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Du Opfer!

Sommer 1998.

Ich liege am Badesee und schau den schönen Frauen nach, die an unserem Mosaik aus Badetüchern vorbeiwackeln. Kinder quieken und plantschen vergnügt mit ihren Müttern im Wasser. Chris sagt: „žSchau mal“. Er meint eine Szene die sich circa 50 Meter vor uns abspielt. Eine Gruppe Kiddies im Alter von so 14 Jahren mobben unter den Augen von hunderten erwachsenen Menschen den Außenseiter der Gruppe, stoßen ihn in den Sand und lassen ihn Staub fressen. Machen sich über ihn lustig und gackern wie die Hühner dabei. Chris und ich sehen uns an, beide haben wir eigene Erfahrungen mit Mobbing und Gewalt in der Schule gesammelt. Ich als ich mit 12 Jahren umziehen musste und auf einmal der Neue und Kleinste in der Klasse war. Er, als er aus Russland rüberkam und sich im Kaff durchboxen musste. Wir wissen wie sich das anfühlt.

Als wir rübergehen, hört die Bande augenblicklich auf und trollt sich. „žWeißt Du“ meine ich zu dem Jungen, „žvor 10 Jahren war ich genau wie Du. Das geht vorbei, glaub mir, in 10 Jahren kannst Du auch Weiber aufreißen und denen da ins Gesicht lachen. Vorher aber: such Dir richtige Freunde. Die Bande Wichser da sind es mit Sicherheit nicht. Halt die Ohren steif.“

Frühling 2006.

Ein Internetvideo macht die Runde (Nein, nicht DAS Video!), ein Ausschnitt aus einer RTL-Sendung, in der Vorstadt-„žGangsta“ gezeigt werden. Detlev Bucks Film „žKnallhart“ hat Premiere und wie ein Echo in der Realität richten nur 2 Wochen danach die Lehrer der Berliner Rütli-Schule einen Hilferuf an den Berliner Senat: die Gewalt an der Schule eskaliert. Okay. Man fragt sich: erst jetzt? Erst jetzt dieser Brief? Erst jetzt eine Eskalation? Erst jetzt dieser Film? Erst jetzt dieser Artikel?

Selbstverständlich ist Gewalt und Mobbing Teil der Teenager-Phase. Wie war das? Wer frei ist von Schuld, der werfe den ersten Stein? Zum Teenager-Sein gehört es, sich zu hauen und andere runterzumachen. Das ist Teil des Sich-Abgrenzens, des Sich-Findens. Ich habe auch schon gemobbt und glaubt mir: ich habe mich beschissen gefühlt danach. Aber das Mathe-Buch flog so schön. Ich habe mich übrigens bei Klaus entschuldigt dafür, wie so wenige. Das hat mir mich selbst ein Stück näher gebracht. Die Eskalation der Gewalt an Hauptschulen hat allerdings nichts mehr mit diesem normalen Rahmen zu tun.

Hier wächst eine Generation auf, die „žOpfer“ als Schimpfwort kennt. Das ist bezeichnend. Denn sie sind Opfer, auch wenn sie es nicht wahrnehmen. Sie sind Opfer eines Schulsystems, das Gleichtaktung und Abgrenzung fördert. Dumme bleiben unter Dummen und Schlaue unter Schlauen dumm. Sie sind Opfer eines Wirtschaftssystems, das den Schwachen keine Chance gibt. Das Ergebnis sind elitäre Wichtigtuer, die BWL mit Philosophie verwechseln und eine ghettoisierte Masse ohne Perspektive, die sich ihr Weltbild aus der Bildzeitung und den Talkshows zusammenzimmert. Und die Kinder dieser Menschen blicken nun auf unsere durchökonomisierte Gesellschaft und orientieren sich an ihr. Oliver Lück formuliert dies im spOn-Interview so: „žGewalt ist nun mal die ökonomischste und einfachste Art und Weise, Erfolgserlebnisse und Macht zu erleben. Aggression und Gewalt sind für diese Jugendlichen eine hoch ökonomische Überlebensstrategie.“ Denn nichts anderes lehrt der Markt: das Recht des Stärkeren. In einer Gesellschaft, die sich im großen Maße mit der Ökonomie identifiziert, sind solche Auswüchse nicht wirklich überraschend. Im Grunde sind die Checker in Neukölln also „žnur“ sehr konsequent und haben scheinbar begriffen, wie Deutschland tickt. Ich könnte ihnen fast gratulieren zu diesem Scharfsinn, aber das Thema ist zu ernst für Ironie.

Und wie man eigene Kinder von diesen Zuständen fern halten kann, verraten Bekannte von mir: „žDie 13jährige Schwester eines Schulfreunds von L. geht seit zwei Jahren nicht mehr zur Schule. Das bleibt von offizieller Seite unbemerkt und stört die Eltern nicht, weil es ein Mädchen ist und ihre Zukunft vermutlich längst verplant ist!
Es ist trostlos und was folgt ist klar: wir werden unseren Sohn die Schule wechseln lassen, weitere werden folgen und wir fühlen uns absolut beschissen dabei, diese Kinder scheinbar naserümpfend zurück zu lassen. Man hätte eigentlich eine tolle Chance zur Integration, denn die Kinder sehen keine Unterschiede. Die verstehen sich prächtig.“

Und die Politik reagiert natürlich wie man es von ihr erwartet:
„Die Zeiten des Wegsehens und der Blindheit auf Grund einer falsch verstandenen Multi-Kulti-Ideologie sind nun wirklich vorbei (…) Die dramatischen Vorfälle in der Berliner Rütli-Schule spiegeln wie in einem Brennglas das Integrationsdefizit vieler ausländischer Jugendlicher in unserer Gesellschaft.“ (CDU-Fraktionschef Volker Kauder)
Wer sich nicht integrieren wolle, „tut uns einen Gefallen, wenn er wieder geht“ (Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm)

Lieber Schuldige suchen anstatt das derzeitige Schulsystem in Frage zu stellen. Ich habe nicht anderes von Euch erwartet. Ihr seid so billig. Allerdings kann es auch nicht sein, dass man die Kiddies gänzlich aus der Verantwortung entläßt und die Schuld ausschließlich im System sucht. Was ist tatsächlich los mit den Kids?

Warum tauschen sie Videos von realen Prügeleien? Woher kommt der Erfolg von so unmenschlichem Scheiß wie „žBum-Fights“? Woher diese Lust an realer Gewalt (im Gegensatz zu fiktiven Action- oder Splatter-Filmen)? Ist es eine unbewußt ausgelebte Provokation des Establishments? Was? Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus allem. Die mangelnde Perspektive, die Bewusstwerdung des eigenen Status in der Gesellschaft. Die fehlenden Vorbilder. Die vorgelebte Gewalt auf der Straße und Zuhause und in der Kultur. „žEin Knirps wirft eine leere Plastikflasche, ein anderer schmeißt einer erwachsenen Frau, die vor dem Zaun steht, ein arabisches Schimpfwort an den Kopf. „Hurentochter“, hat er gesagt. Da spuckt sie ihm ins Gesicht.“ (Süddeutsche)

Wahrscheinlich sind die meisten der Leser hier mindestens auf die Realschule gegangen und kennen die Verhältnisse auf Hauptschulen nicht. Mir geht es auch so. Ich kenne aber die Menschen und ich kenne Typen, die früher einfach mal wahllos auf den nächstbesten eingeschlagen haben. Aus Frust, natürlich. Aus Hass auf eine Gesellschaft, die ihnen keine Perspektive bietet flogen da wegen Nichtigkeiten die Fäuste. Dieselben Typen wohnen heute übrigens mit ihrer Freundin zusammen und machen Musik und kiffen nichtmal mehr. Und genau das traue ich auch jedem Neuköllner Checker zu.

Stellt Euch vor, ihr geht in die Schule. Du kommst nicht mit, Bruchrechnen ist Dir ein Gräuel und Hausaufgaben machst Du prinzipiell nicht. Wenn Dir der Lehrer dumm kommt (doch das wird er nicht), findet sich eben ein sehr großer Kratzer in seiner Karre. Du kiffst Dir schon während der großen Pause die Birne voll, dann ist nämlich alles viel weicher und angenehmer. Du kommst nach Hause und siehst Deine Eltern, die vom Amt gezwungen werden, ihre persönlichen Verhältnisse darzulegen, weil Ihnen unterstellt wird, sie würden den Staat ausbeuten. Aber Dich interessiert das nicht, denn Dein Handy klingelt und Du bekommst gerade ein Video auf’s Display. Ha, Murrat hat’s diesem Weißbrot gezeigt, der sagt so schnell nix mehr. Du schaltest den Fernseher an. Im Gericht hat die Freundin einer Freundin gesagt, dass sie gesagt hat, er hätte nicht. Natürlich bestreitet er das. Du weißt, dass das Bullshit ist. Deshalb schaltest Du um auf MTV und siehst Sido mit der Maske und er rappt Dir aus der Seele:

„žIch geh klaun,
scheiß auf Fraun
und nehm Drogen
doch Mama kann mir vertraun
ich bleib auf“™m Boden
Ich hab die Schule verkackt
und zwar so schlecht wie keiner
man war halt nicht so konzentriert
wenn man schon morgens high war.“

Du gehst ins Jugendzentrum, kaufst vielleicht noch ein bißchen Shit und abends kiffst Du mit deinen Kollegen. Und morgen dasselbe. Und übermorgen auch. Depremierend? So geht es vielen, vielen Kids jeden Tag und das allerschlimmste: sie haben (scheinbar) keinerlei Aussicht auf Besserung. Sie denken, dass es für sie nie anders sein könnte und flüchten sich in das, was ihnen bleibt: die Musik, die Familie, die Freunde und die Ehre.

Fazit

Mir stellt sich die Frage nach dem Sinn eines Schulsystems, das gleiche Bildungsgrade zusammenpfercht und so die Formierung gleichgeschalteter gesellschaftlicher Gruppen fördert. Das dumme, asoziale Pack hier, die träge Masse dort und da drüben die Gebildeten. Ein Blick auf das schwedische Schulsystem zeigt: es geht auch anders. Und das liest sich unter anderem so:

„žDie Grundskola umfasst die Klassen 1-9 (…) Die Lehrer-Schüler Relation beträgt 1 zu 8. (…) Während der 9 Jahre Schule bleiben 20-30 Schüler immer zusammen, das soll die Jugendlichen dazu befähigen, stabile und lange andauernde Beziehungen zu bilden. Die Schüler sollen lernen einander zu helfen, Stärken zu entdecken und Schwächen gemeinsam abzubauen.“ (Herrmann-Vöchting-Gymnasium)

„žDie Erziehung zur Selbstständigkeit scheint zu fruchten: Zur Mittagszeit sieht man in der Kantine keine Aufsichtsperson und keinen Lehrer. Die Schüler nehmen sich ihr kostenloses Essen und bedienen sich selbst — es funktioniert.“ (Quarks & Co)

„žNotenstress und Bewertungen sind für Schwedens Kinder kein Thema. Zeugnisse mit Noten gibt es erst ab der achten Klasse. Auf diese Weise möchte man vermeiden, dass die Kinder Lerninhalte mit negativen „Bewertungen“ ihrer subjektiven Leistungsfähigkeit verbinden. Die Lust am Lernen soll vielmehr gefördert und belebt werden.“ (heute.de)

„žDie auf Integration angelegte Grundkonzeption des schwedischen Schulsystems verlangt implizit natürlich auch Maßnahmen der integrativen Beschulung behinderter Kinder. Zu diesem Zweck stellen Staat und Kommunen erhebliche Mittel zur Verfügung.“ (SPD Bildungsserver)

Und mit diesen Zitaten gebe ich die Diskussion in die Kommentare. Ich bin gespannt wie Du das siehst. Du Opfer!

273 Kommentare

  1. 01

    da ich „mee too“s für völlig unterbewertet halte trau ich mich und kommentiere mit einem einfachen „me too“ (und der Bestätigung deiner Wahrnehmung des „Systems“ etc., die der meinen voll entspricht – oh, und meine stammt aus einem ländlichen Umfeld, da ist es genauso. Außer, dass es weniger „Immigranten“ gibt – was aber der Symptomatik keinen Abbruch tut, außer vielleicht, dass es noch besser kaschiert wird, weil’s der „ganz normale“ Deutsch-bürgerliche Background ist, der hier nicht auffallen soll)

  2. 02
    HP

    Sadly, it’s all about tha Money!
    Mich würde mal interessieren, wieviele Euronen der schwedische
    Staat pro Jahr und Schüler ausgibt, verglichen mit dem Deutschen..

  3. 03

    Das würde mich in der Tat auch interessieren. Hat jemand Zahlen oder Vergleiche mit den Bildungsausgaben anderer Länder?

  4. 04
    Ernesto

    Warum greift eigentlich jedesmal des selbe Mechanismus?

    Irgendwas mehr oder weniger schlimmes gerät an die Öffentlichkeit.
    Das Volk (Opfer?) gerät in Aufruhr.
    Die Medien freuen sich ob eines Ereignisses, um es in einen Zeitraum von maximal 2 Wochen dermaßen auszutreten, dass hinterher fast jeder vollgefressen das Interesse verliert. (Wo ist eigentlich die Vogelgrippe? Was war nochmal in Paris los?)
    Im selben Zeitraum engagieren (profilieren) sich diverse Politiker durch irgendwelche Parolen notwendiger Maßnahmen bzw Schuldzuweisungen.

    Danach bleibt nur ein leeres Gefühl zurück und einjeder freut sich auf die nächste Episode.

    Und natürlich wird malwieder das Schulsystem angezweifelt, was ja auch vollkommen richtig ist. Vielleicht kann man das Thema aber auch etwas ganzheitlicher betrachten. Nur wird die Kritik ja doch wieder verstummen.

    Und ja – auch ich bin ein Opfer. Auch ich werde es bald wieder vergessen und verdrängen. Unterbewusst will ich das bestimmt auch. Ich habe ja schließlich meine eigenen kleinen Probleme und natürlich keine Zeit und keine Kraft mich für mein Umfeld zu interressieren.

  5. 05
    christian

    Lieber Rene,
    das war ein wunderbarer Text. Ich klopfe dir auf die Schultern und finde das du sehr stolz auf deine Worte sein kannst.

  6. 06

    Die Frage, ob man ein dreigliedriges Schulsystem hat, oder aber eines nach schwedischem Vorbild installiert, erscheint mir zweitrangig angesichts der Zahlen folgender Liste:
    Nr. Land (Kontinent) Bildungsausgaben ($) je Einwohner
    1 Norwegen (Europa) 3.478
    2 Dänemark (Europa) 3.412
    3 Schweden (Europa) 2.558
    4 Schweiz (Europa) 2.375
    5 Vereinigte Staaten von Amerika (Nord- und Mittelamerika) 2.269
    ….
    12 Niederlande (Europa) 1.523
    13 Liechtenstein (Europa) 1.509
    14 Finnland (Europa) 1.501
    15 Deutschland (Europa) 1.454
    16 Grossbritannien (Europa) 1.433
    17 Neuseeland (Australien u. Ozeanien) 1.421
    18 Kanada (Nord- und Mittelamerika) 1.394
    19 Israel (Asien) 1.332
    20 Japan (Asien) 1.330

    Wobei man beachten muss, dass in Japan sehr viel von privater Seite bezahlt wird, um sich fortzubilden. Ein Freund von mir unterrichtet an einer Art privater Volkshochschule in Ozaka Deutsch und erzählt von Hausfrauen, die um 23 h an Kursen teilnehmen, die wesentlich teurer sind als hier die staatlich subventionierten.

    In Deutschland herrscht ein bildungs- und intellektuellenfeindliches Klima, nicht umsonst konnte der in Fachkreisen hochangesehene Jurist Kirchhof allein mit dem Wort vom „Professor aus Heidelberg“ diskreditiert werden.
    Ein Wandel ist demnach nicht durch wie auch immer geartete Maßnahmen erreichbar, nicht einmal allein mit der Zuhilfenahme von Geld, was es allerdings nicht gibt für diesen Zweck: Es ist vielmehr ein dauerhaftes Einwirken erforderlich,; auf sein Umfeld, seine Kinder, um vielleicht über Generationen wieder das zu bekommen, was uns die Nazis durch die Vernichtung der intellektuellen Elite des Landes genommen haben.

    Den immer wieder behaupteten Zusammenhang zwischen Gewalt und Gangsta-Rap kann ich nicht nachvollziehen: Die Musik entstammt dem Milieu, sie erzeugt es nicht.

  7. 07

    Ausgaben:

    Dänemark, Island, Norwegen, Schweden und Belgien investieren die meisten öffentlichen Mittel in ihre Bildungssysteme — über 6% ihres Bruttoinlandsprodukts (Tabelle B2.1a). In Deutschland liegt der Wert mit 4,4% erst an 20. Stelle unter den 28 OECD-Staaten mit vergleichbaren Daten. Dies wird jedoch teilweise durch einen überdurchschnittlichen Anteil von Privatausgaben im Rahmen des dualen Systems kompensiert. Dennoch bleibt auch der Gesamtanteil öffentlicher und privater Investitionen am BIP in Deutschland mit 5,3% unter dem OECD-Mittel von 5,8% (das bei einer Gewichtung nach der Größe der Staaten sogar auf 6,1% ansteigt). Spitzenreiter sind hier Island und die Vereinigten Staaten (7,4% und 7,2%), gefolgt von Dänemark und Korea (jeweils 7,1%)

    (http://www.oecd.org/dataoecd/21/12/35344382.pdf)

  8. 08

    Malte: Danke für die Zahlen.

    „žIn Deutschland herrscht ein bildungs- und intellektuellenfeindliches Klima, nicht umsonst konnte der in Fachkreisen hochangesehene Jurist Kirchhof allein mit dem Wort vom „Professor aus Heidelberg“ diskreditiert werden.“

    Hier bin ich absolut Deiner Meinung! Ich kenne selbst Beispiele, wo Studieren an sich keine Option ist, obwohl der Berufswunsch idealerweise ein Studium voraussetzt.

    „žDie Musik entstammt dem Milieu, sie erzeugt es nicht.“

    Genau deshalb schrieb ich „žer rappt Dir aus der Seele“.

  9. 09

    Danke Thorsten.
    Was mich mehr interessieren würde, jetzt wo wir Zahlen haben, habt Ihr eigene Erfahrungen?

  10. 10
    conni

    dieser artikel ist wunderbar. ich werde dieses jahr 30 und bin damals auf eine realschule mit einer hauptschule nebenan gegangen. einige meiner freundin sind auf eine realschule mit einem gymnasium nebenan gegangen. und was soll ich sagen? dieses problem gab es auch damals schon. man hat es ganz deutlich gemerkt. „was du gehst auf diese realschule? wie schlimm, da ist doch die hauptschule nebenan“ . man war gleich unten durch in der gesellschaft. wir haben auf der realschule ganz andere dinge gelernt als meine freundinnen mit dem gymnasium an der realschule. irgendwie wurde man schon ganz anders behandelt von den lehrern. nicht richtig gefördert. es waren keine einheitlichen lehrpläne an den schulen und das hat mich traurig gemacht. aber diese schule war näher an meinem zu hause. die gewalt war tatsächlich auch schon zu dieser zeit sehr schlimm. es wurden die ersten rauchenecken bestimmt und gekifft wurde dort in den pausen. man hat aufklärung betrieben. aber für meine verhältnisse in die falsche richtung. es ging nur um die gesundheit etc etc. viel zu wenig über die phsychischen folgen und die auswirkungen auf das spätere leben.
    auch ich wurde als kleinste und zarteste in den mülleimer gesteckt. es gab eine zeit da habe ich mich sehr schlecht gefühlt. heute weiss ich allerdings das ich viel stärker als manch anderer bin. die meisten leute die damals das kiffen als lebensinhalt sahen sind heute wirklich in der geschlossenen oder haben diabetis vom speed und so kann ich noch einige viele dinge aufzählen….bin ich froh das ich alles sehr sehr gut überstanden habe und nicht einmal mehr viel alkohol trinken brauch. es ist ein weiter weg zur besserung in unserer gesellschaft

  11. 11
    Oli

    Was ich in den 4 1/2 Jahren auf einer intigrierten Gesammtschule begriffen habe, dass die Deutschen gute Ideen einfach halbherzig umsetzen, oder an dem Punkt, ab dem es kompliziert wird wieder das altbewährte System greifen lassen. So war ich beispielsweise völlig überrascht, als ich in der 7. Klasse von der Realschule auf eben diese Gesammtschule wechselte. Das Lernsystem hat mich total fasziniert, bsonders die Freiarbeit (http://www.liebfrauenschule-ratingen.de/schulprogramm/freiarbeit.htm)hat es mir angetan. Wenn man mal genervt ist oder es einfach zu laut im Klassenraum ist, hat man sich einen Teppich geschnappt, hat sich auf den Flur gelegt und hat eben da weiter gearbeitet. Allerdings gab es nicht bei allen Fächern diese Arbeitsmethode, interessanterweise waren dort die Leistungen am schlechtesten. Im Frontalunterricht wurden dann die selbsterarbeiteten Stoffinhalte verwendet.
    Das ging zwei Jahre ganz gut, bis man uns sagte, dass es ab der neunten Klasse keine Freiarbeit mehr geben wird, weil der Stoff einfach zu komplex ist und wir uns langsam auf „žden Ernst des Lebens“ vorbereiten sollen. So und das war’s dann mit einer großartigen Unterrichtsmethode, einfach wegrationalisiert!
    Außerdem vesteh‘ ich bis heute nicht, warum wir uns integrative Schule schimpfen, wir haben auch behinderte Menschen in unseren Klassen, klar.
    Aber Aufklärung diese Menschen genauso zu achten und zu respektieren, wie Menschen ohne Behinderung fehlt irgendwie. Hier machen sich Checker nämlich auch über solche Menschen lustig und das nicht zu knapp.
    Jetzt sitze ich in der 11. Klasse, hier natürlich keine anderen Arbeitsmethoden ausser Frontalunterricht, wir sollen uns daran gewöhnen, weil es im Studuim nicht anders zu geht, heißt es. Aber ich bin kein Student verdammt, ich bin noch drei Jahre Schüler und so möchte ich mich auch fühlen. Denn eigentlich könnte ich zu Hause bleiben und mir den Unterricht per Live-Stream ansehen, denn die LehrerInen sind ja sowieso nur ein Tonband, das jedes Jahr zurüchgespult wird. Wieso dann überhaupt noch Schulgebäude bauen, die sowieso durch Jugendliche verschandelt werden? Ich fühle mich wie in einem abgeriegelten Lernlager, das alle 45 min. für 10 min. aufgeschlossen wird.
    Unsere Schule erfüllt außerdem den Zweck die Schüler, die es am Gymnasium nicht geschafft haben, eine Möglichkeit zu geben trotzdem an ihr Abitur zu kommen, eigentlich lobenswert möchte man meinen. Im Schullalltag sieht das aber ganz anders aus, anstatt für die zweite Chance dankbar zu sein und sich angemessen zu verhalten, ist der Unterricht in der Kursstufe eine einzige Katastrophe, was nicht zu letzt an den unterschiedlichen Wissensständen liegt. Aber das ist am Gymnasium bestimmt nicht anders. Es liegt natürlich auch an der Einstellung der Schüler. Auf die Frage unserer Ethiklehreri, ob
    Abschließend möchte ich noch sagen, dass es mir einfach nicht begreiflich ist, dass tolle Ideen immer unter dem Rationalismus leiden müssen. Ich würde gerne in die Vergangenheit reisen, um meinem frühreren Ich zu sagen, dass es lieber nach Schweden auswandern sollte.

  12. 12

    Oli, da fehlt was in deinem Kommentar. Am Ende vor dem letzten Absatz…

  13. 13
    Oli

    Mist! Blöde Enter-Taste!
    …Ethiklehrerin an einen Schüler, ob er den Text, welcher zu Hause zu lesen war auch gelesen hat, antwortete er: „žSo „™nen Dreck les“™ ich nich!“
    Da fällt mir einfach nichts mehr zu ein…

    So, Korrektur beendet!

  14. 14

    es ist ein problem, da geb ich dir durchaus recht. was ich aber an dem text vermisse sind auch lösungsvorschläge. dass es nicht gut geht, wissen wir doch alle schon.

    machen wir einen strich unter die sache, fassen wir zusammen: es gibt klügere und weniger kluge leute. das ist nunmal so. der nicht so intelligente ist vielleicht wo anders sehr gut, aber in der schule wird er mal sicher nicht so gut sein. was eine gesellschaft in den heutigen tagen produktiv macht ist nicht die personenkraft die dahinter steckt, sondern die intelligenz in einem land. ausbildung, leistung, usw. sind gefragt, wenn man von anderen menschen in anderen längern etwas haben will (z.b. geld für seine arbeit).

    natürlich muss man sich fragen, ob man in so einem leistungssystem leben will, aber wir können auch nicht einfach sagen: hey, du bist nunmal dumm, mach dir nichts drauß, du bekommst trotzdem im monat geld vom staat, wir machen das schon gemeinsam.

    da würde sich doch jeder der in der schule gut ist und gewillt ist leistung zu erbringen verarscht vorkommen. mal ehrlich: wenn ihr die wahl habt zwischen nichts tun und etwas leisten, was würde der durchschnitt wohl machen? früher war es der hunger der die menschen zur arbeit getrieben hat, heute ist es das geld. menschen sind nicht gewillt in großem maßstab einfach so zu arbeiten. kennt doch jeder schon von der fernbedienung ;)

    zumindest hier in österreich gibt es unterschiedliche schulen. niemand ist gezwungen auf eine zu gehen. ich ging vier jahre aufs gymnasium, merkte dass es nicht mein bereich ist, hab auf eine hblva gewechselt und mache in ein paar wochen matura. zusätzlich zur matura habe ich am ende dieser 5 jahre auch eine ausbildung zum chemiker. natürlich hätt ichs auch einfacher haben können. ich hätte am gymnasium bleiben können und schon vor einem jahr matura gemacht. aber warum mache ich das? weil ich gewillt bin etwas zu leisten.

    warum machen das nicht alle? warum geht jemand in eine schlechtere schule wenn er 2km weiter eine bessere hat? es gibt durchaus die fälle in denen die leute diesen kleinen mehraufwand auf sich nehmen, aber zu sagen, nur weil es schlechtere schulen gibt muss man auf diese gehen, halte ich für ein bisschen entschuldigend. niemand wird gezwungen an eine schlechtere schule zu gehen, aber die meisten wählen nunmal den weg des geringsten widerstandes.

    die leute sollten aufwachen aus ihrem naiven traum, dass sich straßen von selber bauen, krankenhäuser von alleine finanzieren und hochwasserschäden vom lieben gott wieder hergerichtet werden. wir verlangen viel von unserer gesellschaft – wir sollten auch viel hineinstecken!

    aus nichts wird nichts.

    grüße aus wien,
    andreas

  15. 15

    hi andreas. lösungsvorschläge habe ich mit den zitaten zum schwedischen schulsystem ganz bewusst nur angedeutet, weil es keine einfache lösung für dieses problem gibt, weil es ein gesamtgesellschaftliches ist.

    „aber wir können auch nicht einfach sagen: hey, du bist nunmal dumm, mach dir nichts drauß, du bekommst trotzdem im monat geld vom staat, wir machen das schon gemeinsam“

    was ist die alternative? einen ganzen bevölkerungsanteil vom wohlstand aussperren nur weil sie so sind wie sie sind? das ist mir zu einfach.

  16. 16
    Oli

    Wahrscheinlich wissen viele Schüler auch nicht, dass es anders geht. Dass sie eine nicht zu unerschätzende Macht sind. Ich als Schulsprecher weiß das, aber den anderen Schülern zu zeigen, dass sie etwas verändern können wenn sie nur wollen, oder dass sie wenigstens mal konstruktive Kritik üben sollten, anstatt immer nur zu meckern ist schon schwieriger.
    Viele wollen wahrscheinlich auch nur jammern, sie kennen es ja auch nicht anders, man muss bloß den Fernseher anschalten…

  17. 17

    ich bin seit zwei tagen wieder in deutschland und war ehrlich überrascht, als die rütlischule im t.v. wahr( ich wohn im selben block).
    mein erster gedanke: jetzt habt ihrs offiziell „bestätigt“ bekommen. ihr seid für die nächsten 14 tage keine dummen neuköllnprolls, sondern so richtig krasse gangsta, mit original 2pac-posen-fotoshooting für die BZ.
    soooo fett, escht!
    mein lieblingstag hier in der straße ist: „sex! gez. 2pac“

    @ernesto 15:12 h >> Du bringst es auf den punkt.

  18. 18

    Sehr schöner Artikel, fasst viel grundsätzliches zusammen. Das die Bildungspolitik keiner Regierung in den letzten 30 Jahren wirklich ein ernstes Anliegen war und das Integrationspolitik nie sonderlich hoch im Kurs stand, liegt auf der Hand. Zum einen gab man sich der dummen Illusion hin, die „Gastarbeiter“ werden ja doch irgendwann wieder zurückggehen, auch wenn schon zwei Generationen hier lebten die ihr „Heimatland“ höchstens aus dem Urlaub kannten, zum anderen gibt es eben keine oder kaum Wählerstimmen zu holen mit Bildungspolitik, schon gar nicht bei den Mitbürgern mit Migrantenhintergrund (wie ich diese Formulierung hasse). Warum sich also um Leute bemühen, die einem nicht nützen? Qui bono?

  19. 19

    Hallo Andreas,
    „natürlich muss man sich fragen, ob man in so einem leistungssystem leben will, aber wir können auch nicht einfach sagen: hey, du bist nunmal dumm, mach dir nichts drauß, du bekommst trotzdem im monat geld vom staat, wir machen das schon gemeinsam.“

    Können wir nicht? Warum nicht? Es ist nunmal so das einiege Menschen klüger sind als andere. Das muss ja nicht heißen das „der dümmere“ weniger leisten kann. Die Frage ist doch nicht was kann ein Mensch nicht, sonder vielmehr „Was kann er“. Was sollen deiner Meinung nach diese Menschen tun? Wie sollen sie ihr Geld verdienen?

    Ich glaube eher das DEIN Weltbild naiv ist, die Arbeitsplätze für die „dümmeren“ werden immer weniger. Vollbeschäftigung wird es nie wieder geben. Wir müssen etwas schaffen damit auch Arbeitslose Menschen ohne Angst vor Armut leben können. Wenn wir das schaffen liegt dort ein enormes Potential. Stell dir vor, 5 Millionen Menschen die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben als „kreativ zu sein“. Momentan liegt dieses Potential brach da ein Arbeitsloser Mensch den ganzen Tag damit zu tun hat auf dem Arbeitsamt zu sitzen oder sinnlose Umschulungen/Fortbildungen,… zu besuchen. Lasst den Menschen endlich ihre Freiräume, befreit sie von der Angst.

    Das Schulsystem wie es im Moment funktioniert fördert nur die klugen Menschen, die (in Ökonomischen Sinn) leistungsfähigen Menschen. Alle anderen fallen hinten durch und landen schon mit 10 Jahren auf der Hauptschule und werden von da an nur noch als „Rest“ oder „Dreck“ behandelt. Es ist also kein Wunder das die Hauptschüler frustriert sind und Wütend auf eine Gesellschaft sind die sie nie wirklich ernst genommen hat.

    Meiner Meinung nach ist ein System wie es in Schweden praktiziert wird ein Schritt in die richtige Richtung. Man müsste natürlich dafür sorgen das die Schüler in so einem System besser „betreut“ sind als sie es heute werden. Es muss auf jeden Schüler eingegangen werden, damit die „guten“ noch besser werden und die „Langsamlerner“ trotzdem genügend Wissen erwerben um in der Gesellschaft überleben zu können.

  20. 20
    Jürgen

    Rene, du sprichst mir aus dem Herzen und hast das Problem richtig auf den Punkt gebracht.

    Zu meiner Erfahrung: Ich bin fast 40, Gewalt in der Schule (leider tatsächlich oft durch nicht Deutsche) gab es damals genauso. Ich lebte damals in einem Kaff mit 500 Einwohnern und ging in der Stadt zur Schule, in der ich heute lebe. Mein Sohn geht jetzt auf die gleiche (Real-)schule. Damals hat mich ein Jugo grundlos voll in die Fresse gehauen, der kannte mich nichtmal. War echt ein Schocker für mich. Dann hab ich mit einem Tschechen gequatscht, mit dem hab ich mich ganz gut verstanden. Der war ebenso ein Unikat, da hätte sich niemals wer getaut was gegen den zu tun. Der sagt: „hau dem Tiki (dem Jugo) bei nächster Gelegenheit einfach eine rein, dann hast du für immer dein Ruhe…“.

    Ich wollte das nicht glauben, aber ich hab dem trotzdem ebenso unerwartet eins auf die Fresse gegeben wie er mir einige Tage vorher. Zack, da war Ruhe im Karton. Der Schrank hat sich nichtmal gewehrt. Eingesteckt und mich gleichzeitig akzeptiert.

    Fortan stand ich zwischen den Stühlen. Die Schläger haben mich in Ruhe gelassen und auch jeden, der irgendwie mir zusammen war.

    Ich hab das nie ganz verstanden. Trotzdem bin auch ich absolut gegen diese deutsche Schulsystem, was Menschen in frühester Kindheit trennt und in verschiedene Klassen trennt.

    Jürgen

  21. 21
    leo

    Bin selbst mit 12 nach Kreuzberg gezogen und habe dann ca. 5 Jahre ordentlich auf’s Maul gekriegt. Also Word UP für diesen Artikel!

  22. 22

    toller Artikel. Aber: mehr Geld für Bildung kann keinesfalls schaden, aber ich glaube nicht, dass Geldmangel das Hauptproblem ist. Ganz schlecht ist sicher dieses dreigliedrige System, bei dem ein Aufstieg fast unmöglich ist, wenn man einmal in eine der Schubladen einsortiert wurde. Gesamtschulen scheinen aber auch keine Lösung zu sein, vielleicht werden da auch nur intern diese Stufen abgebildet? ich weiss es nicht.

    Ein großes Problem ist mE auch die Lehrerausbildung: in Deutschland lernt man auf hohem Niveau die Wissenschaft der Pädagogik, und dann muss man „bloß“ lehren und teilw. jahrelang den gleichen Stoff abspulen. Diesen Lehrefrust, wie er hier: http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,407815,00.html beschrieben wird, habe ich selbst erlebt: an meinem Gymnasium wurden bei der Gründung ca. 1973 alle Lehrer frisch von der Uni eingestellt. Seitdem sind so gut wie keine neuen hinzugekommen, alle altern sie gemeinsam vor sich hin. Das würde mir auch keinen Spaß machen.

  23. 23
    pausmann

    Der Artikel ist sehr gut geschrieben, danke Rene.

    Das Problem ist doch nicht die mangelnde Bildungsförderung, sondern die Gesellschaft, die Herkunft und die Eltern im Allgemeinen.

    Wer „kluge“ Eltern – bspw. Professoren, Ärzte Lehrer etc. – hat, kommt fast automatisch auf ein Gymnasium und wenn er/sie es da nicht schafft, wird erst mal gefördert (z.B. Nachhilfe) und wenn dann immernoch nichts geht, kommt man auf die Realschule und danach auf eine weiterführende Schule, um nicht ganz „blöd“ dazustehen, den Stolz der Eltern nicht zu verletzen.

    Wer aber Eltern eines niedrigeren Bildungsstandes hat, kommt – egal ob klug oder „dumm“ – auf die Hauptschule, denn es ist mit dem Stolz und der Gewohnheit der Eltern nicht vereinbar, dass ihr Sohn/ihre Tochter auf eine höhere Schule geht. Schon allein die Vorstellung, dass ihr Sprößling Freunde in einem Gymnasium hat (Kontakt mit der „reicheren Bevölkerungsschicht“), ist für diese Eltern fast nicht zu ertragen.

