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Dieses Video wurde aufgrund einer Regierungsanfrage entfernt. Nicht.

youtube

Eine WISO-Doku, die ein Privatnutzer bei YouTube hochgeladen hatte, wurde laut YouTube-Meldung „aufgrund einer Regierungsanfrage entfernt“. Der Online-Protest gegen die scheinbare Zensur war groß, aber glücklicherweise nicht nötig, denn „Die Bundesregierung zensiert nicht und hat nichts gesperrt“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert bei Twitter. Was aber war denn dann passiert? Schließlich würde doch Google/ YouTube nichts in diese Box schreiben, das nicht wirklich stimmt!?

Die ganze Geschichte nebst Auflösung gibt es beim ZDF, die Kurzversion: Es war ein Versehen, anscheinend eine Mischung aus Automatisierung und Übernahme übersetzter US-amerikanischer Textvorgaben.

WISO: Die Bank gewinnt immer!“ in der ZDF-Mediathek.

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Freifahrt [Update]

Es war in den 70er Jahren, glaube ich, als sich in Deutschland leidenschaftliche Autofahrer zusammentaten und unter dem Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“ gegen staatliche Beschränkungen des Individualverkehrs wehrten. Diese Autofahrer waren davon überzeugt, dass Tempolimits und (damals stattfindende) autofreie Sonntage ein Eingriff in ihre persönliche Freiheit wären, und dass nur sie selbst entscheiden sollten, wann und wie schnell sie fahren dürften.

Die Auto-Lobby hatte eine sehr laute Stimme, die von diversen Automobilklubs und von den Boulevard-Medien, die dem Volk so gerne „aufs Maul schauen“, verstärkt wurde. Irgendein Axel-Springer-Blatt brachte den Slogan als Aufkleber-Beilage und selbiger prangte danach auf vielen PKW.

Geändert hat der Autofahrer-Protest an der Verkehrspolitik der darauf folgenden Jahre und Jahrzehnte nur wenig, und wenn wir heute in Großstädten immer mehr begrüßenswerte Tempo-30-Zonen haben, dann verdanken wir das ganz sicher nicht jenen Teilen der autofahrenden Bevölkerung, die ihre individuellen Bedürfnisse über die ihrer Umwelt stellen.

Manchmal, in stillen Sekunden, wenn die Katzen auf Twitter schlafen, bei Facebook alle außer den Codern Mittagspause machen und sogar Robert Scoble Google+ abgeschaltet hat … dann frage ich mich, ob Teile der netzpolitischen Gemeinde mittlerweile ähnlich funktionieren wie die oben beschriebenen Autofahrer. Freies Netz für freie Bürger.
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London’s burning

Nach einigen Stunden des Lesens scheint mir der Guardian eine der besten Quellen für die Berichterstattung rund um die Londoner Unruhen zu sein, die mittlerweile auch auf andere englische Städte wie Birmingham, Liverpool und Bristol übergreifen und ein Todesopfer gefordert haben. Während sich die Artikel der SZ, FAZ und Tagesschau bisher wie mehr oder weniger gleiche Versionen der Agenturmeldungen lesen, in denen explizit darauf hingewiesen wird, dass sich die Jugendlichen über das Internet (auch: über Twitter) oder sogar per Blackberry verständigen (stand es früher auch in den Berichten, dass sich Plünderer per Telefon verabredet haben?), findet man im Guardian Links, Hinweise, Reaktionen aus dem Ausland, Zitate und Berichte von Anwohnern und vor allem einen selbstverständlichen und redaktionserweiternden Umgang mit dem Netz, mit dem man beispielsweise Fotos und Videos der Leserinnen und Leser sammelt (während die Londoner Polizei CCTV-Bilder auf flickr veröffentlicht) und auf Blogs und andere Quellen verweist.
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Roaming – höchste Zeit mal abzuschalten?

Jetzt mal Hand aufs Herz, wer von Euch schafft es, im Urlaub vollständig auf sein Handy und das Internet zu verzichten? Ich nehme mir das jedes Mal vor, am Ende ist das Verlangen, nicht völlig von der Welt abgeschnitten zu sein aber dennoch zu groß. Nichts zu machen. Wir sind alle Sklaven des Smartphones. „Schnell mal schauen, was auf Twitter los ist.“, „Hat mir jemand eine E-Mail geschrieben?“, „Was machen meine Freunde auf Facebook?“.

