Eine gute Abwehr funktioniert wie ein gutes Gebiss: entscheidend für die Effektivität ist nicht die Weiße der Zähne, sondern ihre Standfestigkeit und vor allem: die Gleichmäßigkeit der Zwischenräume, das Fehlen der Lücken. In der Hinsicht sieht Schalke dieser Tage aus wie Steve Buscemi. Und so langsam stellt sich die Frage, ob Metzelder überhaupt noch zu retten ist.
Es ist aber nicht nur die Abwehr, es fehlt insgesamt die Idee. Die Hälfte der Angriffe in der ersten Halbzeit wollten durch lange, das Feld durchmessende Diagonale eingeleitet werden, das Wiener Schnitzel der Spieleröffnung: darauf greift man zurück, wenn einem bei Gott nichts anderes mehr einfallen will. Da kann das Fernsehen dutzendfach den beeindruckenden Entenarsch Huntelaars in Nahaufnahme zeigen, wenn nicht bald wieder Rakitic weiter hinten spielt, wird Schalke diese Saison weniger Chancen herausspielen als Ibisevic in einem Spiel versemmelt.
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Immer wieder denke ich über die Gründung eines Vereins pazifistischer Fussballanhänger nach – und darüber, was man für Schuss sagen könnte, für Abwehrbollwerk, für Torjägerkanone. Den Zusammenhang zwischen Nationalismus, Bellizismus und Fussball bestreiten ja nur noch die WM-Teilzeitfans, derer allerdings sich hier immer noch viele tummeln: denen möchte ich Krieg im Frieden ans Herz legen, der diese unseelige Verbindung in der Frühzeit des Fussballs nachzeichnet. Meine Lieblingsstelle, aus einer Werbeschrift für den Fussball in Deutschland im Jahr 1882, geht so:
Zwei Parteien von gewöhnlich je elf Kämpfern befinden sich im Kriegszustande. Es handelt sich darum, einen großen Lederball vermittels der Füße auf feindliches Gebiet und womöglich in das Heiligtum des Feindes, den durch die beiden Pfähle gekennzeichneten ›Stand‹ zu bringen. Gelingt dies auf regelrechte Weise, so ist ein ›Stand‹ gewonnen, und die Anzahl der gewonnenen beziehungsweise verlorenen ›Stände‹ entscheidet über Sieg und Niederlage. Zum Verständnis der unten folgenden Regeln bemerken wir noch, dass jede Partei unter einem ›Kapitän‹ respektive Führer steht, der seine Kräfte über das Feld verteilt. In erste Linie, nahe dem zu erwartenden Ball, wird er einen oder zwei geschickte, ausdauernde und offensiv tüchtige Spieler stellen, dann wird das Gros seiner Armee folgen, er selbst sich in der Rückgarde derselben halten, um im Falle der Not wirksam einer drohenden Gefahr entgegenzutreten.
Das möchte ich gerne von Udo Lattek gesprochen als mp3.
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Schalke, Stuttgart und Wolfsburg unten, Hoffenheim, Hannover und Lautern oben – es lässt sich ausgeglichen an zu Beginn dieser Saison. Ist das jetzt der Kommunismus, von dem alle reden? Die Wettbüros jedenfalls freuen sich, und das kann ja nun nicht im Sinne Lenins gewesen sein.
gut geschrieben – echt seltsam was da zur Zeit vor sich geht. Wie Schalke spielt ist unter aller Sau. Auch Raul ist meines erachtens keinen Pfenning wert gewesen. Ich seh schon was ich mir morgen wieder alles auf der Arbeit anhören darf….
