gedanken sind Frei.
    (War übrigens mal in einer GMX Werbung)
    Und noch nichtmals das sind sie, diese werden nun auch schon Errechnet. Denn sie wissen was du tuen wirst.

  33. 33

    Hi,
    ich widerspreche dir.
    Ich habe das Netz immer schon sehr zurückhaltend genutzt. In E-Mails keine hochsensiblen Daten verschickt, nichts (oder nur ganz minimal) Sachen über meine Familie ins Internet gestellt, …

    Wir haben immer gedacht, es interessiert eh keinen… ja, irgendwie schon. Ich glaube auch weiterhin, dass meine Mails (trotz politischem Engagement und kritischer Betrachtungsweise diverser Machtzustände) für die total egal sind. Und da ich eh meine Kritik recht offen in mein Blog schreibe,…
    Natürlich will ich NICHT, dass die das lesen, aber vor ca. 10 Jahren haben wir mal an jede E-Mail eine Schlagwortsammlung (Bombe, Attentat, …. USA, Bin Laden … hallo Geheimdienste, lest ihr mit? Ich wünsche Euch viel Spaß beim lesen :-) ) angehängt, damit die was zu tun bekommen, weil wir davon ausgegangen sind, dass die jede Mail irgendwie durch einen Filter laufen lassen. Irgendwie war das schon immer klar, nur keiner wollte es realisieren, dass es so ist.

  34. 34

    Ich kann die Aufregung nur bedingt verstehen. Wo ist die Überraschung?

    Das Internet war nie privat und diskret. Alles was dort geschieht ist nicht im Verborgenen, sondern quasi öffentlich. Das ist der Fluch des Digitalen, dass es beliebig maschinell kopierbar, lesbar, verwertbar ist. Erzähl mir hier niemand, dass er das nicht wusste.

    Die Frage ist doch eher was nutzt es die ganze digitalisierte Belanglosigkeit zu durchforsten? Was schadet es mir zu erkennen, dass ich einer von Milliarden bin, Teil einer Masse die Leergut erzeugt.

    Was ich schreibe steht den Mitlesern doch eher im Weg, als das es interessiert. Ich bin der, der die Filter eher verstopft. Manchmal denke ich, dass wir uns überschätzen. Mein Bewegungsprofil ist nicht interessanter, als das meiner Katze. Der Erkenntnisgewinn aus meinen Mails ist weder für den Geheimdienst wichtig, noch wird er die Welt verändern.

    99% aller Mails, nicht nur meiner, interessieren wahrscheinlich nicht einmal den Empfänger.

    Nein, das Schlimme an dem Skandal ist die Tatsache, dass er uns zeigt, dass wir bedeutungslos sind. Wir sind die Sandkörner, nicht die Nuggets.

  35. 35
    RC

    @#813581: Fast lustig, wie es jetzt urplötzlich überall heißt, wieso tatsächlich noch irgendwo irgendjemand davon überrascht sei – während vorher jeder als paranoider Spinner, als Irrer beschimpft wurde, der auch nur versuchte das als hypothetisches Argument in ein Gespräch einzubringen. :D

    Es ist darüber hinaus übrigens ein himmelweiter Unterschied ob irgendwelche bewusst öffentlich eingestellten Daten einfach nur nicht privat sind, oder ob diese systematisch von einem Staat abgeschöpft, ausgewertet und auf ewig gespeichert bleiben der absolut alles darf, der foltert, geheime Todeslisten erstellt, deren „Urteile“ dann auch tatsächlich per Drone-Strikes vollstreckt werden und der geheime Gefängnisse unterhält, die jeden auf unbestimmte Zeit ohne jeglichen Richterspruch festhalten dürfen.

    Wer überdies ein bisschen was mit einem Feld namens Informatik zu tun hat, weiß das hier eher Algorithmen zum Zug kommen denn simple Filter. Mit der heute zur Verfügung stehenden Rechnerpower, erledigt sich das dann auch vergleichsweise schnell mit der Masse der gesammelten Daten. Darum, eben gerade die Nadel im Heuhaufen zu finden, geht es doch gerade nur. Da diese Algorithmen aber selbstverständlich auch nicht perfekt sind, ist es nur unvermeidlich das schließlich irgendein armes Schwein auf die Liste der Verdächtigen gerät. Die Reichweite der möglichen Folgen kann natürlich sehr groß sein. Es passiert ja alles für die Betroffenen unsichtbar und geheim. Wenn dann was passiert, kann man sich zunächst vermutlich nur wundern wieso.

    Wir alle kennen schon lange Maßnahmen wie die völlig bekloppten No-Fly Lists, die abertausende Unschuldige auflisten, oft nur wegen gleichen/ähnlichen Namen.

    Ich halte es übrigens für eine ziemliche Selbsttäuschung davon auszugehen das Dinge wie ein Bewegungsprofil niemanden interessieren würden. Ganz offensichtlich muss diese Überzeugung ja falsch sein, denn würde es niemanden interessieren, gäbe es nicht ganze Organisationen um eben jenes zu erfassen. Damit ist nicht mal berücksichtigt wie viel das alles kostet. Es ist also Gruppen nicht nur nicht egal, sondern sogar verdammt viel wert. Wer sammelt auch fanatisch etwas, das ihn überhaupt nicht interessiert?

    Abgesehen davon denke ich auch das Leute sich überschätzen, wenn sie zu genau zu wissen glauben was „die“ wirklich interessiert. Bestenfalls werden weitere Leaks entsprechende Erkenntnisse beinhalten.

  36. 36

    Vielleicht ist es eine Generationenfrage. Wir Angehörige der Generation Babyboomer (bzw. deren letzte Ausläufer) sind im Kalten Krieg gross geworden. Wir waren uns immer bewusst, dass es eine Welt der Schlapphüte gibt, im Osten natürlich ungleich deutlicher sicht- und fühlbar als im Westen, aber daß Telefonate und Briefverkehr überwacht werden (können) und daß man wahrscheinlich unter Beobachtung nicht nur der östlichen sondern auch der eigenen Geheimdienste stand, nur weil man Freunden und Familienangehörigen hinter dem Eisernen Vorhang Pakete zu Weihnachten schickte oder aus kulturellem Interesse nach Prag oder St. Petersburg reiste, das erschien nicht spinnert sondern naheliegend.

    Ich habe Orwells ‚1984‘ in der Schule gelesen, John LeCarré, Tom Clancy und Frederick Forsyth und Hollywoods Paranoiakino der frühen 70er und 80er verschlungen und mir war als technisch interessiertem Menschen und schon bei meinen ersten Onlineschritten in den frühen 80ern über Fido und Mausnet immer bewusst: Alles, was du sagst, schreibst und tust: es kann und wird irgendwo beobachtet, protokolliert und irgendwann bei Bedarf gegen dich verwendet werden. Auch und besonders online. Und ich habe mich entsprechend verhalten.

    Ich teile @frauziefles Vermutung, daß das Web 2.0 genau zu diesem Zweck erfunden wurde. Oder besser gesagt: massiv finanziert wurde. Man fängt mehr Fliegen mit Honig als mit Essig — das System muss Spaß machen, muss benutzt werden wollen von den Insassen. Wir müssen es cool und praktisch finden, unsere Überweisungen online zu tätigen und Bargeldzahlungen als anachronistisch und lächerlich und unpraktisch empfinden. Warum nicht auch die Tiefkühlpizza und das Bier und die Zigaretten damit zahlen, selbst wenn das nur 9,20€ sind?

