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Wir sind Werbung

Tja, da geht’s wohl einigen Leuten gerade ähnlich. Facebook (quasi wie StudiVZ, nur selbst ausgedacht und besser gemacht) wirbt per Adsense mit den Namen ihrer Mitglieder. Und hat das Recht dazu. (Update: Das stimmt nicht)

Denn in den Facebook-Nutzungsbedingungen steht (zum besseren Verständnis gekürzt):

Mit dem Posten von Benutzerinhalt (…) erteilst du dem Unternehmen automatisch eine unwiderrufliche, (…) weltweite Lizenz (…) für das Verwenden (…) solcher Benutzerinhalte für kommerzielle, Werbe- oder sonstige Zwecke auf oder in Verbindung mit der Site oder mit dem Marketing für die Site (…).

Dass dieser „Benutzerinhalt“ nun ausgerechnet der eigene Name sein würde, damit hat vielleicht selbst derjenige nicht gerechnet, der sich die Nutzungsbedingungen durchgelesen hat. Doch die Nutzung der Mitgliedernamen für Facebook-Werbung ist clever, erreicht sicher ihr Ziel und nicht wenige Facebook-Nutzer könnten sich sogar gebauchpinselt fühlen, wenn ihr Name im Zusammenhang mit dem nicht unbekannten Service auftaucht.

Mir persönlich geht das anders, ich empfinde das Vorgehen eher als rufschädigend — ich möchte selbst entscheiden, wer wofür mit meinem Namen wirbt.

Ich war bei Facebook in erster Linie registriert um zu kennen, worüber man redet (Xing dagegen nutze ich zwar mittlerweile wieder, wenn auch mäßig, doch auch hier würde ich meine Kommunikation niemals auf den Service konzentrieren und gebe nur ohnehin schon öffentliche Daten ein). Mir fällt es daher sehr leicht, meinen Account als Reaktion auf die Kampagne zu löschen — aber ich kann mir vorstellen, dass dies anderen, aktiveren Facebook-Nutzern schwerer fällt.

Wer es trotzdem tun will: Man kann seinen Account auf der Site nur „deaktivieren“, eine vollständige Löschung der Daten erfolgt erst nach einer enstprechenden E-Mail an privacy@facebook.com.

Und jetzt warte ich auf die neuen Adsense-Anzeigen:

Da die Mail mit Sicherheit zunächst in die USA geht, hier mein Text, falls ihn jemand verwenden mag:

Hi there,

please delete my Facebook account immediately and completely. Please confirm the deletion of all my account data. The reason for deleting my account is my unwillingness to use and therefore support a product that advertises its service using my personal name in GoogleAds or any other ads without asking me first. Yes, I know it’s in the terms. Still.

Regards,

Update: Die Werbung mit Namen scheint verschwunden. Ich werde heute versuchen, die Gründe dafür herauszufinden. Doch was soll’s: Ein bisschen Rummel in Blogs hat Facebook erreicht. Vielleicht war genau das das eigentliche Ziel.

Update2: Mein Account wurde zwei Tage nach meiner Mail gelöscht.

Update 3: Hier geht’s weiter.

50 Kommentare

  1. 01

    Cleverer Schachzug – das muss man Facebook lassen. ;-)

    Und bei der Masse an Usern glaube ich nicht, dass die Aktion sich in einem erheblichen Rückgang der Mitgliederzahlen bemerkbar macht. Hat man ja auch schon bei studiVZ gesehen. Skandale hin oder her, die meisten User interessiert der persönliche Nutzwert und weniger das drumherum.

  2. 02

    Sie waren übrigens nicht die das gemacht haben, wobei fast alle anderen vorher gefragt haben ;)

  3. 03
    Sascha

    Ich wünsch mir einen Abmelde-Anzeigen-Automaten.

  4. 04
    Rolf

    Ich schließe mich Fabu’s Meinung an. Es wird auf den durchschnittlichen Nutzer keine Auswirkung haben. Könnte mir aber vorstellen, dass sie die Aktion wegen der schlechten PR in der „Szene“ absetzen.

  5. 05

    Der Vollständigkeit halber – es gibt auch andere Meinungen: http://www.ritzelmut.de/2008/04/facebook-bernimmt-mein-sem.html

    Irgendwie weiß ich für mich selber noch nicht genau was ich davon halten soll. Es sollte aber auf jeden Fall eine Möglichkeit im Account geben, per Checkbox dieses „Feature“ ein- und auszuschalten.

  6. 06

    @#674431:

    ähm heiko, in der annahme das du das jetzt ernst meinst mit der anderen meinung. der florian lehwald aka ritzelmut, er liest seinen namen ja so gerne im netz, ist ein seo und online-marketing ich sag mal mensch denk mir aber was anderes.

    dessen meinung zum thema online-werbung im allgemeinen und google im besonderen, sicher so unvoreingenommen und repräsentativ ist wie die der katze zum thema mausen oder nicht.

    der man lebt davon das google möglichst überall ran und rein kommt.
    das steht da übrigens groß und breit auf der facrbook seite und mit einmal googlen !sic wird’s überdeutlich.

    ganz schlechtes beispiel.

