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Bundesministerium beweist Medienkompetenz. Nicht.

Man hat ja schon einige Unfassbarkeiten erlebt, wenn es um die oft fehlende Medienkompetenz politischer Stellen geht. Das aber, was Alvar Freude mit seinem offenen Brief an die Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen bzgl. der geplanten Internet-Filter gegen Kinderpornographie passiert ist … das würde als Satire niemand glauben.

Da schreibt Alvar Freude, der sich offenbar ganz gut auskennt, einen langen, freundlichen, bedachten, kompetenten und sachlich argumentierten Brief an das Familienministerium mit dem Hinweis, dass Internetsperren gegen Kinderpornografie wirkungslos sei und ungewollte Nebeneffekte habe, und er bietet sogar fachliche Hilfe an. Immerhin: Er bekommt eine Antwort.

Dass diese Antwort den falschen, vermutlich noch aus der vorigen Antwort stammenden Adressaten-Namen enthält: Kann passieren. Dass die Antwort nur marginal auf den ursprünglichen Brief und die Argumente des Absenders eingeht, sondern stattdessen vorformulierte Wiederholungen dessen beinhaltet, wogegen sich der ursprüngliche Brief richtete: Schlimm genug und mal wieder ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr das politische Engagement von Privatleuten geschätzt wird.

Dass der elektronischen Antwort jedoch ein PDF anhängt, dass den Scan (!) einer ausgedruckten (!!) Webseite (!!!) des Familienministeriums zeigt, auf der ein Interview mit Ursula von der Leyen aus dem Hamburger Abendblatt veröffentlicht wurde … das ist kein verzeihbarer Faux pas, sondern beweist eine derart Besorgnis erregende Medieninkompetenz, dass man als mündiger Bürger fragen muss:

Wie kann man diese Leute stoppen?
Muss man dafür immer erst nach Karlsruhe?

59 Kommentare

  1. 01

    Bei solchen Meldungen weiß ich immer nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Wieso kann man den Politikern und Ministerumsmitarbeitern eigentlich keinen Computerkurs auferlegen? Schließlich ist so etwas ja essentiell für ihre Arbeit.

  2. 02
    MakeAMillYen

    Schlimm. Aber wundert’s wirklich? Schoen, dass sie einen Kopierer haben und keine Blaupausen benutzen.

    Das mit dem falschen Namen ist gar nicht so eine Kleinigkeit. Mein Arbeitgeber ist was den Schutz von Kundendaten angeht ziemlich penibel, und fuer so einen Fehler muesste sich die ganze Abteilung zum Anschiss versammeln. Egal ob freier Tag oder nicht.

  3. 03

    Da fehlen einem echt die Worte. Das Schlimme ist, das es einem das Gefühl gibt das es nicht ernstgemeint sein kann, obwohl es denen verdammt ernst ist.

    Einer der Kommentare trifft es ziemlich auf den Punkt: „Ich finde es abartig, wie auf dem Rücken mißbrauchter Kinder der Überwachungsstaat etabliert werden soll.“

  4. 04
    Diane

    Immerhin haben sie die Website nicht abfotografiert, um sie dann zu drucken und einzuscannen.

  5. 05
    Uwe

    Diese Kritik verstehe ich nicht. Wahrscheinlich hat Alvar Freude einfach nur vergessen seine Teletext- oder Telefaxnummer anzugeben.

  6. 06
    Frogster

    Den nächsten offenen Brief sollte er vielleicht auf eine Steintafel meisseln. Das hinterlässt bestimmt einen bleibenden Eindruck und der Name in der Antwort wird dann auch stimmen.

    Ich bin schon länger unzufrieden mit unserem politischen System. Es müsste z.B. möglich sein, einzelne Minister per Volksentscheid aus dem Amt zu entfernen. Die würden sich ja dann sowas von auf die Backen setzen…

  7. 07
    Daniel

    Gute Güte, ein bisschen peinlich ja, aber „schlimm“? Das nun auch wieder nicht. Die im BMFSFJ sollen ja auch nicht Blogs vollschreiben, sondern ihre Arbeit ordentlich machen. Und das ist hier doch vielmehr das Problem: Dass die Antwortschreibenden sich der inhaltlichen Problematik nicht wirklich bewusst sind.