    Wir müssen es sinnvoll und praktisch finden, daß unsere Krankengeschichte auf einer Chipkarte mit unserem Foto lesbar ist und megacool, daß jede Bewegung durch bunte Armbänder und stylishe Apps protokolliert und auf facebook visualisiert, wann wir wo runtastische Aktivitäten begonnen haben und mit wem wir uns zu diesem Zweck (?) im Wald getroffen haben.

    Wir müssen es idiotisch und unpraktisch finden, unsere Bücher (und demnächst Lebensmittel) nicht über Amazon zu finden und zu kaufen. Soll etwa niemand wissen, was wir lesen? Und die Eintrittskarten für unsere Events, warum sollten wir die spontan und vor Ort kaufen und an der Abendkasse bar bezahlen? Ohne praktische Platzreservierung auf unseren Namen? Warum haben wir ein Hoodie auf, wenn wir unter der Videokamera am Eingang durchgehen, ist das wirklich nur wegen des Schmuddelwetters?

    Wir werden es nur fair und logisch finden, daß Leute, die „selbst schuld“ sind an ihrer Diabetes, ihrer Raucherlunge, ihrer Leberzirrhose höhere Kassenbeiträge zahlen müssen und länger auf OP-Termine oder Organe warten müssen, wenn sie überhaupt welche kriegen. Wir werden es — steter Tropfen höhlt den Stein — irgendwann auch verdächtig finden, wenn jemand alles bar bezahlt, wenn es doch mit Karte soviel praktischer wäre. Google Health kam zu früh und war zu unsexy, aber Nike+ wird da schon was schickes zu im der Schublade haben.

    Wir finden es normal, daß wir zu unserer Sicherheit unsere Schuhe ausziehen und unsere Gürtel ablegen müssen und durch Nacktscanner müssen, während unsere Identität im Hintergrund auf Plausibilität und Schwachstellen durchleuchtet wird, bevor wir ein Verkehrsmittel besteigen, für das wir inzwischen oder sehr bald kein Ticket mehr anonym am Schalter mit Bargeld bezahlen können und dürfen, selbst wenn es sich um einen Inlandsflug handelt, für den man eigentlich keinen Reisepass braucht.

    Wir hassen vielleicht die Bahn aber lieben unsere Bahncard und kämen nicht auf die Idee, eine Fahrkarte cash zu zahlen, in einem Hotel abzusteigen ohne Treuepunkte, Clubkarte oder andere Rabatte. Das wäre ja blöd und zu unserem finanziellen Nachteil. Wer würde das schon wollen und warum? Mit dem/der stimmt doch was nicht?

    Das Netz war und ist und wird ungleich grösser und allumspannender sein als der Teil, den wir über DSL sehen und nutzen.
    Bin ich paranoid? Vielleicht. Vielleicht bin ich auch nur ein Kind meiner Zeit.

  37. 37

    Dieses heile Internet hat es gar nie gegeben; immer schon war mit finsteren Gestalten zu rechnen, die den Datenverkehr abgreifen, indem sie angeblich anonyme Proxies betreiben oder angeblich anonyme Mailadressen selbstlos zur Verfügung stellen. Und das war nur der Anfang, in den 20 Jahren seither ist viel passiert, und das in aller Öffentlichkeit, also kein Grund nun so erstaunt, wahlweise auch verwirrt oder enttäuscht zu tun.

    Spätestens seit Zeitschriften wie iX gezeigt haben, wie öffentlich gepostete Daten der User in Facebook etc sehr einfach in Profile umgemünzt werden können, wissen wir, das wird gemacht, auch durch Private. Ich finde diesen Aspekt sogar viel unangenehmer als die geheimdienstliche Überwachung. Denn sie hat die These „Überschwemmen wir die einfach mit Daten, dann sind sie nämlich überfordert“ als falsch und gefährlich widerlegt. Und all die Kindereien wie falsches Geburtsdatum angeben, Schreibweise des Namens immer wieder variieren etc – alles sinnlos. Unser Biotop im Internet verrät uns immer, da kann man sich lange maskieren. Und jetzt laut NSA CIA FBI UKW zu schreien verdeckt bloss die viel grössere Gefahr der privaten Internetcrawler.

  38. 38

    Es ist schlimmer: unsere Demokratie ist kaputt! Das Internet kann ich auch immernoch nutzen. Ich kann darauf hoffen, dass meine Daten im ganzen Wust untergehen oder ich nutzen Tor und Verschlüsselung.

    Allerdings ist es in meinen Augen viel schlimmer, dass demokratische Staaten Selbstmord aus Angst vor dem Tod begehen. Die USA, Großbritannien, Kanada und wer weiss noch welche „freiheitlichen“ Staaten werden zu Überwachungsstaaten. Die NSA soll zwar „nur“ den Rest der Welt überwachen, in Wahrheit wird es eine Totalüberwachung sein.

    Und wo sind da dann die qualitativen Unterschiede zwischen den USA, China und Iran? Die sind minimal und werden evtl. auch noch schrittweise verschwinden.

    Und unsere Regierung schweigt laut. Die Opposition macht allerdings auch nicht den Eindruck, als würde sie einen anderen Kurs fahren wollen. War es das mit dem Experiment Demokratie? Ich hoffe doch nicht.

  39. 39

    Nichts wird sich ändern, den es berührt die Menschen nicht direkt. Den wenn man sich so umschaut, schreien die Masse der Menschen doch nur dann auf wenn es Sie direkt was angeht, solange Sie nicht damit in Berührung kommen, Interessiert es doch die meisten nicht. Man schaue es sich nur mal mit dem Atommüll an.

  40. 40

    Ich tröste mich mit den Dissidenten wie Ai Wei Wei, der das Internet als beste Waffe im Kampf für Freiheit und Menschenrechte ansieht. Reporter ohne Grenzen zu verfolgen, macht Mut und zeigt Wege – so hoffe ich…

  41. 41

    Hm was ich mir immer noch nicht so ganz vorstellen kann, ist die Praxis: wie genau wird es aussehen, dass irgendwann GSG 9 Beamte bei mir im Zimmer stehen und sagen: „wir haben ihre Mails gelesen und glauben dass sie Angela Merkel angreifen wollen!“
    Und auf einmal verschwinde ich ohne Gerichtsverfahren in einer dunklen Zelle? Kann sowas wirklich bei uns passieren?
    Oder bleibt der Eindruck (und Praxis) der totalen Überwachung das Schreckgespenst mit dem man versucht aktive (demokratische) Gruppen einzuschüchtern, damit sie das Netz nicht mehr nutzen, wie sie es nutzen sollten.
    Also Johnny, schreib weiter deine Mails mit Julian und solltest du deswegen irgendwann in einer dunklen Zelle sitzen, holen wir dich raus! ;-)

  42. 42

    Wenn das Internet, von dem wir träumten, kaputt ist, oder so vielleicht noch nie war, wie in unseren Träumen, dann wird es höchste Zeit, das wir uns daran machen, uns ein neues zu bauen, wie wir es uns vorstellen. Na gut, dieses Internet ist kaputt, oder zumindest so sehr mit Problemen durchsetzt, das wir es uns nicht zutrauen ohne eine gewaltsame Revolution das Ding zu reparieren. So what! Version 1.0 war das. Der erste Versuch eines virtuellen Netzes, basierend auf Strukturen die uns nicht gehören, basierend auf Software, die uns nicht gehört, basierend auf Daten, die uns nicht mehr gehören.

