Seit ich vor zwei Wochen in Köln auf der gamescom war, lässt mich das Grummeln nicht los. Es begann dort schon kurz nach dem Betreten der ersten Hallen, verwandelte sich schnell in ein Kopfschütteln und wurde schließlich zum heftigsten WTF-Gefühl, das man als Frau so im Jahre 2010 bekommen kann. Mein Besuch auf der gamescom brachte noch vor allen ausprobierten Spielen und interviewten Spielemachern vor allem eine ernüchternde Erkenntnis: Wenn sie überhaupt darin stattfinden, sind weibliche Wesen in der Welt der Games in erster Linie lediglich dekoratives Beiwerk.* Eine der größten Industrien überhaupt propagiert fröhlich sexistische Rollenmodelle und findet sich dabei kein bisschen schlimm. Im Gegenteil. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich hier ein Bild etabliert, das jede auch nur halbwegs emanzipierte Frau schaudern lässt. Und das alles nur, weil Jungs als Konsumenten gelten und Mädchen ja sowieso nicht zocken. Okay, Klischeefall abgeschlossen.
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Girls just want to have fun
Everybody needs somebody to love
Und dann entscheidest du dich, den Weg zum Messegelände zu Fuss zu gehen, über die Deutzer Brücke Hohenzollernbrücke. Gehst die Treppenstufen hoch, siehst den Weg, das Gitter, dass die Fussgänger von der Bahn trennt. Siehst das erste Vorhängeschloss. Denkst dir nichts dabei. Siehst das nächste Schloss. Und das nächste. Und das nächste. Und dann erfährst du es von jemandem, dass es Liebesschlösser sind, dass Pärchen diese hier als Symbol für ihre Liebe befestigen. Manche nehmen unfreiwillig komische Züge an…
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„Mit Pro-Gaming wird man kein Millionär“
Ein Gespräch über professionelles Spielen gegen Geld mit Christian Brand, PR-Manager bei Turtle Entertainment und zuständig für die Electronic Sports League, kurz ESL, und dort speziell dem Pro-Gaming-Bereich. Marcel ‚k1llsen‘ Paul, Spieler für den Clan ESC.IcyBox. Alexander Holtz-Shedden, Moderator bei ESL.tv und dort überwiegend für den PR-Content zuständig. Und Rolf Platschka, Gründer und Clanmanager von ESC.Icybox.
Der Clan Schroet Kommando aus Deutschland waren 1997 die ersten, die das Gaming professionell betrieben haben. Marcel, wie kommt man dazu?
Marcel: Na angefangen hats bei mir damit, dass mein Bruder mir irgendwann 1999 ein Computerspiel gezeigt hat. Hat mir gut gefallen, aber da war Online-Gaming noch kein Thema. Ich habs dann heimlich gezockt, wie kleine Brüder eben so sind. Nach einer Weile hab ich dann gesehen, dass mehr dahinter steckt, selber angefangen, online zu spielen, auf kleineren Online-Turnieren mit 32 Teilnehmern aus Europa, und mit Sachpreisen als Gewinne. Danach ging alles ganz schnell, es kam das erste Event in Frankreich, 2004 war das. Die Atmosphäre dort mit all den Zuschauern und der Support der Spieler dort war super, und ab da war klar, dass will ich länger machen. Selber spiele ich im Clan ESC.IcyBox, der auch noch andere Spiele professionell spielt, bspw. Counter-Strike Source, Starcraft, FIFA usw. Wir sind in den deutschen Ligen schon ganz gut vertreten.
Und du bist vertraglich an den Clan gebunden?
Marcel: Ja.
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Retrogaming
Ein eigener Bereich der gamescom wurde den Veteranen der Computerindustrie gewidmet. Dort gab es weit über 100 Ausstellungsstücke der Videospielgeschichte zu sehen, angefangen beim legendärem Apple II, über die Atari Jaguar-Konsole und den ADAM („The COLOURVISION Family Computer System“) bis hin zu einer Horde von Gameboys und neueren Nokia N-Gage-Spielehandys sowie einigen Japan-Importen.
