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Allgemeine Sozialbedingungen

„Dieser Service ist kostenlos.“ — „Die Anmeldung bei unserem Dienst ist mit keinerlei Kosten verbunden.“ — „Dieses Portal bleibt kostenfrei.“

Die verschiedensten Dienste im Netz buhlen um die Gunst der Nutzer und versprechen dabei keinerlei Kosten zu verursachen. Was nicht stimmt. Denn selbstverständlich bezahlen wir jeden kommerziellen Service in wertvollen Währungen, nämlich mit unserer Aufmerksamkeit und unseren Daten. Nicht nur bei StudiVZ.

Ferner ist (der Anbieter) nach Einwilligung durch den Nutzer berechtigt, seine personenbezogenen Daten an Kooperationspartner zum Zwecke der Werbung, der Marktforschung, der Information über Produkte und Dienstleistungen, der Zustellung von Angeboten zum Abschluss von Verträgen für Waren und Dienstleistungen und einer optimal an den Interessen des Nutzers abgestimmten weiteren Information durch einen Newsletter, weiterzugeben.

Dieser Passus stammt nicht etwa aus den gerade viel diskutierten neuen AGB von StudiVZ, sondern aus den Datenschutzbestimmungen von Spiegel Online, die noch am Freitag einen ansonsten eher gemäßigten Artikel mit dem Aufmerksamkeitsfänger „StudiVZ setzt auf Schnüffel-Werbung“ überschrieben.

Noch lauter tönte nur WELT Online und mutmaßte:

Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer könnten möglicherweise an andere Unternehmen verkauft werden (…).

WELT Online weiß wahrscheinlich, was Sache ist, schließlich weist man in der eigenen Datenschutzerklärung ebenfalls darauf hin, dass man möglicherweise Daten an andere Unternehmen verkaufen könnte, selbstverständlich nur in gewissen schwammig formulierten Beispiel-Fällen und nur dann, wenn es „im Interesse“ des Nutzers ist:

WELT ONLINE wird die mit Ihrer Zustimmung erhobenen und gespeicherten Daten im Rahmen von vertraglichen Absprachen an Geschäftspartner und Sponsoren weitergeben, soweit dies z. B. bei einem Gewinnspiel in Ihrem Interesse notwendig ist.

In den Nutzungsbedingungen der diversen Jugend-Portale (z.B. bei Yam!) des Axel-Springer-Verlags, zu dem WELT Online gehört, macht man es sich noch leichter: Dort sind Datenschutzbestimmungen, die sich am Ende der Nutzungsbedingungen finden, wo auf die Adresse http://yam.msn.de/Datenschutz-page-767.html verwiesen wird, schlicht und einfach nicht vorhanden. Der Link führt derzeit ins Leere und wird zu MSN Live Search weitergeleitet.

Es muss betont werden, dass sich sowohl die Spiegel-Gruppe als auch WELT Online dennoch fairer ihren Lesern gegenüber verhalten, denn bei beiden Anbietern steht es den Nutzern immerhin frei, der Weitergabe ihrer Daten zu widersprechen. Die Dienste können in diesem Fall, anders als bei StudiVZ, trotzdem weitergenutzt werden. Es sei denn, dies ist (ebenfalls in der Datenschutzerkklärung von WELT Online) anders vermerkt:

Wir erheben nur die Daten, die wir benötigen, damit Sie an einem Dienst teilnehmen können. Sollten Sie Ihre Zustimmung nicht geben, bitten wir um Verständnis, daß Sie an dem jeweiligen Dienst nicht teilnehmen können.

Die Aufregung um die neuen AGB von StudiVZ könnte sich also eigentlich nur auf die erneut unter Beweis gestellte Dämlichkeit des Unternehmens beziehen, doch darum geht es weder bei Spiegel Online noch bei der WELT Online, obwohl StudiVZ kaum umständlicher, pseudo-jovialer, amateurhafter und vor allem dreister („Die neuen AGB und Datenschutzregelungen von studiVZ schaffen in erster Linie die Voraussetzung für noch mehr Sicherheit auf den Plattformen“) agieren könnte und obwohl man nach den Kommunikations- und Sicherheitskatastrophen der letzten Monate meiner Meinung nach StudiVZ nicht einmal seine Schuhgröße anvertrauen sollte. Da hilft es auch nicht, wenn nun Teile der neuen AGB wieder zurückgenommen werden, wobei man eine Entschuldigung für das vorhergehende Verhalten natürlich vergeblich sucht (obwohl doch sonst immer so gern bei Facebook abgekupfert wird).

Um die wenig überraschende Tatsache, dass sich StudiVZ über personalisierte Werbung finanzieren möchte (oder dass das überhaupt jemand in Erwägung zieht), kann es beim Erregungswettbewerb zwischen Spiegel und WELT jedoch nicht wirklich gehen. Beide Medien wissen, dass gezielte, auf vorhandenen Kundendaten basierende Werbung keine Erfindung von StudiVZ ist und dass sie täglich (und nicht nur online) zum Einsatz kommt, durchaus auch bei den lautstark kritisierenden Medien selbst oder deren Partnern. Da mag WELT Online noch so sehr triumphieren („StudiVZ lenkt nach WELT-ONLINE-Bericht ein“), da mag SpOn noch so „skandalöse“ Fakten liefern (das Magazin weist auf die „fast 40.000 Zeichen umfassenden“ StudiVZ-Bestimmungen hin, als würden die eigenen nicht ebenfalls aus über 35.000 Zeichen bestehen) — es bleibt für mich der Beigeschmack der opportunistischen Konkurrenz-Attacke aus dem eigenen Glashaus.

Dass die Nutzungsbedingungen und Datenschutzhinweise großer Portale immer umfangreicher werden (müssen), ist eine Tatsache. Warum so wenige es schaffen, diese in so klare und offene Worte wie möglich zu fassen, ein Geheimnis der beteiligten Juristen. Und dass Unternehmen ihre Dienste über individualisierte Werbung refinanzieren wollen, kann ich akzeptieren (oder eben nicht), solange ich die transparente Kontrolle und Entscheidungshoheit darüber behalte und mir dies von Beginn meiner Nutzung an klar mitgeteilt wird.