    Dann bauen wir eben ein neues Netz, unser Netz, basierend auf freiem offenen Material. Das kann uns keiner verbieten!

  43. 43

    Ich stimme zu, dass die Auswirkungen weitreichender sein werden, als wir uns aktuell Vorstellen können/wollen. Ich stimme auch zu, dass „wir“ wohl unser Verhalten etwas subtiler ändern bzw. eher im Kleinen unser Verhalten im Netz anpassen werden.

    Aber wir können noch im Netz flüstern und gerade deinen letzten Absatz, dass der Traum eines offenen Netzes der für mehr Offenheit und Emphatie und Transparenz sorgt, nun „ausgeträumt“ wäre… DA Stimme ich NICHT zu.

    Gerade, weil es Whistle-Blower gibt, weil es Regionen mit starker Überwachung und Menschenrechtsverletzungen gibt, ist ein Internet, mit Informationssammlern überwacht oder nicht, Wichtig und Essenziell.
    Missstände werden bekannt, Firmen und Staaten können sich nicht ganz so einfach hinter div. „Verbrechen“ bzw. „Missetaten“ verstecken.

    Durch das Internet passiert weniger im „Geheimen“, also ohne das Menschen darüber schreiben, Twittern, Bloggen, Video- oder Audiopodcasten.

    Die Welt wird auch durch ein Überwachtes Internet offener und empathischer sein…
    Das fällt nicht weg und es wird, so glaube ich, auch nie ganz wegfallen. Denn es gibt da draussen mutige Menschen, kleine und große Helden, die Aufstehen und uns über das Internet mitteilen: Was „XYZ“ da getan hat und tut ist FALSCH… Und da ist es völlig wurscht, wer da was mitschneidet und überwacht.

    Der Kampf um ein freies Internet wird also weiter gehen. Nur sehen wir nun mit etwas offeneren Augen, was unsere eigenen gewählten Regierungen und andere Staaten so treiben und welche Möglichkeiten sie haben. Gut für uns, finde ich.

    In diesem Sinne

    Viele Grüße
    M. Stumpf
    aka
    nerdaxt

  44. 44
    Mario

    Ich finde es interessant, dass in diesem Zusammenhang nicht mal darauf geschaut wird, was Marketer und Unternehmen so treiben, um uns zu durchleuchten.

    Hier bringt ein Marketer das mal ganz unverblümt auf den Punkt:
    „5 Punkte, die das Marketing von PRISM lernen kann“
    http://www.socialmedia-blog.de/2013/06/5-marketing-prism-tricks/

  45. 45

    Das macht ja alles nur Sinn weil das Netz so stark verbreitet, so omnipräsent ist. Wie kam es dazu? Es hatte bunte Bilder und schöne Musik für lau. Ohne das hätte es weder eine entsprechende Verbreitung noch zahlreiche Fürsprecher gegeben. Je bewusster den Menschen in der Masse der Überwachungsaspekt dieser Technik wurde um so mehr ging es einerseits genen den terror und andererseits um bunte Bilder von Occupy und schöne Lieder vom Arabischen Frühling. Die kommen in einer Frequenz, dass man gar nicht merkt dass alles immer im Sande verläuft.
    Fangt an. Aufzuhören zu glauben es würde die Welt besser machen.

  46. 46

    In den 80ern war ich bei der Bundeswehr als „Fernmeldeaufklärer“ tätig. Das ist eine Tätigkeit aus dem Bereich des Militärischen Nachrichtendienstes. Meine (aus der Natur der Sache ziemlich hohe) Sicherheitsstufe verbot mir, über die terrestrischen Transitstrecken nach Berlin zu reisen.
    Damals gab es anekdotenhaft Geschichten zu hören (die so unterschiedlich waren, dass ich sie für glaubhaft halte), nach denen Angehörige meiner Kollegen bei Fahrten über die Transitstrecken rausgewunken und zu ihrem Verwandten befragt wurden. Aus diesem Grund waren Verwandte in der DDR ein Ausschlusskriterium für die Tätigkeit bei uns. Das Risiko, dass diese ausgehorcht oder gar erpresst würden war zu groß.
    Wir lebten in der Gewissheit, dass „die da“, also das MfS, im Zweifel auch schnell herausbekommen kann, welche Schuhgröße die an uns ausgegebenen Kampfstiefel haben. Wenn sie nicht sowieso Kopien der Ausgabebelege in den Akten hatten.
    Umgekehrt gingen wir davon aus, dass auch westliche Geheimdienste das selbe über unsere „Waffenbrüder“ in Strausberg bei Berlin wussten. Wobei ich heute denke, dass der BND diese Informationen nicht hatte, der ist ja sogar zu blöde, einen Plutoniumschmuggel zu faken.

    Worauf ich hinaus will: Das Internet ist nicht kaputt, uns wurde nur vor Augen geführt, dass die Überwachung längst da angekommen ist, wo wir uns noch halbwegs sicher fühlten.

    Geheimdienste agieren immer im Geheimen. Das ist ihr Wesen. Sie verstoßen immer gegen Gesetze und werden sogar gegründet, um das zu tun. Oder glaubt jemand, ein Auslandsgeheimdienst würde im fremden Land eine Ausnahmegenehmigung beantragen, um ein Telefon zu verwanzen?
    Staatliche Kontrolle ist Augenwischerei, denn was kontrolliert wird kann nicht geheim bleiben. Die Kontrollgremien sind Feigenblätter, ihnen wird nur gezeigt, was sie sehen dürfen. Bis die Existenz der NSA offiziell eingeräumt wurde, frotzelte man, die Abkürzung bedeute „No Such Agency“. Wer Angst vor der NSA hatte wurde offiziell als paranoid und wahnhaft abgestempelt. Auch Senatsmitglieder.

    Geheimdienste gibt es genau genommen seit den alten Ägyptern. Immer, wenn Staaten mit anderen Staaten konkurrieren, werden Informationen zurück gehalten, um Vorteile gegenüber dem Konkurrenten zu haben, was zur Neugier und zur Gründung von Geheimdiensten führt.

    Das dumme ist für uns: Geheimdienste kann man nicht abschaffen, da sie ja geheim sind. Das gilt auch für die mit parlamentarischer Kontrolle. Wenn man Mossad, NSA, BND und alle anderen auflöst wird das abgewickelt, was vom Parlament kontrolliert wurde. Die geheimen Konten, Standorte etc, die der Kontrolle entzogen wurden, agieren weiter.

    Wir werden die Zahnpasta nicht mehr in die Tube bekommen.

    Nicht das Internet ist kaputt, die Welt ist es.

  47. 47

    Gut, Johnny, Du hast es so gewollt. Widerspruch! So lange wir uns dem Internet gegenüber verhalten wie ein manisch-depressiver Patient, werden wir uns im Tal der Enttäuschung niedergeschlagen an die schönen Stunden der letzten Euphorie erinnern. Werden vergessen – oder nicht einsehen – dass es für das freudige Hochgefühl nie einen wirklichen Grund gab. Schade. Aber irgend wann lässt es sich nicht mehr leugnen und nur in diesem Moment, kann die Therapie ansetzen, können wir die verflogene Freude als Überhöhung erkennen, können wir uns davor beschützen, die nächste Welle von Heilserwartung zu surfen.

