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Content-Mafia

Vergleiche zwischen der digitalen und der analogen Welt werden im Netz regelmäßig und oft zurecht als unzureichend oder fehl am Platz kritisiert, besonders aber, wenn so genannte „alte“ Medien oder Unternehmen sie benutzen. Werden ähnliche Vergleiche hingegen innerhalb der diversen Netzgemeinden bemüht, gibt’s etwas mehr LIKE und RT und die Vergleiche hinken offenbar nicht mehr ganz so stark.

Beobachten kann man dieses Phänomen derzeit bei denjenigen Entrüsteten, welche die Vorwürfe gegen den Datenspeicher und -verteiler Megaupload bemängeln und dabei den Vergleich mit der Post heranziehen, die man ja schließlich auch nicht für den Inhalt ihrer Sendungen verantwortlich machen könne.

Nun wird der Post allerdings auch nicht vorgeworfen, Mechanismen zum Aufspüren und Aneignen illegal verbreiteter Sendungen entwickelt zu haben, Kunden dafür zu bezahlen, solche Inhalte bereitzustellen oder mit ihren Unternehmen Geld zu waschen … soweit ich weiß. Denn sonst sähe sich ihre Geschäftsführung hoffentlich ebenfalls der Kritik und Justiz ausgesetzt. Und dass Filehoster, deren Geschäftsmodell im übertragenen Sinne tatsächlich demjenigen der Post ähnelt, im Gegensatz zu Megaupload keineswegs vor Gericht stehen, sei auch noch angemerkt.

Ziemlich blöder Vergleich also, der mit Megaupload und der Post.

Ähnlich blöd wie die Pressemeldung der Piratenpartei, in der Filehoster zu „Lagerhallenbetreibern“ verniedlicht werden. Auf dem Niveau sollten sich mal andere Parteien mit dem Netz beschäftigen, das wäre ein Spaß!

Und apropos Spaß: Die Piraten gehen davon aus, dass die netten Herren um Kim Schmitz nur das Beste (na klar: Geld) wollten, sich an alle Gesetze hielten und dass hinter den Razzien gegen Megaupload allein die „Verwerterindustrie“ stünde.

Am letztgenannten Punkt könnte tatsächlich etwas dran sein, denn es passiert ja immer häufiger, dass Klagen von Klägern ausgehen, die ihre Rechte verletzt sehen – es ist schon eine verrückte Welt da draußen! Deshalb überlasse ich die Beantwortung der Frage nach der tatsächlichen Legalität von Megaupload lieber den Juristen – auch, weil alle anderen Befragten mit etwas Kenntnis bei der Erwähnung der Begriffe „Schmitz“, „Legalität“ und „Vertrauen“ in einem Satz sofort entweder schwere Hustenkrämpfe oder heftige Lachanfälle bekommen. Und so kann man ja nicht arbeiten.

Immerhin: Sollten sich die Vorwürfe gegen Kim Schmitz und Kumpanen bewahrheiten, gibt es mindestens zwei Definitionen für den Begriff „Content-Mafia“.

Und wenn sich die Unterhaltungsbranche dann irgendwann mal dazu bequemen könnte, aus dem Erfolg von Megaupload etc. zu lernen und internationale Lösungen für Konsumenten anzubieten, statt ihre Energie in nicht minder schmutzige Lobbyisten-Arbeit in der Politik zu vergeuden, dann kommt vielleicht langsam mal was ins Rollen.

Von mir aus kann dieser ganze Schrott wie Megaupload nämlich gerne aus dem Netz verschwinden, ich will weder beschissene Pornowerbung noch flackernde Download-Timer ertragen müssen und an solche Portale erst recht kein Geld zahlen, um den Film meiner Wahl sehen zu können, sobald er fertig produziert wurde. Ich lege gerne fünf oder zehn Euro im Monat aufs Trackpad, wenn ich davon ausgehen kann, dass die Produzenten einen Teil davon erhalten und der ganze Kram legal ist. Doch bis ich das erleben darf, werden wohl noch reichlich Gigabytes die Leitungen entlang streamen.

Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich habe keinerlei Verständnis für Irrsinn wie ACTA und SOPA, und die Einflussnahme einzelner Industrien auf die Politik unter Ausschluss der Öffentlichkeit ist – nicht nur in Fällen, die mit dem Netz zu tun haben – eine einzige Frechheit. Doch das eine Übel rechtfertigt das andere nicht, und wer sich schützend vor Unternehmen wie Megaupload stellt und ihnen ein gutherziges und romantisches Robin-Hood-Image andichten will, der ist entweder extrem naiv oder soll sich bitte in Zukunft weder über die Berlusconis noch über die Zuckerbergs dieser Welt aufregen.

130 Kommentare

  1. 01
  2. 02
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  4. 04
    wattwandern

    kurz und knackig und das Wesentliche getroffen! Ergänzen möchte ich dennoch das ich es nicht verstehe wenn Parteien und Organisationen sich öffenklichkeitswirksam mit Webseitenverdunkelung gegen SOPA verwahren (was sie gar nicht betrifft) – gleichzeitig aber jede klare Aktion gegen ACTA scheuen! Das macht unglaubwürdig – und das zu einer Zeit da Glaubwürdigkeit unter den Wählern wieder einen realen Wert bekommt! Zur selben Zeit da in Polen ACTA zugestimmt wurde protestieren Piraten in Deutschland gegen SOPA – verkehrte Welt!

    herzlich ww

  5. 05
    Rudy Holzhauer

    wor du recht hast….

  6. 06

    @#798415: Ich muss zugeben, dass ich ja auch erst beim Black-Out-Day virtuell „aktiv“ wurde – es war mir aber wichtig, dabei auch gezielt auf ACTA hinzuweisen. Irgendwie schaffen es die Amis halt oft, klarere Aktionen und Bewegungen zu formulieren und zu starten, wobei der Blackout ja in Deutschland oder gar Europa jetzt nicht der Kracher war. Solche Sachen aber gegen ACTA zu formulieren und breiter aufzustellen (vielleicht ja auch mal mit ein paar großen deutschen Sites) wäre wichtig.

    Es ist aber sowieso ein Kreuz, denn der ganze Netz-Kram ist ja auch wieder nur ein Bruchteil dessen, über was man sich aufregen könnte und sollte …

  7. 07
    Thomas

    Ich habe bei Twitter einen solchen Vergleich gemacht, mir ging es gar nicht, um Angebote wie MagaUpload, sondern generell um das Problem der sog. Providerhaftung im Urheberrecht.

    MegaUpload hat sich ja durch das Geschäftsgebaren von Kim Schmitz & Co. zu weit mehr entwickelt als einem bloßen Anbieter von Speicherplatz. So habe ich mit denen kein Mitleid, genau wie mit den Betreibern von NinjaVideo, die zurzeit in den USA wg. Urheberrechtsverletzungen verurteilt werden.

  8. 08

    Das es auch anders mit dem Content-Download gehen kann, zeigen die deutschen Indie-Filmemacher von Slowboat Films. http://www.slowboatfilms.com/
    Ich hatte letzte Woche mal was zu geschrieben:
    http://kupillas.wordpress.com/2012/01/15/slowboat-films-stellen-den-status-quo-in-frage/

  9. 09
    Negativity

    @#798417:

    es gibt doch eigentlich gar keinen grund, dienste wie megaupload und andere schönreden zu wollen. nach der derzeitigen gesetzeslage sind sie alle illegal.

    völlig unabhängig davon kann man es aber auch niemandem verübeln, sich nach kultureller unterhaltung zu sehnen und sich selbige – auf welche art und weise auch immer – zu beschaffen.
    in der hinsicht halte ich es auch für blödsinnig zu konstatieren, dass ein film, ein album, oder eine staffel der lieblingsserie ja nur ein paar euro kosten würde. fakt ist doch, dass der durchschnittsmensch heuzutage nicht ein oder zwei oder drei filme hat, sondern einige hundert oder tausend. und auch nicht ein oder zwei oder drei alben, sondern einige dutzend tausend lieder aus aller welt.
    da ist mit den 20 euro die man letzte woche beiseitegelegt hat eben nicht nachzukommen.

    wer es sich an der stelle nun einfach machen will, kann natürlich sagen „wer kein geld dafür hat, hat kein recht auf das entsprechende gut“.
    dass dies aber meilenweit an der realität und an der menschlichen natur vorbei geht, erübrigt jeder weiteren erwähnung.

    ich fände es an der stelle einfach mal wünschenswert, wenn die artikel, blogposts und kommentare zu dem thema mal über das übliche banale geschwätz hinausgehen würden.
    auch du, Johnny schreibst oben im artikel, dass du gerne bereit wärst, 5 oder 10 euro „aufs trackpad zu legen.“ du weißt aber genauso gut wie ich, dass nach den regeln unseres wirtschaftssystems und dem durchschnittlichen medienkonsum der bürger, das ganze eher auf realitätsferne 100 – 500 euro im monat rauslaufen würde. und eben genau das ist der grund, warum portale wie megaupload erfolgreich sind. niemand hat das geld, sich einmal im monat den ipod mit neuer musik vollzuklatschen oder die 5 neuesten kinohits zu kaufen.

    unser derzeitiges wirtschaftssystem lässt sich im bereich der unterhaltungsindustrie einfach nicht mehr mit den anforderungen der gesellschaft vereinbaren. entrüstete meinungen zu piraterie oder halbgare vorschläge zu legalen online portalen gehen da einfach nicht weit genug und lösen die problematik sicher nicht.

    aber angesichts von millionenschweren gagen für die künstler sowie milliardeneinnahmen der industrie auf der einen seite, und dahinsiechender unter- und mittelschiechten auf der anderen seite, ist es doch wohl eindeutig, wo handlungsbedarf besteht.

  10. 10

    Danke, dass Du mir die Arbeit abgenommen hast, eigene Worte zu finden gegen die unsinnigen Gleichsetzungen „MegaUpload-Abschaltung“=SOPA oder GEMA=Content-Mafia, die in den letzten Tagen haufenweise kursierten.

    Ich hätte die Kritik an den Nixblickern vielleicht noch etwas polemischer/unfreundlicher formuliert, aber die Zielrichtung wäre die gleiche gewesen. Alleine schon die Beteiligung eines Kim Schmitz (seit Dezember öffentlich) hätte doch alle Alarmglocken klingeln lassen müssen. Und dann noch diese blödsinnige „Racheaktion“ von irgend welchen „Anonymous“-Deppen – nee, nee, nee – ich begreif’s nicht.

  11. 11

    Sehr nett auf den Punkt gebracht. Hatte gerade wieder eine Diskussion mit jemandem, der meinte, man müsse doch wohl Dropbox und Youtube auch schließen, wenn man MU schließt. Das sei ja fundamental dasselbe.

    Seufz.

    In dieser Debatte hat ein zu großer Teil der Beteiligten, hüben wie drüben, leider die argumentativ erreichbare Zone verlassen.

  12. 12

    Schöner Post!

    Also: Megaupload macht es m.E. sehr, sehr schwer, das grundlegende Thema dahinter zu betrachten. Das hat viel mit Emotionen und den konkreten Akteuren in diesem Fall sowie dem konkreten Geschäftsmodell von Megaupload zu tun. Ich würde das deshalb ungern als Beispiel innerhalb der Diskussion um Urheberrechte, Sharing etc. nutzen – egal für welche Seite in der Diskussion.