  8. 08
    orcal

    Die Antwort des Ministeriums ist sicher inhaltsleer, aber ihr alle versteht nicht, wie der Normalbürger denkt. Für den ist das Internet und überhaupt die ganze Computerei etwas Unheimliches, weil nicht materiell Greifbares. Eine Zeitungsseite dagegen strahlt Autorität aus, in CDU-Wählerkreisen steht das für etwas Wirkliches und Wahres.Den Normalbürger überzeugt man also, indem man ihm zeigt: sieh her, es steht auch in der Zeitung. Insofern ist das Vorgehen des Ministeriums bei 90 Prozent der Menschen die richtige Propagandamethode, und ob sich einige Blogger darüber amüsieren oder nicht: Landwirt Heinz Kapphorst(55) aus Dorsten( um mal einen Wählerprototypen zu erfinden) liest keine Blogs, wählt jetzt aber noch verstärkter CDU als früher, weil in seiner Zeitung steht, daß die jetzt endlich die Kinderpornographie im Internet abschaltet.

  9. 09
    MakeAMillYen

    @orcal (08)

    Guter Gedanke. Triffst voll in Schwarze.

  10. 10

    Auf die letzte Frage kann man wohl nur mit „Ja“ antworten.

  11. 11
    nrq

    @#701710: Wären das nicht die „Angestellten“ der Leute, die eben über technische Probleme wie die Filterung des Internets entscheiden müssten dann würde ich dir recht geben. Wie kann man aber eine Problemstellung hinreichend erfassen, wenn die eigenen Zuarbeiter offensichtlich nicht in der Lage sind, Informationen dazu passend aufzubereiten?

    Man sollte nicht vergessen, das unsere Politiker ihre Informationen nicht mehr selbst zusammensuchen, sondern die von ihrem Stab in irgendwelchen Dossiers zusammenstellen lassen. Können diese Leute selbst nicht mit der aktuellen Technik umgehen fällt da mal ein großer Teil einfach mal weg.

  12. 12
    Frogster

    @#701711:

    Die Antwort des Ministeriums ist sicher inhaltsleer, aber ihr alle versteht nicht, wie der Normalbürger denkt. Für den ist das Internet und überhaupt die ganze Computerei etwas Unheimliches, weil nicht materiell Greifbares. Eine Zeitungsseite dagegen strahlt Autorität aus,

    Das würde ich sofort unterschreiben, wenn wir 1996 hätten, aber wir haben mittlerweile 2008. Z.B. wird man ja auch gesetzlich dazu gezwungen, Steuerangelegenheiten über das Netz abzuwickeln.

  13. 13
    moi.

    gefährlich und dumm unsere politik.
    und wer schützt jetzt die kinder?

    für heute ist mir auf jedenfall wieder schlecht.

    danke trotzdem, dass sich hier noch andere sorgen!

  14. 14

    Es fehlt mir jede Arroganz, was das Verhältnis des „Normalbürgers“ (Wer ist das? Ich doch schließlich, oder „wir“, wieso sind das immer nur die mutmaßlich Anderen?) zum Netz angeht, denn ich finde nicht, dass sich damit jeder auskennen muss.

    Aber von denjenigen, die weitreichende Eingriffe in dieses Medium beschließen wollen, von denen erwarte ich wenigstens die Anspruchnahme kompetenter Beratung und Hilfe, wenn schon für eigene Beschäftigung mit dem Thema keine Zeit ist.

  15. 15
    Frederic

    Das Schlimmste daran finde ich allerdings eher den Antworttext und die dahinterstehende Aussage (Medienkompetenz hin oder her): „Vielen Dank, lieber Bürger … lalala … Mir doch scheißegal … Ablage P … bitte belästigen Sie uns nicht wieder.“

    Ich meine: Klar, wenn da täglich ca. 40 Millionen Bundesbürger mit Internetanschluss schreiben würden, was sie grad auf dem Herzen haben … das kann keiner alles komplett lesen und beantworten. Verstehe ich. Würd ich auch nicht können.

    Aber(!): Da nölt mal nicht nur einer dumm rum, sondern es meldet sich jemand, der Ahnung von der Materie hat, bietet freiwillig Unterstützung an und möchte sich in der Sache engagieren … da finde ich so ne „Leck mich“-Antwort einen Schlag ins Gesicht. Da brauch man sich dann über Politikerverdrossenheit der Bevölkerung nun wirklich nicht mehr zu wundern.