Denn meine Daten sind in immer mehr Bereichen meine Online-Währung. Ich möchte entscheiden, wen ich damit honoriere und in welchem Umfang ich dazu bereit bin, und ggf. werde ich auf die Nutzung eines Dienstes verzichten, wenn mir der Preis dafür zu hoch ist. Jedes web-basierte soziale Netzwerk stellt im Grunde eine logische Falle für den Nutzer dar — um es sinnvoll zu nutzen, müssen möglichst echte Daten eingetragen werden und je länger es genutzt wird, desto schwerer wird es, das Netzwerk zu verlassen oder zu wechseln: Die bereits geknüpften sozialen Bindungen innerhalb eines Dienstes setzen den Wechsel zu einem anderen Anbieter inzwischen (ob fehlender offener Schnittstellen) fast mit einem realen Wohnungswechsel in ein anderes Land gleich – nur, dass es im Social Web noch keine Nachsendeanträge gibt.

Angebote wie StudiVZ, die diese soziale Abhängigkeit ihrer Mitglieder vielleicht ausnutzen wollen, indem sie nach vielen Monaten weitreichend überarbeitete AGB zur zwingenden Grundlage machen, werden hoffentlich durch Vertrauensentzug und Kündigungen ihrer Nutzer gestraft.

Denn einen großen Vorteil dürfte die Diskussion um die Allgemeinen Sozialbedingungen im Netz haben:

Wir werden alle wieder mehr lesen.

Update: Inzwischen sind die neuen AGB von StudiVZ online, Danke für den Hinweis, Mathis.

Update 2: StudiVZ lässt sich nun vom Berliner Datenschutzbeauftragten Alexander Dix beraten, was sicher kein Fehler ist. Man darf sich aber fragen, wie viel oder wenig Kompetenz die Juristen und der Datenschutzbeauftragte des eigenen Hauses haben, wenn ein Unternehmen mit derart hoher Verantwortung erst nach massiven Protesten damit beginnt, zu korrigieren, sich zu erklären und die Hilfe Dritter zu suchen.

45 Kommentare

  1. 01
    David

    Würde mich schon sehr wundern, wenn die neuen AGB große Auswirkungen auf die Nutzerzahlen von StudiVZ hätten.

  2. 02

    Das geht jetzt massiv voran. (Auch nett: meinNachbar.de) Schlag auf Schlag werden die coolen, netten und offenen Webtuo-Firmen jetzt knallhart ihren Tribut fordern. Da wird noch einiges unschönes auf uns kommen. Zumindest bei denen, die Ventures im Nacken haben. Hat wirklich irgendwer gedacht, dass das alles Wohltätigkeitsvereine sind? Da geht es um Rendite. Egal wie.

  3. 03

    Wie es ein Kommentator bei im lawblog so schön formulierte: Wer deswegen jetzt geht ist doch schon seit einem halben Jahr nicht mehr bei StudiVZ aktiv.

    Was nützt es, die Menschen zu informieren – wenn sie nicht mündig genug sind, Konsequenzen daraus zu siehen?

  4. 04

    Kleiner Hinweis am Rande: In der der neuen Datenschutzerklärung steht überall da, wo es um neue Datenschutzbefugnisse geht, folgender Passus:

    Ich nehme zur Kenntnis, dass ich, falls eine solch personalisierte Werbung von mir nicht mehr erwünscht ist, diese ablehnen und der Nutzung meiner Daten jederzeit widersprechen kann. Hierzu kann ich nach dem erfolgreichen Einloggen in das studiVZ-Netzwerk in der Rubrik „Datenschutz“ am Ende des Textes zur Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten meine Einstellungen unter „Einstellungen zur Verwendung meiner Daten“ aufrufen und anpassen.

    Das bedeutet: Die neuen StudiVZ-Datenschutzbestimmungen sehen, so weit ich das durchschaue, keine Koppelung des Dienstes mit der (zweckfremden) Verwendung personenbezogener Daten vor.

    Die Nutzung von StudiVZ wird nicht davon abhängig gemacht, dass der Nutzer sich personalisierte Werbung anschaut. Alles andere wäre auch rechtswidrig. Das stand so nicht bei Welt Online, bei Spiegel Online auch nicht, und hier habe ich auch nichts entsprechendes gelesen.

    (Falls dieser Kommentar wieder in der Moderationsschleife landet – kann das mal einer korrigieren? Oder wenigstens erklären woran das liegt?)

  5. 05

    @Simon: So isses. Den meisten, die aktuell bei StudiVZ sind, ist es offenbar egal, was da gemacht wird. Und die wenigen (zumindest in meinem Umfeld), denen bewusst ist, was da passiert, haben sich dem sozialen Druck ihrer Mitstudentinnen ergeben und ergehen sich in Fatalismus.

  6. 06
    Johannes

    Ich werde mich nicht von StudiVZ abmelden. Das Portal muss sich finanzieren und wer würde sich schon den Stress machen, einen Euro monatlich zu bezahlen? So ein Geschäftsmodell wäre reichlich unrealistisch. Irgendwie pauschalisierend, die 4 Millionen Nutzer, die sich natürlich nicht abmelden werden, als unmündig hinzustellen.

  7. 07
    jo

    David: Auf die Nutzerzahlen sicher nur bedingt, wohl aber auf die eingetragenen Details und ihren Wahrheitsgehalt. Da sehe ich nicht nur in meinem Bekanntekreis seit einiger Zeit ein Umdenken. Profile werden „verborgen“ (Ok, das hilft nix gegen internes Profiling …) oder auf wenige Rumpfdaten und abgekürzten Realnamen zusammengestrichen. Will sagen: Die Qualität des Datenbestandes hat sich in den letzten Monaten bereits erheblich verschlechtert. Das ist kein Vergleich mehr zum Stand vom letzten Herbst, wo fast ausschließlich Studenten mit gut ausgefüllten Profilen registriert waren.

    Johnny: Ein Widerspruch gegen die Einwillung zu Nutzung personenbezogener Daten ist – nicht in allen Punkten, wenn ich es richtig sehe – auch bei StudiVZ möglich. Allerdings erst nachträglich, nach Zustimmung zu den neuen AGB. Zur Zeit ist allerdings noch kein entsprechendes Formular online.

    Ich habe gleich am Donnerstag per Mail an widerruf@studivz.net weiten Teilen der Einwilligung per Mail widersprochen. Bisher natürlich keine Reaktion. Mal schauen, wann/ob mein Account gesperrt wird oder man mir meinen Widerspruch, wie explizit gewünscht, noch bestätigt.