    Und so wächst die Kluft zwischen „klug“ und „dumm“, auch die aktuellen Studien zeigen es, ob man es will oder nicht. Und das Schlimmste daran: Es wird so schnell kein Aufschwung geben, Arbeitslosenzahlen steigen und Aussichten auf Jobs sinken, die Motivation geht den Bach runter. Viele wissen nur einen Ausweg: Drogen und Gewalt. Und das führt zu einem Teufelskreis, aus dem Deutschland wohl nicht so schnell herausfinden wird.

  24. 24

    wir haben in unserer eigenen geschichte, ein schulsystem gehabt (zumindest im osten), dass die finnen erfolgreich in den sechziger jahren kopiert und von ideologischem unrat befreit haben. wir brauchen also nicht nach schweden, schauen sonden müssen uns nur mal mit dem gedanken anfreunden, dass es in der ddr vielleicht doch einige gute ansätze gab, die durchaus einer weiteren verwendung zu verfügung stehen könnten. bis jetzt hält uns eine eigenartige ideologische „bremse“ davon ab.

  25. 25

    Toller Artikel Rene, danke.
    *Benachrichtigung aktivier*

  26. 26
    Robert

    mee too. just not able to express as

  27. 27

    „Im Grunde sind die Checker in Neukölln also „žnur“ sehr konsequent und haben scheinbar begriffen, wie Deutschland tickt“

    Leider nicht scheinbar, sondern anscheinend, oder?

  28. 28

    andreas:

    warum geht jemand in eine schlechtere schule wenn er 2km weiter eine bessere hat?

    Weil das nicht geht. Ist vielleicht in Österreich anders, aber hier gilt: Dir wird nach deinem Wohnort eine Schule zugewiesen. Darauf zu hoffen, dass dich eine andere, vielleicht bessere nimmt, ist in Kreuzberg/Neukölln recht utopisch, denn diese Schulen sind überfüllt, klar. Die Alternative, wie immer: Privatschulen. Wer Geld hat, bekommt auch gute Bildung.

  29. 29
    Duddle

    Danke für diesen Beitrag.

  30. 30
    Dagger

    Rene, ein toller Artikel!

    Die Jungen macht das, wie sie es vorgelebt bekommt. Eltern, Fernsehen, Freunde. In Deutschland hakt schon lange es an vieln Ecken dazu.

  31. 31

    Pausmann, Dagger: „Das Problem ist doch nicht die mangelnde Bildungsförderung, sondern die Gesellschaft, die Herkunft und die Eltern im Allgemeinen.“

    „Die Jungen macht das, wie sie es vorgelebt bekommt.“

    Ich bin mir da nicht sooo sicher. Natürlich stimmen diese Sätze zunächst. Klar. Aber: Ich selbst stamme aus einer Familie, die Bildung NICHT hochhält und in der niemand studiert hat (ich übrigens auch nicht). Dennoch habe ich ein Fachabi von 1,8 geschafft und interessiere mich für Geschichte und Politik.

    Das war nicht immer so. Noch vor 5 Jahren habe ich mir täglich die Rübe zugekifft und eigentlich war mir alles scheißegal. Genau deshalb schreibe ich: „žIch traue das jedem Checker in Neukölln zu“. Weil jeder Mensch auch aus eigenem Antrieb Interesse an wichtigen Themen entwickeln kann. Weil sich jeder Mensch mit der Zeit auch Vorbilder außerhalb der Familie suchen kann. Weil sich jeder Mensch ändern kann. Genau aus diesen Gründen glaube ich an die Menschen und genau deshalb habe ich diesen Text (und andere) geschrieben.

  32. 32

    Ich habe zwei Kinder im schulpflichtigen Alter.
    Die Zustaende auf der uns zugewiesenen Grundschule sind so katastrophal, dass ich auf 4 DinA4 Seiten einen Konvolut an Lügen zusammenbramasiert habe und meine Kinder von der deutschen Schulpflicht befreit und auf einer englischen Privatschule angemeldet habe.
    Das kostet ein Vermoegen, das laesst mich in zwei Jobs ackern, das laesst uns nicht mehr in Urlaub fahren, aber: Das ist es wert.
    Ich habe 2 glueckliche Kinder, in einem festen Klassenverband bis Klasse 9 (natuerlich mit Ausdifferenzierung) beheimatet, die fliessend englisch, deutsch sprechen und demnaechst noch franzoesisch lernen und noch nichtmal in der 4. Klasse sind.
    Nein, meine Kinder sind gewiss nicht hochbegabt, auch maessig nur an Schule, mehr an Super RTL und KiKa interessiert.

    Aber sie wachsen in einem idealen Lehr/Lernumfeld auf, kleine Klassen, interventionsbereite Lehrer, keine Toleranz ggue. Gewalt und Mobbing und enges Lehrer/Elternverhaeltnis, ohne Vorwuerfe oder Aggression.

    Ich wuenschte mir, unser Schulsystem saehe so aehnlich aus

  33. 33

    und unter jugendlichen kursiert seit wochen dieses „witzige“ aber eher traurige video im internet… http://youtube.com/watch?v=9Ml4o2xuk64

    muss man das noch kommentieren… ?

  34. 34

    oh shit sorry man sollte den beitrag auch richtig lesen… is späät

  35. 35

    Sehr schön.

    Sido hätte ich allerdings außen vor gelassen. Nicht, weil ich ihn für überdurchschnittlich wertvoll halte, sondern, weil es in dem Moment, wo solche Texte (alternativ entsprechende Filme, Videospiele usw.) ins Spiel kommen, meiner Meinung nach schon „zu spät“ ist.

    Gesäht wurde vorher.

  36. 36

    unsere gesellschaft brütet einfach gewalt

  37. 37

    Malak: „oh shit sorry man sollte den beitrag auch richtig lesen“¦ is späät“

    Egal, genau dieses Video meinte ich. Man muss sich darüber im klaren sein, dass das ein extrem selektiver RTL-Beitrag ist. Solches Verhalten gehört dazu, vielleicht nicht ganz so krass, aber es gehört dazu. Ich war auch nicht viel besser. Wie soll man heute noch schocken und als Teenager dem Establishment den Finger zeigen? Musik? Sex? Funktioniert nicht, das gibts auf jeder Werbetafel in allem Formen. Aber Gewalt? Hey, die funktioniert!

  38. 38

    Ich schließe mich an: Super Artikel René!

    Das Thema ist wahnsinnig vielschichtig, und ich könnte zu vielen Aspekten meinen Senf abgeben:

    Meine Diskussion mit einem bayrischen Landtagsabgeordneten, der wie fast alle konsvervativen Politiker die Schuld immer im Elternhaus suchte und nicht die Chance der Schulumgebung wahrnehmen wollte.

    Die miserable Ausbildung von Lehrern, die überhaupt nicht vorbereitet auf den Stress und die Anforderung.

    Das Fehlen von Vorbildern für Heranwachsende, die nach nichts mehr streben als einem wahren Sinn im Leben.

    Wie man als Schüler mitgekriegt hat, wie langsam das Licht und die Kraft der Veränderung aus den Augen der jungen Lehrer gewichen sind, und wie die alten in fast schon tieftrauriger Lächerlichkeit ihren faulen, hilflosen Status Quo verteidigt haben.

    Und, sehr wichtig für mich, wie man spürt, dass man viele gute Ideen — und Vorbilder aus anderen EU-Staaten! — hat, aber trotzdem eine konstante Verschlimmerung der Verhältnisse mitansehen muss.

    Ich habe Verwandte in Kanada. Dort haben sie Hilfslehrer, Schulprojekte von denen wir nur träumen, lernen im Kindergarten schon Chinesisch, singen Lieder auf Hindi, bekommen Stipendien und Schnupper-Wochen an den Universitäten — und sind so glückliche Menschen.

    Es ist zum Heulen.

  39. 39

    Neue Gedanken: Es war noch nie anders.

    Schon immer beherscht Menschen der Gedanke an die Beherschung anderer. Schon immer ist die hervorstechendste Eigenschaft des Menschen die Aggression. Schon immer ist die hervorstechendste Eigenschaft des Menschen die Angst.

    Kann es vielleicht auch sein, dass das moderne Modell des Zusammenlebens uns unserer eigenen Affigkeit näherbringt? Kann es sein, dass moderne und hochauflösende Bilder von Gewalt nur deshalb so irritierend wirken, weil wir diese seit Jahrtausenden gewohnt sind? Und jetzt, in unserer scheinbaren Zivilisiertheit ausblenden wollen? Und jetzt, indem wir einen Spiegel vorgehalten bekommen, eben nicht mehr sagen können: „das ist unmenschlich“?

    Denn Gewalt ist menschlich. Gewalt ist natürlich. Genau wie Liebe.

    Ich bin gespannt.

  40. 40

    Um meinen Schulleiter zu zitieren, wenn er Referendare begrüßt: „Wilkommen am Gymnasium Petershagen. Hier ist die Welt noch in Ordnung“. Ich gebe Lehrern nur ungern recht, aber hier muss ich. Denn er liegt nunmal völlig richtig. Die Schüler hier kommen aus den unterschiedlichsten Schichten, die Lehrer sind liberal, gelassen, aber vermitteln doch Wissen, alles ist wundervoll…

    …zumindest, so lange man sich auf dem Schulgelände befindet. Denn die Hauptschule ist nur zwei Kilometer weiter. Ich bin froh, mittlerweile ein Auto zu haben, denn meine Buslinie wurde von einigen Hauptschülern tagelang völlig lahm gelegt. Auch mir wurde schon nach der Schule aufgelauert, weil ich angeblich irgendwen „scheiße angemacht“ habe. Klar, das war ein Vorwand.
    Doch was wird uns erzählt, wenn mal wieder ein Bus wegen ungewöhnlicher Rauchentwicklung anhalten muss, ein Fünftklässler geschlagen oder bedroht wurde oder Rentner angepöbelt werden?
    „Lasst die doch, die wissen selbst, dass sie sozialer Dreck sind“. Ja, ich zitiere hier einen Lehrer, der offenbar noch dieses elitäre Denken drin hat. Und die Betreffenden wissen sicher auch um ihre soziale Lage. Ich frage mich, wo wir landen, wenn das so weiter geht. Landen wir überhaupt irgendwo? Oder bleibt Deutschland einfach weiterhin in zwei Lager gespalten, die voneinander immer weniger wissen wollen?

  41. 41

    René,

    vielleicht mißverstehe ich, was Du meinst. Natürlich ist Gewalt menschlich. Zivilisation kämpft dagegen an, ist ein Ersatz fürs Faustrecht. Ganz gewinnen wird die Zivilisation nicht, denn das Gewalttätige ist zu tief in uns drin.

    Schockierend ist dann allerdings, wenn schon ganz junge Schüler Gewalt als etwas ganz normales sehen; einen Lifestyle sozusagen. Das ist, überspitzt gesagt, Barbarei, ein Rückfall in den Zustand vor den Errungenschaften der Zivilisation. Denn es ist einen großer Unterschied, wie man mit seiner natürlichen Aggression umgeht: ob man sie irgendwie kanalisiert, sublimiert, oder ob man Gewalt tatsächlich in seinem Leben einsetzt, um Ziele zu erreichen. Schlimm ist es, wenn man nicht lernt, mit Gewalt umzugehen, sondern sie benutzt.

    Wer nicht gewalttätig ist, ist gegen körperliche Gewalt wirklich total hilflos, weil sie einfach nicht mehr Teil der Alltagserfahrung ist, und damit wohl tatsächlich „Opfer“. Aber in Wirklichkeit ist der Gewalttäter der Verlierer, denn die ganze Aggression steckt kristallisiert in einem schützenden Berg aus Institutionen, Vorschriften, eben Gesellschaft, Zivilisation. Zivilisation gründet genauso auf Machtstrukturen, das ist im Kern auch Gewalt – „power“. Aber diese Art von Gewalt ist unendlich viel raffinierter, klüger, besser – auch im moralischen Sinn. (Oder ist das jetzt zu verstiegen? ich müsste das noch ausformulieren. Ist aber spät jetzt).

  42. 42
    tobsen25

    ich bin jetzt 29 und habe meine lebenszeit in verschiedenen wohnabteilungen verbracht (dorf, kleinstadt, großstadt). und dabei sind mir in allen gegenden die selben phänomene begegnet – ich weiss nicht, warum erst jetzt dieser aufschrei durch deutschland geht.
    jeder, der mit einigermaßen offenen augen durch die welt läuft, konnte all das, was wir heute brühwarm von den medien präsentiert bekommen, schon im vorfeld sehen und erkennen.

    aber das war ja schon immer unser problem: wenn es drauf ankam, haben wir einfach weggesehen. immer schön nach dem motto „lass diesen kelch an mir vorüber gehen“.

    stattdessen sucht die geistige „elite“ unseres landes dort nach ursachen, wo sie sich selbst aus der verantwortung ziehen kann:

    bei den bösen, gewalt- und drogenverherrlichenden hip hoppern, die die jugend anstacheln.

    bei computerspielen wie counterstrike etc. die angeblich den gedanken fördern, gewalt könne konsequenzlos eingesetzt werden.

    bei falschen vorbildern aus dem unmittelbaren umfeld der „täter“, die den status des kriminellen als erstrebenswertes ziel deklamieren.

    dabei sind die meisten der jetzt offen zu tage tretenden probleme in meinen augen hausgemacht.

    angefangen bei einer völlig unzureichenden integration der „gastarbeiter“ in den zeiten des wirtschaftswunders, weil die meisten der ansicht waren, die gehen wieder nach hause, wenn sie hier genug verdient haben. sind sie aber nicht. im gegenteil, wer konnte, hat verständlicherweise den rest der familie ebenfalls ins land geholt.
    das sowas bei minderheiten zwangsweise zur zusammenrottung und in der folge zum gewaltsamen aufbegehren gegen die majorität führt sollte schon damals bekannt gewesen sein.

    weiter geht es mit dem thema bildung, was auch nicht erst seit mitte der neunziger ein thema ist: „unter den talaren usw.“ dagegen haben schon unsere eltern protestiert, bevor sie sich dezent in ihr reihenhaus auf dem dorf zurückgezogen haben, wo all das politisieren endlich keine rolle mehr spielte. jeder wußte, dass sich was ändern muss, aber dafür konnte man ja schließlich wählen gehen. das sich dabei nichts ändert, weil die mehrheit in deutschland lieber den „status quo“ beibehält, statt veränderungen in gang zu bringen, wurde stillschweigend in kauf genommen.
    das man sich damit ins eigene fleisch schneidet, merkt man offenbar erst jetzt, wo die blutung fast nicht mehr zu stoppen scheint.

    wie soll denn eine jugend einen eigenen stolz, selbstbewußtsein oder selbstwertgefühl entwickeln, wenn ihnen an allen ecken perpektivlosigkeit entgegenspringt?
    wer heute auf eine hauptschule geht, hat so gut wie keine chance auf einen ausbildungsplatz, weil die anforderungen der betriebe die fähigkeiten der meisten bewerber übersteigen.
    dafür kann man meines erachtens nach die jugendlichen nur bedingt verantwortlich machen. sie befinden sich am boden einer spirale, die man vor 30-40 jahren eventuell noch hätte stoppen können, die sich heute aber immer schneller dreht und immer mehr menschen mitreisst.

    denn es sind nicht nur die unterpriveligierten, die sich durch gewalt oder drogenexzesse gehör verschaffen wollen.
    ich war zwei jahre an einer öffentlichen, holländischen elite universität. was dort abging, sowohl mit drogen, als auch mit gewalt, steht dem, was das video zeigt um nichts nach.
    und dort war es die „elite“ unseres landes. meistens kinder extrem reicher eltern, ohne bezug zur realität. gewollt oder ungewollt.

    letztendlich erfordern die oben genannten probleme das selbe, wie viele andere probleme in unserem land auch: eine radikale umstrukturierung der gedankenwelt jedes einzelnen und der gesellschaft an sich.

    solange wir immer noch denken „alles wird wieder gut…irgendwann“, werden wir weiterhin mit dem gesicht in jenen staub gedrückt werden, den wir vor jahrzehnten aufgewirbelt haben. und der jetzt ganz besonders in den augen brennt.

  43. 43

    Sehr lesenswert ist der Artikel zum Thema bei Telepolis:

    „žEs geht längst nicht mehr gegen ein System oder um das Recht auf symbolische Ausdrucksformen. Die Krise reicht viel, viel tiefer. Auf dem Spiel steht das, was Frank Schirrmacher in seinem Buch „Minimum“ das „geistige“, „moralische“ oder „soziale Kapital“ einer Gesellschaft nennt, um Mindeststandards also, die das ungehinderte Erlernen und Erfahren von Fähigkeiten und Fertigkeiten möglich machen und das einigermaßen reibungslose Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen, Ethnien und Individuen sichern oder anleiten. Gelingt es der Schule nicht, das Einhalten solcher Standards zu gewährleisten, kann sie, wie der Brandbrief richtig formuliert, ihre Türen schließen und sich auflösen.“

  44. 44

    Schön – hier wird wieder der Deutschen Lieblingssport getrieben: Jammern ohne Ende:

    …du, ein Stück weit ist das alles scheisse, ne, also ich bin ganz betroffen…

  45. 45
    Ole

    Das schwedische Schulsystem wird gerne als Vorzeigesystem angeführt, jedoch wird dabei häufig die komplett unterschiedliche Struktur Schwedens vernachlässigt.
    Man kann, zu Recht, neidisch auf dieses System sein, eine Adaption fürs deutsche Schulsystem ist aber, ohne eine viel größere Umstrukturierung, nicht möglich.

    Btw. Guter Artikel. :)

  46. 46

    Nochmal Telepolis:

    „žNötig wäre hingegen eine gesellschaftliche Debatte über die zunehmende Ausgrenzung von Menschen. Davon sind beispielsweise in Stadtteilen wie Nekölln längst nicht nur Jugendliche betroffen. Wer gesehen hat, welche Szenen sich tagtäglich vor dem Jobcenter Neukölln abspielen, weiß, dass Menschen aller Altersstufen in dem Stadtteil ums Überleben kämpfen müssen. Solange die Debatte ethnisiert wird und von Problemen nichtdeutscher Jugendlicher geredet wird, muss man nicht über Armut in Deutschland, über fehlende gesellschaftliche Partizipation breiter Teile der Bevölkerung und ein anachronistisches Schulsystems reden.“

  47. 47

    Ole: „žeine Adaption fürs deutsche Schulsystem ist aber, ohne eine viel größere Umstrukturierung, nicht möglich“

    Schon klar. Aber dass „žgrößere Umstrukturierungen“ ohnehin gemacht werden müssen, das ist ebenso klar, oder? Warum also nicht ein kompletter Neuanfang?

  48. 48
    Ole

    „Warum also nicht ein kompletter Neuanfang?“

    Dafür! :)

    Leider aber wohl nur ein Traum. Die Flickschusterei der letzten 25 Jahre (mindestens), stets mit einem Blick nach Hinten (vermutlich auf die 60er), immer bedacht darauf den damaligen[tm] Staus Quo zu erhalten, hat dazu geführt, daß es auf lange Sicht in der Tat keine andere Möglichkeit geben wird als einen Neuanfang zu starten. Nur leider fühlt sich niemand von heute dafür verantwortlich.

    Das Verantwortungsbewustsein hat eine Haltbarkeit von maximal einer Legislaturperiode, meistens aber auch nur bis zum Amtsantritt. Fehler machen grundsätlich nur die anderen und nach uns die Sintflut.

  49. 49

    @ Ole
    Will man das Thema also in seiner ganzheitlichen Pracht ernstnehmen, müsste man doch über mehr direkte Demokratie nachdenken.
    Und damit meine ich nicht eine Volksabstimmung über Gangsta-Rap (keine Sorge, Rene, ich habe dich verstanden).
    Denn der angesprochene „Nach-uns-die Sintflut-Gedanke“ sollte doch zumindest bei der Elterngeneration einem „ich- bin-mitten-im-Tsunami-Gedanken“ weichen. Zudem gehen Wähler, die direkt entscheiden können, erwiesenermaßen verantwortungsbewußter mit Finanzmitteln um, als Menschen, die mit fremdem Geld hantieren.

  50. 50
    rafa

    Hallo! Ersteinmal herzlichen Glückwunsch dazu, daß dieses Thema hier ohne Alltagsrassismen ausgekommen ist. Andererseits fehlt mir die Tatsache, daß es mehrheitlich um Migrantenkids geht. Denke nicht weil es Ausländer sind die sich nicht integrieren wollen oder weil der ausländeranteil so hoch ist, das wäre zu einfach und rassistisch, da will ich nicht hin. Es geht viel mehr um uns deutschen.

    Ich persönlich war auf einer Gesamtschule, und die war Mitte der 90er schon vorbei, aber auch da hatten wir das gleiche Problem.

    Es ist ein Ausländerproblem, so leid es mir tut. Es ist ein Integrationsproblem, da haben die Politiker recht. Aber nicht die Einwanderer haben das Problem oder sind das Problem sondern wir Deutschen.

    Wir sind kein bisschen gastfreundlich, wir sind im Gegenteil Rassisten durch und durch, auch wenn wir uns Multikulti auf die Fahnen schreiben, wollen wir eigentlich nix mit diesen Ausländern zu tun haben.

    Sie werden nie richtig akzeptiert und die Jugendlichen haben nie wirklich eine Chance und das haben die seit Jahrzehnten schon begriffen und verinnerlicht. Warum also diesen Aufstand von wegen Ausbildung und Schule, wenn doch eh keine Sau einen einstellt und die einzigste Perspektive ist Müllman oder Arbeitsloser zu werden? Dann doch lieber selbstbestimmter Gangsta.

    Du hast schon Recht das die MTV Gesellschaft Mitschuld ist, die Medien und die alltägliche Gewalt, aber auch die Werbung und die Ideale die einem aufgezwängt werden. Das was man alles besitzen muss, aber für so Jugendliche sind die tollen Markenklamotten eh ewig weit weg und das neusste Handy ist unbezahlbar und die Gesellschaft schliesst einen aus und tritt die Leute mit Füssen, da tritt man dann zurück und hat genausowenig Respekt und nimmt sich das Zeug einfach. Gewalt kann so einfach sein und wird einem ja überall vorgelebt.

    Und da die Gesellschaft einen eh jeden Moment spüren lässt, daß man Mensch zweiter oder dritter Klasse ist sind die Hemmungen noch geringer.

    Und auch das Milieu in dem sich das abspielt. Warum gerade Neuköln? Es ist die Ghettoisierung. Die Deutschen wollen unter sich sein und pferchen Ausländer und Arbeitslose in Neuköln und Kreuzberg zusammen um im restlichen Stadtgebiet unter sich zu sein. Steuert man einfach über die Mieten. Einfach in einem Stadtteil anheben über die Jahre und in anderen senken … Und es wird noch schlimmer, hunderttausende Hartz4 Leute sollen in den nächten Jahren konzentriert werden. Da gehts dann erst richtig los. Denn das alles ist gewollt! Es ist die Politik die das möchte und forciert. Obwohl man es weis, daß diese Ghettobildung genau diese Probleme bringt, das kennt man aus Frankreich nicht seit ein paar Monaten, da brennen die Autos seit Jahren.

    Es ist ein Problem des Rassismus und ein Problem der ungerechten Verteilung des westlichen Reichtums.

    Fassbinders „Angst essen Seele auf“ ist das allerbeste Beispiel dafür das die Integration gescheitert ist, aber nicht weil der Türke sich nicht integrieren lassen wollte, sondern weil ihn keiner integrieren wollte. Und dieser Frust schafft Aggressionen.

  51. 51

    „žAls besondere Problemgruppe an deutschen Schulen erscheinen Kinder von Migranten. Es stimmt jedoch nicht, dass diese Jugendlichen generell gewalttätiger wären.

    Die Studie der Unfallkassen belegt, dass ausländische Kinder unterdurchschnittlich oft in „Raufunfälle“ verwickelt sind. Die Analysen der Eichstätter Gewaltforscher wiederum zeigen, dass die Schulgewalt unter Migrantenkindern zwar höher ist, dies aber weit gehend durch Merkmale wie Geschlecht, Alter und Schulart relativiert wird.

    Dies bestätigen auch Studien des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN).“

    (Süddeutsche)

    „žWarum also diesen Aufstand von wegen Ausbildung und Schule, wenn doch eh keine Sau einen einstellt und die einzigste Perspektive ist Müllman oder Arbeitsloser zu werden? Dann doch lieber selbstbestimmter Gangsta.“

    Hier hast Du sicherlich Recht.

    „žSteuert man einfach über die Mieten. Einfach in einem Stadtteil anheben über die Jahre und in anderen senken … Und es wird noch schlimmer, hunderttausende Hartz4 Leute sollen in den nächten Jahren konzentriert werden. Da gehts dann erst richtig los. Denn das alles ist gewollt! Es ist die Politik die das möchte und forciert.“

    Hier fehlt mir eine Differenzierung. Meinst Du wirklich, alle Immobilienbesitzer setzen sich mit der Politik zusammen und planen Ghettos? Das ist doch ein Prozess der sich gegenseitig bedingt. Mieten sinken, weil die Wohngegend weniger attraktiv wird. Bleibt die Frage wie man Neukölln aufwerten kann. Das muss von den Menschen kommen, die da wohnen. Nicht von Politikern.

    Woher nimmst Du die Feststellung, das „žhunderttausende Hartz4 Leute“ „žkonzentriert“ werden sollen? Wer will das tun? Glaubst Du wirklich, Frau Merkel schmiedet heimlich Pläne für einen Arbeitslosen-Stall? Generell mit dem Zeigefinger auf „ždie“ Politiker zu zeigen, das ist mir zu einfach. Das ist mir alles zu pauschal verurteilt. Sorry.

  52. 52

    Ich stelle mir ob Pisa Studien und anderer fataler Feststellung über Deutschland und seine Kinder bzw. Jugendlichen schon lange die Frage warum man nicht einfach ein erfolgreiches System wie das aus Finnland oder Schweden kopiert. Deutsche Politiker glauben immer das Rad neu erfinden zu müssen. Das dauert dann mal eben 30 Jahre und am Ende kommt ein Haufen gequirlter Scheisse heraus. Siehe Rechtschreibreform. Mit der hochgelobten Föderalismusreform geht Bildung endgültig auf die Länder über und garantiert bis zu 16 verschiedene Bildungssysteme bzw. Wertigkeiten in einer Republik. Wenn ihr mich fragt: Wir haben schwer einen an der Waffel in diesem Land….

  53. 53

    Natürlich ist es einfach zu sagen, daß Schulsystem ist schuld, oder das Elternhaus, die Politik, oder dieses und jenes…

    Sicher prägt auch alles zusammen die einzelne Person in seiner Entwicklung und der Einstellung anderen Mitmenschen gegenüber.

    Aber ganz so einfach kann man es sich meiner bescheidenen Meinung nach dann doch nicht machen, wie Rene schon im Kommentar 36 festgestellt hat. Besagter Kommentar von Rene hat mich persönlich im übrigen mehr bewegt, als der eigentliche Artikel.

    Ich denke schon, daß es zum größten Teil an jedem selber liegt, „etwas“ aus sich zu machen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken, zum Dauerkiffer, Schläger oder Ähnliches zu werden.

    Und das es funktioniert, hat Rene ja bestens bewiesen.

    in diesem Sinne…

  54. 54

    Es waren auf meiner Schule schon in den 70ern die Migranten Kinder, die Terror gemacht haben – und sie sind es noch heute überwiegend.
    Das hat nichts mit Rassismus zu tun – es ist ein Fakt.

    Und warum sind es die MK?
    Weil sie sich nicht anpassen. Aber das sollten sie, genauso wie ich mich in einem anderen Land anpassen muss.

    Geh mal als Mädchen im Bikini in Indonesien an den Strand – ei da ist was los… Der kluge Reisende oder (wie es bei uns genannt wird) Austeiger passt sich also an, um Ärger zu vermeiden.
    Tun das die Miganten in D? Nein – die wollen das wir uns denenn anpassen und immer schön tolerant bleiben.

    Wenn sich das nicht ändert – dann wird es immer schlimmer….

    Nicht das wir uns falsch verstehen:
    Jeder ist willkommen – wenn er unsere Regeln akzeptiert!

    Nicht jammern – handeln!

  55. 55
    rafa

    @rene: war hier gross in der presse: http://www.welt.de/data/2004/09/24/337285.html
    http://www.carmilo.de/index.php?showtopic=1979
    http://www.google.de/search?hl=de&q=berlin+hartz4+umziehen+100.000

    ich glaube nicht das es zufall ist, das es stadtteile gibt wo besondere personengruppen konzentriert sind sondern stadtplanung.

  56. 56
    rafa

    @peter: die passen sich schon an, nur will niemand was mit ihnen zu tun haben, egal wie gut sie deutsch sprechen oder wie sehr sie dem kapitalismus fröhnen … schau doch mal in kreuberg, letztens auf dem mariannenplatz. da spielen 5-10 jährige türkische kids fussball und singen dazu die deutsche nationalhymne … in kreuzberg, wie perfekt sind die schon angepasst und trotzdem will sie keiner haben und sie müssen unter sich bleiben. wir sind die rassisten und grenzen auch die angepasstesten aus, kein wunder das die keinen respekt vor uns haben wenn wir die nicht akzeptieren. ich akzeptier die sogar wie sie sind, ohne das die mir die verfluchte nationalhymne vorwärts und rückwärts singen. so leute wie du sind die wahren schuldigen an der misere. die verdammten vorurteile die nicht aus den köpfen wollen. kein wunder wenn unsere kids deren frust abbekommen.

  57. 57

    rafa: danke für die links, interessant, in der tat.

    „žso leute wie du sind die wahren schuldigen an der misere.“

    ich glaube, wir sind alle einen schritt weiter, wenn wir die schuld zunächst mal bei uns selbst suchen.

    ich bin mal erster:
    Ich bin schuld, weil ich die Kids immer wieder in Schutz und nicht in die Verantwortung nehme.

    Jetzt Ihr.

  58. 58

    @rafa:
    Ach so, alle Migranten passen sich an – aber wir wollen das nicht wahrhaben, oder wie?

    Die von dir zitierten Kinder sind eine verschwindend kleine Minderheit.
    Es sind ja auch nicht die Kinder, die sich nicht anpassen wollen, sondern deren Eltern, die das zu verhindern wissen…

    Und jetzt bin ich natürlich wieder Schuld als Deutscher, das die armen Migranten so benachteiligt werden. Menno…

    Kreuzberg? Da wo es in der Oranienstr. kein einziges Geschäft mehr gibt, in dem ich deutsch sprechend einkaufen kann?
    Ah ja….

    BTW: mich jucken deine Anschuldigungen null, da ich im Gegensatz zu vielen anderen, mit Migranten bestens zusammenlebe…

  59. 59

    Rassismus ausmerzen ist viel Arbeit;
    mehr davon in einem selbst als auf der Straße.

    (http://www.derbraunemob.de)

  60. 60

    Ich weiß nicht.
    Gleichzeitig über die generelle Unfähigkeit einzelner Politiker abzukotzen und sich zu fragen, wann diese zum letzten Mal Deutschland wirklich gesehen haben und dann, fast im selben Moment, anzunehmen, dass es so etwas wie einen Bevölkerungsplan gibt, nach dem Teile der Population ghettoisiert werden sollen, erscheint mir unvereinbar.

    Ich öffne mal den Bösen Beutel in die generelle Richtung jedweder Aussagen der Marke „Anpassung/Einbürgerung/Akzeptanz“:
    Muss ich mich anpassen, um hier leben zu können ? Nein, ich muss per se noch nicht einmal die Sprache richtig beherrschen, die Dynamik in gewissen Firmen ermöglicht das (Beispiel: in jeder Firma, die nach dem Prinzip ‚Bandarbeit‘ funktioniert, schließen sich einzelne Ausländer zu Gruppen zusammen, dabei reicht es dann, dass ein einzelner von ihnen den Vorarbeiter versteht, der Rest richtet sich nach ihrem Dolmetscher.. wobei anzumerken ist, dass die Firma diese Menschen eingestellt hat und immer noch einstellt).
    Es gibt hier keinen katastrophalen Zustand, überhaupt nicht; dieses System ist tolerant gegenüber Schwankungen.

    Zu der Ghettoisierungen: ja, wir haben ähnliche Zustände wie in den amerikanischen Vororten, da sinken ebenfalls die Grundstückspreise angrenzender Immobilien, wenn ‚andersartige‘ Familien hinzuziehen.
    Dass das dann aber an der Intoleranz der Einheimischen liegen soll, na, ich weiß nicht.
    Es gibt da, wie überall, zu viele Faktoren, die einander bedingen könnten oder alle durch etwas vollkommen anderes reguliert werden könnten. Hauptschüler sind im Schnitt ‚dümmer‘ als Realschüler, welche im Schnitt wieder ‚dümmer‘ sind als Gymnasiasten.
    Gynmasiasiten haben im Schnitt mehr Geld zur Verfügung als Hauptschüler, da ihre Eltern im Schnitt mehr verdienen.
    Ich kann nicht sagen, ob der IQ etwas mit dem Einkommen zu tun hat, aber zumindest korrelieren diese beiden Werte.
    Einen kausalen Zusammenhang kann man dennoch nicht erkennen.

    Weiter zu dem Bestreben nach Eingliederung und Anpassung: ich bin kein Deutscher. Ich möchte auch keiner sein, ich gehe lieber den Weg des kleinsten Widerstandes und bleibe bei dem, was ich schon kenne, da, wenn es so etwas wie ein ‚Nationalitätengefälle‘ geben würde, man sagen könnte, dass Nationalität a) besser ist als Nationalität b) und das ist für mich nicht erkennbar. Somit: ich scheisse auf die deutsche Staatsbürgerschaft, sie ist für mich (im Moment) unnötig.
    Und wenn ich mich bei meiner Sippe durchfrage, fällt die Antwort ähnlich aus.

    Dass männliche jugendliche Ausländer einen Zacken aggressiver sind, als die Lokalfauna, liegt auf der Hand.
    Aber warum ist das so ? Diesen Monat ist es das System, dass ihnen alle Perspektiven nimmt, nächsten Monat ist es dann die Musik, die sie hören, danach ist es dann wieder ihre Religion, noch später wird es dann zu einer Frage nach dem Zusammenhang zwischen Intelligenz und Aggressivität usf.

    Man kann sich auch gleich hinstellen und zugeben, dass man nicht in der Lage ist, genau eine Ursache zu benennen, es gibt viele Faktoren, die Verhalten beeinflussen, keiner dieser Faktoren ist ‚kausaler‘ als die anderen.

    Bottom line: zu spät, zu spät, alles kommt jetzt zu spät, dieses Land entwickelt sich als Gesellschaft etwas anders als geplant.
    Ob jetzt ein Umschwenken oder Umdenken alles kittet, wage ich zu bezweifeln.
    Für die späteren Generationen, vielleicht. Für die betroffenen Generationen von heute nicht.

    p.s. was das Akzeptieren von Regeln angeht: viele, nicht alle.

  61. 61
  62. 62

    „žmehr davon in einem selbst als auf der Straße.“

    Weise Worte, George.

  63. 63

    Ich bin vor ca. vier Jahren von einem kleinen Ort bei Königs Wusterhausen nach Berlin (Neukölln) gezogen. Seitdem erlebe ich hier mit meiner Freundin ein freundliches, aber distanziertes Nebeneinander mit einer vorwiegend türkischen Bevölkerung. Annäherung ist von beiden Seiten offenbar nicht erwünscht. Deutsche, die hier wohnen sind vorwiegend gescheiterte Existenzen oder Studenten, die eine billige Wohnung suchen.

    Jedoch muss ich sagen, dass ich hier nicht annähernd so viel Stress mit irgendwelchen Krawallbrüdern hatte, wie in Brandenburg. Da brodeln sich in den Pampas Sachen zusammen, die sind nicht mehr feierlich. Das vermisse ich ein bißchen in dem ganzen Medienzirkus.

    Es sind nicht nur die türkischestämmigen Deutschen. Das ist ein gesamtdeutsches Problem, meiner Meinung nach ..

  64. 64
    rafa

    Kreuzberg? Da wo es in der Oranienstr. kein einziges Geschäft mehr gibt, in dem ich deutsch sprechend einkaufen kann?
    Ah ja“¦.