  16. 16
    orcal

    @12 frogster: dafür hat der Normalbürger seinen Steuerberater. Ich bin selbst schon etwas älter, würde mich als besseren User mit etwas Hintergrundwissen, aber keinen Programmierkenntnissen einstufen. Es gibt in meiner Alterkategorie ganz viele Leute, die immer noch überhaupt keinen Computer haben. Die, wenn sie ihn haben, ihre mails bei yahoo und co abrufen, höchsten mal Spiegel online lesen und einen Virenscsanner draufhaben, der sich zuletzt vor drei Jahren aktualisiert hat.Vor allem aber: sie trauen dem Internet nicht, es hat für sie den Charakter des Unwirklichen und Manipulativen. Darüber, daß die alten Medien mindestens so manipulativ sind, wollen sie nicht nachdenken, das würde ihr ganzes bisheriges Leben in Frage stellen.Die Politiker sind großartige Hacker im Sinne eines erweiterten social engineering Begriffs. Schäuble und von der Leyen machen das hervorragend: sie bedienen die Wünsche und Ängste der Normalmenschen und werden deshalb gewählt. Alle Aktionen gegen die Überwachungsgesellschaft stärken sie noch, weil der Normalbürger diese Kritiker eben als die bösen Internethacker wahrnimmt, denen jetzt die Politiker endlich mal das Handwerk legen.

  17. 17
    Hein

    @#701717:

    Genau. Das Ministerium hat bestimmt eine Standleitung zu Bert Weingarten.

  18. 18
    Frogster

    @#701719: Es gibt eben unterschiedliche Normalbürger. Mein älterer Normalbürger hat Kinder, die ihm das Internet erklären und er nimmt das dankend an.
    Übrigens liest mein Grossvater das Blog meiner Schwester – allerdings muss ich es ihm dafür ausdrucken, aber er ist auch schon 90.

  19. 19
    Peter

    uns hat letztens ein kunde angerufen und gefragt ob wie für ihn die bilder einscanen könnten die er gleich per email schickt….. noch fragen???

  20. 20
    AlexT

    Als erstes finde ich es gar nicht schlecht das eine relevante Antwort geschrieben worden ist die tatsächlich viele Punkte des Ursprungsschreibens angehet. Allein dies ist in vielen Europäischen Ländern nicht als selbstverständlich zu erwarten.

    Zum Inhalt: Das Netz kann eine Plattform für Kriminalität sein. Somit muss es wie die Wirtschaft auch, in bestimmten Bereichen, in transparenter form reguliert werden und dies über verschiedene Wege.

    Das Schreibfehler und mangelhaftes Scannen jetzt derartig kritisiert werden finde ich eher schwach. Ich hätte mich mehr über konstruktive Lösungsvorschläge gefreut, oder bin ich hier auf einer „maskierten“ Kinderschänder Seite gelandet?

  21. 21

    ach, die nette frau wusste wahrscheinlich selbst nicht, was in dem PDF genau drin stand. der dateiname lautete vielleicht einfach: „kinderpornografie_bei_antwortschreiben_an_bürger_immer_mitschicken.pdf“

  22. 22

    @20: „oder bin ich hier auf einer „maskierten“ Kinderschänder Seite gelandet?“
    Verdammt! Enttarnt.

  23. 23

    @#701717:
    Zustimmung. Allerdings muss man wohl annehmen, daß diese Vermutung nicht für jeden gilt. Ich finde die Einlassung von DerTim (03) überhaupt nicht an den Haaren herbeigezogen. Blöd nur, wenn die oberen Stellen die unteren nicht davon informieren, daß unter dem Deckmantel der Bekämpfung von Kinderpornographie verfassungsmäßige Rechte ausgehebelt werden sollen.

  24. 24

    Wie inkompetent unsere Bundesregierung im Umgang mit IT-Fragen ist, zeigt sich doch andauernd. Zum Beispiel, wenn Software, die jeder Netzwerkadministrator für Sicherheitsprüfungen verwendet, per Gesetz verboten und ihr Besitz unter Strafe gestellt wird. Oder auf dem von der Kanzlerin einberufenen IT-Gipfel: dort wurde tatsächlich vorgeschlagen, die biometrischen Daten, die auf zukünftigen Ausweisdokumenten gespeichert sein werden, zur Identifizierung bei Online-Einkäufen zu nutzen (damit zukünftig jede noch so windige Internet-Firma Datenbanken mit Fingerabdrücken und Gesichtsmerkmalen ihrer Kunden anlegen kann).

