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Geh‘ ma‘, GEMA [Update]

UPDATE: Mist. Es ist – wer hätte das gedacht – dann doch alles mal wieder nicht ganz so simpel, wie es auf den ersten Blick erscheint, und ich habe offenbar nicht genügend Zeit mit der Recherche verbracht, wofür ich um Entschuldigung bitte. Bitte lest auch den Kommentar von Matthias Hornschuh, der einige Ergänzungen und Richtigstellungen zu diesem Artikel hat, ich habe ihn auch an das Ende des ursprünglichen Artikels kopiert.

Blödes Wortspiel im Titel, ich weiß, aber ach, GEMA, du nervst. Seit Jahren muss ich mir blöd dabei vorkommen, dich zu verteidigen, Verständnis für dich einzufordern und dich zu erklären, während du dich um genau drei Millimeter aus deinem starren Verwaltungssessel bewegst. Also gar nicht. In 20 Jahren.

Und statt dich beliebt zu machen, vielleicht sogar als Heldin in Sachen Online-Urheberrechtsvergütungen dazustehen, indem du dich mal als mögliche Umsetzerin einer Kulturpauschale ins Gespräch bringst, tust du jetzt was? Du erhöhst an allen Ecken und Enden die Gebühren in Vertretung für andere Rechteinhaber oder Verwertungsgesellschaften wie der ZPÜ, der VG Wort, der VG Bild und anderen.

Was denken denn du und die ganzen anderen Vereine, wer die neue Tarifstruktur im Veranstaltungsbereich bezahlen wird, GEMA? In erster Linie doch wohl die jungen Clubgänger, denn die einzige Möglichkeit für Veranstalter, das Geld wieder reinzuholen, dürften gepfefferte Preiserhöhungen beim Eintritt und den Getränken sein. Und ganz nebenbei wird dann auch an anderen Stellen zugelangt, siehe Screenshot der Rundmail eines Werbemittel-Händlers oben.

Bekommt ja keiner mit? Denkste.

Hier geht’s zur Petition gegen die neuen Tarife für Veranstaltungen.

UPDATE Matthias Hornschuh sagt hierzu:

Johnny, bisher warst Du einer der wenigen, die es verstanden, in diesem erbärmlichen Spiel zu differenzieren und keine moralinsauren Schnellschüsse rauszuhauen. Daher bist Du ja vielleicht auch der Letzte, dem beide Seite zuhören. Aber das hier ist leider wirklich der Sündenfall. Die GEMA ist nicht verantwortlich für die Existenz einer Pauschalabgabe, das ist der Gesetzgeber. Diese hat zwar entschieden, DASS Abgaben zu leisten sind, nicht aber in welcher Höhe: Damit hat er absehbar den schwarzen Peter auf die VGs geschoben, die nämlich kaum einen großen Popularitätszugewinn erreichen werden, wenn sie Geld haben wollen für irgendetwas – wobei genau das ihr Zweck ist. Die ZPÜ ist mit der Erhebung der Abgaben und somit auch mit der Tarifierung betraut; eines ihrer Mitglieder übernimmt das Inkasso: Wo ist der Skandal? Den erklärst Du ja noch nicht einmal, Du behauptest ihn bloß. Was die Clubtarife anbelangt gilt leider das Gleiche, aber das ist ja allenthalben schon erklärt worden, es will nur keiner wissen. Es passt so schlecht ins Bild einer bösen, raffgierigen VG: Dass die Veröffentlichung des Tarifs im Bundesanzeiger Voraussetzung ist, um ein sog. Schlichtungsverfahren anzustoßen (was die GEMA umgehend getan hat), dass insofern der veröffentlichte Tarif vom ersten Moment an für jeden, der es hätte wissen wollen, als Verhandlungsbasis der GEMA für die Tarifierung vor der Schiedsstelle des Dt. Patent- und Markenamtes dient (was zugleich bedeutet, dass er in dieser Form nicht zur Anwendung kommen wird). Dass die Petition von einem Großveranstalter auf den Weg gebracht wurde unter Verwendung eines Textes der DeHoGa – also des Tarifpartners der GEMA, der hier in geradezu infamer Weise die öffentliche Anti-GEMA-Haltung ausnutzt, ohne dabei klarzustellen, dass es über ein Jahr nicht gelungen ist, in den Tarifverhandlungen zu einem Ergebnis zu kommen. Usw. und so fort. Es ist so billig, in dieses Volkszorn-Horn zu stoßen. Vielleicht hilfst Du uns in deiner Weisheit kurz aus der Scheiße: Was hätte die GEMA denn tun sollen: Keinen Tarif veröffentlichen? Das wäre in der Tat eine interessante Forderung von jemandem, der ihr gerade den Vorwurf macht sich nicht zu bewegen.

67 Kommentare

  1. 01
    Ole

    „Seit Jahren muss ich mir blöd dabei vorkommen, dich zu verteidigen…“

    Genau das bringt auf den Punkt, was ich lange genug nicht in Worte fassen konnte. Danke!

  2. 02

    @#804546: Frag‘ mich einfach! :)

    Im Ernst: Es ist auf eine gewisse Art faszinierend, dabei zuzusehen, wie sich der Verein selbst demontiert und in den Abgrund stürzt. Wobei es, finde ich, wirklich bitter nötig ist, dass sich die Politik einmischt und da mal aufräumt.

  3. 03

    Ganz sauber ist das leider nicht: Hinter der Abgabeerhöhung steht die ZPÜ – Zentralstelle für private Überspielungsrechte. Und dahinter hängen wiederum viel mehr Verwertungsgesellschaften als nur die GEMA. Z.B. auch VG Wort, VG Bild-Kunst, … und der ganze Haufen. Die GEMA ist bei den meisten Geschichten „nur“ Finanzeintreiber (z.B. auch bei der Kindergartengeschichte, die eigentlich die VG Musikedition verbrochen hat). Der Ärger sollte sich also eher verteilen – wodurch er natürlich auch nicht geringer wird.

  4. 04

    Das auch „Medien-beeinhaltende“ Datenträger der GEMA unterliegen ist ja ansich nichts neues, war ähnlich bei der Kassette.

    Allerdings ist die Thematik mittlerweile unendlich viel komplexer geworden, du sprichst mir mit dem ersten Absatz aus der Seele.

    Schön gesagt.

  5. 05

    Und schön wieder den GEMA-Kritikern in die Karten gespielt: Die GEMA ist nur ein „Teilhaber“ an dem Verein, der die sogenannte Pauschalabgabe (Siehe Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Pauschalabgabe) erhebt.

    Es ist daher falsch, NUR der GEMA die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die ZPÜ ist als GbR eingetragen und daher müssen alle Mitglieder zustimmen. Somit haben auch z.B. die VG Wort einen Anteil daran. Die werden allerdings nie beschossen.

    Ist eben einfacher, sich ein Tier aus der Herde zu nehmen und das zu erlegen…

  6. 06
    David

    @NetzBlogR/5: Dass es nicht nur um die GEMA geht, hat Spreeblick und die beteiligten üblichen Verdächtigen doch nun reichlich oft besprochen. Sprich, die Kritik mag inhaltlich richtig sein, nötig ist sie aber eher weniger.

