Archiv

10

In Gedenken an Loriot, 1923 – 2011

Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot, ist am gestrigen Montag sanft entschlafen.

Unser Beileid geht an seine Verwandten und Freunde.

Seine Arbeit werden wir immer bei uns tragen, denn Vicco von Bülow ist zwar verstorben, doch Loriot ist unsterblich.

32

„Faschistoide Tendenzen“ auf der re:publica?

„Jede Menge Diskussionsstoff“ verspricht das Medienforum.NRW auf der aktuellen Website und übertreibt nicht. Beim Auftakt-Panel der Veranstaltung habe Richard Gutjahr laut DWDL gesagt, die Mächtigen in den Sendern kämen ihm vor wie die Machthaber in nordafrikanischen Ländern, die in ihren Palästen sitzen und kaum mitbekämen, was draußen so vor sich gehe.

UPDATE/Korrektur In Wirklichkeit hat Richard Gutjahr gesagt: „Mir kommen, mit Verlaub, also auch die Mächtigen in den Sendern und in den Verbänden, kommen mir so ein bisschen vor wie die Machthaber in den arabischen Ländern …“ (Quelle: Die Abschrift bei wasmitmedien.de.)

Nun sagt und schreibt Richard Gutjahr vieles, das man nicht so ernst nehmen sollte, aber das wusste Jürgen Doetz, Vorstand des „Verbands Privater Rundfunk und Telemedien e.V.“, offenbar nicht. Der schaffte es nämlich ebenfalls laut DWDL-Artikel, das Niveau noch weiter zu senken und konterte mit dem Vorwurf der „faschistoiden Tendenzen“ der von uns mitveranstalteten re:publica, da dort jedem, der Facebook und Twitter nicht nutze, unterstellt werde, er sei nicht kommunikationsfähig.

Und nun ärgere ich mich doch ein bisschen, dass ich nicht zum Medienforum gefahren bin. Aber ich konnte ja vorher nicht wissen, dass es so lustig wird.

22

Verdrahtet: Eine deutsche WIRED

wired

Eine deutsche WIRED kommt. Erstmal nur eine. Denn die deutschsprachige Print-Ausgabe der US-WIRED soll als „Testausgabe“ zunächst zeigen, ob sie auch wirklich jemand lesen will. Kurioserweise erscheint sie dafür Anfang September 2011 als Beilage der GQ – ein Vorgehen, das wahrscheinlich bisher nur der Verlag und Thomas Knüwer versteht, der die Chefredaktion für die deutsche WIRED übernommen hat.

Eine Website zum Heft wie bei europäischen Ausgaben aus UK und Italien, aus denen auch die Inhalte der deutschen WIRED teilweise stammen werden, ist bisher nicht geplant, stattdessen gibt es ein Blog unter wired.de.

Ich hätte mich über eine „echte“, regelmäßige deutsche Ausgabe der WIRED gefreut, das geplante Vorgehen finde ich jedoch ziemlich lahm. Ich wünsche Thomas Knüwer, den ich kenne und der u.a. auf der letzten re:publica moderiert hat, natürlich alles Gute – ich weiß nur nicht so recht, wofür. Eine Testausgabe, keine weiteren geplant (außer, die GQ verkauft plötzlich mehr?) … hm. Mal sehen. Vielleicht wir(e)d es ein hübsches Sammlerstück.

3

crowdvoice.org

crowdvoice.org ist ein spannendes Projekt von mideastyouth.com, das bereits im vergangenen Jahr gestartet wurde, bisher aber man mir vorbei ging. Verantwortlich für das Projekt ist Esra’a Al Shafei, die auf der re:publica 2009 unser Gast war.

Die Idee von crowdvoice.org: Möglichst viele Web-Quellen zu bestimmten Protestthemen sollen gesammelt und durchsuchbar werden, sowohl das Zusammentragen der Links selbst als auch die Bewertung derselben passiert durch die Nutzer.

So richtig rund läuft das Ganze offenbar noch nicht, vor allem mangelt es nach meinem ersten Eindruck an thematischen Inhalten. Die Suche nach „Libya“ oder „Qaddafi“ funktioniert, wer jedoch etwas zu den Themen „Nato“, „Africa“ oder „Arabia“ sucht, scheitert.

Das muss aber noch nichts heißen, denn wie man aus Erfahrung weiß, können nutzerbasierte Portale ganz plötzlichen Zulauf erlangen, etwas, worauf crowdvoice.org noch zu warten scheint. Also: Post some links!

[gefunden im Facebook-Stream von Tom Noeding]

12

2008: Groupon-Gründer Andrew Mason schaut in die Zukunft

Ich habe eine Allergie gegen Gutscheine und Coupons und Billigangebote und Massendiscounts und Einkauf-Clubs und diesen ganzen Wahnsinn. Das kostet mich zwar jede Menge Geld, verbessert subjektiv aber mein Leben.

