Drei Tage lang war hier der unkommentierte Twitter-Stream zum Hashtag #aufschrei zu sehen, denn ich hielt es im Rahmen der Debatte speziell als Mann für sinnvoll, einfach mal die Klappe zu halten und zuzuhören bzw. zu lesen.
Immerhin: Seit drei Tagen denke ich mal wieder konzentrierter über das Thema nach, stelle mein eigenes Verhalten und das meiner Freunde und Bekannten auf den Prüfstand, rede über Sexismus im Alltag – in erster Linie mit Tanja, aber auf einer Party auch mit anderen, Männern wie Frauen. Und ich beschäftige mich auch mal wieder mit der Frage, wie wir unsere Söhne so erziehen können, dass sie anderen Menschen mit dem nötigen Respekt begegnen und vor Stereotypen auf der Hut sind. Was so ein Hashtag doch bewirken kann.
Der #aufschrei sei sinn- und wirkungslos, las man an einigen Stellen. Nichts könnte falscher sein. Und ein weiterer Vorwurf, die Debatte sei überflüssig, wurde von der Jauch-Ausgabe am Sonntag Abend in der ARD bravourös widerlegt, als einmal mehr die Chance des Zuhörens, möglicherweise sogar der Suche nach Lösungen vertan wurde und die Generation Schenkelklopfer in Person von Günther Jauch, Hellmut Karasek und Wibke Bruhns versuchten, ein wichtiges gesellschaftliches Thema ins Lächerliche zu ziehen, während Silvana Koch-Mehrin, eine überraschend ruhige Alice Schwarzer und Anne Wizorek alias @marthadear („Wir sind doch nicht von den Bäumen heruntergekommen, um uns wieder dorthin zurückzuziehen“) wahrscheinlich am liebsten einen Facepalm-Zirkel gebildet hätten ob der Ahnungslosigkeit, Ignoranz, Arroganz und reaktionären Haltung des Moderators und einem Teil seiner Gäste.
Erstaunlicherweise sagte dann Stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn noch etwas, das weit mehr Applaus aus dem Publikum verdient hätte, als im TV zu hören war: „Wir Männer sollten uns so verhalten, wie wir uns wünschen, dass man unseren Frauen und Töchtern begegnet.“
Denn so einfach kann es manchmal sein, obwohl es – wie immer – viel komplizierter ist.