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Popgun! 23 badet im Trash

Die heutigen Headliner Alexander Marcus (Foto) und Bratze sind dem ein oder anderen Internetnomaden sicherlich längst ein Begriff, deshalb besteht die eigentliche Leistung der heutigen Popgun! Ausgabe auch nicht darin, die beiden entdeckt, sondern zusammengebracht zu haben – und in der Folge eine neue Elektrotrashwelle auszurufen.

Alexander Marcus hat zur Beschreibung seiner eigenen Musik gleich ein neues Genre, die Electrolore, Komprimierung aus Electronica und Folklore, erfunden. Electrolore wummert rechts vom humanistischen Burgerdance-Eurotrash, der von den Alpen herab den Kontinent dominiert. Elektrolore ist Roy Black mit Lackschuh, Leuchtglobus als Diskokugel, Yuppiegeprotze mit Pferdeschwanz, Schmalz im Haar wunderbar. Elektrolore ist so geradeheraus straight, dass es schon verdächtig ist und sie wird, man glaubt es kaum, sogar ernst genommen.

Alexander Marcus‘ gleichnamiges Album ‚Electrolore‘ erscheint am 06. Juni. Die Single ‚Spiel, Satz und Sieg‘ ist gerade eine Woche alt, dem Wetter angemessen pack ich euch aber nochmal meinen Lieblingssong ‚Papaya‘ rein. (Noch mehr pomadige Beats auf Alex‘ Myspaceseite.)

[VIDEO] Alexander Marcus – ‚Papaya‘

Bratze (Myspace), aus der Elektrotrashhochburg Hamburg, kämpfen einen ganz ähnlichen Kampf auf der Grenzzone zwischen Ironie und Agonie, wenn auch mit wesentlich independigerem Hintergrund als beim selbsternannten König der Electrolore. Die saftigen Hooklines von Tante Renate sind ungleich ambitionierter und ClickClickDeckers Texte agitieren besser als sie sexualisieren, was dem Spaß den die beiden dabei haben, aber offensichtlich keinen Abbruch tut, nur dass man ihnen die Dekadenz einfach nicht abkaufen will. Da helfen auch keine Marineuniformen und da kann die kleine Indiesupergroup noch ein wenig in die Nachhilfe beim trashigen Nachbarn.

Bratzes aktuelle 4Track-EP ‚Waffe‘ ist bei Audiolith veröffentlicht, das Album ‚Kraft‘ ist schon ein wenig älter, daraus auch das Klangbeispiel, nach dem Video:

[VIDEO] Bratze – ‚D.U.T.T. Royal‘
[MP3] Bratze – ‚Jean Claude‘ (aus der LP ‚Kraft‘)

Wie kompatibel die beiden oben skizzierten Trasher wirklich sein könnten, beweist die Melt! Einladung an Alexander Marcus, der dort im Juli hoffentlich einige Indies erschrecken wird.

KURZHINWEIS UND ERGÄNZUNG komplett trashfrei: Sigur Rós, der Gegenpol zu Alexander Marcus, kündigen ihr neuestes Album mit freiem Download an. ‚Með Suð I Eyrum Við Spilum Endalaust‘ (Auf frischer Copy&Paste-Tat erwischt.) soll das Album heißen, auf Deutsch soviel wie ‚Mit einem Summen in unseren Ohren spielen wir endlos weiter‘. Wenn ich so all die Nackerten im zugehörigen Video ästhetisch unästhetisch durch den Wald flitzen sehe, vermisse ich tatsächlich so ein klein wenig marcus’sche Papaya-Baggersee-Ironie.

[MP3] Sigur Rós – ‚Gobbledigook‘

ANDERSWO: Beherrschen die Ting Tings nach den Single-, auch die britischen Albumcharts. +++ Und werden die Foo Fighters, Pearl Jam, The Flaming Lips und die verbliebenen The Who-Mitglieder ein Tribute-Konzert für letztere spielen, 12. Juli 2008, LA.

10 Kommentare

  1. 01

    alexander marcus hat nicht nur die moves eines jungen hasselhoffs, er hat sogar frauenarzt und manny marc als feature auf seiner platte…

    und von wegen internetnomadentum… abgesehen davon, dass der alex natürlich (!) in seinen clips abliefert wie nix, ist der überhaupt erst live wirklich gut.
    stichwort: präsenz!

  2. 02
    Nico [Jackpot Baby!]

    na wenn ihn die jungs mal nicht adeln.

  3. 03

    Alex kommt zum Melt. Aber schon lustig der Typ, wie der immer von MySpace gepusht wird.

  4. 04
  5. 05

    Spätestens ab der Bezeichnung „Burgerdance-Eurotrash“ legte sich ein Schalter um.
    Ruhe in Frieden

    Um nicht wieder sämtliche Sicherungen austauschen zu müssen, gebe ich mir die Beiträge von Nco nur noch Häppchenweise. Sozusagen ‚Lower Voltage‘ mässig ;-)

  6. 06

    der alex is ein absuolutes no go. trash geht anders. schimpft mich…