    Das ist doch gelogen. Ich kauf da einmal die Woche ein und kann kein Wort türkisch. Also das sind genau die Vorurteile die wir nicht brauchen.

  65. 65

    @rene

    weise worte, aber nicht von mir, sondern von der website des braunen mobs, die ich _jedem_ ans herz legen möchte.

  66. 66

    WTF: „žMuss ich mich anpassen, um hier leben zu können ? Nein, ich muss per se noch nicht einmal die Sprache richtig beherrschen, die Dynamik in gewissen Firmen ermöglicht das.“

    Exakt beobachtet. Wenn ich zum Türken um die Ecke gehe und dreimal nachfragen muss, weil ich die nicht verstehe, dann kann ich immer noch mit ihnen lachen und der Döner (mit viel Scharf) ist extrem lecker. Dazu brauche ich keine angespassten Ausländer.

  67. 67

    Lust auf ein neues Buzzword ?
    Gerne, immer doch: ‚ich will mündige Ausländer sehen, ich will mehr Ausländer sehen, die bloggen‘.

    Was mir dank deines Beispiels gerade einfällt: wir denken in Begriffen wie ‚gute‘ und ‚böse Ausländer‘, übersehen dabei aber, dass jede Form von ‚Ausländergesetz‘ beide treffen würde.
    Was dann ? Kollateralschaden ? Shit happens ?
    Oder war unser netter Türke aus der Dönerbude ohnehin bestimmt nur ein weiterer Schmarotzer ?

    Solche Gedanken sind Legion.

  68. 68

    Absolut berechtigte Anmerkung, ich zitiere die von George verlinkte Website Der braune Mob: „žOft liegt es leider nur an Wissenslücken, dass man sich selbst für nicht rassistisch hält.“

  69. 69

    Ich will niemanden demotivieren. Ich sage nur, was mir auffällt, bevor ich mich wieder verziehe und mich um andere Dinge kümmere:

    im Moment werden gewalttätige Jugendliche scharf gestellt, sie befinden sich gerade im Brennpunkt der sozialen Lupe.
    Schon nächsten Monat wird dem nicht mehr so sein.

    Warum ? Medien sind so.
    Auch bei spreeblick wird schon nächste Woche über andere Dinge gerdetet werden, wenn auch nur deswegen, weil dieser Beitrag einem anderen weichen musste (dank Pin).

    Nein, ich stänkere nicht, das ist so, muss auch so sein.
    Warum, das weiß ich nicht, aber ich sehe keine Alternativen dazu.

  70. 70
  71. 71
    rafa

    Holger Burner

    „žausstoss. 900 autos.“

    Normalerweise tötet Armut widerspruchs- und lautlos
    Heute brannten in Paris über 900 Autos
    Aufgestaute Wut die einfach rausmuss —
    Das ist die Quittung der Behandlung als gesellschaftlicher Ausschuss
    Schluss aus — eure Lügen baun auf Luft auf
    Ihr schliesst uns aus und seht die Welt als euer Clubhaus
    In unsern Vierteln baut sich Frust auf —
    und erst wenn die Strasse brennt hört der Rest der Welt den Schuss auch
    Passt BLOSS auf —
    Wir sind gottverdammte Massen Hundertschaften in jedem Hochhaus
    Was wollt ihr uns noch tun wir fühlen uns schon tot auch
    Respekt vor Eigentum sinkt, wenn man aus Hunger Brot klaut

    Und Irgendwann brenn auch in Dulsberg 900 Autos
    Irgendwann brenn auch in Kreuzberg 900 Autos
    Irgendwann brenn auch in Wilhelmsburg 900 Autos
    Bis ihr irgendwann kapiert warum dieser Scheiss passiert

    Die Politik sagt mit andern Worten Ausländer raus
    Firmen schmeissen bei Entlassung zuerst Ausländer raus
    Die Cops suchen gerne Viertel mit mehr Ausländern auf
    Und treiben damit die Statistiken für Ausländer rauf
    In den Banlieus ist jeder perspektivlos und arm
    Doch die Riots schiebt Sarkozy auf den Islam
    Wie reagiert denn der Staat —
    Man sieht es sehr gut am Beispiel von Banou und Ziad
    Eine Jagd endet tödlich in nem Stromhaus
    Und Frankreich rüstet seine Cops ab nächstem Jahr mit Strom aus
    Makaber: vom Trafohaus das Leben gestohlen
    Und statt Strafe kriegt die Polizei bald Taserpistolen
    Marke X-26
    Rest in Peace Banou und Ziad ihr wurdet nicht mal 20

    http://www.laborb.org/mukke/ausschuss.mp3

  72. 72
    rafa

    „žGewalt ist nun mal die ökonomischste und einfachste Art und Weise, Erfolgserlebnisse und Macht zu erleben. Aggression und Gewalt sind für diese Jugendlichen eine hoch ökonomische Überlebensstrategie.“
    was sollen sie auch tun? die gesellschaft will diese menschen nicht, auch die kids in neuköln will niemand haben, nicht in seinem stadtteil, nicht an seiner schule, nicht in seiner firma. deswegen werden diese menschen konzentriert und konzentrieren sich selbst und irgendwann läuft das fass über und das passiert in naher zukunft häufiger.

    unsere reaktion ist noch mehr rassismus und sind noch mehr vorurteile und noch mehr ausgrenzung und der teufelskreis läuft. frankreichs aufstände könnten bald überall realität werden.

  73. 73
    mrs.robinson

    Guter Artikel Rene,
    Ich kann nur folgendes dazu sagen, ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und soweit ich mich erinnern kann, hatten wir ein solches Schulsystem wie es in Schweden praktiziert wird. Als dann die Wende kam, wurde dies, wie so vieles anderes, von der damaligen BRD abgeschafft. Es war ganz normal, dass die wir Kinder von der ersten bis zu zehnten Klasse zusammen lernten und sich dadurch ein stärkerer Klassenverbund gebildet hat. Die Schwächeren wurden von den Stärkeren mitgezogen ohne das diese dabei zu kurz kamen. Klar gab es auch hänseleien nd prügeleien auf dem Schulhof, doch die Unterschiede zu den anderen umliegenden Schulen waren nie so gravieren, wie der Unterschied zwischen Real- und Hauptschule in der jetzigen Zeit. In der Zeit gab es in der letzten Woche einen ähnlichen Artikel.

  74. 74
    mrs.robinson

    Guter Artikel Rene,
    Ich kann nur folgendes dazu sagen, ich bin in der ehemaligen DDR aufgewachsen und soweit ich mich erinnern kann, hatten wir ein solches Schulsystem wie es in Schweden praktiziert wird. Als dann die Wende kam, wurde dies, wie so vieles anderes, von der damaligen BRD abgeschafft. Es war ganz normal, dass wir Kinder von der ersten bis zu zehnten Klasse zusammen lernten und sich dadurch ein stärkerer Klassenverbund gebildet hat. Die Schwächeren wurden von den Stärkeren mitgezogen ohne das diese dabei zu kurz kamen. Klar gab es auch hänseleien nd prügeleien auf dem Schulhof, doch die Unterschiede zu den anderen umliegenden Schulen waren nie so gravieren, wie der Unterschied zwischen Real- und Hauptschule in der jetzigen Zeit. In der Zeit gab es in der letzten Woche einen ähnlichen Artikel.

  75. 75
    rafa

    apropos zeit. soviel dazu, daß sich ausländer nicht integrieren wollen. soviel dazu, wie integration behindert wird von konservativen.

  76. 76

    @Peter (Kommentar 60 und 64):
    Du machst es dir aber schon sehr, sehr leicht.
    Unter anderem genau wegen solchen Ansichten gibt es die Probleme doch gerade… oO

  77. 77

    Der Artikel hat mir sehr gut gefallen, sprach mir absolut von der Seele. Was ich aber in den Kommentaren irgendwie vermisse – wie so häufig – sind Vorschläge und Aktionen dagegen. Alle sind betroffen und weinen gar fürchterlich. Und tun weiter nix. Schade.

  78. 78

    @Stefan (83)
    Trotz deiner Kritik am „nichts tun“, reihst du dich doch genau so in den Kommentaren ein…

  79. 79
    rafa

    Wie will man verfehlte Politik der letzten 50 jahre in 5 minuten oder in ein paar Kommentaren lösen? Dieser Rassismus z.B. ist tief in uns drin und braucht jahrzehntelange Dekonditionierung. Aber wir machen das Gegenteil, ghettoisieren immer mehr und projezieren das Problem auf die Anderen.

    Du willst Antworten? Geb den Leuten Perspektiven. Dazu musst Du nicht nur Dich ändern, sondern das ganze System. Es gibt nur für die wenigsten noch die Perspektive im Reich seinen Platz zu finden. 80% der Jugendlichen werden ausgegrenzt und bleiben ausgeschlossen vom Konsum und den neuen Werten wie „mein Auto, mein Handy, meine Markenklamotten“. Was glaubst du warum in Frankreich so sehr gestreikt und rebelliert wird. Es ist 100% der selbe Kampf … es geht um die Zukunft unserer Jugend, teilweise um unsere eigene Zukunft in einer welt der alten, besitzhordenden …

    Es ist die Systematik, es ist das System …

    Es ist die ungerechte Verteilung, es ist der Kapitalismus, der wenigen viel Reichtum bietet und den meisten fast nichts zugesteht.

    Die Grenzen verlaufen schon lange nur noch zwischen oben und unten.

  80. 80
    achim

    Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung zitiert heute Detlev Buck, den Regisseur des Films „Knallhart“ (dpa-Meldung):

    „Das Recht des Stärkeren wird ihnen [den gewalttätigen Jugendlichen] doch in der Gesellschaft vorgelebt, sodass man schon die Frage stellen darf, wer eigentlich brutaler ist, die Jugendlichen in Neukölln oder so mancher Banker oder Manager, wo es oft gleichzeitig um Aktiengewinne in Millionenhöhe und um die Vernichtung von Tausenden von Arbeitsplätzen geht“, meint Buck. „Das ist doch das große Tehema in unserer Gesellschaft, da wird Radikalität vorgelebt bis zum Exzess.“

  81. 81

    deutschland ist auf dem weg zum nullpunkt und dies ist die vorerst letzte episode. klar wird das von den medien gerne aufgegriffen und mit den standardmethoden der massenbeeinflussung befeuert, aber darin sehe ich nicht die ursachen für unsere dressur gegen oder für irgendetwas. ich erinnere mich noch an die zeiten, da behaupteten bestimmte parteien jahrzehntelang, dass deutschland kein einwanderungsland sei. das passte natürlich den politischen gegnern in den kram und sie konnten ihre gegenparolen von der durchmischten multikulti gesellschaft verbreiten. womöglich stimmt weder das eine noch das andere.

    es ist nicht abartig oder rassistisch, wenn ich mich unter „gleichen“ wohlfühle. das ist völlig normal. in alltagsbegegnungen läuft das nicht anders. man mustert sein gegenüber und beginnt zu „entschlüsseln“. ok, der hat ne baggy an, kapp aufm kopp, nen namebelt um die hose, sneakers an den füssen und beim reden macht er so komische verenkungen. die insignien der eigenen (sub)kultur trägt jeder mit absicht und ich als ahnungsloser hab es dann leichter. vielleicht trag ich das zeug auch, komme leichter ins gespräch und merke schnell, dass gemeinsame basisinteressen vorhanden sind. soweit so gut. bedeutet jedoch nicht, dass ich gleich mit allem einverstanden bin, was da vom stapel gelassen wird. genauso möchte ich nicht auf ein bestimmtes format reduziert werden. stehe auf doors und faith no more, scheiss mächtig auf eminem, obwohl sonst alles auf hiphop hindeutet.

    ich will sagen: meine eltern haben mir respekt vor anderen gelehrt und mir beigebracht meine meinung auch gegenüber den „eigenen leuten“ zu vertreten. sie nahmen ihre erzieherischen aufgaben wahr, obwohl ich migranten- und scheidungskind bin und sie sich vorwiegend um die sicherung des lebensunterhalts bzw. ihre eigenen probleme kümmern mussten. natürlich hab ich oft genug bockmist gebaut, normal, aber es existierte zu jedem zeitpunkt eine instanz die mich in die verantwortung nahm und auch nehmen konnte. nicht computerspiele, superstars, konsumgüter, gangs, religion, schule oder gesellschaft, nö, meine vorbilder befinden sich in meiner eigenen familie.

    das kann nicht jeder von sich behaupten. viele müssen unter den möglichen ersatzvorbildern etwas geeignetes finden, wollen das oft gar nicht, aber die eltern sind schlicht untauglich und eigentlich wissen sie das auch. in ihrer verzweiflung rufen sie nach staat, politik, schule und medien, flüchten sich in irgendeinen absurden fanatismus, kultivieren die opferrolle und wälzen sich in der eigenen ohnmacht. statt dem kind zu erklären: junge (oder mädchen), schau mich an! wenn du es besser haben willst, dann lern die sprache, erweitere dein wissen und orientiere dich nach oben, sonst landest du in der gosse und wir können nachts gemeinsam in unserem ghetto das lied der perspektivlosigkeit anstimmen.

  82. 82

    @rene:
    „Wenn ich zum Türken um die Ecke gehe und dreimal nachfragen muss, weil ich die nicht verstehe, dann kann ich immer noch mit ihnen lachen und der Döner (mit viel Scharf) ist extrem lecker. Dazu brauche ich keine angespassten Ausländer.“

    Wie romantisch….so exotisch….

    Huhu? Was hat das mit dem Problem der Schulen zu tun?

    Wenn ein Türke, Libanese, Perser oder Inder hier zum Urlaub machen herkommt , die Sprache nicht beherrscht und einfach nur eine fremde Kultur erleben will, so what?
    Wenn aber einer hierherkommt, die Sprache nicht kann und vor allem auch nicht lernen will, wenn er unsere Regeln verspottet und verachtet,
    wenn er sich selber getthoisiert – was soll das?

    @pepe:
    „deutschland ist auf dem weg zum nullpunkt“
    Dann zähl doch mal die Staaten auf, in denen das besser gehandhabt wird als hier…

    Hier ist vieles im Argen – aber besser ist nirgendwo…

    Möchte irgendjemand nach Frankreich? Ui – dagegen haben wir hier aber fast null Rassimus.. Polen vielleicht? Na, lieber doch nicht.
    Hm – vielleicht Italien? Viel Spas im Chaos..
    Ich habs – Syrien…da ist man tolerant, das Schulsystem ist prima und überhaupt ist es überall besser als bei uns…

    Hört endlich auf mit dem Jammern…

    Aufzeigen wie und vor allem wo es besser geht…

  83. 83
    Alex

    Wie schon oft vorher geschrieben denke auch ich, dass es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt. Man kann die Schuld nicht dem Staat in die Schuhe schieben. Natürlich ist das Schulsystem für den Arsch, wo sind die versprochenen Kitaplätze für alle Kinder?? Aber wenn ich dann Eltern höre, die nicht wollen, dass das Kindergeld um 5€ gekürzt wird, damit es kostenlose Kitaplätze gibt, sondern die sagen: „Ne das kann meine Familie nicht vertragen, und außerdem, Deutschland ist doch ein Sozialstaat, da muss der Staat für sorgen“ dann frag ich mich in welcher Welt diese Familien leben?? Kein Wunder das Migrantenkinder (die Abkürzung MK find ich btw ganz schön scheiße) nicht in die Gesellschaft integriert werden, wenn es keine Kitaplätze gibt. Die kommen dann mit 6, wenns schlecht läuft, zum ersten Mal mit deutschsprachigen Kindern zusammen und dann fragt man sich, wieso diese Kinder nicht in die Gesellschaft integriert werden?? Genauso geht es weiter: In meinem kleinen Örtchen wo ich zur Zeit noch lebe, gibt es seit der Abschaffung der Orientierungsstufe vor ein paar Jahren eine umstrittene Haupt- und Realschule. Umstritten deshalb weil man der Meinung war, dass es in unserer 10000 Seelengemeinde nicht genügend SchülerInnen gibt. Nun man hat das Problem so gelöst, dass man den Lehrern gesagt hat, sie sollen mehr Kindern eine Haupt- bzw. Realschulempfehlung aussprechen. Das Resultat: von 40 Kindern bekamen 2!! Kinder eine Gymnasiumempfehlung, 15 eine Realschulempfehlung und der Rest Hauptschule. So kriegt man die Klassen auch voll und kein Wunder, dass die Kinder frustiert werden. Ich kenn zwei 12 Jährige Mädchen, die vor ein paar Jahren regelmäßig in einer Kindergruppe, die ich mit leitete, gekommen sind, die nun seit einem Jahr rauchen, saufen und sich durch die Weltgeschichte schlafen!! Mit 12?? Hallo, da muss irgendwas schief gelaufen sein. Aber kein Wunder, hier bei uns gibt es nichts was Jugendliche in ihrer Freizeit machen können, das Geld ist einfach nicht da und die Eltern sind dann froh wenn die Kinder sie am nachmittag nicht nerven und weg sind. Aber wie ebenfalls schon weiter oben geschrieben wurde ist dies kein neues Problem, dass gabs auch schon in meiner Generation, Jahrgang 1986, bei uns waren die meisten Schüler die auf Hauptschule gingen auch nichts wert, aber das lag einfach in der Erziehung, oder wie davon gesprochen wurde. Und dieser „Klassenunterschied“ fällt mir heutzutage mehr denn je auf, da prügeln Hauptschüler auf einen Gymnasiasten ein, weil er aufs Gymnasium geht, andersrum machen Gymnasiasten den Hauptschülern das Leben mit Psychoterror schwer. Deswegen finde ich, dass es Zeit wird für eine Generalüberholung der Werte in unserer Gesellschaft.

    Mit nachdenklichen Grüßen
    Alex

  84. 84

    Peter, mein Lieber. Mit Exotik hat das nix zu tun, das ist mein Türke um die Ecke, that’s it. Und Romantik ist auch was anderes, ich hoffe Du weißt das. Und ja, das hat erstmal nix mit der Schule zu tun. Die Diskussion ist da hingeglitten. Soll vorkommen, dass Diskussionen einen Flow haben, entschuldige.

    „žWenn aber einer hierherkommt, die Sprache nicht kann und vor allem auch nicht lernen will, wenn er unsere Regeln verspottet und verachtet, wenn er sich selber getthoisiert – was soll das?“

    Das steht doch gar nicht zur Debatte. Im Extremfall brauche ich aber keine eingedeutschten Migranten. Aber ich lass mich mal drauf ein:
    Unsere Nachbarn sind Libanesen. Waschechte. So richtig mit den Tüchern und Schleiern und so. Keiner unserer anderen Nachbarn hatte je mit denen zu tun. Man denkt natürlich, weil sie unter sich ihre Muttersprache sprechen, sprächen sie kein Deutsch.

    Fast die gesamte Familien betreibt eine Pizzeria im Nachbarort, dem jüngsten habe ich ein Tape aufgenommen mit Led Zeppelin, damit er mal anständige Musik hört. Denn er hatte mir letzten Sommer gesteckt, er stände auf Jeanette Biedermann. Christina Aguillera auch noch, das war dann zuviel. Mit dem Vater habe ich mich mal angelegt, als mein Vater Quitten aufgesammelt hat, die auf dem Boden lagen und der Alte meinte, das wären seine.

    Ich sehe es auch so wie Du: es ist hier besser als man allgemein denkt.

    Das liegt aber auch daran, dass man nicht die Augen aufmacht.

    Die Probleme an den Schulen liegen nur periphär am Migranteb-Hintergrund.

  85. 85

    Von einer Bekannten via Email:

    „žHallo René,
    nun ja, ich gehe noch bis zum Sommer alle zwei Wochen auf eine Kölner
    Berufsschule, in der auch ein Wirtschaftsgymnasium untergebracht ist. Dort geht es sehr ruhig zu, was wohl am Altersdurchschnitt liegt. Natürlich begegnet man dort auch diesen Türken-Klischees („Ey, Muhrad, bin isch Rudolfplatz. Kommsu auch?“), aber laut oder gewalttätig ist dort noch nie jemand geworden, ist mir zumindest noch nicht aufgefallen. Als Schüler fristet man dort außerhalb der eigenen Klasse ein unscheinbares Dasein, was ich persönlich auch ganz angenehm finde.

    Nachdem ich deinen Artikel gelesen hatte, blieb ein Gedanke bei mir hängen, den du auch aufgreifst: Wieso jetzt auf einmal diese Diskussion? Weil, Gewalt an Schulen, das ist doch nun wirklich nichts Neues. Ich weiß nicht, wie es an Haupt- und Realschulen abgeht, denn ich ging nach der Grundschule auf ein Gymnasium, auf dem grundlegend eine friedliche, gewaltfreie Atmosphäre herrschte. Natürlich gab es auch die Sorte Schüler, die aus der Reihe tanzten. Ich habe das am eigenen Leib erfahren. Ein Mitschüler, Nils, der bis zum Ende der 9. Klasse in meine Klasse ging, war oft sehr gereizt und gerade in den ersten Jahren am Gymnasium hatte ich sehr unter ihm zu leiden. Das eskalierte dann auch einmal in körperlicher Gewalt, als er mir mit der Faust auf den Kopf schlug. Viel schlimmer als der Schmerz war die Tatsache, dass der Lehrer, der kurz danach in die Klasse kam, absolut nichts unternahm. Ich weiß noch, dass ich weinend an meinem Platz saß und keine Hilfe bekam, dass Nils in keiner Weise zur Verantwortung gezogen wurde. Auch später nicht, als er einem Mädchen die Tür zu unserem Klassenzimmer bewusst vor den Kopf schlug. Das war es und ist es auch heute noch, was mich wirklich wütend macht: Dass viele Lehrer Gewalt, in welcher Form auch immer, oft nicht sehen wollen. Und schon gar nicht eingreifen. Aus Angst, selbst Opfer von Gewalt zu werden? Aus Resignation? Ich weiß es nicht, ich bin nicht Lehrerin.

    Und auch wenn die Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen merkbar zugenommen hat, so sind die Gründe nach wie vor die gleichen; vielleicht sind ein paar dazugekommen, wie z. B. falsche Vorbilder à la Sido und seine Westberlin-Sekte, die mich sehr aggro (…) machen, weil sie den jungen Menschen, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft die beste Reibefläche für ihren verbalen Dünnscheiß bieten, weismachen, dass es erstrebenswert ist, auf einen guten Schulabschluss zu pfeifen, sich stattdessen die Birne dicht zu kiffen, „Minderwertigen“ die Fresse zu polieren und Nutten, also Frauen, in den Arsch zu ficken, weil’s dort so schön eng ist, und überhaupt: Asozial zu sein ist geil und macht reich und schön. Und ist so herrlich einfach.

    Genauso einfach ist es eben auch, zunehmende Gewaltbereitschaft zu
    ignorieren, bis es irgendwann einmal so richtig knallt. Und weil’s keiner gewesen sein will, weil niemand bereit ist, einen kleinen Teil der Verantwortung zu tragen und weil stattdessen ein Buhmann auf der anderen Seite gesucht wird, wird das wohl munter so weiter gehen.

    Das also waren ein paar Gedanken meinerseits zum Thema. Für Rechtschreibfehler und Logik-Fauxpas bitte ich um Einsicht; ich bin heute etwas neben der Rolle – zu wenig Schlaf, zu viel Drugs ’n‘ Rock & Roll. ;-)“

  86. 86

    Noch ein Tipp:

    Der sehr, wirklich sehr empfehlenswerte Podcast vom Hessischen Rundfunk „žDer Tag“ befasst sich heute mit dem Thema und beleuchtet es, wie gewohnt, von allen Seiten, liefert Zahlen und Interpretationen. Ganz groß. Wie immer.

  87. 87
    Robert

    Peter. Sicher würdest du am indonesischen Strand nicht im Bikini auflaufen, würdest dich integrieren und das beste aus deinem Aufenthalt machen. Du würdest Bahasa oder sonstwas lernen.
    Für dich wärs dort nicht schwer, den du bist reich und ziehst in ein armes Land. Weil du reich bist, bist du wichtig. Du schaffst Arbeitsplätze und zahlst Steuern. Ghettosierung ist de facto nicht möglich, da es Deutsche dort nur als Bali-Touristen gibt.
    Hier ist das anders, du hast oben bereits gelesen wie die Ghettosierung gesteuert wird; Immigranten sind (meist) arm und kommen in ein reiches Land. Müssen sich unterordnen, fangen hier nicht bei null sondern bei ca. -99 an. Sie sind hier nichts wert, werden abgestempelt und verachtet. – Von Typen wie dir.

    Auch dein Ehrgeiz zur Verbesserung, scheint nicht soooo stark ausgeprägt zu sein.
    Du erkennst zwar das hier „vieles im Argen“ ist, aber da es überall anders auch scheiße ist, meinst du, sollten wir nicht diejenigen sein die es besser machen. Warum nicht, Peter?

  88. 88

    @ René, 7:35 Uhr:

    No Offense, aber leider ist der von Dir zitierte und gelobte Artikel von Rudolf Maresch der schlechteste TP-Output seit langem. Der Herr stellt es als evident dar, dass die „Sozialromantik“ und „Kuschelpädagogik“ (könnte kotzen bei solchen Begriffen) der „68er“ sich tatsächlich hätte durchsetzen können, macht aber keinen Unterschied zwischen System und Denken.

    Ghetto, Milieu und das Gesetz des Dschungels haben dem bildungsbürgerliche Idyll sozialromantisch veranlagter Erzieher längst ihren Stempel aufgedrückt und den Garaus gemacht. Der Bürgerkrieg, den Hans-Magnus Enzensberger einst noch in unseren Großstädten ortete, ist in den Regelschulen angekommen. Und zwar unter Aufsicht von Erwachsenen, die lieber wegschauen, wenn Schutzbefohlene traktiert werden, damit sie weiter ihre lieb gewonnenen Mythen und Ideale pflegen und hegen können.

    Viele scheinen zu übersehen, dass die Expansion der Psycho-Szene, die seit den 1970er Jahren an den Schulen eingesetzt hat, eher Teil und Symptom des Problems ist, und nicht dessen Lösung. (Hervorhebungen von mir)

    Sicherlich waren einige Forderungen und Ideale der 68er radikal und überzogen, aber heute findet auch eine enorme Überinterpretation und -bewertung derselben statt. Wenn sich damals tatsächlich eine Schulpädagogik durchgesetzt hätte, die auf das Kind schaut (statt Laisses Faire!), im Dialog Konsequenzen des eigenen Handelns aufzeigt (statt autoritärem „Das ist so und jetzt gehorch“!), den Schülern über das Fördern von Kreativität Selbstbewusstsein vermittelt (statt über das „Gewinnen“ im Leistungswettbewerb, bei dem es zwangsläufig auch Verlierer gibt), dann hätten wir die Probleme von heute vermutlich nicht. Dann wären wir vermutlich wesentlich näher an skandinavischen Schulmodellen, dann wäre auch ein mehrgliedriges Schulsystem unnötig, das Schülern im Alter von 10 Jahren in den allermeisten Fällen einen Stempel für das restliche Leben aufdrückt. Meine Schulzeit verlief von 1989 bis 2002, von „Kuschelpädagogik“ kann bei den Methoden meiner Lehrer überwiegend nicht die Rede sein, eher von autoritärer Herrschaft und Erzeihung im Sinne ökonomischen Wettbewerbs. Vertrauenslehrer gab es nur auf dem Papier, Mobbing durch Lehrer war beinahe genauso häufig wie das durch Schüler. Maresch macht also ein pädagogisches Schema für die Misere verantwortlich, das in der Realität allenfalls als Randerscheinung auftritt, zumindest aus meiner Warte.

    Die Krise reicht viel, viel tiefer. Auf dem Spiel steht das, was Frank Schirrmacher in seinem Buch „Minimum“ das „geistige“, „moralische“ oder „soziale Kapital“ einer Gesellschaft nennt, um Mindeststandards also, die das ungehinderte Erlernen und Erfahren von Fähigkeiten und Fertigkeiten möglich machen und das einigermaßen reibungslose Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen, Ethnien und Individuen sichern oder anleiten.

    Ich habe „Minimum“ nicht gelesen, finde es aber bedenklich, wie F. Schirrmacher hier mit aus der Soziologie entlehnten Begriffen um sich schmeisst und völlig unsinnig verwendet – nämlich als Merkmale ganzer Gesellschaften. Bourdieu würde sich im Grab umdrehen. Ach ja, bitte hören: hr2 – „der Tag“ Podcast – Die Kampagnieros – Wie Mediendebatten inszeniert werden.

    Im folgenden gibt Maresch seine Sicht des Alltags an deutschen Schulen kund. Er zitiert da viel und zeichnet ein alarmistisches Bild, das aber leider, erstens, höchst partikular und einseitig ist, zweitens nicht durch Quellen untermauert. Die Zustände sind so, hämmert es auf den Leser ein. Man wird beschimpft und beschmutzt von dem Pack. Wie dem begegnen, fragt sich Maresch.

    Ausgrenzung statt Integration muss auch eine Devise sein.

    Wir geben die nicht integrierbaren auf, um endlich wieder ein leistungsorientiertes autoritäres Lernen, auch an Hauptschulen, zu ermöglichen. Denn an den Zuständen an den Schulen sind ausschließlich die Schüler schuld, heißt es dort elaboriert chiffriert formuliert, nicht etwa ein Schulsystem, dass nach 4 bis 6 Jahren die jungen Menschen in Kasten einteilt und fortan die untersten als Pariah behandelt. Deren Frustration kommt nämlich von überall her (Ethnizität, chauvinistischer Religion, Zustände auf der Straße – hey, wo bleibt die Rap-Musik?), nur nicht aus den fehlenden Zukunftperspektiven.

    Zero Tolerance – die Lösung für ein partikulares (und sicher ernstes) Problem, das mal wieder populistisch zu einer gesamtgesellschaftlichen Bedrohung unserer ach so feststehenden, einheitlichen Leidtkultur aufgebauscht wird. Man ist geneigt, zu brechen.

  89. 89

    PISA, schiefe Türme, Mauern überall.., und wie immer sind die Bildungsmacher Schuld. Vor Jahrzehnten habe ich in einer Schule einen Brief an den Kanzler gelesen. Da stand:
    Lieber Herr Bundeskanzler! Wenn Sie endlich begreifen könnten, dass Kinder die Zukunft dieses Landes sind und nicht Geld an guten Bedingungen in Schulen, kleineren Klassen und besseren Pädagogen sparen würden, bräuchten sie später weniger Psychologen, DiplomPädagogen, Polizisten, Richter und Schließer.
    Mein Appell: Wann märkelt hier in diesem Land eigentlich noch jemand, dass Schuldzuweisungen niemals geholfen haben. Endlich sollten mal alle beteiligten: Schüler, Lehrkräfte, Schulaufsichtsbehörden und die Politik gemeinsam die Startlinie finden und ein gutes Ziel anvisieren. Gleiche Chancen für ALLE!

  90. 90

    Wenn ich hier so einige lese scheinen ja Schweden und Finland die tollsten Wunderlaender zu sein wo alles wunderbar flutscht und die Schulen ganz toll sind und Rassismus auch kaum vorkommt.

    Und dann gehe ich zu Google und probiere zum Beispiel mal sweden racism oder sweden schools violence oder auch finland racism. Was ich da so finde verwundert mich ja doch etwas, denn das sieht nicht so viel rosiger aus als das was anscheinend in Deutschland passiert.

    Zugegeben schon etwas aelter (2000), aber so einiges aus Finland Confronts Challenge to Overcome Racism hoert sich verdammt aehnlich zu dem an was ihr hier so beschreibt.

    Und schon wird die ganze Diskussion hier fuer mich etwas merkwuerdig, da sie mehr und mehr auf Hoerensagen, Halbwissen, Verklaerungen, Schnellschuessen und mangelnder Recherche basiert.

    So wird das nichts mit dem Weltverbessern.

  91. 91

    Einen habe ich noch: Finnland wird bei uns gerne erwähnt, weil die bei PISA so oft an erster Stelle stehen.
    Das ist Statistik. In der Statistik bei Alkoholikern und Selbstmordraten stehen die Finnen auch ganz vorne.
    So iss das mit Papier und Prollitik: Geduldig und nicht immer in der realen Welt zu gebrauchen. Die Hauptsache, wir schnacken ma wieder tosommen, oder?

  92. 92

    Was in diesen Tagen über die Gewalt und die unhaltbaren Zustände an Berliner Hauptschulen bekannt wird, ist doch aber gerade ein Argument /für/ die Aufteilung der Schüler in unterschiedliche Bildungsgänge. Denn würde man alle zusammen unterrichten, dann wären Schule und Bildung für alle gleich kaputt. Welches Argument spricht denn dafür, die Begabten (die später im Leben ihre Leistung bringen werden) einem solchen Terror auszuliefern?

    Selbstverständlich muss ein Schulsystem den Wechsel zwischen unterschiedlichen Schulformen ermöglichen. Begabte Schüler müssen nach oben wechseln können. Aber wenn wir alle Bildungsstandards und Leistungskriterien aufgeben und alle Schüler in eine einzige Schule schicken, dann wären die fatalen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft schon nach wenigen Jahren abzusehen.

  93. 93
    Tobias

    Zitat von Peter: Und jetzt bin ich natürlich wieder Schuld als Deutscher, das die armen Migranten so benachteiligt werden. Menno“¦
    Kreuzberg? Da wo es in der Oranienstr. kein einziges Geschäft mehr gibt, in dem ich deutsch sprechend einkaufen kann?

    @Peter wenn ich sowas höre – sorry aber dann werd ich echt sauer. Ich glaube es gibt mehrere Probleme, und viele werden in diesem Kommentar aufgezählt: http://www.taz.de/pt/2006/04/04/a0162.1/text, besonders folgender Absatz ist meiner Einschätzung nach sehr treffend:

    Am Beispiel der Rütli-Hauptschule in Berlin Neukölln mit ihren vielen arabischen Jugendlichen ist die Ignoranz der politischen Mitte schnell erzählt. Seit fünfzehn Jahren haben Sozialarbeiter, Sozialwissenschaftler, Journalisten und GEW-Vertreter vor den Problemen vor allem mit den palästinensischen und libanesischen Familien Neuköllns gewarnt. Die Großeltern und Eltern der Kinder der Rütli-Hauptschule kamen in den Achtzigerjahren als Bürgerkriegsflüchtlinge nach Berlin. Sie erhielten keinen sicheren Aufenthaltsstatus, sondern stets auf wenige Monate befristete Duldungen, die ihnen die Aufnahme von Arbeit verwehrten. Die Familien wurden auf Dauer in ein System reduzierter Sozialhilfe gezwungen und hatten nur selten die Möglichkeit, ihr Leben durch eigene Arbeit zu finanzieren. Integrations- oder gar Deutschkurse gab es nicht, und die Schulpflicht für ihre Kinder wurde erst Anfang der Neunzigerjahre durch den rot-grünen Senat verfügt. Dieses Leben im Transit währte 10, 15 oder gar mehr als 20 Jahre.

    Das Ergebnis dieser Politik sind zerrüttete Familien, die von Analphabetismus geprägt sind, und Überlebensstrategien, die nicht immer mit bürgerlichen Wertvorstellungen übereinstimmen. Wer nun in kulturkämpferischer Pose über diese Jugendlichen herfällt und meint, sie seien ein weiterer Beweis mangelnden Integrationswillens von Muslimen, ist nicht nur zynisch, sondern zeigt: Das Interesse ist nicht Erkenntnisgewinn, sondern die schiere Lust auf Krawall.

    Ich glaube am letzten Satz ist viel wahres dran. Die CDU Politiker die nun Abschiebung und ähnliches fordern, trugen auch zu den heutigen Verhältnissen bei. Wahrlich Zynisch!

