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Olympique Lyon

Um auch mal etwas Positives bringen zu können im grauen Bundesliga-Alltag, müssen wir schon über die Grenzen schauen. Der Blick bleibt neidisch sehnsüchtig in Lyon hängen. Der Etat von Olympique Lyon ist fast doppelt so hoch wie des deutschen Rekordmeisters Bayern München. Die Glücklichen. Geld schießt keine Tore? Geld macht magisch. Bei Lyon zaubert sogar der Torwart.

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Sporting Lissabon – FC Bayern München 0:1

Torwart Ricardos Alptraum hat ein Gesicht und zwar das von Bastian Schweinsteiger. Bereits zum 3,5ten Mal überwand der holde Prinzenknappe den portugiesischen Nationaltorhüter – das WM-Spiel um Platz 3 mitgerechnet. Ähnlich wie damals fasste sich Schweinsteiger ein Herz und besorgte mit einem fulminanten Weitschuss die Führung für den deutschen Rekordmeister.

Ein Spiel wie ein wilder Boxkampf: Ein paar gute Runden, den Gegner beherrscht und nach einigen guten Kombinationen auf die Bretter geschickt. Doch anstatt brav liegen zu bleiben, steht der Kontrahent auf und versucht mit viel Wut im Bauch zurückzuschlagen. Allerdings verhinderte das Adrenalin durchdachte Vorstöße von Lissabon, so dass die dicht gestaffelte Bayern-Abwehr vor Oliver Kahn keine allzu großen Probleme hatte, die Führung über die Runden zu retten.

Schweinsteigers Ampelkarte gleich nach der Pause wirft die Frage auf warum Schiedsrichter Hauge für so ein dummes, aber relativ harmloses Foul gleich einen Spieler vom Platz stellt, während die Portugiesen in der bayrischen Hälfte eine Tiefflugshow nach italienischem Vorbild abziehen dürfen.

Wie dem auch sei: 3 Spiele – 9 Punkte. Bayern mit einer kämpferisch guten Leistung fast im Achtelfinale und mit der Möglichkeit in zwei Wochen nochmals gegen den Fünfjahreswertungserzfeind Nr.1 zu punkten.

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Bremen – Sofia 2:0

Schaaf erlöste Womé und Vranjes von sich selbst, wären sie Pferde, sie müssten zum Abdecker. So werden sie nur abgeduscht, in Handtücher gewickelt und sanft angeschrien. Vielleicht kehrt so die geistige Frische, die Bereitschaft zur Umsetzung der Philosophie oder sonst irgendetwas aus dem unendlichen Phrasenschatz der Worthölle Fußball wieder in sie zurück.
Von Frauen kennt man das ja. Leben sie lange unter einem Dach, gleicht sich ihr Zyklus aneinander an. Wenn man dann 13 hochsensible und sehr tannenbaumfarbene Diven über Monate bei sich in der Kabine verwahrt, kann das passieren, was heute geschah: Alle haben ihre Tage, sind knatschig und laufen mit dicken Rückholfädchen zwischen den Beinen rum.

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Werder – Levski: Die erste Hälfte

Schweinehälfte. In der Geisterbahn kann man wenigstens knutschen. Die bedauernswerten Zuschauer im Verweser-Stadion müssen sich mit Schunkeln begnügen. Womé makes me vomit. Wie schlecht kann man dieses im Ansatz doch recht simple Spiel denn spielen? Als würde man beim Mensch-ärgere-Dich-nicht zur Begrüßung erst einmal die Figuren vom Brett fegen. Und Vranjes nimmt Drogen. Der junge Mann wird der erste Spieler sein, der bei der Dopingkontrolle mit Valium auffliegt. Selbst das Tor war krüppelig. Möge es anfangen zu regnen.

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Gefährdete Art: der Torhüter

Champions League, Gruppe A. Am morgigen Mittwoch also das, was durchschnittliche, vom Alkohol gezeichnete, gelegentlich durch Bestechung, Nuttenbesteigung, Pyromanie und verblüffende Inkompetenz auffallende Sportreporter – also alle – gerne als “Gipfeltreffen” bezeichen. Oder “Spitzenspiel”. Chelsea gegen Barcelona in London. Chelsea tritt nur mit Torwart Nummer 3 an. Aber wir wollen hier nicht hell-, sondern kurz zurücksehen, nämlich auf das englische Ligaspiel Chelsea gegen Reading. Damit Sie als ARD-Zuschauer das auch mal sehen. (Um mal wieder das rhetorische Stilmittel “Superdelling” anzubringen.)