    Was mir allerdings auch hier wieder zu Denken gibt, ist die „Verhältnismäßigkeit der Mittel“. Liest man die öffentlich zugänglichen Beschreibungen der Polizei-Aktionen kommt einem das stellenweise vor wie eine Reportage von der Festsetzung eines Drogenbarons. (Ich übertreibe bewußt ein klein wenig.) Oder ich muss an den schönen Vergleich denken, dass das Höchststrafmaß für einen illegalen Upload eines Michael Jackson Videos höher ist, als das Strafmaß, das man seinem „Leibarzt“ dafür aufgedrückt hat, dass der den guten Michael zumindest fahrlässig getötet hat.

    Insofern ist dieser Fall schon interessant als Bespiel für die Einflußnahme bedeutender Industriezweige auf Exekutive und Legislative. Siehe auch (übermäßig polemisch): http://globalguerrillas.typepad.com/globalguerrillas/2012/01/the-copyright-cartels-enforcers-the-fbi.html

  13. 13

    Klar, auf den ersten Blick hast du Recht. MegaUpload hat mit fremdem Content gezielt Geld verdient – sowas macht man nicht.

    Auf der anderen Seite sind One-Klick-Hoster und Streaming-Portale nur die logische Konsequenz der massiven Kriminalisierung und Verfolgung von Filesharern. Dieses Problem ist hausgemacht und sinnvoll bewerten kann man es nur im Kontext.

    Daher ist MegaUpload durchaus ein Paradebeispiel für die Notwendigkeit einer Legalisierung von Sharing. Nicht um solche Angebote zu legalisieren, sondern ihnen den Boden zu entziehen. Insofern weißt der „war on copying“ parallelen zum „war on drugs“ auf.

  14. 14

    Danke, dass das mal jemand relativiert. Bei Herrn Popps (Piratenpartei) Einlassungen „wir alle wären Kim Schmitz“ fühlte ich mich schon sehr unwohl. Schließlich möchte man nicht mit bekannten und verurteilten Kriminellen in einen Topf geworfen werden.

    @Negativity
    Zitat „unser derzeitiges wirtschaftssystem lässt sich im bereich der unterhaltungsindustrie einfach nicht mehr mit den anforderungen der gesellschaft vereinbaren.“

    Wenn die Anforderung „alles für lau“ ist, sicher nicht. Und die millionenschweren Gagen kassieren auch nur die wenigsten, und das auch nicht von ungefähr, sondern weil sie viele Jahre hart dafür arbeiten.

  15. 15
  16. 16
    Yenz

    Früher habe ich DVDs noch bei WOM geklaut… Die haben es einem so einfach gemacht dass ich Eintritt bezahlt hätte um in den Laden zu kommen.

  17. 17

    Yep.

    Das musste mal so deutlich gesagt werden. Wir leben in einer Übergangszeit. Für mich ist die Musikindustrie schon erledigt. Ähnlich wie damals mit den grossen „Entdeckern“, von denen die meisten kaltblütige Raubmörder waren, man nannte sie Piraten, werden Kulturen durch Technik, damals Schiffe, umgekrempelt. Leider haben viele Kids, darunter auch viele Piratensympathisanten und Guy-Fawkes-Masken-Träger romantische Vorstellungen vom Leben und vom Piratendasein.

    Die meisten Piraten wurden Funktionäre, Provinzfürsten oder eben gehenkt. Lief ganz anders als bei Johnny Depp.
    Ich hatte gerade ein schönes Wochenende mit zwei Vollblutmusikern, alte Säcke mit Gitarren. Es war wundervoll. Music goes offline. Und die anderen kriegen das Normalfutter jetzt gestreamt über umpteen channels. So hat jeder seinen Spass.

    Schmitz und Leute dieser Liga verachte ich.

  18. 18

    Ich finde, die Liste der beschlagnahmten Autos zeigt doch recht deutlich, dass Robin Hood hier nicht zu Hause war…

  19. 19

    also ich genieße Netflix :)
    Lieder ist deren Suchmaske lächerlich, aber ein gutes Konzept an sich. Könnten vllt mehr Blockbuster drin sein. Aber sobald sich mehr Konkurrenz breit macht, wird das schon :)

  20. 20

    Sehr gut auf den Punkt gebracht! Schmitz sollte im Übrigen froh sein, dass es noch kein Gesetz gibt, die einen wegen einer Verbrechervisage einlocht.

    Ich habe mich vor Längerem dafür entschieden, keine „illegalen“ Downloads mehr zu tätigen. Gute Software gibt es teilweise kostenlos (Open Source), Musik ebenfalls (CC) oder für wenig Geld (Amazon MP3 Download) und Filme laufen alle früher oder später im Fernsehen …

  21. 21
    christa

    Erschreckend ist, dass bei der Urheberrechtsdiskussion sich kaum einer für die Künstler und Autoren interessiert. Das sagt eigentlich schon alles. Früher wurden Komponisten von Feudalherren ausgenutzt. Heute sind es nicht nur die Medienkonzerne und (z. T.) die Gema (ungerechter Aufteilungsschlüssel) – nein jetzt gibt es die neuen Feudalherren: die hemmungslos kopierenden User.

    Wenn man im Netz in Diskussionen einsteigt wird man als Künstler auch noch oft heftigst angemacht. Da zeigt sich gar kein Rechtsbewusstsein mehr. Bei vielen ist es die reine Gier – Besitzdenken wie bei denen, die uns in die Finanzkrise getrieben haben.

    User, Anonymus und die Piraten (aber auch die Grünen) sollten wirklich mal die Erklärung der Menschenrechte lesen – und verstehen!
    Die sind auch für Künstler gedacht.

    http://www.un.org/depts/german/grunddok/ar217a3.html

  22. 22

    Wer kommt nach, wie oft die kommerziellen E-Books kostenfrei weitergegeben werden, via Mail zum Beispiel? Es ist für die Schöpfer der Werke entweder ärgerlich – oder sie sind stolz, dass sie so gut sind, dass sie vielfach kopiert werden. Was bleibt sind die Kosten für die Herstellung. Aber dass Zensur in Deutschland so weit gehen sollte, dass Inhalte gesperrt werden… Mark stimme ich zu, wobei ja auch Youtube selbst Downloads gratis anbietet.

  23. 23
  24. 24
  25. 25

    Ja, einige Kommentare waren schon erstaunlich. Gut gebrüllt.

  26. 26

    Vielen Dank, sehr schön auf den Punkt gebracht (naja, auf den, dem ich zustimmen kann).

  27. 27
    EdoZ.

    Wie sagt man in Twitter-Vokabular? „hach-ich-bin-ja-so-ausgewogen“-#kackscheiße.

    Die Person Schmitz ist bei der Bewertung vollkommen irrelevant.

    Die Content-Mafia wird sterben. Noch hat sie ihre Kumpane im Regime bei denen sie Gesetze kaufen (SOPA, ACTA und Co.) und mal eben Polizeieinsätze rund um die halbe Welt durchsetzen kann. Erstaunlich wie das „Einsätzen rund um die Welt“ fluppt wenn es um die Profite der Kumpels des Regimes geht (oder Öl, dann kommen aber eh gleich die Flugzeugträger). Bei Kriegsverbrechern war das nie machbar (andere Länder, anderes Recht, you know, schwierig). Ein gefährlicher Präzedenzfall, wer das wg „äh, bäh, der doofe böse Kim“ nicht sieht, ist entweder selbst Profiteur der Content-Mafia oder naiv.

    Aber das sind nur noch die letzten Zuckungen. Die Content-Mafia sieht bei sich ein selbstverständliches Grundrecht darauf, die Spielregeln für Kultur und deren Verwertung bestimmen zu können. Das hat sie nicht. Es hat Kultur vor der Content-Mafia gegeben und es wird sie auch danach geben. Ihr Abgesang ist eingeläutet, ihre Geschäftsmodelle zerbröseln, immer weniger Konsumenten haben Lust sich ihren absurden Ritualen (Release hier zum dem Zeitpunkt, in dem Land darfst du das nicht kaufen, erst zu dem zeitpunkt, etc. etc.). Es wird schon VC für Ideen zu ihrer Ablösung angeboten http://ycombinator.com/rfs9.html.

    Wir, die Konsumenten, können den Transformationsprozess unterstützen, indem wir keine Produkte der Content-Mafia mehr kaufen.

  28. 28
    Erdbeerbaeumle

    Es geht leider ums Prinzip. Sollte Megaupload illegal werden, weil die Sharehoster für die Inhalte und Rechtsverletzungen ihrer Kunden verantwortlich gemacht werden können (zivilrechtlich und strafrechtlich) und nicht erst dann, wenn sie im konkreten Fall nicht tätig werden, oder wenn sie vorabprüfpflichten hätten, dann wird es bald keine Sharehoster mehr geben. Jedenfalls keine, die zulassen, dass andere als der uploader per URL downloaden können.
    Und das würde auch Auswirkungen weit über den Sharehoster-Bereich selbst haben. Dienste wie SourceForge oder öffentlich FTP-Server wären dann existenziell bedroht. Ebenso Youtube, Facebook, …
    Selbst wenn solche Dienste nur zur Vorabprüfung verpflichtet wären, wäre das für die meisten wohl das Ende.
    Es machen sich so viele Leute Gedanken, dass der Datenschutz Dienste wie Youtube, Facebook etc. gefährdet. Sie sollten sich mehr Sorgen wegen des Urheberrechts machen. Sicher werden auf Facebook viele urheberrechtlich geschützte Bilder veröffentlicht. Nach geltendem Recht ist Facebook nur verpflichtet, konkret benannte Verletzungen zu unterbinden. Solte aus Megaupload etwas anderes folgen, dann gute Nacht.

    Etwas vergleichbar ist die verhängnisvolle Entscheidung des BGHs, dass Privatleute für Urheberrechtsverletzungen über ihren WLAN-Anschluss haften, wenn sie ihn offen betreiben. Das ganze hat der BGH erfunden. Das Gesetzt sagt genau das Gegenteil (TMG), nämlich dass Access-Provider überhaupt nicht haften und auch keine Prüfpflichten haben (und dass jeder Access-Provider machen darf, wenn wenn er will). Unter anderem hat das zur Folge, dass Dienste wie FON in Deutschland hochriskant sind.

  29. 29
    Björn

    Ich kann dem Beitrag soweit nur zustimmen. Ich bin zwar selbst Pirat, konnte bei der veröffentlichten Mitteilung aber leider nur Kopfschütteln.
    Wir reden hier nicht von einem Dienst, der auch illegal genutzt wird. Wir reden hier von einem Dienst, dessen ganzes Geschäftsmodell nur deswegen funktionieren konnte, weil er die großteils illegale Nutzung bewusst einkalkuliert hat.

  30. 30
    Jan

    Nichtdestotrotz war Megaupload eine Infrastruktur, die von den meisten von uns, immer mal wieder genutzt wurde. Und die Schließung führt jetzt dazu, dass es andere Dienste auch zumachen. Insgesamt wird der Spielraum für die Nutzer/innen enger – da muss man nicht auch noch einen Schritt auf die Gegenseite zumachen wie dieser Artikel.

  31. 31
    kai

    @#798443:

    Hast Du die Anklage gege MU mal gelesen? Da geht es um Geldwäsche, massive Urheberrechtsverletzungen, Steuerhinterziehungen, bildung einer Kriminellen Vereinigung usw. usf. Das Business von MegaUpload hat nix mit dem was Du da versuchst reinzuinterpretieren gemein. Es hat so den Anschein als ob eine vermeintlich freie Gruppe im Internet absolut keine Ahnung hat worüber sie spricht und blind durch die Welt rennt. Datenschutz ist nicht immer das böse, Urheberrechte machen durchaus auch sinn und nicht jeder der nen Stream im Netz bereitstellt macht das nur aus good will. Die meisten davon wollen Geld verdienen und MU hat das nun mal extrem forciert, jeder der sich nen bischen mit der Materie auskennt weiss das seit Jahren und es ist eher verwunderlich das es so lange gedauert hat bis dagegen vorgegangen wurde.