    Die einzig richtige Antwort auf diesen geballten Schwachsinn ist die gebetsmühlenartige Wiederholung von John Perry Barlows „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“:

    „Regierungen leiten Ihre gerechte Macht von der Zustimmung der Regierten ab. Unsere habt Ihr nicht erbeten, geschweige denn erhalten. Wir haben Euch nicht eingeladen. Ihr kennt weder uns noch unsere Welt. Der Cyberspace liegt nicht innerhalb Eurer Hoheitsgebiete. Glaubt nicht, Ihr könntet ihn gestalten, als wäre er ein öffentliches Projekt. Ihr könnt es nicht. Der Cyberspace ist ein natürliches Gebilde und wächst durch unsere kollektiven Handlungen. [„¦] Wir werden im Cyberspace eine Zivilisation des Geistes erschaffen. Möge sie humaner und gerechter sein als die Welt, die Eure Regierungen bislang errichteten.“

  25. 25
    Frogster

    @#701735: Danke für die „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“. Kannte ich noch nicht. Als ich vor etwa 10 Jahren das erste mal von kriminellen Handlungen im Cyberspace und deren Bekämpfung hörte, musste ich laut lachen, weil ich dachte, das ist doch nur virtuell und das tut keinem weh. Tja, so kann einem das Lachen im Hals steckenbleiben…

  26. 26

    Die vollständige „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace gibt’s übrigens hier:

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/1/1028/1.html

    Vielleicht mag ja mal jemand den Text ausdrucken, dann einscannen und an unsere „IT-Experten“ in Berlin schicken ;-)

  27. 27

    In einer Firma werden solche Leute normal entlassen. Gut bei Frauen schwieriger weil es gleich Mobbing ist. Aber unsere Staatsdiener, die man einfach lieb haben muss, die alimentieren wir bis zum Sarg. Es faengt bei gnadenloser Dummheit schon im Mittleren Dienst an, mit moeglichst 45 Jahren in Vorruhestand (Teletappies Lieblingsdisziplin). Es geht auf hoeherem Niveau in Hessen mit Luegen weiter (siehe Ypsilanti + Lebensgefaehrten + Haertel (OB Hanau)). Und auf hoechstem Niveau an Unfaehigkeit gipfelt es in Berlin. Dort geben sich echte Versager beim Versagen die Tuerklinke in die Hand. Spezialdisziplinen : Frauengleichstellung, Kinder und Soziales sowie Gesundheit. Da gehoeren ganze Ministerien entlassen. Vom Staatssekretaer bis zum Pfoertner. Bei Schuelern oder den arbeitenden Heloten dieses Landes bescheinigt man Unfaehigkeit. Bei unseren „Wir alle schweben ueber den Wolken, DENN WIR sind das Volk“ ist es sch..egal.
    p.s.: Wen die Umlaute stoeren, soll mir erstmal einen deutschen Arbeitsplatz besorgen. Das konnten die von uns bezahlten Totalversager bis jetzt nicht! Ich arbeite exterritorial mit amerikanischer Tastatur, die bei uns Usus ist. Mein Arbeitsvertrag wurde im europ. Ausland abgeschlossen und ich zahle in Deutschland Einkommenssteuer weil die Finanzbeamten der Meinung sind in unserem Land ist alles gut und wir (der Steuerzahler) sind Weltbuerger!
    Angeblich soll es aber in Hessen eine MdB geben, die mit Bestechungsverdachten um sich wirft, NACHDEM ihre Immunitaet schon 8 Monate aufgehoben war wegen Verdacht der Steuerhinterziehung. Der Knall ist: Frau Lopez (SPD) ist „ausgebildete Finanzwirtin“, gehobener Dienst FA. Fragen?

  28. 28
    Bernd Haas

    Der Verein und Herr Freude haben sich in der Vergangenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert, was die Kooperation mit staatlichen Stellen anbelangt. Was erwartet man da, dass auf so einen virtuellen Fresszettel hin gleich ein Budget zur Verfügung gestellt wird? Man wollte damit doch bloß entlarven, schliesslich war die Reaktion des Ministeriums vorhersehbar. Und ein Thema mit hohem Empörungsgehalt wurde gleich auch noch gewählt, damit einfacher öffentlicher Druck aufgebaut werden kann.

    Vielleicht sollte der nächste offene Brief auch besser nicht mit einem nach Anrede großgeschriebenen „Ich“ beginnen. Auch wenn das sicherlich der Wahrnehmung seines Autors in punkto eigener Wichtigkeit entspricht.

  29. 29

    also ich finde ja, in die überschrift gehört noch ein „Äh“ vor das „Nicht“…

    …äh nicht

  30. 30
    RC

    Das würde ich sofort unterschreiben, wenn wir 1996 hätten, aber wir haben mittlerweile 2008.