  7. 07
    Matthias Hornschuh

    Johnny, bisher warst Du einer der wenigen, die es verstanden, in diesem erbärmlichen Spiel zu differenzieren und keine moralinsauren Schnellschüsse rauszuhauen. Daher bist Du ja vielleicht auch der Letzte, dem beide Seite zuhören. Aber das hier ist leider wirklich der Sündenfall. Die GEMA ist nicht verantwortlich für die Existenz einer Pauschalabgabe, das ist der Gesetzgeber. Diese hat zwar entschieden, DASS Abgaben zu leisten sind, nicht aber in welcher Höhe: Damit hat er absehbar den schwarzen Peter auf die VGs geschoben, die nämlich kaum einen großen Popularitätszugewinn erreichen werden, wenn sie Geld haben wollen für irgendetwas – wobei genau das ihr Zweck ist. Die ZPÜ ist mit der Erhebung der Abgaben und somit auch mit der Tarifierung betraut; eines ihrer Mitglieder übernimmt das Inkasso: Wo ist der Skandal? Den erklärst Du ja noch nicht einmal, Du behauptest ihn bloß. Was die Clubtarife anbelangt gilt leider das Gleiche, aber das ist ja allenthalben schon erklärt worden, es will nur keiner wissen. Es passt so schlecht ins Bild einer bösen, raffgierigen VG: Dass die Veröffentlichung des Tarifs im Bundesanzeiger Voraussetzung ist, um ein sog. Schlichtungsverfahren anzustoßen (was die GEMA umgehend getan hat), dass insofern der veröffentlichte Tarif vom ersten Moment an für jeden, der es hätte wissen wollen, als Verhandlungsbasis der GEMA für die Tarifierung vor der Schiedsstelle des Dt. Patent- und Markenamtes dient (was zugleich bedeutet, dass er in dieser Form nicht zur Anwendung kommen wird). Dass die Petition von einem Großveranstalter auf den Weg gebracht wurde unter Verwendung eines Textes der DeHoGa – also des Tarifpartners der GEMA, der hier in geradezu infamer Weise die öffentliche Anti-GEMA-Haltung ausnutzt, ohne dabei klarzustellen, dass es über ein Jahr nicht gelungen ist, in den Tarifverhandlungen zu einem Ergebnis zu kommen. Usw. und so fort. Es ist so billig, in dieses Volkszorn-Horn zu stoßen. Vielleicht hilfst Du uns in deiner Weisheit kurz aus der Scheiße: Was hätte die GEMA denn tun sollen: Keinen Tarif veröffentlichen? Das wäre in der Tat eine interessante Forderung von jemandem, der ihr gerade den Vorwurf macht sich nicht zu bewegen.

  8. 08

    @#804549: @#804550: @#804553: @#804554: Ich habe oben einen Nebensatz ergänzt, um das klarer zu machen. Dennoch, auch wenn die GEMA mal wieder nur andere vertreten muss: Wie viel komplexer muss das alles denn noch werden? Wer soll da noch durchblicken?

    Irgendjemand muss den Kopf hinhalten, und wenn die GEMA Dritte vertreten kann, dann kann sie Beschwerden und Gegenwehr auch an diese Dritten weiterleiten, denn sie ist dann erster Ansprechpartner. Dieses Rechtswirrwarr ist Teil der Misere, in der wir stecken, und die es langsam nötig macht, Jura zu studieren, bevor man das Netz nutzt oder sich zu diesen Themen äußern will.

    Eine Abgabe auf Speicher gibt es schon lange, klar, und ich finde die auch völlig okay. Aber Erhöhungen um mehrere hundert Prozent, mal eben so?

  9. 09
    Mister T

    Wenn Verbände sich streiten, ärgert sich der Dritte… Das Problem ist, dass ich der Gegenseite halt auch zutraue, dass sie die Verhandlungen lieber gegen die Wand fahren lassen, um dann nach dem simplen Prinzip „Wie bieten Ware, aber die bösen VGs wollen ja nur Geld“ den Kunden in ihrem Sinne aufzustacheln. Ich habe große Probleme damit, Petitionen zu unterzeichnen, um damit porschfahrenden Luden ihre Gewinnspanne zu ermöglichen. Alle Rechenbeispiele, die ich bisher gesehen habe (das sind die mit der hundertmillionenprozentigen Erhöhung) sind aber entweder genau auf solche zugeschnitten oder kalkulieren bewusst bestimmte Sonderkonditionen ein, ohne das anzugeben.

    Deshalb möchte ich mir keine Meinung bilden, bis ein Rudy Holzhauer oder so seinen Senf zu der Sache abgegeben hat.

    Aber von diesem einen Sachverhalt abgesehen: Ja, die Gema stellt sich denkbar dämlich an. Generell. Sie schnallen es nicht und das tut mehr weh, wenn man eigentlich auf ihrer Seite sein möchte.

  10. 10
    Hans Mingler

    somit ist „Spreeblick“ auch unlesbar geworden…

  11. 11

    @#804555: Mist. Ich hatte so etwas befürchtet und offenbar nicht genug recherchiert. Danke für die Ergänzungen. Auch wenn das jetzt gerade äußerst dämlich klingt: Ich kann heute nicht weiter dazu recherchieren, verweise aber auf deinen Kommentar oben im Artikel.

  12. 12

    @#804558: Einfach die Schrift größer machen.

  13. 13

    Ich mache mich mal unbeliebt und nehme die GEMA im Fall Tarifstruktur in Schutz.

    Ist es nicht so, dass durch die neue Struktur kleine Konzertveranstalter gefördert werden und als Ausgleich eben bei Großraumdiskos stärker abkassiert wird? Was ich prinzipiell nicht unsympathisch finde.

    Das steht auf der GEMA Seite: „Die Tarifanpassung führt in der Folge bei nahezu allen Veranstaltungen mit geringen Raumgrößen und moderaten Eintrittsentgelten zu deutlichen Vergünstigungen.“

    Klingt fast wie eine gewollte Förderung der Indie-Basis-Szene.
    Ich und viele andere Indie-Musiker würden sich eigentlich sehr über eine Renaissance intimer Spielstätten zuungunsten gesichtsloser Großevents freuen. Der Trend der letzten 10 Jahre ging ja eher in die andere Richtung.

    (Die GEMA ist für mich übrigens trotzdem ein völlig verrottender Apparat, der dringend und komplett reformiert gehört.)

  14. 14

    Prozentuale Darstellungen sind immer problematisch, weil sie sich besser als klare Zahlen manipulativ einsetzen lassen.

    In Tarifverhandlungen werden immer zunächst Maximalforderungen auf den Tisch geknallt. Wenn einer der Verhandlungspartner aber gar nicht verhandeln will, zwingt er dem anderen ein – in diesem Fall gesetzlich vorgegebenes – Handeln auf.

    Wenn er dann in der Öffentlichkeit so agitiert wie im aktuellen Fall, wird es Propaganda.

    Wenn selbst ein Johnny Häussler darauf reinfällt, ist es wirklich traurig.

    Ich warte immer noch darauf, daß man mal über die deutsche Steuergesetzgebung so leidenschaftlich diskutiert wie über die GEMA – wo bleiben die Onlinepetitionen für mehr Steuergerechtigkeit?

    Aber wenn juristische Strukturen einfach wären, bräuchten wir ja auch keine Rechtsanwälte oder Steuerberater oder Leute, die sich in der komplexen Urheberrechtsmaterie auskennen.

    Natürlich ist die GEMA ein schwerfälliger Koloss. Aber vielleicht hat das auch etwas mit ihren Strukturen zu tun, die letztlich die GEMA-Mitglieder ausgestaltet und zu vertreten haben. Dass sich vieles daran an neue Gegebenheiten anpassen muß, steht außer Frage (auch wenn es, wie beim PRO-Verfahren, Jahre dauert).

    Aber die beiden jüngsten GEMA-Sauen, die jetzt durchs digitale Dorf getrieben werden (USB-Sticks und Veranstalter), könnten weniger Hysterie vertragen.

    Ansonsten hat Matthias Hornschuh schon alles gesagt, was zu diesem Spreeblick-Posting zu sagen ist.