    Migrantenkinder sowie deutsche Kinder (auch die gibt es!) dieser Ghettos mit
    -unserem Schulsystem (s.o. Renes Artikel)
    -unserem ökonomischen System als Vorbild (wiederum s.o.)
    -begrenzten finanziellen Möglichkeiten (in einer Konsum-Gesellschaft in der man dann ein nichts ist)
    -schlechten Vorbildern (Umfeld des Ghettos, das seinerseits definitv auch aus städteplanerischen Fehlern entstand – komme aus der geographischen Ecke)
    -wenig Perspektiven (Ausbildungsplätze wo seid ihr)
    -kulturellen Konflikten (wiederum planerische Fehler der Politik, man schau sich nur Konflikte zwischen Arabern und Türken an)
    -wenig Anerkennung/Erfolgserlebnisse
    usw. suchen sie ziemlich schnell Gewalt aus um eben Geld, Anerkennung usw. zu bekommen. Dass soll kein Freibrief sein – nur ein Erklärungsversuch.

    Meine Mutter ist Sonderschullehrerin in einem sozialen Brennpunkt in Köln: Was da abgeht ist schwer zu glauben (Erst vor 4 Monaten hat die Schule gebrannt – Das Kollegium putscht sich mit Pillen & Alkohol auf & durch den Schulalltag)

    Schwer zu glauben ist allerdings auch was man mit Sozialarbeitern und ähnlicher Förderung erreichen kann – und wie zufrieden Jugendliche sind, wenn sie Materialen bereitgestellt bekommen und am Ende des Tages einen Tisch o.ä. bauen konnten, statt sich zu prügeln – wer das mal gesehen hat weiß das denen echt die Perspektiven (staatliche Angebote?) fehlen.

    Stattdessen werden in eben jenem sozialen Brennpunkt Jugendzentren mit eben jenen Sozialarbeitern aus Geldmangel geschlossen (hallo CDU-Regierung Köln??)-da fehlen einem echt die Worte!

  94. 94
    Fish

    Schade eigentlich, dass Mehmet und Achmed, die vor 10 Tagen noch auf Spreeblick unterwegs waren, hier nix reinschreiben. Murat, sag doch auch mal was!

  95. 95
    qwerty

    @stefanolix:

    Was in diesen Tagen über die Gewalt und die unhaltbaren Zustände an Berliner Hauptschulen bekannt wird, ist doch aber gerade ein Argument /für/ die Aufteilung der Schüler in unterschiedliche Bildungsgänge. Denn würde man alle zusammen unterrichten, dann wären Schule und Bildung für alle gleich kaputt.

    Letzteres halte ich für ein Gerücht. Außerdem geht es nicht darum, dass ein kleiner Einstein neben einem kleinen George W. sitzen soll, sondern darum, dass die Hauptschule einem „Wegsperren“ gleich kommt – zumindest ich habe die Meinung, in Gruppenarbeit mit anderen mehr zu lernen als durch einen Lehrkörper, der seinen Stoff herabbetet. Vielleicht ist das auch einer der wunderbaren Wege, soft skills zu vermitteln.

    Ich finde es im Übrigen auch interessant, dass sich die betroffenen Lehrer an die Öffentlichkeit wenden mussten, damit etwas passiert. Mein Vater ist selbst Lehrer – wenn man mit bekommt, wie lange eine Bezirksverwaltung sich Zeit lässt, bis sie einschreitet, wenn ein Lehrer selbst mit einem Problem nicht klar kommt, und die Schulleitung auch unfähig bis uninteressiert ist, fragt man sich nicht nur, wofür diese Beamten bezahlt werden, sondern auch, was sie sonst so dringendes zu tun haben.
    Es gab da vor Jahren eine Studie, deren Name mir nun leider nicht mehr einfällt (irgendwas mit „b“), und die festgestellt hat, dass ein Großteil der Personen in so einer Position schlicht unfähig sind.
    Und nein, natürlich handelt es sich um eine Vielzahl von Einflüssen, die zu dem führen, worüber wir hier reden.

  96. 96

    Und wenn die fehlende Integration, die fehlenden Kenntnisse der deutschen Sprache etc. seitens der Politik gar nicht mal so ungewollt ist?

    Wer ghettoisiert ist, nimmt nicht am gesellschaftlichen Leben teil.

    Wer nicht am gesellschaftlichen Leben teilnimmt, hat keine Rechte, hat absolut nichts zu melden in dem Land, in dem er lebt.

    Der ungebildete Ausländer, der nur ein paar Brocken deutsch spricht, ist doch der ideale Klo-Mann oder Malocher am Opel-Band.

    Und der ideale Gegenpol zu jedem gebildeten (vielleicht gewerkschaftlich organisiertem) Arbeiter.

    Oder etwa nicht?

    Die Gründe für das, was jetzt mal kurz ins Scheinwerferlicht gezerrt wird, liegen m. E. viel tiefer als in einer „verfehlten“ Politik.

  97. 97

    @qwerty: Hast Du denn den Artikel im SPIEGEL und die anderen Presseberichte über diese Berliner Schulen überhaupt gelesen? Hast Du selbst Kinder, denen Du einen erfolgreichen Bildungs- und Lebensweg wünschst? Würdest Du sie auf eine solche Schule schicken? Ich habe schon in vielen Elternabenden gesessen und ich kenne viele Eltern, die zu den Bürgerlichen, zu den Grünen oder auch zu den Alternativen zählen. Jeder von denen ist sorgsam darauf bedacht, für sein Kind den besten Bildungsweg zu finden und das bedeutet zuerst: ungestört lernen zu können. Was alles dafür getan wird, möchte ich hier überhaupt nicht aufzählen.

    Gruppenarbeit klingt natürlich ganz toll. Aber in einer Schule, wo die Lehrer regelmäßig bedroht werden und wo Gewalt gegen Mitschüler zum Alltag gehört, kannst Du überhaupt keine Art von Gruppenarbeit betreiben und jeder Art von Pädagogik wird scheitern — weil Bildung dort einfach nichts wert ist. Dort müssten zuerst einmal Werte, Regeln und Standards durchgesetzt werden.

  98. 98

    Um noch einmal zum Artikel zurückzukommen: Was Rene beschreibt, lässt doch darauf schließen, dass diese Jungs noch einen Rest an Anstand und Werten in sich hatten. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich beim Weglaufen vielleicht sogar geschämt haben, bei so feigem Verhalten erwischt zu werden.
    Heute ist es doch aber so, dass überhaupt kein Bewusstsein für Werte und Normen mehr vorhanden ist. Heute könnte es passieren, dass die ihre großen Brüder holen und dass die den Leuten, die etwas gegen das Mobben gesagt haben, gleich mal den Schädel einschlagen.

  99. 99
    Sundrop

    Super Artikel, interessante Diskussion über ein schwieriges Thema.

    Von der Masse an Kommentierungen bleiben ein paar Eindrücke hängen. Ein paar wenige Male angesprochen wurde auch, dass die Intelektuellen nicht gefördert, anerkannt und ähnliches werden. Das erlebe ich indirekt selber. Nach dem Beruf meines Vaters gefragt, gebe ich meist nur „Arzt“ an, obwohl er Professor an einer Uni ist, dort eine Fakultät leitet und 70-80 Stunden jede Woche arbeitet. Eigentlich alles Dinge, auf die man stolz sein könnte, die man aber nicht zugeben „darf“, weil man sonst mitunter komisch angesehen und auch anders behandelt wird. Ist das nicht auch eine Ausgrenzung, nur zugegebenermassen leichter zu ertragen, weil sie mit ein wenig Wohlstand einhergeht?

    Zu den Lösungsansätzen: Integration, natürlich, Integrationswille vorausgesetzt, aber ich setze das nicht mit roter oder links-mitte Politik gleich, im Gegenteil.
    Ich wohne (zumindest zum Teil) in München, bekanntermassen im urschwarzen Bayern, und stelle fest, dass es hier zwar genauso viele Ausländer und auch Arbeitslose gibt, ich aber als junge Frau ohne Angst nachts nach Hause gehen kann.
    Das wird belegt durch die seit Jahren niedrigsten Kriminalitätszahlen Deutschlands, gekoppelt mit der höchsten Aufklärungsrate.
    Seit kurzem geistert hier die Idee, Ausländerkindern, die nicht ausreichend deutsch sprechen, bereits im Kindergarten spezielle Deutschkurse zukommen zu lassen.
    Ist das nicht beste Integration? Wie sollen sich 4jährige integrieren, wenn sie nicht einmal deutsch sprechen?

    So verfolge ich dasselbe Ziel, mir scheinen die sonst verteufelten „konservativen“ Mittel aber nicht der schlechteste Weg zu sein.

  100. 100

    In Sachen Bildung ist doch IMHO ganz wichtig, dass die Arbeit Deines Vaters sicher mit einer hohen Wertschätzung von Bildung, Büchern und Wissen verbunden ist. Es gibt reiche Menschen, die ihren Kindern das eben nicht vermitteln oder vorleben (können).

  101. 101

    Wenigstens hier treten die Interessen der einzelnen Lager mal klar hervor, ohne sich mit störenden Verklausulierungen zu bedecken. Wandeln wir die Hauptschulen doch gleich in Gefängnisse um. Fangen wir in Bayern an.

  102. 102
    Sundrop

    Ja, das ist sicher richtig. Ich könnte mir auch vorstellen – ohne es genau zu wissen – dass es damit zu tun hat, woher das Geld kommt, zum Beispiel Erbe oder Arbeit.

  103. 103
    Sundrop

    Beitrag 107 – die Intelektuellen werden sich ob dieser Schreibweise wohl freuen (c:

    Intellektuelle meinte ich natürlich… peinlich, peinlich…

  104. 104

    @ Tobias
    Ich finde Dein Beispiel mit den palästinensischen und libanesischen Bürgerkriegsflüchtlingen sehr interessant.
    Tatsächlich ist es aber doch nachvollziehbar, dass der Staat in einem solchen Fall keine klare Entscheidung treffen kann, was das Bleiberecht angeht. Politisch Verfolgte genießen Asyl, Bürgerkriegsflüchtlinge kann man unter diesen Begriff nicht subsumieren. Gleichzeitig möchte man Menschen, die es bis hierhin geschafft haben, auch nicht ihrem Schicksal überlassen, daher entstehen dann solche Umstände. Ich denke nicht, dass das aus Bösartigkeit geschehen ist, vielmehr aus dem Bestreben, im Rahmen der bestehenden Rechtslage so human wie möglich zu handeln.

  105. 105

    Sehr netter Artikel. Kenne das Gefühl Opfer zu sein sehr sehr gut. War es selbst viele Jahre. Woran es liegt? Sicherlich nicht nur an den Lehrern oder unserer Schulpolitik, sondern vor allem auch _an uns allen_.

    Der Leistungsdruck, das Recht des Stärkeren, das Fehlen aktueller und sinnvoller Lehrmaterialien, das Fehlen eines nationalen Zusammenhalts, die zunehmende Armut, Arbeitslosigkeit, Geiz-ist-Geil Mentalität und alles was Deutschland noch so aus macht (und mit uns noch andere Länder) ist in gewisser Weise zu Teilen ein Grund für die Problematik. Und ich bezweifel stark, dass es in Schweden keine Gewalt an den Schulen gibt.

  106. 106

    BWL mit Philosophie verwechseln, das fasst den Zustand dieser Gesellschaft schon sehr gut zusammen. UNd genau deshalb ist das Unkultur, eigentlich sind diese Leute nicht gebildeter als bildlesende Prolls. Bildungsbürgerliche Arroganz liegt mir nicht, aber solche Pfeifen konfrontiere ich gerne mal mit Rousseau, Kant, Marx, Freud und Adorno – und sei es nur, um ihnen klar zu machen, dass sie nichts begriffen haben, solange sie nicht in historischen Prozessen denken können.

    btw.:In meiner Kindheit in den 70ern wurden auf Schulhofprügeleien auch schon Arme ausgekugelt, Hauptschüler prügelten sich um die Gunst der Mädchen mit Nunchakus. Das interessierte damals bloß keine Medien.Vor 10 Jahren gab es einen Rap-Titel, ich glaube von den Fanta4 mit dem Text:“Sie ist meine Schwester und trägt ein Messer, denn sie sagt, in der Schule wär sowas besser!“

  107. 107

    che2001:
    Joar an das Lied erinner ich mich auch noch. Das ist aber nicht ganz 10 Jahre alt und auch nicht von Fanta 4. Es ist etwa aus dem Jahr 1999/2000 und von der 3. Generation. Das sind die, die damals den Big Brother Song „Leb“ gemacht haben. Übrigens auch ganz passend zum Thema „Hass/Gewalt an Schulen“ ist das Lied „Halts Maul“ von denen. Wobei sich das gegen die Lehrer richtet, die an der Gewalt ja auch ihren Anteil haben…

  108. 108
    Daniel

    Einfach mal ein Blick auf „alternative“ Schulformen werfen. Ich empfehle die Waldorfschule: 12 Jahre im Klassenverbund, ab der ersten Klasse zwei Fremdsprachen, persönlichkeitserweiterternder Unterricht, Abi…

  109. 109

    Als Sohn einer Mudder, die seit 25+ Jahren in einer demographisch
    mit Neukölln vergleichbaren Schule im Ruhrgebiet habe ich die Entwicklungen
    live mitbekommen.

    Da lag schonmal nach einer brutalen Prügelei eine
    Zahnspange auf dem Pflaster – und der RTW musste
    die Streithähne zur Rekonstruktion in die Werkstatt fahren.

    Gewalt hat schon immer mehr Aufsehen erregt als anderes.

    Aus den Erzählungen und Telefonmitschnitten kann ich letztendlich
    nur den Schluss ziehen, dass die Eltern – und der Respekt vor Ihnen
    das regulierende Tool sind.

    Wo die Zivilisation zu Hause nicht funktioniert, fehlt Lehrern der Ansatz.
    Da übernimmt die Gosse die Erziehung.

    Die, die entwurzelt ohne vorbilder aufwachsen sind die wahren Opfer.

    Die Gegenmassnahmen müssen vor der Gewalt ansetzen,
    denn es darf niemals der Eindruck entstehen dass mehr für die
    Rehabilitation und Integration von Tätern getan wird als von Opfern.

    Divide et Impera. Man muss klar zwischen Theorie und Praxis unterscheiden
    können, sonst nehmen uns die Rechten die Argumente aus der Hand.

    – WehretDenAnfängernregierung.

  110. 110

    @Weltregierung: Mit dem Motto „wehret den Anfängen“ stimme ich Dir zu, dass die Gegenmaßnahmen vor der Gewalt ansetzen müssen. Und es ist klar, dass das auch Geld kosten wird: Geld für mehr Lehrer (um einen besseren Betreuungsschlüssel zu erzielen), Geld für Sicherheitsmaßnahmen (um Waffen aus dem Verkehr zu ziehen), Geld für besseres Lehrmaterial. Die Gesellschaft muss die Mittel für das Fördern bereitstellen, aber auch genug Rückgrat für das Fordern besitzen.

  111. 111

    Wie Johnny ja im Podcast so schön erzählte, werden die Psychologen und Sozialarbeiter, die jetzt an die Rütli-Schule gehen werden, woanders abgezogen. Aufgestockt wird also (erstmal) nix.

    Was bleibt? Ein (offener) Brief an Wowereit? Und wieso an den? Berlin ist überall.

  112. 112
    Sundrop

    @ Daniel: Waldorfschüler… ich kenne einen, der was taugt, der Rest (den ich kenne) sind vergeistigte Wesen, die zumindest nicht in der Form anpacken, wie ich es mal gelernt habe. Beim Brotbacken mit Waldorfschul-Kindern bin ich fast wahnsinnig geworden, weil der Teig auch irgendwann in den Ofen muss und nicht 2 Stunden mit verklärter Miene bespielt werden darf.
    Sicher gibts welche, die anders sind, meine Erfahrungen waren aber eher bescheiden.
    Ich persönlich wäre nicht weit gekommen ohne einen gewissen Druck.

    @ Weltregierung: Ja, Lehrer können nur bereits erlernte Moralvorstellungen verfestigen, sie aber nicht beibringen, da gebe ich Dir absolut Recht.

  113. 113
    qwerty

    Zum Beitrag 105: Nein, natürlich würde ich meine Kinder auch auf eine Schule schicken, an der es weniger Gewalt gibt (ich sage bewusst nicht „keine“) – das ist ja auch nicht falsch, das ist ganz einfach, das beste für die eigenen Kinder zu wollen. Da liegt aber ja auch gar nicht der Fehler. Der Fehler ist, dass es überhaupt solche Trennungen gibt, dass wir früh, und eben naturgemäß ohne eine angemessene Durchlässigkeiten die einen hier, die anderen dort, hereinstecken. Wir bieten zwar vielleicht an, die Schulform zu wechseln – das „steht ja dann jedem frei“, zumindest wird das gesagt. Aber eigentlich weiß jeder, dass das kaum passiert. Und da niemand wohl ernsthaft behaupten mag, dass mit dem Ende der 4. Klasse ein Lebensweg fest stehen sollte, läuft hier etwas falsch.
    „Heute ist es doch aber so, dass überhaupt kein Bewusstsein für Werte und Normen mehr vorhanden ist.“
    Ob das alles nun erst seit „heute“ so ist, darf man anzweifeln, und wir hören hier in den Kommentaren auch immer wieder, dass es Gewalt und durchaus auch mangelndes Bewusstsein für Werte und Normen auch schon früher gab. Und -das wird bei der Aussage „früher gab es nicht so viel Gewalt an der Schule“ gerne übersehen- früher gab es auch noch einen Rohrstock, der dann über den Hintern oder die Finger gezogen wurde. Ob wir heute wirklich mehr Gewalt in den Schulen haben, als vor 50, 20, 10 Jahren, kann aber wohl auch kaum jemand bewerten, weil man immer nur einen kleinen Teil sieht – diese Klasse auf dieser Schule in dieser Stadt.
    Um aber auch noch mal auf das im Beitrag schon erwähnte Video (den nachbearbeiteten Fernseh-Mitschnitt) zurück zu kommen: Das Mädchen, was da so randaliert, ist zuhause lieb und nett, hilft ihrer Mutter, hat ein aufgeräumtes Zimmer, usw. – die Mutter macht sicherlich etwas falsch, wenn sie nicht eingreift, wenn ihre Tochter Anzeigen wegen Körperverletzungen bekommt, aber hier fehlt noch etwas anderes: Die Zivilgesellschaft, die eingreift. Als junger Mensch testet man aus, wie weit man gehen kann, das ist -meiner Meinung nach- völlig normal (heute übernehmen das auch gerne Privatsender, indem sie zeigen, wie lange es dauert, bis jemand bei einer Prügelei einschreitet). Und irgendwann gibts einen auf den Deckel (nicht in Form körperlicher Gewalt), und dann ist Schluss. So eine Kontrolle fehlt aber, wenn man sich draußen, auf der Straße umsieht.
    Und da dürfen wir uns dann auch alle mal an die eigene Nase fassen. Mal ehrlich, wer hatte noch nie einen Minderjährigen vor sich an der Kasse, der sich Dinge kauft, die er nicht kaufen sollte, und hat nichts gemacht? Wer hat nicht schon einmal bei einer Prügelei gezögert, überhaupt irgendwas zu tun? Wer ist nicht schon mal an einem Menschen vorbei gegangen, der obdachlos ist, und vielleicht sogar nicht die nächste Nacht überlebt?
    Neulich zum Beispiel hätte ich wieder Amok laufen können. Ich habe bei mäßigem Verkehr eine ältere Frau über den Fussgängerüberweg einer Bundesstraße gelassen. Und werde dafür vom Fahrer hinter mir angehupt.
    Bezeichnend ist nämlich nicht nur, dass wir „du Opfer“ als Schimpfwort kennen, sondern auch, dass „Gutmensch“ bei uns negativ belegt ist.

  114. 114

    irgendwie und irgendwo sind wir halt alle OPFER – der Politik oder was auch immer. Deutschlandopfer, ein opfer für Deutschland (BRD), bitte

  115. 115
    Sundrop

    Ich kenne Deine Schule nicht. Bei uns war es eher die Regel als die Ausnahme, dass in der 11. neue Schüler dazukamen – Realschüler.

    Natürlich gab es Gewalt schon immer, das wird von niemandem hier abgestritten.
    Jedoch scheinen sich Qualität und Quantität geändert zu haben. Die frühere Wirtshausschlägerei war „Mann gegen Mann“, nur Fäuste, und meist wurden auch Grundlagen der Fairness beachtet (nicht einen Liegenden treten). Behaupte ich zugegebenermassen nur.
    Aus der ländlichen Gegend kenne ich es auch heute noch ausschliesslich so.

  116. 116
    Sundrop

    „die Mutter macht sicherlich etwas falsch, wenn sie nicht eingreift, wenn ihre Tochter Anzeigen wegen Körperverletzungen bekommt, aber hier fehlt noch etwas anderes: Die Zivilgesellschaft, die eingreift.“

    Die Zivilgesellschaft hat keinen Ansatzpunkt, wenn nicht einmal die Mutter strenge Grenzen zieht.

    Was hat eine 15jährige mitten in der Nacht auf der Straße verloren?!?! Da gehts doch schon los. Damit meine ich nicht den Heimweg, weil sie Freunde besucht hat, sondern diese Rumlungerei, zielloses in-der-Stadt-rumziehen und so.
    Und da ist die Mutter gefragt, nicht die Gesellschaft.

  117. 117

    @qwerty: Unser Schulsystem /ist/ durchlässig, es bietet Möglichkeiten für Frühentwickler und auch für Spätentwickler. Man kann nach der zehnten Klasse auf ein berufliches Gymnasium wechseln und es gibt auch noch andere Wege. Dahinter muss aber das Wollen der Schüler und die Unterstützung der Eltern stehen.

    Auch die Schulbildung der Kinder von Ausländern ist sehr differenziert zu betrachten. Es gibt nicht nur die Fälle, die in Berlin bekanntgeworden sind. So wechseln beispielsweise vietnamesische Kinder in Sachsen und Thüringen oft auf das Gymnasium oder schaffen zumindest in der Realschule einen ordentlichen Abschluss.

    Ich sage es aber noch einmal: die Bildung derjenigen, die Leistung bringen wollen und Leistung bringen können, darf nicht durch Jugendliche beeinträchtigt werden, die nur auf Gewalt setzen und keinerlei Regeln beachten. Die müssen andere Chancen bekommen. Immer wieder. Auch wenn sie schon Gewaltdelikte begangen haben. Dazu muss im schlimmsten Fall auch die Chance einer Schulbildung oder Lehre im Heim oder im Knast gehören. Jeder, der aus der Misere rausgeholt wird, ist ein Gewinn für die Gesellschaft. Aber am Anfang muss der Wille stehen, es schaffen zu wollen.

  118. 118

    @sundrop: Es gab auch früher auf dem Schulhof Auseinandersetzungen, die mit Gewaltanwendung endeten. Ich weiß noch, wie wir beim Klassentreffen 20 Jahre nach der Schulzeit über solche legendären Prügeleien gesprochen haben — alle haben aber noch den Abschluss geschafft und aus allen ist etwas geworden. Wie Du schon sagtest, wusste man früher, wo die Grenze ist. Heute wird wahllos auf Wehrlose eingetreten, es werden Schwächere zum Opfer mehrerer Gewalttäter, das Opfer wird erniedrigt und oft auch beraubt.

  119. 119

    Aber am Anfang muss der Wille stehen, es schaffen zu wollen.

    Den haben sie doch. Und einige schaffen es ja auch soweit zu kommen wie ihre Vorbilder. 2Pac zum Beispiel.

  120. 120

    Wir machen also die Rütli-Schüler zu Rappern? ;-)
    Ich meinte damit eher den Willen, einen vernünftigen Schul- und Berufsabschluss zu schaffen. Und vielleicht auch den Willen, andere nicht an einen vernünftigen Schulabschluss zu hindern. Wenn es stimmt, dass letztes Jahr kein einziger Rütli-Schüler eine reguläre Lehrstelle bekommen hat, dann liegt das zu einem großen Teil auch daran, dass sich die Schüler den letzen Rest an Möglichkeiten zur Schulbildung noch gegenseitig kaputtmachen.

  121. 121

    stefanolix,

    Wenn es stimmt, dass letztes Jahr kein einziger Rütli-Schüler eine reguläre Lehrstelle bekommen hat, dann liegt das zu einem großen Teil auch daran, dass sich die Schüler den letzen Rest an Möglichkeiten zur Schulbildung noch gegenseitig kaputtmachen.

    Aha. Diese Erkenntnis beziehst du woher genau?

  122. 122

    @Johnny: Nr. 127 war ja fast schon unter der Gürtellinie :)

    @Stefanolix: Du zeigst wünschenswerte Einsichten auf. Es selber schaffen wollen. Oder wenigstens andere nicht an einem vernünftigen Abschluss hindern. Aber den Willen muss man auch von irgendwem lernen, der ist meines Wissens nicht genetisch vorgegeben.

    Spätestens dann wird es meiner Ansicht nach schwierig, zu sagen, dass das ja auch irgendwie zu einem großen Teil „selber Schuld“ ist.

    Jeder, der aus der Misere rausgeholt wird, ist ein Gewinn für die Gesellschaft. Aber am Anfang muss der Wille stehen, es schaffen zu wollen.

    Dass Du damit alle, die sich in irgendeiner Misere befinden, als Verlust (oder zumindest Nullnummer) für die Gesellschaft abstempelst, war vielleicht ein Versehen. Dennoch hier ein Gegenvorschlag: jeder, der gar nicht erst in die Misere gerät, ist ein Gewinn für die Gesellschaft. Wie kann man heutzutage den Willen vermitteln, es schaffen zu wollen. Und zu wissen, warum?

  123. 123

    (PS: ja, ich bin Optimist ;)

  124. 124

    diaet, ich glaube nicht, dass das ein Versehen war. Genau darum geht es doch bei dieser „Man muss aber auch wollen“-Argumentation, um einen scheinbaren (!) Konsens, wer oder was wertvoll für die Gesellschaft ist: Nämlich die, die gefälligst so mitzumachen haben, wie das wirtschaftlich von ihnen verlangt wird.

  125. 125

    Und ich hab noch überlegt, ob ich da ’nen Ironie-Smilie hinter setzen soll…

    Das meinte ich mit Optimist: bei mir ist das zwar ähnlich angekommen wie bei Dir, Johnny, aber zur Diskussion soll man Chancen bekommen. Immer wieder. ;)

  126. 126

    Jan: „žjeder, der gar nicht erst in die Misere gerät, ist ein Gewinn für die Gesellschaft“

    Du bist der Größte. Das ist genau auf den Punkt gebracht.

    Johnny: „žwer oder was wertvoll für die Gesellschaft ist: Nämlich die, die gefälligst so mitzumachen haben, wie das wirtschaftlich von ihnen verlangt wird.“

    Exakt. Die Ökonomisierung der Gesellschaft zwingt Menschen dazu, in sozialen Dingen ökonimisch zu denken. Und das ist GIFT! Was ist mit den Menschen, die eben nicht im Rahmen von Nutzen und Leistung denken wollen?

  127. 127

    Warum bringen wir nicht einfach alle Rentner um ?
    Wirtschaftlicher Nutzen von Rentnern ist kleiner Null.

    Ich finde es nicht einmal lustig, dass man ‚Sozial‘ mit ‚Wirtschaftlich‘ im gleichen Satz verwenden kann..

  128. 128

    Ich hatte die Gelegeheit, mir einmal das finnische Bildungssystem näher anzugucken und ich muss sagen, dass sich vieles mit den schwedischen Beispielen deckt. Allein der Fakt, dass etwas wie Sitzenbleiben dort ein Fremdwort ist, hat mich tief beeindruckt.
    Natürlich wird sich ein solches Bildungssystem nicht einfach adaptieren lassen, doch das ist ein sehr komplexes, anderes Thema.
    Ich muss gestehen, dass ich noch nicht die Zeit gefunden habe, mir all die Kommentare über mir zu Gemüte zu führen, ich müsste nämlich eigentlich ein Englisch Essay(12.Kl Gymn.) schreiben;
    kack Schule.
    =p

  129. 129
    guido

    ein kurzer seitenhieb zum thema leistungsförderung durch selektion:

    als ich mich 1990 an der FU um einen nc-studienplatz bewarb, musste ich dem zuständigen senat mein ddr-abi-zeugnis zur umrechnung einreichen. witzigerweise wurde es aufgewertet, obwohl ich 8 Jahre meiner schulzeit mit kindern verbrachte, die hier die hauptschulbank drücken müssten, und nach der 12. klasse mein abi in der tasche hatte.
    wie diese umrechnug detailliert vonstatten ging kann ich leider nicht nachvollziehen.

  130. 130
    Martin

    Lieber Guido,
    Ich bin ganz deiner Meinung. Nur leider sollten wir der Realität ins Gesicht sehen und eingestehen, dass sich nichts NICHTS! ändern wird! Die Politiker sind nicht betroffen. Es trifft die Kids, die täglich auf die Fresse bekommen. Scheiße fällt von oben nach unten. Unten stehen die Anderen.
    Ich wage eine Prognose: Ausländische Kids werden deutschen Kids das Leben zur Hölle machen! Daraus resultiert Rassenhass. Es bildet sich eine „deutsche“ Front! Bis es sehr sehr sehr sehr sehr laut knallt!
    LEIDER! Armes Deutschland!

  131. 131
    nippler

    lol ..wieder einmal ‚armes deutschland‘.hier dürfte dann dein selbstentwickeltes script greifen lieber johnny…*gg*…ihr geht mir alle dermaßen auf den sack…nicht nur hier –>ist schon fast überall so…die eine seite ist deutsch gepolt die andere pro türkisch oder je nachdem woher die alle kommen…hey leute macht mal schluss mit den diskussionen wer an was schuld ist….es müssen klare richtlinien seitens des gesetzgebers her und nichts anderes… ansonsten knallt es irgendwann… aber gewaltig(siehe frankreich)…mir egal wer woher kommt oder wer welche hautfarbe hat …aber es geht einfach nicht mehr ..deutschland kann nicht unendlich für ewige zeit alle flüchtlinge aufnehmen und durchfüttern..wie ich schon sagte eine greencard gehört her aber so schnell wie möglich..erstmal muss das geregelt werden und dann kann man über das schulsystem nachdenken…oder diskutieren wer nun an der schlechten pisastudie dran schuld ist …die ausländischen gangstakids oder die deutschen musterschüler;)…und dementsprechend dann die fehler ausmerzen…und werter rene(ehemals mod*gg*) das hat nichts mit braun oder einer rechten ecke zutun das ist eine glasklare ansage an die herren politiker ..die sich nur nicht trauen sowas zu machen wegen unserer beschissenen vergangenheit..lieber noch zig jahre jeden aufnehmen egal woher er kommt ..lieber noch zig jahre jeden nach deutschland holen nur weil er vor dreihundert jahren ne deutsche mutter hatte..lieber noch zig jahre fördermittel blind verschenken an vereine ’nur‘ weil sie (bzw die angehörigen ) *damals* von irgendwelchen idioten vergast wurden…damit muss schluss sein…dieses deutschland hat seine schuld bezahlt und hat sich nichts mehr vorzuwerfen punkt aus und vorbei…es sollte seinen blick nach vorne richten und sollte sich nicht immer von der braunen vergangenheit in die ecke drängen lassen..wie gesagt es gehört erstmal eine klare richtlinie her(so wie bei den achso geliebten amis aber bitte nicht so wie bei unserer autobahnmaut*gg*) ..das ewige geschwafel besonders wenn es um die braune oder rechte ecke geht ..könnt ihr euch (bei mir) stecken lassen damit will ich nichts zutun haben ..aber so wie ihr es zur zeit macht kommen wir in hundert jahren nicht weiter…sorry für die harten worte aber ist meine meinung..so long

  132. 132
    qwerty

    Die Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem ist hoch? Haha.
    Na, zumindest der Bundesvorsitzende des Verband Bildung und Erziehung ist da anderer Meinung:

    Das deutsche Schulsystem ist eine Rutschbahn. Wer von den „šhöheren Lehranstalten“™ nicht gewollt wird, landet unten und bleibt dann unten, wie auch immer diese Schulform heißen mag. (Q)

    „Im Vergleich zu einem Facharbeiterkind beträgt die relative Wahrscheinlichkeit des Gymnasialbesuchs für ein Akademikerkind in Deutschland 6.9 zu 1, bei gleicher individueller Lese- und Mathematikkompetenz noch 4 zu 1“ (Zitat Wikipedia) – in Bayern sogar knapp 7 zu 1.

    Kinder werden bei uns in ein Bildungssystem geboren, abhängig von der gesellschaftlichen Position der Eltern. Das liegt auch daran, dass Deutschland im Bereich der Investitionen in Bildung spart – die privaten Investitionen sind zwar vergleichsweise hoch, was uns etwas von den letzten Plätzen im EU-Vergleich (Bildungsausgaben zu BIP) hoch holt, aber das steigert doch nur die Abhängigkeit der Schulbildung von Portemonaie der Eltern.

    Was genau soll dann an diesem Schulsystem gut sein?

  133. 133

    Das ‚Argument‘, dass es schlimmer sein könnte..

  134. 134
    guido

    @martin: zu deiner prognose kann ich nicht viel sagen, ich bin in mecklenburg aufgewachsen und bewege mich heute hauptsächlich ländlicher umgebung. gesellschaftliche probleme nehme ich somit wohl eher aus einer position der vergangenheit wahr. vieleicht kann ich aber gerade desshalb die gelassenheit aufbringen, zu sagen: ja es wird laute geräusche geben, aber nicht weil sich kinder verpügeln, und warum „leider“?, und arm ist deutschland nun wirklich nicht.

    dieses thema kocht doch zurzeit nicht hoch weil kinder anderen kindern das leben zur hölle machen, sondern weil es orte gibt an denen vermittelt werden soll, was niemand vermittelt haben will. wie soll bildung funktionieren, wenn per gesetz menschen die an ihr kein interesse haben zusammengepfercht werden ohne ihnen reiz- und reibungspunkte zu bieten. damit meine ich nicht, die so oft beschworenen chancen. soll mir doch keiner erzählen, dass der traum vom lokomotivführer für ihn lernanreiz war. reize, das sind die gleichaltrigen, die interessen haben, in die man sich verlieben kann, mit denen man sich auch mal prügelt, mit denen man sich solidarisiert und bekriegt. dann erst kommt der gute und der schlechte lehrer und was weiss ich noch alles.
    die vielfalt der wichtigsten reize machen das leben spannend und auf das leben neugierig, utopie hin, utopie her.

  135. 135
    qwerty

    lieber noch zig jahre jeden aufnehmen egal woher er kommt ..lieber noch zig jahre jeden nach deutschland holen nur weil er vor dreihundert jahren ne deutsche mutter hatte..lieber noch zig jahre fördermittel blind verschenken an vereine „˜nur“™ weil sie (bzw die angehörigen ) *damals* von irgendwelchen idioten vergast wurden“¦damit muss schluss sein“¦dieses deutschland hat seine schuld bezahlt und hat sich nichts mehr vorzuwerfen punkt aus und vorbei

    Oh Himmel hilf. Deutschland nimmt nicht jeden auf und „füttert ihn durch“. Geh in ein Asylantenheim, wenn du es nicht glaubst, aber den Menschen geht es nicht gut. Oder spiel Last Exit Flucht, vielleicht ist das ja hinreichend einfach strukturiert.

    Keiner der 138 Beiträge vor dir, nippler, hat Bezug auf die Naziherrschaft in Deutschland genommen. Das zeigt wohl auch, dass niemand die Notwendigkeit sieht, bei Grundsätzen wie Gleichbehandlung, Respekt und Antidiskriminierung, mit dieser Thematik zu argumentieren. Dass das richtige und gute Grundsätze für ein Zusammenleben sind, war auch so vor, während, und eben jetzt nach dieser Zeit.

  136. 136

    @nippler: je später der Abend, desto lauter die Trolle – oder was? Irgendwas gelesen von der hier laufenden Debatte? Oder von der Konfusion, die Du als Kommentar abgeschickt hast?

