“Ach, Sex hat mal so viel Spaß gemacht”, sagt der One-Night-Stand von Jeffrey im gleichnamigen Film Jeffrey weinend und meint damit den Sex der Prä-Aids-Ära. Ach, Brasilien hat mal so viel Spaß gemacht, damals in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als es noch keine Kondomkicks ablieferte, als es noch keine Zu-Null-Präservative über sein bestes Stück, den Fuß (portugiesisch: Pelé) streifte. Und trotzdem war die Verhütung heute so permeabel wie ein brüchiges Gummi — allein, es fehlte den Ghanaern an zeugungsfähigem Zellmaterial.
So. Schmierige Einleitung geschafft.
Brasilien wollte souverän wirken und konnte es nicht, wollte italienisch geschult den Sieg verwalten und damit jeglicher Immunschwäche vorbeugen. Dass sie es geschafft haben, lag aber nicht an der eigenen Fähigkeit, gegnerische Chancen zu zerstören, sondern an den gegnerischen Chancen, die sich selbst zerstörten, sobald sie des Tornetzes ansichtig wurden. Das ungläubige Staunen über die brasilianische Abwehr mit den überforderten sogenannten Verteidigern Lucio und Juan wurde nur vom nicht ganz so ungläubigen Staunen über vergebene ghanaische Chancen übertroffen. Und von der Verachtung für den schwächsten Spieler auf dem Patz: Ronaldinho.
Ronaldinho, Emerson und Adriano gehören in dieser Verfassung so sehr in die Startelf wie amerikanisches Bier in Fußballstadien. Die gesamte Viererkette so fahr- und durchlässig, dass dagegen selbst ein einzelner Arne Friedrich wie eine siebenfach gehärtete Stahlbetonmauer wirkt. Ausgerechnet kleines dickes Ronaldo vorne im Sturm als einer der besseren – oder sagen wir lieber: als einer der nicht total versagenden. Brasiliens Mittelfeld nicht nur wie üblich defensiv peinlich, sondern auch noch offensiv schwach.
Gegen einen stärkeren Gegner hätte … mit Ghanas Michael Essien wäre … mit mehr Coolness der Ghanaer vor dem Tor könnte … aber nein, Konjunktive treten keine Tore. Und bei allem Respekt für den letzten Vertreter Afrikas bei dieser WM: Brasilien sah trotz gelegentlicher Überlegenheit Ghanas nicht einmal kurz in den Abgrund einer Niederlage. Dreizunull. Ein BWL-Dreizunull nicht nur ohne Glanz, sondern auch ohne Sicherheit. Und ohne Konjunktive.
Ach, ich bin es müde, solche Spiele zu kommentieren. Dabei hat das mal so viel Spaß gemacht.