Das Problem dabei: im Ausland kann dieses Verlangen ganz schnell ins Geld gehen. Tante EU sei Dank ist Daten-Roaming zwar mittlerweile recht bezahlbar, für viele Verträge und vor allem für die vielfältigen Möglichkeiten der Smartphones gilt aber weiterhin, dass man ordentlich aufpassen muss. Andernfalls herrscht bald Ebbe in der Urlaubskasse, das böse Erwachen erwartet einen mit der nächsten Mobilfunkrechnung. Natürlich gibt es Möglichkeiten, wie freie WLANs, Internet-Cafés oder eben ausländische Prepaid-Karten. Das ist aber umständlich. Wer an die ständige Verfügbarkeit des Internets in der Hosentasche einmal gewöhnt ist, der möchte nicht erst zum nächsten Access-Point laufen, um Netz zu bekommen.
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Interview mit Sandro Gaycken, Sicherheitsforscher

Heute der finale Nachzügler der Interviews, die wir im Rahmen der re:publica XI geführt haben. Unser Gast Sandro Gaycken von der FU Berlin, Technikphilosoph und Sicherheitsforscher, spricht über Cyberwar, dessen Aggressoren, Szenarien und Schutzmaßnahmen.

Interview: Lili Masuhr, Kamera: Lasse Gunnarsson, Schnitt: Nico Roicke

Weitere Interviews dieser Reihe:

Interview mit Johannes Grenzfurthner, Monochrom
Interview mit Tim Pritlove, Podcaster
Interview mit Noha Atef, Journalistin und Bloggerin
Interview mit Jaclyn Friedman, Autorin und Aktivistin
Interview mit Kübra Gümüsay, Bloggerin
Interview mit Peter Sunde (Flattr)
Interview mit Philipp Schäfer (IDEO)

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GEMA vs. YouTube: Gerüchte, Zahlen, Forderungen

Das Erstaunliche am oben gezeigten Anonymous-Video, mit dem sich die Gruppierung in den Streit zwischen der GEMA und Google/YouTube einmischt, bei dem es um die Vergütung der musikalischen Urheber von Musikvideos geht: Offenbar wissen Anonymous weit mehr als andere Beobachter des Kampfes, unter dem so gut wie jeder Internet-Nutzer hierzulande leidet. Oder sehr viel weniger. Aus dem Statement des Videos:

(…) Wir beobachten mit Sorge eure überhöhten Forderungen bezüglich urheberrechtlich geschützem Material auf Youtube und anderen Plattformen dieser Art. (…) Ihren überzogenen Forderungen kann und wird das Unternehmen Google nicht zustimmen können, da es nicht die benötigten Werbeeinnahmen generieren kann. (…)

Das ist bei aller Sympathie für Anonymous beinahe so putzig wie die aktuelle Rebellion der Plattenbosse.
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Interview mit Johannes Grenzfurthner, Monochrom (und Freikarten)

Der Reihe nach: Wir haben hier noch ein Interview mit Johannes Grenzfurthner herumliegen. Seines Zeichens der vielleicht bekannteste Kopf des transösterreichischen Künstlerkollektives Monochrom, die mit ihren Aktionen den internationalen Kunst- und Kulturbetrieb oarg durcheinanderschütteln.

Im Gespräch berichtet Johannes zuerst von Monochroms aktuellen Projekten Kiki & Bubu, eine Erklärpuppenserie für digitale Probleme (und deren Gefühle), und dem Improvisationstheater ISS, Untertitel „In Space No One Can Hear You Complain About Your Job“, um dann mit einer Abrechnung traditioneller und sozialer Medien abzuschließen.

Vorletzteres, die Livesoap ISS, wird diese Woche im Berliner Ballhaus Ost fortgesetzt. Und wir haben Freikarten dafür. Read on my dear…

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„Faschistoide Tendenzen“ auf der re:publica?

„Jede Menge Diskussionsstoff“ verspricht das Medienforum.NRW auf der aktuellen Website und übertreibt nicht. Beim Auftakt-Panel der Veranstaltung habe Richard Gutjahr laut DWDL gesagt, die Mächtigen in den Sendern kämen ihm vor wie die Machthaber in nordafrikanischen Ländern, die in ihren Palästen sitzen und kaum mitbekämen, was draußen so vor sich gehe.

UPDATE/Korrektur In Wirklichkeit hat Richard Gutjahr gesagt: „Mir kommen, mit Verlaub, also auch die Mächtigen in den Sendern und in den Verbänden, kommen mir so ein bisschen vor wie die Machthaber in den arabischen Ländern …“ (Quelle: Die Abschrift bei wasmitmedien.de.)