  15. 15

    @#804556: Falls das vielleicht nicht klar geworden ist: Ich heiße das alles nicht gut – problematisch ist auch nicht nur der Rechtswirrwarr und die Un-Tranzsparenz, sondern noch zusätzlich individuelle Interpretationen. Ich hatte dir per Twitter einen Podcast-Link zukommen lassen (möchte hier aber keine Werbung dafür machen): Wir haben uns – anlässlich der ZPÜ-Abgabenerhöhung – mit einem Tonstudioinhaber unterhalten, der seine Sicht und die Funktionsweise der GEMA erklärt hat. Da hat er mehrmals von „Die meinen das nicht so…“ und seinem persönlichen GEMA-Zuständigen gesprochen, was ich – neben vielem anderen – überhaupt nicht mehr nachvollziehen konnte. Neben der Notwendigkeit eines Jura-Studiums würde dann nämlich noch Hellseherei dazu kommen (müssen).

    Trotzdem ist die aktuelle Berichterstattung unsauber – und das setzte sich eben hier fort (siehe Kommentar @Matthias Hornschuh). Überall wird sich beschwert, dass der „Qualitätsjournalismus“ nicht sauber recherchiert, für Grundwissen nichtmal in die Wikipedia schaut und Zusammenhänge nicht richtig darstellt… jetzt schreiben wir (sic!) selbst schon von „GEMA-Gebühr“, wo wir uns doch sonst gegen „das Internet“ verwehren und mehr Differenzierung einfordern.

    Und @#804554: Unsaubere Formulierungen und unkorrekt dargestellte Sachzusammenhänge führen häufig leider dazu, dass Kritik nicht ernst genommen wird. Wer diesen Beitrag liest, liest nicht zwangsweise alle anderen Artikel, die die Bedeutung der Formulierungen erweitern. Bei der „GEMA-Gebühr“ ist das genau der Fall – und der Sache (nämlich der berechtigten Kritik an dem ganzen Mist) im Kern nicht zuträglich.

  16. 16
    beinahepopstar

    die GEMA „kann“ berhaupt nichts richtig machen.

    daß es nun mal sinn und zweck einer VG ist, gelder einzuziehen und auszuschütten macht sie eben per se unbeliebt beim endverbraucher, der natürlich nie gerne etwas zahlen möchte.

    wie robert im posting vor micr schon sagt:

    auch die verschiebung der zahllast zugunsten kleinerer venues hat der GEMA nichts ausser weiterer attacken eingebracht.

    die leute schreien nach einer kulturflatrate, regen sich aber gleichzeitig über eine bestehende kulturflatrate, nämlich die GEZ auf.

    es wird rumgezetert, das ACTA angeblich hinter verschlossenen türen ausgehandelt wird, was genauso wahr oder unwahr ist, wie die tatsache, daß fast alle komplizierten sachverhalte vor ihrer veröffentlichung erst einmal in abgeschlossenen gruppen ausgearbeitet werden.

    mein persönliches fazit: dem mob kann man es nicht recht machen.
    genauso wenig wie man mit BILD lesern über komplizierte politische sachverhalte diskutieren kann, kann man mit dem durchschnittlichen piratenpartei-nichtswisser über die GEMA reden.

    kostet der USB-stick eben nen euro oder zwei mehr.
    i don’t give a f**k.

  17. 17

    @#804564: Im Großen und Ganzen bedeutet das alles, was ich oben auch inzwischen etwas gerade gerückt habe, vor allem aber auch: Dass die GEMA offenbar nach wie vor nicht fähig ist, klar zu kommunizieren. Das schmälert meine Versäumnisse in der Recherche nicht. Aber es erklärt, warum falsche Aussagen anscheinend lauter und gegenwärtiger sind als die wahren.

  18. 18

    @#804566: Ich muss mir den Podcast noch anhören. Und mir groß auf einen Zettel schreiben: Niemals etwas posten, bevor man nicht alles selbst noch mal recherchiert hat. Asche auf mein Haupt.

  19. 19
    DieterK

    @Johnny
    „Wobei es, finde ich, wirklich bitter nötig ist, dass sich die Politik einmischt und da mal aufräumt.‘
    „Die Politik“ – was ist das? Jedenfalls haben die letzten Jahrzehnte gezeigt, dass die politischen Parteien mit der Behandlungen von komplexen Zusammenhängen hoffnungslos überfordert sind. Den Ton geben sogenannten Experten an, Fachpolitiker, deren Fachwissen häufig (in der Regel?) auf einer engen Verbindung zu den jeweils relevanten Lobbyisten beruht.

    „Wie viel komplexer muss das alles denn noch werden? Wer soll da noch durchblicken?“
    Nicht nur die GEMA-Mitglieder haben einen Anspruch auf eine gerechte Verteilung der Einnahmen, auch die Lizenznehmer müssen gerecht behandelt werden. Und da helfen einfache Einheitstarife nicht weiter. These: Je gerechter, desto komplizierter.

    „Eine Abgabe auf Speicher gibt es schon lange, klar, und ich finde die auch völlig okay. Aber Erhöhungen um mehrere hundert Prozent, mal eben so?“
    Mal eben so? Wann war die letzte Erhöhung? Wie hat sich die Speicherkapazität von USB-Sticks seit der letzten Gebührenfestsetzung verändert? Bin zu faul selbst nachzurechnen, aber: Ist die Speicherkapazität von USB-Sticks in den letzten Jahren nicht auch um „mehrere hundert Prozent“ gestiegen? Wenn man ganz genau hinguckt, könnte es so gar sein, das der Gebührenanstieg hinter dem Kapazitätsanstieg zurückbleibt, dass die pro 100mb Speicherkapazität gezahlten Gebühren sinken.

    „Aber es erklärt, warum falsche Aussagen anscheinend lauter und gegenwärtiger sind als die wahren.“
    Ganz sicher ist die GEMA-Kommunikation seit Jahren eine Kastastrophe. Aber: Die (meisten) etablierten Medien und nahezu alle Blogger lassen sich in ihrer von Vorurteilen, mangelhaften Kenntnissen und Lobbyinteressen geprägten Berichterstattung nicht von Fakten beeindrucken.

    „indem du dich mal als mögliche Umsetzerin einer Kulturpauschale ins Gespräch bringst“
    Na, wie würde das Echo darauf wohl ausfallen? Wobei es ja typisch ist, dass die lautesten GEMA-Kritiker auch am lautesten nach einer „Kulturflatrate“ schreien – offenbar ohne im geringsten zu bemerken, dass eine „Kulturflatrate“ – sofern es überhaupt eine Realisierungschance für so was gibt – im Grunde auf eine (Achtung: sämtliche Urheber-, Marken- und sonstigen Rechte vorbehalten) GEMA HOCH ZEHN hinausläuft …

  20. 20

    Ich kapiere dieses KOmpetenzgerangel Null und muss ehrlich sagen, dass ich es langsam komisch finde, das die GEMA zwar im Zusammenhang mit seltsamen Tarifen, versteiften Positionen und undurchsichtigen Beteiligungen überall auftaucht, aber NIE dran beteiligt und immer das Unschuldslamm sein soll. Vielleicht ist einfach deren Kommunikation nach außen sehr schlecht, das mag ja noch sein. Aber dann würde ich mal versuchen, daran etwas zu ändern. Aber wenn auch keine Klärung und kein Dialog stattfindet, verfestigt sich natürlich immer mehr das Bild des „von oben herab“.

    Nur mal so, ganz unabhängig davon, was die nun damit zu tun haben. Und: Kann mir das mal jemand für blöde erklären?