    Einen wesentlichen Unterschied zu den AGB von SpOn und WELT hast du am Ende kurz angerissen. StudiVZ schiebt die neuen AGB seinen Nutzern nachträglich unter, in einer Situation, die manche – man mag es belächeln – bereits als Abhängigkeitsverhältnis bezeichnen. Wie ein Drogendealer, bei dem der erste Schuss auch gratis ist.

    Nun wissen wir noch nichts über die Form, in der die Zustimmung bei StudiVZ muss erfolgen. Ich tippe auf eine Checkbox nach dem Login. Also fix einen Haken machen, dass man die neuen AGB akzeptiert, bevor man – nach den Weihnachtsferien! – an seine Inbox und Diskussionen kommt (Wer bitte liest in dieser Situation 40k unterirdisch formuliertes Juristengeschwurbel?). Da kann und sollte man durchaus deutlich darauf hinweise, dass eine derart erzwungene Zustimmung nicht nur fragwürdig ist, sondern wohlmöglich auch mit geltendem Recht kollidiert – auch wenn man selber im Glashaus sitzt.

    Und eines ist doch klar, hätten SpOn und die Welt weniger deutlicher Worte gefunden (oder devot kommentiert wie z.B. Tagesspiegel und Focus Online), hätte a) der Rest der bundesdeutschen Medienwelt nicht nachgezogen und b) StudiVZ hätte die erste Fassung der AGB/Einwilligung (Keine Löschung, Weitergabe an Dritte (jaja, nie geplant, alles ein Versehen. Ein von Juristen formuliertes Versehen mit den ganz dicken Krachern auf den letzten Seiten, von dem überdies die Zukunft der Plattform abhängt, wie der Head of Customer Care im StudiVZ-Forum betont …), Werbung an Instant Messenger und per SMS) abgenickt bekommen.

  8. 08
    jo

    Simon: Das geplante Targeting bedeutet gerade im Fall StudiVZ eine neue Qualität der Datenerhebung. Ich glaube zwar nicht, dass man da als User einer Web-Community in Zukunft überhaupt eine Wahl haben wird (Siehe die von Johnny erwähnte Diskrepanz zwischen Nutzbarkeit und Datenfreigabe), einen Unterschied zum Status Quo kann man aber nur schwerlich bestreiten. D.h. ein Kommentar wie im law blog greift zu kurz (vom der mitschwingenden Unterstellung der Unmündigkeit noch abgesehen).

  9. 09

    Allzu hoch ist der „Preis“ für die Nutzung von StudiVZ doch nicht. Einmal eine Wegwerf/Spam-EMail Adresse eingerichtet und fertig. Daten wie Handy Nummer oder Adresse muss doch niemand eintragen wenn er diese Daten nicht preisgeben möchte.

  10. 10

    @#618222: Woran das mit deinen Kommentaren liegt, versuchen wir nachzuverfolgen.

    Ansonsten ist mir die künftige Nutzungsmöglichkeit von StudiVZ auch ohne Zustimmung zu den entsprechenden Passagen der ABG neu, denn hier heißt es ganz klar:

    Bis zum 9. Januar 2008 können die Mitglieder studiVZ wie gewohnt und uneingeschränkt nutzen, ohne den neuen AGB und Datenschutzregelungen zuzustimmen. Danach haben die Mitglieder ohne die Zustimmung der neuen AGB und Datenschutzregelungen keinen Zugang mehr zu ihrem persönlichen Profil und ihren Nachrichten. Die anderen Mitglieder können das Profil weiter besuchen, Pinnwandeinträge hinterlassen oder dem gesperrten Mitglied Nachrichten schreiben. Das betroffene Mitglied hat erst dann wieder Zugriff auf seine persönlichen Daten, wenn es den neuen AGB und Datenschutzregelungen zugestimmt hat.

    Vielleicht hast du die alten Hinweise gelesen?

  11. 11
    phil

    @#618228: Um Geld zahlen geht es doch gar nicht – es gibt doch auch ähnliche Service-Anbieter die apriori sich darauf festlegen, mit den erhobenen Daten kein Schund, wie zum Beispiel bei kaioo.com

    „kaioo ist und bleibt unabhängig von politischen, religiösen, kommerziellen und anderen Organisationen. Aufgrund dieser Unabhängigkeit kann kaioo seinen Mitgliedern garantieren, dass sämtliche Daten und Informationen vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergeben werden. Bei kaioo hat der Schutz der Privatsphäre der Mitglieder höchste Priorität. Als eine in Deutschland gegründete und staatlich anerkannte, gemeinnützige Stiftungs-GmbH unterliegt kaioo den deutschen Datenschutzvorschriften, die zu den strengsten der Welt gehören.“

    Eine Alternative ist also greifbar, aber das Problem ist der Tipping-Point einer Anbieter-Wechsel-Bewegung niemals erreicht werden wird: Und so lange eben, die Masse beim Bewährten bleibt, wechselt auch die Minderheit nicht. Ich werde also auch bei studiVZ bleiben MÜSSEN. Das Abhängigkeits-Verhältnis darf durchaus den Drogen gleichgesetzt werden, denn so funktioniert heute Kommunikation, nicht alle meine Freunde bekommen Seitenlange Mails, nicht jeden rufe ich täglich an, aber nicht alle will ich vergessen: Online-Short-Messages. Kein getwitter in Skype, aber eben auch keine Mail -das sagt vielleicht etwas über oberflächliche Beziehungsstrukturen, aber wer sich diesen entzieht, entzieht sich auch der „Gesellschaft“.

    Ich bin technisch nicht so bewandt. Frage: Facebook hat sich „geöffnet“ – heißt das, man kann unabhängig von Facebook auf die Accounts zugreifen (also in Kontakt treten?), den dauerhaft wird sich doch ein Standard entwickeln, so etwas wie das Trillan (?) Programm fürs Chatten, jeder Service unter einem Hut, so dass man sich sein Service aussuchen kann – das Monopol StudiVZ wird sich spätestens dem Markt-Druck besserer Produkte beugen. Frage ist für mich eigentlich nur wie lange wirds dauern. Stichwort Tipping Point – Ein neuer Service muss einen Mehrwert bieten, Web2.5 – Datensicherheit war eben leider gestern!