    Ciao Kai

  32. 32

    „Beobachten kann man dieses Phänomen derzeit bei denjenigen Entrüsteten, welche die Vorwürfe gegen den Datenspeicher und -verteiler Megaupload bemängeln und dabei den Vergleich mit der Post heranziehen, die man ja schließlich auch nicht für den Inhalt ihrer Sendungen verantwortlich machen könne.“

    Johnny, es wäre interessant gewesen, wenn du ein paar der Entrüsteten verlinkt hättest. (warum hast du nicht?) Vielleicht sind deren Positionen differenzierter als hier dargestellt. Der Leser wird es nie erfahren.
    Ich kann nur für mich sprechen und ich habe auf neunetz.com auch den Vergleich gebracht, um eben auch auf die oft implizit gemachten gesetzgeberischen Implikationen zu verweisen, die nicht so offensichtlich sind, wie sie in den Medien oft dargestellt werden:

    „Sollten Tageszeitungen für die Inhalte von Kleinanzeigen haftbar gemacht werden, wenn sich herausstellt, dass “rogue newspapers” Mitarbeiter beschäftigen, die Diebesgut über die Kleinanzeigen in der eigenen Zeitung verkaufen und damit Geld für das Unternehmen verdienen?

    Die Frage ist durchaus ernst gemeint. MegaUpload und sein Geschäftsmodell kann man als Problem sehen. Aber lässt sich aus diesem Problem eine sinnvolle Reaktion auf Plattformen mit user generated content ableiten? Auf YouTube wurden 2010 jede Minute(!) 35 Stunden(!) Video hochgeladen. Eine vorherige Kontrolle ist unmöglich, ohne die Natur der Plattform selbst komplett zu ändern.“
    http://www.neunetz.com/2012/01/20/megaupload-war-auch-eine-hosting-loesung-fuer-private-dateien/

    Gerade dass MegaUpload hochgenommen wurde und nicht box.net oder weissderfuchs zeigt, dass der Vergleich eben nicht hinkt.

    Darüber hinaus ist auch interessant, warum es eigentlich Musiker gibt, die MegaUpload verteidigen: Weil bekannte Musiker über paid accounts durchaus zusätzlich wahrscheinllich nicht wenig Geld mit MegaUpload-Downloads verdienen konnten:
    http://www.neunetz.com/2012/01/23/musiker-konnten-mit-megaupload-geld-verdienen/

  33. 33

    Nach allem, was ich zum Thema MU lesen konnte ist deren Geschäftsmodell schlicht und ergreifend illegal. Das mag ja dem einen oder anderen Nutzer egal sein, aber hier sind wir doch bei einem wesentlichen Punkt. Solange meine Rechte (Urheber- Markenrecht) nicht mißbraucht werden ist doch alles chic. Nur wehe, wenn ich etwas urheberrechtlich relevantes erstelle und andere diese recht nicht nur verletzten , sondern auch noch damit Geld verdienen.

    Zudem frage ich mich, ob es denn überhaupt Sinn macht sich die 2 TB Festplatte mit Filmen und Musik zu belegen. Wer hat denn die Zeit, sich das alles noch reinzutun. Konsum um des Konsums willen, weil es geht?! Komische Welt.

  34. 34

    Was bei der Diskussion um MegaUpload vergessen wird: MegaUpload hat es laut Anklage geschafft, aus einem Schaden von 500 Millionen Einnahmen in Höhe von 175 Millionen zu generieren. Sie haben also 1/3 des regulären Verkaufspreises einnehmen können! D.h. im Grunde müssten für ein legales Modell der Rechteinhaber die Benutzer nur 3 mal so viel ausgeben wie bisher, was mit gutem Service und legalem Gefühl doch gar nicht so unrealistisch sein müsste. Sehen wir es also so: Im Prinzip zeigt MegaUpload den Rechteinhabern den Weg.

  35. 35

    Mich hat dieses Thema auch ziemlich aufgeregt. Bei Megaupload ging es niemals darum, Freunden und Verwandten seine Familienalben zu zeigen. Der größte Traffic kam von Seiten, die urheberrechtlich geschütztes Material anbieten und wer genügend Downloads verzeichnete, wurde auch finanziell dafür belohnt. Das war den Leuten hinter dem Unternehmen auch gut bekannt und wer sich einmal die Anklageschrift des FBI durchliest, wird schnell feststellen, dass es sich hierbei weder um ein Postunternehmen, eine Bank oder eine Lagerhalle handelt, die von ein paar Menschen mit illegalen Ideen unterwandert wurde. Natürlich unter der Voraussetzung, dass diese Angaben stimmen. http://www.scribd.com/doc/78786408/Mega-Indictment

  36. 36
    wollexdp

    danke herr häusler für diese bemerkenswerte zusammenfassung.

  37. 37
    Diowlix

    Der Beitrag ist genauso emotional und subjektiv, wie die anderen auch. Ich lese da Polemik und Zynismus. Keine gute Basis für Diskussion, Differenzierung und Vorankommen, meinetwegen auch Streit.

    Es ist schwierig über diesen Fall zu sprechen, weil er Emotionalität mitbringt, ein Pro erfordert, obwohl man ein Contra fühlt und umgekehrt. Den meisten geht es, denke ich, nicht um die betroffene Person, die Firma, Verklärung oder die Contentmafia, sondern darum, wie sich ein Staat aufführt, um _was_ durchzusetzen – ganz reduziert.

    Es ist gut, dass da aufgemuckt wird, auch wenn es um Leute geht, die eigentlich blöd sind und Schlechtes tun. Doch auch, wenn es zunächst gegen „Bad Guys“ geht, gilt es, für alle anderen, dagegen zu protestieren. Denn die Grenze wird immer etwas weiter gesteckt, das Wasser, in dem der Frosch sitzt, immer etwas weiter erhitzt.

  38. 38
    Diowlix

    @#798442: Genau so isses.

  39. 39

    @ marcel weiss

    Ich lese mit Interesse Deine Blogs und sage auch zu Vielem dort o.k. oder ja. Habe selbst einen BWL-Hintergrund und bin Hobbymusiker und kenne einige Musiker, die ordentlich von der „Industrie“ gef***t wurden.

    Nun bricht eine Zeit an, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und es ist alles andere als einfach, viele Musiker sind auch nicht in der Lage oder willens die Businesseite zu verstehen oder zu managen. Dass ein paar Oberschlaue auch Contentdealer zu Marketingzwecken einspannen und sich einspannen lassen, hat zwar einen gewissen Charme, ändert aber nichts daran, dass hier geltendes Recht gebrochen wird. Es ist erschreckend, dass es kaum noch Unrechtsbewusstsein bei den Jüngeren gibt.

    Richtig ist auch, dass Konsumenten jahrzehntelang von der Industrie gef***t wurden.

    Was mich auch an Deiner Argumentation aufregt, ist, dass man die Dinge gerne nur juristisch oder businessmässig diskutiert und dabei vergisst, dass es weder um Schmitz und die unzähligen anderen Geschäftlemacher geht, sondern um Menschen, die Musik hören wollen und andere, die sie machen. Da braucht es keine Labels, Verlage keinen Kongress und kein FBI für. Mit Schmitz habe ich wenig Mitleid und wirklich merkwürdig ist doch, dass sie die Burschen gefangen haben. Da ging es auf einmal, global zu handeln. Ob das juristisch sauber ist, kann ich nicht beurteilen, aber es besorgt mich, dass man Politiker kaufen und Armeen in Bewegung setzen kann, wenn es um die Kohle geht. Was technisch machbar ist, interessiert mich kaum in diesem Zusammenhang oder justitiabel oder profitabel.

    Ich plädiere dafür, dass man die o.g. aus dem Verkehr zieht, ihnen die Macht beschneidet und endlich Verantwortung übernimmt für das, was auf uns zurollt. Musik ist dabei nur ein kleiner, aber aus meiner Sicht nicht unbedeutender Teil.

    Pay the musician.

  40. 40
    dapi

    Ja, genauso hat sich das die Contentindustrie gedacht: Aus den ganzen ihr Geschäftsmodell störenden Hostern wird einer rausgepickt, dessen Betreiber etwas zwielichtig und unsympatisch wirken (mit protziger Autosammlung!), und zu dem wird dann phantasievoll eine Anklage mit so kriminell klingenden Wörtern wie „Geldwäsche“ gebastelt. Ist ja egal, wie haltbar die Vorwürfe sind.

    Und schon hat man die ganzen Ausgewogenheitsheuchler auf seiner Seite, die die Propaganda brav nachplappern und sich dabei noch schön als moralische Menschen präsentieren können („ich zahle gern fünf oder zehn Euro…“ – mir wird schlecht).

    Plötzlich ist dann die Öffentlichkeit gegen One-Click-Hoster insgesamt eingestellt („dieser ganze Schrott wie Megaupload“), und die Contentindustrie kann ganz gemütlich ohne weitere Proteste gegen sie vorgehen und Gesetzte dagegen machen. Und mit anderen Hostern, Videoplattformen und Suchmaschinen geht es dann weiter.

    Ich hatte ja befürchtet, dass die Contentindustrie nach dem SOPA/PIPA-Debakel lernt, geschickter vorzugehen. Aber ich hätte nicht gedacht dass es so schnell geht.

  41. 41
    Ruben

    Sehr gute Gedanken.

    Trozdem habe ich einfach Bauchschmerzen mit der ganzen Geschichte. Nicht weil das Geschäftsmodell von Megaupload möglicherweise gegen geltendes Recht verstoßen hat, sondern weil das ganz grundsätzliche Problem bleibt – einfach jeden zu verklagen, zu gängeln, Gesetze einzubringen um den Wandel durch das Internet aufzuhalten oder zumindest zu verlangsamen. Die Angst, dass das jetzt angewandte Mittel sich etabliert und von der Gesellschaft akzeptiert wird, die bekomme ich einfach nicht weg.

  42. 42
    JST

    @Johnny Wenn ich in Bezug auf die Piraten vielleicht eine etwas neutralere Position anbringen dürfte: Womöglich geht es denen nicht darum, dass ein eventuell illegaler Dienst eingestellt wird und die Macher dahinter zur Rechenschaft gezogen werden, sondern eher darum, dass die USA offenbar in jedem Land der Welt einfach Menschen verhaften lassen können, die noch dazu gar nicht die Staatsbürgerschaft der USA haben. Und dabei ist es schon relativ egal, ob die MegaUpload-Macher nun amerikanisches Recht gebrochen haben oder nicht. (Was im übrigen erst in einem ordentlichen Verfahren geklärt werden muss. So viel Rechtstaatlichkeit kann jeder erwarten, selbst ein Kim Dotcom.)

    In Zeiten des 10-jährigen Guantanamo-Jubiläums kann ich es nachvollziehen, dass es Leute gibt, die dieses Auftreten der selbsternannten Weltpolizei nicht witzig finden.

    Auch wenn ich die Headline schwierig finde, der Artikel liest sich für mich schlüssig: http://andipopp.wordpress.com/2012/01/23/als-sie-die-gauner-holten-habe-ich-nicht-protestiert-megaupload/

    Unabhängig von meinem oben Geschriebenen finde ich „File-Sharing von kostenpflichtigen Inhalten“ an sich eine uncharmante Angelegenheit. Das ist was für unbedarfte Teenies, die noch keine Ahnung haben, aber als Erwachsener finde ich das ganze Inhalte kostenlos saugen eher eine traurige Angelegenheit.