  21. 21
    Brian

    So eine allgemeine Volkshaltung scheint zu sein: Klar, Musiker und andere Urheber sollen für die Benutzung ihrer Musik auch entlohnt werden. Aber Abgaben in der Disco, in Kindergärten, auf Leermedien, sogar im freien Internet? Nein, das kommt nicht in Frage. Außerdem erhebt diese Abgaben ja die Gema. Wer weiß, was davon bei den Musikern überhaupt ankommt? Also weg mit der Gema. Hallo??? Es ist immer unbequem, wenn etwas, das man an sich richtig findet, auch tatsächlich Geld kostet. Was die Höhe der Gelder angeht, so sieht das Urheberrecht eine *angemessene* Beteiligung an den mit Musik oder anderen Werken erwirtschafteten Geldern vor. Eine Disco macht nichts anderes, als MUSIK anzubieten. Ohne diese Musik wäre die Disco eine Totgeburt. Es ist ja wohl nur redlich, dass sie einen Prozentsatz der mit Musik erwirtschafteten Gelder an die abgibt, die die Musik geschaffen haben. Ansonsten ist es jedem Discothekenbetreiber natürlich selbst überlassen, seine eigene Musik zu produzieren. Aber er wird schon wissen, warum er lieber das Repertoire anderer Komponisten nimmt. Nämlich weil er genau weiß, dass dann sein UMSATZ höher ist. Über eine im Sinne des Gesetzes ANGEMESSENE Höhe der Beteiligung (ein Berechnungsmodell) wird nun nach Vorlage der Maximalforderung durch die Gema VERHANDELT. Was bitte machen Musiker, die sich in der Gema organisieren, falsch? Was macht die Gema falsch? Jede Gewerkschaft geht mit einer Maximalforderung in ihre Tarifverhandlungen, und am Ende kommt es zu einem Kompromiss. Wer hier schreit „geh ma, Gema“, outet sich als jemand, der einfach keinen Bock hat, für das, was ihm lieb ist, zu bezahlen. Klar bin ich für den Umweltschutz. Aber Ökosteuer – nein danke! Klar bin ich für soziale Gerechtigkeit, aber Steuerprogression – nein danke. Die Kirchen machen auch ganz gute Arbeit und erfüllen eine wichtige soziale Funktion, aber Kirchensteuer – ich bin doch nicht blöd!

    Geiz ist halt leider geil!

  22. 22
    Ali N. Askin

    @Johnny: Respekt, daß Du Deinen Text upgedatet und Matthias‘ Kommentar mitaufgenommen hast!

  23. 23
    Harald Reitinger

    Einen sehr guten Satz habe ich eben gelesen. DIE GEMA IST NICHT IN DER LAGE VERNÜNFTIG ZU KOMMUNIZIEREN. Genau das ist der Punkt. Die Abteilung Öffemtlichkeitsarbeit und Marketing ist dermassen beschissen und leider auch beratungsresistent, dass es wohl über kurz oder lang dazu kommen wird, dass die Mitglieder (Komponisten und Texter auf deren Rücken im Endeffekt alles ausgetragen wird) rebellieren werden um endlich einmal eine vernünftige Struktur in den VERWALTUNGSAPPARAT der GEMA zu bringen.
    Ich sehe bereits bei der diesjährigen Mitgliederversammlung eine Lawine anrollen, mit der wohl die, offenbar hoffnungslos überforderten Mitarbeitet, nicht gerechnet haben.
    So wie in der Öffentlichkeit kommuniziert und agiert wird, wundert es mich langsam überhaupt nicht mehr, warum die meisten Bürger eine derartige Meinung von unserem Verein haben. Wäre ich nicht direkt informiert, würde ich wohl EXAKT GENAUSO DENKEN.
    Es ist eine Schande, dass ein Verein von kreativen eine dermassen unkreative Marketing und Öffentlichkeitsabteilung hat.

    Man muss sich schämen!

    Liebe Grüsse

  24. 24
    Hayo

    …danke für die Klarstellung, die zentrale Kritik ist für mich jedoch unverändert: Die GEMA hat sich nicht mit den Möglichkeiten entwickelt und ist eine echte Bremse. So funktioniert das System nicht mehr und es ändert sich daran auch nichts, wenn der tote Gaul mit mehr Geld weiter gefüttert wird und dann um sich tritt…

  25. 25
    Brian

    Der Gaul ist tot und tritt dennoch um sich. Spooky.

  26. 26

    Einen kleinen Punkt möchte ich noch hinzufügen. Ist jemandem aufgefallen, dass die vorherigen Abgaben auf USB-Sticks 10 Cent(!) (Für Bitkom-Mitglieder: 8 Cent) betrugen?

    Auf einen 16 GB Stick passen also mehr als 2500 Musikstücke im Mp3 format (bei angenommenen 6 MB pro track), und dafür gibt es – Whooop-Di-Duuu – 8-10 Cent???

    Das ist kein Feigenblatt mehr (was die Leermedienabgabe früher mal ware), das ist ein Staubkorn.

    Ausserdem: Sourveräne Reaktion Johnny. Kudos. Ich glaube zum ersten überhaupt mal erlebe ich, dass jemand auf sienem Blog schlampige Recherche einräumt. Ohne Zynismus: Danke dafür!

    SH

  27. 27

    Robert Drakogiannakis schrieb:
    „Ist es nicht so, dass durch die neue Struktur kleine Konzertveranstalter gefördert werden und als Ausgleich eben bei Großraumdiskos stärker abkassiert wird? Was ich prinzipiell nicht unsympathisch finde.“

    -> Das ist m.E. nicht ganz richtig. Mit dem neuen Tarif für Liveveranstaltungen habe ich mich zwar noch nicht so intensiv befasst, aber mit den Tarifen für die sog. Tonträgerwiedergabe. Leider fällt hier die „Disko-Pauschale“ weg, sprich jeder Clubabend wird demnächst wie eine Einzelveranstaltung behandelt. DAS ist der Grund, warum es auch gerade für kleine Indie-Clubs ab 2013 deutlich teurer wird! Wenn die GEMA behauptet, für die meisten kleinen würde es günstiger werden, dann weil sie den Kniff benutzt, „für die meisten Einzelveranstaltungen“ zu sagen! Clever clever! ;-(

    Und wenn jetzt ein Indie-Musiker denkt, es würde ihn nicht jucken weil ihn ja nur die Tarife für Live-Auftritte betreffen: So gut wie jeder kleine Live-Club hat auch einen Diskothekenbetrieb dabei. Um das Überleben zu sichern und/oder um ein finanzielles Polster für Konzerte zu schaffen. Schließlich sind Konzerte mit „kleinen“ Bands oft ein Hochrisikogeschäft, bei dem man auch schnell Geld verlieren kann wenn aus irgendwelchen Gründen nicht genug zahlende Gäste dabei sind.

    Durch die Tariferhöhung für Tanzveranstaltungen sind also auch Musiker betroffen, da viele Clubs ( = Auftrittsmöglichkeiten!) wegsterben könnten wenn deren zweites Standbein (Tanzveranstaltungen) wegbricht und zum Minusgeschäft zu werden droht.

  28. 28

    Neben den Ausführungen von Matthias würde ich gerne noch diese zusätzliche Information hier in die Runde geben: .pdf Vergleich Tarifstruktur 2012 und 2013: https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Musiknutzer/Informationen/tarifstruktur_u_v.pdf (lässt sich nicht so gut im Browser öffnen, abspeichern und dann öffnen geht aber gut)

  29. 29

    @#804568: Ja, der Vorwurf der schlechten Kommunikation …. Teile ich den? Antwort von Radio Eriwan: jein.

    Im Vergleich mit früher (unter Admiralen wie Schultze oder Kreile) hat die Öffentlichkeitsarbeit gewaltige Fortschritte gemacht. Vielleicht gab es früher auch einfach keine.

    Inzwischen frage ich mich aber, wozu die GEMA überhaupt Öffentlichkeitsarbeit braucht, wenn sowieso alles, was sie macht, in schietstürmisches Wetter gerät. Siehe GEMAdialog auf FB. Ist doch völlig egal, was sie kommuniziert, es wird eh nicht unvoreingenommen oder zumindest konstruktiv aufgenommen.