  12. 12

    @#618231: Natürlich ist es grundsätzlich gut, wenn größere Medien auf diese weitgehenden Veränderungen hinweisen. Trotzdem finde ich, dass diese plötzliche und sehr plakative Aufregung speziell bei der WELT komisch riecht, wo reinste Spekulationen dramatisch fett gedruckt erscheinen, eigentlich doch ein Privileg von Blogs, oder? ;)

    Bei students.de, das einem Schweizer Tochter-Unternehmen von Axel Springer gehört, gibt es nicht einmal genug Informationen zum Thema Datenschutz, dort hält man sich extrem bedeckt, keine Ahnung, ob das in der Schweiz normal ist. Und wie gesagt: Bei den jungen Portalen von Springer sind die Datenschutzbestimmungen nicht einmal korrekt verlinkt.

    Ich finde einfach diesen reißerischen Ansatz peinlich. Hätte ein Unternehmen wie die Springer-Gruppe solche Daten wie StudiVZ, wären sie der zielgerichteten Werbung sicher ebenfalls alles andere als abgeneigt.

  13. 13

    @#618350: In der _aktuellen_ Variante der Erklärung, so wie sie auch per Mail verschickt wird, steht aber zum Beispiel:
    „Ich nehme zur Kenntnis, dass ich, falls eine solch personalisierte
    Werbung von mir nicht mehr erwünscht ist, diese ablehnen und der Nutzung meiner Daten jederzeit widersprechen kann. Hierzu kann ich nach dem erfolgreichen Einloggen in das studiVZ-Netzwerk in der Rubrik
    „Datenschutz“ am Ende des Textes zur Einwilligung in die Verarbeitung
    personenbezogener Daten meine Einstellungen unter „Einstellungen zur
    Verwendung meiner Daten“ aufrufen und anpassen.“

    Das heißt doch also: Ich stimme der Nutzung erstmal pauschal zu und widerspreche dann in allen relevanten Einzelfällen. Da steht nicht, dass bei Widerspruch die Nutzung unmöglich wird!

  14. 14
    Florian

    ich habe mich sonntag ent-studivzet, und ebenso am sonntag 3 weitere leute von mir, eben sagt meine mitbewohnerin sie hätte gesehen, ich sei „weg“ und da hat sie sich auch abgemeldet. auch sie hatte schon – wie ich – „Letzte“ nachrichten dort bekommen. „aus die maus. ich bin raus hier“ hies die, die ich sonntag öffnete.

    der spass an der sache: man hatte „freunde“ die keine waren, und wenn die echten sich abmeldetn, sind die falschen nichts mehr wert und man meldet mit ab.
    ist doch klasse :)

  15. 15

    @#618361: Ok, warten wir auf die endgültige Version, ja? Dann mache ich hier gerne ein Update.

  16. 16

    Seit wann ist irghendetwas kostenlos?

    Woran es wohl liegt dass ich gerade in der letzten Zeit diverse Einladungen zu der Facebook-Kopie bekommen habe?

  17. 17

    @Johnny:

    Nein, soweit ich weiß, habe ich die aktuellen AGB. Dort steht es fast ganz unten, z.B. bei Punkt 6 der Datenschuterklärung. Die ganze Sache ist recht komplex: StudiVZ verlangt anscheinend zuerst eine volle Zustimmung zu AGB und Datenschutzbestimmungen („Opt-In“), danach kann der User per Checkbox die Datenverwendung untersagen („Opt-Out“).

  18. 18
    Manuel

    „Ich werde also auch bei studiVZ bleiben MÜSSEN.“

    Müssen? Ist das soziale Leben von Studenten mittlerweile so reduziert?

    Puh, bin ich froh, kein Student mehr zu sein :)

  19. 19

    Phil: Dieser Kaioo-Spam ist erbärmlich, bekommt ihr da eigentlich Geld für? Genug? Fakt ist, auch Kaioo muss zumindest seine operativen Kosten decken.

    Wenn Kaioo behauptet, diese wären „im Verhältnis zum Umsatz überaus gering“ (Welcher Umsatz?), darf man schonmal dezent mit der Stirn runzeln. Möglicherweise haben die Verantwortlichen aber eine geniale Gelddruck^H^H Charity-Maschine erfunden („Da kaioo seine äußerst geringen Kosten durch Spenden deckt, kann kaioo 100% der Umsätze (= alle Werbeeinnahmen) für gemeinnützige Projekte/Organisationen verwenden.“). Kann natürlich sein, glaube ich nur nicht so recht.

    Zum Vergleich: Der Betrieb von StudiVZ kostet nach Angaben von Holtzbrinck „weniger als 10 Millionen im Jahr“ (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 17.06.2007, Nr. 24, S. 45 ), also hohe sechstellige Beträge pro Monat.

    Kaioo vergleicht sich allerdings lieber mit der Wikipedia (Wo man übrigens auch gerade mit dem Holzhammer vermittelt bekommt, wie sich Spendenfreudigkeit und steigenden Kosten auseinander bewegen), die faktisch keine Personalkosten hat, weil fast alle Supporter und Programmierer ehrenamtlich arbeiten. Kommt Kaioo ohne Personal aus? Das wäre – gerade bei einem Social Network mehr oder weniger spätpubertierende User, die ganz gerne mal die Sau rauslassen – schon das zweite Wunder.

    Wir halten also fest: Kaioo will „100% der Umsätze (= alle Werbeeinnahmen)“ spenden, während der deutsche Marktführer offenbar schon Probleme hat, ohne personalisierte Werbung überhaupt rentabel zu arbeiten. Und das, obwohl StudiVZ Werbeplätze laut FAS zum Dumping-Preis raushaut.

    Sag’s mal, glaubt ihr an den Weihnachtsmann? Oder haben wir es hier vielleicht doch eher mit einer feindlichen Übernahme durch freundliche Bertelsmänner zu tun?

    Achja, auch StudiVZ muss sich an die deutsche Datenschutzgesetze halten. Eigentlich. Wir sehen gerade, welch kreativen Möglichkeiten es dort gibt.