    Gruß JST

  43. 43

    http://networkedblogs.com/t3Mn4

    „Als sie die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen – denn ich war ja kein Kommunist.
    Als sie die Sozialisten geholt haben, habe ich geschwiegen – denn ich war ja kein Sozialist.
    Als sie die Juden geholt haben, habe ich geschwiegen – denn ich war ja kein Jude.
    Als sie die Katholiken geholt haben, habe ich geschwiegen – denn ich war ja kein Katholik.
    Als sie mich geholt haben, hat es niemanden mehr gegeben, der protestieren konnte.“

    Martin Niemoeller

  44. 44
    sven_de_ka

    „internationale Lösungen“ -lol.

  45. 45
    Mokdo

    Es geht aber nicht nur um megaupload.com. Es geht auch um videoupload.com.

    Und da wurden Videos teilweise gegen Gebühren angeboten. Ein Monatsaccount kostete 5 € und ein Premien Account koste 200 € in Jahr.

    Her Schmitz war kein Robin Hood der kostenlos Filme angeboten hat.

  46. 46

    @#798465: ?%&$*!

  47. 47
    HolgerG

    Contentmafia vs. Raubkopierer, die Begrifflicheiten sind auf allen Seiten reine Propaganda. Informations-/Datenaustausch zwischen Menschen muß immer frei und ohne Restriktionen möglich sein sonst gehen alle unsere Vorstellungen von Demokratie und Freiheit den Bach runter.
    Entweder man will alle Kommunikation auf rechtmäßigkeit untersuchen oder nicht. Ich glaube die beiden Beiträge von Kristian Köhntopp haben das Thema gut getroffen:

    http://blog.koehntopp.de/archives/3154-Nicht-Urheberrecht-ist-das-Kernthema.html
    http://blog.koehntopp.de/archives/3157-Nachtrag-Nicht-das-Urheberrecht-ist-das-Kernthema.html
    Besonders der Nachtrag zeigt auch die Probleme der „Rechteinhaberindustrie“.

  48. 48
    101

    Quote: „Und wenn sich die Unterhaltungsbranche dann irgendwann mal dazu bequemen könnte, aus dem Erfolg von Megaupload etc. zu lernen und internationale Lösungen für Konsumenten anzubieten.“

    Du schätzt die Denkweise der BWL-Dinosaurier falsch ein überschätzt Willen und Wahrscheinlichkeit zum Wandel. Warum etwas ändern? Die CD/DVD-Verkäufe stabilisieren sich seit diesem Jahr wieder, MP3-Verkäufe nehmen rasant zu und das Kinogeschäft ist seit 10 Jahren nie eingebrochen.

    Never change a running system. Fuck the client.

    So ändert sich niemals etwas. Und wenn ich zwischen Pest & Cholera wählen muss, dann wähl‘ ich eher den Kimble.

  49. 49

    @#798442: Papperlapapp. Dass „die Industrie stirbt“ höre ich seit rund zehn Jahren, aber sehen tue ich Lady Gaga, Justin Bieber und The Voice Of Germany, same procedure as every year im Entertainment-Geschäft, jetzt aber auch mit Twitter und Facebook und zusätzlichen Werbeeinnahmen auf der Website mit Millionen Besuchern. Na klar wird sich trotzdem noch vieles ändern, aber wahrscheinlich nicht unbedingt so, wie sich manch einer das wünscht.

    Ich kann dir sagen, was bereits gestorben ist: Die Mittelschicht. Fast wie im echten Leben gibt es diese im Musikbereich kaum noch. Musiker, die „okay“ über die Runden kommen (bisschen Vorschuss vom Verlag, Tour-Support vom Label, dann vielleicht wirklich mal ein paar verkaufte CDs/Downloads/T-Shirts) sind selten, denn wirklich längerfristig mag kaum noch jemand in Künstler investieren. Es lohnt sich zu selten. Da wird lieber das fünfte Clone-Startup mit Millionen vollgepumpt.

    @#798448: Ich verlinke Tweets von Leuten, die eher „privat“ twittern nicht mehr, in der Vergangenheit hatten sich darüber immer mal Twitterer „beschwert“, weil das für sie u.U. plötzlich Feedback oder auch Kritik bringt, die sie gar nicht wollten. Sie fühlten sich in die Öffentlichkeit gezerrt, das mache ich also nicht mehr. Differenzierter waren die Tweets nicht, nein. Stattdessen habe ich die Pressemeldung der Piraten verlinkt, die ja auch weiter getwittert wurde, also eine gewisse Unterstützung erfuhr.

    Über deine Vergleiche mag ich mich jetzt hier nicht weiter streiten, ich sehe da einige Unterschiede, aber nun gut.

    Und was die Musiker angeht: Einer der GF von MU ist angeblich mit einer bekannteren Hiphop- oder R’n’B-Künstlerin zusammen, ich denke, daher kommt der Kontakt. Und dann bezahlt man den Künstlern genügend Geld und dann treten sie im Video auf, so einfach wird’s wohl sein. Ob die nun für Luxus-Karren oder MU werben, ist vermutlich egal, und die meisten von ihnen dürften über das „alte“ System schon ordentlich verdient haben.

    @#798462: Ah. Der „Nur ich durchschaue die wahre Verschwörung!“-Kommentar. Nur so am Rande: Niemand braucht „Gesetze dafür zu machen“ für das, was passiert ist, denn es gibt sie schon. Und obwohl ich an jede Menge riesige Schweinereien glaube: Einen internationalen Haftbefehl sollte auch die „Contentindustrie“ nicht so einfach und grundlos durchbekommen, denn obwohl dort viel Geld fließt, ist es im Vergleich zu anderen Branchen recht wenig.

    @#798463: Vorstöße wie ACTA machen mir auch Sorgen. Der Takedown von MU in dem Zusammenhang aber nicht, denn so was hat es auch schon vorher gegeben, und wenn der Vorwurf der kriminellen Vereinigung stimmt, was sollte die Gesellschaft dann daran nicht akzeptieren? Man kann doch bei einem internationalen Haftbefehl und den gegebenen Vorwürfen nicht davon reden, dass hier „einfach jeder verklagt“ wird.

    Solange die gesetzliche Basis halbwegs stimmt und nicht absurd verschärft wird (ACTA), halte ich es für etwas übertrieben, diesen Fall übermäßig paranoid als Beispiel für die Zukunft zu nehmen und davon auszugehen, dass nun Unschuldige verhaftet werden. Dieser Takedown fand auf Grundlage geltender Gesetze statt, nicht auf einer neuen Grundlage. Das ist doch der Punkt: wieso Gesetze verschärfen, wenn die geltenden Gesetze in solchen Fällen doch ganz offenbar ausreichen? Wenn überhaupt muss an einigen Stellen entschärft werden, nämlich genau im privaten Bereich, Fair Use, Abmahnwahn etc.

  50. 50

    Ach, Johnny. Lässt es dich denn völlig kalt, was für einen Aufwand die Weltpolizei betreibt um die Interessen einiger Konzerne zu sichern? Es ging hier um läppische 500 Mio, die die MAFIAA hätte selber einnehmen können, wäre sie nicht zu blöd. Da passieren weit schlimmere Dinge auf der Welt (Drogen, Waffen, Menschenhandel) in größerem Umfang.

    (Verschwörungstheorie:)
    Warum wird ausgerechnet MU hochgenommen? Weil sie der MAFIAA gefährlich wurden. MU hatte einige nicht ganz unbekannte Künstler aus Hiphop und RnB als prominente Aushängeschilder hinter sich (und ein paar B-D Sternchen): Will.i.am
    P Diddy
    Kanye West
    Chris Brown
    Jamie Foxx
    Kim Kardashian
    Lil John
    The Game
    Floyd Mayweather
    Serena Williams
    Ciara.
    http://www.youtube.com/watch?v=K9caPFPQUNs

  51. 51
    Sven

    Liebe Leute,

    euer Feindbild der Musik/Film/Bildindustrie habt ihr euch ja super schoengeredet. Die Realitaet der deutschen Kreativen (Musiker, Autoren, Fotografen, etc) sieht aber leider ganz anders aus:

    http://www.kuenstlersozialkasse.de/wDeutsch/ksk_in_zahlen/statistik/durchschnittseinkommenversicherte.php

    Witzig, dass ihr denen noch die Nutzungsrechteverkauf wegnehmen/beschneiden wollt. Wo sie’s doch so üppig haben.

  52. 52

    @#798465: Das Zitat beginnt korrekt, soweit ich weiß: „Als die Nazis die Kommunisten holten …“.

    Und ja, ich habe sowohl den Blogbeitrag von Andi Popp als auch die Kommentare gelesen (in denen er das alles nach freundlicher Kritik an der Headline noch mal schlimmer macht). Nun werden also die festgenommenen Betreiber von Megaupload mit den Verfolgten der Nazi-Diktatur verglichen.

    Und ich schüttle vor lauter WTF? gerade derart heftig mit dem Kopf, dass mein Gegenüber in der Bahn denkt, ich würde Slayer hören.

    Das war die freundliche Version dessen, was ich von solchen Vergleichen halte.

  53. 53

    @#798474: Mit Tonträger-Verkauf ist halt kein Geld mehr zu verdienen. Ever. Get over it!

  54. 54

    Interessant finde ich das Gerücht, das einige hochdotierte Künstler ihr Repertoire Megaupload selbst zum Upload zur Verfügung gestellt haben, um damit direkt zu verdienen. Wurde auf http://tinyurl.com/7cnbfhv kolportiert. Wäre ja ein spannendes Geschäftsmodell

  55. 55

    @#798464: Naja, jetzt begeben wir uns alle in die Vermutungskiste, ich lasse von juristischen Sachen lieber die Finger, weiß aber, dass internationale Haftbefehle keine neue Erfindung sind und die Vorwürfe gegen MU weit über Urheberrechtsverletzungen hinaus gehen – was dann vlt. diese Aktion „erklärt“.

    Dass man bei der Ahnung des Eingriffs der „US-Weltpolizei“ erstmal zusammenzuckt, ist verständlich, klar.

  56. 56

    @Johnny

    die Analogie ist drastisch aber in ihrer Stringenz durchaus anwendbar.

    @Thomas

    0_0 hab ichs mir doch gedacht

  57. 57

    @#798465: Oh Gott, ist das Dein verfluchter Ernst?

  58. 58

    @#798474: Hä, was ist das denn für eine Logik. Nur weil künstlerische Äusserungen inflationär im Netzzeitalter und allgegenwärtig auf einen niederprasseln, müssen doch nicht alle Kreativen davon leben können. Nur weil ich hübsche Kuchen backen kann, hab ich doch keinen Anspruch darauf, deshalb als der erfolgreiche Bäcker dick zu verdienen. Es hängt doch immer von der Vermarktung ab – wenn ich darin gut bin und das Produkt stimmt, dann wird es auch mehr mit dem Grundeinkommen

  59. 59
    HolgerG

    Jeden Kuchen den der Bäcker verkauft muß er jedes mal backen. Ich bin jederzeit bereit für z.B. Konzertkarten Geld (manchmal auch viel Geld) auszugeben. Für geleistete Arbeit soll jeder seinen Lohn bekommen. Wenn die Abbilder von Kunst maschinell Multipliziert werden sinkt für mich der Wert reziprok zur Anzahl der Kopien. Für die Kopie eines Fotos von einem Kuchen will ich viel viel weniger Zahlen als für einen Kuchen. Sorry aber is‘ so. Wenn die Kopie dann auch noch fast umsonst entsteht (Internet) dann sind die aktuellen Preise einfach Fantasiepreise.