    Seien wir realistisch. Das Internet macht die Welt nicht zu einer besseren, nur zu einer vernetzteren. Das ist hervorragend, praktisch und phänomenal bedeutsam für Gegenwartskultur und Wissenszugang, für Beruf und Lebensalltag. Aber das Netz können wir nicht schutzlos zur Austauschplattform von Insidertradern, Pornographen und für Criminal Ressource Planing verkommen lassen. Dazu sind die Chancen zu groß, die Konsequenzen zu fatal. Aber welcher Schutz? Das Maß sollten wir diskutieren, die Maßnahmen sollten transparent sein. Das Geheime an Prism und Tempora ist störend – und vielleicht das verstörendste. Am Ende werden wir eine transparente Vorstellung der vereinbarten Surveillance haben – man könnte auch sagen Überwachung. Und jeder wüsste zu jeder Zeit – und würde es nicht mehr vergessen, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist, dass die elektronische Kommunikation – potentiell – mitgelesen, mitgehört, gescannt, aggregiert und analysiert wird. Was wird ansonsten passieren? Gedanken, die privat sind und der Öffentlichkeit beraubt, werden wir für das persönliche Gespräch aufheben oder für den Brief. Das dauert dann länger, hat aber die geringste Wahrscheinlichkeit, das fremde Augen mitlesen.

    Also, Widerspruch. Das Internet ist nicht kaputt. Und es war noch nie so heil, wie erhofft.

  48. 48

    Du denkst schon einen Schritt weiter, ich war erstmal nur schockiert, vor allem von der Reaktion unserer heimischen Rudelführer:
    http://www.salonsieunder.com/2013/06/prism-vs-grundgesetz/

    Nach etwas mehr Nachdenken stimme ich dir zum Teil zu: Das Internet ist kaputt, unser Verhalten muss und wird sich ändern. Aber ich sehe auch positives Potential: Das Hidden Web wird wachsen und zum Mainstream werden. Verschlüsselte Kommunikation per TOR, PGP und Ähnlichem wird breite Akzeptanz erfahren und massiv zunehmen.

    Daneben werden die Alltagsbereiche im Netz sich wahrscheinlich kaum verändern, denn auch wenn man das als aufgeklärter Digital Native eigentlich gar nicht sagen darf: Vieles, was ich im Internet konsumiere und kommuniziere, habe ich ja tatsächlich nicht zu verbergen. Für alles andere gibt es Verschlüsselung, die bei korrekter Anwendung den Entschlüsselungsversuchen immer einen Schritt voraus bleiben wird. Hoffe ich.

  49. 49

    Vielleicht begreifen jetzt einige Menschen, dass der Fim „V – Vendetta“ keine Fiction war, sondern blutige Realität.

  50. 50
    Fritz

    @#813588: Sehe ich auch so. Die „Ich“-Perspektive auf das Problem ist relativ belanglos. Ich kleiner Fisch wüsste nicht, was ich persönlich jetzt anders machen müsste. Für mich persönlich ist nichts kaputt. Was sich seit 3 bis 5 Jahren grundlegend zu verändern scheint, ist das demokratische Machtgefüge. Ein ganz bestimmter „Service-Sektor“ kann und darf plötzlich alles kontrollieren — auch seine übergeordneten Kontrolleure. Dabei entwickelt der Apparat auch eigene Interessen, ganz simpel am Erhalt seiner Macht und seiner Budgets. Das ist in den USA wie mit dem Waffenproblem: Wenn die Waffenindustrie erst eninmal groß genug ist, hat sie enorm was dagegen, sich wieder etwas einzuschränken, schon gar ich aus Vernunftgründen. NSA ist ähnlich: Den Rückbau werden sich die Nutznießer des Miliardenmarkts nicht gefallen lassen und sie haben alle Mittel dazu, entsprechenden Druck auszuüben. Wenn nicht beizeiten die volle Kontrolle zurückgeholt wird in die öffentliche und demokratische Sphäre, kann der Schaden irreperabel werden. Das Problem betrifft ja im Endausbau nicht nur das Internet, sondern die gesamte Öffentlichkeit – vom Zeitungsinformanten bis zum Dokumentarfilmer, der irgendeine Sauerei aufdecken will und plötzlich erfährt, dass das Projekt nicht gemacht werden soll – „nicht erwünscht …“ „Warum?“ … Ein Staat, der in letzter Instanz in der Hand von „Aufklärungsbehörden“ liegt … das Szenario ist denkbar und unsere Politiker scheinen den Braten nicht zu riechen oder wollen das Malheur nicht zu Ende denken oder es ist ihnen schnuppe, an wen sie sich verkaufen (in vielen Fällen gilt vermutlich das Letztere). Einziger Trost, warum nicht alles kaputt ist: Behörden sind auch nicht leaksicher. Die schweben eben auch in ständiger Gefahr, dass der Dreck herauskommt – das zwingt dann auch zu einem gewissen Wohlverhalten bzw. dazu, nicht alles zu tun, was man tun könnte. Wirklich sicher ist niemand mehr – Zeitalter der Post-Confidentiality …

  51. 51
    Mo Floghard

    Ich gebe VolkerK Recht: es ist die Welt, die kapput ist.
    Das schlimme ist: In früheren Zeiten konnte man noch auf „die anderen“ schauen und sagen, es gibt eine Alternative. Und wenn man das Gefühl haben musste, die eigene Flucht würde Angehörige und Familienmitglieder gefährden, konnte man immer noch sagen: all zu weit können sie nicht gehen, denn „die anderen“ werden sie öffentlich zur Rede und stellen.
    Diesen Trost nimmt man uns. Wenn aber unsere einzige Sicherheit ist, nicht zu „den anderen“ zu gehören, und gleichzeitig nicht die Definitionshoheit, wer „die anderen“ sind uns selbst obliegt, sind wir gerade mal so frei, wie eine Teenie-Cracknutte in der Hand bösester Zuhälter: Sie können uns an den Titten aufhängen und auspeitschen. Wir können nichts dagegen tun.

    Freiheit ist was anderes.

  52. 52

    macht kaputt was uns kaputt macht? wichtig ist dass die nutzer das netz nicht als fernseh-ersatz missverstehen, sondern sozusagen als gestaltbare erweiterung ihrer lebensumgebung. der mensch & normalnutzer ist ein herdentier. darum braucht es sowohl tools, wie auch politischen druck dem man sich anschliessen kann, und eben eine art aufklaerung welche das redundante gerede wegfiltern, das entsteht wenn interneterklaerer, sogenannte netzgemeinde und „digital natives“ sich immer breiteren kreisen um sich selbst drehen um in mainstream dummheiten und nutzlosen netzpopulismus dem noisefloor naehern. DAS hat das internet zu einer art riesigem plattensee (ungarn) gemacht, einem seichten gewaesser das sich recht weit ausbreitet.

    softwaretechnisch sind die open source alternativen schon ganz funktional, was eben fehlt ist die startup kohle um genug usability und marketing sosse drueber zu kippen. das wird sich ja wohl jetzt aendern. die erste welle sind dropbox clones aus deutschland, geht auch mit owncloud und ssl-app. schritt1: massenhaft encryption&anonymisierung nutzen. schritt2: diese techniken, ebenso wie p2p *netzpolitisch* schuetzen, wenn noetig gesetzlich, ist mindestens genauso wichtig wie netzneutralitaet.

  53. 53
    BlackHole

    Man schützt die Freiheit nicht indem man sie aufgibt.