    Johnny: Die ursprüngliche, am Donnerstag verschickte, Einwilligung in die Nutzung personenbezogener Daten gab die Deutung, StudiVZ wolle Daten verkaufen, durchaus her. Siehe auch Spiegel Online. Darüber hinaus gab und gibt es auch in den überarbeitete AGB noch Formulierungen, die zumindest in diese Richtung gehen („Werbung präsentieren lassen“ z.B.). Ich vermute in den Formulierungen mindestens einen Testballon, eher aber den Versuch, sich durch die Hintertür alles, was nach deutschen Recht geht, am Stück zu sichern. Das hat nicht funktioniert.

    Einige dieser Formulierungen wurden nun überarbeitet. Gut? Wohl eher ein trojanisches Pferd. Ist die gute alte Schily-/Schäuble-Nummer: Indiskutable Forderungen an denen sich das Volk reiben kann, nach Protest ein paar kleine Zugeständnisse, das Ergebnis als Kompromis verkaufen.

    Was mich aber weit mehr stört, ist die Art und Weise, wie StudiVZ versucht, seinen Nutzern einen für juristische Laien schwer verständlichen Vertragstext unterzuschieben/aufzupressen. Bzw. nun – offenbar einzig und allein durch den öffentlichen Druck und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Geschäftsergebnis, nicht etwa aus Einsicht oder ähnlich absurden Beweggründen – „zurückrudert“ und dabei – mal wieder – von Missverständnissen spricht.

    PS: Ich sage es ungern, aber der reisserische Stil ist im konkreten Fall äusserst effektiv (s.a. Fonsi an der Blogbar). Im Gegensatz zum auch von mir bevorzugten Erklärbär-Modell.

    Wenn ich mich recht erinnere, waren auch schon die letzten Artikel der Welt zum Thema auffallend kritisch. Ich finde ja, dass das sich das ausgleicht, wenn die Holtzbrinck-Medien und befreundete Verlage das Thema schon schönfärben

    PPS: Ich hoffe, ich bin weiterhin unverdächtig, mich ausgerechnet für Springer ins Zeug zu legen ,)

  20. 20
    phil

    schuldigung, da war ich vielleicht etwas naiv und habe mich nicht um das gebiilde von kaioo gekümmert, was dahinter steckt. nichtsdestoweniger: die kritik der kritik willen soll erlaubt sein, aber was ist mit lösungsansätzen?

  21. 21
    Thomas

    Nun die Vermutung wurde ja schon damals geäußert das der Springer Konzern, der StudiVZ aufkaufen wollte schon 12/06 versucht hat sozusagen im Gleichschritt mit Herrn Meyer/Alphonso StudiVZ runterzuschreiben mit Hilfe von Welt Online um den Preis zu senken.
    Jo liegt auch falsch wenn er sagt das die AGB in der ersten Version den Verkauf von Daten hergaben, Welt-Online war die einzige Publikation die das in einer Überschrift geschickt impliziert hat. Der Autor war auch der gleiche der 12/06 die Anti-StudiVZ Tiraden von sich gegeben hat. Nach einigen Stunden hat Welt-Online dann plötzlich die Überschrift geändert, nix mehr mit Verkauf obwohl da immer noch die erste Neufassung der AGB galt und den Namen des Autors rausgenommen.
    Dazu schreibt auch Spiegel Online: „žIn der Tat: Dass StudiVZ sich den ungehinderten Verkauf der Nutzerdaten per AGB-Änderung erlauben lassen will, spekulierte allein „Welt Online“ in einem Bericht. StudiVZ bestritt solche Pläne immer, keiner der von SPIEGEL ONLINE befragten Datenschutz-Experten erkannte solch eine Absicht in den neuen StudiVZ-Regeln…“
    Also Jo, immer bei der Wahrheit bleiben, auch implizierst du, dass mit den ersten AGB automatisch die Werbung über SMS und IM gekommen wäre aber auch das ist falsch, denn schon in den ersten AGB stand der Passus:
    „“Ich nehme zur Kenntnis, dass ich, falls der Erhalt von elektronischer Post mit werbendem Charakter von mir nicht mehr erwünscht ist, die Zusendung ablehnen und dem Erhalt der Nachrichten jederzeit widersprechen kann. Hierzu kann ich nach dem erfolgreichen Einloggen in das studiVZ-Netzwerk in der Rubrik „Datenschutz“ am Ende des Textes zur Einwilligung in die Verarbeitung personenbezogener Daten meine Einstellungen unter „Einstellungen zur Verwendung meiner Daten“ aufrufen und anpassen.“
    Fazit: Man hätte noch relativ bequem die Werbung abstellen können.
    Das du das jetzt verschweigst, wie es auch Herr Meyer/Aphonso verschwiegen hat um seinen Artikel noch nen bischen reißerischer zu machen und du auch bekundest wie gut dir sein Stil gefällt erinnert mich nun auch wieder an die Zeit Ende 06 wo ihr beiden ja zum großen Teil auf der gleichen Schiene mit dem gleichen Vokabular gewesen seid, da warst du auch ganz sicher kein Erklärbär.
    Aber immerhin freut mich, dass Herr Alphonso dieses mal den Fame und Traffic bekommt den er für seine Kampagne verdient, nämlich keinen, seine Rolle hat jetzt perfekt Welt-Online übernommen.

  22. 22
    Chrischan

    Was mich stört ist: Der Nutzer stimmt der Verarbeitung seiner Daten erstmal zu und widerspricht dann in Teilen über die Datenschutzbestimmungen.

    D.h. für den Bruchteil einer Minute, gibt er seine Daten preis. In der Datenwelt ist das bekanntlich eine Ewigkeit. Und wenn ich da die Experten richtig verstehe, ist diese Kopplung unzulässig in dieser Reihenfolge. Darüber hinaus, wurden die Daten der Nutzer in den alten AGB nur verabreitet, um Sicherheitslücken zu schließen. Eine gewerbliche Nutzung wurde ausgeschlossen. Das ist nun anders.

  23. 23

    @Johnny:

    am Ende von deinem Post:

    „indem sie nach vielen Monaten weitreichend überarbeitete ABG zur zwingenden Grundlage machen“ <- sollte da nicht AGB stehen?

    Ick weeß, is Korinthenkackerei, aber trotzdem :-)

  24. 24

    Phil: Ok, sorry für den Vorwurf. Die Kaioo-PR zur Zeit ist einfach zu penetrant, um an einen Zufall zu glauben. Alternativen? Ich sehe keine, sorry. Die operativen Kosten sind für jedes Social Network ein Problem, das sich durch Werbung wohl nicht so einfach kompensieren lässt. Zumindest, wenn das Netzwerk eine kritische Masse von – sagen wir – mehreren hunderttausend User erreicht. Einfach mit Hardware von der Resterampe loszufrickeln verbietet sich da auch.