  30. 30

    Was die Clubs und Diskotheken angeht:

    Locations mit regelmäßigen Tanzveranstaltungen zahlen z.Zt. nach Tarif MU 1c („GEMA Tarif für Unterhaltungs- und Tanzmusik mit Tonträgerwiedergabe, III. Besondere Vergütungssätze für regelmäßige Tonträgerwiedergabe“)! Also muss man auch diesen Tarif für Beispielrechnungen heranziehen, und nicht andere Tarife wie etwa dem für Einzel(!)veranstaltungen mit Tonträgerwiedergabe. Alles andere ist Augenwischerei.

    Ich hatte vor zwei Wochen mal eine kleine Grafik mit vier Beispielrechnungen aus meiner Excel-Tabelle zusammengestellt:
    http://img407.imageshack.us/img407/3148/gematabellenrechnernigg.jpg

    Ich habe in den letzten Wochen für 4 verschiedene Clubs die neuen GEMA-Tarife durchgerechnet, alle(!) zahlen deutlich mehr als jetzt! Ein Clubbetreiber meinte angesichts meiner Tabellen „…dann können wir nach 20 Jahren dicht machen!“

    Edit: Posting korrigiert da die urspr. Fassung einen Fehler enthielt. Man sollte halt nicht drei Dinge auf einmal machen. ;-)

  31. 31
    HCL

    @#804572: danke für das »GEMA HOCH ZEHN« In der Tat. Wenn es eine Kulturflatrate gäbe, bin ich sicher, dass sie auch so ausgeschüttet wird, dass der Herr Siegel mehr Geld bekommt als ich. Und dass alles sehr kompliziert wäre. Und das wäre nicht wirklich richtig. Beides nicht.

  32. 32

    @#804585: Diese PDF-Datei ist m.E. auch nichts weiter als Augenwischerei! Natürlich wird es bei Eintrittspreisen unter 10 Euro fast immer billiger – aber jeder sollte sich mal fragen, wann man das letzte Mal ein Konzert mit einem Eintrittspreis unter 10€ besucht hat! Und wie oft im Jahr ist das der Fall? Bekanntermaßen sind heutzutage selbst bei Kleinstkonzerten 15-20 Euro Eintritt üblich.

  33. 33

    @ Niggels von Uhlenbruch: Mit Dank für den Hinweis.

    In dem Fall müsste man zumindest auch berücksichtigen, dass es auch noch den Sondertarif Tarif für Kleinkunstbühnen und denjenigen für Soziale und Kulturelle Zwecke gibt, sowie die Möglichkeit eines Gesamtvertragsnachlasses von i.d.R. 20%.

    Zudem – wie gesagt – ist die GEMA gezwungen, einen Tarif vorzuschlagen, wenn mit dem Verhandlungspartner kein Kompromiss erreicht werden kann, wie hier geschehen.

    Zur Erinnerung: im Bereich Music On Demand (ohne Donwload =Streaming) waren in einer ähnlichen Situation einst 12ct pro Stream veröffentlicht worden, letztlich haben sich die Verhandlungspartner nach dem Schiedsstellenurteil bei diesen Tarifen geeinigt (Mindestvergütung, für Streaming auf werbefinanzierten Plattformen):

    bei hoher Interaktivität des Dienstes EUR 0,006 pro Stream,
    bei mittlerer Interaktivität des Dienstes EUR 0,0031 pro Stream und
    bei niedriger Interaktivität des Dienstes EUR 0,00025 pro Stream.

    Man sollte bei diesen ganzen Diskussionen um die GEMA also immer bedenken, dass gerade bei diesem Tarifritual nichts aber auch gar nichts so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.

  34. 34

    @Niggels von Uhlenbruch In dem pdf geht es nicht um Konzerttarife

  35. 35

    @#804594: Ah, okay. Hab jetzt noch mal auf der GEMA-Seite selber nachgeschaut. Ist der Tarif für „Unterhaltungs- und Tanzmusik mit Musikern“. Da bin ich wohl im Tarifdschungel verloren gegangen. ;)

    Aber das ändert nichts an meiner Aussage, dass es für die Clubs deutlich teurer wird, was vor allem die Bereiche Indie/Alternative hart treffen wird.

  36. 36
    Carsten Otto

    http://www.crackajack.de/2012/05/28/gemas-beitrag-zur-club-kultur-dissected/

    Hier gibt es nochmal eine Auseinandersetzung damit.

  37. 37
    flubutjan

    Was Laotse zur Urheberschaftsdiskussion sagte:

    http://www.viktors-lab.de/?page_id=2 (II ff.)

  38. 38

    @#804589: Mal angenommen, Deine Tabelle ist sauber recherchiert und die Zahlen alle korrekt (ich hab’s nicht geprüft), selbst dann finde ich immer noch nicht den großen Skandal. Außer dass vielleicht bisher eine 1200qm-Disko nur (mit Verlaub) lächerliche 196€ pro Veranstaltung gezahlt hat, wenn man den Gesamtbetrag einfach mal durch die von Dir angegebenen 104 Veranstaltungen teilt. Irgendwie mag ich auch immer noch nicht so recht glauben, dass sich die großen Fische auch 800€ am Abend (nach neuem Tarif) nicht leisten könnten. Mal abgesehen davon, dass im Ausland sowieso noch mehr an die dortigen Gesellschaften bezahlt wird und mir bisher kein Clubsterben bekannt geworden ist. Aber da will ich mich mangels besseren Wissens nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, nur mal die Frage in den Raum werfen.

    Ich finde generell, man kann diese Diskussion nicht auf Basis absoluter Zahlen führen, wenn man keine Relationen hat. Aber andersrum wird dann gerne auf absolute Zahlen verzichtet, wenn es der Meinungsmache nützt: denn 1850% Erhöhung der Pauschalabgabe klingt erstmal ungeheuerlich, aber wenn man dann sieht, dass es dabei um nicht mal 2 Euro geht (und selbst das nur bei der maximal möglichen Veränderung), fragt man sich schon, ob es die Zeit der Diskussion darum überhaupt wert ist. Wie oft kauft man sich einen USB-Stick?

    Bei beiden Themen sollte man sowieso abwarten, wie das am Ende aussieht (Stichwort: vom Gesetzgeber vorgesehenes Schiedstellenverfahren), es sei denn man ist oder fühlt sich unmittelbar betroffen. Dann sollte man sich gefälligst bemühen, sich auf seiner Seite für eine Lösungsfindung einzusetzen. Polemik hat noch nie jemandem geholfen (das mal an Gruß an die GEMA-Mitglieder Dr.Motte und Deichkind….).

  39. 39

    seh-knick bei spreeblick

  40. 40

    Die ganze Geschichte ist leider wieder nur ein Beispiel dafür, wie man sich seine Vorurteile am besten zurechtrückt, damit sie auch dann noch stimmen, wenn die Sachlage eine andere ist. Viele fühlen sich berufen, leider sind es nur wenige.

    Natürlich ist der Tanker GEMA langsam und dreht sich nur wenig. Und natürlich gibt es viele Regeln, die schwierig zu verstehen sind, insbesondere für die Mitglieder selbst. Aber es schadet doch nicht, dabei den Kopf nicht zu verlieren.

    Johnny hat sich in vielen Punkten schon so hübsch differenziert geäußert und es ehrt dieses Blog, dass sich hier sogar Leute äußern, die sonst sich eher im Internet mit Kommentaren zurückhalten. Das heißt, hier ist immerhin die Chance gegeben, die Dinge klar zu machen, sei es in Richtung GEMA, sei es in Richtung Piraten … Das nenn‘ ich überparteilich. Und es ist schön, das Johnny offen für die Erwiderung ist, weil er kein Bock ist sondern in der Sache weiterkommen will. Das rechne ich ihm hoch an.