Überhaupt nicht für Witzeleien geeignet hingegen ist das, was Chelseas Nummer 1 Petr Cech und der Nummer 2 Carlo Cudicini passiert ist. Der Spielverlauf in Kürze:

1. Minute: Selbst Petr Cech hat keine Titanummantelung um seinen Kopf. Schädelbruch nach dem Zusammenprall mit Stephen Hunt. Da Cech bei Bewusstsein bleibt, wird die Schwere der Verletzung zunächst unterschätzt (wir sind in England). Nachdem Cech die nachfolgende Operation überlebt hat – was laut Krankenhaus nicht unbedingt sicher gewesen sei -, wird er mindestens 6 Monate pausieren müssen.
[Szene ansehen: hier und hier]

45. Minute: Eigentor von Ingimarsson. Chelsea führt 1:0.

62. Minute: Gelb-rot für Chelseas Obi.

83. Minute: Gelb-rot für Readings Bikey. 10 gegen 10.

93. Minute: Chelseas Ersatztorwart Carlo Cudicini prallt mit einem gegnerischen Spieler zusammen, bleibt bewusstlos liegen und muss beatmet werden. John Terry zieht sich das Torwartleibchen an, Stürmer Didier Drogba wird Innenverteidiger.
[Szene ansehen]

102. Minute: Ende eines Fußballspiels.

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2006 • September

Hier gibt es ab jetzt mehr von mir.
Mathias Richel (u.a. Zeitzünder) hat nach einem längeren Gespräch über Blogfaschismus eine Nacht durchgemacht und ein Blog hingezaubert, bei dem es nur um Texte geht.
Dos? Keine.
Don’ts? Erst recht nicht.
Zwei Texte von mir sind schon draußen, eine Geschichte über den schlechtesten Sex, der jemals stattgefunden hat. Und der diesjährige […]

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Bremer Balboas betrauern Unentschieden gegen Barcelona

Wunderbare Szenen von allen Beteiligten, Wiese ein Baum, Etóo wie Carl Lewis, linientreue Pässe von Deco, Dribblings, die dem Betrachter Knoten in die Sehnerven spielten von Klose, Messi, Diego, großartiges Stellungsspiel von Frings, Puyol, Mertesacker, krachende Knochen, Muskelstudien aus dem Anatomieunterricht, Schwulenporno für Beinfetischisten.
Und dann doch: Am Ende bleibt Trauer. Bremer Balboas bekommen keine Luft mehr, machen aber Lust auf mehr.
Zieht den Chelseanern die Maßanzüge aus.

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Bayern verspeist Mailand

Lukas Podolski, jüngstes Opfer des Nationalspielerfressers Felix Magath, brauchte nur 2 Minuten für sein erstes Tor in der Champions League. Inter Mailand konnte sich zwar an der Leiche von Juventus Turin gütlich tun, Kannibalismus führt jedoch zu Hirnschäden, zwei rote Karten belegen das.
Bayern ist damit so gut wie weiter, Podolski hat seinem Peiniger den Stuhl gerettet.

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Die Champions haben auch gespielt, sagt man

Champions League schreibe ich aus einem legasthenischen Impuls heraus beim ersten Versuch immer Leaugue. Immer. Musste mal raus.
Die Bayern habe ich gesehen. Auf einem Sender, von dem ich nicht verstanden habe, wer er ist, er hat sich als Champions TV vorgestellt, aber das schien mir gelogen.
Bayern München wird dieses Jahr nicht die Liga der Meister gewinnen.
Das Spiel war ein 00, das sich als Kantersieg getarnt hat.
Die Mannschaft ist von sich selbst angeödet, Podolski entwickelt eine Ballphobie und Freude kommt nur auf, wenn Mehmet Scholl von seinem Zivi in die Arena geschoben wird.
Was ihr fehlt?

Nicht viel, gute Spieler stehen schließlich auf dem Platz. Da stehen sie gut, möchte man meinen.
Aber wenn der neue Hoffnungsträger bei Barcelona nicht spielen durfte, darf man sich nicht wundern, wenn das katalanische Niveau nicht erreicht wird.
Von den Bremern habe ich einen 48sekündigen Ausschnitt gesehen, der offenbart hat, dass Klose hoch springen und Ballack Elfmeter schießen kann.
Danke, Champions TV, ohne Dich hätte ich das nicht geahnt.
Der HSV?
Den habe ich cocktailschlürfend in einer Bar verfolgt.
Das heißt, ich habe auf den rechten unteren Bildausschnitt gestarrt, der unverdrossen das Grün des Rasens der Yahoo-Arena zeigte. Mehr konnte ich nicht sehen, die besten Plätze waren von gepiercten Szenegrößen besetzt.
Dass ich trotzdem das Grün anstarrte, spricht Bände über das Konversationstalent meiner Begleitung ist meiner durch frühkindliches Biene-Maja-Verbot enstandenen Bildschirmfixierung geschuldet.
Also alles beim Alten:
Bayern zu stark für die Auffüllteams, Bremen und Hamburg selber Auffüllteams.
Bayern aber auch zu schwach für die anderen Auffüllteambezwinger.
Barcelona wunderbar, selbst im Rahmen der 24 Sekunden.