    Eine – imo rein theoretische Alternative – wäre ein dezentrales Netzwerk, das von den Universitäten selber betrieben wird.

    Softwareentwicklung auf Projektbasis im Rahmen des Informatikstudiums und durch Freiwillige in Form Freier Software, dezentrale Hardware (jeweils für die eigenen Studenten und Bildungseinrichtungen aus dem Umland. Ich halte „SchuelerVZ“ für weit problematischer als StudiVZ …) in den jeweiligen Rechenzentren. Support und Weiterentwicklung durch Freiwillige auf ehrenamtlicher Basis oder gegen Aufwandsentschädigungen (Referentenmodell), unter Schirmherrschaft der Studentenvertretungen. Koordination und finanzielle Rückendeckung im Rahmen geförderter Forschungsprojekte.

    Und da haben wir schon das Problem. Es existieren bereits zahlreiche solcher Projekte, die sich – tlw. konkurrierend – an Einzelproblemen abarbeiten. Das bekommt man realistisch nicht unter einen Hut, dafür sitzen die Lehrstühle zu sehr auf ihren Etattöpfen ,)

    Thomas: Spiegel Online schreibt zu dem Thema freilich noch mehr, als du oben zitierst:

    Der Kölner Anwalt Rolf Becker geht mit seiner Auslegung am weitesten: „Dieser Abschnitt kann als Erlaubnis an StudiVZ interpretiert werden, die Nutzerdaten an Dritte zu verkaufen. […]

    Becker weiter: „Das ist dort nicht auf die Strafverfolgung beschränkt. Sprich: Die Weitergabe wäre in allen Fällen möglich — auch in solchen, die der Datenschutz nicht erlaubt. Denn im letzten Abschnitt steht ja, dass die Übermittlung an Dritte auch in den Fällen gestattet wird, die nicht sowieso schon durch Gesetze oder Urteile gedeckt ist.“

    Und bitte Thomas, wenn du in deiner „Richtigstellung“ nur halb zitierst und mir fälschlicherweise unterstellst, ich würde nicht bei der Wahrheit bleiben, und mir dann noch Dinge in den Mund legst, die ich nicht geschrieben habe, deutet das wohl auch auf eine hinreichende moralische Flexibiltät deinerseits hin. Du arbeistet nicht zufällig im Customer Support eines der größten und am schnellsten wachsenden Social Networks in Europa?

    Fakt ist, StudiVZ wollte sich in der ersten Fassung der AGB die Möglichkeit sichern, auch per Instant Messenger und SMS zu werben (Als ob die Clickstreamauswertung nicht schon problematisch genug wäre …).

    Dem hätte man zustimmen müssen, um nach den Ferien an seine Daten zu kommen (Das ist ein Methode der Kundenbindung, die – wie inzwischen auch der Bundesdatenschutzbeauftragte bemerkt hat – eher nicht mit den deutschen Gesetzen in Einklang zu bringen zu ist). Nichts anderes habe ich geschrieben.

    Ob und wie man aus der Nummer rauskommt (Mein Widerspruch wurde übrigens immer noch nicht beantwortet), ist eine ganz andere Sache. Realistisch gesehen wäre ein Großteil der User nach schnellem Abklicken der AGB bis zum Widerspruch („Ih, SMS-Werbung! Ist das von StudiVZ?“ – „Da kannst du doch widersprechen“ – „Oh?“) gerastert und wohl auch mit Werbung beschickt worden, hätte es jetzt nicht den Presserummel nicht gegeben. Nun, die Rasterung bleibt ja.

    Und bitte, wenn du keinen Unterschied zwischen meinen Texten und denen von DonAlphonso erkennen willst, muss ich dir entweder mangelndes Leseverständnis oder Böswilligkeit unterstellen. Dass ich anfangs durchaus auch mal etwas direkter formuliert habe, liegt in der Natur eines privaten Blogs. Die – nun – Verantwortung für plötzlich mehrere tausend Leser am Tag und die Abgrenzung zur Blogbar waren allerdings der Grund, warum ich gerade nicht so weitergeschrieben habe.

    Chrischan: Ob nur für den Bruchteil einer Minute oder bis zum Eintreffen der ersten Werbung (oder noch länger, mangels Wissen) dürfte wesentlich von der Ausgestaltung der AGB-Zustimmung nach dem Login abhängen. Sagen wir es so, ein deutlicher Hinweis auf die Widerspruchsmöglichkeit, würde mich sehr überraschen.

  25. 25

    @#618910: Danke, ist korrigiert!

  26. 26
    Thomas

    Jo? Hast du mittlerweile verstanden das man auch bei den ersten AGB die SMS/IM Werbung abstellen konnte? Weil das hast du jetzt erneut unerwähnt gelassen.
    Und ja, deine Beiträge zu StudiVZ haben sich damals wirklich wenig zu denen von Herrn Alphonso unterschieden, dafür spricht auch das du mir jetzt schon wieder unterstellst das ich zu StudiVZ gehöre, das war auch damals die Masche von den StudiVZ Bashern.
    Schön das du in einem Spiegel Online Artikel jetzt doch noch EINEN Juristen (wieviel wurden da befragt?Sechs?) gefunden hast der die Möglichkeit nicht ausschließt das die Daten an Dritte weitergegeben werden könnten laut AGB, das ist nun natürlich ein Gegensatz zu dem von mir Zitierten, da müssen wir uns also alle Spon Artikel nochmal von vorne bis hinten durchlesen und auf die Chronologie achten.

  27. 27
    Thomas

    Ah Jo, war „Realistisch gesehen wäre ein Großteil der User nach schnellem Abklicken der AGB bis zum Widerspruch („Ih, SMS-Werbung! Ist das von StudiVZ?“ – „Da kannst du doch widersprechen“ – „Oh?“) gerastert und wohl auch mit Werbung beschickt worden,“ deine Reaktion auf die Möglichkeit SMS und IM abzustellen?
    Also sind wieder die User zu dumm sich etwas durchzulesen bevor sie es aklicken und auch daran ist StudiVZ schuld.
    Ok, gehen wir mal mit dieser kruden Logik mit, wäre es dann nicht gerade die Aufgabe von dir Jo, oder Vorbild Alphonso oder Welt-Online die vermeintlich unmündigen User auf genau diese Möglichkeit hinzuweisen statt sie intentional zu verschweigen?