    Ach Quatsch. Das möchte man nur meinen. Die erste _deutsche_ Mail wurde 1987 verschickt, da würde man ja auch denken das es langsam mal Normalität ist. Ich habe auch erst letztens (ja 2008) was in einem Laden gekauft und bei der Frage nach der Benachrichtigung gebeten es per _Mail_ und nicht wie üblich per Telefon zu machen (mein Handy Akku war gerade leer, dass kam also auch nicht in Frage). Bei der Erwähnung bemerkte ich schon das das ein Problem ist (PC mit Internetverbindung stand im Raum, das war es also nicht). Warum man eine Mail möchte, wenn man doch angerufen werden kann. Weil man um eine Mail zu empfangen nicht zu Hause sein muss, weil man eine Mail abrufen kann wann man will und man sie im Gegensatz zu einem Anruf nicht verpassen kann, sagte ich. Okay, okay – dann wird eben eine Mail geschickt.
    Als ich dann später zu Hause war, klingelte das Telefon. Ja es war dieser Laden. Obwohl ich eine Mail wollte, obwohl ich nur meine Mail-Adresse angab, suchten die sich extra meine Telefonnummer, nur um mich auch ja anzurufen statt zu mailen. Es sei halt einfacher. Bravo.

    Ich traf ungewollt einen „alten Bekannten“ wieder, der inzwischen Jura studiert hat und er meinte zu mir ganz stolz, er würde jetzt ja auch das Internet am Computer (!) benutzen. Und der ist ~26. Das ist ja wohl nicht so (oder zu) alt. Man macht es sich also irgendwie zu leicht, wenn man das mit dem Alter abtut. Da steckt schon mehr dahinter. :P Höchstens ist in der Gruppe die Anzahl der Uninteressierten größer.

    Wenn man das Netz so oft und so alltäglich benutzt, vergisst man gern das das bei sehr vielen Menschen noch genau anders herum abläuft. Manche Leute finden es halt auch auf keiner Ebene spannend und wissen deshalb nix damit anzufangen.

    Das ändert sich erst wenn manche Dienste nicht mehr anders angeboten werden. Dann benutzt es halt doch jeder, durch den Zwang, nicht aus eigenem Antrieb. Die Anzahl der Leute, die damit so ihre Probleme haben, verringert das aber nicht, eher im Gegenteil.

  31. 31
    domsky

    Die Antwort wurde doch sicherlich von einem Praktikanten zusammengebastelt, in dem Lichte muss man das sehen.

  32. 32
    Tinker

    @#701768:
    Ja, die, die sich nicht auskannten, das waren frueher die Arbeitsplatzbesitzer mit allem in Sack und Tasche. Mein Vater gehoerte auch dazu. Komischerweise nur bis er mitbekam: es ist nicht wie in der Firma. Hier ist jedes seines Glueckes Schmied. Der ist heute 80 und stolzer Besitzer eines Netbooks mit Linux als OS :-). So kann er die Urlaubsfluege billiger buchen. Und es geht doch – nur nicht bei unserer Regierung.

  33. 33
    Wolfgang

    ich finds geil. ich drucke meine emails auch immer aus und hefte sie dann im entsprechenden ordner ab.

  34. 34
    Ben

    Es gibt dass schöne Gerücht dass an einer Universität erst dann der Ausdruck und die Archivierung sämtlicher (inclusive Spam!) Emails eines Dozenten in Frage gestellt wurde, als dieser einen zweiten Archivraum und zusätzliche Aktenschränke beantragt hatte.

  35. 35
    xdak

    ach kommt schon. immerhin haben sie nicht den monitor auf den kopierer gelegt. und sie haben bewiesen, dass sie einen scanner haben. kann sich auch nicht jeder leisten.

  36. 36
    RC

    Fällt mir gerade noch dazu ein:

    Dass der elektronischen Antwort jedoch ein PDF anhängt, dass den Scan (!) einer ausgedruckten (!!) Webseite (!!!) des Familienministeriums zeigt, auf der ein Interview mit Ursula von der Leyen aus dem Hamburger Abendblatt veröffentlicht wurde „¦

    Na hoffentlich haben die gefragt und Erlaubnis bekommen, ansonsten handelt es sich ja um eine Copyright Violation. :P

    Aber Briefe an Politiker schreiben ist sehr oft sinnlos, erinnert mich an die Aktion des AK Vorratsdatenspeicherung, wo man sich an die Abgeordneten wenden sollte. Ich tat das und ich bekam eine Antwort von einem einzigen Abgeordneten (Ronald Pofalla), dabei handelte es sich um einen Standardtext der keinen Bezug zu meinem individuellen Brief hatte und den _alle_ erhielten, die an Pofalla geschrieben hatten. Ich überlegte noch kurz ob ich gleich nochmal schreiben sollte, dass ich auf meinen individuellen Brief dann auch gerne eine individuelle Antwort erhalten hätte, entschied mich aber dagegen. Zeitverschwendung. Da kotze ich mich lieber auf Foren aus. :D

  37. 37
    Frogster

    @#701780: Oder man stellt die Fragen auf abgeordnetenwatch.de. Da sehen wenigstens Alle, wer überhaupt und was antwortet. Es ist auch nicht unmöglich, einen persönlichen Termin zu bekommen, braucht man aber Geduld für.

