Die Initiative Pro Netzneutralität erklärt nicht nur sehr fein, was Netzneutralität überhaupt ist, sondern bietet auch die Möglichkeit der Unterzeichnung einer Erklärung.
Verantwortliche Absender der Aktion sind Björn Böhning (SPD) und Malte Spitz (Die Grünen) und obwohl die Aktion erst wenige Stunden online ist, haben derzeit (13:50 Uhr) bereits 947 Leute mitgezeichnet.
Jup bin dabei.
Bin auch dabei es zu verteilen:
http://opinio.bananas-playground.net/archives/298-Netzneutralitaet-ist-der-Schluessel.html
Weiter so !
Haben die auch Antworten auf Torsten’s gute Fragen?
@#768108: Ah, danke für diesen Link! Es stimmt, es gibt da ja einige Fragen und mal wieder ist alles nicht ganz so einfach, wie man es lieber hätte … auch z.B. bei der aktuellen Diskussion um Googles Äußerungen bzgl. mobiler Datennetze. Nehme ich an. Muss zugeben, dass ich an bestimmten Stellen scheitere, halte die Aktion aber für generell gut, um das Thema zu einem größeren zu machen.
@#768112:
Eben, das ist ja das Problem, so einfach ist es nicht. Ja, Netzneutralitaet hoert sich erst einmal gut an, so wegen Gleichberechtigung fuer alle und so. Ob es dann im Endeffekt auch wirklich zu den gewuenschten Ergebnissen fuehrt ist eine andere Frage.
Bandbreite an sich ist nun einmal nicht unbegrenzt (vor allem wenn man erst einmal aus den Grossstaedten rausgeht) und den ganzen Kram zu bauen und Bandbreite zu erhoehen kommt auch nicht gerade billig. Gleichzeitig will jeder aber nur „billig und unbegrenzt“. Das beisst sich halt leider.
Wenn es also bei den leider begrenzten Kapazitaeten zu Engpaessen kommt, werden die Leute es dann OK finden wenn ihr VoIP Telefongespraech eine saumaessige Qualitaet hat weil der Nachbar gerade einen Riesendownload von der Tauschboerse macht? Hey, soll ja jeder die gleichen Chancen haben…
Die Seite ist übrigens gerade down. Verschwörungstheorie anyone?
@#768160:
Bei mir geht sie. Scheint ja nicht lange gedauert zu haben die Verschwoerung.
Hui, ich erwartete hier in den Kommentaren tiefschürfende Expertendiskussionen zum Thema oder üble Flamewars. Aber: Nix da. Umso besser, dass es etwas unaufgeregter zugeht. Dennoch ist dies ein wichtiges Thema, das ich mit Sicherheit auch noch völlig durchdringe.
Ich denke, hier gibt es wieder Konflikte zwischen technischen, ideologischen (im positiven Sinne) und pragmatischen Zielsetzungen (auch einzelner Personen, nicht nur unter verschiedenen Personen). eine Frage, die bei Torsten aufgeworfen wird, schneidet alle drei Bereiche an, die Antwort ist für mich jedoch recht einfach.
Q: Darf ein Mobilfunkprovider gesonderte Datentarife für das neuste iPhone erheben?
A: Warum denn nicht? Jeder soll die Bandbreite bekommen, für die er zahlt. Und wenn es spezielle Geräte gibt, die besondere Bandbreiten unterstützen oder häufig genutzt werden – warum sollten sie nicht bevorzugt werden? Ich zahle für meinen DSL-Anschluss auch soundso viel, da ich eine 16MBit-Leitung möchte. Wollte ich mehr oder weniger, könnte ich den entsprechenden Vertrag abschließen. Das ist für mich noch kein Angriff auf die Netzneutralität.
Für mich stellt es sich hier einfach dar, vielleicht steige ich auch nicht tief genug ein. Dennoch gibt es für mich dringendere Fragen als Datenverträge für mobile Zugangsgeräte.