  137. 137
    Simon Columbus

    Ich bin seit meiner Einschulung aus eigener Entscheidung heraus Waldorfschüler (die Grundschule war mir, insbesondere auf Grund der vielfältig vorhandenen Schmierereinen, schon damals äußerst unsympathisch). Und ich bin, trotz einer vielzahl an Kritikpunkten, immer noch zufrieden mit meiner Wahl. Mag sein, dass ich an einem Gymnasium besser gefördert worden wäre und statt einem guten Englisch und etwas Französisch auch noch Latein und Spanisch könnte, die an meiner Schule nicht angeboten werden. Doch ich glaube kaum, dass ich an einer anderen Schule in meiner Persönlichkeit genauso akzeptiert wäre wie ich es an meiner bin.
    Ich glaube nicht daran, dass allein „die Eltern“, „die Lehrer“ oder „das Schulsystem“ an Problemen wie denen in Neukölln schuld sind. Ich habe auch Mitschüler (gehabt), die genauso asozial waren wie das durch die Medien wandernde Gespenst des bösen deutschen Hauptschülers. Und ich sehe dann auch deren Eltern, die intelligent und freundlich erscheinen, so aufgeschlossen denken, dass sie ihre Kinder auf eine Privatschule schicken. Das Problem ist nicht so einfach gestrickt!

    Waldorfschüler sind im Durchschnitt nicht intelligenter als andere. Aber sie machen bessere Abschlüsse, brechen seltener die Schule ab. Ja, sie bekommen sogar besser einen Job, die Wirtschaft erkennt an, dass auch Teamworking in der Schule gelernt sein kann. Dar Staat tut das nich. Deutschland ist eines der wenigen Länder, die den Waldorfschulabschluss nicht anerkennen. Die Zuschüsse werden gekürzt, die Lehrpläne versteift. Statt Kreativität und Eigenverantwortlichkeit zu fördern, führen die Länder zentrale Prüfungen für die Schulabschlüsse ein – in Norwegen schafft man gerade die Abiturprüfungen ab. Es wird festgelegt, wie eine Mathematikaufgabe zu lösen ist – nicht mehr kreatives Denken, sondern stures auswendiglernen ist gefragt. Die Welt schaut verwundert auf Deutschland – mit bildungspolitischem Vollgas zurück ins 19. Jahrhundert!

  138. 138

    Die Information, dass im letzten Jahr kein einziger Rütli-Schüler eine reguläre Lehrstelle bekommen hat, stammt vom Lehrerkollegium und der momentan krankgeschriebenen Direktorin der Schule.

  139. 139

    Noch ein paar Worte zu den Waldorfschulen und zu den freien Schulen, die nach einem reformpädagogischen Konzept arbeiten:

    Der Unterschied liegt meiner Meinung nach darin, dass dort alle an einem Strang ziehen. Für die Eltern ist Bildung ein hoher Wert und das vermitteln sie von Anfang an auch ihren Kindern. Die Eltern leisten einen Eigenleistungsbeitrag (Schulgeld und meist auch Arbeitsstunden), der sie eng an die Schule bindet. Die Teilnahme an Elterngesprächen und Elternversammlungen ist quasi obligatorisch. Die Lehrer unterrichten und fördern mit einer sehr hohen Motivation. Die Eltern sind in vielen Fällen auch Mitglied eines Fördervereins und können Einfluss auf die Schule nehmen. So ist eigentlich schon vorgezeichnet, dass da gute Ergebnisse erreicht werden …

  140. 140
    Sundrop

    danke @ stefanolix, Du hast mir meine Worte vorweggenommen. Bei einer Positiv-Vorauswahl ist es klar, dass auch bessere Ergebnisse rauskommen.

    Eine Frage, weil ich es wirklich nicht weiss: In der Grundschule war in meiner Klasse ein Junge, Arno, der später auf die Sonderschule kam. Er war nett, gehörte in die Gemeinschaft, aber immer, wenn wir etwas selbstverantwortlich machen mussten, wartete am Schluß die ganze Klasse auf Arno, weil er sehr langsam war. In genau dieser Zeit kam es dann öfters zu Unruhe, man langweilte sich. Wie wird das in SChweden/ Finnland gelöst?
    Nochmal, es ist keine Kritik, nur eine Frage.

    Ich verstehe aber diese ganze Abwehr gegen Leistung nicht.
    @ Rene: „Was ist mit den Menschen, die eben nicht im Rahmen von Nutzen und Leistung denken wollen?“

    Ja, was ist mit denen? Bezahlst DU ihnen das Essen, das Wohnen und die Mittel, die sie zu ihrer kreativen Entfaltung brauchen?

    Zu der Diskussion mit den besseren Chancen der Akademikerkinder: Ja, das ist wohl so, aber warum? Doch meistens, weil Akademiker ihre Kinder ganz anders fördern wollen und können. Wir waren als Kinder mit meinen Eltern viel in Museen, im Fernsehen gabs Tierfilme, die meine Mutter mit uns angeschaut hat, und haben sicher auch eine gewisse Grundeinstellung zu Arbeit und Leistung bekommen.
    Sehr gut kann ich mich an eine Situation bei einer Freundin erinnern: Wir sassen mit ihren Eltern zusammen, und mich hats kurz geschüttelt (kalter Luftzug oder so). Ich hab dann gefragt, woher das kommt oder was das ist, das Schütteln, und da kam als Antwort von der Mutter:“Deine Fragen sind mir echt manchmal zu anstrengend.“ Freundlich gesagt, aber so einen Satz hätte ich daheim nie zu hören bekommen.

    Die einzige Lösung hierzu ist es, alle Kinder recht früh aus dem Elternhaus zu holen und in Ganztagsschulen unterzubringen, wo sie in Sachen Förderung dieselbe Behandlung erfahren.
    Wie es Finnland und Schweden wohl auch machen?

  141. 141
    Sundrop

    @nippler: gewöhn Dir diese blöden Punkte ab!!

  142. 142

    Ich bin auch der Meinung, dass die Wertschätzung für Bildung und Wissen eine wesentlich größere Rolle spielt als die soziale Stellung des Elternhauses. Im übrigen führt ein Hochschulabschluss der Eltern nicht immer zu einem hohen Einkommen. Die Statistik über alle Akademikereinkommen weist natürlich einen höheren Mittelwert aus als die Statistik über alle Facharbeitereinkommen. Aber der Mittelwert ist nicht die einzige Aussage einer Statistik und er ist für die Betrachtung unseres Problems auch nicht brauchbar.

    Das Leistungsprinzip ist die einzige Grundlage für einen erfolgreichen Abschluss der Schule und der Lehre. Nehmen wir einmal an, in den Schulen würde auf Noten verzichtet. Damit würde das Problem auf die weiterführenden Bildungseinrichtungen verlagert, die dann aufwendige Eignungstests durchführen müssten. Irgendwann wird aber immer eine Leistungsbewertung kommen müssen.

    Man muss auf den Fachgebieten, die für das Funktionieren unserer Wirtschaft und Gesellschaft lebenswichtig sind, Prüfungen mit messbaren Kriterien durchführen. Wer möchte gern von einem Arzt behandelt werden, der nicht ordnungsgemäß geprüft wurde?

    So, ich melde mich jetzt ab. Viel Spaß beim Diskutieren und bis heute abend …

  143. 143
    qwerty

    Am schönsten wäre es natürlich, wenn private Investitionen in Bildung überflüssig wären, weil staatlich bereits genug in diese Richtung getan wird. Dafür müssen Hausaufgaben zu Schulaufgaben werden, die Kinder nachmittags unter Betreuung lösen. Und damit ist man dann auch unweigerlich bei der Ganztagsschule – eine Idee, die dann doch irgendwie jede Partei toll findet.
    Auch die CDU in NRW. Trotzdem wird in der offenen Jugendarbeit gekürzt – um 21 Millionen Euro auf 75 Millionen Euro; sogar, obwohl gesetzlich festgeschrieben ist, einen Etat von 96 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen (das sind 0.2% des Landeshaushaltes).
    Was das mit Ganztagsschulen zu tun hat? Ganz einfach: Die Nachmittagsbetreuung wird dort, wo es Ganztagsschulen gibt, meist von eben den Vereinen und Einrichtungen betrieben, die auch von diesen Kürzungen betroffen sind. Mal ganz davon abgesehen, dass Jugendzentren auch Hausaufgabenhilfe anbieten.
    Hierzu wird in NRW momentan auch eine Volksinitiative durchgeführt, die schon jetzt, nach knapp 2 Monaten, bald 100.000 Unterschriften gesammelt hat und damit die erforderliche Mindestmarke bereits überschritten hat: http://www.volksinitiative-nrw.de/ Unterschrieben werden soll trotzdem noch, um eine größeren Druck ausüben zu können. (Das ist übrigens die zweite Volksinitiative zu diesem Thema – die erste 2003/4 war auch erfolgreich und hatte erst erreicht [unter breiter Unterstützung auch der damals-noch-Oppositions-CDU], dass der Betrag von 96 Millionen Euro festgeschrieben wird. Leider hat Herr Rüttgers hier größere Gedächnislücken.).

  144. 144
    guido

    in meiner schulzeit war es nicht üblich, dass sich vereine und einrichtungen um die hausaufgabenbetreuung kümmerten. in den meisten familien arbeiteten beide eltern. die förderung von schülern übernahmen schüler in zusammenarbeit mit lehrern und das nicht nur ausserhalb der schule, sondern auch während des unterrichts. das kann natürlich nur funktionieren, wenn es ein breites leistungsspektrum gibt. eigenes lehren und vermitteln ist, meiner meinung nach, die beste förderung für schüler denen das lernen leicht fällt, denn lernen werden sie sowieso am meisten durch ihre neugier und nicht durch anforderungen eines lehrplanes. nach meiner erfahrung gibt es spätestens ab der 10. klasse immer einige schüler, die ihrer lehrern in dem einen oder anderen fach etwas vormachen können, warum sollte dieses potential ungenutzt bleiben. warum soll leistung, die man erbringen kann auch noch zusätzlich geld kosten? warum darf ein staat, der es sich leisten kann, an einem „jäger 90“ (weiss nicht wie das ding jetzt gerade heisst und möchte auch gar nicht wissen, wie es vorher hiess) rumzuforschen, sagen: wenn du an dem ding mitarbeiten willst, musst du erstmal einiges in deine ausbildung investieren, monitär natürlich! dass dieses lied, von vielen auch noch mitgespielt wird, kann ich nun wirklich nicht verstehen.

  145. 145
    Sundrop

    „eigenes lehren und vermitteln ist, meiner meinung nach, die beste förderung für schüler“
    Ja, das sehe ich auch so. Wir sollten nahc dem Lernen den Stoff immer meiner Mama erklären. So haben wir alle was gelernt (c:

    Schade, dass es heute als unzumutbar angesehen wird, auch Eltern – soweit zeitlich möglich – mit einzubinden.

  146. 146

    Ich studiere Psychologie in Berlin. Schon in den Psychologielehrbüchern aus den 80er Jahren (!) werden wissenschaftliche Studien zitiert, die einige der zentralen Annahmen auf denen unser Schulsystem basiert als wissenschaftlich unhaltbar identifizieren.

    Zwei Beispiele:

    -Thema Sitzenbleiben:
    Dieser Maßnahme liegt die Annahme zugrunde, dass Kinder und Jugendliche sich synchron entwickeln. Wer Leistungen unterhalb der Norm zeigt gilt folglich als zurückgeblieben und muss das Jahr wiederholen. Diese Annahme konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden. Vielmehr geht die Entwicklungspsychologie heute selbstverständlich davon aus, dass der gleiche Entwicklungsschritt natürlich zu unterschiedlichen Lebenszeitpunkten vollzogen werden kann (wir lernen ja auch nicht alle zum exakt gleichen Zeitpunkt sprechen warum soll das beim schreiben anders sein?). Dazu kommt, dass Sitzenbleiber den Stoff unter den gleichen Bedingungen wiederholen müssen an denen sie zuvor gescheitert sind, statt dem Scheitern mit neuen Strategien zu begegnen. Man muss kein Psychologe sein um dieses vorgehen zweifelhaft zu finden.
    Zudem muss nicht nur der Stoff wiederholt werden in dem der Schüler eine nicht normkonforme Leitung gezeigt hat, sondern es müssen auch alle Fächer wiederholt werden in denen der Schüler erfolgreich war (bereits zwei Fünfen reichen in der Regel um eine Klasse wiederholen zu müssen). Mindestens in diesen Fächern wird der Schüler also durch das Sitzenbleiben bewusst in seinen Entwicklungsmöglichkeiten gehemmt, da er Stoff wiederholen muss den er bereits beherrscht!
    Hinzu kommt das Versagenserlebnis nicht versetzt zu werden und der Verlust an Stabilität durch den Wechsel des Klassenverbands, beides verringert nachweislich das Selbstvertrauen. Dieses wiederum korreliert mit den schulischen Leitungen…

    Thema Differenzierung in Haupt-, Realschulen und Gymnasien: (Zitiert nach: Oerter&Montada: Entwicklungspsychologie, Betz. Kapitel 23 Entwicklung schulischer Leistungen.)
    „žDer Übergang vom Grundschul- in den Sekundarbereich findet in der Regel im Alter von 11 bis 13 Jahren statt, also in dem Lebensabschnitt, in dem sich in Folge der einsetzenden Pubertät massive Veränderungen einstellen. In einer Vielzahl von Studien (s. im Überblick Wigfield et al., 1996) wurden die Entwicklungsverläufe von Jugendlichen in dieser Zeit des Schulwechsels untersucht. Dabei zeigte sich:

    -Mit dem Übergang von der Grundschule in den Sekundarbereich verschlechtern sch oftmals die Schulleistungen.
    -Gleichzeitig kommt es zu einem Absinken der intrinsischen Lernmotivation (also der eigenen Motivation des Schülers, die Motivation die nicht durch äußeren Druck erzeugt wird)
    -Die Leistungsangst steigt dagegen an“

    Erklärt werden diese unerwünschten Verläufe als „žFolge einer fehlenden Passug zwischen individuellen Bedürfnissen in der Pubertät und den schulischen Rahmenbedingungen.“ Jugendliche in diesem Alter brauchen eben keinen verstärkten Wettkampf sondern Stabilität und Selbstbestätigung.

    Eine im Zusammenhang mit dem Thema „žRestschule“ immer noch interessante Studie zum Phänomen „žSelbsterfüllende Prophezeihungen“ stammt bereits aus dem Jahr 1968 (Rosenthal&Jacobson):
    In einer amerikanischen Schule wurden Lehrer daüber informiert, welche ihrer Schüler besonders intelligent und talentiert seien. Allerdings wurden diese Schüler ohne jegliche Tests von Rosenthal und Jacobson völlig willkürlich ausgesucht. Sie waren also in Wirklichkeit nicht besser oder schlechter als andere Schüler!
    Am Ende des Schuljahres hatten die benannten Schüler allerdings tatsächlich signifikant höhere IQ-Werte und zeigten bessere schulische Leitungen als ihre Mitschüler.
    Erklärt wird dies mit der anderen (positiveren) Erwartungshaltung und der daraus resultierenden Behandlung dieser Schüler durch die Lehrer, die ja glaubten hier tatsächlich besonders begabte Schüler vor sich zuhaben.
    Mit welcher Erwartungshaltung treten wohl Hauptschullehrer ihren „žRestschülern“ dieser Tage gegenüber?

    Warum wird trotzdem nichts geändert? Wem nützt es?

    Umso früher aussortiert wird umso weniger haben Kinder aus „žbildungsfernen Schichten“ die Möglichkeit ihre durch das Elternhaus bedingten Defizite auszugleichen. Einmal aufgeteilt wächst die Leistungsschere zwischen Hauptschule und Gymnasium rasant. Durchlässigkeit ist eher von oben nach unten gegeben als umgekehrt. Die Folge: Der schon im letzten Jahr in der Öffentlichkeit viel zitierte enge Zusammenhang von sozialem Status und Bildungschancen. Bildungspolitik ist Verteilungspolitik. Natürlich wünschen sich die wohlhabenden Bildungsbürger von heute, dass ihre Kinder auch die wohlhabenden Bildungsbürger von morgen sein mögen. Keine Chance für Murat und Co!

  147. 147
    Sundrop

    @ Niels:

    Ich vermisse in Deinem Beitrag Lösungsansätze.
    Kritisieren ist leicht.

  148. 148

    @sundrop:

    Ich denke die Lösungsansätze ergeben sich aus dem gesagten:
    -Nutzloses wenn nicht gar kontraproduktives Sitzenbleiben abschaffen
    -wenn schon differenzieren, dann später als bereits nach der 5./7. Klasse, wenn sich sicherere Prognosen über die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Kinder machen lassen und (dass steht jetzt nur noch bedingt im Zusammenhang mit dem oben gesagten)
    -wenns nach mir geht langfristige Zusammenlegung von Haupt-, Realschule UND Gymnasium mit entsprechend höheren Bildungsausgaben. Was wir heute an der Bildung sparen geben wir morgen doppelt und dreifach aus. Deutschland wird sich nie mehr durch geringe Lohn(neben)kosten etc. im internationalen Vergleich behaupten können sondern nur durch entsprechen gut ausgebildete Arbeitskräfte.
    -Abschaffung der unmenschlichen Kettenduldungen die dazu führen, dass Jugendliche Flüchtlinge in Deutschland keine Lebensperpektive haben, demzufolge auch kaum Anreiz sich hier zu integrieren.

  149. 149
  150. 150

    Niels, danke, auch für den längeren Kommentar oben!

  151. 151

    Ich bin auch der Meinung, dass die Wertschätzung für Bildung und Wissen eine wesentlich größere Rolle spielt als die soziale Stellung des Elternhauses.

    Ich kann nicht nachvollziehen, wie du solche Sätze immer hinbekommst. Allein dieser widerspricht sich doch in sich. Woher soll in sozial schwachen Familien eine „Wertschätzung für Bildung“ herkommen? Sind die Zusammenhänge denn wirklich so schwer zu verstehen?

    Das Leistungsprinzip ist die einzige Grundlage für einen erfolgreichen Abschluss der Schule und der Lehre.

    Noch mehr Unsinn, mehrfach widerlegt.

    Achja, und meine Frage oben war nicht nach der Quelle für die Aussage der Rütli-Abgänger ohne Ausbildungsplatz, sondern nach der Quelle für deine Schlussfolgerung, dass daran die Schüler Schuld seien.

    Ich finde, deine gesamte Argumentation ist sehr dicht am ganzen neokonservativen Gewäsch der letzten Jahre, ich reagiere daher etwas empfindlich darauf. Denn was sind denn die logischen Schlussfolgerungen? Wer nicht leisten will, was wir verlangen, wer Bildung nicht zu schätzen weiß (scheinbar etwas, das einem in die Wiege gelegt wird?), der ist selber Schuld. Oder wie?

    Woher Interesse an Bildung kommen kann, wie man Kinder zum Lernen motivieren kann (auch ohne Noten und Bewertungen), dazu gibt es seit vielen Jahrzehnten Studien und alternative und erfolgreiche Methoden, die allesamt wenig mit der von dir heraufbeschworenen Leistungsgesellschaft und ihren Strukturen zu tun haben.

    Achja, Waldorf meine ich damit trotz einiger interessanter Ansätze im Rahmen der Methode nicht, ich halte Waldorf für zu spaß-, realitäts- und lustfremd, aber das sind nur meine bisherigen Eindrücke, die nicht umfassend sind.

    Wo würden in deiner Argumentationskette Künstler herkommen? Kulturschaffende? Innovatoren? Spinner, Freaks, Querdenker? Eben die, die das Leben lebenswert machen? Wenn du in einer Gesellschaft voller Jasager und Anpassungsprofis leben magst: Ich will das nicht.

  152. 152
    qwerty

    Im Beitrag 156 fehlt glaube ich noch ein Link – Kettenduldungen ist auch verlinkt, allerdings ohne Ziel. Würde mich sehr interessieren, weil ich mich mit dem Thema auch privat beschäftige und der andere Link in diesem Beitrag schon interessant war.

  153. 153

    ich denke, die links sind in 157. ich mach die link-tags mal weg, das irritiert nur.

  154. 154
    Toby

    Überall gibt es Rütlischulen …..Nur hier in Berlin ,so nahe an der aufgemotzten Politikerzentrale machte es Sinn nach Hilfe zu schreien..woanders wäre es im KleingartenmittgliederversammlungsSTIL versickert .
    Der Anfang ist gemacht,jetzt müssen die richtigen Schlüsse gezogen werden.
    Ich habe auch schon einen Vorschlag.Auf jedem Funkwagen nur ein Polizeibeamter,dafür zwei Lehrer pro Klasse .

  155. 155
    apfelhexe

    Den hier dikuttierten Text finde ich gut, möchte aber zwei Punkte ergänzen:
    1. Es ist hier immer wieder von „der Hauptschule“ die Regel. Diese gibt es genauso wenig wie es „das Gymnasium“ oder „die Gesamtschule“ gibt. Die Verrallgemeinerung hilft dabei, dass ein soziales und gesellschaftliches Problem zu einer auf eine Schulform begrenzte „Bildungskatastrophe“ umgedeutet wird.
    2. Es ist weiterhin in mehreren Beiträgen die Rede von Selektion, die auf intellektuellen Fähigkeiten beruhe. Es wäre ja schon schlimm genug, wenn es denn so wäre. Leider trifft diese Einschätzung nicht mehr zu. Ich arbeite an einer Hauptschule und habe bereits mehrere -erwiesene und getestete-hochbegabte Kinder unterrichtet. Die meisten von ihnen hören übrigens diese ganz schlimme Musik und spielen die bösen Computerspiele…Eben weil sie nicht doof sind.
    In den nächsten Jahren, die SchülerInnenzahlen sinken, wird sich das sicherlich wieder ändern, denn dann können andere Schulformen nicht mehr so leicht auf die Unbequemen und Ungezogenen verzichten.

  156. 156

    In einem Kommentar habe ich heute geschrieben, dass die Wertschätzung für Bildung und Wissen eine wesentlich größere Rolle [für den schulischen Erfolg] spielt, als die soziale Stellung des Elternhauses. Dieser Satz stieß auf Unverständnis. Vielleicht sollte ich das noch etwas deutlicher machen:

    Es gibt heute Elternhäuser mit einer sehr hohen Wertschätzung für Bildung, die aber im sozialen Gefüge wirklich nicht zu den „Reichen“ zählen. Dazu gehören zum Beispiel viele Familien, in denen die Elternteile einen akademischen Abschluss haben, der nicht gut zu vermarkten ist. Dazu können auch Künstlerfamilien oder Aussiedlerfamilien mit akademischem Hintergrund zählen. Diese Familien sind also sozial nicht besonders gutsituiert, dort gibt es aber trotzdem Bücher, eine hohe Allgemeinbildung und soziale Intelligenz. Die Kinder aus diesen Familien werden wahrscheinlich in der Schule ziemlich gute Leistungen haben, weil sie jegliche intellektuelle Unterstützung bekommen und weil die Eltern auch Leistung abfordern.

    War das jetzt besser verständlich?

    Dann noch eine direkte Frage an den Gastgeber: Du betreibst AFAIK den ersten richtigen Blogverlag in Deutschland und das ist, soweit man sehen kann, ein erfolgreiches und kreatives Unternehmen. Wenn Du Dein Unternehmen erweiterst, wenn Du Gastautoren oder Künstlern eine Plattform gibst, wenn Du künstlerische Arbeit bewertest: Gehst Du dann nicht nach Leistung?

  157. 157

    Wenn ich meinen Weg gefunden habe, wenn ich mich gefunden habe, dann kann ich streben. Ich kann der beste Mechaniker, der beste Arzt, der beste Autor, der beste Sänger werden wollen (ironischerweise sind es übrigens in künstlerischen Bereichen selten die, die doch so gerne wollen, die es dann auch werden).

    Wenn ich jedoch als Schüler gerade erst lerne zu lernen, mich zu finden, mich auszudrücken, dann macht es wenig Sinn, mich dazu anzustacheln, einfach einer „der besten Schüler“ sein zu müssen. Dabei bleiben Talente auf der Strecke (es geht mir bei diesem Teil der Diskussion um die Frage nach unserem Schulsystem, nach Noten etc.). Zu allererst muss doch herausgefunden werden, in welchen Bereichen für jemanden überhaupt ein Streben nach Qualität und hoher Leistung sinnvoll ist. Unser Schulsystem taugt nicht dafür, wirkliche Talente und Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern, Individualität ist nicht vorgesehen. Wenn jemand begeisterter Sportler/ Mathematiker/ Schreiber ist, dann braucht man ihm nichts von Leistung erzählen, dann strebt er sie automatisch an.

    Und: Es gibt Menschen, die kommen mit diesem Leistungsprinzip nicht klar, werden sie nie. Sie deshalb aus der Gesellschaft auszugrenzen ist fatal. Eine gesunde Gesellschaft muss sie auffangen können.

    Na klar suche ich die meiner Meinung nach besten Autoren. Wenn ich jemanden nicht für einen der Besten halte bedeutet das für ihn jedoch nicht gleich komplette Chancenlosigkeit. Es gibt einen Unterschied zwischen einem einzelnen Unternehmen und einer allgemeinen Ausbildungsstätte.

  158. 158
    kasos

    Kleiner Erfahrungsbericht dazu von mir: Rütli ist meiner Meinung nach nur die Spitze des Eisbergs was das Gewaltproblem anbelangt. In der 4. Klasse meines Sohnes in Kreuzberg 61 finden die gleichen Gewaltexzesse statt. Die Grenze verläuft da ganz klar zwischen den großen ethnischen Gruppen. Auf der einen Seite Türken und Araber und auf der anderen die Deutschen. Ich habe mich in meiner Grundschulzeit auch geschlagen und schlagen lassen müssen, keine Frage, doch waren das Szenarien, die nicht von Hass und Bandenkämpfen geprägt waren und anschließend mit Anfeindungen der übelsten Art und Beschimpfungen der weiblichen Elternteile auf dem Bolzplatz fort gesetzt wurden, wie das hier die Regel ist.
    Ich sehe da einen Teil der Verantwortung auch bei jenen Familien, die ihre Kinder aufgrund welcher Gründe auch immer, mit dieser massiven Ablehnung einer anderen Gesellschaftsgruppe, vielleicht sogar einer ganzen Kultur prägen. Das kann man nicht nur immer reflexartig mit der vielbeschriebenen Zukunftslosigkeit als Grund ummanteln.

  159. 159
  160. 160
  161. 161
    guido

    was ist bitte überhaup leistung?
    ich habe vor kurzem in einer alten frankfurter fabrikhalle miterleben dürfen, wie mindestens 15 leute 5 tagelang damit beschäftigt waren ein auto zu fotografieren. das bild wird wohl demnächst in irgendwelchen glanzzeitschriften erscheinen, um letztlich im altpapier zu landen und mit seinen druckfarben irgendwelche kläranlagen zu beschäftigen. was für eine leistung!
    werbung trägt mittlerweile wahrscheinlich über 40% zu den endverbraucherpreisen bei (genau schwer zu sagen, bei etlichen produkten ist der anteil aber wesendlich höher), dabei ist sie doch eher lästig. an den briefkästen kleben aufkleber, beim fernsehen zippt man rum, vor die mailbox werden spamfilter geschaltet, weil man sie nicht haben will. trotzdem wird das geld dafür ausgegeben, von jedem von uns, denn es geht nicht um leistung, sondern um kaufen und gekauft werden.
    ähnlich sieht’s doch mit der leistungsbewertung in der schule aus, es geht um einen präsentierbaren marktwert, nicht um leistungsfähigkeit. wie sollte es auch anders sein, es wird schliesslich die erfüllung von forderungen bewertet und nicht die individuelle umsetzung aufgenommenen wissens. wer sich dabei gut verkaufen kann, kommt mit ein bisschen „auswendiglernerei“ ziemlich weit. „auswendiglernen“ steht mit „sich verkaufen können“ in einem ziemlich engem verhältnis, was für mich eine erklärung dafür ist, dass immer wieder die blender die könner ausstechen.
    ich denke das „leistungsprinzip“ sellt sich an allen enden und ecken selbst in frage. ist es nicht zum beispiel eine grandiose leistung, wenn jemand eine arbeit macht, die man selbst nun wirklich nicht zu erbringen bereit ist? z.b. alten leuten den po abzuwischen? wird das gewürdigt? weder ideell noch materiell.

  162. 162

    @René: Und jetzt? Endlich mal von der rassistischen Debatte zu den eigentlichen Problemen kommen, wunderprächtig. Kein ausländerspezifisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem. (Welch Wunder???)

    Was mich zu stefanolix letztem Einwurf führt: erstmal danke für diesen Versuch der Klärung! Allerdings führt mich Dein Beitrag auch auf eine immer wieder getroffene Vermischung.

    Du bezeichnest z.B. „Reich“ als Bestandteil des sozialen Gefüges. „Reich“ ist meiner Auffasung aber generell erstmal Bestandteil des wirtschaftlichen Gefüges. Soziales Gefüge wäre eher das, was Du später anführst, „soziale Intelligenz“ zum Beispiel.

    Vorhandensein und Nutzung von Büchern, z.B., die Du wohl zu Recht als Förderungsgrundlage siehst, setzen aber auch immer mehr eine gewisse Basis voraus. Eine wirtschaftliche, wohlgemerkt. Bei ALG II sind Schulbücher zum Beispiel nicht Regelleistung. Worauf ich hinauswill (und es wird langsam zu komplex für eine Debatte): wie kann man das „Fordern“ erwzingen, wenn das „Fördern“ als Basis immer weiter bröckelt?

  163. 163

    Und damit landen wir beim Leistungsgedanken, genau, danke guido :)

    BTW: Hatten wir das nicht letztens schon mal? ;)

  164. 164

    Hauptschule fand ich in den 70ern schon krass genug, auch auf dem Land ohne Migrationsproblematik. (Dasselbe in einer Großstadt hätte ich schon damals vielleicht nicht „überlebt“)

    1983 konnte ich noch von der 10 Klasse Hauptschule mit Qualifikation regulär in die Oberstufe wechseln (ist das heute nicht mehr so?) – die Hoffnung darauf hat mich ab der 7. Klasse gerettet. Das Abitur mußte ich gegen meine Eltern durchdrücken – Bildungs- oder Geldbeleckt waren wir wirklich nicht.

    Danach konnte ich nach Gusto ohne extra Gebühren studieren. (m. frdl. Unterstützung der Eltern) – selbst das scheint ja heute nicht mehr möglich zu sein! Vor ein paar Tagen konnte ich die letzte Rate des spärlichen Studienbafögs zurückzahlen \o/ (Puh, jetzt kann ich endlich für die Rente sparen ;(

    Will sagen: Mein Glück gerade noch vor der Misere weggekommen zu sein – Heute Kiddi sein würde ich nicht wollen. Da spiegelt sich doch die Gewalt der Gesellschaft, im Ganzen läuft was falsch, wenn wir so mit unserer Jugend umgehen. Denn das denke ich: Jeder hat den Willen für sich vorranzukommen – Dazu braucht man Möglichkeiten. Was soll aber werden wenn Jugendeinrichtungen geschlossen werden, Geld für Schulen fehlt, Ghettoisierung vorrangetrieben wird usw.? – Allgemein ist eine verhärtete Gesellschaft kaum fähig die kreative Energie der Kinder aufzufangen.

    Nicht weil die Kiddies so doof sind ist die Situation so krass, sondern weil bestimmte politische/gesellschaftliche Entscheidungen gefallen sind. – Die Kinder sind unsere Kinder – Die Schule ist ein Spiegel unserer Gesellschaft.

    Die Nato plant gerade den nächsten Krieg und die Hetze gegen „Ausländer“ und „Andersgläubige“ erreicht mitlerweile faschistische Qualitäten. (Spaltung der Gesellschaft)

    Ich meine, es läuft gerade alles falsch, und da kann ich den Kiddies nur raten, ihr Selbstbewußtsein in die Hand zu nehmen und sich nicht verarschen zu lassen und ihre Rechte einzufordern. – Aber eben nicht „draufhauen“ sondern ein eigenes „Ding“ zu machen.

    *Anekdote
    1976/77 (sic!) hatten wir noch einen einarmigen Landser als Lehrer der original Backpfeifen verteilt hat und mit an die Wand stellen und so (höhö, erzähl mir nix von Autorität)
    /andekdote

  165. 165

    Zuerst zum Unwort /Leistung/: Ich habe nichts gegen diejenigen geschrieben, die sich dem Leistungsprinzip nicht unterwerfen können oder die keine messbaren Leistungen bringen. Aber schon Karl Marx wusste, dass zuerst die materiellen Bedürfnisse einer Gesellschaft erfüllt sein müssen, bevor an andere Bedürfnisse gedacht werden kann. Und das ist ohne Leistungsprinzip nicht möglich. Das Leistungsprinzip dient also im Grunde allen, weil es in unserem System der sozialen Marktwirtschaft die Versorgung der nicht-produktiven Menschen mit sichert.

    So wird — um ein einfaches Beispiel zu nennen — die vollwertige gesetzliche Krankenversicherung der Hartz-IV-Empfänger von denen mit erarbeitet, die Arbeit haben. Die Arbeitsplätze sind aber nur dann sicher, wenn immer wieder gut ausgebildete junge Leute nachrücken.

    Deshalb kann ich Guidos Ausführungen zum Thema Leistung überhaupt nicht nachvollziehen. Selbstverständlich ist Leistung messbar. Durch Blenden und Selbstdarstellung wird kein Mensch geheilt, keine Brücke gebaut und keine Maschine konstruiert. Blender und Selbstdarsteller, Spekulanten und Gewinnabschöpfer sind in unserer Gesellschaft zweifellos vorhanden — aber sie sind es nicht, an die ich im Zusammenhang mit Leistung denke.

    ———————————————————————

    Ich habe den Begriff „soziale Stellung“ deshalb verwendet, weil der Zugang zur Bildung oft als rein soziales Problem dargestellt wird. Dieser verkürzenden Darstellung kann ich nicht zustimmen. Es gibt Familien, in denen die Eltern Arbeit haben, aber gerade so um die Runden kommen. Aber für diese Gruppe wie auch für die Hartz-IV-Gruppe gilt: ein Kind mit klugen Eltern hat es in der Schule deutlich leichter und es kann — zumindest hier in Dresden — die Hochschulreife erlangen.

    Das waren einige kurze Antworten vor der Arbeit. Ich wünsche eine sachliche Diskussion und verabschiede mich bis zum Abend.

  166. 166
    Sundrop

    @stefanolix: Danke. Du schreibst, was ich denke, kannst es nur besser ausformulieren.

    Zu diesem „sitzenbleiben abschaffen“: Das klingt ja alles ganz toll und sozial und super, aber wie siehts in der Praxis aus? Ich bin selber sitzen geblieben, habe die 7. zweimal gemacht. Wäre ich direkt in die 8. gekommen, wäre ich komplett abgeschmiert. Schonmal aufgefallen, dass der Schulstoff Jahr für Jahr aufeinander aufbaut? Wenn ich den Stoff der 7. nicht kann, komme ich in der 8. erst recht nicht weit.
    Und dass man den ganzen Stoff wiederholen muss – in der Praxis werden Dir kaum Schüler begegnen, die in allen Fächern super sind und wegen einer 6 oder zwei 5er durchfallen. Das wird sogar rechtlich vermieden (in Bayern kann man bis zu einem gewissen Grad gute mit schlechten Noten „aufrechnen“, zumindest war das zu meiner Zeit so), aber in aller Regel hat der Schüler in den anderen Fächern entsprechende Noten.
    Willst Du jedem Schüler einen eigenen Lehrer für jedes Fach geben? Oder sie doch wieder differenzieren? In Österreich gibt es innerhalb der (dort viel üblicheren) Hauptschulen 3 Leistungsgruppen für jedes Fach, das folgt wohl Überlegungen, die Deinen entsprechen.
    Dann frag mal die Kinder, wie die das finden!

    Allgemein klingen die Ansätze ganz toll, sind aber wohl selbst bei höherem Bildungsetat kaum durchführbar.
    Einfach nur Abschaffungen oder bessere Förderung zu verlangen ist noch kein praktischer Ansatz.