  7. 07

    *schluck* mag ja ein clever Schachzug sein, aber ob man ihn deshalb gut finden muß?
    Ich hab mich mit Anmeldungen bei „be there or be square“ Web 2.0 Services zum Glück zurück gehalten, aber wäre ich bei facebook, würde ich mich jetzt abmelden und jonnys mail ein „copy/paste“ gönnen.
    Na wenn das mal Schule macht – GN8
    Nachtrag – klappt das bei allen, die auf facebook angemeldet sind? Oder nur wenn man sowieso XXX Treffer oder XX Freunde (oder wie immer das bei facebook heißen mag) hat???

  8. 08

    @#674440: Habe mich mal so aus Lust und Laune angemeldet, ein, zwei Freunde hinzugefügt, und Facebook vielleicht dreimal besucht. Ich bin kein AdSense-Opfer ;-) Die scheinen nur „attraktive aktive“ Namen zu verwenden ;-)

  9. 09

    Wie schon beim PR-Blogger geschrieben, helfen die genannten Nutzungsbedingungen bezüglich der Werbung mit den realen Namen gar nichts, weil die Nutzungsbedingungen vorliegend nicht den Umgang mit persönlichen Daten regeln, sondern allein die Nutzungsrechte für sonstige Inhalte, also das was ich sonst bei Facebook poste (Forenbeiträge, Bilder etc.).

    Beim Namen handelt es sich hingegen um ein personenbezogenes Datum (als Einzahl von Daten). Bei der Frage der Benutzung kommt es im Wesentlichen auf die Datenschutzbestimmungen an und ob ich mit der Zustimmung zu denselbigen auch einer bestimmten Nutzung meines Namens zugestimmt habe.

    Im konkreten Fall reichen diese aus meiner Sicht nicht um die eine solche Werbung zu rechtfertigen.

  10. 10

    Nanu, offensichtlich hat da jemand reagiert. Aktuell werden jdenfalls keine Ads mehr angezeigt, wenn man Johnny oder René sucht. Zufall?

  11. 11
    kallefuffzich

    Also, ich will um Gottes Willen keine Lanze für Facebook usw. brechen, aber ist dieses schöne Beispiel nicht genau das Problem mit den sozialen Netzen und Diensten, das überall schon hunderttausend Mal durchgekaut worden ist? Alles, was ich bei diesen Leuten an persönlichen Daten hinterlasse, wird auf irgendeine Art verwurstet, und es sollte doch spätestens seit dem Wirbel um StudiVZ aka Fakebook niemand mehr glauben, dass mit diesen Informationen so übermäßig vertraulich umgegangen wird. Und selbst wenn – ich glaube, die meisten Nutzer machen sich keine Vorstellung bzw. haben nicht die nötioge perverse Fantasie eines Online Marketing-Schergen, um sich alle Verwertungsmöglichkeiten ihrer Daten im Voraus auszumalen. Wie wär’s denn etwa mit den privaten Userfotos von der letzten außer Kontrolle geratenen WG-Party als Motiv für die nächste American Apparel-Kampagne? Nur so als Vorschlag..

  12. 12

    @ Andreas (10): mit meinem Namen wurde gar nicht geworben, da ich meinen Account schon im Februar gelöscht hatte… aber wenn auch Johnny raus ist, dann wird da was passiert sein, ja.

  13. 13

    rumms. Nach 4 Stunden ist der Spuk vorbei.
    liegt das nun an johnny mail oder funktioniert bloggen tatsächlich?
    (ernstgemeinte Frage)

  14. 14

    Verdammt, also habe ich die Accounts mit den Namen „Nervige Werbung“, „Gefährliche Spyware“ und „Reiner Unsinn“ ganz umsonst angelegt? Grmpf!

  15. 15
    Erik

    („¦) erteilst du dem Unternehmen automatisch eine unwiderrufliche, („¦)
    Au weia, wirklich. Nach dem Passus sollte ja auch das Schreiben von Johnny ohne eine Konsequenz bleiben. Ist das eigentlich mit gültigem Recht so zu vereinbaren?

  16. 16
    Georg

    „¦ sprach er und twitterte sein Leben“¦

  17. 17

    Ich gehe davon aus, daß es handfestere Gründe für die schnelle Absetzung der Werbung gibt. Zum Beispiel, daß die Werbung nicht von Facebook geschaltet worden ist. Oder daß man schnell bemerkt hat (ob mit oder ohne anwaltlichen „Reminder“), daß das Recht auf den eigenen Namen nicht durch AGBs ausgehebelt werden kann (auch nicht in den USA). Nur zwei Ideen, die mir realistischer erscheinen als eine Reaktion auf eine Kündigung.

  18. 18
    splunzi

    Ohne Facebook zu kennen: Wieso „ausgerechnet der Name“? Ist das nicht die harmloseste Variante im Vergleich zu allen anderen denkbaren Nutzerinhalten?

  19. 19

    Johnny, ich würde gerne Dein zweites Image als Gruppenfoto nehmen. Einverstanden?

  20. 20

    Danke überigens für den Tip mit der privacy@facebook.com Mail Adresse. Binnen 24 Stunden war endlich auch mein deaktivierter Account gelöscht. Endlich.

  21. 21

    Also ich fand, das war eine super Werbemaßnahme. Wer von den vielen Usern da draussen liest nicht gern seinen Namen in Web? Da hat Facebook einige sicher glücklich gemacht (wenn auch nur kurz).