Groupon-Gründer Andrew Mason findet in mir also keinen guten Kunden, anscheinend jedoch genügend andere, denn sein Unternehmen geht gerade an die Börse und Mason gibt sich redlich Mühe, Investoren zu begeistern.

Vielleicht interessieren sich diese ja auch für das oben gezeigte Video aus dem Jahr 2008, in dem Mason beschreibt, wie er sich seine Site ThePoint.com (aus der Groupon hervorgegangen ist) im Jahr 2013 vorstellt.

Ein bisschen gruselig. Vor allem die Frisur.

[via]

2

Graham Linehan und Cory Doctorow im Gespräch

Schon wieder Cory Doctorow, diesmal aber gemeinsam mit Graham Linehan, Autor von – unter anderem – IT Crowd.

Während der „The Story“-Konferenz im vergangenen Februar unterhielten sich die beiden darüber, wie das Internet ihr Schreiben verändert hat und wie sie es schaffen, sich von den vielen Möglichkeiten im Web beim Schreiben nicht ablenken

Den Mitschnitt des Gesprächs gibt es bei Storythings zu hören, das Bild, auf das sich Linehan während des Podcasts als Inspiration für eine Folge der kommenden, neuen und letzten Staffel von IT Crowd bezieht, findet man hier.

[via]

25

Was passiert, wenn das Internet voll ist?

Der Vollständigkeit halber auch hier: Caro Korneli und Jakob Lundt waren für Extra3 bei der CDU-Medianight in Berlin und haben sich von Kulturstaatsminister Bernd Neumann erläutern lassen, dass Google und andere Unternehmen sicher schon ein Konzept für dem Moment haben, in dem das Internet voll ist.

Es wäre so lustig. Wenn es nicht so furchtbar wäre.

13

Lawrence Lessig beim eG8-Gipfel: „Schützt die Outsider“

Erst jetzt habe ich es geschafft, die Rede von Lawrence Lessig während des eG8-Gipfels anzusehen und kann nur allen halbwegs interessierten Leserinnen und Lesern empfehlen, es mir gleich zu tun (die Rede dauert nur zehn Minuten und startet bei 2:10). Denn Lessigs Anwesenheit war wichtig:

Inhaltlich gewohnt fundiert und erzählerisch herausragend führt Lessig die Anwesenden mit dem Vergleich von Regierungen mit Alkoholikern an sein Thema heran, das da heißt: „Schützt die Outsider“. Er warnt Regierungen davor, sich vor den Karren der Unternehmen spannen zu lassen („Their job is profit for them. Your job is the public good.“) und spannt einen geschickten Bogen von den oft von Jugendlichen und „Outsidern“ gegründeten und allen bekannten Internet-Giganten zur wirtschaftlichen Innovationskraft, die durch Angriffe auf die Netzneutralität gefährdet wäre. Und er schließt mit den Worten:

The future of the internet is not Twitter, it is not Facebook, it is not Google, it is not even Rupert Murdoch. The future of the internet is not here. It wasn’t invited. It doesn’t even know how to be invited, because it doesn’t yet focus on policies and fora like this. The least we can do is to preserve the architecture of this network that protects this future that is not here.

Übersetzung: Die Zukunft des Internet ist nicht Twitter, nicht Facebook, nicht Google und nicht einmal Rupert Murdoch. Die Zukunft des Internet ist nicht hier. Sie war nicht eingeladen. Sie weiß nicht einmal, wie man eingeladen wird, denn sie kümmert sich noch nicht um Richtlinien und Foren wie dieses. Das Mindeste, das wir tun können, ist die Architektur des Netzwerks zu erhalten, die diese Zukunft beschützt.

Für diese klaren Worte flog Lawrence Lessig dann auch gleich aus dem Empfehlungskatalog des eG8-Forums. Nach dem Klick gibt es noch ein ebenfalls sehenswertes Interview mit ihm vom eG8-Forum und ein weiteres Video von der alternativen eG8-Pressekonferenz mit Jérémie Zimmermann (La Quadrature du Net), Jeff Jarvis, Lawrence Lessig, Susan P. Crawford (ehemals ICANN), Jean-François Julliard (Reporter ohne Grenzen) und Yochai Benkler (Co-Direktor am Harvard’s Berkman Center for the Internet).
Read on my dear…

21

Should we stay or should we go?

Ein „zivilisiertes Internet“ fordert Nicolas Sarkozy mit dem eG8-Forum und meint damit das Ende der Netzneutralität. Und zunächst war ich begeistert von der Meldung, dass Cory Doctorow die Einladung zu diesem Gipfeltreffen abgesagt hatte. Die Gefahr einer Instrumentalisierung seiner Person ist schließlich durchaus gegeben, die Wahrscheinlichkeit, dass man ihm zuhören oder ihn ernst nehmen würde, gering, und obwohl ich Gespräche zwischen verschiedenen Netz-Vertretern für prinzipiell richtig halte, würde ich Sarkozy auf der Liste der vertrauenswürdigen Leitfiguren solcher Gespräche höchstens auf Platz 983 einstufen, direkt hinter Homer Simpson.