    Übrigens gibt es in erreichbarer Nähe für fast (?) jeden Deutschen BIBLIOTHEKEN, die auch für Hartz IV – Empfänger bezahlbar sind. Damit kann der Hunger nach Büchern hervorragend gestillt werden.
    Wenig Geld ist keine Ausrede für Nicht-Lesen.

  167. 167
    guido

    in den zwanziger jahren galt es noch ganz unverblümt als menschheitstraum, den menschen durch hohe produktivität und wissenschaftlichen fortschritt von arbeit zu befreien. nach dem krieg hat keiner an sowas denken können. heute sind wir aber soweit. mehr als die hälfte der berufstätigen bevölkerung beschäftigt sich mit dingen die nicht lebensnotwendig sind, purer luxus. ständig werden neue jobs erfunden, auf die man gut verzichten könnte, was uns ziemlich teuer zu stehen kommt. trotzdem können längst nicht mehr alle menschen mit lohnarbeit versorgt werden. diejenigen, die noch mit tatsächlich gemeinschaftlich notwendiger arbeit beschäftigt sind, gehören nicht gerade zu denen, die an einer hohen „wertschöpfung“ teilhaben können.
    es kann ja sein, dass man leistung messen kann, aber wo spiegelt sich das denn in der „sozialen marktwirtschaft“ wider?
    leistung ist mittlerweile ja fast ein ideologischer begriff, und wir können uns hier noch ’ne ganze weile streiten, wenn wir ihn nicht mehr deuten können, nützt das alles nichts.
    die frage muss doch sein, was fangen wir mit unserer langeweile an, wie organisieren wir eine gesellschaft hoher produktivität so, dass die menschen in ihr nicht verkümmern. diese diskussionen fangen ja gerade erst an, so langsam in die öffentlichkeit überzuschwappen, das ist doch ein ganz nettes zeichen. das beharren auf dem status quo und allzu ernsthaftes zuhören beim wahlkampfgeplänkel, ist da, meiner ansicht nach, kontraproduktiv.

  168. 168
    Sundrop

    Frag mal einen Arbeitgeber, der dafür verantwortlich ist, dass die Firma läuft.
    Der kann Dir ganz klar sagen, was er von einem Arbeitnehmer, je nach Aufgabengebiet, erwartet.
    Für den ist das keine philosophische Debatte, sondern eine Frage des Überlebens seiner Firma oder seines Betriebs.

  169. 169
    andre

    Ich möchte in einem Land leben, wo jeder der gewalttätig ist, auch sofort bemerkt, daß dies nicht rechtens ist. Wenn hierfür mehr staatliche Präsenz vonnöten ist, bin ich damit einverstanden und werde nicht „Polizeistaat“ rufen, wenn vor der Schule mal ein Streifenwagen parkt. Wenn Kinder und Jugendliche in ihrem Elternhaus nicht mehr die Werte vermittelt bekommen, die unsere Gesellschaft hier ausgeformt und definiert haben, dann bin ich dafür, daß sie das in geeigneter Form in der Schule vermittelt bekommen. Wenn jemand nicht akzeptiert, daß Anteilnahme an den gesellschaftlichen Leben hier in Deutschland etwas mit dem Erlernen der Sprache zu tun hat – bringe ich dafür mittlerweile kein Verständnis mehr auf. Länder und Staaten sind Gebilde, die über Jahrhunderte gewachsen sind. Religion, Sprache, auch geologische Faktoren haben diese Gebilde geformt und in ihnen die Menschen zum Zusammenleben gezwungen. Dabei entstanden Kulturen und verschiedene politische Systeme wie auch Formen des Zusammenlebens. Letztendlich Traditionen. Tradition kommt von tradieren. Übergeben. Weitergeben. Vermitteln. An die nächste Generation weitergeben! Wenn wir das nicht mehr hinkriegen verlieren wir unsere Konturen und gehen auf in etwas was noch keiner ahnen kann und mag. Denk ich an Deutschland

  170. 170
    Sundrop

    @ Andre: So sehe ich das auch.

  171. 171

    stefanolix: Bei Marx-Zitaten dann aber die eigene Schlussfolgerung daraus vom Zitat trennen, die stammt nämlich nicht mehr von Marx und ist im Gegensatz zu seiner Aussage falsch. Und vielleicht wäre es sowieso an der Zeit, mal deine Version des Begriffs „Leistungsprinzip“ zu definieren.

    Überhaupt kann ich deinen Folgerungen einfach nicht mehr folgen und klinke mich da jetzt leider aus. „Nachrückende gut ausgebildete junge Leute sichern die Arbeitsplätze“? Häh? „Ein Kind mit klugen Eltern hat es in der Schule deutlich leichter“ – ja klar. Und die Kinder von nicht so klugen Eltern? Wie sorgen wir dafür, dass die mal selbst kluge Eltern sein können und sich eben nicht in der Spirale weiter nach unten drehen? Durch das „Leistungsprinzip“, nehme ich an??

    sundrop: Natürlich kann man nicht das Schulsystem beibehalten und einfach Kinder nicht mehr sitzenlassen, dass das so nicht funktioniert ist klar. Will ja auch keiner so umsetzen. Und natürlich sind neue Bildungsansätze durchführbar, sie werden längst durchgeführt, woher nimmst du die Sicherheit, dass dies nicht so wäre? Deine Sätze zu Unternehmen sind kurzsichtig, rede mal bitte mit älteren und erfolgreichen Unternehmern, die werden dir einige wichtige Faktoren aufzählen können, die für ihre Firma mindestens ebenso wichtig sind wie die temporäre Leistung der aktuellen Mitarbeiter. Unser derzeitiges Schulsystem kann junge Leute auf die Arbeitswelt von morgen gar nicht mehr vorbereiten.

    Andre: Ja, und nun? Wer vermittelt denn die Werte, nach denen du dich sehnst? Eltern, ja. Schulen auch, oder? Und inzwischen natürlich die Medien. Speziell letztere funktionieren nach einer Art „Leistungsprinzip“: Was erfolgreich ist, was viel gelesen, gesehen, gekauft wird, setzt sich durch. Und ist „gut“, behält seine Daseinsberechtigung.

    Geiz ist geil. Hol dir die Millionen. Mein Haus, mein Auto, meine Yacht. Nach mir die Sintflut. Wer arbeiten will, der findet auch welche.

  172. 172

    @sundrop und Johnny:
    Selbstverständlich wird der (Un)Sinn des Sitzenbleiben seit langem dikutiert und eine völlige Abschaffung inzwischen auch politisch gefordert. In Berlin tuen das soweit ich weiß die PDS und die Grünen und auch die SPD hat ja 2003 zugestimmt das Sitzenbleiben (zumindest in der Grundschule) abzuschaffen. Experten erheben diese Forderung schon länger. Auch in anderen Ländern gibt es ja Systeme ohne Sitzenbleiben (z. B. PISA-Sieger Finnland). Übrigens ist das Sitzenbleiben auch teuer, da die Kinder so länger im System verbleiben. Geld, dass man lieber in zusätzliche Fördermaßnahmen stecken sollte. Ein weiteres Problem ist, dass Schüler durch das Sitzenbleiben Frustration erleben (wie bereits oben beschrieben) und deshalb eher zu Schulverweigerern werden. Ich zitiere mal aus einem Arikel aus dem Tagesspiegel von 2003 (http://www.berlinonline.de/dossier/schulpolitik/2003/blz_25127.html): „FU-Präsident und Erziehungswissenschaftler Dieter Lenzen begrüßt die Berliner Entscheidung (das Sitzenbleiben in Berliner Grundschulen abzuschaffen):Es spricht alles gegen das Sitzenbleiben“, sagt er. Denn die Wiederholung einer Klasse verspreche keine Verbesserung. Das hätten nach seinen Worten alle Studien gezeigt.“
    Interessante Informationen zum Thema gibt es auch bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (http://www.gew-bw.de/Sitzenbleiben.html). Dort ist von jährlichen Kosten von 1,2 Milliarden Euro die Rede (hinzu kommen die nicht einzuschätzenden Kosten für die Eltern durch die längeren Ausbildungszeiten). Außerdem heißt es auch da: „žKlassenwiederholungen wirken sich in der Regel nicht günstig auf den Lernzuwachs aus.
    Nach übereinstimmender Auffassung von Wissenschaftlern und Schulexpert/innen, die sich seit Jahren mit Sinn und Unsinn von Klassenwiederholungen beschäftigen, wäre es sehr viel sinnvoller, Geld, Zeit und Energie in vorbeugende pädagogische Maßnahmen zu investieren mit dem Ziel das Sitzen bleiben zu verhindern. Klassenwiederholungen — so das Resümee entsprechender Untersuchungen — führen für das Gros der Betroffenen zu keiner Verbesserung ihrer Leistungen. Lediglich eine kleine Gruppe von befragten ehemaligen Gymnasiasten schätzt es selbst so ein, dass die Klassenwiederholung ihre Chancen zum Abitur zu kommen, verbessert habe.“
    Ein ausgewogener Artikel der Nutzen und Kosten des Sitzenbleibens gegenüber stellt findet sich z. B. hier: http://bildungplus.forum-bildung.de/templates/imfokus_inhalt.php?artid=362
    @sundrop: kann ja sein, dass du diesen Arschtritt brauchtest um dich hinzusetzen und zu lernen aber wer sagt dir, dass du es nicht auch so geschafft hättest (vielleicht mit ein bischen zusätzlicher Förderung). Außerdem sagen wissenschaftliche Studien für die breite Masse eben etwas anderes…

  173. 173

    @Guido: Leistung ist schlicht die Grundlage der sozialen Marktwirtschaft. Denn bevor etwas verteilt werden kann, muss es erarbeitet werden. Wenn Du Dir selbst unter diesem Begriff nichts vorstellen kannst, helfen vielleicht Sundrops Worte: Frage Arbeitnehmer und Arbeitgeber nach ihrem Begriff von Leistung. Frage Dich selbst, wie das alles entsteht, was später verteilt werden kann.

    Das Abfordern von Leistung hat auch nichts mit „kompletter Chancenlosigkeit“ [Zitat von Johnny] für diejenigen zu tun, die durch Prüfungen fallen oder die es nur auf die Hauptschule schaffen. Johnny, Du hast Dich mehr oder weniger deutlich dazu bekannt, dass in seinem Unternehmen auf Leistung geachtet wird. Warum soll das gleiche Prinzip nicht für das Bildungssystem gelten? Freilich mit immer wiederkehrenden Chancen, wie ich es unter anderem in #125 geschrieben habe.

    Aber wenn man Leuten später die Aufgabe anvertrauen will, eine Brücke zu konstruieren oder hochwertige Autos zu bauen, dann reicht eben nicht das Bemühen — dann geht es um Leistung. Und dahinter muss exzellente Bildung stehen.

    Um Sundrops Gedanken fortzuführen: es ist nicht nur eine Frage des Überlebens einer Firma oder eines Betriebs. In einer Welt mit immer schärferer Konkurrenz bestehen nur diejenigen Gesellschaften, die auf einen lernfähigen und leistungsbereiten Nachwuchs setzen können. Deshalb müssen wir allen, die wirklich aus ihrer Misere herauswollen, /immer wieder/ faire Chancen einräumen.

    Wir dürfen aber an den Leistungsstandards nicht rütteln und können wohl nicht mehr auf jede Befindlichkeit Rücksicht nehmen. Die Bundesrepublik hat für einige Zeit aus dem Vollen schöpfen können und in dieser Zeit konnten viele Wünsche erfüllt werden. Sehen wir es realistisch: diese Zeiten sind vorbei.

    Und nochmals @Johnny: warum ist meine Schlussfolgerung aus der Marx-Aussage falsch und was wäre Deiner Meinung nach eine richtige Schlussfolgerung?

  174. 174
    Sundrop

    kann ja sein, dass du diesen Arschtritt brauchtest um dich hinzusetzen und zu lernen aber wer sagt dir, dass du es nicht auch so geschafft hättest (vielleicht mit ein bischen zusätzlicher Förderung).

    Ich sag das. ICh hätte ohne mehr als einen Arschtritt meiner Eltern nicht die Schule geschafft – wäre gar nicht zu dem Punkt gekommen, an dem man begreift, dass man „für sich selber lernt“.
    Heute studiere ich Jura. So weit wäre es ohne Arschtritte nie gekommen. Dafür bin ich meinen Eltern dankbar.

    Kennt Ihr die Maslowsche Bedürfnispyramide? Niels sicher. Sonst unter Wikipedia schauen.
    Bevor der MEnsch sich selbst verwirklicht muss er, schlicht gesagt, satt sein und es warm haben.
    Nach Euren Argumentationen haben jedoch die Menschen das Recht, sich sehr frei auszusuchen, was sie machen – keine LEistung, jeder nur das, was ihm liegt und beliebt.

    Wer soll für diese Nicht-Leistungsträger das Essen und die Wärme besorgen? Die Anderen?
    WARUM?

    In einer Gesellschaft darf jeder machen, was ihm beliebt, wenn er seinen BEitrag geleistet hat. Aber erst dann.

    Übrigens habe ich regelmäßig Gespräche mit Unternehmenschefs, angefangen bei meinem Vater, der knapp 40 Leute unter sich hat. Von daher weiß ich sehr genau, was für Mittelständler zählt.

    Da gibts ein paar Selbstverwirklicher und nicht-Leister. Leider kann man sie wegen unserer supersozialen Gesetze nicht kündigen, obwohl es andere hätte, die dieselbe Arbeit gern und motiviert mahcne würden. So müssen die anderen Mitarbeiter die Arbeit der Nicht-Leister mitmachen.
    Ist das fair?

  175. 175
    andre

    Das ist hier leider alles zu breit gefächert, um richtig zu antworten oder zu diskutieren. Ich als junger Vater ( Jhrg.69) mache öfters so was wie eine kleine Diskussionsrunde mit mir und meinem Weib. Ich versuche mich an die Werte zu erinnern, die mir von meinen Eltern und meiner Schulausbildung vermittelt wurden und überprüfe ob diese noch zeitgemäss und anwendbar erscheinen. Ganz banale Fragen helfen mir da, um mein Wertegebilde für mich selbst zu erschliessen, da sich selten die Gelegenheit bietet, darüber in unserer medialisierten Öffentlichkeit ernsthaft und profund zu diskutieren. Ein paar Beispiele?

    Wie stehe ich zur Legalisierung von Haschisch?
    Darf man mit vollem Mund sprechen?
    Steht man für ältere Leute im Bus auf?
    Bin ich für den Auslanfseinsatz der Bundeswehr?
    Sollte mein Sohn in die und die Schule gehen …

    Ganz banale Sachen, aber auch schwere, stundenlang zu diskutierende. Was das soll, was hilft das? Keine Ahnung, was man daraus machen soll? Ich schon – ich finde für mich selbst dann wieder auf den Boden der Tatsachen. Ich werde dann durch die oftmals schwierige Auseinandersetzung mit verschiedensten Themen wieder meiner selbst gewahr. So was nennt man Positionsbestimmung.

    Die Fragen sind genau so wichtig wie die Antworten. Hat man von beiden wenige sollte man sich orientieren. Hat man nichts zum Orientieren, wird man vielleicht wütend oder stumm. Kann man sich nicht mehr orientieren, ist alles zu spät. So erlebe ich Deutschland seit ein paar Jahren.

    gruss as

  176. 176

    Warum soll das gleiche Prinzip nicht für das Bildungssystem gelten?

    Weil.

    Bildung.

    Nach.

    Anderen.

    Regeln.

    Funktioniert.

    Als.

    Wirtschaft.

    Eine Schule oder eine Uni ist kein Unternehmen, wobei Spinner wie die INSM sie sehr gerne so betrachten und behandeln würden (was sicher auch der Grund ist, warum sie ihre Schlaumeier schön früh in die Schulen schicken, um den Kindern genau jenen Unfug einzutrichtern: Immer schön Volldampf im Sinne der Wirtschaft machen; stellt euch mal vor, was für eine Belastung so ein Arbeitnehmer für den armen Firmenchef ist, usw. usf.).

    „Soziale Marktwirtschaft“. Sicher. Viel Erfolg, ihr „Leistungsträger“.

    Ein Unternehmen ist ein Teil der Wirtschaft, der sich seine Mitarbeiter aussucht. Eine Bildungseinrichtung hat einige soziale und gesellschaftliche Aufgaben mehr zu erfüllen als ein Unternehmen (das von diesen Aufgaben trotzdem nicht frei ist).

    Niels: Das mit dem Sitzenbleiben ist mir alles sehr klar. Meine Anmerkungen bezogen sich darauf, dass selbstverständlich begleitende andere Maßnahmen nötig sind, um solche Veränderungen (kein Sitzenbleiben mehr) vernünftig einführen zu können. Abgesehen davon gibt es in den erste Jahren der Grundschule schon lange kein Sitzenbleiben mehr, da der positive Effekt völlig unbestritten ist.

  177. 177
    qwerty

    Sundrop: „Nach Euren Argumentationen haben jedoch die Menschen das Recht, sich sehr frei auszusuchen, was sie machen – keine LEistung, jeder nur das, was ihm liegt und beliebt.“
    Es geht doch hier nicht darum, jedem zu ermöglichen, faul in der Sonne zu liegen: Nicht keine Leistung, aber eben auch keinen Leistungsdruck in der Schule. Wenn man Menschen Freiräume lässt, und es ihnen ermöglicht, aus eigenem Antrieb etwas auf die Beine zu stellen, dann ist das Ergebnis gut und vor allem die Motivation für die Zukunft vorhanden. Ganz einfach, wenn man sagen kann „Mann, das hab ich geschafft“. Weblogs sind ein Beispiel, dass bei freiwilliger Arbeit bessere Ergebnisse heraus kommen können, als bei einer festen Aufgabenstellung mit unveränderlicher Vorgehensweise und Punktabzug bei jedem Abweichen. Bei letzterem entwickeln Junge Menschen doch den Sinn dafür, auf einem Minimum zu bleiben, und ja nicht von der Aufgabenstellung abzuweichen, weil sie sonst vielleicht eine schlechtere Note bekommen. Da steht dann mit Rotstift an der Seite „Aufgabenstellung verfehlt“.
    Kreativität wird doch in unseren Schulen unterdrückt. Und wenn mal ein guter Vorschlag kommt, heißt es „interessanter Ansatz, aber auf dem Lehrplan steht XY, also weiter jetzt“.
    Dass darin ein unglaubliches Potential liegt, hat sogar die Wirtschaft zum Teil verstanden. Bei Google dürfen Mitarbeiter 20% ihrer Arbeitszeit in eigene Projekte investieren (die dann hinterher Google vermarktet). So entstand Gmail, und viele andere Dienste, die Google mittlerweile zur beliebtesten Datenkrake überhaupt machen.

  178. 178
    andre

    wuhhahahha… ich bin raus. Einmal falsch abgebogen wie es scheint. Ihr seid schon ganz woanders.

    Nur zu dem googlemail-Punkt: solche Firmen kenne ich. Das ist Candy für den Ellenbogen und führt zu fiesen Hickhack unter den Kollegen. Aus betriebswirtschaftlicher Unternehmersicht ein billiges Instrument Potentiale anzuzapfen, Angestellte zu korrumpieren und oftmals ein guter Weg um die Wahl eines Betriebsrates zu verhindern. „Ihr dürft mitgestalten, ihr habt Freiheiten … macht was draus!“ Eine Lüge, wie ich nach 10 Jahren in der NEW ECONOMY berichten kann.

  179. 179

    Johnny: So hatte ich das auch verstanden. wollte diese Information nur zu der Diskussion zwischen Sundrop und Dir (und mir) beitragen.

    Nochwas: ich habe meinen Zivildienst in einem Kindergarten in den Vororten Santiago de Chiles und in einem Waisenheim in Bolivien gemacht. Was ich dort erlebt habe, war geballte Chancenlosigkeit. Diese Kinder werden nie Jura studieren!
    Ich habe damals angefangen darüber nachzudenken wo ich heute wär wenn ich nicht aus einem privelegierten Akademikerhaushalt käme mit all der daraus resultierenden Unterstützung und dem anregenden Umfeld von klein auf. Eltern, die mir den Rücken freihielten während ich mich auf die Schule konzentrieren konnte. Die sich Gedanken machten auf welche Schule sie mich schicken. Die ich auch noch in der Oberstufe noch wußten wovon ich spreche, wenn ich Probleme mit dem Lernstoff hatte. Die mich ein Instrument spielen lernen ließen. Die mir Nachhilfe bezahlen konnten. Die mir helfen konnten Bewerbungen für Praktika zu schreiben. Die es mir jetzt ermöglichen zu studieren ohne arbeiten zu müssen wie die Mehrheit meiner Kommilitonen. Vielleicht wäre ich auch ohne dieses Elternhaus heute da wo ich bin, aber ich bin mir sicher: Ich wäre ungleich viel härter gewesen.
    Wie sagte schon Spiderman: „From great Power comes great responsibility!“
    Und deswegen ist es unsere verdammte Pflicht als Bildungsbürger, als Mittelschicht, als denen den es Vergleichsweise gut geht uns auch um diejenigen zu Sorgen und ihnen Perspektiven zu bieten, die nicht soviel Glück hatten.

  180. 180
    Sundrop

    Huiuiui Niels, eine geballte Ladung soziales (schlechtes) Gewissen!

    Zivildienst habe ich nicht gemacht, aber dank meiner Eltern durfte ich nach Südafrika, nach Amerika und – aufgrund meiner beeinflussbaren 15 Jahre besonders prägend – nach Polen, Kattowitz. Dort habe ich nicht so aktiv mitgeholfen, wie Du das wohl gemacht hast, aber auch zu schätzen gelernt, wie verdammt gut es mir und uns _ALLEN_ hier in Deutschland geht. Desweiteren habe ich einen Onkel, der während des 2. WK Kind war und auch einiges zu berichten weiß.
    Keine Sorge, ich weiß um das riesige Glück, das wir hier haben und bin mir täglich dessen bewusst.

    Nur empfinde ich Eure Einstellungen (und das soll ausdrücklich keine Beleidigung sein, lediglich eine Feststellung!!) manchmal als ein bisschen ideologisch. Ideologie hilft aber weder hier in Deutschland noch sonst irgendwo weiter.

    Um meinen sozialen Pflichten nachzukommen, brauche ich selber einen gewissen Wohlstand und ein Polster, und das gilt es in meinen Augen zu erhalten. Dafür brauchen wir Kinder mit Fähigkeiten.
    Und ich glaube einfach nicht, dass ein Kind, dass keinen Druck erfährt, trotzdem das lernt, was die Wirtschaft von ihm zu wissen fordert. Damit fällt es später einmal „hinten runter“, weil es grundlegende Fähigkeiten nicht hat.

    Vielleicht ist das der zentrale Streitpunkt – der Glaube, wie es ist, ob es ohne Druck ginge oder nicht.
    Von meinen Erfahrungen mit Waldorfschülern habe ich berichtet.

    Ein anderes Beispiel: Wenn ein Kind einfach mathematisch begabt ist, nur mit Zahlen umgehen will, wird es in diesem Bereich prima zu fördern sein. Wie willst Du es aber fürs Schreiben motivieren? Wenn es im Umgang mit Sprache untalentiert ist und einfach keinen Spaß dran hat?
    Trotzdem sind wir uns wohl einig, dass ein Kind heute schreiben können muss?

  181. 181

    Mir ging es mit meinem Beitrag nicht darum, mein eigenes soziales Engagement herauszustellen. Im übrigen war meine Motivation eher mal aus Deutschland rauszukommen, Zivildienst musste ich ja sowieso machen. Mir ging es um die unterschiedlichen Schlußfolgerungen die wir offenbar aus dem Blick auf die Zustände in unserer Geselschaft (auch global) ziehen und habe versucht meine eigenen darzustellen.
    Was du Ideologie nennst, nenne ich Prinzipien und nein, ich glaube nicht dass wir ohne Prinzipien „in Deutschland, noch sonst irgendwo“ weiterkommen.
    Jedes Kind ist erstmal lernbegierig und -fähig. Die Frage ist nur welche Möglichkeiten es bekommt dies zu entfalten und da gibt es allerdings unterschiede. Von Anfang an.

  182. 182

    Entschuldige mein Deutsch – ich war noch nie auf eine Deutsche Schule, Haupt, Real oder sonst was.

    Als ich vor 9 Jahre nach Deutschland kamm war ich als Australiericaner (hab Aussie und US Pässe) schockiert zu lernen was es hier für ein Schulsystem gibt’s. Wie bitte? Kinder werden so früh da oder da wegsortiert? Was ist mit der slow-starter Typen? Oder der 20%er der ein 45%er werden könnte mit der richtige Unterstützung? Dumb as a kid, dumb for life. Könnte es ja nicht glauben…

    Ich finde es auf jeden Fall sinnvoll jedes Kind, zumindest in das Public Schulsystem, die gleiche Möglichkeiten anzubieten. Aber während die ganze Schul Gewalt Diskussion überall, hab ich immer wieder gedacht, „egal wie blöd es ist, es hat mit diese Deutsche Schulsystem nix zu tun.“

    Ich vergleiche die Situation mit Amerika wo ich in High School war und wo 2 meine Verwandten Lehrereinnen sind. Da gibt’s kein Haupt, Real oder Gymnasium, nur High School. Meine High School war eine der reichsten im ganzen Land. Kinder von Ärzte, Anwälte, Politiker und Diplomaten. Es hat auch eine die höchste durchschnittlich SAT Scores in die USA, fast alle Kinder landen ohne Frage in der Uni, usw. Gewalt hab ich zwischen Schüler selten gesehen (und dann nur schubs, schubs, Schlag, vorbei) und gegen eine Lerher nie.

    10 Minuten Fahrt entfernt in Washington D.C. sah’s ganz anders aus. Hauptsächlich schwarze Kinder von arme Familien. Lehrer und Schüler regelmässig gestochen, oft genug erschossen, ein mal ein Lehrerin vergewaltigt von eine Schuler.

    Meine Schule und die andere hatten das gleiche Lehrplan. Die haben beide, zumindest offiziell, die Kinder das gleiche angeboten. Aber das Familien Umfeld, Chancelosigkeit, Fehlende Role Models – die machen die Kids da kaput.

    Ich bin 100% dafür das alle das gleiche Chance kriegen, aber das Deutsche Schulsystem hat so gut wie gar nix mit der Gewalt Problem zu tun.

  183. 183

    Und ich glaube einfach nicht, dass ein Kind, dass keinen Druck erfährt, trotzdem das lernt, was die Wirtschaft von ihm zu wissen fordert. Damit fällt es später einmal „hinten runter“, weil es grundlegende Fähigkeiten nicht hat.

    Entschuldige. Was zu lernende, grundlegende Fähigkeiten sind gibt also die Wirtschaft vor? Super. Dann könnten die meisten von uns immer noch nicht lesen und schreiben. Wär für „die Wirtschaft“ viel einfacher. Oder noch polemischer: für Kinderarbeit muss man nicht schreiben können.

    @Matt: danke für diesen Quer-Anstoß. Vielleicht kommen wir so aus dieser Schule-Leistungs-Ideologien-Prinzipien-Debatte raus.

  184. 184
    andre

    @ MATT: by the way – das war sehr gutes Deutsch, mein Freund. Schulsystemen sind sicher nicht verantwortlich für das Gewaltproblem, aber Schulen sind der Ort und Schlüssel zum Lösen dieser Probleme, wenn der Rest der Gesellschaft dazu nicht in der Lage ist, bzw. nie dafür vorgesehen war. Die Schule ist seit Urzeiten Wiege der Gesellschaft und Ausgangspunkt für unser aller gesellschaftliches Leben. Die Schule besuchen wir zu einem Zeitpunkt, an dem sich unser Leben noch formt und wir selbst die Chance haben es zu formen. THEORIE.

    Ich komme aus einer Arbeiterfamilie und meine Eltern mussten damals, ein Jahr vor Einführung der Orientierungsstufe erfahren, daß Ihnen klipp und klar empfohlen wurde, mich nicht auf ein Gymnasium zu schicken. Trotz sehr guter schulischer Leistungen und auch anders lautender Empfehlungen. Doch schon damals ging es scheinbar um Politik. Schon damals wurde auf Zahlen und Statistiken geschaut. Was wird gebraucht in 10 Jahren? Ärzte Ingenieure, oder Handwerker und Metzger … Wer eignet sich besser für den Weg ins Medizinstudium – der Arztsohn oder der Tischlersohn? Irgendwo, irgendwie wird über so etwas verhandelt. Aber nicht von den Intellektuellen, nicht von den Dichtern und Denker, die für die Freiheit der Bildung und Lehre ihr Schwert erheben. Nein, hier sitzen Zahlenmenschen, hier sitzen Excelritter. Hier wird gerechnet und verrechnet – hier wird hochgerechnet und geplant. Hier wird Gesellschaft geformt und geregelt denn Schulen sind Ventile, die den Nachschub für Steuerzahlungen, intellektuelles Potential und Produktivität eines Landes justieren. Man kann hier nachbessern, wie man bei der Rechtschreibreform sieht, Noten sind vielleicht so etwas wie Feinjustierung, Sitzenbelieben so was wie Abmahnungen in der Berufswelt, kleine Puffs und Knuffs das mobbing… Doch was angesichts des Leistungsdrucks an sich schon gruselig klingt ist dann eben doppelt gruselig hört man von den aktuellen Zuständen hier und da an deutschen Brennpunktschulen. Hausaufgaben zu machen oder sich auf dem Heimweg seines Lebens fürchten – so was kannte ich früher nicht!

    Und zurück zu meiner Geschichte: ich ging aufs Gymnasium – auch eines der von Ärzten und Anwaltskindern bevorzugten und hatte meinen Kampf mit Latein, Physik und Mathe… aber ich kam durch ohne mich einmal mit einem Messer bedroht zu sehen. Der um Haaresbreite entgangenen Realschule begegnete ich jeden nachmittag beim Fussballspiel. Hier waren die harten Kerle, hier waren die blauen Flecken, hier wurde geruppt und gefoult, wo ich die tänzerische Eleganz suchte und der harten Körperlichkeit nichts zu entgegen wußte. Damals glücklicher Weise nur auf dem Fußballplatz, doch allzu spürbar war der Frust, spürbar war der Druck derjenigen, die in die „a n d e r e M ü h l e“ geraten waren und dort auf „andere Dinge“ vorbereitet wurden.
    Wenn ich mir nun vorstelle, daß sich an diesen Orten und zu diesen Zeiten meine Kinder in ihrer schulischen Zukunft noch auf Schusswaffen, Messer, Kickboxing etc. einstellen müssen, fällt mir echt nichts dazu ein? Soll ich mitgehen jeden Tag? Soll ich selbst aufrüsten? Kinderkarate ab 3… Soll man rechts wählen? Soll man links wählen? Oder ist das alles normal und die Zukunft?
    Ist die Schule die Vorbereitung auf das Leben danach? Der Übergabeort, an dem ich meine Kinder der Gesellschaft anvertraue und darauf vertrauen muss, dass sie alleine durch kommen? So hatte ich es eigentlich bis jetzt verstanden … aber ohne schusssichere Weste und Schutzgeld oder was auch immer da noch für Meldungen warten.

  185. 185

    Niels, Matt, diaet, René, qwerty: vielen Dank. Ich würde ohne die Kommentare von Leuten wie euch hier langsam aufgeben.

    Auf die Sätze von Niels mit „Huiuiui Niels, eine geballte Ladung soziales (schlechtes) Gewissen!“ zu reagieren, Sundrop, entspricht genau meinem Bild von eben jenen, die „die Leistungsgesellschaft“ predigen, von „Druck“ sprechen und meinen, die Wirtschaft wäre der Maßstab aller Dinge, um den „Wohlstand zu erhalten“ und deren Weltbild nicht groß genug dafür ist sich vorzustellen, dass Menschen schon immer Schreiben, Lesen , Rechnen und noch viel mehr gelernt haben, ohne wirtschaftlichem oder sonst irgendeinem Druck ausgesetzt zu sein.

    Was man mit einem Kind machen soll, das „keinen Spaß an Sprache“ hat? Häh? Hast du schonmal ein Kind getroffen, das keinen Spaß an Kommunikation hat?? Wo habt ihr diesen ganzen Unfug her? Wer gibt euch solche Zerrbilder, die ganz offensichtlich nichts mit Erfahrung oder Fakten zu tun haben, sondern die fast an indoktrinierte Gesellschaftsbilder erinnern? Werdet ihr dafür bezahlt, solchen Quark zu verbreiten? Wie viele Kinder zieht ihr groß, denen ihr genug „Druck“ gebt, damit sie ein gut funktionierendes Rad in eurer „sozialen Marktwirtschaft“ sind, um euren Wohlstand zu erhalten? Ist ja schön, dass wir uns alle so eloquent ausdrücken können, aber so langsam reicht es mir, ich muss mir diesen verkappten Neokonservativismus nicht länger als Modernität oder gar Problemlösung vorgaukeln lassen. Denn das, meine Herren, ist Ideologie, was ihr hier verbreitet und dagegen wehre ich mich:

    Muslims raus, ein Problem weniger. Christen auch gleich raus, Religionen sind schließlich an allem Schuld. Du leistest nichts? Raus, keiner will dich durchfüttern. Kein Sitzenbleiben mehr? Was soll das denn, wie soll ma da denn was lernen? Und seit wann darf hier jeder selbst entscheiden, was er machen will, wo kommen wir denn da hin?

    Wisst ihr was. Schmeißt sie doch alle raus. Baut euch irgendwo ein kleines Wirtschafts-Schlaraffenland und werft alle Versager, Andersdenkende und Anderlebende raus. Und werdet glücklich.

    Ich bin raus aus der Debatte, denn sie ist keine. Gedankengut wie das, was sich hier teilweise angesammelt hat, ist Gift. Und zwar genau für dieses Land, das euch doch so wichtig ist.

  186. 186

    Netter Ausbruch Johnny. Nur: So bringst Du die Debatte auch nicht weiter. „Ihr seid bloed, mit Euch diskutiere ich nicht!“, so hoert es sich leider an.

    Aber mal davon abgesehen, jetzt habt Ihr hier alle schoen diskutiert, aber rausgekommen ist nichts.

    Warum geht denn keiner von Euch raus und macht was, wenn Ihr meint das was passieren muss? Nach dem Staat schreien ist billig, das kann jeder, egal ob Links oder „Neokonservativ“.

    So einige von Euch wohnen doch in Berlin. Warum geht Ihr nicht mal hin zur Ruetlischule und holt Euch ein paar von den Kindern dort? Setzt Euch mit denen hin und diskutiert? Seid kreativ und schreibt mit denen (nicht ueber sie, sondern mit ihnen) ein Blog ueber deren Gefuehle und Probleme? Kramt ein paar von Euren Buechern raus und teilt sie mit den Unterprivilegierten?

    Sprecht mit Euren Vorgesetzten und regt ein bisschen soziales Engagement an (oder macht es selber, wenn Ihr Budgets habt)? Regt an dass ihr mit Eurer Abteilung einen Samstag verbringt den Spielplatz eines Kindergartens in Stand zu setzen oder aehnliches?

    So schwer kann das doch nicht sein, oder? In anderen Laendern geht das auch, warum nicht in Deutschland?

  187. 187
    andre

    Johnny, das hier ist ein Bohrkern durch Deutschland. Du bist der Hausherr, es ist Dein gutes Recht die Bühne hier dicht zu machen – aber vergiss nicht, daß hier ist eine Realität fernab der üblichen medial versauten Informationskanäle. Was ich hier heute gelesen und selbst geschrieben habe, macht mich sehr nachdenklich und zeigt mir, wie wichtig die gesellschaftliche Diskussion in diesen Zeiten ist. Das man dabei anderen Ideologien begegnet ist unvermeidbar… und wertvoll. Gute Nacht Euch allen.