  38. 38

    Ach du meine Güte, ich weiss wirklich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Ok, zugegeben, im Moment lache ich. Das ist beste Realsatire über alle Inkompetenzen aller Ministerien komprimiert in einer einzigen EMail – das muss man erst einmal hinbekommen. Also ich wäre nicht auf diese Idee gekommen :D

    @orca und RC: ihr habt natürlich völlig Recht, dass es Menschen gibt, die von IT keine Ahnung haben. Das ist auch gar nicht schlimm. Ich habe beispielsweise keine Ahnung vom Fliegen. Allerdings würde ich mir auch nie anmaßen, in diesem Bereich Gesetze oder ähnliche Dinge erlassen zu wollen.

    Aber vielleicht denke ich hier mal wieder einfach nur zu logisch.

  39. 39
    RC

    Ich habe beispielsweise keine Ahnung vom Fliegen. Allerdings würde ich mir auch nie anmaßen, in diesem Bereich Gesetze oder ähnliche Dinge erlassen zu wollen.

    Aber vielleicht denke ich hier mal wieder einfach nur zu logisch.

    Also verteidigen wollte ich das ja jetzt ganz bestimmt nicht. :P Mir ging es nur darum, dass es fast überall so aussieht. Klar macht es das kein Stück besser. Nur überraschen sollten diese Zustände doch inzwischen niemanden mehr.
    Ich finde es gut und begrüße es auch sehr wenn über sowas berichtet wird, aber Politiker wie Brigitte „Was ist ein Browser?!?“ Zypries haben die Messlatte halt besonders hoch gelegt, was noch als besonderer *beep* angepriesen werden kann. Ich habe all den Kram leider immer noch vor Augen. Diese Sachen gehen zu schnell vergessen, so scheint es mir.
    Vielleicht sollte man mal einen Eintrag pro Politiker anlegen, was der sich so alles geleistet hat an dieser Front. Das könnte interessant werden, mir fällt auf Anhieb recht viel ein. Oder gleich eine eigene Wiki darüber starten? ;)

  40. 40

    Die Antwort hat was:

    „Technisch versierte Internetnutzer werden immer Wege finden, die Sperren zu umgehen. Entscheidend ist aber, dass dadurch der Zugang für die große Masse der durchschnittlich versierten Internetnutzer blockiert wird und die harten Fälle auf Nebenwege gezwungen werden.“

    Die große Masse? Gehen die allen ernstes davon aus, dass „die große Masse“ Kinderpornos runterläd? Was für eine Unterstellung.

    Und überhaupt:
    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Keine Männer? Gleichbehandlungsgesetz anyone?

  41. 41
    Harm

    Das ist doch nur so ein „Internet-Kunst-Projekt“ von Alvar Freude und wir möchten doch bitte alle vermeiden, dass Ursula von der Leyen in einem Container vor dem Brandenburger Tor landet und von ihr gesperrte Webseiten vorgelesen bekommt.

  42. 42

    Vermutlich sind die meisten Leute die ans Familienministerium schreiben irgendwelche Rentner von der Senioren-CSU, die endlich was gegen diese furchtbaren „Killerspiele“ unternommen haben wollen.

    Oder die sich über das kinderverderbende Fernsehprogramm beschweren. Oder über Sexseiten im Internet. Oder über das Internet überhaupt. Oder so. Stelle ich mir jedenfalls vor.

    Und wenn das Familienministerium denen dann nen Link zurück schicken würde, wüssten die gar nix damit anzufangen. Oder die wären vielleicht noch böse.

    Die meisten Briefe kommen bestimmt per Post. Da hält man es vielleicht für unhöflich mit nem Link ins Internet zu antworten und deshalb kommt die Antwort und das ausgedruckte Interview auch per Post.
    Deshalb haben die das als PDF parat liegen. Und diese PDF an ne Mail anzuhängen geht dann schneller als den richtigen Link auf der Webseite zu suchen und zu kontrollieren.

    Und bestimmt sind 90% der Leute die ans Familienministerium schreiben dafür dankbar, wenn sie ne ausgedruckte Webseite erhalten. Schätze ich mal. :)

    Und die armen Sachbearbeiter sind halt die gleichen und deshalb wurde hier ähnlich reagiert, wie bei den täglich 20 Briefen von irgendwelchen CSU-Rentnern.