    Genügend andere würden eine Ausrede-Strategie fahren. Die Sache ist komplex und wer da keine „Fehler“ macht, den möchte ich kennen lernen. Aber auch ein Text von Kant ist komplex, und wenn ich ihn nicht verstehe, gebe ich nicht erstmal so humstibumsti dem Kant die Schuld. Und sage dann am Ende, wenn es mir einer erklärt: „Aber ich mag Kant trotzdem nicht.“

    Eine allgemeine Schwäche, die das Netz nur leichter hochspült.

  41. 41
    mosley

    Respekt an johnny!!! Egal wie man zum thema steht – so eine undogmatische selbstkorrektur kriegen in dieser verfahrenen debatte nur ganz wenige hin (und zugunsten der boesen gema gleich erst recht nicht). ich schieb mal spreeblick mehrere eintraege weiter nach oben in meinen bookmarks :)

  42. 42

    Nimmt denn die GEMA auch von Diskotheken Musikfolgebögen entgegen um die Tracklists der DJs genau abzurechnen, oder wird das gemäß dem PRO Verfahren abgerechnet?

  43. 43

    @#804597:

    „Aber das ändert nichts an meiner Aussage, dass es für die Clubs deutlich teurer wird, was vor allem die Bereiche Indie/Alternative hart treffen wird.“

    Das ist nicht richtig, wenn Du mit Indie/Alternative Gitarrenmusik meinst. Die trifft es am allerallerwenigsten! Treffen wird es vor allem Techno!

    Ich hab dazu hier mal ein paar Rechnungen gemacht
    http://mittelstern.de/2012/04/systemfehler-und-gelinkter-techno-warum-die-neuen-gema-tarife-besser-sind-als-vorher-aber-immer-noch-furn-arsch/

    Mit geht es ansonsten genau wie Johnny. Du rechtfertigst und rechtfertigst, erklärst und erklärst und dann springt Dir jemand wieder in den Rücken.

    Mal ein anderes Beispiel:

    Ein Public Viewing Event mit dezenter MP3-Hintergrundmusik eines Autohauses. Kosten für Musik 200,00 EUR für die P.A., geladene Gäste: 400.

    Für dieses Event zahle ich über 200,00 EUR mehr (!), wenn ich es im Autohaus (2.000qm) mache als wenn ich es in einem Club mache (400qm). Warum? Wieso? Weshalb? Wo ist der verdammt Sinn? Es gibt keinen und am Ende waren genau darum die Umsätze der GEMA 2006 (WM) und 2010 (WM) die (mit Abstand) höchsten in den letzten 12 Jahren?

  44. 44

    @#804627:
    erfolgt per „analog“ berechnung (oder pro verfahren) ohne musikfolge. auf eine antwort, welchen anteil die einnahmen ohne musikfolge an den gesamteinnahmen haben, warte ich leider seit zwei wochen :-(

  45. 45

    @#804639: Danke erstmal für den interessanten Link.

    „Das ist nicht richtig, wenn Du mit Indie/Alternative Gitarrenmusik meinst. Die trifft es am allerallerwenigsten! Treffen wird es vor allem Techno!“

    Ich hatte mich vielleicht nicht genau genug ausgedrückt. Du hast Recht, dass es Veranstaltungen im Techno-Bereich von besonders großen Erhöhungen betroffen sein werden, da hier die Eintrittspreise höher sind und auch auf einer höheren Quadratmeterzahl gefeiert wird. Insofern will ich dir hier gar nicht widersprechen. Deine Beispielrechnungen im verlinkten Artikel sind da ja auch recht anschaulich.

    Kleinere Clubs im Bereich Indie/Alternative (oder wie man es auch immer es nennen will) sind aus anderen Gründen besonders hart getroffen: Diese Läden haben oft kaum noch Spielraum und halten sich bereits jetzt gerade so über was. Oft sind das ja kleine Läden die mit viel Liebe und Idealismus geführt werden, das große Geld ist hier nicht zu holen. Aufgrund des Musikprogramms hat man eine klarere (und damit auch kleinere) Zielgruppe, und bei dem oft studentisch geprägten Publikum kann man auch nicht mehr groß an der Preisschraube drehen um zusätzliche Belastungen aufzufangen. Der finanzielle Spielraum ist hier viel enger, eine Erhöhung der Getränkepreise um 50 Cent zum Beispiel wird ggf. nicht ohne weiteres vom Publikum akzeptiert.

    Wie man sieht wird der neue GEMA-Tarif ab 2013 viele Clubs aus verschiedenen Gründen hart treffen. Dabei sollte auch die GEMA bedenken, dass in den kleinen Indie-Clubs viele heutige Stars gemacht wurden – die heute viel Geld in die GEMA-Kassen spülen!

  46. 46
    Leser

    Als Ergänzung vielleicht auch noch lesenswert:

    http://www.heise.de/tp/artikel/37/37020/1.html

  47. 47

    Die GEMA ist einfach nur ein veraltetes Konzept. Das ist nichts neues. JEdoch auf etwas Abgaben zahlen zu müssen, nur weil man etwas darauf speichern könnte… das ist irgendwie irrwitzig.

  48. 48
    DieterK

    @#804749:
    Leider ist das Interview mit Seeliger ein weiterer Beleg für das Niveau der Debatte. Seeliger operiert mit Halbwissen (zum Beispiel im Zusammenhang mit §304 des US Copyrightgesetzes von 1976), vermischt unterschiedliche Themenbereiche miteinander, bringt en passant Goebbels und andere Nazis ins Spiel – und Jellen fragt nicht nach, sondern lasst jeden Blödsinn stehen.

    Zwei Beispiele:
    „Und auch heute ist es so, dass die Großkonzerne der Musikindustrie ihre eigenen Künstler gerne um einen Teil ihrer digitalen Einkünfte bescheißen: Laut Vertrag stehen ihnen bei Downloadeinkünften in der Regel fünfzig Prozent zu und SONY beziehungsweise Universal USA haben ihren Künstlern nur zehn oder zwanzig Prozent abgerechnet.“

    Als Konzertveranstalter muss Seeliger nicht wissen, was in Künstlerexklusivverträgen, mit denen Labels Interpreten an sich binden, steht. Aber wenn er einen konstruktiven Beitrag zur Diskussion beisteuern will, dann sollte schon wissen, worum es geht. Also: In den entsprechenden Klauseln der Standardkünstlerexklusivverträgen steht NICHT drin, dass die Interpreten mit „in der Regel fünfzig Prozent“ an „Downloadeinkünften“ beteiligt werden. Nach der üblichen Vertragsinterpretation werden Downloadverkäufe genau so behandelt wie Tonträgerverkäufe, das heißt, Interpreten werden an den Einnahmen, die die Labels über iTunes und ähnliche Anbieter mit dem Verkauf von Downloads erzielen, entsprechend ihrem individuell vereinbarten Tantiemensatz beteiligt.

    Gegen diese Praxis – Downloadverkauf gleich Tonträgerverkauf – richten sich die von diversen Interpreten in den USA eingereichten Klagen. Die Interpreten vertreten die These, dass Einnahmen aus dem Verkauf von Downloads wie Einnahmen aus der Lizenzvergabe abgerechnet werden müssen.

    Lizenzeinnahmen sind die Einnahmen, die die Labels durch die Lizenzierung von Musik, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Verwendung in Kinofilmen, erzielen. Früher war eine Verteilung von 50/50 für diese Einnahmen Standard, heutzutage erhalten die Interpreten deutlich weniger.