  188. 188

    Armin:

    Information, Diskussion und Meinungsbildung sind die Grundlagen der Demokratie.
    Wer eine Meinung zu etwas hat wird sich auch eher für etwas engagieren. Macht Sinn oder?
    Inwieweit, dass die einzelnen Diskussionteilnehmer auch im Alltag tun , kann ich nicht sagen. Vermute aber schon, dass dies passiert so engagiert wie hier teilweise diskutiert wird. Ich könnte da nur für mich sprechen aber das soll ja hier kein sozialer Schwanzvergleich werden,oder?

  189. 189

    @Armin: wir sind glaube ich, bei Dir. Viele von den Diskutierenden tun was – die Diskussion splittet sich hier nur im Moment. Einen Teil findest Du hier.

    „Herausgekommen ist nix“ würgt eine Diskussion eigentlich automatisch ab – was ich schade fände, da auch solche Vorschläge wie die Deinen nicht kommen könnten :)

    (Und was die krasse Darstellung der Rütli-Schule angeht, kommen ja gerade immer mehr Medieninszenierungs-Perlen an die Oberfläche… das Problem existiert sicherlich, aber diese Schule wird gerade wohl arg an den Pranger gestellt. Wer weiss, aufgrund welcher Ideologien…)

  190. 190

    Ach ja, und: hier ruft keiner direkt nur nach dem Staat. Wir versuchen nur rauszufinden, was man ihm denn zurufen könnte ;)

  191. 191

    Sorry, aber das möchte ich nicht so stehenlassen. In die neokonservative Ecke gehöre ich nicht! Ich habe explizit von sozialer Marktwirtschaft gesprochen und die ist ganz gewiss weder von Neokonservativen noch von Neoliberalen [der Vorwurf kommt sicher als nächstes] erfunden worden …

    Ein klein wenig persönliche Erfahrung aus meiner eigenen Arbeit will ich zur Bedeutung von Leistung doch noch notieren: Bekanntlich beruht ein bedeutender Teil der Software für Blogs und viele andere Internetangebote auf OpenSource-Software. OpenSource verkörpert genau das Prinzip des Teilens, speziell des freien Zugangs zu Programmen und Informationen. Aber auch dort findet man immer diejenigen an der Spitze, die sich durch Leistung und Kompetenz Respekt erarbeiten. Und egal ob der Beitrag groß oder klein ist — jeder Beitrag zu einem OpenSource-Projekt ist auch wieder eine Leistung.

    Ich rede nicht nur über Kinder, sondern meine Frau und ich haben zwei Kinder und ich muss ihnen, nebenbei gesagt, auch keinen „Druck geben“. Ich beute niemanden aus, sondern ich arbeite (gern, an sehr interessanten Projekten und wahrscheinlich zu viel). Leistung ist für mich eben kein Zerrbild. Über meine ehrenamtliche Arbeit oder meine Weltanschauung möchte ich hier keine Rechenschaft ablegen, weil das überhaupt nicht angemessen wäre.

    Mich erschreckt, wie locker hier eben mit Sprüchen gegen Muslime und anderen befremdlichen Parolen argumentiert wurde. Ich habe mit solchen Sprüchen nichts zu tun. Für mich besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass die Kinder der Migranten und der ehemaligen Gastarbeiter zu unserer Zukunft gehören — also müssen ihnen die Chancen offenstehen, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren.

  192. 192

    Armin, ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr besonders gesprächsbereit klinge, aber ich denke, ich habe vorher viel guten Willen gezeigt. Ich glaube nicht, dass wir weiterkommen in der Diskussion. Denn genau: ich tue, was ich kann. Vor Ort. In unserer Schule, in unserem Kinderladen. Von den Bezirksverordnetenversammlungen im letzten Jahr, von den Demos habe ich hier auch berichtet. Und: ich habe Kinder in einem „Problembezirk“ und ich kenne ihre Freunde, teilweise Migrantenkinder und deren Familien, ich glaube, ich weiß zumindest ansatzweise, wovon ich spreche. Deshalb macht mich Ignoranz irgendwann wütend. Das führt zu nichts, stimmt, aber ich glaube es ist dann besser, sich wieder auf das Tun zu konzentrieren statt auf Diskussionen mit denen, die es immer besser zu wissen scheinen.

  193. 193

    Achja, aber ich will nicht undankbar klingen, denn wie wichtig diese Diskussion hier ist, weiß ich und ich schätze alle Beiträge sehr, egal ob sie mir nun passen oder nicht. Ich weiß, wie lange das dauert, sich hier so intensiv einzuklinken.

  194. 194

    @stefanolix: Danke für die Klärung – auch Deiner „Definition“ von Leistung. Zeigt, dass Diskurs notwendig ist, denn Deiner Begriff von Leistung kann ich mich deutlich näher fühlen, als an der rein wirtschaftlichen Bedeutung.

    Mehr gerne, aber bitte morgen – war ein harter Tag. (Scheiss Leistungsdruck ;))

  195. 195

    Sollte natürlich „Deinem Begriff“ heissen. Hallo, Bett!

  196. 196

    stefanolix, das klingt jetzt aber komplett anders. Ich bin jetzt zu müde, ich meine mich jedoch erinnern zu können, das du irgendwo da oben recht klare Ansagen gemacht hast, dass (sinngemäß) diejenigen, die nicht genug leisten können, halt hier nicht hingehören.

    Falls meine Wut den falschen getroffen hat: Entschuldige. Schriftform macht das alles nicht leichter. Ich will sicher niemanden in „Ecken stellen“, aber man muss halt auch aufpassen, dass man sich nicht selbst dort hineinbegibt. Wie gesagt: Wenn ich soviel falsch verstanden haben sollte, Asche auf mein Haupt.

  197. 197

    Johnny, so hoert sich das doch schon besser an ;-)

    Ich lese hier nicht alles, andere die hier hinfinden werden nicht erst das ganze Blog durchlesen um zu wissen was Du (und andere) sonst so treiben.

    Vielleicht bringt mein kleiner Anstoss ja etwas mehr in der Richtung was man so _tun_ kann. Und unter etwas tun verstehe ich genau das was Du ansatzweise erwaehnst. Das muss und vor allem sollte auch gar nicht zu einem „sozialen Schwanzvergleich“ werden, viel eher ein Ideenaustausch was andere machen und was man machen will, vielleicht sogar zusammen.

    Ich bin zu lange aus Deutschland weg und habe auch nie so richtig die Deutsche Arbeitswelt kennengelernt, deswegen kann ich nicht mehr so richtig beurteilen was bei Euch so abgeht, insbesondere beim sozialen Engagement.

    Ich sehe es hier auf der Insel halt als etwas ziemlich normales wenn sich Abteilungen in Firmen zusammentun um etwas auf die Beine zu stellen. Vielleicht taeusche ich mich da ja ganz gewaltig, aber so etwas habe ich noch nicht gross aus Deutschland gehoert (oder es wird nur nicht darueber berichtet). Deshalb mein Vorschlag dass doch mal in der Abteilung anzuregen.

    Ebenso mein Kommentar zum Ruf nach dem Staat, das ist mein Eindruck von hier drueben, vielleicht taeusche ich mich ja und ihr belehrt mich eines besseren. Den Ruf nach dem Staat gibt’s hier uebrigens auch, nur erscheint er mir weitaus leiser und viel mehr Leute scheinen einfach was auf die Beine zu stellen und zu machen.

  198. 198

    Uhf. Heftiges Zeug, ne?

    Brachte mich wieder auf ein Gefühl: Hilflosigkeit. Wenn man, wie viele hier, offen ist für anderen (z.B. Ausländer) und klug genug ist zu wissen daß keine diese Probleme nur 1 Ursache hat, oder nur 1 einfache Lösung, was macht man dann? Wenn ich solche Probleme beobachte, ich denke 1000 Sachen gleichzeitig, sehe 1000 Sachen die geändert werden sollten, 1000 Möglichkeiten wie es schlechter oder besser werden könnte. Wo fang ich an, 1. es zu verstehen und 2. es zu ändern?

    Zynisch betratchtet, ich wünsch mir ich wäre blöd genug um einfach „scheiss Ausländer!“ sagen zu können. Oder vielleicht „wer arbeiten will findet was!“ Davon kriegt man zumindest kein Kopfweh.

  199. 199
    matze

    @armin

    Ich glaube in Deutschland heißt das „Kommision“ oder „Arbeitsgruppe“ gründen, quatschen lassen und dann doch nicht drauf hören, weil z.B. die Medien einzelne Vorschläge (dankbar) zerpflücken.
    (Siehe Dauerreform des Gesundheitssystems (seit 30 Jahren und 7000! Gesetzen)

    @ sundown
    Ich kann das mit München fast bestätigen. Woran leigt das Deiner Ansicht nach?

    @all
    Was ich interessant fand, daß oftmals die zentrale Forderung der Lehrer wegdiskutiert wurde: Schafft die Hauptschule ab.

    Stattdessen geht es jetzt um Integration hin oder her.

    Aber wie es richtig heute bei Spiegel-Online steht, die Probleme sind bei deutschen Hauptschulen ähnlich.

    Aber: Hier in Brandenburg gibt es keine Hauptschulen und trotzdem oftmals (nicht immer) unterhalb des Gymnasiums ähnliche Probleme.

    Ich habe live den Übergang von DDR (einheitliche Klassen bis zur 8ten oder 10ten) zum mehrgliedrigen Schulsystem mitbekommen.
    Schon zwei Jahre später gab es auf den Nichtgymnasien in meiner Umgebung (alle sehr deutsch) ähnliche Probleme:
    Jugendgruppen, Bildungsfern (steigend mit jedem Jahrgang) und zunehmend perspektivlos. In Neukölln wird man offensichtlich Gangsta, in Brandenburg Nachwuchs-Nazi oder Kiffer.

    Ich unterrichte selbst und kann bestätigen, es ist nicht unbedingt wichtig, wie reich jemand ist, sondern welche Einstellung die Eltern zur Bildung haben. JE bildungsfreundlicher die Eltern, desto mehr sind es die Kinder (meist)

    Für mich stellen sich aber zwei Fragen:
    1. Wie kriege ich die bildungsnahen Eltern dazu, ihre Kinder mit bildungsfernen zusammen zu lassen. Mit anderen Worten: Wieviele Rütli-Kinder würdet Ihr in die Klasse (Eurer Kinder) reinlassen?
    2. Wie kriegt man überhaupt gute Lehrer an schlechte Schulen?
    3. Wo bekomme ich überhaupt die Menge an guten Lehreren her?
    (In meiner Schulzeit waren 5 von 30 Lehrern gut, der Rest, naja.)

    Und eigentlich bräuchte man für die Rütli-Kids, Nazi-Kids sehr gute Lehrer, die neben Autorität auch noch Humor, Frustrationstoleranz, Idealismus und soviel Fachkompetenz besitzen, daß sie die Kids begeistern können.

    Ich glaube, man wird bestimmt bald wieder einen Arbeitskreis bilden mit netten Professoren u.ä. und danach gibt es bestimmt noch Arbeitsgruppen…

    grrrrr

  200. 200

    Hey Matt! Ja, heftiges Zeug, sehe ich ähnlich. Und ich verstehe deinen zynischen Wunsch – du bringst das Problem aber auch sehr punktgenau unter: vermutlich müssen wir 1000 Sachen gleichzeitig bedenken UND 1000 Sachen gleichzeitig machen, um zu ändern. Soziales Multitasking, quasi.

    Was mir hier Mut macht: es scheint immer noch viele Leute zu geben, die das versuchen. Die aber auch eine Diskrepanz zu dem sehen, was von „den Medien“ und „dem Staat“ propagiert wird.

    @Armin: Ich find’s wundervoll, dass Du auf konkretere Ansätze pochst oder stößt. Ich nehm mal nur (wirklich ohne „Schwanzvergleich“ (obwohl es hier sogar fast lustig wäre)) ein Beispiel aus NRW: Die Förderung von Sozialprojekten durch das Land sollte von der neuen Landesregierung um insgesamt 20% gesenkt werden. Was dummerweise beim Schwulen Netzwerk NRW, einer Vereinigung etlicher kleiner Vereine, für eine 80%ige Kürzung sinnvoller Projekte gesorgt hätte.

    Sofortige Reaktion: Gegeninitiativen, Reaktionen vieler Politiker, vorsichtshalber aber auch schon das Umschauen nach alternativen Finanzierungen – um die Angebote nicht sterben zu lassen, bloss weil die Landesregierung sich nicht klar äußert. Die Landesregierung kriegt gerade kalte Füße (Reaktion der klassischen Medien trotzdem ungefähr: nada, übrigens)

    Anderes, kleineres Beispiel: wir haben hier (obwohl Kleinstadt) auch eine gewisse Getthoisierung (ethnisch, nenne ich jetzt einfach mal so). Aufgrund der nicht unüblichen Cliquenbildungen kamen auch ganz schnell erste Argumente wie „Da wird man ja direkt verprügelt; die haben das ja alles im Griff“.
    Meine Freunde und ich gehen da sehr offensiv ran und fragen einfach mal „Ja, kommt doch einfach wieder öfter“ und fangen mit beiden ‚Seiten‘ Diskusionen an. Und wenn man das mal versucht, kommen die auch komischerweise -mit Bedenken- aneinander. Da tauchen relativ schnell mehr Gemeinsamkeiten und Respekt voreinander auf. Zumindest meiner Erfahrung nach – sowohl in meiner Kleinstadt, als auch in Köln z.B.

  201. 201

    @matze: Vorhin bei „Berlin direkt“ kam der Hinweis, dass die Hauptschule im ländlichen Bereich noch wesentlich besser funktionieren solle – und nur in „Brennpunkten“ z.B. eine Zusammenlegung mit Realschulen sinnvoll wäre, um diese „Restschule“ zu vermeiden. Hast Du da als Unterrichtender Erfahrungen? Würde mich mal interessieren.

    Auf die Frage, wo die guten Lehrer herkommen sollen habe ich leider auch keine Antwort, kann mich (Abi 97) aber an ein ähnliches Verhältnis erinnern. Hat sich das noch entwickelt?

    Ach ja, und wollte ich nicht längst ins Bett? Mist.

  202. 202

    Hups, war „Berlin Mitte“, nicht „direkt“ – sorry.

  203. 203
    guido

    na da hat sich ja gewaltig was aufgetürmt. war nur mal kurz draussen und weiss jetzt nicht mehr worauf ich bezug nehmen soll. desshalb nur eins:

    ja die anderen sollen für mein essen, dach und feuer sorgen. ich bin nur so’n gauklershelfer, der bretter zusammenzimmert, auf denen andere stehen um wiederum andere zu unterhalten. da kann mann im moment von leben und glücklich sein. aber da ich ja nun mal kein leistungsträger bin, bleibt wohl nicht viel übrig, wenn ich mal vom podest kippe.
    wenn ich so einige kommentare hir lese, kann ich aber nur froh sein, dass ich mir ein weib angeehelicht habe, das mir meine suppe schon kochen wird (hoffentlich stirbt sie mir nicht weg).
    so manche oma war auch nur sockenflicker und geschichtenerzähler, hat sie damit ihr gnadenbrot verdient? bitte sagt: ja!, sonst belästigt sie euch wohlmöglich beim nächsten familienbummel vorm kaufhaus.

  204. 204
    Sundrop

    @ diaet: Ich bin erstaunt. Du kannst sachlich gut diskutieren? Ich habe nur 2 höchst unsachliche Beiträge von Dir im Kopf, auf die auch niemand reagierte. Freut mich, ehrlich, ohne Ironie, Häme oder sonstwas.
    Nur schade, dass das nicht geht, wenn Gegenstimmen auftauchen.

    @Johnny, Guido: Schade, dass es hier phasenweise ins Unsachliche abrutscht. Gerade das fand ich besonders gut an der bisherigen Diskussion, dass sie fürs Internet meiner Erfahrung nach besonders sachlich blieb, trotz eines schwierigen Themas. Und trotz sehr konträrer Ansichten.

    Die Ironie in Guidcos letztem Beitrag finde ich nervig, unsachlich und albern. Das ist aber nicht der Hauptgund, warum ich mich hier jetzt ausklinke.

    Zum Einen wird die (Computer-) Geschichte hier langsamer (wegen zu vieler Kommentare?Ich weiß es nicht.). Zum Anderen wird mir das Ganze zu zeitintensiv.

    Ich möchte mich bei Euch allen für eine über weite Strecken gute, anregende Diskussion bedanken, die mich in einigen Punkten auch zu Überlegungen gebracht hat, auf die ich ohne Euch nicht gekommen wäre.

    Viele Grüße von mir, noch einen schönen Tag und frohe Ostern!

    Sundrop (obwohl Sundown auch schön klingt (c:)

  205. 205
    andre

    1000 Sachen, das stimmt. Man muß im Kleinen anfangen und was ändern, denn im Großen (Politik) scheint Ratlosigkeit zu herrschen. Der reale Weg für jegliche Veränderung in einer Demokratie ist aber definiert: melde eine Demo an, Du hast das Recht darauf, finde andere und mobilisiere sie, gründe eine Partei, piesacke die Großen solange bis Du mitregieren darfst, dann setze um wofür Du aufgebrochen bist und schau zu, wie Du die Sachen über die Runden kriegst. Das ist für mich der realen Weg in diesem Land. (s. Die Grünen)
    Demokratie wird von vielen als langsam empfunden, aber diese Langsamkeit resultiert aus der Vielzahl von Meinungen und Problemen in einem Land und ist im Prinzip des demokratischen Systems verankert.

  206. 206
    guido

    ach ja: die wichtigste leistung, die man erbringen muss, um für die meissten unternehmen interessant zu erscheinen, ist billig zu sein. (gut, das gilt nicht für die oberen unternehmensetagen, aber da woll’n wir mal nicht so kleinlich sein)
    aus diesem grund wurden in den 80-er jahren die bundeswehruniformen in der ddr genäht, nicht weil die ddr traditionell ein volk von schneidern und aufmassnehmern beherbergte, nicht weil man dort eine besonders hohe arbeitsproduktivität aufzuweisen hatte und auch nicht weil man sich besonders zugeneigt war. die ddr war das naheliegendste niedriglohnland mit sehr gut ausgebildeten arbeitskräften, für deren ausbildung nicht die bundesrepublik oder ihre bürger aufkommen mussten. ausserdem war die ddr der marktwirtschaft gegenüber überhaupt nicht so zugeknöpft, wie glauben gemacht wird. ein bissche westgeld in der tasche zu haben, war schliesslich was wert. und so liess es sich doch jahrelang herrlich zusammenarbeiten.
    bis die idioten auf die idee kamen zu verkünden, dass das misstrauen des states gegenüber seiner bevölkerung auf gegenseitigkeit beruht. wieder ein pfeiler der sozialen marktwirtschaft weggebrochen! und dann hat man die jetzt auch noch an der backe. was ja ’ne weile ganz nett war, aber die haben ihr geld längst aufgebraucht. eigendlich hätte man da eher so’ne art museum aufziehen sollen.

    was das alles mit dem post zu tun hat? tja, weiss nicht. aber spürt irgendjemand etwas von der wertschätzung des menschen als soziales wesen? nein der mensch wird über latten gezogen, gemessen und gewogen um irgendwo festhalten zu können, was er wert ist. vielleicht ist das ausdruck einer gesellschaft die sich als AG sieht.

    was ich übrigens ganz witzig finde: man hört hier immmer mal wieder von der angst, dass die bösen dummen kinder den ganzen laden aufmischen würden, wenn sie unter wohlerzogene mädchen und knaben gelassen werden. bestimmt haben deren eltern ganz dolle angst vor der revanche, und fürchten das die erhabene bildung abfärben könnte.

  207. 207

    Ich habe meine Schulzeit auf einer Integrierten Gesamtschule verbracht. Ja, genau…das alte ideologisch gespraegte Schulmodell der SPD in den 70igern. Das es dieses Modell damals schon gab, zeigt deutlich, das die Problematik „Integration“ kein aktuelless Phänomen ist.
    Inbesondere im Kontext der aktuellen Diskussion kann ich nur sagen, das dieses Modell vielen angesprochenen Problemen entgegentreten konnte. Ich hatte als „Arbeiterkind“ Kontakt zu den sozialschwachen aus den „Blocks“ genauso wie zu den „Akademikern“ vom „Neubauhügel“. Da wir, wenn auch in den Hauptfächern getrennt auf ein ABC Kurssystem, einige Fächer bis zur mittleren Reife im Klassenverband hatten, konnten die natürlich zunehmend deutlich werdenden Unterschiede wie soziale Herkunft, Intelligenz, Begabung etc.sehr gut kompensiert werden. All das hab ich damals natürlich überhaupt nicht registriert, weil ich gar keinen Vergleich hatte. Das die Akademiker-Kinder schon viel früher Markenjeans und Schuhe trugen ist mir schon aufgefallen, aber es entstand ausser Neid (und Druck auf die Eltern :) beim shoppen) keine größere Kluft.
    Aber ich habe nach vielen Jahren bei Gesprächen mit Müttern gehört, das Sie ihre Kinder nicht mehr auf diese „Integrierte Gesamtschule“ schicken möchten.
    Weil sie ihr Kind davor bewahren möchten, sich mit den „Assis“ auseinandersetzen zu müssen.
    Einerseits nachvollziehbar, wollen Sie Ihre Kinder doch genau vor dem Bewahren, was momentan in den Medien zu sehen ist. Anderseits genau der falsche Weg. Denn eins ist klar. Wenn die sogenannten „Assis“ nicht frühzeitig integriert werden und die Notwendigkeit spüren sich mit einer heterogenen Gruppe auseinander zu setzen, dann werden Sie mit großer Wahrscheinlichkeit den Weg einschlagen, der so oft als „vorprogrammiert“ beschrieben wird.
    Dies würde im Umkehrschluß bedeuten, das es letztlich nur noch eine Schulform geben darf: Die integrierte Gesamtschule. Damit den Eltern die Möglichkeit genommen wird, sich für die elitärere Schulform zu entscheiden.
    Solch eine Entscheidung ist sicherlich mit dem schönen Wort „demokratisch“ nicht zu beschreiben, scheint aber der einzige Weg, um dem Problem „Integration“ seitens eines Schulmodells zu begegnen.

  208. 208
    Matze

    @sundrop

    falls Du doch noch mitliest und Dich beteiligen wolltest, woran leigt es Deiner Meinung nach, daß das Bildungsniveau in München, Bayern höher ist (kann ich auch bestätigen, doofe, etc gibt es überall, aber der Wert von Hauptschulabschluß ist/ war dort höher als in Brandenburg/Berlin)

    @ guido
    Wir bewerten dauernd Menschen, schon wenn wir über Menschen reden, tun wir das, das läßt sich nicht vermeiden. Und Zynsmus bringt überhaupt nichts. Es ist das Recht von Eltern,sich um ihre Kinder zu sorgen.

    „estimmt haben deren eltern ganz dolle angst vor der revanche, und fürchten das die erhabene bildung abfärben könnte.“

    Hier unterstellst Du den Eltern nichts anderes, als daß sie ihre Besitzstände und Privilegien behalten wollen.
    Vielleicht haben sie Angst, daß ihr Kind auf die falsche Bahn gerät, wenn es die Rollenmuster eines Rütlischülers übernimmt?

    Es bringt nichts, Eltern, die für ihre Kinder eine gute Schule wollen, zu verachten, überlege Dir doch lieber, wie Du den Rechtsanwalt dazu bekommst, sein Kind mit einem Gastarbeiter in eine Klasse zu schicken.
    Wie überzeugst Du ihn?

    Ich sage Dir ganz ehrlich, ich könnte guten Gewissens keinen Vater oder Mutter überzeugen seine Kinder von einem Gymnasium in einer Realschule zu schicken, ich müßte ihm ganz ehrlich sagen:
    In Rechtschreibung, Englisch etc. ist das Niveau in Klasse 9 total auseinander. Und soll ich sagen, ihre Kinder sind im Grunde Sozialtherapeuten?

    @ diaet
    Hm, habe Berlin Mitte/direkt/unter Christiansen/Sabine Maischberger/Hart aber Jauch nicht gesehen.
    Ich habe genug von Sendungen, wo Betroffene fast nie ausreichend zu Wort kommen (Diskutieren ist auch schwer, erstrecht vor Kameras, vor allem, wenn man etwas zu sagen hat)

    Zu Deiner Frage:
    Es ist pauschal zu sagen, Hauptschule o.ä. funktioniert auf dem Land besser, selbst wenn, die Probleme sind doch ähnlich:
    Gewalt, kaum Jobs, Bildungsabgewandtheit.

    Und darum geht es ja.
    Ich finde es interessant, daß in Bild und Co und anscheinend fast allen Medien wieder über Integration gesprochen wird, dabei ging es den Lehrern doch um eine Schulform, die sie abschaffen wollten.

    Für mich stellt sich die Frage:
    Wieviele Rütlikinder würde die Zehlendorfer-Notarfamilie in die Klasse ihrer Kinder lassen.

    Wie sollte der Staat ein Modell ala Finnland erreichen?

  209. 209

    Guido in #214: die wichtigste leistung, die man erbringen muss, um für die meissten unternehmen interessant zu erscheinen, ist billig zu sein
    Eben nicht. Zumindest nicht so vereinfacht wie Du es darstellst. Leider ist das wie ein Grossteil der Diskussionen verlaeuft, komplexe Sachverhalte werden extrem vereinfacht dargestellt wodurch die Diskussion schoen in Konflikten endet.

    Natuerlich ist jedes Unternehmen (und zu einem grossen Teil der Staat) kostenbewusst, dass ist ein Grundprinzip des Wirtschaftens. Firmen stehen im Wettbewerb, Staaten bekommen Druck keine Steuergelder zu verschwenden). Nur musst Du dann differenzieren:

    Fuer „einfache“ Arbeiten (soweit sie nicht kostenguenstig automatisiert werden koennen) wird jede Firma versuchen die Kosten so gering wie moeglich zu halten. Wenn eine Firma diese Arbeiten guenstiger erledigen kann als die andere hat sie einen Kostenvorteil, den sie auf verschiedenste Weise ausnutzen kann. Unter anderem darum werden viele solcher Arbeiten in Niedriglohnlaender verlegt oder es wird versucht die Loehne zu druecken. Vielleicht nicht schoen, aber nun einmal Realitaet.

    Sowie aber Kenntnisse, Wissen oder Faehigkeiten verlangt werden sind die Kosten gar nicht mehr so wichtig. Hier kommt dann das (unselige?) Leistungsprinzip ins Spiel, jede Firma will die Besten haben und wird auch dafuer bereit sein zu zahlen. Das faengt weit weit unter der „oberen Unternehmensebene“ an. Nur so koennen Firmen langfristig gegen Konkurrenz bestehen.

    Ebenso ist dies zumindest vorerst (Asien holt auch auf dem Gebiet gewaltig auf) die einzige Moeglichkeit gegen die Niedriglohnwirtschaften zu bestehen. Durch Wissen, durch neue Produkte und nicht durch festhalten am Status Quo.

    Und hier schliesst sich dann der Kreis zu der generellen Diskussion hier:

    Wo bekommen wir das Wissen her, wie geben wir mehr (am besten allen) Leuten die Chance neues Wissen zu erwerben und am allerwichtigsten kreativ (was ich hier mal sehr weit auslege) zu sein?

    Wie schaffen wir es Leuten (und hier meine ich sowohl direkt Betroffene als auch Politiker und andere indirekt betroffene) diesen Wechsel schmackhaft zu machen und nicht immer neue Subventionen zur Erhaltung bestehender Industrien zu forden die besser in Weiterbildung und neue Ideen gesteckt werden koennten?

    Wie schaffen wir selber es offen fuer neues zu sein, denn auch wir selber koennten frueher oder spaeter betroffen sein?

    Wie schaffen wir es uns dem Wettbewerb zu stellen (dem wir uns stellen muessen, ob wir wollen oder nicht) ohne dass die Schwaecheren vergessen werden?

    Die Welt aendert sich staendig, Resourcen egal welcher Art sind knapp, fuer neues muss oft altes weichen. Aber nur so kann sich die Situation fuer alle verbessern.

    Und wenn jetzt einer kommt das waere „neokonservatives Gewaesch“ (nein, Johnny, ist nicht auf Dich gemuenzt) dann kann ich dem auch nicht helfen. Ich halte es jedenfalls ganz und gar nicht dafuer.

  210. 210
  211. 211
    Felix

    Sicher wird dies in den 217 Kommentaren anegrissen sein, aber konkret schmeisse ich gerne noch einmal konkrete Massnahmen in die Runde:

    Unser „Human Kapital“ wir m.E. entscheidend sein, um sich gegenüber „unsozialen“ (bisher) Billiglohnländern“ abzugrenzen.
    Nicht unbedingt „besser“ aber auch „anders“.
    Denn mittelfristig werden die Asiaten (ich meine vornehmlich China) auch da aufholen, keine Frage.

    „Also“:
    Ehegattensplitting für kinderlose Paare abschaffen.

    Geld in Ganztagskindergärten stecken. Und mehr Betreuer.
    Auf jeden Fall mehr Lehrer. Auch wenn „ich“ da evtl. durch befristete Arbeitsverhältnisee mehr Schwung/Rotation reinbringen würde/wollte.
    (Leider) Zentralabi, sonst wird die „bequemste“ Schule die „beste“ Schule. Die Lehrerausbildung sollte m.E. etwas mehr auf die Praxis ausgerichtet sein. Und Fortbildungen gehören m.E. nicht in die Schulzeit sondern in den Lehrerurlaub.
    Diese „neuen“ Experten soltte dann in der Lage sein, das beste aus jedem Individuum rauszuholen. Mit Ehrlichkeit und Respekt.

    Was die Unis angeht, sehe ich Unigeld für jeden und Refinanzierung durch Studentenbeiträge (Qualität der Lehre) wie auch zentrale (Freiheit der Lehre) Fonds. Kontrolle ggf. durch „systematischere“ Unibeurteilungen. Von mir aus durch die Wirtschaft, Medienunternehmen (Befragungen) wie auch Forscher.

    Jetzt ist sicher der „soziale“ Aspekte verloren gegangen.
    Aber mir geht es um Optionen, die unabhängig von sozialer Schicht wahrgenommen werden können.

    Auch wenn das etwas weithergeholt ist und etwas abschweifft:
    Ich empfehle das Buch „Wild Dueck“ von Guenter Dueck, der unter anderem die These aufstellt, dass Spass und Zufriedenheit (gesellschaftlicher Konsens?) Produktivität und Innovation fördern.

  212. 212
    Siebenplaneten

    Matt, 206:
    Es handelt sich beim Leben anscheinend um ein komplexes System, ohne simple Zusammenhänge wie aus „A folgt genau B“, so daß man aus der Existenz von B auf die von A rückschließen könnte. Aber das Leben ist vielleicht auch eine Reaktion auf die Komplexität des Universums, es stellt eine Instanz dar, die in der Lage ist, Ordnung in das Chaos zu bringen.

    Was alternative Pädagogikkonzepte angeht, habe ich mal aus zweiter Hand Erfahrungen mit Freinet gemacht. Grundsatz: Wir können den Kindern nichts beibringen, das können sie nur selber, weil sie lernen wollen – aber wir können ihnen dabei helfen. Ein Freinet-Lehrer hat uns mal gesagt, daß man bei einem komplexen System, welches man nicht durchschaut, aber gerne geändert haben möchte, irgendeinen Parameter verändern muß. Egal welchen. Und dann beobachten, was geschieht. Das Beobachten ist ganz wichtig, wir Menschen sind mit unserer Kombination von Sinnen und Gehirn vermutlich deshalb so mächtig, weil wir beobachten und Schlüsse ziehen können. Und dann danach handeln, wenn die Umstände es erlauben oder erfordern. Und zwar gemeinschaftlich, nicht individualistisch.

    Wenn die in dieser Diskussion schon genannten Studien zeigen, daß gewisse Aspekte unseres staatlichen Schulsystems unsinnig sind, dann hat die Beobachtung stattgefunden, ebenso das Schlüsseziehen – übrig bleibt die Umsetzung von Änderungen.

    Ich habe ich so das Gefühl, daß sich die Insassen der Rütli-Schule, um mal beim konkreten Anlaß zu bleiben, in diesem Stadium befinden, sich gerne anders organisieren würden. Was ihnen gar nicht so explizit bewußt sein muß. Daß es aber Das Gesetz gibt, welches die Reorganisation verhindert. Das Gesetz ist durchaus im Sinne des berühmten Kafka’schen Türhüters mit seinem hinfälligen Mantel zu verstehen, der mit bloßer Einschüchterung den Fortschritt stoppt.

    Ich bin als Kind des Computerzeitalters ein erklärter Anhänger von systemischen Betrachtungsweisen, und irre mich damit selbstverständlich genauso wie die Anhänger jeder anderen Denkschule auch. Aus diesem Blickwinkel heraus frage ich mich, was passieren würde, wenn man die Rütlischule von Seiten der Politik und Verwaltung in die Unabhängigkeit entließe. Die bisherige Organisationsstruktur hat versagt, aber die Schule ist mit Leben gefüllt, ist irgendwie in ihren Kiez eingebunden. Es gibt eine Menge Energie, die in Gewalt und aktive Hilferufe mündet, die Leute hängen da also nicht apathisch herum, sondern könnten etwas bewegen. Müßte das, was nach den obligatorischen Irrungen und Wirrungen dabei herauskommt, schlechter sein als das, was schon ist?

    Könnte es überhaupt noch schlechter sein? Wie kann man das ausprobieren? Meint jemand, daß drei Sozialarbeiter irgendwas bringen werden? Lernen die jungen Leute dort jetzt etwas für das Leben, das sie einmal wirklich brauchen werden, wenn sie bereits jetzt keinen Ausbildungsplatz finden? Wie sehen die Pläne B, C und D für sie aus?

    @matze, 207:
    Wie kriege ich die bildungsnahen Eltern dazu, ihre Kinder mit bildungsfernen zusammen zu lassen.

    Meine Frage ist, ob das unter dieser Betrachtungsweise funktionieren kann. Wie definiert man noch Bildung, wenn alle gleich gebildet sind? Falls Bildung das integrale Merkmal ist, durch das sich die Mittelschicht, das Bürgertum, in seinem Selbstverständnis von den anderen Schichten abhebt – wieso sollte es dann an einer Einebnung der Unterschiede Interesse haben? Willst Du einen Ausgleich an Bildung, oder steht dieses Ziel stellvertretend und verdeckend für andere, grundsätzlichere Wünsche, etwa nach einem friedlichen, fruchtbaren Zusammenleben nach eigenem Ermessen für alle?

    Wenn es wirklich um einen echten Bildungsausgleich geht, wäre das ein gewaltiges Unterfangen. Diese Art von Energie wird bei uns zumeist durch Geld erzeugt und kanalisiert. Da dieses per definitionem ungleich verteilt ist, wie nicht nur die regelmäßigen Armutsberichte mindestens seit biblischen Zeiten zeigen, sondern bei Betrachtung des eingebauten Zinsmechanismus‘ auch unter systemischem Gesichtspunkt folgerichtig ist, darf Bildung nicht vom eigenen Bestand an Euro, Dollar, Renminbi oder wie sie alle heißen abhängen, sondern allenfalls von einer eigenen Bildungswährung.

    Jetzt schmeißt mal die Suchmaschine eures geringsten Mißtrauens an, sucht nach „Saber Brasilien Bildung“ oder „Fureai-Kippu Japan“, nehmt eure Phantasie und euer Abstraktionsvermögen zu Hilfe und zieht eure eigenen Schlüsse. Auch zu der abgeleiteten Frage, ob in Euro zahlbare Studiengebühren tatsächlich erstens die Qualität der Lehre an den Hochschulen dauerhaft verbessern werden, und zweitens gesamtgesellschaftlich positiv wirken können.

    @diaet, 209:
    Wenn man in angeblichen Brennpunkten die Sonder-, Haupt- und Realschulen zusammenlegt, um die „Restschule“ zu vermeiden… hat man dann nicht einfach eine besonders große Restschule? Warum nicht die Gymnasien und Privatschulen ebenso dazugeben? Wer zieht aus welchem Grund da welche Grenze?