  60. 60

    Das Kostenargument, was immer gerne angeführt wird, ist falsch.
    Die Lebenswirklichkeit der meisten Musiker ist bescheiden bis trostlos, Durchschnittseinkommen von 800-1000 Euro pro Monat, bei Schauspielern ist es ähnlich. Die sind wahrscheinlich öfter auf dem Amt als Viele, die hier so heftig kritisieren.

    Ich möchte künstlerische Vielfalt, was bedeutet, dass auch Künstler, die mir oder Anderen vielleicht nicht zusagen, ein Auskommen haben. Betriebswirtschaftliche oder Marktlogiken anlegen zu wollen, halte ich für verfehlt in einer Gesellschaft, die die materiellen Mittel dazu hat.

    Das hier Diskutierte ist ohne eine breite politische Betrachtung (steuerlich, beschäftigungspolitisch etc.) eigentlich nicht sinnvoll zu beurteilen.
    Würde man der Bäckerlogik folgen, wäre es auch nicht mehr weit zu amerikanischen Verhältnissen, wo bis vor Kurzem über 50 Millionen Menschen nicht krankenversichert waren. Wer keine Knete hat, muss halt zusehen, wie er gesund wird.

    Man kann sich auf den Standpunkt stellen, das alles, was sich nicht verkauft, weg muss. Ich mache das nicht.

  61. 61
    Schreiberling

    Also ich weiß nicht,
    ich hab mir da jetzt noch keine konkrete Meinung gebildet aber:
    Mal ganz abgesehen von der Person Kimble hat es schon so seine Nachteile dass MU jetzt dicht ist. Denn Filehoster sind im Allgemeinen eine gute Möglichkeit um an Songs u.ä. einfach ranzukommen, oft per einfacher google Suche.
    Und ob ich nun per p2p, Filehost oder Stream oder youtube mir etwas reinziehe ist für die Industrie und die Künstler völlig egal, die sehen so oder so keinen direkten (!) Cent davon. Deshalb denke ich auch dass dies Schade ist, weil hier eine Möglichkeit zur Verbreitung und Nutzung von Kulturgütern vernichtet wurde.
    Und dass damit Geld verdient wird finde ich auch nicht mal problematisch, gute Ideen sollen schließlich belohnt werden. Und Geld verdienen tut jeder dieser Anbieter.

    Eine ganz andere Geschichte ist natürlich dass hier bei diesen Systemen die Künstler nicht entlohnt werden. Das ist in meinen Augen das einzige, wirklich problematische.

    Für Jonny: Die anderen Hoste schließen gerade der Reihe nach:
    http://www.crackajack.de/2012/01/23/the-end-of-ddl-filesharing/

    (Aber wie gesagt, lasse mich gerne eines Besseren belehren)

  62. 62
    EdoZ.

    Auch woanders denkt mal über „böser böser Kim“ hinaus und sieht korrekt voraus was da dräut: http://blog.davidbanham.com/?p=52

  63. 63

    Besonders bei „…denn es passiert ja immer häufiger, dass Klagen von Klägern ausgehen, die ihre Rechte verletzt sehen – es ist schon eine verrückte Welt da draußen!“ musste ich laut lachen. Die Piraten übertreiben maßlos. Und niemand kann ernsthaft, behaupten, dass Herr Schmitz der Menschheit (und nicht seinem Geldbeutel) etwas Gutes tun wollte. Topp-Artikel! Grüße

  64. 64
    Gene October

    Nicht nur Megaupload möchte mit Content Geld verdienen und ist nicht bereit für diesen zu bezahlen. Auch DSL Anbieter verdienen ihr Geld mit der Gier noch Content, keiner würde auf die Idee kommen DSL Anbieter in eine kriminelle Ecke zu stellen.

    Kim Schmitz gibt einfach nur ein schönes Feindbild, weil er so ein gnadenloser Angeber ist.

  65. 65

    @#798415: Hier aus piratiger sicht alles zu sopa,acta,trips
    http://wp.me/p1vyKy-60

  66. 66
    Axtmörder

    Verdammte Axt! Dieses ganze Urheberrechtsgejammer! Ich hätte gerne eine Website, wo ich stinknormale, grenzenlose 700 MB Xvid-Avis für sagen wir mal 8 Euro runterladen kann! Warum gibt es das immer noch nicht?

  67. 67
    HolgerG

    @Arne
    Was du willst sind „Kunstbeamte“. Dafür sehe ich keine Chance.
    Vor allem nicht wenn der „Kandidat“ einmal 20 Seiten in kleiner
    Auflage abgeliefert oder ein, zwei lahme Remixe in den 1€ Grabbeltisch
    von Mediamarkt produziert hat. Wo ist die Grenze?
    Die Produktiven unterstützen die Unproduktiven funktioniert
    doch im Leben nicht. Das Machtgehabe der Contentmafia mit dem
    niedrigen Einkommen von „Kneipenmusikern“ (sorry) zu begründen
    ist auch etwas weit hergeholt. Das Eine hat doch mit dem Anderen wenig
    zu tun. Deren Content war sowieso nie bei Megaupload und von der
    Kohle der „Mafia“ hätten die auch nie was gesehen.

  68. 68

    Recht hast Du, Johnny. – Ich ärgere mich auch oft genug über die Content-Industrie und ihre unzeitgemäßen Ansichten, das macht aber das kriminelle und geldgeile Handeln anderer keinen Deut ehrenwerter.

  69. 69

    @ HolgerG

    Das sehe ich anders. Wir leben in einem der reichsten Länder der Erde. Ca. 40 Mio. Erwerbstätige unterhalten die andere Hälfte. Ca. 8 Mio. wollen eine Arbeit, finden aber keine. Das Alimentieren läuft ja schon im großen Stil, heisst Hartz IV. Kostet viel und schafft keine Produktivität. Hochqualifizierte sammeln Müll und schippen Schnee, werden entmündigt und entwürdigt. Nur damit das klar ist: Ich mache das Katzenklo auch sauber und fege selbst den Hof. Es geht darum, dass man diesen Menschen vorgaukelt, sie müssten sich nur anstrengen, dann bekämen sie auch Arbeit. Das ist lange schon widerlegt.

    Leistungs- und Wettbewerbsdenken haben uns eine traumhafte wirtschaftliche Lage beschert. Wir leben allerdings nun in einer Phase, wo über Verteilung geredet werden muss, da die Ungleichheiten extrem werden. Übrigens nicht nur in Deutschland sondern weltweit. Es besteht für mich kein Zweifel, dass die Chinesen fast alles besser können. Ich sympathisiere nicht mit Kommunisten und auch nicht mit Beamten. Deren Zahl würde ich erst einmal um die Hälfte reduzieren, ihnen objektive Leistungskriterien verpassen, was sehr gut machbar ist in gleichförmigen Verwaltungsprozessen, und ihnen Privilegien nehmen.

    Es ist leider so, und das sage ich als BWLer, der 30 Jahre aus der „neoliberalen Quelle“ getrunken hat, dass die Ungleichgewichte nicht mehr lange tragbar sein werden. Entweder bricht das Finanzsystem zusammen mit allen unschönen Folgen, oder die Gesellschaft implodiert wegen der Ungerechtigkeiten. Da sind Downloader nur die Spitze des Eisbergs.

    Ich will es einmal etwas drastischer ausdrücken, vielleicht wird es dann klarer. Seht mir bitte die Wortwahl nach.

    Die arroganten Jungschnösel mit ihren Bäckervergleichen wohnen noch daheim. Keine Checkung aber grosse Fresse. Hier im Thread sind einige davon. Ein Trost ist vielleicht, dass ich mit 16 genauso war.

    Wenn Ihr so weiter macht, erreicht Ihr das Gegenteil dessen, was Ihr Euch gerade zusammenträumt. Ihr macht Kriminelle und Hochstapler wie Schmitz reich, Künstler arm und sorgt dafür, dass die von Euch ach so verteufelte „Verwertungsindustrie“ Downloadern und den Schmitzens den Arsch abklagt. Ergebnis: Die ewig gleiche industriell erzeugte Scheissmusik und die 20 Mio. Songs aus den Majorkatalogen.

    Anstatt auf der Couch sich illegal und kostenlos alles runterzunuckeln und kluge Sprüche abzusondern, wäre es nun an Euch, über eine neue, bessere und gerechtere Welt nachzudenken, den Arsch zu heben und was zu machen. Die Konzerne und die Kriminellen werden Euch dabei nicht behilflich sein.

    Ihr könnt aber auch weiter auf der Couch sitzen.

    Thanks for listening.

  70. 70

    @#798502 (und einige andere): Wir reden doch über verschiedene Dinge. Da gibt einmal die Frage der Urheberrechtsverletzungen, und dabei muss man darüber reden, inwiefern ein Provider/ Hoster überhaupt für Inhalte verantwortlich gemacht werden kann und darf. Hier sehe ich die große Gefahr bei Vorstößen wie ACTA, die im Kern tatsächlich die grundlegende Struktur des Netzes angreifen.

    Im Fall der Inhaltshaftung gibt es also viel zu diskutieren, und ginge es nur darum, hätte ich den obigen Artikel nicht so geschrieben, Schmitz hin oder her.

    Doch Filehoster wie MU gehen (anscheinend) weit über dieses Thema hinaus, und merkwürdigerweise redet darüber kaum jemand, sondern es geht immer nur um eine genrelle Urheberrechtsdebatte. Doch es ist ein Unterschied, ob ich mich als Dienstleister der Haftung für Inhalte entziehen will (oder sogar muss, weil alles andere Blödsinn wäre), oder ob ich gezielt kriminelles Verhalten unterstütze, in Kauf nehme, fördere und damit Geld verdiene. Es wird in der Klage nicht von einem Anbieter gesprochen, dem es unmöglich ist, Inhalte zu kontrollieren, sondern von einer durchstrukturierten kriminellen Vereinigung im großen Stil, bei der es um viel mehr als kopierte Filme zu gehen scheint.

    Ich finde, man kann nicht einerseits im Fall der Netzsperren-Debatte in Sachen Missbrauchsdarstellung immer wieder (und zurecht) darauf pochen, das vorhandene Gesetze genügen müssen, um Verbrechen zu verfolgen und zu ahnden, und andererseits bei anderen Delikten erwarten, dass ein Auge zugedrückt wird. Ich tue mich äußerst schwer damit, hier plötzlich den „Law and Order“-Typ zu geben und es gibt speziell im Bereich des UrhG viele, viele Gründe, die Änderungen rechtfertigen und nötig machen. Aber genauso wenig, wie ich das Netz unter der Kontrolle von Wirtschaftslobbyisten sehen möchte, möchte ich es in der Hand solcher Strukturen sehen, wie sie bei MU und anderen vorhanden zu sein scheinen.

    Nochmal: Die Strukturen in Politik und Wirtschaft halte ich für nicht minder gefährlich und kann es nur gut finden, dass diese seit Ewigkeiten in allen Branchen bestehenden Strukturen nun (auch durch das Netz) etwas transparenter werden und Gegenwind aus der Bevölkerung erhalten. Ich weigere mich aber zu akzeptieren, dass Kriminalität mit Kriminalität bekämpft werden soll.

  71. 71
    dapi

    @#798517: Und wie willst du den Unterschied zwischen „gutem“ der-Hanftung-entziehen-wollen und „bösem“ kriminelles-Verhalten-unterstützen abgrenzen? Natürlich versucht die Klageschrift, MU sehr einseitig als hinterhältige Kriminelle darzustellen. Viacom hat auch versucht, Youtube genau so darzustellen.