    „Das Verrückte ist ja auch, dass die GEMA als Verein organisiert ist. Man stelle sich vor: ein Verein, der 850 Millionen jährlich verwaltet! Das ist in Deutschland ja kein Einzelfall, auch viele großen Fußballvereine sind hierzulande eingetragene Vereine. In Wirklichkeit sind das aber riesige Wirtschaftsunternehmen mit zwei- und dreistelligen Millionenumsätzen, die nach dem Vereinsrecht geführt werden.“

    Was will Seeliger damit sagen? Gibt es bei „riesigen Wirtschaftsbetrieben, zum Beispiel Banken und anderen Aktiengesellschaften, keine Probleme? Oder um im Musikgeschäft zu bleiben: Haben sich die Aktiengesellschaften UMG, Sony Music, WMG und EMI in den letzten zwei Jahrzehnten besser entwickelt als die GEMA?

    Einerseits will Seeliger, dass die GEMA wie ein ganz normale kapitalistischer Konzern agiert, andererseits fordert er, dass der Markt für kulturelle Produkte eingeschränkt (abgeschafft?) wird: „Kultur wird im Spätkapitalismus nach Quote, nach Erfolg abgerechnet. Wie phantasielos! Ich schlage dagegen vor, das bestehende Abrechnungssystem der Kulturindustrie dergestalt zu ändern, dass man das Neue ungleich stärker fördert als die Masse. Die Erstveröffentlichung soll deutlich höher honoriert werden als die massenhafte Wiederholung.“

    Wer für diese Subvention von „Erstveröffentlichungen“ zahlen soll (ist im Musikbereich ein Mangel an Neuerscheinungen tatsächlich ein Problem?) – oder ob diese Subvention an qualitative Kriterien gebunden sein soll (und wer diese festlegt), verrät Seeliger nicht. Geht es Seeliger überhaupt um Kulturförderung oder darum, dass Investitionsrisiko der Tonträgerindustrie zu reduzieren?

  49. 49

    Ich hab mal versucht, für die GEMA Stellung zu beziehen: http://zwei.drni.de/archives/1241-Die-gute-GEMA.html – und ich steh dazu und dahinter. Aber die Bauchschmerzen gehen einfach nicht weg.

    Danke für diesen einen Satz, Johnny: „GEMA, du nervst. Seit Jahren muss ich mir blöd dabei vorkommen, dich zu verteidigen“ Volltreffer!

  50. 50

    Nicht Lustig

    Bezahlen müßt ihr ohnehin alle.

    Lustig

    http://www.youtube.com/watch?v=S1x5DlfP7u0

    Unterhaltsam

    http://www.swr3.de/specials/rockamring/livestream

    Räusper

  51. 51

    @#804769: Danke für deinen Artikel und deinen – und euren – gelassenen Umgang mit meinem. Und danke auch dafür, dass die Debatte und der Austausch hier wertvoller sind als mein ursprüngliches Posting.

  52. 52

    @#804650: aber genau die clubs sollen ja (eigentlich) mit den neuen tarifen geschützt werden – das funktioniert wohl sogar. bisher haben alle dresdner clubs bis 200qm mir gesagt, dass sie weniger zahlen werden als vorher. aber wirklich marginal weniger

  53. 53

    Für Unbedarfte ist § 22 (BGB) bedeutend:
    Ein Verein, dessen Zweck auf einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb gerichtet ist, erlangt in Ermangelung besonderer reichsgesetzlicher Vorschriften Rechtsfähigkeit durch staatliche Verleihung. Die Verleihung steht dem Bundesstaate zu, in dessen Gebiete der Verein seinen Sitz hat.

    Probleme bei der Vereinsgründung bzw. bei veränderten Tätigkeiten des Vereins wirft immer wieder die Frage auf, ob der Verein als ein nicht wirtschaftlicher Verein zu qualifizieren ist. Ein Verein, der wirtschaftliche Zwecke verfolgt, kann nämlich nur durch staatlichen Verleihungsakt Rechtsfähigkeit erlangen (§§ 21, 22 BGB).

    OLG Schleswig-Holstein, 22.06.2010, 2 W 42/10; OLG Schleswig-Holstein

    Als ausgewiesener Nichtjurist fällt es mir leicht zu behaupten Interessen
    seitens der Industrie werden mit Hilfe Loyalisten / Lobbyisten gesteuert.

    Erwähnte Inhalte aus Quellen:
    http://www.123recht.net
    http://dejure.org
    oder
    http://www.bmj.bund.de
    und
    Ich

  54. 54
    Exquisitor

    Auf der Suche nach Infos über die neuen Tarife bin ich eben hier gelandet, und auch ich muss sagen, dass die Diskussion, die hier geführt wurde (und wird) äußerst lehrreich ist.

    Es ist einfach, sich vorgeschusterte und fertig gedruckte, schick bebilderte Meinungen anzueignen und ein Mensch neigt gerne dazu, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und als Tropfen (Elend) in der allgemeinen Masse mitzuschwimmen. Es ist nunmal nicht immer einfach, diesen Versuchungen zu widerstehen. Wer kam schon kritisch auf die Welt? Wer fängt schon an, Dinge in Frage zu stellen, wenn er nicht vorher einmal belogen, betrogen oder irgendwie enttäuscht wurde?

    Dass jemand mal einen Fehltritt macht, ist jedenfalls kein Beinbruch (in diesem Fall war es ja sowieso eher eine Verstauchung ^^). Nun aber mal zum Thema…

    Ich befasse mich noch nicht sehr lange mit GEMA und Co und lerne ständig neu dazu. Überhaupt darauf aufmerksam wurde ich, als youtube-Nutzer, erst so richtig durch den Streit zwischen der GEMA und Google. Ich muss mich allerdings den meisten Vorrednern anschließen und die fehlende Informationspolitik rügen. Irgendwie scheint es mir, als sei man auf Seiten der GEMA wieder „eingeschlafen“. Auf dem GEMA-Blog findet man zur aktuellen Debatte nichts, die Pressemitteilungen auf der GEMA-Hauptseite wirken, sorry, arrogant und anmaßend (Sätze wie „Diskotheken in Deutschland von neuen GEMA-Tarifen nicht bedroht“ gießen doch nur mehr Öl ins Feuer). Dadurch macht man sich wieder viel kaputt. Vor einigen Monaten fand ich den regen Austausch im GEMA-Blog noch super, jetzt passiert dort kaum noch was. Vielleicht ändert sich das ja wieder…zu wünschen wäre es.

    Die fehlende Kommunikation ist aber nur eine Sache…eine andere ist die schiere Komplexität des ganzen Systems. Langsam begreife ich, warum sich die Regierungen so schwer tun, sich an die Urhebergesetze zu wagen…wer soll da noch durchblicken?

    Reformen wären bitter nötig, denn die Gesellschaft steht nicht still. Doch die kommen nicht. Stattdessen versucht man sich verzweifelt mit neuen Tarifstrukturen zu behelfen…mir als Bürger und Musikliebender wäre es lieber, es würde mal mehr Energie darauf verwendet, das Übel an der Wurzel zu packen, anstatt sich um die Triebe (eher ums Eintreiben) zu kümmern…

    Versteht mich nicht falsch: Mir ist klar, dass neue Tarifstrukturen nötig und angesichts der momentanen Situation gerechtfertigt sind, aber ich habe oft den Eindruck, man beschäftigt sich lieber damit, den Status Quo zu sichern, statt sich um eine Lösung zu bemühen, die praktikabler ist….womit ich wieder am Anfang meines Textes angekommen wäre, denn was für Menschen gilt, gilt wohl vor allem auch für die Zusammenschlüsse derer: man geht lieber die leichten Wege.