Wer René Meyer, den Besitzer der gezeigten Sammlung vom Haus der Computerspiele, ansprach, hatte sogar die seltene Gelegenheit mit einem Nintendo Virtual Boy aus dem Jahre 1995 zu spielen, einem tragbaren Vorgänger des Nintendo 3DS, der schon damals dem Spieler eine 3D-Welt präsentierte.
Im Folgenden und in Bilder gefasst eine kleine Auswahl der schönsten Meilensteine aus über dreißig Jahren Computer- und Videospielgeschichte:
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Die Welt, wie sie dir gefällt
Massively Multiplayer Online Games sind für die Großen mehr als Gang und Gäbe, aber für die kürzere, wenn auch nicht minder kleinere Zielgruppe von 8 bis 12 Jahren? Die netten Dänen von LEGO betreten mit LEGO Universe nicht nur ein eigenes Universum, sondern ebenso relativ unbesetztes Spielterrain, weshalb ihre jüngste Schöpfung auch schon länger mit entsprechender Spannung erwartet wird. 4 1/2 Jahre hat deren Entwicklung in Anspruch genommen und nun befindet man sich endlich im Closed Beta Stadium, dessen Ergebnis während der gamescom erfolgreich an denen getestet wurde, die ihr Taschengeld später mit Freuden opfern werden.
Die Story ist schnell erzählt: in einem Paralleluniversum, das von Minifiguren bevölkert wird, wütet der Maelstrom, eine düstere Kraft, die es auf jegliche Form von Fantasie abgesehen hat. Sie transformiert unschuldige Minifigs in willenlose Stromlinge und droht sich auf das gesamte Universum auszuweiten. Wenn, ja wenn man freilich nicht als gewissenhafter Held in Gelb einschreitet, das Böse bezwingt und dessen Rückkehr durch fantasievolles Werkeln verhindert! Die Mission lautet also „Kreativität rettet die Welt“ und ich wüsste nicht, wann ich in letzter Zeit eine schönere Botschaft für ein Kinderspiel gehört hätte, schließlich gilt sie für das Real Life ebenso. Read on my dear…
Entgeistert
Menschen. Menschenmassen. Massen von Menschen die eine Leidenschaft verbindet kollidieren jetzt, hier in Köln. Tatort: gamescom. Zu bestaunen gibt es eine riesige Auswahl an Mädchen und Jungs in allen Größen und Farben. Sie kommen um zu gehen, zu rollen, zu starren, zu sabbern und natürlich zu zocken. Nerds, Eltern von Nerds, Nerds mit Freundinnen. Nerd-Combos, Schöne Frauen ohne und mit Nerds. Nerds en masse. Das ist Kino. Kino mit Haut und Haar. Kino zum Anfassen. Unfreiwillige Berührungen eingeschlossen. Bilder die man nicht vergisst.
Die brutale Realität ersetzt ansatzlos das Kopfkino. Delete? Fail.
Mir gefällt das. Warum? Es ist so echt, dass es wehtut. Ich habe nichts dagegen. Es kann ruhig schmerzen. Ab und zu zwiebelt es bitterböse. Die meiste Zeit lächeln die Äuglein jedoch. Sie leuchten. Leider findet man dieses Leuchten nicht mehr bei allen. Erstaunlich, teilweise sogar erschreckend empfand ich den Anblick einiger Besucher. Erschöpft, auf eine beängstigende Art besiegt kauern viele in den Ecken und an den Seiten der Hallen. Ihre Augen sind leer. Als würden sie nichts mehr fühlen. Taubheit. Gedankenlosigkeit. Stille. Ich weiß nicht was in diesen Köpfen vor sich geht. Eigentlich will ich es auch nicht wissen. Betroffen macht es mich trotzdem. Blicke, diese gewissen Blicke verraten einen. Man erkennt seine Beobachter nicht. Man starrt hin, man schaut weg, man staunt. Zuallerletzt schließt man die Augen.
Die Implosion der visuellen Speicherkarte muss verhindert werden. Heißt läuft sie ja schon so oder so.