    Gerade das MU nun vor allem vorgeworfene Bezahlen der Uploader erfolgreicher Dateien, aus dem recht fadenscheinig auch der so öffentlichkeitswirksame Geldwäsche-Vorwurd gebastelt wurde, ist nichts anderes als Youtubes Beteiligen der Uploader an Werbeeinnahmen. Beides _kann_ natürlich auch illegal missbraucht werden, aber dass können die Betreiber nicht vermeiden, und dafür können sie auch nicht verantwortlich gemacht werden.

    Der größte Vorwurf gegen MU ist also, dass sie Urhebern eine Möglichkeit gegeben haben, mit ihren Werken Geld zu verdienen! Und als Chilling Effekt hat das bereits dazu geführt, dass jetzt viele andere Hoster vergleichbare Affiliate-Programme aufgeben.

  72. 72
    HolgerG

    @arne
    Ich bin durchaus auch der Meinung, daß unsere Gesellschaft ein Verteilungsproblem hat. Die krassen Ungleichgewichte erinnern an die letzten Runden in einem Monopoly Spiel. A la Fefe: Wo bleibt eigentlich die Revolution?!
    Allerding sind auch die Probleme des (Medien)Kunstbetriebes nicht weg wenn Kimble&Co weg sind. Das Problem scheint mir doch eher die fette, träge, gierige Krake Medienindustrie zu sein die sich zwischen Künstler und Konsumenten gequetscht hat. Die verteidigt doch nicht die Künstler sondern ihr steinzeitliches Geschäftsmodell. Das Internet macht es doch möglich das jeder Künstler selbst mit seinen Kunden/Konsumenten whatever in Kontakt kommen kann/ sich seine eigene Öffentlichkeit erzeugen kann. Mancher Künstler kann davon nicht leben? So what – ich würde manchmal auch lieber was anderes machen als mein Geld durch arbeiten zu verdienen. Kunst ohne Markt hat schon immer ein Problem.
    Bildhauer oder Maler können doch auch nicht einmal was abliefern und den Rest ihrer Tage von Tandiemen für maschinelle Reproduktion leben.
    Das geht alles nur mit bedingungslosem Grundeinkommen.
    Davon sind wir aber so weit entfernt wie vom Mond. Selbst wenn die Revolution kommt. Meine Letzte wurde von „Helmut! Helmut!“ Brüllern zur Wiedervereinigung vergewaltigt. Mal sehen wie die Nächste wird.
    Man kann ja träumen aber vorerst müssen wir mal mit der Welt leben die wir haben.

  73. 73

    @HolgerG

    Wir lernen gerade, dass der Markt nicht alles regelt. Und dass es Leute gibt, die über Schmiergeld, politischen Einfluss und Netzwerke die ein oder andere Branche (inkl. Teile der Politik) gekapert haben. Da schliesse ich ausdrücklich große Teile der Unterhaltungsindustrie ein (früher hat man Industrien so bezeichnet, wenn sie auf eigenes Risiko etwas hergestellt haben).

    BGE ist tatsächlich ein möglicher Ansatz. Das Alimentieren von Familienangehörigen, Kranken, Alten und Kindern ist ja nicht ungewöhnlich und würde ich auch nicht abschaffen wollen. Ich finde, und da spreche ich aus 15 Jahren Konzernerfahrung, dass viele Arbeitnehmer, einschliesslich der Manager, lange nicht das erwirtschaften, was sie am Monatsende überwiesen bekommen.

    Zum Thema: Alles, was die Freiheit und Neutralität des Netzes gefährdet, muss schonungslos bekämpft werden. Einschliesslich illegaler Downloads, Betrug und Monopole.

    Natürlich muss derjenige, der eine website betreibt, für die Inhalte haften. Alles andere wäre eine merkwürdige Sicht der Dinge und nicht mit unseren über Jahrtausende gewachsenen Rechtssystemen zu vereinbaren. Sich rausreden zu wollen, dass es technisch oder volumenmässig nicht zu bewältigen sei, würde für mich bedeuten, dass man z.B. youtube abschalten müsste. Was ich nicht will. Wenn man die Haftung auf die Einsteller abwälzen will, fällt die Anonymität, was ich auch nicht will. Technisch liesse sich einiges machen, aber dann sind wir wieder bei Themen wie fingerprint, watermarks, DRM, ID-Management.
    Das Dumme ist, dass man regulieren muss, aber nicht will. Pest oder Cholera ist die Frage.

    Unterhaltungsindustrie: Eine der beschissensten Branchen des Planeten. Andererseits rede ich ab und an auch mit Minilabelbetreibern, die genau die Dienstleistungen, zu der viele Musiker keine Lust oder nicht die Fähigkeiten haben, anbieten bzw. kaum noch anbieten können, weil kein Geld mehr rein kommt. Und da reden wir nicht von Bieber/Gaga-Kram, sondern für meinen Geschmack wertvolle Sachen.

    Diese Fragen sind alle viel zu wichtig, um sie Politikern, Juristen oder Medienmogulen zu überlassen.

    Ich träume davon, dass die Netzgemeinde (?) sich besinnt und mithilft, neue vernünftige Strukturen aufzubauen. Mit ihrem Geld, solange wir noch nicht mit Bonbons bezahlt werden.

  74. 74
    wef

    Nach dem Lesen des BEitrags werde ich den EIndruck nicht los Johnny wurde gezwungen DDLs im Netz zu suchen, herunterzuladen und anzusehen. Das glaube ich nicht. Wenn dann hat er freiwillig gesucht, gefunden und geladen. Und wenn nicht dann verstehe ich die Einwände nicht. Den Downloadtimer sieht man nicht wenn man sich nicht dorthin begibt. Er kann einem egal sein.

    Was alle ‚Raubkopien‘ gemeinsam haben – dem Privatmann erlauben sie eine Recherche. Man kann sich eine besagte STelle irgendeinen Filmes ansehen und prüfen, von der man in irgeneinem Zusammenhang hört oder im Netz liest. Ohne dass man gleich den ganzen Film kaufen muss. Ausserdem macht es manchmal Fernsehbeiträge zugänglich die nirgendwo mehr abrufbar sind, egal für wieviel Geld. Es ist Teil des Netzes und der selbstbestimmten Informationsprüfung. Für Hobbyrecherchen konnten wir das alle schonmal brauchen.

  75. 75

    @#798518: „Der größte Vorwurf gegen MU ist also, dass sie Urhebern eine Möglichkeit gegeben haben, mit ihren Werken Geld zu verdienen!“

    Sie haben denjenigen die Möglichkeit zum Geldverdienen gegeben, die stark gefragtes Material hochgeladen haben. Ich wage zu bezweifeln, dass das die Urheber waren. Ein Service, der Urhebern und Rechteinhabern die Möglichkeit zum Geldverdienen mit ihrer Arbeit gibt, sieht sicher anders aus als MU und trifft darüber Vereinbarungen mit den Rechteinhabern, meinst du nicht?

  76. 76

    Urheberrechte sind nicht veräußerbar, sondern lediglich deren Nutzung kann übertragen werde. Im Falle von MU bezweifel ich, dass die Urheber einer Rechteeinräumung zu gestimmt haben, von einer Vergütung mal ganz abgesehen. Streng genommen dürfte dies aber auch auf eine Vielzahl von Plattformen zutreffen, die mit fremden Inhalten Geld verdienen und den Urheber dabei übergehen.

    Ein Problem kommt noch dazu, wie soll ein Urheber gegen eine Rechtsverletzung angehen – David gegen Goliath mit entsprechenden Kosten.

  77. 77
    Mark

    „Ich lege gerne fünf oder zehn Euro im Monat aufs Trackpad“ – witzig! Wer bezahlt Deinen Scheiß hier eigentlich?

  78. 78
    dapi

    @#798522: Dass in der Praxis viele von denen, die die Inhalte hochgeladen und das Geld dafür abgegriffen haben, nicht die Urheber waren, liegt daran, dass die betreffenden wirklichen Urheber sich stattdessen auf das obsolete Geschäftsmodell des Zugangsverhinderns-für-Nichtbezahler konzentriert haben. Hoster mit Affiliate-Programmen, genauso wie Youtube mit der Beteiligung an Werbeeinnahmen, ermöglichen ein neues, zukunftsfähiges Geschäftsmodell, eines von vielen alternativen Geschäftsmodellen deren Existenz die Contentindustrie nicht wahrhaben will und deswegen ihren Kreuzzug gegen Raubkopieren als einzige Möglichkeit preist, um Schöpfer geistiger Arbeit vor dem Verhungern zu retten.

    Und wenn mögliche Geschäftsmodelle nicht genutzt werden von denen, die es eigentlich verdient hätten, dann finden sich eben rasch andere, die davon profitieren. Das kann man nicht denen vorwerfen, die diese Geschäftsmodelle erst ermöglichen, bzw. irgendwelche zwielichtigen Vereinbarungen fordern.

    Das ganze ist vergleichbar mit der Erfindung des Phonographen, dort ist das neue Geschäftsmodell des Verkaufs von Musikaufnahmen entstanden. Aber profitiert haben zunächst nicht die Musiker, sondern eben die Leute die die Wachswalzen hergestellt haben, was auch zu entsprechendem Streit geführt hat; die Musiker hätten es sicher gerne gesehen wenn die ganze phonographische Industrie zugemacht und die Schmarotzer weggesperrt worden wären. Bis dann eine neue Generation von Musikern begriffen hat dass sie dieses Geschäftsmodell auch für sich nutzen konnten, unterstützt durch eine sinnvolle Gesetzgebung die nicht etwa destruktiv die neuen Möglichkeiten gesperrt und verboten hat, sondern lediglich geholfen hat die Gewinne in die richtige Richtung zu lenken.

  79. 79

    @dapi

    Überwiegend richtig. Nur brauchte man damals noch viel Geld für die Herstellung und Vertrieb von Phonographen, selbstspielenden Klavieren, Radiostationen, TV-Sendern. Heute braucht ein Musiker einen Laptop und Internetzugang und nicht irgendwelche Leute, die er nicht beauftragt hat mit dem Vertrieb seiner Produkte. Und schon gar keine Affiliates und Leute, die seinen Content für Werbeeinnahmen kapern. Phonographen herzustellen war auch nicht illegal.

    Wenn unsere Downloader nicht bald die Notwendigkeit einsehen, zu bezahlen, werden die Künstler HartzIV nehmen oder bei Schlecker arbeiten und ab und zu mal über die noch zu gründende Urhebergewerkschaft ein paar Illegale verklagen.

    Wer will das?

  80. 80
    S. Schwarzmeister

    „Ich lege gerne fünf oder zehn Euro im Monat aufs Trackpad, wenn ich davon ausgehen kann, dass die Produzenten einen Teil davon erhalten und der ganze Kram legal ist. “
    Wer verteilt das dann? Die verhasste GEMA?

    5-10€ halte ich auch für lächerlich unverschämt.
    Ja wenn son Auto 50 € kostet kauf ich mir das. Bis dahin klau ich die halt weiterhin.

  81. 81
  82. 82
    map

    Toller Artikel. Jedoch geht es beim Filesharing auch nicht nur um Musik und Video.

    Musik braucht man heutzutage eigentlich nicht mehr zu ziehen. Die Preise für MP3 Downloads sind doch recht annehmbar, ggf. muss man etwas warten bis sie fallen.
    Was halt bei MP3 blöd ist, die Bezahlung. Da es hier um 99ct Artikel geht ist eine Überweisung ja recht doof. Kreditkarte und Paypal nutze ich nicht… tja. Wäre gut, wenn Amazon hier Montatsrechnungen anbieten würde.