  28. 28
    Johannes

    @#618352: Ein Portal wie kaioo.com ist auf jeden Fall lobenswert, aber ein Portal mit der Größe eines StudiVZ kann man so nicht finanzieren, es braucht zB ein Vielfaches an Servern und Mitarbeitern. StudiVZ hat bis vor kurzem (1-2 Monate) noch Verlust gemacht. Wie gesagt, ich kenne den Preis von StudiVZ und bin bereit ihn zu bezahlen. Ich vermute auch, dass der Betrag der bei kaioo.com letztendlich effektiv gespendet ist, sehr gering ist. Veröffentlichen die Zahlen?

  29. 29

    Thomas: Dass man _nach_ dem Akzeptieren der neuen AGB wohl irgendwann irgendwie widersprechen kann, habe ich schon beim ersten Durchlesen der Einwilligung am Donnerstagmittag verstanden. Siehe deine Antwort 27.

    Womit wir bei den nächsten Unterstellungen deinerseits wären: Ich habe nie behauptet, dass die User von StudiVZ zu „dumm“, „unmündig“ oder sonstiges wären („Intentional verschwiegen“ habe ich übrigens auch nichts). Wer bin ich denn?

    Auf der anderen Seiten dürften die AGBs tatsächlich nur ein Bruchteil der Mitglieder lesen und noch weniger zu verstehen (Bevor du fragst, da gibt es Studien zu. Die Heute.de-Redaktion hatte z.B. die PEW-Studie von 2005 in ihrem lesenwerten Bericht erwähnt. Ups, die schreiben ja auch was von „Datenhandel“, sehe ich gerade …).

    Ob das Dummheit ist? Nein, würde ich nicht so sehen. Vielleicht Unvorsichtigkeit und auch ein bisschen naiv, nachdem was sich die StudiVZ Ltd. in den letzten Monaten schon alles geleistet hat. Auf der anderen Seite, bei StudiVZ geht’s ja erstmal nicht um Haus und Hof, sondern – vermeintlich – nur ein paar mehr oder minder unwichtige persönliche Daten.

    Das ist Umstand, den StudiVZ sehr wohl ausnutzt (Das ist mein Vorwurf, das ist Johnnys berechtigter Vorwurf an die Mitbewerber). Durch ein knapp 40.000 Zeichen fettes Textmonster, durch selbst für Juristen nicht eindeutig formulierte Passagen und einen dicken Klopper in Form der „Einwilligung in die Nutzung personenbezogener Daten“ ganz am Schluss, durch den Termin in den Weihnachtsferien, durch den Quasizwang der Zustimmung, wenn man an seine Inbox und weiter Teil des Netzwerks sein will, durch eine extreme (und in Teilen offenbar nicht mit deutschem Recht vereinbare) Interpretation der Vertragsfreiheit, und einiges mehr.

    Wo ist hier überhaupt dein Vorwurf, dass über eine fragwürdige AGB-Änderung berichtet und diskutiert wird, statt sie stillschweigend zu akzeptieren?

    Dass es nun schon meine Aufgabe ist, die Nutzer von StudiVZ in jedem meiner Kommentare oder Mails zum Thema mit vollumfänglichen Analysen komplexer Vertragswerke zu versorgen, ist übrigens neu für mich (Tatsächlich habe ich im Lauf anschließender Diskussionen, u.a. in den StudiVZ-Gruppen zum Thema, mehrfach auf die Widerspruchsmöglichkeit hingewiesen).

    Da konzentriere ich mich doch lieber auf die Punkte, die _mir_ wichtig und bemerkenswert erscheinen , alles in der Hoffnung, ein paar Leuten zu helfen, die nicht nicht so weit drin im Thema sind. Das scheint einigermaßen zu funktionieren, mehr kann ich nicht tun.

  30. 30

    Ich hätte dann vielleicht noch gerne die Korrekturfunktion zurück ,) Oder eine etwas größere Schrift in diesem Fenster. Sei’s drum: Das „am“ vor Donnerstagmittag bitte streichen, AGB auch im Plural ohne „s“, irgendwohl fehlt noch ein „ein“, den Rest bitte selbstständig korrigieren ….

  31. 31

    Ach, und da ich gerade danach gefragt wurde:

    Schön das du in einem Spiegel Online Artikel jetzt doch noch EINEN Juristen (wieviel wurden da befragt?Sechs?) gefunden hast der die Möglichkeit nicht ausschließt das die Daten an Dritte weitergegeben werden könnten

    Oh, ich habe zwei gefunden. Einmal den zitierten RA Rolf Becker (übrigens ein Experte für Wettbewerbsrecht) und einen mir bisher unbekannten RA Ulrich Fülbie, laut Spiegel Online Anwalt IT- und Datenschutzrecht bei der Anwaltsfirma „Holme Roberts & Owen“.

    Dieser sieht noch in zwei weiteren Punkten, die bisher noch gar nicht thematisiert wurde, die Möglichkeit zur Datenweitergabe an Dritte. Nämlich in den in Punkt 4 und 5 der Einwilligung enthaltenen Formulierungen, Werbung präsentieren „zu lassen“ (Hatte ich in meiner noch unbeantworteten Mail an StudiVZ übrigens auch angesprochen, nur für die Rekorder).

    Offenbar spielst du mit der „Chronologie“ aber auf die Passage „StudiVZ bestritt solche Pläne immer, keiner der von SPIEGEL ONLINE befragten Datenschutz-Experten erkannte solch eine Absicht in den neuen StudiVZ-Regeln.“ in einem Artikel vom 15.12. an. Nunja, da widerspricht Lischka schlicht seinen eigenen – in diesen Punkten aber bisher nicht überarbeiteten – Artikeln. Kann in der Hektik schonmal passieren.

    Bereits im nächsten Absatz greift er dann allerdings auch schon wieder ein Beispiel auf, dass das Gegenteil der zuvor Geschriebenen aufzeigt. Nämlich die von Sascha Kremer vermutete Möglichkeit zur Weitergabe ohne gerichtlichen Beschluss an Staatsanwälte und Copyright-Inhaber.