Gamerwear
Kreative Auswahl in der Bekleidung in Form von Cosplay stellt wohl in etwa die Formvollendung dar, dem gemeinen Gamer reicht in der Regel stattdessen, durch sein Shirt zum Ausdruck zu bringen, was er von den Dingen um sich herum hält. Klare Aussagen zu Politik, Umwelt oder Pac Man, Illustrationen, die mehr sagen als tausend Worte, mehr als zweideutige Sprüche, Retro-Style, völlig banales, kurz: die Palette an Bekleidungsstilen auf der gamescom ist breit gefächert. Warum ist das der Erwähnung wert? Weil es doch eigentlich überall so ist. Warum ich es trotzdem erwähne? Weil da tolle Dinger drunter waren. Eine Auswahl: Read on my dear…
Jugendmedienschutz und Spaß dabei?
Verbote sind nicht sexy. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, muss man keinerlei Expertise aufweisen, sondern lediglich schon einmal selbst eins auf die Finger bekommen haben, weil jemand es gut mit einem meinte. Aber ist es eigentlich möglich, das doch eher leidige Thema vom Jugendmedienschutz so aufzubereiten, dass Kindern verständlich wird, weshalb gewisse Restriktionen gut für sie sind, da sie sich mit dem Spielen auch Risiken aussetzen, die nicht immer im ersten Moment erkennbar sind? Ich bin der Meinung: ja. Eine Veranstaltung wie die gamescom bietet zudem eigentlich den perfekten Rahmen hierfür und hat mit der gamesCompetence sogar einen eigenen Bereich eingerichtet, „der sich explizit an Eltern, Lehrer und Pädagogen richtet“. Read on my dear…
Cosplay auf der gamescom
Cosplay (jap. kosupure) – kurz für Costume Roleplay, der Teilnehmer stellt eine Figur, die aus dem Anime-, Manga-, Film- oder Spielbereich kommt, möglichst originalgetreu nach.
Cosplay als den Karneval der Nerds zu bezeichnen wäre vermutlich falsch, und dann auch wieder nicht. Die Verkleidung ist nur der eine Teil, den Charakter entsprechend zu verkörpern der andere. Und trotzdem, wann immer ich mich mit Cosplayern auf der gamescom unterhalten und aus Interesse nach dem Warum gefragt habe, so war die Antwort, dass sie hier so sein können, wie sie wollen. Dass es natürlich einige geben würden, die sich darüber lustig machen. Dass das völlig egal ist. Denn dafür wird ihnen viel zu oft Interesse oder ein klein wenig Bewunderung entgegen gebracht, wenn sie sich zum hundertsten Mal bereitwillig und gerne photographieren lassen. Eine Auswahl:
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Familienmitglied seit 1985
Zack! Da ist es passiert. Ich bin sentimental geworden. Zwischen aufgekratzten Teenagern und solchen die es noch werden wollen und dem Getöse von Konsolen jeglicher Herstellernamen, fliegt (m)ein verzücktes „Och!“ durch Halle 8. Grund dafür sind zwei kleine Italiener – wird man diese Wortgruppe eigentlich jemals wieder aussprechen können, ohne daran zu denken? – die bestimmend für meine, zugegebenermaßen bereits etwas länger zurück liegende Videospielzeit stehen. Tja, ich war ein Gameboygirl und nun sind meine Jungs von damals hier. Read on my dear…
Randgruppenbegegnungen
Während vor den Ständen der großen Spiele- und Hardwarehersteller heftige Tumulte wüten, sobald es dort Frauen und Spiele zu sehen gibt, haben nicht alle Aussteller das Luxusproblem, sich vor den Besuchermassen retten zu müssen.
So ärgern sich die Stand-Soldaten der Bundeswehr, dass die pickelige Nerdjugend lieber zum Controller als zur Maschinenpistole greift. Und auch die Popcornmaschine in unmittelbarer Nähe vermag an dieser unbrisanten Lage nichts zu ändern. Vielleicht ist das für den Weltfrieden aber auch besser so.
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Zappelspiele 2010
Mit der Nintendo Wii wurde das vor dem Fernseher zappeln salonfähig. Jetzt ziehen die Wettbewerber in Form von Microsoft und Sony nach und präsentieren ihre Ganzkörperbewegungsspiele. Wo macht man jetzt vor dem TV die für die Nicht-Mitspieler die unterhaltsamere Figur?
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