    Wir wissen seit Jahren das die Überwachung des Internet allgegenwärtig ist. Dieses Wissen hat uns bislang nicht davon abgehalten das Netz zu nutzen. Prism und Tempora sind ohne Zweifel schlimm aber auch diese Programme werden das Nutzerverhalten (hoffentlich) am Ende nicht verändern… und das ist gut so.

    Das Internet ist kaputt ? Nein. Aber Furcht war immer schon ein schlechter Ratgeber…

  54. 54
    Schwarzmaler

    Das Internet wird sich nicht groß verändern denke ich. Glückwünsche zu Tante Helgas 37. Geburtstag wird es weiterhin auf Facebook geben, Videos mit lachenden Ziegen auf WhatsApp, und 140-Zeichen-Pinguinwitze auf Twitter. Das Internet war immer offen, und im Grunde haben wir immer geahnt, daß, wenn jeder unseren Sinn und Unsinn mitlesen kann, auch Leute mitlesen, denen wir nachts nicht auf dem Friedhof würden begegnen wollen. Jeder wird ein bißchen mehr aufpassen was er sagt, aber das war vielleicht auch vorher schon so. Gefährlich wird es dann, wenn zur Überwachung eine Gesinnungsethik hinzukommt, die falsche Meinungen, falsches Verhalten als unethisch anzeigt und bekämpft. Da halte ich den Westen doch noch für robuster als das Gegenstück DDR/Stasi. Im Gegensatz zur Stasi kann ich heute indirekt die NSA wissen lassen, wenn ich plane, mich für ein halbes Jahr nach Neuseeland zurückziehen zu wollen, weil es den Staat nicht interessiert. Ich weiß nur nicht, was wir tun, wenn die Datensammlung gegen uns alle eingesetzt wird. Die Instrumente für eine Dystopie hätten wir.

  55. 55
    Schwarzmaler

    Noch eins: lieber offen reden, offen seine Profile pflegen als sich zu verstecken. Geheimdienste füllen Lücken durch Gerüchte und Verdächtigungen. Wer in der DDR offen seine Meinung gesagt hat – bei gebotener Diplomatie („Alles Scheiße hier“ funktioniert nirgendwo gut) ohne ausfallend zu werden war besser dran als der, der sich konspirativ im Wald verabredet hat. Wir leben nicht in der besten aller Welten, vielleicht ist dieser Realitätsabgleich die Tage durch Snowden und den Guardian ganz hilfreich.

  56. 56

    Es wird sich meiner Meinung nach nicht viel ändern, da verschiedene Dienste und Systeme bereits fest etabliert sind und Menschen grundsätzlich ein Problem mit Umstellungen zeigen.

  57. 57
    Tim

    Die Fehler, die Johnny beim Internet sieht, sind doch auch anderswo zu sehen und zu fühlen. Wie schon viele hier sagten, die Demokratie ist kaputt und das bemerrt man an vielen Orten, eben auch im Internet.

    Was das Internet wirklich kaputt macht, sind Geschäftemacher, SEOs und andere Parasiten.

    http://www.mobilegeeks.de/adblock-plus-undercover-einblicke-in-ein-mafioeses-werbenetzwerk/

  58. 58

    Lieber Johnny,

    kaputt ist nicht das Internet. Kaputt sind Systeme, die ihren Menschen derart mistrauen, dass sie alles kontrollieren müssen. Kaputt sind Staaten, die den feuchten Traum ihrer Geheimdienste, alles über jeden zu wissen, über die Grundrechte der Menschen stellen, die in ihnen leben.
    Aber wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert. Wenn ich das recht verstehe, können Großbritannien und die USA NUR mit Zustimmung der Bundesregierung tun, was sie tun. Was wir also brauchen – und zwar DRINGEND – ist eine neue Bundesregierung. Eine die unsere Rechte wahrt anstatt sie für ein Freihandelsabkommen zu verschachern.
    Ich werde nichts ändern, weder an der Wahlurne noch in meinem Blog. Ich werde weiter bloggen, twittern und sagen was ich denke. Sollen es doch alle wissen.

    Kopf hoch!

  59. 59

    Widerspruch….
    http://floetenfrosch.wordpress.com/2013/06/26/bose-worter/

    Böse Wörter??

    Ist das Internet wirklich jetzt kaputt? Im Spreeblick schreibt Johnny Haeusler einen nahezu apokalyptischen Abgesang auf unseren Hort der Freiheit, der Kreativität und des Austausches, des Spaßes und der Information.

    Wenn es wirklich soweit ist, dass wir uns hüten müssen vor dem was wir schreiben, warum schalten wir uns nicht sofort alle ab? Setzen wir nicht alle voraus, dass unser Treiben hier nicht eh schon längst beobachtet, gescannt, gelesen, kopiert, gelagert wird?

    (…)

    Also, ihr Jungs und Mädels von Prism, Tempora, auch ihr vom MAD, ihr könnt gerne versuchen, mir dunkle Machenschaften anzuhängen. Guckt euch das ruhig hier an, ihr werdet nichts finden. Ich habe nichts zu verbergen.

    Und wenn ich Angst davor hätte, meinen Standpunkt zu vertreten, würde ich hier niemals – schon gar nicht in dieser Kategorie – irgendein Wort hinschreiben. In welchem Maße kann und sollte uns dieser Überwachungswahn daran hindern, weiterhin unsere Meinung hier zu äußern? Werden wir verhaftet, wenn wir die Haltung der Bundesrepublik zum Fall Snowden oder auch zur Netzneutralität oder auch zur Politik des Herrn Erdogan kritisieren? Noch ist es doch nicht soweit. Und ich denke, dass das in unserem Land so schnell nicht passieren wird. Oder bin ich zu naiv?

    Das einzige, wovor ich hier im #Neuland richtig Angst habe, ist, dass irgendein Arschloch irgendwann mein Konto knackt, weil ich doch irgendwo zu freigiebig mit meinen Daten gewesen bin.

    Bitte widersprecht MIR, wenn ich völlig falsch liege, wenn ich tatsächlich zu naiv bin, wenn ich dem Problem nicht den angemessenen Ernst widme. Wenn ich das Internet nicht verstanden habe.

  60. 60
    Miss Ant H. Rope

    @#813560: es wird gekauft werden, da bin ich mir leider ziemlich sicher. Die Frage die mich beschäftigt, ist ob man die derart intergrierte Überwachung ( bei entsprechendem Absatz des Gerätes ) überhaupt noch aufhalten kann, denn die Konkurrenz wird bestimmt mitziehen bzw. hat schon längst ähnliche Geräte am Start / in der Schublade. Die andere „heilige Kuh“, mit den 4 Rädern, wird doch auch durch beständig durch SchnickSchnack aufgerüstet, den der begeisterte Autofahrer haben „muss“. Und es drängt sich die Vermutung auf, dass die wenigsten Nutzer darüber nachdenken, wer jetzt alles schauen kann wo man gerade unterwegs ist…
    Ich habe übrigens schon vor dem Internet an die Überwachung der Telekommunikation geglaubt… und eigentlich sollte man sich den Spass erlauben, ständig „Reizwörter“ zu nutzen und einen Gruss an die überwachenden Organe gleich anhängen.
    Ich werde weiter da „flüstern“ wo ICH es für angebracht halte und da laut sein wo´s MUSS.

  61. 61
    megal

    Wer hat jemals gedacht im Netz flüstern zu können? Ich nicht. Trotzdem ist mir bange, wenn ich daran denke, wie ich beobachtet werde. Also werde ich bei meinen Startegien bleiben, nämlich laut zu singen, wenn ich durch einen dunklen Wald gehe.