Es war bis jetzt ein verrückter Spieltag gewesen. Die großen Mannschaften – Schalke, Wolfsburg oder auch Stuttgart – kriegen die Kurve nicht hin, ein Spiel zu gewinnen. Bei diesen drei Mannschaften denkt man, dass sie den Bundesligastart verschlafen haben. Mal sehen, wie sich der FC Köln sich heute gegen St. Pauli präsentieren wird. Man kann gespannt sein, ob Poldi nachher auch so stark spielen wird, wie er es am Dienstag gegen AZE von sich gezeigt hatte und sich von der Mannschaft mitreißen zu lassen.
Deine Textstelle klingt nicht nur militaristisch sondern auch pornographisch. Das Ding zwischen den zwei Pfosten als Heiligtum des Feindes, das Ziel das Leder zwischen die Pfähle zu bringen.
Hach, so unschuldig die Kaiserzeit.
Zu Schalke möchte ich einen Kumpel von mir auszugsweise zitieren, der das ausführlich und klug analysiert hat: „Da mögen viele Schalker angesichts des eingestampften Prunkstücks Trauer tragen denn dafür hat man auch gern den Großteil des Spieleretat investiert. Wenn andere Spielmacher oder Stürmer holte, kaufte Schalke Innenverteidiger und Sechser. Das war Schalke, das war der Stolz und quasi das Sinnbild der eigenen Existenz: die (Selbst)Verteidigung.
Wenn Schalker etwas gelernt haben, dann das. Offensiv hat man sich in der Heimstätte der Traber mehr als einmal vergaloppiert. Wie oft gingen da, wenn man nicht ohnehin auf den Falschen gesetzt hat mit einem die Pferde durch und wurde man vor dem letzten Sprung über das letzte Hindernis aus dem Sattel geworfen. Aber Defensiv, das ist die Schalker Stärke. Und nun? Des einzigen Halts beraubt. Orientierungslosigkeit und Unsicherheit macht sich breit und mit dem gewohnten Reflex lässt man sich mitunter in vorauseilendem Gehorsam nicht einmal darauf wartend eins drüber zu kriegen, bereitwillig in die die Defensive drängen. Man möchte wieder gewohnten Boden unter den Füßen hat und nicht schwimmen. So schwimmen eben nicht nur Spieler, sondern Mannschaft und ganz Schalke synchron. (…) Schalke hat sich an seine Verteidigung gehalten, dem Angriff hat man nie vertraut. Gebracht hat es nichts. Im Gegenteil, man war am Ende immer unzufrieden und nicht mit sich im Reinen. Das muss sich ändern und ich hab auch den Eindruck, dass sich das in Teilen bereits geändert hat. Nur muss man diesen Prozeß auch bewusst durchleben, um nicht bei der nächsten Gelegenheit (also z.B. Heute) wieder dem eigenen Kleinmut zu erliegen.
Schalke steht vor seiner größten Chancen seiner Vereinsgeschichte. Also mit nicht Augen zu und durch, sondern mit offenen Augen nach vorne blicken.“
Herrlich! :D und ich meine nicht den Rumpelfußballer
Ich glaube (hoffe es zumindest) auch, dass, wenn sich Schalke fängt, dieser Mannschaft was zuzutrauen ist. Aber was ist wenn aus den nächsten beiden Spielen gegen Lyon und Dortmund weiter keine Punkte eingefahren werden? Wenn sich aus der steigenden Unsicherheit eine Dynamik entwickelt wie letztes Jahr bei Hertha? Ein klein wenig Angst macht sich breit…
Aber viel passiert ist ja noch nicht, Bayern, Bremen und Leverkusen haben 4 Punkte, Wolfsburg wie Schalke nix nur der HSV hat 7 und Hoffenheim zähle ich einfach (noch) nicht.
Aber Metzelder scheint wirklich ein großes Missverständnis zu sein, der scheint in Madrid alles verloren zu haben was er damals noch hatte als Real ihn verpflichtet hatte.
Lieber Fred,
ich hoffe, du schaust im diesem Moment das Montagsspiel auf Helmer-TV. Wie schon vor ein paar Wochen gesagt, der KSC ist montags immer zu Späßen aufgelegt…