    Filme, früher sehr oft runter geladen aber inzwischen kommt so viel gutes auch nicht mehr. Was ich sehen möchte hole ich mir aus der Videothek, was mir dann noch richtig gut gefällt kaufe ich eben. Preise sind inzwischen auch moderat.
    Anders sieht es bei Serien aus. Hier finde ich die Preise teilweise absolut unverschämt (hatte mal eine Staffel für 60Euro im Saturn gesehen).
    Was hier generell nervig ist und bei MP3 ja inzwischen weggefallen ist, der Kopierschutz. Meine original gekauften DVDs möchte gern einfach nur auf dem Mediaserver als Datei ablegen.
    Hinzu kommt das vieles auch in Deutschland gar nicht erst auf den Markt kommt und ich es gar nicht kaufen KANN.

    Ganz grausam, Spiele und Programme!
    Sehr sehr oft gibt es nicht mal eine Demo-Version. Man kann also höchstens einen 2Min Teaser ansehen um zu beurteilen ob man die 49,99 für das Spiel ausgeben möchte. Dazu stimmt das Preis- Leistungsverhältnis einfach nicht.

    Einfach mal etwas auf die Kunden zugehen. Dann klappt das auch mit den Verkäufen.

  83. 83
    h&m

    und hier jetzt ein link mit einer ankündigung, die die herzen der verschwörungstheoretiker höher schlägen lassen wird und alle anderen auch mal kurz zum nachdenken bringen sollte:

    http://www.digitalmusicnews.com/permalink/2011/111221airvinyl

    MegaBox. MegaBox was going to be an alternative music store that was entirely cloud-based and offered artists a better money-making opportunity than they would get with any record label.

    Not only did they plan on allowing artists to keep 90% of their earnings on songs that they sold, they wanted to pay them for songs they let users download for free.

    „We have a solution called the Megakey that will allow artists to earn income from users who download music for free,“ Dotcom outlined. „Yes that’s right, we will pay artists even for free downloads. The Megakey business model has been tested with over a million users and it works.“

  84. 84
  85. 85

    Kim Klim Bim hat auch 2 Leprakranke geheilt, die Zukunft gesehen und wird Universal kaufen. Mit Geld, das er noch erfinden wird.

  86. 86
    Lea

    Auf einmal finden alle Berlin irgendwie overrated, die NYT schickt reporters nach Wilhelmsburg und laut Guardian ist St Pauli „the second best place to live in the world“ http://tinyurl.com/85hcoxz
    Kann mir jemand erklären, was es sich mit diesem plötzlichen Hamburg-Hype auf sich hat? Hab ich was verpasst?

  87. 87

    das Timing macht schon nachdenklich…

  88. 88

    Ich habe folgenden Beitrag auch bei D64 und wirres.net gepostet.
    Ich werde niemanden verklagen, schon allein deswegen, weil das keine Lösung wäre.

    Die Diskussion nimmt hysterische Züge an. In Italien soll gerade ein Schiff umgekippt sein.

    Es ist nicht unbedingt im Sinne eines freien Internets, von Zensurverhinderung und Förderung von Kultur, immer wieder Extrembeispiele zu dramatisieren. Überlasst das der BILD-Zeitung, die haben´s drauf.

    Bin Hobbymusiker mit BWL-Hintergrund und komme oft aus dem Staunen auch nicht raus. Das die verhasste(n) „Contentindustrie“, „Mafia“,“Schutzgelderpresser“ diese Geschäftsmethoden seit Jahrzehnten pflegen, ist nichts Neues. Neu ist, dass zweifelhafte Jungunternehmer und Kriminelle zu sympathischen Outlaws hochstilisiert werden. Mir sind mittlerweile Google- und Applefans, die sich von denen auch schon mal die Schnittchen bezahlen lassen, genauso suspekt.

    Urheberrecht soll die Urheber schützen, ich dachte, das sei klar. Dass es auf die Gegenwart angepasst werden muss, darüber besteht unter den Musikern, die ich kenne, kein Zweifel. Und KEINER von denen würde tanzende Teenager abmahnen wollen.

    Kim Bling Bling hat tatsächlich etwas bewiesen, nämlich, dass es einen Markt gibt, allerdings zu anderen Preisen als sich das die böse Industrie so vorgestellt hat. Ich verwette meinen Arsch, dass die böse Industrie dieses Modell jetzt kopieren wird. Und die Doofen, die denken, dass sie jetzt gewissermaßen Freibier bekommen, werden es bezahlen, auf die eine oder andere Weise. Die Piratenromantik ist völlig lächerlich. Ich bin mal in Litauen bei einem Segeltörn fast verhaftet worden, als ich keine deutsche Flagge am Boot führte, der freundliche Mann von der Küstenwache nannte mich wiederholt „Pirate“. Danke, das braucht kein Mensch. Die etwas längliche Story gibt es hier: http://www.eggsplore.de/eggsplore-blogg/arne/120-miles-and-a-warm-welcome-to-lithuania.html und hier: http://www.eggsplore.de/eggsplore-blogg/arne/the-naked-truth-about-the-coast-guard-and-klaipeda.html

    Wie wäre es eigentlich, wenn Musiker von Konsumenten direkt vergütet würden? Preise wären auszuhandeln. Google, Apple und Konsorten bleiben aussen vor. Hollywood auch. Entertainment Lawyer sowieso. Wie wäre es eigentlich, wenn die gesamte geistige Elite von Schirrmacher bis zu den Berliner Bloggern mal ihre wirklichen Agenden auf den Tisch legen würden? Inklusive der Einkünfte, Fördervereinbarungen und was man sich da alles zusammenphantasieren kann? Wie wäre es eigentlich, wenn die Piratenpartei mal eindeutig sagen würde, wie sie das Urheberrrecht verändern wollen, statt sich immer nur hinter „Müssen wir noch drüber nachdenken“ zu verstecken?

    Meine Güte, ist es das, was unserer Väter Väter Väter unter „Eier haben“ verstanden?

  89. 89

    @#798465:
    Der Vergleich mit Niemöller ist absolut daneben. Peinlichst.

  90. 90

    @#798470: Informationsaustausch und Datenaustausch sind schon mal zwei Paar Stiefel. Selbst völlig ungehinderten Informationsaustausch kann man so nicht fordern, wenn man noch ein bisschen bei Verstand ist. Oder sollen Neonazis die Adressen von Antifas, die ihre Kumpane bitteschön zusammenschlagen sollen, ungehindert austauschen dürfen? Ich möchte nicht einmal, dass meine Bankdaten und Passwörter (das sind sowohl Informationen als auch Daten) frei zugänglich durchs Netz flutschen.
    Man darf also nicht so faul sein, pauschal 100-prozentige Freiheit (d.h. Ende jeglichen Datenschutzes und jeglichen geistigen Eigentums) zu verlangen, sondern muss sich die Mühe machen, zu konkretisieren, was das schützenswerte Ziel ist (nämlich die Freiheit, WAS? zu tun).

  91. 91
  92. 92

    @#798523: Dass Urheberrechte nicht veräußerbar sind, gilt bei uns. In den USA ist das anders. Beim dortigen Copyright kann der Verwerter dem Urheber die alleinigen, ausschließlichen Rechte abkaufen – oder abluchsen.

  93. 93
    Gehirnbutter

    Z.B. werden solche Filehoster oft und gerne in der Modding-Szene benutzt. Modder wollen ihre Mods zur Verfügung stellen und das wird gerne über einen externen Filehoster getan. Wenn der dann auch noch für Downloads vergütet, dann kommt das auch nicht ungelegen.

    Das ist nur ein Beispiel dafür, um mal diesem blödsinnigen Argument entgegenzutreten, dass Leute Filehoster nicht für legale oder private Daten benutzen würden.

  94. 94

    @ Gehirnbutter

    Das ist doch auch völlig o.k.. Die Spielehersteller verdienen an der Engine und lassen es zu, als Marketinginstrument, dass die Mods frei, d.h. kostenlos verfügbar sind. Und die Leute, die die herstellen, machen es wissentlich, aus Liebe zur Menschheit, aus Profilierungsgründen oder zu Marketingzwecken.

    Alles super. Wenn es dann noch liebende Mitmenschen gibt, die den Usern Traffic und Serverkapazität schenken, dann kann ich nichts dagegen haben. Das ist Altruismus.

    Wenn aber Kim Bim Bam Millionen scheffelt und Zeug auf seiner website verscherbelt, das er nicht verkaufen DARF, dann hört für mich der Spass auf. Natürlich kann jeder Urheber selbst entscheiden, ob er seinen Kram verschenkt, wenn er es aber ausdrücklich nicht will, dass ein anderer ohne Verträge, Provisionen etc. das Material verkauft, wie nennt man das?

    Lagerhäuser, Bäcker, Telefonnetzbetreiberhaftung für Gespräche, das geht alles völlig am Problem vorbei.

    Ich finde die meisten Juristen weder unterhaltsam noch geistreich. Eines aber muss man ihnen lassen, sie bemühen sich seit Jahrtausenden, eine einigermassen kohärente Rechtslogik zu bauen und anzuwenden, jetzt auch internaional, die es uns ermöglicht, friedlich und auskömmlich miteinander zu leben. Sie mussten für den immateriellen Bereich, z.B. Urheberrecht aber auch z.B. Straftaten wie Beleidigung, Spielregeln finden, die auf die Wirklichkeit passen. Materielles Recht, das sich z.B. mit Lagerhallen, Diebstahl und dem Betrieb von Telefonnetzen befasst, ist nur bedingt übertragbar. Daher wohl die ganze Verwirrung.

    Jetzt muss ich schon Juristen in Schutz nehmen, nee.

  95. 95
    swissball

    @#798420:
    HI Negativly,

    1) was sind konkret deine Lösungsansätze.
    2) Wie könnte man die Beziehung Werkerzeuger und -nutzer ausgestalten zum win-win,
    3) ist win-win Überhaupt möglich,
    4) liegt es wirklich nur an der bösen Contentindustrie
    5) was ist deine Vision.

    lg
    swiss

  96. 96

    Einen noch.

    http://www.sinn-frei.com/so-lebte-der-megaupload-gruender-kim-dotcom_16441.htm
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kim_Schmitz

    Diese ganze AutoflottenundVillenberichterstattung ist traurig. Hier versuchen einige Medien und Teenager einen Eindruck zu erzeugen, der vielleicht so ist:

    Dickes Hackerkind kann mit cleveren Geschäftsmethoden Megabranchen austricksen. Kauft teuren Anwalt, spaziert nach 5 Jahren aus amerikanischem Gefängnis und buddelt die restlichen Millionen aus.

    Die Villa war gemietet und wenn die Autos gekauft waren, dann hielte ich Kimmie Räikönnen tatsächlich für eine miserablen Gangster. Ich wette, die Karren waren geleast.

    Wie er bis jetzt immer mit Bewährungsstrafen davonkam, das könnte er sich allerdings als Berater vergolden lassen.

    Dass er angeblich schlauer als Bill Gates ist, heisst nicht viel. Wer kennt nicht Dutzende von Leuten, die schlauer sind als Bill Gates. Wenn er aber besser wäre als Bill Gates, würde er 90 % der verbliebenen Millionen spenden. 10 % sollen ihm bleiben, für das ganze Entertainment. Der kriegt doch nie wieder einen Job.

  97. 97
    swissball

    @#798436:
    Hi Christa,

    wie hat das Leben der meisten Künstler über die Jahrhunderte und Kontinente ausgesehen?