  62. 62

    Das Netz ist erst kaputt, wenn wir anfangen uns selbst zu zensieren. So lange wir aber offen unsere Meinung zum Ausdruck bringen gilt: je mehr desto besser. Öffentlichkeit kann ein Schutz sein. Siehe z.B. die Schwulenbewegung. Die hat durch Herstellung von Öffentlichkeit überhaupt erst ihre Rechte erkämpfen können. Stellt sich nun die Frage: Sind wir im Netz öffentlich genug? Oder ist das Netz am Ende nicht doch immer noch ein Ghetto jenseits des echten Lebens? Also vielleicht doch hin und wieder mal in Eckkneipen einer Diskussion nicht aus dem Weg gehen.

  63. 63

    Die Zeit der Bequemlichkeit ist vorbei!
    Vermulich hatten die meisten unserer Mitmenschen und wir selbst darauf vertraut, dass unsere Gesellschaft keine Gefahren birgt. Das ist nicht so.
    Und die derzeit größeren Gefahren liegen nicht etwa bei von der NSA und unserem Bundesinnenminister beschworenen „Terroristen“, sondern in einer staatlichen „Über-Macht“.

  64. 64

    Ich habe da auch noch einen Film, leider nur auf Facebook https://www.facebook.com/photo.php?v=4953027986956&set=vb.103579249702649&type=2&theater der einiges erklärt, aber ich erinnere mich noch an Debatten zu ACTA, und da ist mir die Seite hier auch schon aufgefallen, es geht mit Nichten um Terror udgl. sondern um die Gier weniger, wie es Gandhi schon damals erwähnte.

  65. 65
    numachendlich

    alle immer in jeder Mail den Terror mit einbauen, bis niemand! mehr mit mit überwachen nachkommt…!!!

  66. 66
    fuckthegoverment

    ich muß angesichts der totalüberwachung immer an harald denken:
    http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/alpha-centauri/alpha-centauri-unschaerferelation-2002_x102.html
    und aufs (massen)psychologische übertragen, bedeutet die heisenbergsche unschärferelation ja auch ganz nachvollziehbar, dass die beobachtung das verhalten des beobachteten beeinflußt. wie dein artikel und meine gefühlslage gut beweist.
    hope? trust us! sonst …

  67. 67

    Hier habe ich noch etwas gefunden, bzgl. dem Satz „Ich habe nichts zu verbergen“ sehr lesenswert, weil er doch immer von den Machtpolitikern verwendet wird, um die Kommunikation zu überwachen: http://www.datenschutz.fu-berlin.de/dahlem/ressourcen/datenschutzfachtagung-2008/dana-1-2008-datenschutz-bielefeldt.pdf

  68. 68

    Wir organisieren jetzt erst einmal eine pgp-Party um (offline) zusammen zu kommen und gemeinsam in unseren privaten Freundeskreisen (und mit interessierten Bekannten) über alles zu quatschen.

    Zudem eine theoretische und praktische Auseinandersetzung mit Krypto und pgp.

    http://fk.1just.de/pgp-party/

    x,

  69. 69

    Schön, dass wir wieder mal 50+ Kommentare haben für ein Thema auf Spreeblick. Haben die Geheimdienste mal wieder gut was zum Mitlesen.
    Tut mir leid Johnny, kein Widerspruch. Das Internet ist Kommerz. Und dieser ist erwünscht. Konspirative Gespräche und Treffen finden besser auf YouTube statt, doch auch hier besteht die Möglichkeit zur Monetarisierung. Und wer ganz sicher gehen will, nimmt unterwegs den Akku aus dem Smartphone und schreibt geheime Botschaften per Flaschenpost, so merkt man wenigstens, ob was abgefischt wurde. Das Internet ist ne bombensichere Sache Leute, zumindest für die herrschenden Konzerne und ihre Politbüddel. Und wer es nicht glaubt, schaltet den Rechner einfach aus. ㋡

  70. 70
  71. 71
    yes_we_jam

    Was mich immer wieder wundert, das ist diese unendliche „Projektionsfläche“ Internet.
    Die Geliebte: rein, weiss, unschuldig, wunderbar – und exklusiv. Nur die Familie und andere gute Menschen treffen sich da. Ein utopischer Tagtraum, so toll wie naiv, denn jeder weiss es doch besser.
    Dann plötzlich das große Aufwachen, die Enttäuschung, der Kreis ist ja offen, die Menschen werden nicht besser und nicht schlechter im Web, die Ideale geschändet, die Utopie verliert ihre Unschuld.
    Ja verdammt, der Traum war quatsch – und er ist ausgeträumt. Kein Widerspruch hier. Leider!

  72. 72
    karin

    Kaputt ist nicht das Internet. Kaputt sind die Menschen und das menschliche System, welches hinter der Überwachungstechnologie steckt. Menschen die nicht fähig sind an das Gute in uns allen zu glauben.

    Aber ich bin nicht bereit mir mein Leben durch solche Menschen zerstören zu lassen! Ich bin nicht bereit mich in meiner Lebenswirklichkeit einzuschränken, meine Telefonate oder Mails selber zu zensieren. Sollen sie ruhig über meine Naivität lachen, das ist mir egal. Ich glaube an das Gute im Menschen und werde am 7.9. zur FSA13 nach Berlin fahren und hoffe, das sich ganz viele von euch anschließen! Wir alle gestalten diese Welt und es darf nicht sein, das das BÖSE gewinnt!

  73. 73

    Die Behauptung, im Internet sei doch eh alles offen und zugänglich, mag sachlich richtig sein, weil es die technischen Möglichkeiten beschreibt. So wie jeder sich vor ein Kunstwerk stellen kann und sagen:

    Kann ich auch.

    Kannst Du nicht und willst Du auch nicht, ist die korrekte Antwort.

    Es geht doch vielmehr darum, dass wir uns wieder klar darüber werden, dass der Ursprung von PRISM oder TEMPORA der Wille ist, nicht die Technik.

    Menschen konnten schon immer mehr als sie dürfen sollen. Daraus, glaube ich, entstand die Ethik.

    Nicht die Technologie ist kaputt, die Ethik ist nur so … zerfranst und schlecht ausformuliert.

    Kurz: Regierungen sollten dieses nicht tun. Nicht im Sinne des Könnens, sondern des Wollens.