  55. 55

    @sebastian
    Versteh ich das also richtig: Die GEMA erhöht die Tarife für Diskos, verweigert aber die Annahme von Tracklists (= Musikfolgebögen). Was dann dazu führt, dass die „Techno“-Künstler eben nichts von der GEMA kriegen, wenn ihre Tracks in der Disko laufen, weil sie im PRO-Verfahren untergehen (sprich nicht im Radio laufen). Tanith hatte auf der Republica auch sowas gesagt, das kam mir da allerdings echt komisch vor, scheint aber wohl echt so zu sein.

    Interessant auch, dass wir mal Konzerte mit Creative-Commons Musik gemacht haben. Leider war da von 10 Bands dann doch 1 in der GEMA. Wir mussten natürlich den vollen Satz zahlen, obwohl exakt nur 45 Minuten GEMA-Musik lief. Finde ich auch ungerecht.

  56. 56

    Wie auch immer man es dreht und wendet, alleine die Kommunikation der GEMA ist eine derartige Katastrophe, dass man sich fragt, ob die eigentlich noch (schon?) im Internet schauen, was da los ist.

    Wie kann man eine immer komplexere Wirklichkeit mit immer einfacheren und damit automatisch ungerechteren Tarifen beantworten?

    Ich habe viel Verständnis für Leute, die da nicht mehr durchblicken und vielleicht auch mal übers Ziel hinaus schießen, weil es die GEMA ihnen eben nicht gerade leicht macht, sie nicht nur als geldgierigen Selbstbedienungsladen von ein paar Schlagerheinis wahrzunehmen.

    Und was hat die GEMA zu all dem zu sagen?
    https://www.facebook.com/GEMAdialog/app_215608535212076

  57. 57

    @FC Stoffel
    Das PRO Verfahren wird vermutlich Ende Juni diesen Jahres Geschichte sein. Mit INKA stellt die GEMA ein neues Abrechnungsverfahren vor, das mehr Transparenz und Gerechtigkeit in die Sache bringen soll. Ob es tatsächlich eingeführt wird, darüber entscheiden die Mitglieder in der Vollevrsammlung Ende Juni.

    Der Klassiker „CC Musikabende mit einem GEMA Stück“ werden meines Erachtens dann und nur dann voll berechnet, wenn der Veranstalter einen pauschalen Rahmenvertrag mit der GEMA hat über x Veranstaltungen pro Monat. Auch dies dürfte nach Einführung der neuen Tarife so nicht mehr möglich sein, so dass vmtl auch die Berechnung zukünftig anders laufen könnte. Stecke da aber noch in der Recherche.

  58. 58

    @#804549: Verbrochen? Steht irgendwo im Gesetz, dass Komponisten von Kinderliedern gemeinnützig arbeiten müssen? Es gibt wohl kaum ein Beispiel aus dem Urheberrecht, mit dem Demagogen und Desinformanten in jüngerer Zeit mehr Schindluder getrieben haben. So wurde nicht nur die Höhe der pauschalen Lizenzgebühr aufgebauscht, die im Etat eines Kindergartens nicht mehr auffällt als ein Rundungsfehler, es wurde auch allerorten kolportiert, die Kinder dürften ohne Lizenzzahlung nichts mehr singen, nicht mal mehr „Ich gehe mit meiner Laterne“, obwohl das ein gemeinfreies Volkslied ist.

    In Wahrheit ist es eingeführte Praxis im Bildungs- und Erziehungswesen, dass die öffentlichen bzw. gemeinnützigen Träger mit den Verwertungsgesellschaften Gesamtverträge aushandeln. Dabei sitzen die Zahlungspflichtigen (die Träger) in grundsätzlich am längeren Hebel.

    Um Empörung zu orchestrieren, eignet sich die Tatsache, dass es überhaupt Rechtsansprüche der Urheber gibt, aber offenbar ganz gut. Anscheinend gelingt es den Spielzeugherstellern, Spielplatzausstattern und Bilderbuchverlagen besser, wenig Angriffsfläche zu bieten. Die müssen sich nie dafür verteidigen, dass sie mit armen kleinen Wuselchen kapitalistische Geschäfte machen.

  59. 59

    Noch was zum USB-Memorystick: Ein heute gängiger 16-GB-Stick fasst soviel wie 128 Stück mit 128 MB. Hätte die ZPÜ den alten Tarif gemäß Speichervolumen fortschreiben dürfen, würden wir über 12,80 Euro pro Exemplar reden.

    Für meinen prähistorischen 128-MB-Stick (ca. anno 2003) musste ich noch 59 Euro hinlegen. Die 16 GB bekomme ich inzwischen für 16 Euro. (Derzeitiger Marktpreis: etwa 1 €/GB.) Bis die Importeure einen Vertrag mit der ZPÜ haben, wird sich die vermeintlich preissteigernde Wirkung in Luft aufgelöst haben. Allenfalls wird eine Preissenkung ausfallen oder erst später kommen. Daran ändert sich auch nichts, wenn einzelne Importeure versuchen, vorsorglich die zu erwartenden Zusatzkosten auf die Einzelhändler abzuwälzen. Die werbestarken Großvertreiber wie Mediasaturn bestimmen nun mal den Retailpreis – und dabei geht es nicht um Gewinn, sondern darum, Kunden in die Filialen zu locken.

    Wer sich also über rein hypothetische Ladenpreis-Erhöhungen von brutto 1 bis 2 Euro (bis 4/ab 4 GB) aufregt, der WILL sich aufregen (aber bloß nicht vorher nachdenken).

  60. 60

    Nur zu Erinnerung:

    Die Herstellung einer CD kostete nur einen Bruchteil (vgl.).

    Die bisherigen Datenträger wie Magnetband und Vinylpressung
    – eben alles was rund läuft – wurde von Leuten beerdigt, die uns
    Verbraucher immer wohlgesonnen bleiben.

    http://www.iis.fraunhofer.de/bf/amm/diemp3geschichte

  61. 61

    Wie der Dichter sagte; Der Pferdefuß – er kommt zum Schluss. Unter diesen Umständen und bei solchen Querelen um’s schnöde Geld will man nicht mal mehr Empfänger von GEMA-Ausschüttungen sein. Man kommt sich ja wie ein Schmarotzer vor – und kann doch nix dafür. Traurig das Ganze…

  62. 62

    @Ulf J. Froitzheim

    „Die müssen sich nie dafür verteidigen, dass sie mit armen kleinen Wuselchen kapitalistische Geschäfte machen“

    Bei den armen kleinen Wuselchen merkt man (Eltern) auch noch nichts von diesen kapitalistischen Geschäften.

    So richtig heftig wird es in der Schule. Man kann sich gegen diese unsoziale kapitalistische Planwirtschaft nicht wehren. Ich will da garnicht ins Detail gehen, sehe aber bei dem Kartell aus Kultusministerien, Herstellern von Lehrmitteln und Schulbüchern, keine unterschied zur Mafia.

    Grüße

  63. 63

    Neben den Ausführungen von Matthias würde ich gerne noch diese zusätzliche Information hier in die Runde geben: .pdf Vergleich Tarifstruktur 2012 und 2013: https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Musiknutzer/Informationen/tarifstruktur_u_v.pdf (lässt sich nicht so gut im Browser öffnen, abspeichern und dann öffnen geht aber gut)

  64. 64
    Tom

    GEMA = German Mafia

    Handaufhalten und von anderen Geld verlangen.
    Und selber nichts machen.

    Im Netz Videos verbieten die es jahrelang ausgestrahlt wurden.
    Komischerweise nur in Deutschland werden diese über den normalen Weg nicht zugänglich sein.

  65. 65

    aber genau die clubs sollen ja (eigentlich) mit den neuen tarifen geschützt werden – das funktioniert wohl sogar. bisher haben alle dresdner clubs bis 200qm mir gesagt, dass sie weniger zahlen werden als vorher. aber wirklich marginal weniger