    Wenn dieser zweite, konkret befragte Experte in der entsprechenden Passagen nun eine andere Intention vermutet, nämlich die Möglichkeiten der Nutzerdaten auch ohne gerichtliche Anordnung (Jaja, das ist natürlich besser als eine Weitergabe zwecks Werbung … ,), zeigt das doch primär, wie wachsweich die AGB und die Einwilligung formuliert sind. Vor allem aber, dass beide befragten Experten eine Weitergabe von Daten an Dritte für intendiert hielten (Soeben ist deine Argumentation zerbröselt, Thomas).

    Zuletzt: Wenn dir die Chronologie wichtig ist, auch Netzwelt-Chronist Richard Meusers schreibt heute nochmal von einem „Datenverkauf“:

    Bleibt abzuwarten, ob sich die Lage wieder entspannt, nachdem StudiVZ wieder zurückruderte, auf SMS-Werbung und Datenverkauf an Dritte verzichtete und die Löschung persönlicher Daten nach Beendigung der Mitgliedschaft gelobte.

    Ein entschuldigendes Zurücknehmen evtl. vorschnell geäusserter Anschuldigungen, wie man es mit viel viel gutem Willen dem oben zitierten Anreisser von Konrad Lischka unterstellen könnte, schaut für mich anders aus.

    Und bitte, was sollen die Kollegen auch schreiben? Die Formulierungen in den AGB und der Einwillung sind nunmal schwammig (Der geneigte Leser ahnt, dass ich hier Absicht unterstelle), der Vorwurf des Datenverkaufs hingegen durchaus erheblich. Natürlich hält man sich da zurück, vor allem wenn man sich anschließend ohnehin die „Klarstellung“ eines Pressesprechers abholen darf (zudem noch an einem Freitag …). Ist ja schließlich nur StudiVZ/Internet und keine Regierungserklärung.

    Ganz zuletzt: Wie gesagt, Ich wunderte mich bereits, dass u.a. SpOn, Welt, Heute.de und auch die Redaktion der Tagesschau überhaupt so deutlich formulierten. Wenn Welt.de anschließend eine Überschrift kippt, mei …

  32. 32

    Ich weiss, es trägt jetzt nicht gerade zur Diskussion bei und ich bin generell auch kein Freund dieser AGBs, aber wenn ich schon mit Werbung zugespamt werde (das lässt sich ja nicht vermeiden), dann lieber mit Personalisierter.

  33. 33

    Guter Artikel! Endlich redet mal wieder jemand Tacheles.

  34. 34

    @#618370: So, jetzt läuft StudiVZ mit den neuen AGB. Man kann, wie ich schon vermutet habe, jedem relevanten Bestandteil der neuen Bedingungen einzeln widersprechen. Um auf die entsprechende Seite zu gelangen, braucht man allerdings m.E. unverschämte drei Klicks, natürlich jeweils auf gut versteckte Links. Ich habe mein kleines „Watchblog“ mal weitergeführt:

    http://unkewl.de/blog/text/45-Allgemeine-Geschaeftsbedingungen-III.html

  35. 35

    Hallo Leute, hat von euch schonmal jemand was von Open Social Networks gehört (und ich meine jetzt nicht die Öffnung der Türspalte durch Google/MySpace)? D.h. unterschiedliche Software läuft auf verschiedenen Servern, theoretisch kann man diese Software auch selber in seinem eigenen Webspace installieren (wie man das auch mit WordPress und Konsorten macht, wenn man keinen fremden Blogservice nutzen möchte), dann hat man zu 100% Kontrolle über seine Daten. Solche Tools existieren bereits.

    Klar kann man auch eins der großen Social Network Services (SNS) nutzen, wo man keine Kontrolle über die eigenen Daten hat und Medien (z.B. bei Bandprofilen), evtl. die falschen Leute die eigenen Erzeugnisse nutzen dürfen, man nichtmal seine aktuellen Daten (z.B. Freundeslist) als Download bekommt (erst recht nicht in einem offenen Format), aber wenn man sich da zu abhängig macht (warum nicht mal über ne einfache Email kommunizieren, statt im Network per PM?), dann fällt das irgendwie unter die Kategorie „selber schuld“ bzw. unerfahrener Umgang mit Medien.

    Ich glaube auch, dass die kommerziellen Anbieter (also die großen) von SNS ihre Kunden auch besser und mündiger behandeln würden, wenn sich mehr von denen mit alternativen beschäftigen würden, z.B. rdf/foaf oder einfache semantisch erweiterte (Microformats, RDFA) Webseiten, den Rest macht ’ne einfache Crawler-Software. Oder was ganz einfaches: Jabber – IM, PMs, Freunde „adden“, VoIP, Channels und noch viel mehr – aber auch offen, OpenSource, distributed.

    Wir sollten uns nicht mit eigenartigen AGBs rumärgern, sondern lieber die Kraft sparen und für eine Beschäftigung mit alternativen Möglichkeiten verwenden. Die Infrastruktur ist vorhanden. Und wem das zu umständlich ist und lieber nur einmal auf JA klicken möchte, der kann dann ruhig auch mit seinen persönlichen Daten bezahlen. Umsonst ist nichts.

    Haut rein, ich wünsche angenehme Social Events über die Feiertage :)

  36. 36
    Michi

    @ #32: Doch, Werbung läßt sich komplett vermeiden, mt Firefox, Adblock Plus (Filter: Dr.Evil) und Greasemonkey. In 5 Minuten erledigt – noch nicht mal Textwerbung! Ich surfe werbeifrei, und die Auswertung meiner Daten wird somit nutzlos.

  37. 37

    Michi: Dir ist aber schon klar, dass das eigentliche Problem nicht in der Ein- bzw. Ausblendung von Werbung, sondern im Erstellen eines detaillierten Profils anhand deines Nutzungsverhaltens liegt, oder?

  38. 38
    Tim

    Ist doch müssig. Wer will den den Verursacher feststellen, wenn doch die Adressen und Daten entgegen den Beteuerungen weitergegeben werden? es geht weniger um Paragrafen in den AGBs als um Vertrauen in den Anbieter. Zu StudiVZ, Springer und anderen hätte ich nicht das Vertrauen, auf meine Daten aufzupassen und wie verabredet bzw. auch zukünftig sorgsam damit umzugehen.