  74. 74
    Roman

    Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass ich irgendwie in dieses Zeitalter reingeboren wurde, oder ob es was ganz anderes ist. Aber ich werde mein Nutzerverhalten wohl kaum gross ändern. Ich bin keiner, der will, dass die ganze Welt alles über mich weiss, andererseits war ich auch vor Prism realistisch: Das Internet ist für jeden zugänglich. Das war es schon immer – WENN einer von mir unbedingt was wissen wollte, dass von mir in irgendeiner Form im Internet steht, dann weiss er das auch. Ob Chats, Emails, whatever. Die Möglichkeit bestand und das reichte für mich. Dass es jetzt wirklich so ist ändert für mich nicht wirklich was, da dieser Gedanke vorher auch da war und meine Reaktion immer ein Schulterzucken war. Klar, wenn wir über Ethik und Moral sprechen, dann würde meine Antwort anders aussehen, aber ganz nüchtern betrachtet: Ja, es ist so, und ich bin ganz ehrlich, es ist mir in einer gewissen Form egal. Wenn ich das nicht will, dann müsste ich auf das Internet verzichten, und das will ich nicht. Das Internet war schon immer ein zweischneidiges Schwert, die Menschheit merkt es anscheinend aber erst jetzt. Dabei sehen wir das doch jeden Tag. Nicht alles hier ist Segen, und mit diesem Fakt kämpft der Mensch schon immer – sei es das Internet, die Erfindung der Atomkraft, Schwarzpulver oder was weiss ich. Meiner Meinung nach sollte halt jeder für sich entscheiden, was es für ihn Wert ist. Dann soll halt einer ohne Internet leben, wenn er denn denkt, dass das für ihn besser ist. Oder nach Russland oder Schweden auswandern und selber Anarchist spielen in den fast endlosen Weiten des Internets. Oder, er macht einfach so weiter wie bis jetzt, geniesst die Vorzüge des WWW.
    Und zum Glück sind wir ja momentan an einem Punkt, an dem Verschlüsselungtechniken die Entschlüsselungstechniken weitaus überragen – wenn wir dies etwas stärker fördern würden und es zum normalen Standard im Netz werden würde, dann wäre es für Datensammelstellen dieser Welt in Zukunft nicht mehr so einfach, unsere Tätigkeiten im Netz nachzuvollziehen. Aber das dauert wohl noch ein paar Jahre, wäre jedoch eine mögliche (halb-funktionierende) Lösung.

  75. 75

    @#813594: Ich habe im Januar 2012 mal eine fiktive Geschichte über den Zusammenbruch des Internets geschrieben. Das Internet ist nämlich wegen Bespitzelungen und sowas zusammengebrochen.

    Ich mache ungern so direkt Werbung für meinen Blog, aber irgendwie passt das grad:

    http://www.henning-uhle.eu/stories/fruhjahr-2016

    Grüße!

  76. 76
    peter

    „es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Geheimdienste der Welt ihre Serverfarmen “Na gut, dann eben nicht”-grummelnd zusammenpacken“

    LOL! :)

  77. 77
    Alex

    Die ganz großen Heulsusen sind erstens: Deutsche, zweitens: von ihrer eigenen Wichtigkeit derart überzeugt, dass sie offenbar allen Ernstes glauben, der Obama kriegt zum Frühstück vom NSA ihre Mails vom Vortag auf einem silbernen Tablett als Dreigabe zum Frühstück zu lesen.
    Kommt mal runter von eurem Podest, an euren armseligen Mails ist weder ein amerikanischer noch ein britischer Geheimdienst interessiert.

  78. 78
    RC

    @#813639: Völlig naiv und verfehlt. Würden sie keinen interessieren, würde man sie nicht speichern. Genau umgekehrt ist es korrekt: Es wird gespeichert WEIL es interessiert. Überhaupt das ist ja das Wesensmerkmal dieser Form der Überwachung. Es wird zunächst einmal überhaupt gar kein Unterschied mehr gemacht zwischen der Mail deiner Oma und der eines Top-Terroristen. Sich einzubilden es sei noch anders ändert daran nichts.

    Falsch ist natürlich auch all das Gerede über Obama. Der überwacht schließlich nichts. Er erlaubt es nur das andere es überwachen. Und was die alles damit anstellen weiß niemand – ist schließlich alles geheim. Obama ist nicht mal notwendigerweise die Person die die Kill-Lists befüllt. Autorisiert, Namen auf Kill-Lists für etwaige Drone-Strikes, komplett außerhalb jedes juristischen Prozesses und ohne einen Richter, zu setzen, sind nämlich auch Leute die deutlich weniger prominent sind als der Präsident. Für die Personen, die dann von den Predator Drohnen gesprengt werden, macht das natürlich keinerlei Unterschied. Alles legal.

  79. 79
    Alex

    Na, RC, hoffentlich kommt nicht morgen schon ne Drohne bei dir vorbei, wenn du aufm Balkon sitzt.

  80. 80

    Die nächste Herausforderung scheint zu sein, aktiv gegenzusteuern.
    Etwas gegen die illegitimen Verhaltensweisen unserer Regierung und unserer Politiker zu tun. Individuelle, rein symptomatische Änderungen in kommunikativen Verhaltensweisen werden vermutlich nicht mehr ausreichen.

  81. 81
    Pollogne

    Nein, das Internet ist nicht kaputt. Nur wird sich unser Umgang damit und die Einstellung ihm gegenüber verändern (müssen). Dass man Dinge für sich behalten kann, darauf ist in den letzten Jahren kaum mehr jemand gekommen. Vielleicht sollten wir das positiv sehen: Halbwegs erzwungene, von Meinungsführern wieder verstärkt angeratene Zuwendung zum Privaten. Und damit hoffentlich wieder mehr reale Begegnungen und damit mehr Spannung im Zwischenmenschlichen. Wenn alles durchgesprochen ist und es keine Geheimnisse mehr gibt, kann man sich neue (sachlichere) Themen suchen und sich darüber austauschen.

  82. 82

    werden wir nicht so die ganze überwacht, nur einer hat sich getraut, die wahrheit zu sagen. ändern wird sich nach meiner meinung kaum etwas.

  83. 83
    Froschi

    Och, der Traum von Transparenz hat sich sogar übererfüllt – nur anders, als er ursprünglich mal gedacht war.

  84. 84

    … und verblüffend nach 65 Jahren:
    George Orwell behält mit vielen seiner Prophezeihungen (oder Befürchtungen) recht …

  85. 85
    Stefan

    Das Internet ist nicht kaputt. Wir haben es nur falsch verstanden.

    Wir haben vergessen, dass es zuallererst ein Speichermedium ist, das für jedermann jederzeit überall zugänglich ist. Das ist toll. Das ist furchtbar. Und wir müssen erst lernen, damit umzugehen.

  86. 86

    Nein, das Internet ist nicht kaputter, als vor dem Bekanntwerden von Snowdens Insiderwissen. Aber es ist gut, dass alle jetzt ein wenig mehr darüber Bescheid wissen, wie manche „User“ des Netzes ticken. Das Internet lebt, so wie wir es mit Leben füllen.

  87. 87
    Peter G. Bouillon

    Es gab vor noch gar nicht vielen Jahren mal eine Zeit, in der man seine E-Mail per Telefon über ein Modem zu einem Rechner hochlud. Klar, dass man damals wusste: Der Admin dieses Rechners kann alles in der E-Mail lesen.

    Von dort aus wurde die E-Mail wie Wasser in einer Kübelkette von einem Knoten zum nächsten weitergegeben, bis sie dann irgendwann ihr Ziel erreichte. Das konnte der Empfänger an vielen, vielen „Received:“-Zeilen im so genannten „Header“ nachvollziehen, wenn sie dann endlich angekommen war. Der „Header“ zu jeder E-Mail wurde mit angezeigt. Klar, dass man damals wusste: Die Admins aller dieser Zwischenstationen können alles in der E-Mail lesen.

    Also schrieb man per E-Mail nur dasjenige, „was auch auf einer Postkarte stehen könnte“. Und das hat i.d.R. gut funktioniert.

    Inzwischen gibt es Facebook und Twitter und was nicht alles; die Leute schreiben alles und jedes über sich und über Dritte überallhin. Alles ist Technik, aber die Technik ist trotzdem sozusagen so versteckt, dass die Leute vergessen haben, dass sie existiert.

    Und dann passiert so was wie die neueren Abhör-Skandale eben.