    Sicherlich gab es zu allen Zeiten und Orten, ein paar (WENIGE) Ausgesuchte (warum auch immer), die ein äußerst einträgliches finanzielles Einkommen hatten (andere Faktoren wie psy. Stabilität, Glück, feste Beziehungen mal außen vor gelassen).

    Wo/Wann war des Künstler´s Shangri-La?
    Wenn Du ihn kennst, tu´s hier gleich kund, wir kopieren das Geheimnis und sharen es um den Globus (mit nur einem click).

    Mal abgesehen von dem „Konsum“ von Musik, Filmen und Beletristik. Wie schaut es mit dem Menschenrecht auf (Aus-)bildung aus. Wenn Journale wie Elesvier 60% Umsatzrendite machen, ist dann nicht etwas oberfaul. Welche Gesellschaft kann es sich erlauben, den Kindern die beste Ausbildung zu verwehren. Und die ist (neben einfühlsamen, kompetenten, inspirierenden Lehrern) stark vom genutzten Material abhängig…

    Ja, nur wie organisiert sich´s. Das guter Content zu gutem Geld in der Tasche des werktätigen Künstlers wird???

    lg
    swiss

  98. 98

    P.P.S.

    Ein alter Trick übrigens auch, dass Kriminelle und Hochstapler, wenn ihnen die Verfolger auf den Fersen sind, noch schnell Legenden begründen und dem Bösen abschwören. Megabox – 90 % für die Künstler, alles legal. Kimble, wenn das wahr wäre, würde ich sammeln für Deine Kaution und Rehabilitation.

    Bei aller Kritik, da hat er recht. So sieht das zukünftige Geschäftsmodell aus. Wenn wir es jetzt noch hinkriegen, dass die Downloader einen vernünftigen Obulus beisteuern, sammle ich für das Kimbledenkmal auf der Schatzinsel.

  99. 99
    swissball

    @#798516:

    Hi Arne,

    30 Jahre BWL haben Dir nicht die Emotionalität verdorben. Na das ist ja schon eine Leistung.

    Jeder kann sich für einen Change einsetzen, JEDER der nicht am Beatmungsgerät hängt.

    Leider ist der Weg nicht so klar vorgezeichnet. Und Patentrezepte gibt es nicht. Ob der Sturm auf die Tuilerien langfristig die Welt zu einem behaglicher Ort wandelte?

    Wie und Wohin…

    lG
    swiss

  100. 100
    don't copy the floppy!

    CBS, Viacom usw haben die meisten fileshare-hoster doch selbst gegründet!
    Mit dem WISSEN dass „Urheberrechtlich geschützes Material“ dort kursieren wird (sogar KiPo!) ohne etwas dagegen zu unternehmen!
    Damit sie sich ein neues Geschäftsmodell erschaffen können:
    Kinder, Hausmütter und Jugendliche verklagen! Um Unsummen. Für einpaar heruntergeladene Songs. (und häufig nichteinmal das. Sondern auch für gepostete Links!)

    (NC hatte ja über genug Fälle dieser Art berichtet!)

    http://www.youtube.com/watch?v=Gd7xTMmCipE
    http://www.youtube.com/watch?v=WJIuYgIvKsc

    Klingt weit hergeholt?
    Nicht in meinen Augen! Besonders wenn man schwarz auf weiss sehen kann, wer mit wem die FIlehoster am Leben gehalten hat (was eben NICHT nur die Abos waren!)!

    Da ist der Ausdruck „Contentmafia“ sogar mehr als angebracht!

  101. 101

    @#798568:

    Ja,
    die schweizerische Einstellung ist bekannt für die Loyalität gegenüber der Geldmacht.
    So lange es Schlupflöcher im Rechtssystem gibt, werden diese – auch mit
    Unterstützung dubioser Anwälte – dazu benutzt, sich zu bereichern.
    Ethisch unkorrekt, wenn von vorn herein das ‚Schneeballprinzip‘ als
    Grundlage der eigentlichen Geschäftstätigkeit aufgenommen wird.

    Escher ( http://www.MDR.de ), andere Verbrauchermagazine (Stiftung Warentest) u. nicht zuletzt
    die Zentrale für Verbraucherfragen http://www.Verbraucherzentrale.de, können behilflich sein.

  102. 102
    inhaliert-livesinsky

    Ich freue michs chon auf das erste anwaltliche Schreiben in einem Coyright-Verfahren bei dem „Karl Klammer“ dahingehend insistieert daß gegen seinen Erezuger und Arbeitgeber mit dieser Sofwtare keine Klagen verfasst werden dürfen.

    Wie man Durchgriffshaftung durch Job- und Auftragsverlust im Sorgerechtsstreit erzeugt: Das allerbeste …

    http://myup.ir/images/24114995641705287727.jpg

    … “wird aufgefordert seine ärztlichen Unterlagen offenzulegen”,
    oder: wie Frau Ra AS4 H.IV durch die Gegend streut.

  103. 103
    inhaliert-livesinsky

    Ziel der Verantsakltung – ich spekuliere mal – ähnlich der Appple Stores werden dann Microsoft Stores erfunden – die rosa Pest plakatiert ja schon auf SERVICE *selten so gelacht* – und der rest der supply chain – DIE UNABHÄNGIGEN – die Nicht-Fanboys einer bestimmten IT-Glaubensrichtung wird dann eingemacht.

    Als Anfang des Hartausends Zeit war hätte man über Peering und Trafficmengen bei finanziellem Ausgleich sprechen können, ein alles für umme Markt im Zugansgbusiness funktioniert eben nicht. Traffic muß Geld kosten ddann erledigt sich Spam und ähnliches ganz vonalleine. Nur dann können die Telekomiker nicht diejenigen Entwicklungen die einmal mit hohen Investitionen verbunden waren zu den – und darum geht es – ihnen genehmen Konditionen aus der Konkursmasse aufkaufen – also nicht der Verkäufer bestimmt den Preis – die andere dann schlußendlich bezahlen.

  104. 104
    inhaliert-livesinsky

    @#798560:

    Ganz einfach!

    Die Contentindustrie hat mit dem Mist angefangen als die ersten Diskettenlaufwerke und Heimcomputer auf den Massenmarkt kamen.

    Eine Schweienrei beispielsweise: niemand kann X-Server oder Windows-Gui statisch linken. Das war die ganz große Falle der erst mit den Cross-Platform-Browsern beim Internet der 4. Browsergeneration entgegengewirkt wurde.

    Damit war die QUICK and DIRTY Entwicklung auf Windows immer mit dem Nachteil der Unfähigkeit das auf unixoiden (BSD/Linux/OSX) x86-Systemen zum laufen zu bekommen verbunden.

    Deshalb hab ich nie verstanden daß Omnis 7 – cross-platform-halber – keine höhere Marktdurchdringung erreichte. inzwischen schein qt als Toolkit ganz brauchbar zu sein nur um mal an zwo Beispielen zu erläutern was gemeint ist.

  105. 105
    inhaliert-livesinsky

    @#798502:

    Da liegt der Hund begraben. Der geringste Teil der NUTZER barucht ADSL. Für – und das wäre jetzt das einzige Argument was mir einfällt – Fotos EMAILen brauchst du schonmal synchrone Datenraten so die – wo sie hingehören – im privaten Umfeld bleiben sollen. Für VoIP gilt das selbe. Allerding ist mir nicht erklärlich wieso mein PC es rechenlsietungstechnisch von der kompression nicht schaffen soll auf 64 K die knapp 7 gleichzetigen Gespräche darauf abzuwickeln die GSM bei 9,6 kbps auch schafft.

  106. 106
    inhaliert-livesinsky

    @#798541:

    Lea, das mit St.Pauli stand so sogar mal in der COSMOPLITAN Mitte/Ende der 1990er! Also derjenigen Ausgabe die dort auslag wo ich vor meinem vollzetlichen Eisntieg ins Berufsleben dienst leistete!

  107. 107

    @#799295: Habe Dich mal eben rausgefischt. Ist nichts persönliches.

    Meine allerliebste wurde unlängst von der GEZ angeschrieben, sich
    zu ihren Lebensumständen zu äussern. Das hat sie pflichtbewusst
    schon vor vielen Jahren in schriftlicher Form getan.
    Meine Vermutung geht dahin, zuzugeben, dass ab 2013 onehin alle
    Haushalte pauschal die Abgabe zu entrichten haben, und die schier
    dämlichen Schreiben ebensolche Beantworter brauchen.

    Selbstverständlich zahlen wir unsere abverlangte Gebühr.

    http://www.GEZ.de

    All die Aufregung ist es nicht wirklich Wert sich zu echauffieren.
    Schade ist nur die Erkenntnis,
    daß der Rechnungshof vollkommen Verantwortungslos ist.

    Als nicht-RA erübrigt sich die Überlegung einen von
    vorn herein unsinnigen Rechtsstreit für nix anzustrengen.

    Erzähle keine Märchen.

  108. 108
    3rd Engine

    Also… von den Big Companies ins Leben gerufene DDL-Sites werden jetzt teilweise geschlossen, nachdem sich das Geschäftsmodell mit dem Abmahnen von Kindern, Witwen & Studenten nicht gelohnt hat?
    Oder weil der Schuss nach hinten losgegangen ist und man mit dem Abmahnen nicht schnell genug hinterhergekommen ist?

    Oder hat man jetzt die perfekte Ausrede um Filesharer unverhältnismäßig zu kriminalisieren?

    Es ging doch schon lange nichtmehr um das „schützen“ von Content!

  109. 109
    Ivan

    Irgendwie erinnert mich der ganze Aufruhr an das Problem mit den „illegalen Drogen“.

  110. 110

    Lieber Ivan,

    mich erinnert auch so manches an ebensolches. ;-)

    http://www.sat1.de/tv/akte/video/legal-highs-legale-drogen-clip

  111. 111
    P(apa)R(azier)-Agency

    Sie meinen jenen illegalen Drogen deren Konsum man Leuten unterstellt denen man die KINDER abnehmen will. Schauen sie mal unter görgülü, die Fälle häufen sich, insbesonder im OLG Bezirk Frankfurt/Main Vordertaunusgemeinde.

    Suche immer noch den/die Einbrecher mit Prostatakarzinom und Geburtsdatum 12.02.1963. Die hessische Polizei kann ja nichts anderes als Leute jagen die Richter wegen Rechtsbeugzung anzeigen.

  112. 112

    @#800070:
    Johnny hat sicherlich auch solche Beiträge mit in die Erwägung einbezogen.

    Wenn,
    was ich nur vermuten kann, tatsächlich der Fokus auf Krebs und dessen Behandlung anbelangt, verweise ich an die Landesärztekammer oder
    http://www.bundesaerztekammer.de, die auf Anfrage eine Liste von örtlich nahen Spezialisten parat haben.

    Die Anwaltskammern (leicht zu finden) helfen dabei, einen Fachanwalt zu
    benennen, der o. die sich wirrer Problematiken annimmt. Sollte es zu Fehl-
    deutungen meinerseits gekomen sein, bitte ich höflichst um Nachsicht.

  113. 113

    Richtig gut geschrieben. Gefällt mir und auch der Vergleich Megaupload mit der Post, ist treffend. Naja manch einer glaubt eben an die heiligen Filehosterbetreiber. Die sind unschuldiger als Jesus.

  114. 114

    Absolut treffender Beitrag. Ob natürlich die Providerhaftung abseits von Megaupload greift, sei in vielen Fällen dahingestellt. Aktuell wohl wieder aktuell aufgrund von MEGA.COM – einem Angebot des allseits bekannten Kim dot Com, der nach Megaupload nun darauf setzt, die Daten entsprechend zu verschlüsseln, um der Providerhaftung zu entgehen…