Nun sagt und schreibt Richard Gutjahr vieles, das man nicht so ernst nehmen sollte, aber das wusste Jürgen Doetz, Vorstand des „Verbands Privater Rundfunk und Telemedien e.V.“, offenbar nicht. Der schaffte es nämlich ebenfalls laut DWDL-Artikel, das Niveau noch weiter zu senken und konterte mit dem Vorwurf der „faschistoiden Tendenzen“ der von uns mitveranstalteten re:publica, da dort jedem, der Facebook und Twitter nicht nutze, unterstellt werde, er sei nicht kommunikationsfähig.

Und nun ärgere ich mich doch ein bisschen, dass ich nicht zum Medienforum gefahren bin. Aber ich konnte ja vorher nicht wissen, dass es so lustig wird.

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Verdrahtet: Eine deutsche WIRED

wired

Eine deutsche WIRED kommt. Erstmal nur eine. Denn die deutschsprachige Print-Ausgabe der US-WIRED soll als „Testausgabe“ zunächst zeigen, ob sie auch wirklich jemand lesen will. Kurioserweise erscheint sie dafür Anfang September 2011 als Beilage der GQ – ein Vorgehen, das wahrscheinlich bisher nur der Verlag und Thomas Knüwer versteht, der die Chefredaktion für die deutsche WIRED übernommen hat.

Eine Website zum Heft wie bei europäischen Ausgaben aus UK und Italien, aus denen auch die Inhalte der deutschen WIRED teilweise stammen werden, ist bisher nicht geplant, stattdessen gibt es ein Blog unter wired.de.

Ich hätte mich über eine „echte“, regelmäßige deutsche Ausgabe der WIRED gefreut, das geplante Vorgehen finde ich jedoch ziemlich lahm. Ich wünsche Thomas Knüwer, den ich kenne und der u.a. auf der letzten re:publica moderiert hat, natürlich alles Gute – ich weiß nur nicht so recht, wofür. Eine Testausgabe, keine weiteren geplant (außer, die GQ verkauft plötzlich mehr?) … hm. Mal sehen. Vielleicht wir(e)d es ein hübsches Sammlerstück.

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crowdvoice.org

crowdvoice.org ist ein spannendes Projekt von mideastyouth.com, das bereits im vergangenen Jahr gestartet wurde, bisher aber man mir vorbei ging. Verantwortlich für das Projekt ist Esra’a Al Shafei, die auf der re:publica 2009 unser Gast war.

Die Idee von crowdvoice.org: Möglichst viele Web-Quellen zu bestimmten Protestthemen sollen gesammelt und durchsuchbar werden, sowohl das Zusammentragen der Links selbst als auch die Bewertung derselben passiert durch die Nutzer.

So richtig rund läuft das Ganze offenbar noch nicht, vor allem mangelt es nach meinem ersten Eindruck an thematischen Inhalten. Die Suche nach „Libya“ oder „Qaddafi“ funktioniert, wer jedoch etwas zu den Themen „Nato“, „Africa“ oder „Arabia“ sucht, scheitert.

Das muss aber noch nichts heißen, denn wie man aus Erfahrung weiß, können nutzerbasierte Portale ganz plötzlichen Zulauf erlangen, etwas, worauf crowdvoice.org noch zu warten scheint. Also: Post some links!

[gefunden im Facebook-Stream von Tom Noeding]

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Cory Doctorow erzählt eine Piratenkomödie

Cory Doctorow gibt im Guardian eine kurze Zusammenfassung über die Geschichte von Urheberrecht und Piraterie und erklärt, wie seit der Vervielfältigung von Noten zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Piratenhütchen weiter und weiter und weiter gereicht wurde.
Hundert Jahre später scheint der Reigen ein Maß an Absurdität erreicht zu haben, bei dem auch Doctorow nicht mehr ernst bleiben kann.
Es ist aber auch zum Schießen!

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¡Mira! Neuköllns Blick auf die revolución

Schon wieder ‚Sender Freies Neukölln‘!
Vorgestern erst waren sie mit Exodos auf dem creative commons Filmfestival in Barcelona vertreten und haben sich, weil in Spanien ja gerade ordentlich revoluzzt wird, entschlossen ihren Trip kurzerhand um eine ‚Democatia Real Ya!‘-Tour zu verlängern und die Proteste filmisch zu dokumentieren. Sie tun das aus etwas romatisch verklärter Hippie-Perspektive, aber Hey, Dylan hat soeben die Siebzig geschafft und schliesslich: „What’s so funny about Peace, Love and Understanding?“ Frische Bilder aus Valencia gibt’s hier, freundliche Blicke auf Madrid und Barcelona findet ihr bei SFN.