@#768172:
Ganz so einfach ist es ja leider dann doch nicht, es steckt schon ein bisschen mehr dahinter. Es geht nicht nur um Deine Leitung. Durch die Leitung die in Deine Strasse geht gehen nur eine begrenzte Anzahl von Daten pro Zeiteinheit durch. Das mag im Durchschnitt ausreichen um Dir als auch Deinen Nachbarn Deine 16MBit zu Verfuegung zu stellen. Aber was ist zu Stosszeiten, wenn meinetwegen Dein einer Nachbar einen HD Online Streaming Movie sehen will, ein anderer gerade einen frisch veroeffentlichen CC lizensierten Indie-Film ueber einen Torrent runterladen will und Du eine Videokonferenz mit drei Kollegen aus aller Welt machen willst?
Alles gleichzeitig geht nicht. Wer soll jetzt Vorrecht bekommen?
Keiner, so dass der Streaming Movie lauter Aussetzer hat, Du bei Deiner Videokonferenz nur die Haelfte verstehen kannst (und Sprache und Bild nicht zusammenpassen) und der Torrent doppelt so lange wie sonst dauert? Oder soll der Streaming Movie Vorrang bekommen weil er von Disney kommt waehrend Deine Videokonferenz ueber Skype alle 5 Minuten zusammenbricht und der Torrent 10 Mal so lange dauert?
@#768182: Wenn alle drei Kunden die gleiche Leitung haben, die Leitung aber nicht alle drei gleichzeitig mit solchen Datenmengen beliefern kann, ist es ein rein technisches Problem. Es sollte keiner Vorrang haben, richtig. Wenn einer allerdings für 32MBit zahlt und keine 32MBit bekommt, hat er das Recht, es zu verlangen. Jedem muss seine jeweilige Bandbreite gewährt werden. Wenn das nicht möglich ist, müssen bessere technische Lösungen her. Ich sehe immer noch nicht genau, wo das Problem in Bezug auf Netzneutralität ist. Solange nicht Disney (finanziell oder anders) einsteigt und seinen Streams Vorrang verleiht, sodass andere Inhalte nicht mehr mit der nötigen Bandbreite übertragen werden können, erschließt sich mir nicht, wo das Problem liegt.
@#768212:
Eben genau da liegt das Problem, da es da zur Zeit keine gesetzliche Regelung gibt koennte sich Disney eine bessere Behandlung erkaufen.
Was die Bandbreite angeht, ich weiss nicht wie das in Deutschland aussieht, aber hier im UK hat praktisch keiner (zumindest kein Privatkunde der einfach nur Broadband kauft) eine zugesicherte Bandbreite. Das ist praktisch immer „up to xy MBit“. Wuerde mich wundern wenn das in Deutschland gross anders waere.
Immer die theoretisch benoetigte Maximalbandbreite vorzuhalten kann sich bei den Preisen die die Kunden bezahlen zu bereit sind kein Provider leisten. Das ist immer eine „Mischkalkulation“.
Um mal einen Begriff zu benutzen den heute glaube ich keiner mehr benutzt, das ist wie „Datenautobahn“ zu einer realen Autobahn:
Um die reale Autobahn immer am laufen zu halten (dafuer haben die Leute ja ihre Steuern bezahlt…) muessten sie 20 Spuren haben. Macht man aber nicht weil das viel zu teuer ist und meistens 6 Spuren reichen. Und zur Rush Hour gibt’s halt Stau.
Da koennte man jetzt auf der dreispurigen Autobahn eine Spur abtrennen auf die man nur mit Extrabezahlung kommt. Da fahren dann die ganzen „Reichen“ die sich das leisten koennen am Stau vorbei waehrend die „Armen“ die sich das nicht leisten koennen im Stau stehen.
Und genau das koennte auch im Internet passieren.
@#768227: Danke für diese Erklärung. Stimmt, das könnte ein Problem sein. Es ist auch hier in Dtl. so, dass man „up to xy MBit“ bekommt.
Falls das noch jemanden interessiert, hier ist noch eine recht interessante Analyse zum Thema Net Neutrality -vs- der dafuer benoetigten ‚Big Bandwidth‘. Verschiedene interessante Punkte die leider von den wenigsten bedacht werden.
Nur ein Zitat:
‚Reden Sie nicht soviel über sich, das erledigen wir, sobald Sie den Raum verlassen‘
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PiPi