  43. 43

    Außerdem kriegen die sicher täglich 1000 Briefe über alles mögliche.
    Benachteiligung von Senionen, Magersucht, Kindergartenplatzmangel, die böse Jugend, Heimunterbringungen, von irgendwelchen Frauen-/Senioren-/Kinder-Verbänden und Vereinen.

    Der Zuständkeitsbereich des „Ministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend“ ist ja riesig. Also wirklich riesig und ultrakomplex.

    Und ich hab ein wenig Verständnis dafür, dass viele sicher keinen Link zum selber ausdrucken haben wollen, sondern das Interview von der Webseite als PDF oder direkt ausgedruckt auf Papier.
    Schon alleine deshalb, weil vielleicht mancher Verband kein (potentiell privates) Internet am Arbeitsplatz zur verfügung stellt, sondern nur Mails (hab ich schon erlebt.).

  44. 44
    Chris

    Ich finde die Aufregung eher übertrieben. Fehler wie die falsche Anrede passieren jedem und in jedem Unternehmen, Software hin oder her.
    Nach dem allgemeinen Textbaustein zu Beginn des Briefes geht sie sehrwohl auf seine Argumente ein. Was der Einsender und wohl auch viele hier nicht verknausern können ist, dass die im Ministerium einfach ein anderes Vorgehen (Sprich: eine andere Meinung) gewählt haben. Gleich das gesamte Ministerium zu diskreditieren, finde ich etwas unsouverän. Was erwartet er? Das Uschi von der Leyen ihn auf ein tete-a-tete einlädt und ihm anbietet in eine Expertengruppe aufgenommen zu werden?

    Im übrigen: In der Logik von „Anke Dmytrowski, Service-Team“ ist dieses Vorgehen mit dem Anhang durchaus konsequent. Sie sichert dauerhaft ihren Job, denn „Wissen Sie eigentlich, wieviel Aufwand es ist, all diese Anfragen zu beantworten? Ich muss ja ganz oft auch noch Scans dranhängen!“

  45. 45

    Es ist zwar wirklich schwer nachvollziehbar, warum sie das Interview nicht einfach in der E-Mail verlinkt haben. Sie hätten wohl auch die Druckansicht-HTML-Seite speichern und anhängen können. Vielleicht gibt es aber ne interne Richtlinie oder so, dass referenziertes Material unbedingt als PDF mitgeschickt werden muss.

    Wenn man das mal so stehen lässt und davon ausgeht, dass sie Windows einsetzen, ist Ausdrucken und Einscannen gar nicht sooo abwegig. Denn Windows kann bis heute nicht von Haus aus (d.h. ohne Zusatzsoftware) Dokumente in PDFs umwandeln, und so ist der Umweg über einen PDF-erzeugenden Scanner für den einfachen Anwender vielleicht am naheliegendsten.

    Ist natürlich nur wilde Spekulation.

  46. 46

    PDFs sind schlicht praktischer, wenn man abwechselnd Briefe per Mail und per Post beantworten muss. Entweder man druckt die aus oder man hängt die an die Mail an.
    Und man kann ne Datenbank mit tausenden PDFs, thematisch sortiert, anlegen.

    Außerdem ist so sichergestellt, dass man den richtigen Inhalt schickt. Webseiten können sich ändern, PDFs nicht. Und dann kann man auch noch nach Jahren die Mail samt Original-Anhang nachvollziehen.
    Wie das Ministerium das macht, ist vermutlich *in der Praxis* sinnvoll.

  47. 47

    Vielleicht ist es sinnvoller solche Briefe nicht an ein Ministerium zu schicken, sondern direkt an einen bestimmten Abgeordneten im zuständigen Fachausschuss des Bundestages. Am besten an den Vorsitzenden. Oder alle. Vermute ich.

    Sonst wird sowas vom Praktikanten per Formbrief beantwortet und abgelegt.

  48. 48

    Ich glaube mir wird schlecht.

  49. 49

    @#701832: Das mit den PDFs stimmt an sich.
    Nur eine Website auszudrucken und dann auf PDF zu scannen ist weder zeitgemäß noch sieht es nach irgendwas aus.

  50. 50

    @49 Ja, klar. Aber vielleicht hat man ja das Interview in Papierform in der Abteilung dort so verteilt. K. A. wie das da abläuft. Ist aber doch nicht soo schlimm und eigentlich egal. (Mein neuer Scanner hat nen Knopf um direkt PDFs zu erzeugen – sehr praktisch.)