    Auch schon vor 30 Jahren hat man gemunkelt, dass sich Institutionen in die Übersee-Kabel eingeklinkt haben, die alles mitlesen. Das war der Grund, warum man eben intime Privatsachen nicht über das Netz schicken sollte!

    Das ist eine Einschränkung, die das Internet gleich von Anfang an schon immer hatte. Kaputt haben wir es deswegen nicht empfunden. Kaputt sind noch am ehesten diejenigen, die es unbedachter Weise und ohne zu reflektieren in untauglicher Weise verwenden.

    Pebcak. :-)

  88. 88

    Ich hab ewig gebraucht eine Antwort darauf zu finden, die nicht total negativ ist.

    Die Antwort: ja, das Internet ist kaputt. Aber jetzt, wo wir wissen wie kaputt es ist, können wir es reparieren. Und das ist Grund zu (verhaltenem) Optimismus.

  89. 89

    Da wird oftmals etwas zu kurz gedacht, wenn gesagt wird: „Ich habe ja nichts zu verbergen. Lasst sie doch meine Daten lesen.“
    Wir nehmen es hin, daß unsere Daten systematisch abgeschöpft, ausgewertet und auf ewig gespeichert werden von einem Staat, der foltert, geheime Todeslisten erstellt, Menschen mit Drohnen ermorden läßt und der geheime Gefängnisse unterhält. Der Menschen auf unbestimmte Zeit ohne jeglichen Richterspruch festhält.
    Dieser Überwachungswahn ist nichts anderes ist als ein Angriff auf Demokratie, Freiheit und Grundrechte, eben ein Angriff auf die demokratische Ordnung der Bundesrepublik?

    Art. 20 Abs. 4 GG „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

    Dieser Grundgesetzartikel richtet sich vor allem gegen staatliche Organe selber, die versuchen, durch politische Entscheidungen (Gesetze, Maßnahmen) die gegebene Verfassungsordnung außer Kraft zu setzen, zu beseitigen oder umzustürzen.

    500 Millionen Verbindungen werden monatlich von unseren sogenannten Freunden, den Amerikanern und Engländern überwacht.

    Bei den Enthüllungen von Wikileaks ging es noch um die Schweinereien der US-Armee im Irak oder Afghanistan, jetzt sieht die Sache gänzlich anders aus, jetzt geht es um einen Angriff der USA auf die Demokratie (von der sich die Amerikaner unter Bush und Obama längst verabschiedet haben), hier wird ein integraler Bestandteil unserer Grundordnung zur Disposition gestellt, der Schutz der Privatsphäre, freie Meinungsbildung ist so nicht mehr möglich. Wir denken nur in Diktaturen wie Russland oder China werden die Bürger überwacht und das herrschende System kontrolliert mit allen Mittel die freie Meinungsbildung und -äußerung. Wir können uns nicht mehr locker zurücklehnen und die Bilder im TV genießen, bei uns geht der Prozess schleichend voran.

    Was hört man von unserer Bundesregierung? Eine Anfrage an die Engländer (bei den Amerikanern traut man sich nicht) – seit Tagen ohne richtige Antwort. Ein Schelm wer Böses dabei denkt, aber anscheinend ist das Demokratieverständnis von Merkel und Co. auch eher wenig ausgebildet. Wo bleibt die Entrüstung, wo der Widerstand. Weit gefehlt: Da gibt es Küßchen und Pfötchen für den Nobelpreisträger Obama in Berlin und – der Aberwitz schlechthin – er spricht auch noch über Freiheit vor dem Brandenburger Tor. „Fremdschämen“. Wie kann sowas passieren. Kein Wort darüber von Frau Merkel, daß er uns zentral abhören und überwachen läßt. Vielleicht ist sie aber auch ganz froh darüber, denn was die deutschen Geheimdienste so treiben, weiß niemand und hat auch bisher noch keiner so genau nachgefragt.

    Ich erwarte nicht, dass die Regierung meine Interessen auf Wahrung meiner demokratischen Grundrechte vertritt, daß sie für meine Grundrechte eintritt und handelt.
    Was bleibt ist die Einsicht: Das System ist nicht mehr zu retten, wir müssen es abschaffen und ein neues aufbauen.

  90. 90

    Leider leider kann ich dir nicht widersprechen…
    Jeder, der die Ohren offen gehalten hat, der ahnte wahrscheinlich die Spionage. Ich will gar nicht wissen, was die Chinesen so alle treiben.

    Was bleibt uns also? Kopf einsetzen und auf die klassische Post zurückgreifen. ^^

    Wer weiß, inwieweit unser Geheimdienst da mit drin steckt?! Sollte das nicht der Fall sein, dann müsste ein ganz gewaltiger Aufschrei seitens unserer Regierung kommen!

  91. 91

    „Art. 20 Abs. 4 GG „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.““

    Solange freie Wahlen stattfinden, ist Abhilfe im Sinne des Grundgesetzes möglich. Im September wird gewählt!

  92. 92

    ehrlich gesagt fehlen mir auch die Worte. meine Meinung ist zwar, dass wenn man sich im Internet bewegt, man automatisch gläsern wird, aber emails abzufangen, geht dann doch zu sehr in die Privatsphäre. Es stellt sich echt die Frage, wie kann man sich davor schützen?!

  93. 93
    andre

    Nach den Vorkommnisse der letzten Tage, habe ich mir überlegt ob ich nicht lieber in das russische Internet, statt dem amerikanischen gehen sollte. Das dort wesentliche Wort habe ich mir auch schon sagen lassen, es klingt ein wenig wie „Ska-Tschad“.
    Dummerweise scheinen die dort eine ganz andere Schreibweise zu besitzen und wie es aussieht habe ich nicht alle Buchstaben (die diese Leute dort verwenden) auf meiner Tastatur. Überhaupt kann ich den Unsinn dort einfach nicht entziffern. Was soll das? Was kann ich tun? Wollen die mich verarschen?
    Männo, immer Ärger mit den Russen, saufen Salzsäure und pissen Löcher in den Beton.
    Dann muss ich eben wie bisher weitermachen.

  94. 94

    @ Johnny: Ich widerspreche Dir: Das Internet ist nicht kaputt
    Aber es ist schwer beschädigt. Und es wird uns alle viel Zeit, Einsatz und Mühe kosten, es wieder einigermaßen hin zu bekommen – so, dass es unseren ursprünglichen Vorstellungen einigermaßen entspricht.

  95. 95

    Ich habe die Stimmung im Artikel und in den Kommentaren mal aufgegriffen in einem aktuellen Interview mit dem Internet-Pionier Michael Rotert, siehe http://www.planet-interview.de/interview-michael-rotert-11072013.html

  96. 96
    Sidious

    Internet kaputt…naja wohl nicht.
    Aber mal ganz ehrlich alleine was die Leute bei Facebook völlig freiwillig und gerne an Daten rausgeben ist schon erschreckend, die brauchen sich aufjedenfall nicht wundern, wenn man alles über sie weiß.

    Übrigens sollte man auch beim Verkauf drauf achten, nicht seine Daten mit dem alten Laptop wegzugeben…www.noteboox.de/zertifizierte-Datenloeschung sollten sich da einige auch mal ansehen.
    Alles in allem sollte man einfach genau aufpassen, wo man welche Daten von sich preisgibt, was der Staat letztlich nun macht bezüglich Verschlüsselung bleibt leider erstmal nur abzuwarten.