Doch nach weiterem Nachdenken (das passiert mir manchmal) fand ich es äußerst schade, dass Doctorow nicht dabei war. Denn es ist einfach viel leichter, in der Opposition zu verharren, immer wieder darauf zu bestehen, dass man Dinge besser wisse und könne (wovon ich in diesem Fall zwar ebenfalls überzeugt bin, in anderen aber vielleicht nicht) und nicht einmal als eingeladener Beobachter dabei zu sein, wenn sich die „Gegenseite“ trifft.
Read on my dear…

6

Happy Birthday, you hippie!

Robert Allen Zimmerman, ein wenig besser bekannt unter dem Namen Bob Dylan, feiert heute seinen 70. Geburtstag und liegt damit geschätzte drei Jahre über dem durchschnittlichen Alter des deutschen Feuilleton-Chefredakteurs, der sich darüber ganz besonders freut. Denn ein Pop-Musiker schafft es hierzulande schließlich nur dann auf die Titelseite einer deutschen Tageszeitung, wenn er entweder halbnackt und weiblich oder/und gerade in Afrika ist, oder eben das Rentenalter überschritten hat. Und Letzteres kommt halt viel seltener vor.

Dennoch gibt es natürlich auch von Spreeblick, Deutschlands jüngst gebliebenem Weblog der Welt, allerbeste und herzergreifend genölte Glückwünsche zum Geburtstag des Ur-Hippies, dessen enormer Einfluss auf die Popkultur bis heute unbestritten bleibt, obwohl viele seiner Original-Videos auf YouTube in Deutschland gesperrt sind (es sei denn, sie wurden in einen Google-Werbeclip verwandelt).

Sometimes I think this whole world is one big prison yard.
Some of us are prisoners, the rest of us are guards.
Bob Dylan, George Jackson

UPDATE Hier noch ein Bonustrack.

12

USA: Facebook beauftragte PR-Unternehmen mit Anti-Google-Kampagne

Ein Mangel an Geschichten rund um bekannte Internet-Giganten herrscht derzeit nun wirklich nicht: Nach dem kürzlichen Bekanntwerden einer jahrelang bestehenden Sicherheitslücke in der Facebook-API für App-Anbieter hat „Fake Steve Jobs“ Dan Lyons nun für The Daily Beast eine, wie er es nennt, „Schmieren-Attacke“ von Facebook gegen Google aufgedeckt.

Nur nach und nach – und nach einem vorwurfsvollen Artikel bei USA Today – gab Facebook dabei zu, den PR-Giganten Burson-Marsteller damit beauftragt zu haben, Artikel in großen Medien und Blogs zu lancieren, die Google ein Eindringen in die Privatsphäre der Nutzer unterstellen sollten. Als ein bekannter US-Blogger das Anliegen von Burson-Marsteller ablehnte und veröffentlichte, kam die Sache ins Rollen und die Suche nach dem Auftraggeber begann. Dass er „Facebook“ heißt, steht nun fest.
Read on my dear…

6

Interview mit Noha Atef, Journalistin und Bloggerin

Noha Atef ist Gründerin und Redakteurin von Tortureinegypt.net, einer Webseite, die durch Artikel, Fotos und Cartoons bis hin zu Videos und Audiodateien über Menschenrechtsverletzungen in Ägypten informiert. Die Journalistin und Bloggerin schreibt bereits seit mehreren Jahren für diverse ägyptische und andere Zeitungen der arabischen Welt und hielt auf der re:publica 2011 einen Vortrag zum Thema „Egyptian Social Media Stories – Revolting in the time of New Media“.

Im Interview sprach sie die Schwierigkeiten klassischer Medien bei der Berichterstattung über die ägyptische Revolutionsbewegung an und erklärte das Konzepte der Piggipedia, einem Flickr-Pool der dazu dient, gewalttätige Polizeibeamte öffentlich kenntlich zu machen. Außerdem ging sie noch einmal auf die Rolle Khaled Saids für die ägyptische Revolutionsbewegung ein und schilderte aus ihrer Sicht, inwiefern sich überhaupt von einer Social Media Revolution reden lässt bzw. welchen Einfluss diese Tools bei den politischen Umbrüchen in Ägypten haben.

Interview: Lili Masuhr, Schnitt: Nico Roicke, Kamera: Gunnar Weber

Weitere Interviews dieser Reihe:
Interview mit Tim Pritlove, Podcaster
Interview mit Jaclyn Friedman, Autorin und Aktivistin
Interview mit Kübra Gümüsay, Bloggerin
Interview mit Peter Sunde (Flattr)
Interview mit Philipp Schäfer (IDEO)