    (Vielleicht übertreibe ich auch etwas und Briefe von Bürgern werden im Familienministerium sehr aufmerksam von Beamten gelesen und wichtige Argumente fließen dann in komprimierter Form in Entscheidungsprozesse ein.
    Und erst dann werden die per Formbrief beantwortet und abgelegt. Keine Ahnung. Ich stelle mir aber vor, dass die zu presseaktuellen Aufreger-Themen wie z. B. Kinderkrippen, jugendliche Testkäufer, „Killerspiele“, Internetsperren seeeeeeehr viele Briefe und Mails kriegen. :D )

  51. 51
    Tagedieb

    Leute, verbeißt Euch nicht in Kleinigkeiten. Es ist keine Schande, wenn das Ministerium den Scan eines Interviews einer E-Mail beifügt. Das Ministerum hat wahrscheinlich für einen Pressespiegel diesen Scan erstellt bzw. um ihn mal schnell zu vervielfältigen und irgendeiner Pressemappe für eine Pressekonferenz beizulegen. Es ist einfacher, den Scan an die Antwort anzuhängen als irgendeinen Link rauszusuchen.

    Auch die Art der Beantwortung war zu erwarten. Sie stammt wahrscheinlich aus der Feder eines subalternen Referenten, und sollte von vornherein nur dazu dienen, den Adressaten erstmal ruhig zu stellen. Wer hat denn erwartet, dass eine E-Mail von irgendeinem Vereinsfuzzi wirklich aufrichtig und inhaltlich ausgefeilt beantwortet wird? Der Fragesteller kommt nunmal nicht von irgendeiner Lobbygruppe wie z.B. BITKOM!

    Und hey, soviel Personal gibt es nicht in den Ministerien, um alle Anfragen nachvollziehbar und begründet zu beantworten. Das kann man sich abschminken. Wahrscheinlich wissen die meisten hier nicht, wie es in den Ministerien auf Bundes- und Landesebene abgeht.

    Nichtsdestotrotz finde ich es richtig, Ministerien/Behörden mit solchen Anfragen zu bombardieren, wird so zum Ausdruck gebracht, dass eine Menge Leute etwas gegen solche Pläne haben. Nur sollte man dann solche Anfragen breit streuen, z.B. in Kopie an Abgeordnete zu senden, um auch diesen den eigenen Standpunkt inklusive offizieller Antwort kundzutun. Irgendwann kommen die nämlich auch auf den Trichter, dass etwas nicht stimmt.

    Mein Fazit: Korrekte Anfrage, übliche Antwort, aber kein Grund, sich aufzuregen, eher, noch mhr Druck zu machen. Die sollen in E-Mails, Briefen, Anrufen ertrinken!

    Aber was man trotzdem nicht machen sollte:
    1. in der Anschrift nicht den korrekten Namen zu verwenden
    2. den Pfad mit anzugeben, auf dem das jeweilige Dokument zu finden ist.

    PS:
    Es geht in den Ministerien nicht darum, gescheite Antworten auf Fragestellungen und Probleme zu finden, sondern den Arsch der Staatssekretäre und Minister ins Trockene zu bringen; und die eigene Karriere zu befördern, die ohne richtiges Parteibuch beim Referatsleiter endet.

  52. 52
    KayHH

    Was anderes als diese Antwort hätte ich von Ursula von der Leyen auch nicht erwartet. Nach diversen Briefen an Minister, Frau Merkel und unseren Bundespräsidenten kann ich bestätigen, dass diese Art Antwort in keiner Weise aus dem Schema fällt. Auf Fragen wird nicht eingegangen. Meist hatte ich den Eindruck, eine Ansammlung von Textbausteinen zurück zu bekommen. Alles in allem hatte ich in keinem einzigen Fall den Eindruck, dass man meine Anliegen zu welchem Thema auch immer in irgendeiner Weise ernst nimmt.

    KayHH

  53. 53
    knuellz

    großartig. ich habe gerade unglaublich gelacht. herrlich !!

    völlig egal, wie es zustande gekommen ist aber das Endergebnis ist einfach fantastisch!!

  54. 54

    Die Spreeblick Partei.
    Meine Stimme habt ihr.

  55. 55
    Gunnar

    Achtung, Achtung!
    Auf der Datenautobahn nach Berlin kommt ihnen eine Geisterfahrerin entgegen! Eine? Tausende!

  56. 56

    irgendwas muss da passieren. das ist klar.

  57. 57

    Man macht sich ja kein Bild. Bin einmal mehr irgendwo zwischen schockiert und belustigt.

  58. 58

    Jetzt kommentiert mal nicht so viel, mir geht das Papier aus!