    Am Ende dieses Schreibschwalls: Vergeßt bitte bei der Diskussion nicht die Sonder- und Förderschulen. Unser Schulsystem ist viergliedrig, darauf mußte mich eine befreundete künftige Sonderschullehrerin erst nachdrücklich hinweisen. Was ist eigentlich ein blinder Fleck?

  213. 213
    Fabian

    Ich hasse Blogs. Ich hasse sie, wenn ich 220 Kommentare mit dem Versatzstück „žes handelt sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem“ zusammenfassen kann. Mir gefällt der Artikel von Rene ganz gut. Und das leider intellektuellenfeindliche Klima hier (aber auch dort!) kann ich gut nachvollziehen. Vor allem, wenn ich mir den 16jährigen „žBetroffenen“ vorstelle, der sich das alles durchlesen sollte. Keine Ahnung, wie ich dem plausibel mach soll, dass sich die guten Menschen von Spreeblickzuan seiner Probleme besser annehmen, als Stoiber, Roth oder alle Feuilletonisten der SZ/FAZ/ZEIT.

    ICH lese hier ja auch lieber als dort, aber – festhalten! – mir war die gesamtgesellschaftliche Relevanz des Problems Gewalt schon seit Mittwoch oder so bekannt.
    Entschuldigt meine Einstellung, aber heute hat mich hier Lesen aggressiv gemacht, echt jetzt Junge.

    Und: „žEhegattensplitting für kinderlose Paare abschaffen“

    start_polemik: Bis eben dachte ich, die Deutschen kaufen eine Bahnkarte, für die Revolution am Bahnhof. Scheinbar, diskutieren wir jetzt vorher lieber noch den Radstand der Lokomotive unter besonderer Berücksichtigung ihrer Masseverhältnisse. stop_polemik

  214. 214

    Fabian: Recht hast Du. Die Kommentare sind zwar etwas differenzierter und es stehen durchaus mehr Dinge drin, als „žgesamtgesellschaftliches Problem“, aber: das Problem mit der Kommentarflut sehe ich auch. Da muss sich was ändern und ich habe schon Ideen, wie das gehen kann. Demnächst mehr.

  215. 215

    @Sundrop: schade, wenn das Dein Eindruck war. Ich gebe zu, dass ich ihn nicht ganz nachvollziehen kann, da ich eigentlich sehr gerne sachlich diskutiere, auch und gerade bei vorhandenen Gegenargumenten.

    @Matze, 216: Berlin Mitte war in dem Fall mal eine erfrischende Abwechslung, da „nur“ zwei Politiker versucht haben, Wahlkampf zu machen, und stattdessen ein betroffener Schüler, eine Direktorin sowie u.a. ein Kriminologe zu Wort kamen. Letzterer hat übrigens versucht, Dimensionen ein wenig geradezurücken – seiner Ansicht nach ist die Gewalt an Schulen nämlich eher zurückgegangen (statistisch wohl um 27%), Fälle werden wesentlich direkter – und er lobte ausdrücklich die Anti-Gewalt-Programme, die an vielen Schulen mittlerweile sehr etabliert seien.

    @Siebenplaneten, 220: Zusammenlegung soll die doch noch etwas „bildungsnäheren“ Realschüler an die „bildungsferneren“ Hauptschüler ranbringen. Als Gedanke dahinter sollen erstere letztere positiv mitreißen. Ob’s funktioniert: keine Ahnung. Vielleicht müsste man, wie von Dir erwähnt, einfach mal probieren und dann beobachten.

    Alternativ wird ja auch über das „Busing“-Konzept nachgedacht, also Schüler aus verschiedenen Bezirken mehr durchmischen, damit eine Ghettobildung sich nicht auch in die Schule hinein durchzieht. Vielleicht sollte man auch das einfach mal proberen, was meint ihr?

  216. 216
    astrey

    Ihr habt doch alle Vogel. Piep

  217. 217

    Habe letzte Woche bei „Hart aber fair“ eine Diskussion über das Thema mit Interesse verfolgt. Viele Gründe spielen spielen eine Rolle, dass es zu solchen Auswüchsen kommt – Elternhaus, fehlende Perspektiven, schlechte Schule und noch schlechtere Pädagogen.

    In der Sendung wurde aber auch eine Haupt-/Realschule gezeigt, in der durch klare Führung, feste Regeln und mit einem engagierten Lehrkörper hervorragende Ergebnisse erzielt werden konnten. Dabei wurde den Schülern aber auch Mitsprache und Freiräume eingeräumt. Man sollte also nicht alles schwarz sehen. Gute Resultate können auch mit den vorhandenen Mitteln umgesetzt werden.

    Auf jeden Fall ist die Verfallszeit für dieses Thema auch schon bald abgelaufen. Also Zeit für die Politik sich wieder wichtigen Themen zuzuwenden (z. B. Diätenerhöhung).

  218. 218
    guido

    noch hasse ich bloggs nicht, aber stimmt schon, das hier ist heftig und zeigt die grenzen dieser form von diskussion ziemlich klar auf.
    den an mich ergangenen zynismusvorwurf nehme ich an, ganz klar, reine ohnmachtsbekundungen, aber auch resultat einer nicht zu lösenden diskursschleife.
    auf renes ideen bin ich desshalb schon gespannt, mir fällt dazu überhaupt nichts ein. ich kenne mich leider mit diesem medium viel zu wenig aus, trotzdem denke ich da gerne mit.

    @fabians polemik: über jahrzehnte gewachsene probleme lassen sich bestimmt nicht in ’ner woche lösen, wenn allerdings die ungeduld allzugross ist: her mit der revolution, auch wenn sie zum scheitern verurteilt ist, ich bin dabei. -das leben ist verdammt kurz und man hat sehr selten die chance an sprunghaften veränderungen teilzunehmen, aber es gibt, glaube ich, nichts spannenderes.

  219. 219
    splammo

    Komisch,
    das Schulsystem von Schweden kommt mir irgendwie bekannt vor.
    Gab es auch schonmal in Deutschland, genauergenommen in der DDR.
    Man hätte sich vielleicht damals mehr Gedanken machen sollen und nicht nur den grünen Pfeil übernehmen sollen.

  220. 220
    guido

    ein paar schöne worte zu ideologie, stagnation, revolution und wahrnehmung:

    http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/540835.html

  221. 221

    Ham wir nicht früher nicht alle eingesteckt, bzw. haben wir früher nicht alle ausgeteilt? Ich mein diese Spaßkloppe, kleine Keilerei, neudeutsch Happy Slapping, gab es doch immer. Und das in „ernstzunehmenden“ Nachrichtensendungen Handy-Videos als Quelle angegeben werden, ist doch mehr als merkwürdig.

    Na ja, Gesamtschule für alle und allez, ich war gerne Gesamtschüler, viel lieber als Gymnasiast. Jetzt bemerke ich aber, dass ich nicht soviel trinken sollte, bevor ich mich äußer.

    Achso: Großartiger Artikel! Ganz klar. Und noch besser wäre es aber, wenn Online und Print mehr verschmelzen und ich die Möglichkeit hätte, den Text sofort ausdrucken zu können. Am besten mehrspaltig als PDF oder sonstwat. Denn Blogs lesen ist toll, aber Papier in der Hand ist immer noch besser als ein Chat.

  222. 222

    Super Artikel! Es spricht an wie es wirklich zugeht. ich selber gehe zwar auf’s Gymnasium, muss mir aber auch von manchen Realschüler, die den selben Schulhof haben, schon was angucken.

    Deutschland geht bergab, die Lehrer haben Angst vor den Schülern. Demnächste laufen 20 Polizisten durch die Schulgebäude, damit auch ja nichts passiert.

    Respekt, der Artikel triffts auf den Punkt. ich selbst bin in der zweiten und dritten Klasse gemobbt worden. Einmal sogar zusammengeschlagen worden, von meinen „Freundinnen“! Es ist hart.

  223. 223

    Ich glaube, dass du es dir zu einfach machst mit der reinen Systemkritik. Erstens sind nicht alle Menschen gleich, werden es nie sein und sollen es auch nicht sein. Zweitens beginnt die Entscheidung für die Zukunft shcon lange vor der Schule in der Kleinkinderziehung durch die Eltern. Wenn es da schief geht, kann die Schule und auch der Kindergarten kaum noch was retten. Und drittens muss man feststellen, dass es früher diese Probleme mit dem dreigliedrigen Schulsystem nicht gab. Damals wurden Hauptschüler noch Abteilungsleiter und konnten eine kleine Karriere hinlegen. Das System hat funktioniert. Das System hat sich nicht verändert, die Gesellschaft aber. Und genau dort liegt das Problem – nicht im System, sondern in der Gesellschaft, welche dafür gesorgt hat, dass das Niveau im System stetig sinken konnte, so dass 30% der Schüler Abitur machen können. Dass man mit einem Realschulabschluß plötzlich nicht mehr jede Lehre machen kann und mit dem Hauptschulabschluß kaum noch einen Platz findet. Aus der Sonderschule von früher, wurde eine Förderschule, welche quasi nur noch für Behinderte ist und nicht mehr für alle die die Förderung benötigen. Diese sind jetzt auch in der Hauptschule untergebracht.
    Ein erster Schritt zur Verbesserung wäre es, wenn man Kinder erst einschulen würde, wenn sie auch Deutsch sprechen können, ähnlich, wie es in Skandinavien auch gemacht wird.

  224. 224
    nippler

    das fazit mit dem beispiel schweden klingt gut alles andere wurde schön formuliert wenn man es denn schön nennen kann …und ist aber leider das einzigst positive an diesem beitrag…werter rene …um auf schweden zurückzukommen (anscheinend hältst du ja von dem land soviel)schweden ist noch nicht so ‚weit‘ wie deutschland und das liegt einzigst und allein an der geografischen lage aber keine angst die kommen noch auf unser level wenn die so weitermachen;)…ich zitiere mal eine quelle vom auswärtigen amt(und die schreiben wohl bestimmt keinen quatsch ala bildzeitung weder müssen sie irgendjemanden bestechen noch machen sie einen hype daraus wie zur zeit fast die komplette medienlandschaft hier)…:
    Ausländer in Schweden

    Im Jahr 2001 hatte Schweden knapp neun Millionen Einwohner. Unter ihnen waren 43 045 Einwanderer. 21% stammen aus den skandinavischen Ländern, 31% aus den übrigen europäischen Staaten und 48% kamen aus nichteuropäischen Ländern. Irakische Einwanderer stellen die größte Gruppe mit 7 669 Einwanderern dar.

    Staatsangehörige der skandinavischen Staaten haben ein Aufenthaltsrecht ohne besondere Genehmigung, andere Ausländer erhalten eine Aufenthaltserlaubnis für zunächst ein Jahr. Nach einem einjährigen legalen Aufenthalt in Schweden erhalten Nichtskandinavier die unbefristete Aufenthaltserlaubnis. Für ausländische Kinder besteht die allgemeine Schulpflicht. Hinsichtlich Sprache und kulturellen und ethnischen Gegebenheiten sind ausländische Kinder gleichgestellt.

    Schweden steht nicht ohne Grund im Ruf, ein Einwanderungsland zu sein. Die Einbürgerungsbestimmungen sind relativ großzügig. Ein Antrag auf Einbürgerung kann nach fünfjährigem Aufenthalt im Land gestellt werden.

    Die schwedische Bevölkerung war bis in die 1950er Jahre ethnisch und religiös sehr homogen. Heute sind ungefähr 12% der Bevölkerung ausländischer Herkunft. In den letzten 50 Jahren gab es große Veränderungen, zuerst durch die Einwanderung von Arbeitskräften nach dem Zweiten Weltkrieg (auch Deutsche) und dann durch den Zuzug von Flüchtlingen in den letzten Jahrzehnten. Jeder Ausländer kann nach ca. fünfjährigem Aufenthalt schwedischer Staatsbürger werden. Ausländerfeindliche gewalttätige Handlungen sind inzwischen auch in Schweden keine einmaligen Erscheinungen mehr. Durch den Zuzug sind Probleme wie Ghettobildung, hohe Arbeitslosigkeit bzw. Langzeitarbeitslosigkeit und schlechte Schulausbildung/Schwedischkenntnisse verursacht worden. Anders als in anderen Ländern sind Zuzug und Integration von Ausländern zur Zeit jedoch keine wichtigen Themen für die politische Auseinandersetzung.
    zitatende…
    wie gesagt noch aber das wird sich sehr bald ändern… nichts anderes ist bei uns in deutschland passiert und aktuelles thema nicht ohne grund..und es kann keiner abstreiten das die meiste und härteste gewalt an sogennannten ghettoschulen stattfindet wo statistisch und das ist unwiderlegbar bewiesen worden der grösste anteil schüler aus einem elternhaus kommen die ich einwanderer nenne…natürlich kann man nun nicht jeden über einen kamm scheren(ausnahmen bestätigen wie immer die regel)..dennoch habe ich die problematik sozusagen die wurzel allen übels erkannt..und wie gesagt sollte man wenn man etwas ausrotten möchte immer die wurzel mitziehen ..ansonsten wird man das problem nicht los…jeder der schonmal einen faulen zahn hatte oder einen garten weiss wovon ich rede…damit komme ich wieder zurück auf meine ‚rechte einstellung’und wiederhole mich nun schon zum dritten mal(gut das zweitemal war extrem geb ich zu aber erst nachdem du mich genervt hast aber nicht jeder ist punkfan und politisch so links gerichtet wie mitarbeiter des spreeblick’s )daß es endlich zu einer ‚kontrollierten zufuhr‘ von ausländischen ‚mitbürgern‘ kommen muss ansonsten herrscht hier bald anarchie wie vor kurzem in frankreich..naja aber das mögt und kennt ihr ja ..weiss ich wenigstens bescheid in welche ecke ich euch einzuordnen habe*gg*(achtung sarkasmus)….und erst dann sollte man sich der problematik an den schulen oder einer entghettoisierung zuwenden ansonsten ist es ein fass ohne boden….noch etwas achtzig prozent der comments habe ich nicht kapiert oder sagen wir mal ich hatte grosse mühe….nun stellt euch die emmi’granten oder immigranten ohne perspektive vor um die es hauptsächlich ging in deinem beitrag..die schnallen das erst recht nicht oder ich bin zu dumm*gg*..da wurde viergliedrig zerpflückt da wurden halbe lebensläufe berichtet da gab es textpassagen die hätte sogar jeder bundestagsabgeordneter nicht besser umschreiben können..ich hoffe nur keiner von denen wird politiker oder schlimmer ist es schon…weil genau das gesafte kenne ich von phönix wenn die eine plenarsitzung übertragen..dann sah ich sätze wie es ist unsere pflicht denen zu helfen die ärmer sind und ihnen eine ausbildung zu geben …lol.. bitte fang du schonmal an ‚ohh du armer doktorensohn’du oder ihr akademixers seit doch die ersten die schreien wenn es um ihren eigenen arsch geht…halloooo wir leben im kapitalismus..da lautet das motto ‚fressen oder gefressen werden‘..so einfach ist das ganze ….ohne rücksicht muss jeder sehen wie er mit seinem eigenen arsch an die wand kommt..das gilt weltweit…und endlich zeigen politiker in deutschland einen arsch in der hose ..doch was ist..sie werden runtergemacht…’ohhh du armer spreeblick‘..endlich kommen die politiker oder einige auf den trichter nicht immer fragen zu stellen was sie für die einwanderer und deren kinder zu tun haben damit sie besser hier integriert werden… sondern endlich stellen sie auchmal forderungen an jenige selbst die freiwillig hierhergekommen sind und hier in deutschland leben möchten….bitte keiner zwingt sie dazu…dudes

    ps:hier scheinen einige eine überdurschnittlich gute ausbildung ‚genossen‘ zu haben ..so hochtrabend wie hier geschrieben wurde nur leider haben das geschätzte achtzig prozent derjenigen die es betrifft bzw über die ihr hier schreibt nicht..nehmt eure nasen mal aus euren büchern und riskiert einen blick auf die strasse..ich kann nur hoffen euch fliegt deswegen keine flasche an den kopf..so long dudes

  225. 225

    Ich hab alle 232 Kommentare gelesen (RSS-Reader sei Dank :D )
    Kommentar 231 hat mich dann aber doch dazu veranlasst noch selber meinen Senf zu dem Thema abzugeben:
    „Das System hat funktioniert. Das System hat sich nicht verändert, die Gesellschaft aber. Und genau dort liegt das Problem – nicht im System, sondern in der Gesellschaft[…]
    Du schreibst selber wo das Problem liegt – nur gefällt mir dein Ansatz zur „Lösung“ selbigen nicht…
    Also bitte – du willst jetzt doch nicht wirklich sagen, dass es besser ist das System wie es momentan ist beizubehalten nur weil es vor 30 Jahren mal halbwegs funktioniert hat. Das kann doch nicht wirlich deine Meinung sein.
    Das wäre ca. so wie wenn du sagst, dass wir eigentlich keine E-Mails brauchen – vor mehreren Jahrzenten hat das Telegramm doch auch gut funktioniert…
    Die Gesellschaft hat sich verändert und du willst trotzdem an einem alten – nicht mehr passenden System festhalten?
    Bitte viel Spaß auf dem Weg ins Mittelalter bzw. ans Ende der Bildungsfahnenstange im weltweiten Vergleich (wobei ich hiermit nur meine Position unterstreichen will und keine neuerliche Diskussion über Leistung, Wirtschaft & Co. entfachen möchte)

    @nippler:
    Danke, aber auch dein 3. Kommentar disqualifiziert dich als mehr nur dem äußersten rechten Flügel zugehörig. Da schon die Antworten auf deine 2 vorigen Versuche meiner Meinung zu deiner Position wiederspiegeln will ich nicht weiter darauf eingehen – es sei dir gesagt:
    Solche Parolen, wie ich sie sonst nur auf entsprechenden Demos höre werden (zum Glück) von den Gegendemonstranten erbarmungslos nieder geschrien.

  226. 226
    kasos

    Also ich habe ehrlich gesagt den Überblick verloren: wer ist denn nun schuld? Das System an sich, die integrationsunwilligen Einwanderer, die verblödenden Medien, das Schulsystem insbesondere die Hauptschulen, die Lehrerinnen, die Kids selber, die Einwanderungspolitik, das ganze Land, die Schweden oder die rumschwabulierenden Intelektuellen in Blogs wie diesem?

  227. 227
    Fabian

    O.k. ich liebe Blogs wieder. Logisch, dass man warten muss, bis die Kommentarschleife Durchlauf Nr. 234 erreicht hat. You made my morning kasos!

    Natürlich ist DAS SYSTEM schuld. Bitte alle „žJugend von Heute“ von Blumfeld anhören und schon ist alles klar. So klar wie es eben sein kann um viertelzwei und einer Flasche Riesling unterm Kopfkissen.

    Allerdings hatte ich ja auch eine Zeit lang Jung von Matt im Verdacht. Kann das jemand widerlegen?

    P.S. Danke für Kommentare (auch) auf mein posting. Nicht aus Unhöflichkeit, sondern purer Verunsicherung habe ich nicht geantwortet. Ich habe mich wohl doch unerheblich getäuscht in uns.
    Maybe we c a n blog it rigth.

  228. 228
    ausländer

    Ich als Ausländer muss sagen wir sind nicht so „Integrationsunwillig“ wie in manchem Kommentar hier dargestellt ! Vll liegt es daran das hier in Deutschland sowieso immer aber auch immer alles Schwarz gesehen wird bzw. die Messlattezu hoch gelegt wird.

  229. 229

    Ganz recht, lieber Nippler! Wir leben nun mal im Kapitalismus. Wer sich mit den kapitalistischen Gegebenheiten arrangieren will, soll zusehen, „wie er mit seinem eigenen arsch an die wand kommt“. Und nichts anderes tut der Rütli-Schüler, wenn er seinem schwächeren Mitschüler die schicke Jacke oder das noch schickere Handy abzieht oder ihm einfach nur aus Imagegründen so richtig schön die Fresse poliert. Daß der Rütli-Schüler beim Erwerb von Konsumgütern und „Respekt“ andere Methoden anwenden muß als Hanna-Laura aus dem Grunewald ist nun mal fester Bestandteil einer Klassengesellschaft, für deren Fortbestehen vor allem unser Bildungssystem sorgt. Mangelnden Integrationswillen kann man unserem Rütli-Schüler nicht vorwerfen. Gerügt wird er, wenn man sich die unvermeidliche Heuchelei einfach mal wegdenkt, vor allem dafür, daß er sich für seine Interessen so ungeniert einsetzt und gegebenenfalls ganz laut das sagt, was alle schon längst wissen. Also: Einfach an den kommenden Wirtschaftsaufschwung denken, wenn Dich Yüksel und Murat auf Deinem nächsten Spaziergang durch Neukölln um ein paar Euren leichter machen – it´s just capitalism.
    Mit neoliberalen Grüßen: Deine Genossin aus der Paralellgesellschaft

  230. 230

    na wie gehtz dir denn so

  231. 231

    Danke für diesen Beitrag. Besser kann man es kaum auf den Punkt bringen. Leider neige ich dazu selbst etwas schnell vorzuveruteilen, da tut ein solcher Artikel nur gut einem wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Schnell neigt man scheinbar in unserer Gesellschaft bestimmte Personen in bestimmte Täter- und Opfer-Rollen zu drängen, durch nähere Betrachtung zeigt sich allerdings, dass die Verhältnisse oft auch umgekehrt sind. Das ist hier sehr gut gelungen.

  232. 232

    bin beendruckt, wie man das Thema auch mal aus vielen Perspektiven angehen kann, ohne als ‚Übervater der Nation‘ rüberzukommen.

    auch grosses Lob an den Verfasser, der sich traut, etwas gegen die existierende Meinung zu sagen, dass BWL-Studenten Supermänner sind, die jede Firma bereichern müssen.

  233. 233
    Antje Lenz

    Also ich muss schon sagen…
    Solche tiefsinnigen Gedanken zum Schulsystem mal zu Lesen ist natürlich etwas ganz anderes, als wenn ich mir jeden Tag die Frage stelle;seit wann ist mein 12-jähriger so agressiv und böse (obwohl ich weiss, das er einen ganz anderen Charakter hat)und der 10 Jährige schaut sich natürlich alles ab vom grossen Bruder.Ich weiss es. Seitdem er von der Grundschule in die Gesamtschule gekommen ist.
    Da gibt es keinen Zusammenhalt wie wir das noch aus unserer Schulzeit kenne. Jeder verpetzt Jeden… und wer zuerst petzt, hat natürlich die Nase vorn…Liegt es an der Klassenzusammenstellung?? Auch .. aber auch am Klassenleher,der alles mit sich machen lässt und nur wenn es ihm zu bunt wird mal einen Schrei ablässt. Normales Unterrichten ist gar nicht möglich, es ist viel zu laut in der Klasse.Ich kann nur noch als Mutter zweier Jungen mit dem Kopf schütteln und mich verzweifelt fragen, was ist nur in Deutschland mit den Schulen los. Ich unterstütze meine Kinder so viel es geht, also daran liegt es bestimmt nicht.Ich weiss jedenfalss, das ich meinen Sohn im Halbjahr in die 6.Klasse zurückstufen lassen werde, damit er aus DIESER Klasse rauskommt und danach.. wir werden sehen….

  234. 234

    @ausländer

    Stimmt! ich bin auch ausländer und bin zuletzt integrationsunwillg…
    ich denke man müsste echt was an der allgemeinen einstellung aller deutschen arbeiten…

    trotzdem lob an den verfasser!

  235. 235

    „Unser Schulsystem zeigt immer mehr sein wahres Gesicht — was soll es auch zeigen, Herz hat es nicht!“ Johannes G. Klinkmüller Leonberg

  236. 236
    Melekeduri

    @#672842:
    Die Deutschen sollten sich langsam mal integrieren, Allahu akbar !

    ;-)

  237. 237
    Tim

    @ Rene (57):

    Da sachste was: Kinder in die Verantwortung nehmen“¦
    Ich wohne in Schweden und habe festgestellt, dass die Kinder in der Schule lernen, selbständiger und selbstverantwortlicher zu handeln als deutsche Schüler.
    Deutsche Schüler neigen dazu ständig zu fragen, ob sie alles richtig machen oder die Aufgabe richtig verstanden haben. Schwedische Schüler machen einfach ihr Ding und letztlich ihre Erfahrungen, die aus ihrem Handeln resultieren. Ich denke das ist enorm wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung. Wissen, Werte, Gerechtigkeit hängen zusammen und müssen erfahren werden. Auch eine Aufgabe selbst von vorne bis Ende auf eigene Art durchzuarbeiten, ob es richtig ist oder falsch. Das man „macht“ ist wichtig und nicht von vorne herein am Berg aus eigener Unsicherheit und Versagungsangst zu scheitern.

    Ich meine das löst noch nicht die fetten Probleme, die wir in Deutschland haben aber es ist in meinen Augen eine wichtige Grundlage, die in Deutschland sträflich vernachlässigt wird: Lernen eigenverantwortlich zu handeln.

    Eigenverantwortung hat in Deutschland aber auch nicht wirklich geschichtliche Tradition“¦

  238. 238
    ???

    Ich war zu faul, alle Kommentare zu lesen.
    Ich ging auf ein Gymnasium in Nordrhein-Westfahlen und bei uns hat der Lehrer das Mobbing gefördert, weil er bei den Schülern gut dastehen wollte.
    Schüler, die nicht unbeliebt waren (oder so) wurden plötzlich unbeliebt, weil der Lehrer begann, sie auszulachen oder vor der Klasse zu erniedrigen.
    Und das alles nur, weil er sich nicht durchsetzen konnte und um sich beliebter zu machen. So ist es zumindest meine Einschätzung.
    Mehrere Schüler haben die Klasse oder die Schule gewechselt wegen diesem Lehrer, der die Schüler auch mit ungerechten Noten „absägen“ wollte.
    Der Lehrer wurde von der Rektorin in Schutz genommen.
    Auch wenn das nicht zu dem guten Text passt, will ich schreiben, dass ich für ein Beamtenfreie Lehrerberufe bin, weil dadurch nur noch studenten Lehrer werden, die nicht wegen der vielen freien Zeit und der Jobversicherung, sondern weil sie den Unerricht von schülern als lohnenswert definieren wollen.
    (guter Text übrigens)

  239. 239
    q

    in meiner schule funktionierten 1. der Direktor (seit er in ruhestand gegangen ist gehts bergab mit der schule) 2. die Lehrer (schüler hatten respekt vor den lehrern nur da jetz die schule mit lehrern überschwemmt wird die einfach nur die pure inkompetenz sind…) 3. die Eltern (schüler werden bestraft bei schlechten noten oder gewalt etc. viele eltern haben da heute aber keine lust mehr zu) tja und was ist ? gewalt nimmt zu …

  240. 240
    Harry

    Schwieriges Thema, aber der Verfall der Schulen geht auch unaufhaltsam voran. Wir hatten dagegen mal eine Protestaktion durchgeführt. Das Ende vom Lied war, dass man sich insgeheim einigte, dass man noch mehr Zeit zur Renovierung bekommt, obhwohl der Putz von der Decke fällt, im Winter eiskalt ist und im Sommer sauheiß….

  241. 241
    Florine

    Was ich dazu noch sagen möchte…

    Ich komme aus einem Dorf in der Nähe von Karlsruhe und bin dort in ein „gutes“ Gymnasium gegangen. Wir hatten einen sehr geringen Ausländeranteil.
    Und ganz ehrlich – bei uns waren es die Deutschen, die Problemkinder waren!
    Bei uns wurde gemobbt, dass es nur so gekracht hat. Das hat einige Kinderseelen zerstört. Auch ich habe darunter ziemlich gelitten.
    Es gab in meiner Klasse einige „Opfer“, die es immer abgekriegt haben. Jeden Tag. Sogar während der Schulstunde. Und kein Lehrer hat jemals etwas dagegen unternommen.
    Ich schäme mich heute sehr, dass auch ich nichts unternommen habe. dass ich zugelassen habe, dass mir das und andern angetan wurde.
    Die damaigen „Täter“ waren also deutsche Gymansiasten, die sich fast jeden Tag (mehrfach!!!) zugekifft haben, teilweise besoffen waren im Unterricht und den Lehrern oft genug gegenüber respektlos waren. Niemand hat durchgegriffen. Und ein Drogenproblem hatte unsere Schule auch nicht, neee….
    Ich finde, dass viel zu wenig konsequent mit solchen Leuten umgegangen wurde. Überall wurden kleine Fehltritte vertuscht, weil die Frau Mama Elternsprecherin der Schule war, oder Drogenprpobleme nicht angesprochen, weil die Eltern im Drogenausschuss waren.

    Für mich war die Schulzeit die Hölle.
    Ich phantasiere manchmal, wie es wäre mich zu rächen, für die ganze Schmach und Schmerzen. Doch dann erkenne ich wieder, dass sich dann der Kreis ja schließen würde.
    Verzeihen kann ich nicht, zumindest nicht, ohne um Entschuldigung gebeten worden zu sein. Aber in Zukunft werde ich ehrlicher und mutiger für meine Überzeugungen eintreten. Und wenn ich sehe, dass jemand gemobbt wird, mich auf seine Seite stellen. Das kostet mich zwar vielleicht mal den Job. Aber alles andere kostet mich den Seelenfrieden…

  242. 242
    carina

    In finnland zb werden meines wissens nach lehrer abhaengig von den noten der schueler bezahlt.. Komisch, der notendurchschnittsvergleich ;)

  243. 243
    Werdersee Hase

    Hüstel- Entschuldigung (für die Wiederbelebung dieser Diskussion., aber ich persönlich finde es schon falsch, von einem „dreigliedrigen Schulsystem“ zu sprechen. Zählen kann ich:
    Eins – Hauptschule. Zwei – Realschule. Drei- Gymnasium.
    Was ist an Gesamtschulen falsch, dass man die so einfach unterschlägt?
    Und was ist mit Sonderschulen für Körperbehinderte?

    Implizit ist da eine Unterstellung, dass man an den beiden letzten nix lernt. Aber das könnte ich für meine gesamte Schulzeit bis zur 11 sagen, erst danach ging es los, dass Sachen interessant wurden.

  244. 244

    Hi ich bin Daniel ausm Fb Kuriosietäten Album Remix cool bleib Kollege bin ok mal was dzwischen platz zensur weiy eins in Deutschtext und Sprache hab und mal ein zum Witz sachlich bleib nane wirst loco la vida ne aha klar und Wort locker aus´m FF nicht zueck zuckzurueckund spiel ein Lied von Ha ha ne Spass ne mein Lieb und Leide dafür auch schon langtimeuntimeundback zu m , klaro so einstand gotext: abcabc ich meine nebenbei zum Matze 206 Sieben-Planeten-System
    wollt ich sagen dass da an die stelle wo du Leben meintest etwas wie ein Hacken fehltexKlauselFixSTERN rumgepausende und sachlich meine ein fix Punkt in deiner Ansicht fehlt der dir vielleicht wieder wenns aus dem Ruder läuft zurueck zu den Grundfestenpunkten im Leben verhilft auch mal an dir vorbeizieht aus verschieden artigen Gruenden und sehr hart hier ist auch vvon ab und An ne andere Dimension am erklingen,lol)Was??wer soll was??klingelnbimmel??bimmunpasstdaaufok bitte und ernstgemeint dipp tapa larm bedeuted für euer Gemuet echter Tackt immer wie schlägt nicht wie meiner eben sonder ´n 1234und1234und1234 sorry für manche Anmaßung dafür verrat ich meine Motive nicht unextra klar und deutlich was etwas unnatürliches arround zum gegenwärtigen Zeitpunkt und ich entschuldige mich beim Deutschen Mann und Frau für perverses rumgefluche nix funzte und erst recht nicht fluppte und ewig Probleme Familliaer und manchmal super cool und dann aus heiterem Himmel wie ich voll daneben und mein Verzweifelt doch nur Suche keine Feinde und für Freunde zu Undich ichfixiert binvergesst mich, aber bitte nicht, von der Landkarte OKeey!! &Microsoft gings noch??, eigenlich noch klar in eurer Kloßbrühe?, scharfe Kritik ist, oder ich habs verpennt und unglaublich seltenes Ungeschick, von denen war, egal -weil ich promt sofort Klärung anforderte,.. meldete es.&Japan@support:Microsoft.com ja da war normales Japanisches Microsoft meine…&Mein Fix Punkt ist der Glaube an Besserung im Ganzen, wenn du Rückendeckung has´t(english:haveto)und das Problem vor lauter Liebe, sogar ueberdeckst, noch selbst, am Ende drauf sitzt, und so einfach waer als hätt dich jemand geschubst ins weiss ich wohin und denkst? Drehst dich um DA duuuu Haha ohje korreckt danke cool ist denkweise deine wohl manchmal bist du gut wodrinn mal ueberfordert!Ueberfördert solches Chaos anstimmen könnte was du erwähndest was ein Haalt Stop zurueck zum besten Zeitpunkt hasst du den im Sinn …Vielleicht …Ich zum Beispiel im Leben nicht dran dachte, Status (Witzig) aufzuschrauben und etwas was besser kann, weil es einfach immer gleich bleiben kann, aber nicht muss wennseinmusswird, usw. Zack PunktxFix zwei 34 1234 1234 dein Herz, manchmal nicht krass genug, mit dir, oder deiner Umwelt, umgeht und meine fern ab, von Gewalt aber Ungeheuer gewaltig sauer wurde, sorry ich bin Deutsch lustigwas??!! ich meine wie Arrogant ich bin auch mal wurde so um Verzeihung Beidigte extrem Deutsche Lütt und zu75% mein Rueckhalt fixpunkt die heilige OMG skiffte auch vor 7 Jahren wien Loch und Soff bis vor 5 undsw. nicht so kann allein, ein Dingon sound Zigarretten mäßig qualme Takt zwei drei vier ein zwei schlag ein zwei ein zwei 3/4Takt meine… und grade Rap dass beste Rezept ueberhaupt gegen heilige Schrift und G HIGH before JESU CHRIST zurueckrappt wenn er kommt der HHIGHLAAN in our World come in dont know but he and Father Ghih GG ok. dddddzitter davor raptechnisch Bibel Texte reinhauen sollten wenn die pur rappen würdest klarer Battle Sieger und am Ende in UNschuld paah never darfstste nicht Und become Tritt in Richtung RespecktmorethanyourHeartforuurFamillyfirstGodlawshounderhimSejusejujesuschrist ein ich bin dann mal so freudig und macht und dass bitte nicht nach mit den Namen ich weiss nicht und Junge Mann Overloadreporterbin da Badmoek kennst nicht sorapp drupp man sich schattend rappend super gut verständigen kann in Textform aber immer erste Hand deine eure und Gelehrter sein muss man sonst krisse KNall am ende wie ich noch so.

    Find Deinen Text Cool!!!

    AlsMFG

    Daniel.M.

    @#766606:

  245. 245

    WOOOOOOOOOW ganz ganz falsch nicht gegen gegen OMG HEILIGE SCHRIFT FHOBIE VERFLICKST zu sehr emotional bin und nur viel …gelaber…manchmal…

  246. 246

    PUUUH bin da voll für hartstyle Bible mix ist allein siehste…lol :)D.M.Daniel.Badmoek

  247. 247
    Daniel

    (%*7²³3221121!1!122121³²!ilIliiiiiiihiahioyaxoisonetwoshort%KEYXAYXOIXTEXSXEXSEXEXE!DOEXYIONLOIONKINGDRAGONORCADELPHYAX:#xyvx§&x|-O2x²y3or2R|<ER´„„´´µxr\i-xIkulimiene€uilliiioO:O<xxyAygAGYESODEREMIXx2²y+x-_p+|<YOXCREDEµAQUDELPHIORCAHAY4fora+*e4RGREEN>|Yq-<x
    <µ%/7*%&%7%%fakeisbthwt so maxcht dass hier irgendeinen Sinn bitte um Antwort!!!

  248. 248

    Interessant und regt zum Nachdenken an – auch wenn der Blog-Eintrag schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Danke!

  249. 249
    Gisela Sweger

    Das würde mich in der Tat auch interessieren. Hat jemand Zahlen oder Vergleiche mit den Bildungsausgaben anderer Länder?